Autoren-Archiv

Gleichstellung, Kummer, Hitler

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Spiegel-Online und die Studie zur Geschlechtergleichstellung”
(campus-web.de, Sebastian Eckert)
Sebastian Eckert prüft die Meldung “Deutschland fällt bei Frauen-Gleichstellung zurück” auf “Spiegel Online”. “Anstatt dass der Spiegel titelt: ‘Frauen in Deutschland gleichgestellter denn je’, spricht er von einem (nominalen) Rückfall im Ländervergleich. Das stimmt natürlich, Platz 13 ist schlechter als 12. Im internationalen Vergleich hat man sich aber nicht ‘deutlich verschlechtert’.”

2. Interview mit Markus Notter
(zeit.de, Peer Teuwsen)
Peer Teuwsen diskutiert mit Markus Notter, sozialdemokratischer Regierungsrat im Kanton Zürich, die Frage, wie sich Medien und Politik gegenseitig beeinflussen: “Alles, was in der Boulevardpresse auf der Front erscheint, interessiert die Politiker. Aber mehr nicht. (…) Es hat eine flächendeckende Boulevardisierung der Themen und ihrer Aufbereitung stattgefunden. Das scheint kommerzielle Gründe zu haben.”

3. “Der höllisch lange Freitag in ‘Heute’: 427 Stunden!”
(kobuk.at, Peter Pfeiffer)
Kobuk.at rechnet eine Kalkulation der Gratiszeitung “Heute” nach: “6398 Crashes, alle vier Minuten einer – ein Freitag dauert also 25.592 Minuten, rund 427 Stunden.”

4. “Unsere tägliche Desinformation”
(blog.markusgaertner.com)
Markus Gaertner holt die Schlagzeile “OPEC boosts oil demand forecast” auf den Boden zurück.

5. “Welt des Journalismus (17)”
(zweitens-magazin.de, max)
Max hat sich den Film “Bad Boy Kummer” über Tom Kummer angesehen. “All die Empörung seiner Weggefährten von einst, die ihren Beruf bedroht sehen durch seine Machenschaften, sie geht am Punkt vorbei: dieser Mann machte keinen Journalismus, auch keinen New Journalism und keinen Borderline-Journalism, er arbeitete im und mit dem Journalismus, um etwas Umfassenderes zu diskutieren, vielleicht ohne es dabei selbst zu durchschauen.”

6. “Ihre Meinung zu BILD, Herr Hitler?”
(eulenspiegel-zeitschrift.de)
Eine etwas andere Version der Kampagne “BILD Dir Deine Meinung!”.

Gerichtszeichner, Tom Kummer, Klickstrecken

6 vor 9

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1. “Kachelmann im Profil”
(tagesspiegel.de, Sonja Pohlmann)
Gerichtszeichner müssen “realitätsnah und möglichst objektiv” zeichnen, aber zu exakt dürfen die Zeichnungen auch nicht sein. “Als Bachmann die markanten Züge des mutmaßlichen Opfers von Kachelmann wiedererkennbar zeichnete, musste das Bild anschließend mit einem Streifen über den Augen gepixelt werden.”

2. Interview mit Miklos Gimes
(nzz.ch, Bettina Spoerri)
Miklos Gimes hat einen Film über Tom Kummer gedreht, der “bereits 1991/92 Artikel teilweise oder ganz zu erfinden begonnen hatte”. Trailer von “Bad Boy Kummer” (youtube.com, Video, 1:39 Minuten).

3. “Die Verteidiger der Currywurst”
(taz.de, C. Akyol und S. Grimberg)
Die Integrationsdebatte bei “Bild”: “Bild mag oberflächlich tiefgründig tun und sich Integration und Völkerball auf die Fahnen schreiben. Drinnen bleibt das Blatt der verlässliche Anheizer, dem kein populistischer Aufschlag zu billig ist, um das angeblich gesunde Volksempfinden noch ein bisschen weiter hochzukochen.”

4. “Der Deutsche Fernsehpreis ist tot”
(meedia.de, Jens Schröder)
Jens Schröder kommentiert die “unvergleichlich erfolglose Reform” des Deutschen Fernsehpreises.

5. “Abschied von meiner Bibliothek”
(revierflaneur.de)
Der Revierflaneur löst seine sich in 153 Kartons befindliche Bibliothek auf. “Was dereinst so hochfahrend aufgebaut wurde, muss nun peu à peu wieder abgetragen werden. Aber kommentarlos? Doch weißgottnicht! An den Kommentaren soll es nicht hapern.”

6. “Die Wunder der Klickstrecke”
(137b.org, zeitweise)
“Text ist der natürliche Feind einer effektiven Klickstrecke. Denn er wird nicht gelesen. So wie dieser hier.”

DAPD, Tagesschau, Philipp Rösler

6 vor 9

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1. “Steckt der dapd in der Wachstumsfalle?”
(meedia.de, Daniel Bouhs)
Die Nachrichtenagentur DAPD meldet am Freitagmorgen, die Würth-Gruppe verlege ihren Konzernsitz in die Schweiz. Doch das stimmt so nicht, “eine freie Mitarbeiterin habe den E-Mail-Verkehr mit dem Konzern ‘falsch interpretiert’. Weil das Material in sich plausibel gewesen sei, habe auch das Vier-Augen-Prinzip beim Herausgeben der Texte nichts verhindert.”

2. “Auf Tagesschicht bei der Tagesschau”
(dradio.de, Jörn Klare)
Eine Reportage über den Produktionsprozess von Nachrichten bei der “Tagesschau”. Auch als Audio, 26:19 Minuten.

3. “Medialer Missbrauch”
(blogs.sueddeutsche.de, Johannes Boie)
Johannes Boie kommentiert die RTL2-Sendung “Tatort Internet”: “Während RTL2 und die Medienpartner Bild und Stern in der Berichterstattung über die Sendung suggerieren, dass damit ein Tabu gestützt werden soll, nämlich jenes, Kinder als Sexualobjekte zu sehen, werden tatsächlich während der Sendung Tabus gebrochen. Zuallererst jenes, auf Kosten sexuell misbrauchter Kinder Quote zu machen.”

4. “Politiker brauchen mehr Mut zu klaren Worten”
(welt.de, Philipp Rösler)
Gesundheitsminister Philipp Rösler meint, man sollte sich nicht wundern, “wenn Politiker alle gleich geschliffen, glatt und langweilig klingen”. “Zunehmend vermeiden Politiker aller Parteien Aussagen, die auch nur den Hauch einer möglichen Zuspitzung in sich bergen. Tun sie das nicht, führt die folgende Diskussion aufgrund vielerlei Überreaktionen zu einer völligen Verzerrung der eigentlichen Aussage.”

5. “BBC alters link guidelines for online articles”
(guardian.co.uk, Josh Halliday, englisch)
Die BBC ändert die Richtlinien für Links online: “Reporters must now link to primary sources such as articles published in scientific journals, rather than simply linking to the homepage of the journal.”

6. “indiana jones der kulinarik trifft gemüsefetischist in istanbul”
(henusodeblog.blogspot.com, bugsierer)
“Das Magazin” kündigt einen neuen Journalisten als “Indiana Jones der Kulinarik” an. Sein erster Text handelt vom “besten Restaurant der Welt”.

Das Haus, Tatort Internet, RTL aktuell

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1. “Bauen – Werben – Sicher surfen”
(brainweich.de, Sabrina Gehder)
Sabrina Gehder liest in der Burda-Zeitschrift “Das Haus” vom “Internet in all seinen bedrohlichen Facetten”.

2. “T@tort Internet oder: Niveau und Journalistenethos verzweifelt gesucht”
(heise.de/tp/blogs, Bettina Winsemann)
Für Bettina Winsemann ist die neue RTL2-Sendung “Tatort Internet” “eine der infamsten Sendungen”, die sie jemals gesehen habe – sie verdiene das Prädikat “besonders widerlich”. Die Erstausstrahlung hat sich auch Stefan Niggemeier angesehen.

3. Interview mit Dana Priest
(taz.de, Steffen Grimberg und Bernd Pickert)
Dana Priest von der “Washington Post” glaubt nicht, dass man als Journalist eine Journalistenschule besuchen muss: “Man braucht eine Art zu denken und eine journalistische Ethik, und die lernt man, wenn man unter erfahrenen Journalisten arbeitet.”

4. “Mein Leben ohne Fernseher”
(jetzt.sueddeutsche.de, Simon Hurtz)
Simon Hurtz über seine Kindheit ohne Fernsehen: “Während die meisten Menschen bei jeder Nachricht sofort Gesichter und Bilder aus der Tagesschau vor Augen haben, verbinde ich damit nur die Stimme eines Nachrichtensprechers oder die Überschriften der Zeitungen.”

5. “The Curse of Wikipedia strikes Norman Wisdom”
(theregister.co.uk, Andrew Orlowski, englisch)
Die Zeitungen “Mirror” und “Guardian” übernehmen in Nachrufen auf Norman Wisdom falsche Informationen von Wikipedia.

6. “Kursverfall im Weinkeller”
(juliane-wiedemeier.de)
Juliane Wiedemeier versucht eine Grafik bei “RTL aktuell” zu deuten.

Süddeutsche Zeitung, David Remnick, Mad Men

6 vor 9

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1. “Die verdeckte PR im Boulevard”
(ndr.de, Video, 7:42 Minuten)
“Zapp” zeigt, wie Videomaterial der Firma lucky7even auf Bild.de oder in die ProSieben-Sendung “Taff” übernommen wird. Stern.de bezahlte für das Material gar einen Drittanbieter.

2. “Fehler über Fehler”
(journalistik-journal.lookingintomedia.com, Colin Porlezza, Stephan Ruß-Mohl und Marta Zanichelli)
Ein Forschungsprojekt wertet Fehler in Regionalzeitungen der deutschen Schweiz und Italien aus. Eine Übersicht zeigt: “Vier faktische Fehler wurden von den Befragten besonders häufig moniert: Reißerische Überschriften, die den Tenor des tatsächlichen Geschehens nicht widerspiegeln, entstellte Zitate, falsch wiedergegebene Zahlen und Orthografiemängel.” Weitere Artikel zum Thema finden sich in der Ausgabe “Medienselbstkontrolle im Wandel”.

3. “Die Wachhunde der Wachhunde”
(brodnig.org, Ingrid Brodnig)
Ingrid Brodnig präsentiert das seit einem halben Jahr existierende Blog “Kobuk” als “weiteres Beispiel dafür, wie das Web zum Wachhund der Wachhunde wird”.

4. “Happy Birthday, Süddeutsche Zeitung!”
(medien-monitor.com, Helene Pawlitzki)
Zum 65. Geburtstag huldigt Helene Pawlitzki in sechs Artikeln der “Süddeutschen Zeitung”. Der abtretende Chefredakteur, Hans Werner Kilz, sagt in einem langen Gespräch: “Immer wenn über die Krise der Zeitungen gesprochen wird, lamentieren die Journalisten am lautesten. Die sollen sich um ihre Arbeit kümmern und das Lamentieren dem Verlag und den Chefredakteuren überlassen. Es ist eine schwierigere Zeit für Zeitungen, aber was sich nie ändern wird, ist, dass Qualitätsjournalismus gefragt ist. Der Journalismus ist doch nicht am Ende, nur weil die Zeitungen ins Trudeln geraten.”

5. Interview mit David Remnick
(blogs.sueddeutsche.de, Andrian Kreye)
Andrian Kreye befragt David Remnick, Chefredakteur des “New Yorker”. Über Arianna Huffington und ihre “Huffington Post” sagt er: “Ich finde ihre abwertenden und beleidigenden Bemerkungen über die New York Times vor allem arrogant. Wenn man sich ihre Webseite anschaut, dann sind das vor allem Blogger, deren Qualität von zweifelhaft bis mittelmäßig reicht. In der rechten Spalte gibt es Titten, Ärsche und Klatschnachrichten, wer gerade wieder am meisten abgenommen hat. Und in der Mitte sind Artikel aus der New York Times, dem Wall Street Journal und der Washington Post, denen sie liberalere Überschriften geben.”

6. “(Literally) Mad Men”
(ichwerdeeinberliner.com, Wash Echte, englisch)
Zum Start von “Mad Men” auf “ZDF Neo” versucht Wash Echte Aussagen zu deuten, die er schon über die Serie gehört hat.

Produktlobhudelei, El Masrar, Hufelandstraße

6 vor 9

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1. “Nachrichtenjournalismus wie er nicht sein soll”
(medienbuerohamburg.wordpress.com, Nele Römer)
Nachdem auf den Websites von “Hamburger Abendblatt” und “Hamburger Morgenpost” vermeldet wird, der Hamburger Hauptbahnhof sei gesperrt, bzw. komplett gesperrt, fragt Nele Römer nach: “In einem Lagerraum für Blumen gab es ein Feuer. Der Hauptbahnhof war auch nicht komplett gesperrt, nur die U2 ist nicht gefahren.”

2. “WeTab-Enthüllung? Wir WeDeppen schreiben einfach ab”
(medialdigital.de, Ulrike Langer)
WeTab-Geschäftsführer Helmut Hoffer von Ankershoffen verfasst bei Amazon unter falschem Namen überschwängliche Rezensionen über sein eigenes Produkt. Ulrike Langer prüft bei elf Online-Portalen nach, wie sie die von Richard Gutjahr entdeckte Selbstbeweihräucherung verarbeiten.

3. “Waren die Chefredakteure wieder segeln”
(taz.de, Silke Burmester)
Silke Burmester gibt zur Aufregung über den Fall WeTab/Amazon (siehe 2.) zu bedenken: “Nicht, dass nicht wahrscheinlich jeder zweite Buchautor sein Buch bei Amazon bespricht, es sollte den sich jetzt Empörenden – so sie denn Profis sind – nicht unbekannt sein, dass etliche Freiberufler an den Rechnern sitzen und im Auftrag von PR-Firmen Produktnamen oder Produktlobhudelei in Blogs unterbringen.”

4. Interview mit Sineb El Masrar
(philibuster.de, Nadia Shehadeh)
Sineb El Masrar, Gründerin des Frauenmagazins “Gazelle”, fände es sinnvoller, wenn statt über die “Kopftuchfrage” über “die zukünftige wirtschaftliche Unabhängigkeit junger Menschen” geredet würde. “Außerdem nervt es, dass ständig Klischeewelten herbeigeredet werden, die nicht existieren. Dass Muslime eben keine homogene Gruppe sind – das müsste doch schon längst klar sein. Es wird aber ständig noch so dargestellt und befeuert somit zum Teil natürlich auch die Stigmatisierungsmaschinerie weiter. Man stilisiert eine Wahrheit, die gar nicht zutrifft.”

5. “Hunter S. Thompson’s brutally honest Canadian job request”
(ottawacitizen.com, Andrea Woo, englisch)
Hunter S. Thompson bewirbt sich 1958 bei der “Vancouver Sun”: “As far as I’m concerned, it’s a damned shame that a field as potentially dynamic and vital as journalism should be overrun with dullards, bums, and hacks, hag-ridden with myopia, apathy, and complacence, and generally stuck in a bog of stagnant mediocrity. If this is what you’re trying to get The Sun away from, then I think I’d like to work for you.”

6. “Eine deutsche Straße im Wandel”
(geo.de, Andreas Wenderoth, Harf Zimmermann)
Harf Zimmermann fotografiert in der Berliner Hufelandstraße nach 23 Jahren nochmals die gleichen Plätze. In einer Fotogalerie werden je 12 Fotos einander gegenübergestellt.

Flattr, Gottschalk, Gerüchte

6 vor 9

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1. “‘Bild’-Zeitung kämpft für ihre Chefs”
(taz.de, Steffen Grimberg)
Steffen Grimberg glaubt, dass die Berichterstattung um ein Bauprojekt in Potsdam gefärbt sei von persönlichen Interessen der Führungsetage des Axel-Springer-Verlags: “Zwar dürfen sich im Artikel einige namentlich genannte Nachbarn Luft machen. Dass allerdings auch Springer-Vorstand Mathias Dö. und Bild-Chef Kai Di. gleich nebenan hausen, wird verschwiegen.”

2. “Flattr belohnt Meinung
vor Qualität und Aufwand”

(netzwertig.com, Martin Weigert)
Martin Weigert stellt fest, dass Nutzer des Mikrobezahldienstes Flattr häufig “Meinung und Kreativität, aber nicht notgedrungen Aufwand, Tiefe und Informationsgehalt” belohnen – “eine ernüchternde Erkenntnis für diejenigen, die in dem Service eine eventuelle Refinanzierungsform für ihren Content sahen, aber nicht in stark emotional besetzten Nischen aktiv sind”.

3. “Wenn Thomas Gottschalk die Welt nicht mehr versteht, warum erklärt er sie uns dann?”
(faz-community.faz.net, Peer Schader)
Peer Schader schreibt auf, was Thomas Gottschalk über “das Facebook” erzählt. “Manchmal wirkt Deutschlands größter Entertainer wie ein Mann, der im Dampfmaschinenzeitalter groß geworden ist und mit großem Staunen aus der Zeitmaschine steigt.”

4. “Medien auf Auto-Pilot”
(juliane-wiedemeier.de)
Juliane Wiedemeier fragt sich, warum verschiedene deutsche Zeitungsportale sich von der Automobilindustrie nicht mit Anzeigen bezahlen lassen. “Einfacher kann man es der finanziell gut aufgestellten PR-Maschinerie hinter der Automobilindustrie wirklich nicht machen. Über einen ‘unabhängigen Partner’ stellt man den Zeitungen für ihre Online-Präsenz ein paar Hochglanzvideos zur Verfügung; in den Redaktionen denkt man sich, dass der Ruf des Auto-Journalismus eh schon ruiniert ist, und so bauen die Verlage mit den Händen nach außen hin eine schöne glitzernde Multimedia-Fassade auf, und reißen zeitgleich mit dem Arsch das um, was einst der Kern des Journalismus war: Wir nennen es Glaubwürdigkeit.”

5. “Der Mann wurde geselbstmordet”
(tagesanzeiger.ch, Monica Fahmy)
Die “Kronen Zeitung” zitiert einen Historiker, der behauptet, in Schweizer Gefängnissen werde gefoltert. “Die abstrusen Aussagen des ‘Dr. Hross’, die an einen drittklassigen Agententhriller erinnern, druckte die ‘Kronen Zeitung’ ungeprüft ab. Dabei gibt es weder einen Historiker namens Sean Hross in Bern noch eine O2T-Foltermethode.”

6. “Gerüchte-Küche, ein unscharfes Dossier”
(derwesten.de, Bodo Hombach)
Bodo Hombach stellt in einem Essay fest, dass die gute Recherche der Tod des Gerüchts ist. “‘Es stand in der Zeitung’ – das könnte ein Gütesiegel sein, wenn das Blatt ordentlich arbeitet.” Könnte, wenn! Siehe dazu “Journalisten machen Kemnader See unsicher” (stefan-niggemeier.de, 29. April 2010).

David Simon, Webportale, Egon Krenz

6 vor 9

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1. Interview mit David Simon
(faz.net, Tobias Rüther)
David Simon, Erfinder und Produzent der Fernsehserien “The Wire” und “Treme”, sieht die Zukunft des Fernsehens als Leihbibliothek: “Die Leute werden ihre Serien schon finden. Zur Hölle mit den Quoten! Die eine Hälfte schaut ‘The Wire’ auf DVD oder on demand und die andere, wie es ihnen passt. Damit werden Quoten immer bedeutungsloser, egal ob die Leute von den Sendern das wollen oder nicht.” Ein zweites Gespräch mit Simon findet sich auf jetzt.sueddeutsche.de.

2. “Prominent inkonsequent”
(timklimes.de)
Ole von Beust und sein “knäbischer Freund” ist ein Thema, das “Die Zeit” nicht “prominent ignoriert”.

3. “Die Portale der Chinesen”
(scarlatti.de, Lorenz Lorenz-Meyer)
Lorenz Lorenz-Meyer vergleicht deutsche Webportale wie T-Online mit chinesischen Portalseiten: “Ob Nachrichten, Verbraucherinformationen, Marktberichte von der Börse oder die neuesten Gaming-Erfahrungen, die Portale bedienen alle Bedürfnisse, und sie bedienen sie exzellent. Immer noch dürfen die Portalredaktionen dabei in den meisten Themenfeldern nicht selbst journalistisch tätig werden (Wirtschaft, Lifestyle und Sport sind die Ausnahmen). Aber auch in der Auswahl aggregierter Inhalte aus anderen Quellen kann man sich publizistisches Profil erarbeiten. Und die Portale sind somit – auch dies anders als in Deutschland – zu einer wirklich relevanten Instanz in der chinesischen Öffentlichkeit geworden.”

4. “Abt. timeline – heute: eines mutmasslichen Mordes”
(infam.antville.org, patpatpat)
Patpatpat verfolgt, wie sich Meldungen über einen Mann, der tot in seiner Zelle aufgefunden wird, entwickeln.

5. “Aus dem Tagesablauf eines DDR-Spitzenpolitikers”
(dctp.tv, Video, 24:04 Minuten)
Alexander Kluge redet mit dem letzten SED-Generalsekretär, Egon Krenz, über seine damaligen Arbeitstage, die um 4.45 Uhr starteten und nach 23 Uhr endeten.

6. “Durchsageterror bei der Deutschen Bahn”
(heise.de/tp, Egon Müller)
“Die Älteren werden sich vielleicht noch dunkel erinnern: Es gab einmal eine Zeit, da konnte man in einen Zug steigen und stundenlang fahren, ohne auch nur ein einziges Mal von einer Durchsage belästigt zu werden.”

Bei Ronald Schill ist wer im Busch

Wenn Sie mal schauen wollen: Hier sehen wir den Ex-Politiker Ronald Schill, wie er mit drei Personen durch Hamburg läuft, in der lokalen “Bild”-Ausgabe vom 28. September:

Schill feiert sich durch die Nacht

Dann aber muss jemand in der Redaktion die blonde Frau auf dem Foto wiedererkannt haben: Jessica Stockmann, Ex-Frau des Ex-Tennisspielers Michael Stich. Das ist natürlich eine sehr viel spannendere Geschichte, als wenn Schill “zwei Herren, eine Dame” trifft oder “zwei hübsche Frauen (eine blond, die andere brünett)” — und damit ein Fall für die Bundesausgabe und für Bild.de:

Was macht die Ex von Stich mit Richter Gnadenlos?

Diese Kombination wirft natürlich ganz neue Fragen auf:

 Reine Zufallsbegegnung? Ronald Barnabas Schill und Jessica Stockmann in Hamburg

Oder auch: Wie hat sich der Mann am rechten Bildrand innerhalb weniger Augenblicke in einen Busch verwandeln können?

Mit Dank an Carsten Z. und Thomas C.

Frauentausch, Blokkmonsta, Betty Bossi

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1. “RTL entschuldigt sich für dramatischen Amok-Bericht”
(dwdl.de, Alexander Krei)
“In eigener Sache” bedauert Programmchef Jörg Zajonc die “deutlichen Irritationen”, die die Berichterstattung über einen Amoklauf im Köln ausgelöst hat. “Aus Sicht der Kritiker” wurde “deutlich zu spät explizit erklärt, dass es sich um eine Übung handelt”.

2. “Der war richtig sauer”
(jetzt.sueddeutsche.de, Martin Zips)
Nach einer Plattenkritik erhält der Chefredakteur von rap.de, Marcus Staiger, Besuch von Rapper Blokkmonsta. “Im Büro stellte sich der Rapper dann fünf Zentimeter neben mir auf und brüllte mich nieder. Fünf seiner Freunde standen direkt daneben und verboten mir zu gestikulieren. Als einer meiner Mitarbeiter geschubst wurde, warf ich mich dazwischen. Danach schlug man mich bewusstlos. Als ich wieder zu mir kam, waren die Rapper schon weg.” (Bericht zum Vorfall auf rap.de)

3. “Sofort- Kultur”
(screen.tv, Felix Schwenzel)
Felix Schwenzel schreibt über die so genannte “Kostenlos-Kultur”, die sich angeblich über das Internet verbreitet habe.

4. “Ich bin durch die Hölle gegangen”
(nwzonline.de, Traute Börjes-Meinardus)
Eine Teilnehmerin der RTL2-Sendung Frauentausch wirft der Produktionsfirma vor, sie zu Aussagen gedrängt zu haben: “Ich wollte das nicht, aber die von der Produktion haben gesagt, wenn ich mich weigere und die Sendung abbreche, sei das Vertragsbruch und ich müsse ein Bußgeld von 60 000 Euro zahlen.” RTL2 dementiert: “Beim Casting, beim Dreh und der Produktion unserer Sendungen lassen wir stets die größtmögliche Sorgfaltspflicht gelten.”

5. “Der grosse Auf-einem-Auge-blind-Test”
(20min.ch, Joel Bedetti)
Joel Bedetti beleuchtet die Verbindung zwischen dem Medienunternehmen Ringier (“Blick”, “SonntagsBlick”) und der Handelsgruppe Coop. Verbunden sind die beiden Konzerne durch die Betty Bossi Verlag AG, die beiden zur Hälfte gehört.

6. “BILD macht Dieter Nuhr zu Sahra Wagenknecht”
(danielgrosse.com)

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