Archiv für Oktober 5th, 2004

We are the Champions VII

Der Axel Springer-Verlag gibt seit 1952 die “Bild”-Zeitung heraus und seit März 2004 beispielsweise auch die 14-tägliche Programmzeitschrift “TV Digital”, für die “die Premiere Fernsehen GmbH & Co. KG als strategischer Partner gewonnen werden” konnte und die zudem “von Premiere allen Abonnenten angeboten” wird.

Außerdem hatte Bild.de, also die Online-Ausgabe der im Axel Springer-Verlag erscheinenden “Bild”-Zeitung, bereits im November 2003 “zusammen mit Premiere” den sog. “Volks-Dekoder” im Angebot und es dabei nicht belassen, nein: Seither bekommen Besitzer einer Bild.de-Kundenkarte bei Bedarf sogar ein kostenloses Premiere-Probe-Abo, das sich nach Ablauf der Probezeit “automatisch in ein kostenpflichtiges Abo” verlängert, logo.

Wen wundert’s da noch, dass “Bild” auf der Titelseite jubelt:

“Der Bezahl-TV-Sender Premiere kann immer mehr Abo-Kunden verbuchen!”

Und dass “Bild” deshalb den Premiere-Chef Georg Kofler zum “Gewinner” des Tages macht, versteht sich nahezu von selbst

“Bild” ist vor Ort

Christina Mänz hat einen beneidenswerten Job. Für die Zeitungen des Springer-Verlages kommt sie richtig viel rum in der Welt. Als Britney Spears heimlich heiratete, berichtete sie aus Los Angeles. Als herauskam, dass Prinzessin Diana “keinen Oralsex” wollte, schickte sie ihren Bericht aus London. Und nun fuhr sie eigens nach Oslo, um dieser schlimmen Geschichte nachzugehen und einen Aufmacher für die “Bild”-Zeitung daraus zu machen:

Interessanterweise erschien ein Artikel über das gleiche Thema bereits am vergangenen Sonntag im “Observer”, aber das ist ja nichts Schlimmes: Vermutlich ist “Bild” durch die britischen Kollegen auf das Thema gestoßen und hat dann vor Ort selbst ein bisschen recherchiert; im “Bild”-Artikel werden zum Thema z.B. der norwegische Fischerei-Minister Svein Ludvigsen und die Tierschützerin Gill Sanders zitiert …

… die zufälligerweise auch die Gesprächspartner des “Observer” waren und zufälligerweise in “Bild” dasselbe sagen wie im “Observer”. Wie sich überhaupt im “Bild”-Artikel keine einzige Information findet, die nicht im “Observer”-Artikel steht.

Bleibt die Frage, was Christina Mänz in Oslo gemacht hat. Und ob sie vielleicht keine Journalistin ist, sondern eher sowas wie eine Übersetzerin. Jedenfalls ein beneidenswerter Job.