Archiv für September 23rd, 2004

Saufen ist out

Ehrlich! Siehe zum Beispiel die “Bild”-“In/Out”-Liste vom Mittwoch. “Out” sind:

“Diese Oktoberfest-oder-sonstwo-ich-sauf-so-viel-dass-
mein-Hirn-aussetzt-Trinker
– macht den Menschen zum Schwachmaten.”

Siehe aber auch die “Bild”-“In/Out”-Liste vom Donnerstag.
“Out” ist:

“Ein Mitten-in-der-Woche-Kater – lässt einen jedes Schlückchen zu viel und jede Sekunde Schlaf zu wenig bereuen.”

Was machen “Bild”-Redakteure eigentlich in ihrer Freizeit?

Sieben Monate später

Es sind ja nicht alle “Bild”-Geschichten falsch. Manche sind einfach nur alt.

17. Februar 2004, MSNBC:

4. März 2004, CBS:

14. März 2004, Spiegel Online:

23. September 2004, Bild:

Danke an Oliver B.!

Die letzten Geheimnisse

Seit Beginn der Woche berichtet “Bild” Frankfurt täglich über “die letzten Geheimnisse des Mörders” Magnus Gäfgen, der vor zwei Jahren den 11-jährigen Jakob von Metzler entführte und umbrachte. “Bild” druckt Auszüge aus dem Buch “Sie werden dich nicht finden”, für das die Journalistin Adrienne Lochte die Hintergründe des Falls recherchiert hat, und reichert diese mit Bemerkungen wie “Es sollte noch schlimmer kommen” an.

Heute nun die Schockschlagzeile: “So grausam quälte der nette Jugendleiter kleine Kinder.”

Gäfgen leitete “jahrelang (…) Kinderfreizeiten für seine Kirchengemeinde”! Um Gottes Willen, mit welch grausamen Methoden hat er die Kinder denn gequält?

Na ja: Auf einer Nachtwanderung erschreckte er gemeinsam mit einer Gruppe von Größeren die Kleinen, “die vor Grausen und Entzücken” “quietschten” (Lochte). Und in der Gruppenstunde spielten Kinder, die zu spät kamen, die “sterbende Kakerlake”, indem sie sich auf den Boden legten und mit Armen und Beinen strampelten.

Das mag zwar nicht gerade dem entsprechen, was man von einem Gruppenleiter in einer Kirchengemeinde erwartet. Ob es allerdings dazu reicht, Gäfgen in seiner Jugendgruppenzeit eine “dunkle, sadistische Seite” zu unterstellen, sei mal dahin gestellt.

Einfach cool!

“Mission unverständlich!” Tom Cruise wirbt schon seit Jahren für die “mysteriöse” und “umstrittene Sekte” Scientology. “Der Starschauspieler (…) eröffnete jetzt in Madrid ein neues Zentrum von ‘Scientology'”. Dabei setzt die “Psycho-Sekte” “in hohem Maß Methoden der Beeinflussung ihrer Mitglieder ein”, das deutsche Innenministerium warnt vor ihr und “der Verfassungsschutz hat Scientology beobachten lassen”! So stand’s am Montag in “Bild”.

Irgendwie ist dieser Tom Cruise also ein Typ, der einem suspekt sein sollte. “Bild” spekuliert: Womöglich scheiterte sogar seine Ehe mit Nicole Kidman an dem Engagement für Scientology. “Machte sein Glaube ihr Angst?”

Drei Tage später läuft nun Tom Cruises neuer Film “Collateral” in den deutschen Kinos an. Und “Bild” urteilt über seine Rolle im “Film der Woche”: “Tom Cruise als Bösewicht – einfach cool.”