Archiv für Januar 24th, 2006

Symbolfoto XXIV

Mann, die sind verdammt flink bei “Bild”, könnte man meinen. Kaum werden in der irakischen Stadt Baidschi zwei deutsche Ingenieure entführt, da haben sie bei Bild.de auch schon Bilder dazu:

Haben sie aber gar nicht. Die zur Illustration der Schlagzeilen verwendeten Fotos wurden gar nicht bei der Entführung aufgenommen, sie sind auch nicht in der irakischen Stadt Baidschi entstanden, ja nicht einmal am Tag der Entführung. Nein, sie haben nicht nur überhaupt nichts mit der Geschichte zu tun, sondern auch nichts miteinander – außer, dass sie aus dem Fundus der Nachrichtenagentur AP gefischt wurden.

Das erste Foto (siehe Ausriss links und hier), mit dem Bild.de am Nachmittag die Schlagzeile auf der Startseite bebilderte, ist eine Collage. Sie zeigt irakische Polizisten am 20. Januar neben einem Polizeiauto, das bei einem Bombenanschlag in Bagdad zerstört wurde, und am linken Bildrand wurde ein weiterer, diesmal vermummter, Polizist in die Szenerie montiert. Warum auch immer.

Das zweite Foto (siehe Ausriss rechts und hier), das die Meldung im “Nachrichten”-Ressort ankündigt, entstand am 9. Januar vor dem Innenministerium in Bagdad. Es zeigt irakische Polizisten, die das Ministerium abschirmen, nachdem auf das Gebäude ein Anschlag verübt worden war. Einer von ihnen droht Presseleuten mit seiner Waffe, damit sie aufhören, ihn und seine Kollegen zu filmen.

Immerhin eine Gemeinsamkeit haben Illustration und Entführungsmeldung: Beides hat irgendwie mit Autos zu tun.

Da waren’s nur noch sechs

Es gibt sieben Weltwunder, sieben Hügel in Rom, sieben Zwerge, sieben Geißlein und Siebenbürgen, warum sollte Susanne Osthoff nur sechs Rätsel haben?

So mag sich die “Bild”-Zeitung gefragt haben, als sie die Schlagzeile “Die sieben Rätsel der Susanne Osthoff” erfand — und möglicherweise zu spät feststellte, dass ihr eigentlich höchstens sechs einfielen. “Bild”-Rätsel sieben geht jedenfalls so:

Das Fessel-Rätsel

Im “Stern” erzählte Osthoff: “Und weil meine Hände hinterm Rücken gefesselt waren, bin ich auf die Lippen gefallen … Die Handfesseln habe ich mühsam aufgebissen, um mich wenigstens im Kofferraum in die Ecke verkriechen zu können, damit ich bei Beschuß von hinten nicht gleich getroffen werde.”

Frage einer “Stern”-Leserin: “Wie kann es sein, daß sie ihre Handfesseln im Kofferraum aufgebissen hat, wenn doch ihre Hände auf dem Rücken gefesselt waren?” Die Redaktion erklärte die Ungereimtheit mit einer “Kürzung des Interviews”.

Tjaha, wirklich rätselhaft. Also, weniger die Fessel-Situation und auch nicht die Antwort des “Stern”, sondern die Entscheidung von “Bild”, nicht auch noch die nächsten beiden Sätze aus dem aktuellen “Stern” abzuschreiben:

Susanne Osthoff berichtete, dass sie beim Umladen in ein Fahrzeug der Entführer neu gefesselt wurde, die Hände vor der Brust. Während der weiteren Fahrt war sie im Kofferraum eingesperrt, wo sie sich unbeobachtet an den Fesseln zu schaffen machen konnte.

Diese Erklärung ist ähnlich bereits seit zwei Wochen auf stern.de zu lesen. Man hätte sie nur zitieren müssen, um das “Rätsel” zu lösen. Vorausgesetzt natürlich, man wäre an einer Lösung interessiert.

Danke an Cay D. für den Hinweis!

Oh, Backe!

Heute auf der letzten Seite von “Bild” in Christiane Hoffmanns “Ich weiß es!”-Kolumne:

Die Fotos, die “Bild” da abdruckt, stammen vom World Entertainment News Network (WENN) und werden auf der Internetseite folgendermaßen beschrieben:

Britney Spears and her brother Bryan experience car troubles on the Pacific Coast Highway. The pair driving in Kevin Federlines Ferrari, were helped by the paparazzi and then were picked up by the police.

Etwa: Britney Spears und ihr Bruder Bryan haben eine Autopanne auf dem Pacific Coast Highway. Die beiden, die in Kevin Federlines Ferrari unterwegs waren, bekamen Hilfe von Paparazzi und wurden dann von der Polizei mitgenommen.

Ob das nun origineller ist, als das, was Christiane “Ich weiß es!” Hoffmann sich offenbar, rums, ausgedacht hat, darüber kann man streiten, zumindest scheint es aber wahr zu sein – und man kann es auf sehr vielen, frei zugänglichen Internetseiten nachlesen.

Tja …

Mit Dank an Alex V. für den sachdienlichen Hinweis