Autoren-Archiv

Schwarzer, Unterschichten, Elektroschrott

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Bild setzt Alice Schwarzer auf Kachelmann an”
(heise.de/tp, Peter Mühlbauer)
Alice Schwarzer erhält von “Bild” eine wöchentliche Kolumne, in der sie den Prozess gegen Jörg Kachelmann begleitet. “Dass Kachelmann seine frühere Geliebte vergewaltigt hat, scheint für Schwarzer bereits festzustehen.”

2. “Offenheit: Mit Vorsicht zu genießen”
(fr-online.de, Daniel Bouhs)
Daniel Bouhs kommentiert die Meldung “Verbraucherzentrale kritisiert Bild-Shop” auf der Titelseite von “Bild” am Freitag.

3. “Lässt ‘Heute’ die Grünen für Dichand-Blasphemie büßen?”
(kobuk.at, Helge Fahrnberger)
Helge Fahrnberger sammelt kritische Schlagzeilen der Wiener Gratiszeitung “Heute” zur Partei “Die Grünen”: “Seit Ende Mai erschien alleine in der Printausgabe im Schnitt alle 3,7 Tage ein kritischer Artikel über die Grünen, darunter 21 große (mehrspaltige) Artikel. Angesichts des nur wenige Seiten umfassenden Politikteils eine enorme Menge.

4. “Die Aufregungsspirale”
(dradio.de, Brigitte Baetz)
Die Sarrazin-Debatte: Brigitte Baetz haben die vergangenen Tage gezeigt, dass Journalisten “nicht die Vermittler von Fakten und begründeten Meinungen, sondern die Veranstalter eines großen Kasperletheaters” sind.

5. Interview mit Gottfried Schatz
(nzz.ch, Francesco Benini)
Biochemiker Gottfried Schatz glaubt, man wisse noch zu wenig, um konkrete Aussagen zu vererbter Intelligenz zu machen. “Meine Vorfahren im südlichen Burgenland waren arme Bauern, deren Kinder meist als ungebildete Unterschicht in die USA zogen und sich dort emporarbeiteten. Hätte Sarrazin recht, stünde es um mein vererbtes intellektuelles Potenzial nicht zum Besten. Unterschichten haben uns grosse Genies geschenkt und werden dies wohl auch in Zukunft tun.”

6. “Ghana: Das Geschäft mit dem Elektroschrott”
(ardmediathek.de, Video, 7:10 Minuten)
Wie Elektroschrott aus Deutschland in Ghana verarbeitet wird.

Sarrazin, Sonntagsbären, Lucia R.

6 vor 9

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1. “Das verstehe ich nicht”
(sz-magazin.sueddeutsche.de, Andreas Bernard)
Andreas Bernard kann nicht verstehen, warum Thilo Sarrazins Buch “Deutschland schafft sich ab” von “Spiegel” und “Bild” vorabgedruckt wurde und es nun seit zehn Tagen “mit solcher Vehemenz als Debattenstifter in Erscheinung tritt”.

2. “Wo Rauch ist, da ist auch Feuer”
(zeit.de, Bernd Ulrich)
Bernd Ulrich stellt zur Sarrazin-Debatte fest, dass in den Medien “zumeist migrantenfreundliche Menschen tätig sind”. Jedoch wirke das, was sie sagen, oft steril, “die Absichten scheinen durch, Correctness ersetzt Kenntnis”. “Mittelschicht allüberall, mit sehr ähnlichen Biografien. Dass sich daraus keine lebendige Wahrnehmung der wirklichen Welt der Migranten ergibt, liegt auf der Hand.” Abgeholfen werden könnte dem durch die Verpflichtung von bisher in den Redaktionen unterrepräsentierten Gruppen (genannt werden Migranten, Arbeiterkinder oder Ostdeutsche).

3. Interview mit Lucia R.
(derstandard.at, Harald Fidler)
Die unbeteiligte Lucia R. wird von österreichischen Medien als Mordopfer und Prostituierte präsentiert. “Es verletzt wirklich sehr, wenn das eigene Bild in einem solchen Zusammenhang missbraucht wird. Sowas können nur wirklich unverantwortliche Menschen tun.”

4. “Branchenkritik – Sonntags gibt’s Enten”
(persoenlich.com, Peer Teuwsen und Ralph Pöhner)
Peer Teuwsen und Ralph Pöhner thematisieren die Schweizer Sonntagszeitungen: “Die wirtschaftlich lukrativen Wochenend-Titel züchten zwei Tiere, die bislang in der Zoologie unbekannt waren: erstens den Sonntagsbären, mit dem der Leserschaft eine übertrieben zugespitzte Wahrheit aufgebunden wird. Zweitens die Sonntagsente: Hier wird eine Nachricht (gestützt auf ‘Insider’ oder ‘gutinformierte Personen’) selbst bei wackliger Quellenlage veröffentlicht, wobei man notfalls eine Falschmeldung riskiert.”

5. “Gekaufter TV-Auftritt”
(beobachter.ch, Otto Hostettler)
Der medizinische Leiter der im Schweizer Fernsehen ausgestrahlten Sendung “Gesundheit Sprechstunde” kontaktiert per E-Mail “gezielt PR-Agenturen, die zahlungskräftige Pharmaunternehmen zu ihren Kunden zählen. Diese sollen einen fünfstelligen Betrag bezahlen, damit sie einen pharmagenehmen Experten für die Sendung vermitteln dürfen.” Siehe dazu auch “Fragwürdige Methoden bei Suche nach Sponsoren für ‘Gesundheit Sprechstunde'” (tagesanzeiger.ch, Maurice Thiriet).

6. “Bitte aufblättern”
(magda.de, Sabine Böhne)
Sabine Böhne versucht, Studenten das Zeitungslesen beizubringen.

Die Sautreiber der Schweinegrippe

Die Dresdner Regionalausgabe von “Bild” hat eine “Riesenpleite” entdeckt, nach der inzwischen kein Hahn mehr kräht:

Riesenpleite mit der Schweinegrippe

Schweinegrippe! So hieß die Sau, die im vergangenen Jahr durch jedes deutsche Dorf getrieben wurde. Möglichst jeder sollte sich gegen das “gefährliche, tödliche Virus H1N1” impfen lassen.

Ja, möglichst jeder, auch in der “Bild”-Redaktion. Chefredakteur Kai Diekmann “war der Erste”. Um die Bedenken jener zu zerstreuen, die unsicher waren, ob sie diese Impfung auch wirklich brauchen.

Trotz oder wegen des Vorbilds Diekmann oder wegen möglicher Risiken und Nebenwirkungen reagierten die meisten Bürger zurückhaltend auf die Impfung. Inzwischen sind die Impfdosen verfallen und für den Steuerzahler viele Millionen Euro Kosten aufgelaufen.

Es bleibt, über die Ursache der “Riesenpleite” nachzudenken. Wer es war, der diese “Sau” im vergangenen Jahr durch “jedes deutsche Dorf getrieben” hatte.

Bei “Bild” und “Bild am Sonntag” war das Thema Schweinegrippe im Herbst 2009 in weniger als einem Monat zwölfmal die Titelgeschichte (BILDblog berichtete).

Überhaupt wurden 2009 dazu viele, sehr viele Artikel veröffentlicht. Die folgende Auswahl ist daher sicherlich unvollständig:

28. April 2009:

So schlecht sind wir auf die Schweinegrippe vorbereitet

16. Juni 2009:

Wann gibt es endlich einen Impfstoff?

15. Juli 2009:

Reicht der Impfstoff wirklich für alle Deutschen?

17. Juli 2009:

Bekomme ich als Rentner keine Impfung mehr ab?

5. August 2009:

Warum werden nicht alle Deutschen gratis geimpft?

Am 11. November 2009 forderte “Bild” von Gesundheitsminister Philipp Rösler, Schluss zu machen mit dem “Schweinegrippen-Chaos”. Punkt 1 lautete:

Verhängen Sie Vertragsstrafen für Impfstoffhersteller GlaxoSmithKline, wenn nicht genügend Impfstoff oder nicht pünktlich geliefert wird!

Und jetzt nochmals die Empörung darüber rund zehn Monate später:

150 Millionen Dosen Impfstoff wurden eiligst im Dresdner Pharmaziewerk „GlaxoSmithKline“ produziert. Ein Milliardengeschäft! Allein Sachsen orderte ca. 1,5 Millionen Dosen Impfstoff für rund 20 Millionen Euro.

Und heute? Die Riesenpleite. Kein Hahn kräht mehr nach der Schweinegrippe. Laut Robert Koch-Institut ließen sich gerade mal 340 200 (8,1 %) der 4,2 Millionen Sachsen impfen. Die verbliebenen Dosen stehen nun in Lagern und verfallen nach und nach!

Exekutivpolitiker sind bei drohenden Pandemien in der Zwickmühle. Treffen sie keine Vorkehrungen für den Worst Case, wird ihnen schon präventiv eine mögliche Verantwortungslosigkeit vorgeworfen. Medien wie “Bild” dagegen sind bei drohenden Pandemien in einer komfortablen Ausgangslage. Sie können zwar Panik schüren, müssen sich aber nicht für die Folgen verantworten.

Duckmäuser, Farbbänder, Das Magazin

6 vor 9

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1. Interview mit Volker Lilienthal
(freitag.de, Matthias Dell)
Für Volker Lilienthal sind Journalisten heute zu häufig Duckmäuser. Er empfiehlt ihnen Haltung: “Es gibt ein Bedürfnis nach natürlicher Autorität, Kinder brauchen Vorbilder. Genauso braucht man in der öffentlichen Wahrnehmung Figuren, zu denen man ein wenig aufblicken kann, Journalisten, von denen man glaubt, dass die etwas zu sagen haben, dass die sich etwas trauen.”

2. “Generation Farbband”
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Christian Jakubetz denkt über Journalisten seines Alters nach, die die Entscheidungen in den Printverlagen treffen. “So lange es aber meine Generation ist, die Entscheidungen fällt, sie aber gleichzeitig nicht ernsthaft versteht, was da überhaupt passiert, wird es schwierig werden, die richtigen Entscheidungen zu bekommen. Und solange werden sie weiter untergehen, die Vertreter und die Medien der ‘old school’.”

3. “Eingebetteter Journalismus”
(knappdaneben.net)
Max Küng, Mitarbeiter von “Das Magazin”, schreibt einen Artikel über ein von Jörg Boner (“Atelier Pfister”) designtes Bett. Gleichzeitig erscheint auf der Facebook-Seite der Firma ein von ihm geführtes Interview mit Boner. Küngs Chefredakteur, Finn Canonica, meldet sich in den Kommentaren: “Max Küng hätte nie für Möbel Pfister ein Interview machen dürfen und anschliessend bei uns im Blatt über den selben Designer schreiben. Das war ein fast unverzeihlicher Fehler, das wird nicht mehr vorkommen.”

4. “Tabloid Hack Attack on Royals, and Beyond”
(nytimes.com, Don van Natta Jr., Jo Becker and Graham Bowley, englisch)
Ein langer Artikel befasst sich mit den britischen Journalisten, die in den Besitz der PINs der Handy-Mailboxen von Mitgliedern des Königshauses kamen und diese abhörten.

5. “Washington Post Suspends Columnist for Twitter Hoax”
(nytimes.com, Joseph Plambeck, englisch)
Ein Sportkolumnist der “Washington Post” wird beurlaubt, weil er, angeblich absichtlich, eine Fehlinformation twitterte.

6. Interview mit Gina
(laurencethio.de)
Gina erzählt Laurence Thio von ihrem Praktikum in der Online-Redaktion von “Cicero”. “Zu der Zeit war gerade der neue Chefredakteur Michael Naumann beim Cicero und der wollte auch etwas an der Inneneinrichtung verändern. Und da haben wir ihm irgendwelche Spiegel hin und her getragen und Obstschalen von A nach B verrutscht.” Eine zweite Meinung ist in den Kommentaren zu lesen.

Sarrazin, Schwalbenschwänze, Abmahnungen

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1. “Bekenntnis zu Sarrazin”
(sprengsatz.de, Michael Spreng)
Michael Spreng hätte, anders als “Bild” und “Spiegel”, das derzeit in vielen Medien verhandelte Buch “Deutschland schafft sich ab” von Thilo Sarrazin nicht vorabgedruckt. “Ohne die beiden spektakulären Vorabdrucke wäre der Aufmerksamkeitspegel nicht über Normalmaß gestiegen: Sarrazins Buch wäre ohne sie nicht über den Zweispalter im Politikteil oder im Feuilleton hinausgekommen, Sarazin hätte sein Buch nicht vor 250, sondern vor maximal 50 Journalisten vorgestellt, er wäre nicht die Spitzenmeldung aller TV-Nachrichten geworden.”

2. “Keine Sympathien für ein Leistungsschutzrecht”
(nzz.ch, ras.)
Die “NZZ” zählt fünf Gründe gegen ein Leistungsschutzrecht für Presseverleger auf: Die Urheberrechte sind bereits geschützt, niemand ist gezwungen, Inhalte kostenlos anzubieten, niemand muss sich von Suchmaschinen finden lassen, der freie Fluss des digitalen Markts kann nicht verboten werden, das Gesetz wäre als Gebührenerhebungssystem ein “grenzüberschreitendes bürokratisches Monster”.

3. “Abmahnungen gegen Blogs”
(spiegel.de, Frank Patalong)
Frank Patalong stellt die Firma Righthaven LLC vor: “Das Unternehmen wurde gegründet, um Blogs gezielt wegen der Verletzung von Coyprights zu verklagen.”

4. “Kleine Formate ganz groß”
(journalist.de, Videos)
Christian Bartels und Svenja Siegert stellen gelungene Web-Experimente von Journalisten vor.

5. “Off topic? Die siamesischen Falter”
(ag-athe.at)
Ein Artikel in der “Kronen Zeitung” über Schwalbenschwänze erheitert derzeit Biologen.

6. “Kleider machen heute”
(juliane-wiedemeier.de)
Juliane Wiedemeier analysiert die Bekleidung von Moderatorinnen bei ARD und ZDF.

Sarrazin, RTL-Videotext, Jessen

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1. “Sarrazin führt Deutschland vor”
(konjovic.de, Georg Konjovic)
“Es steht 5:0 für Thilo Sarrazin im Spiel ‘Provokanter Autor’ versus ‘Hysterie-süchtige Republik’.”

2. “Sarrazin und die Medien: Pure Heuchelei”
(carta.info, Robin Meyer-Lucht)
Für Robin Meyer-Lucht hatte die “Huldigung in Blitzlichtgewittern” anlässlich der Pressekonferenz zur Buchvorstellung von Thilo Sarrazin etwas Bedrückendes. Der Journalismus renne “sklavisch der Gier des Publikums nach”, denn Sarrazin sei “aus dem Stoff gemacht, der Auflage bringt”, ein “Auflagen- und Aufmerksamkeitsgoldstück”. Siehe dazu auch “Ein Abgrund an Journalismus-Verrat” (blog-cj.de, Christian Jakubetz).

3. “Reisebetrug über RTL-Videotext”
(ndr.de, Video, 7:20 Minuten)
Eine auf RTL Videotext geschaltete Werbeanzeige für Urlaubsreisen stellt sich als betrügerisches Angebot heraus.

4. “Vom Mordopfer ein falsches Bild machen”
(derstandard.at, Harald Fidler)
“Krone”, “Österreich” und “Kurier” veröffentlichen ein Bild einer ermordeten Frau, das unter ihrem Namen bei Facebook zu finden war. “Ob es tatsächlich die Seite des Opfers war, oder, wofür es Hinweise gibt, einer Frau gleichen Namens gehört, war Sonntag nicht zu eruieren.”

5. “Die häufigsten Fehler der taz-Autoren”
(blogs.taz.de/hausblog, Matthias Fink)
“Der häufigste Fehler ist aber sicher das Auseinanderschreiben von allem und jedem. Selbst wer weiß, dass die reine Getrenntschreibung nicht das Wahre ist, setzt oft nur einen Bindestrich, wobei ‘Heinrich Heine-Straße’ mit ‘Heinrich-Heine Straße’ konkurriert.”

6. “Sag beim Abschied leise Servus!”
(zeit.de, Jens Jessen)
“Zeit”-Feuilletonchef Jens Jessen mahnt zur Zurückhaltung beim Ausstand nach dem Praktikum. “Als ich zum Ende meiner Hospitanz bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mehrere Bleche Pflaumenkuchen servierte, wurde dieser zwar gerne gegessen – aber vielleicht auch zu gerne, denn der Feuilletonchef verabschiedete mich mit den Worten, dies sei der beste Artikel, den ich bisher abgeliefert hätte.”

Finanzjournalismus, Groschenromane, Mathias

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1. “Bilanzen, Blödsinn und Bernanke”
(markusgaertner.com)
Wie gehen Finanzjournalisten mit Zahlen um, fragt sich Markus Gärtner: “Wir lassen uns von Ämtern, Investmentbanken und Lobbyorganisationen wie Verbänden mieses Zahlenmaterial andrehen und nehmen es für bare Münze. Wir haben auch keine Zeit, tiefer in dicken Quartals- und Jahresberichten zu graben. Das habe ich erst richtig gemerkt, als ich anfing diesen Blog aufzubauen und Themen zu recherchieren, für die Zeitungen keine Zeit haben.”

2. Interview mit Gisela Friedrichsen
(tagesspiegel.de, Thomas Eckert und Joachim Huber)
“Spiegel”-Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen wird gefragt, ob sie bereits in der Rolle der “Kachelmann-Expertin” sei: “Plappern Sie doch nicht so dummes Zeug nach! Sie beleidigen mich! Im Fernsehen gibt es nur ‘Experten’: Adelsexperten, Terrorismusexperten, Geheimdienstexperten, Gesundheitsexperten, Asienexperten etc. Dass ich nicht lache: Kachelmann-Expertin! Ich kenne diesen Herrn nicht. Ich werde den Prozess gegen ihn beobachten, wie ich tausend andere Prozesse auch beobachtet habe. Über den Fall habe ich bisher einen einzigen kurzen Kommentar geschrieben …”

3. “Für wie blind hält Sky eigentlich den Zuschauer?”
(sportmedienblog.de)
Das Sportmedienblog stellt fest, dass die Bundesligakonferenz “- anders als beworben – gar nicht vollständig in nativem HD ausgestrahlt” wird.

4. “Mächtige Burschen, raue Gesellen”
(sueddeutsche.de, Katharina Riehl)
Katharina Riehl besucht einen Schreiber von Groschenromanen: “Die Welt von Dieter Walter ist eine Wohnung am Stadtrand von Augsburg. Ein kleines Wohnzimmer mit freundlichen Stofftieren, an der Tür hängt ein rotes Stoffherz mit der Aufschrift ‘Ich liebe dich’, an den Wänden Fotos von ihm und seiner philippinischen Ehefrau.”

5. “Probieren statt kopieren”
(fr-online.de, Peer Schader)
Peer Schader porträtiert die Firma Brainpool aus Köln, die hinter Sendungen wie “TV Total”, “Unser Star für Oslo” und “Ladykracher” oder Serien wie “Pastewka” oder “Stromberg” steht.

6. “Mathias”
(shripsinn.blogspot.com)
Shrip entdeckt in der “taz” einen Mathias.

Benaissa, Superstau, Martinetti

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1. “Was würde Tucholsky zum ‘Nadja-Prozeß’ schreiben?”
(raflauaus.de, Achim Flauaus)
Rechtsanwalt Achim Flauaus schaut den Journalisten beim Prozess gegen Nadja Benaissa zu: “Nachdenklich stimmt vor allem der unfaßbare Aufwand, mit kilometerlangem Kabelsalat, unzähligen Kameras und Stativen und den unvermeidlichen und halsbrecherisch in die Fahrbahnen hineinragenden oder auf Gehwegen abgeparkten ‘Ü-Wagen’ (sagt man so?) mit monumentalen Satellitenschüsseln auf dem Dach und das alles in einer Anzahl, als gelte es über die Ankündigung des 3. Weltkrieges oder zumindest einen ‘G-8-Gipfel’ zu berichten.”

2. “Hart aber leer”
(spiegel.de, Stefan Kuzmany)
Stefan Kuzmany analysiert “Hart aber Fair” mit Frank Plasberg. “An wirklichen Ergebnissen ist er nicht interessiert – sondern nur an der nächsten Pointe.”

3. “Schlecht, schlechter, Sportjournalismus”
(feed-magazin.de, Daniel Wichmann)
Daniel Wichmann rezensiert ein Buch von Simon Grünke: “‘Hofberichterstattung im System Sport’ ist ein Buch für alle, die sich abends in der Kneipe oder morgens im Büro gerne über kumpelhafte Moderationen à la Johannes B. Kerner oder seichte Interviewversuche von ‘Duzmaschine’ Waldemar Hartmann aufregen können.”

4. “Die Chemie stimmt”
(juliane-wiedemeier.de)
Inhalte der Website der Tageszeitung “Die Rheinpfalz”, Rheinpfalz.de, werden auf Rheinneckarweb.de mit Inhalten des lokalen Chemiekonzerns BASF geteilt. Juliane Wiedemeier schreibt dazu: “Doch, die PR-Abteilungen von Chemie-Konzernen wissen schon, was sie tun. Was die Rheinpfalz allerdings geritten hat, bleibt mir unerklärlich.”

5. “Vom rätselhaften Verschwinden des Mega-Staus”
(blog.tagesschau.de, Ariane Reimers)
Ariane Reimers macht sich in China auf die Suche nach dem in den Medien vermeldeten 100 Kilometer langen Superstau. Doch sie findet ihn nicht: “Vielleicht hat irgendjemand einfach nur diese vielen kleine Staus zusammengezählt und daraus den Super-Stau komponiert. Und weil es so eine schöne Geschichte ist, haben andere sie dann auch geschrieben.”

6. “Nella Martinetti – Ein Leben zwischen Applaus und Abgrund”
(sf.tv, Video, 25:49 Minuten)
Ein Porträt der Schlagersängerin Nella Martinetti, die seit Jahrzehnten in enger Symbiose mit dem Boulevard lebt und von sich sagt, sie sei “kamerasüchtig” und eine “Blick-Frau”.

Stände, Räte und Mehre

Noch bevor die Schweizerische Bundeskanzlei im amtlichen Bundesblatt die Vorprüfung der Volksinitiative mit dem Titel “Todesstrafe bei Mord mit sexuellem Missbrauch” vermelden konnte, schrieben die Medien schon weltweit darüber. Einen Tag nach Beginn der bis Februar 2012 dauernden Sammelfrist für die benötigten 100.000 Unterschriften verkündete das Initiativkomitee den Rückzug der Initiative.

Auf ihrer Website todes-strafe.ch schrieben die Initianten:

Unser Hauptziel war die Bevölkerung auf die Missstände aufmerksam zu machen.

Auch Sueddeutsche.de dachte über die möglichen Folgen der nicht zustandekommenden Initiative nach, verirrte sich dabei aber:

Um die Verfassung dann tatsächlich zu ändern, muss allerdings auch die Mehrheit des Ständerats, also die Vertretung der Kantone im Parlament, dem Beschluss zustimmen.

Aber dennoch: Würde eine solche Volksinitiative zunächst zugelassen, dann vom Volk und vom Parlament angenommen, würde die Verfassung der Schweiz gegen die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK) stehen.

Eine Entscheidungsmacht hat das aus Nationalrat (Entsprechung in Deutschland: Bundestag) und Ständerat (Entsprechung in Deutschland: Bundesrat) bestehende Schweizer Parlament bei Volksinitiativen keine.

Entschieden werden Volksinitiativen durch das Volksmehr (die Mehrheit der gültigen Stimmen der Bürger) und das Ständemehr, also die Mehrheit der Stimmen in den Kantonen.

Im Unterschied zur rein repräsentativen Demokratie ist es ja der Sinn der direkten Demokratie, das Volk ohne Umwege über das Parlament entscheiden zu lassen.

Mit Dank an Fabian P.

Karan, Castings, Innovationsprojekte

6 vor 9

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1. “Die Märchen von Ian Karan”
(ndr.de, Video, 4:02 Minuten)
Verschiedene Medien verbreiten die Aussage von Ian Karan, Bundeskanzlerin Merkel habe ihn persönlich dazu aufgefordert, die deutsche Staatsangehörigkeit anzunehmen.

2. “Justizministerin stärkt Freiheit der Presse”
(bmj.bund.de)
Ein neuer Gesetzentwurf (PDF-Datei) der Bundesregierung soll dazu beitragen, “das Vertrauen der Menschen in den Rechtsstaat zurückzugewinnen”: “Damit Jour­na­lis­ten ohne Angst vor Straf­ver­fol­gung re­cher­chie­ren können, wer­den sie zu­künf­tig nicht mehr wegen Bei­hil­fe zum Geheimnisverrat ver­folgt, wenn sie ihnen zu­ge­spiel­te Dienst­ge­heim­nis­se veröffentlichen. Die Pflicht, be­stimm­te Informa­tio­nen ge­heim zu hal­ten, trifft nur die je­wei­li­ge Amts­per­son – nicht aber den Journa­lis­ten.”

3. “Castingshow ‘X Factor’ manipuliert Gesang”
(diepresse.com)
Ein Sprecher der britischen Castingshow “X Factor” gibt gegenüber der BBC zu, dass Darbietungen nachträglich optimiert wurden.

4. “Steht ‘Gratiszeitung’ für ‘Wir klauen deine Fotos’?”
(kobuk.at, Helge Fahrnberger)
Helge Fahrnberger findet ein auf seinem Blog veröffentlichtes Foto in den Zeitungen “Österreich” und “Heute” wieder.

5. “Die Gesellschaft der Beachtungsexzesse”
(faz.net, Bernhard Pörksen und Wolfgang Krischke)
Bernhard Pörksen und Wolfgang Krischke denken über die “Casting-Gesellschaft” nach: “Sein heißt hier zuerst: medial stattfinden. Und man findet statt, indem man – je nach Format, je nach Publikum – das Gewünschte liefert. Geschichten, starke Bilder, Konflikte, illustrative Schicksale, Personen, die Spannung erzeugen, plakative Formulierungen, deutliche Wertungen.”

6. “Wenn Deutschland das Internet entwickelt hätte…”
(netzwertig.com, Martin Weigert)
Was, wenn das Internet “als offizielles ‘Innovationsprojekt’ in Deutschland konzipiert worden wäre”?

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