Archiv für Mai 23rd, 2005

Jede Menge schräge Vögel (1)

Unser Kanzler ist Putins Kumpel, seine Frau wirbt so lieb für Hundefutter und unser Konsulat in der Ukraine läßt jede Menge schräge Vögel rein.

BILD-Autor Hauke BrostAnlässlich des Eurovision Song Contest widmet sich “Bild”-Kolumnist Hauke Brost heute Grundsätzlichem. Und wir widmen uns “Bild”-Kolumnist Hauke Brost. Denn das Leben ist eine Achterbahn, nur ungerechter.

Hintergrund: Wer ist Hauke Brost?

Ganz massive Probleme

Arbeitslose zum Intim-Verhör

Unter obiger Überschrift berichtete die “Bild am Sonntag” gestern, dass die Agentur für Arbeit plane, zukünftig “detaillierte Gespräche mit jedem Arbeitslosengeld-II-Empfänger” zu führen. Genauer gesagt hieß es in der “BamS”:

“Bevor sie eine Stelle vermittelt bekommen, sollen alle Empfänger von Arbeitslosengeld II bei ihrer Arbeitsagentur zum Intim-Verhör!”

Das ist falsch.

Die “Fragen nach privaten Details” (“Wie eng sind Ihre Beziehungen zu Freunden? Gehen Sie regelmäßig zum Arzt? Welche Kontakte zu Ihren Nachbarn pflegen Sie?”), die von der “BamS” aus einem durchaus umstrittenen, internen “Fachkonzept Beschäftigungsorientiertes Fallmanagement im SGB II” zitiert werden, sollen nicht, wie die “BamS” pauschal behauptet, “die Hartz-IV-Betroffenen beantworten, wenn sie einen neuen Job wollen”.

Die Fragen stammen vielmehr aus einer knapp 100-seitigen “Handlungsempfehlung” der Arbeitsagentur und seien “nur für Langzeitarbeitslose mit ganz massiven Problemen” gedacht bzw. “Langzeitarbeitslose mit massiven Schwierigkeiten, zum Beispiel Suchtproblemen” bzw. “Menschen, die wegen teils massiver persönlicher Problemsituationen von so genannten Fallmanagern betreut werden” und betreffen “nur wenige ALG-II-Empfänger” – weshalb denn auch beispielsweise die “Allgemeine Zeitung Bad Kreuznach” weitaus korrekter titelt:

BA: Kein "Intim-Verhör" für Arbeitslose

“Bild” weiß Russland nicht

Heute reden wir mal über Inkompetenz. Die “Bild”-Zeitung fordert nämlich heute ihre Leser auf, sich ihre Fernsehgebühren von der ARD “zurückzuholen”, weil der Grand Prix so schlecht war:

Was Ihr Peter Urban uns am Sonnabend zugemutet hat, war eine an Langeweile und Inkompetenz nicht zu überbietende TV-Katastrophe.

Der Hauptvorwurf, der fast die Hälfte des zugehörigen “Bild”-Artikels ausmacht, lautet wie folgt:

Hätten Sie gewußt, was “Belrus” bedeutet?

Nein? Macht nichts! 7,01 Millionen TV-Zuschauer wußten es bei der Übertragung des “European Song Contest” auch nicht. Weil die ARD nicht mal in der Lage war, die eingeblendeten Untertitel des ukrainischen Fernsehens zu übersetzen. BILD hilft: “Belrus” ist englisch und heißt übersetzt: Weißrußland …

Daran ist ungefähr alles falsch.

Der Wettbewerb heißt nichtEuropean Song Contest”, sondern “Eurovision Song Contest”. “Belrus” ist kein englisches Wort. Das Wort, das “Bild” meint, heißt “Belarus”. Das ukrainische Fernsehen hat auch “Belrus” nicht als “Untertitel” eingeblendet. Eingeblendet war “Belarus”, das englische Wort für Weißrussland.

Und an exakt dieser Stelle, an der das ukrainische Fernsehen “Belarus” einblendet, weil die weißrussische Punktevergabe zu sehen ist, sagt der “inkompetente” ARD-Moderator Peter Urban wörtlich dies:

Nun nach Weißrussland.

Jetzt können Sie natürlich immer noch den Vordruck von “Bild” benutzen, an die ARD schreiben und versuchen, sich Ihre TV-Gebühren zurückzuholen. Aber wenn Sie sich schon über Inkompetenz beschweren wollen, vielleicht schreiben Sie lieber woanders hin?

Nachtrag, 20.6.2005:
Am 16.6.2005 musste “Bild” eine entsprechende Gegendarstellung des NDR-Intendanten Jobst Plog abdrucken.