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Bild dir dein Frauenbild

Als Zentralorgan des Feminismus in Deutschland hat sich die “Bild”-Zeitung natürlich auch zum Weltfrauentag etwas einfallen lassen:

Frauenbilder, die wir einfach nicht mehr sehen wollen

“Bild” regt sich über die Fotos auf, die Medien benutzen, wenn es um Frauen geht — und die “leider” “nur so vor Klischees triefen”. Beispiel:

Das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist typischerweise so bebildert: [Auf dem Foto hält eine Frau im Hosenanzug mit dem einen Arm ihr Kind, in der anderen Hand ein Handy]

Ja, wer macht denn sowas?

BILD-Schlagzeile: Frauen erzählen - Kind oder Karriere? Beides! [dazu genau dasselbe Foto, das oben kritisiert wurde]
(Bild.de, 2012)

BILD-Schlagzeile: Fast 80 Prozent der Deutschen meinen: Kind und Karriere? Passt nicht! [dazu ein Foto von einer Frau, die auf der Couch sitzt und auf ihrem Laptop tippt, während sie ein Kind auf dem Arm hat]
(Bild.de, 2011)

BILD-Schlagzeile: Laut Umfrage - Kinder Karrierekiller bei Führungskräften [dazu ein Foto von einer Eine Frau im Anzug mit einem Kind auf dem Arm]
(Bild.de, 2016)

Ein weiteres Klischeebild, das die „Bild“-Leute einfach nicht sehen wollen:

Was ist falsch daran? Genau: Die Zigarre fehlt.


(Bild.de, 2015)

Außerdem tragen manche Businessfrauen ja gar keine Brille.


(Bild.de, 2010)

Und keinen Dutt.


(Bild.de, 2009)

Röcke sind allerdings Pflicht.


(Bild.de, 2008)


(Bild.de, 2016)

Das nächste Klischee, über das sich “Bild” empört:

Ob Frauen wirklich so schlafen gehen? Quatsch.

Sondern so:

(Bild.de, 2012)

Oder so:

(Bild.de, 2015)

Oder so:

(Bild.de, 2012)

Oder so:

(Bild.de, 2015)

Oder so:

(Bild.de, 2013)

… wenn sie denn einschlafen können.


(Bild.de, 2016)


(Bild.de, 2015)


(Bild.de, 2016)


(Bild.de, 2016)

Nächstes Klischee:

Nun …


(Bild.de, 2012)

Gähn!

Dann doch lieber … ein Megafon.


(Bild.de, 2011)


(Bild.de, 2012)

Aber am schlimmsten ist dieses Klischee:

Und was glauben Sie, wie einem Mann das hier erst stehen würde:


(Bild.de, 2016)

Oder das hier:


(Bild.de, 2011)

Oder das hier:


(Bild.de, 2012)

Oder das hier:


(Bild.de, 2013)

Oder das hier:


(Bild.de, 2015)

Oder das hier:


(Bild.de, 2015)

Kleiner Tipp, liebe „Bild“-Feministen: Wenn Sie solche Fotos nicht mehr sehen wollen, vielleicht einfach selber nicht mehr benutzen.

Mit Dank an Hanuš G.

Bild  

“Bild” macht friedliche Moslems zu radikalen Islamisten

Alte „Bild“-Grundregel: Menschen, die etwas Schlimmes getan haben, verlieren automatisch ihre Persönlichkeitsrechte.

Egal, wie alt sie sind.


(Unkenntlichmachung von uns.)

Die 15-Jährige soll regelmäßig eine Moschee von radikalen Islamisten besucht haben, wollte angeblich nach Syrien reisen (darum “ISIS-Horror”) und steht nun im Verdacht, in Hannover einen Polizisten niedergestochen zu haben.

Aus dem Pressekodex:
Bei einer identifizierenden Berichterstattung muss das Informationsinteresse der Öffentlichkeit die schutzwürdigen Interessen von Betroffenen überwiegen; bloße Sensationsinteressen rechtfertigen keine identifizierende Berichterstattung. (…) Insbesondere in der Berichterstattung über Straftaten und Unglücksfälle dürfen Kinder und Jugendliche bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres in der Regel nicht identifizierbar sein.

Das Foto des Mädchens hat „Bild“ (noch so eine alte Grundregel) bei Facebook besorgt, ebenso wie die meisten Fotos im Innenteil: das Mädchen im Kinderzimmer, auf einem Pferd, vor dem Eiffelturm …

Ob wenigstens das richtige Kind zu sehen ist, wissen wir nicht. Gut möglich, dass die Fotobeschaffer wieder mal im falschen Profil gewildert haben.

Allzu sorgfältig sind die “Bild”-Leute auf ihrer Fotojagd jedenfalls nicht vorgegangen, wie dieses Beispiel (ebenfalls aus dem Artikel) zeigt:

Das stimmt nicht. Das Foto zeigt keine Moschee, sondern ein Cem-Haus. Und es gehört nicht zum „Deutschsprachigen Islamkreis“, sondern zur „Alevitischen Gemeinde“ Hannovers.

Das mag für „Bild“-Redakteure eh alles dasselbe sein, ist es in der Realität aber nicht.

Im Gegensatz zum salafistischen Islamkreis in Hannover ist die alevitische Gemeinde Mitglied in der Deutschen Islamkonferenz und wird nicht vom Verfassungsschutz beobachtet. Von Salafisten unterscheidet Aleviten ohnehin eine ganze Menge: Männer und Frauen beten bei ihnen gemeinsam, sie deuten den Koran nicht wörtlich und lehnen die fünf Säulen des Islam ab. Mit dem „Islamischen Staat“ verbindet sie allenfalls, dass er ihnen die Köpfe abschneiden will.

Anders gesagt: Das abgebildete Haus und die Gemeinde, zu der es gehört, haben überhaupt nichts mit dem „Terror-Mädchen“ zu tun; “Bild” bringt sie zu Unrecht mit dem “ISIS-Horror” in Verbindung.

Ein Mitglied der Gemeinde sagte uns, sie würden oft beleidigt und bedroht, weil viele Leute annähmen, sie hätten was mit Terroristen zu tun. Durch die falsche Bebilderung würden sie jetzt umso mehr zur Zielscheibe.

Bei Facebook schreibt der Vorstand der Gemeinde, er fasse dies “als bewusste Tat gegen uns auf”.

Wir würden eher auf Fahrlässigkeit tippen. Wenn die “Bild”-Zeitung die Wahl hat zwischen Sorgfalt und Schnelligkeit, entscheidet sie sich eben für Letzteres. Auch wenn sie dabei in Kauf nimmt, unbeteiligte Menschen zu Hassobjekten zu machen. Alte Grundregel.

Nachtrag, 23.15 Uhr: Wie wir gerade entdeckt haben, hat “Bild” heute eine Korrektur veröffentlicht.

Falls Sie auch nicht gleich fündig werden: Ganz oben, zwischen dem toten Wal und Sarah Connor.

Die alevitische Gemeinde schreibt dazu bei Facebook:

In der heutigen ‪#‎BILD‬ Ausgabe (05.03.2016) wurde eine Richtigstellung aufgrund der ‪#‎Fotoverwechslung‬ vom Vortag vorgenommen. Die Redaktion bedaure die Verwechslung. Die Frage ist jedoch wie es zu so einer Verwechslung kommen konnte!?
Unser Dachverband ‪#‎AABF‬ und auch die Alevitische Gemeinde ‪#‎Hannover‬ ist nun seit fast 25 Jahren im Widerstand gegen Extremismus, vor allem gegen radikalen Islamismus. Denn die Alevitische Gesellschaft kennt die Folgen extremistischer Gewalt sehr gut. Dennoch werden wir nach all den Jahren mit den Feinden der Demokratie verwechselt. Kann ein knapp verfasster Artikel das wieder gut machen?

Gestreckter Stoff mit Hitler

Gestern Nachmittag verkündete Bild.de:

Im Artikel sagt der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, bei dem Politiker seien „0,6 Gramm einer betäubungsmittelsuspekten Substanz“ gefunden worden.

Nach Informationen von BILD soll es sich dabei vermutlich um Crystal Meth handeln.

Heißt also: Vielleicht hat “Bild” recht. Vielleicht war es auch wieder nur Salz. Oder was ganz anderes.

Volker Beck selbst erklärte bisher nur:

Und wie immer sind die Leute von „Bild” nun sehr darum bemüht, daraus eine möglichst große Sache zu machen. Allein sprachlich. Zum Beispiel nennen sie Crystal Meth konsequent die “gefährlichste Droge der Welt”. Wie sie darauf kommen, verraten sie allerdings nicht. Womöglich deshalb, weil sich über diesen Superlativ durchaus streiten lässt: In vielen “Gefährlichkeit”-Rankings belegen Alkohol, Heroin und Crack die obersten Plätze, noch vor Crystal Meth. Aber es ist ohnehin fraglich, wie groß die Aussagekraft solcher Rankings ist.

“Bild” jedenfalls bleibt dabei und lässt in den Berichten inzwischen auch die “Soll”s und “Vermutlich”s weg.


Für die heutige Titelseite hat sich die Print-Redaktion Folgendes überlegt:

Warum Hitler? Erstens: Weil’s geil ankommt. Zweitens:

Crystal Meth ist kristallisiertes Methamphetamin. Dieser Wirkstoff war einst Hauptbestandteil eines der populärsten Arzneimittel Deutschlands: Pervitin – in der Nazizeit bekannt als „Panzerschokolade“.

Vor allem Soldaten der Wehrmacht hätten die Pillen im Zweiten Weltkrieg genommen, schreibt „Bild“. Jedoch:

Was Süchtige heute konsumieren, entspricht dem Tausendfachen dessen, was Wehrmachtsoldaten geschluckt haben

Dem „Tausendfachen“?

Die “Nazi-Pillen” (Bild.de) sollen etwa drei Milligramm Wirkstoff enthalten haben. Laut „Spiegel“ wurde den Soldaten die Einnahme von ein bis zwei Tabletten empfohlen. Das entspricht also drei bis sechs Milligramm.

Heutzutage liegt eine mittlere Dosis bei 10 bis zu 40 Milligramm. Das ist nicht das Tausend-, sondern maximal das Dreizehnfache.

Gewöhnte Konsumenten dosieren oft höher. „Bild“ selbst schreibt:

Ein Gramm Crystal entspricht dem Tageskonsum eines Langzeitkonsumenten

Aber auch das wäre “nur” das 150- bis 300-fache. Noch dazu sind diese Dosierungen häufig verunreinigt, die Menge des reinen Wirkstoffs liegt also oft darunter. Wahrscheinlich wird es auch Leute geben, die noch höher dosieren, doch bis zum „Tausendfachen“ dürften wohl die wenigsten gehen.

Wie viele der anderen „Informationen von BILD“ im Fall Beck der Realität entsprechen, wird sich zeigen. Bisher hat die Staatsanwaltschaft keine Ermittlungen aufgenommen.

Mit Dank an Thomas R.!

Yahoo  

Bei “Yahoo” kann man noch ungestört “Todesstrafe für Ausländer” fordern

VORSICHT! HETZEND!Am vergangenen Donnerstag erschien auf der Nachrichtenseite von „Yahoo“ ein Artikel darüber, dass in Köln mehrere Jugendliche einen 15-Jährigen verprügelt haben, weil er sie davon abhalten wollte, ein Mädchen zu belästigen. Laut dem Opfer soll es sich bei den Angreifern offenbar um Osteuropäer handeln, wie es im Text heißt.

Die Kommentare unter dem Artikel sehen unter anderem so aus (kleine Auswahl):

In über 200 Kommentaren hatten sich die Hetzer bereits ausgetobt, als wir „Yahoo“ am Sonntagabend nahelegten, doch mal einen Blick in den Kommentarbereich zu werfen. Es passierte: nichts. Ein paar Stunden später klopften wir noch einmal an. Und wieder geschah: nichts.

Gestern Abend, also noch mal 24 Stunden später, erreichte uns plötzlich eine E-Mail mit einem Statement von „Yahoo“:

“Nachdem wir von unseren Lesern auf die betroffenen Postings aufmerksam gemacht wurden, wurden sie von unserem deutschen Redaktionsteam entfernt. Die Postings entsprachen nicht den Werten, die Yahoo mit Respekt und Anstand verbindet.”

Gut, es war ja auch Sonntagabend. Kann mal passieren.

Doch das Statement ist jetzt wieder 16 Stunden her. Und passiert ist: immer noch nichts. Alle 219 Kommentare stehen unverändert unter dem Artikel, inklusive der Gewaltaufrufe, Mordfantasien und volksverhetzenden Rassistenscheiße. Seit mittlerweile fünf Tagen.

In der Regel schalten die Leute von „Yahoo“ die Kommentarfunktion unter Artikeln zu Flüchtlingen oder kriminellen Ausländern von vornherein ab. Doch da, wo es einen Kommentarbereich gibt, haben sie ihn offenbar entweder nicht im Blick oder nicht im Griff. Nicht mal bei Artikeln, die gar nichts mit dem Thema zu tun haben.

Gestern zum Beispiel ist dieser Text erschienen:

Kommentare:

Über zwei Dutzend sind es bisher, Tendenz steigend.

Mit Dank an Uwe K.

Nachtrag, 18.30 Uhr: “Yahoo” hat die Kommentarfunktion jetzt in beiden Artikeln deaktiviert.

Der Minister, die Schauspielerin und die Medien

Bundesjustizminister Heiko Maas und seine Frau haben sich getrennt. Der Anwalt der beiden hat die Trennung am vergangen Mittwoch bekanntgegeben, seitdem haben sie sich nicht mehr öffentlich geäußert.

„Bild“ vermeldete das …

… am Mittwochabend online und wusste am Tag darauf in der Print-Ausgabe exklusive Details zu berichten:

Dass der Minister und seine Frau darum gebeten hatten, „ihre Privatsphäre strikt zu respektieren“, steht in dem Artikel natürlich nicht.

Am nächsten Tag ging es weiter, diesmal nannte “Bild” auch den Namen der angeblichen Affäre:


(Wir haben die Frau hier und in den folgenden Screenshots unkenntlich gemacht.)

Genüsslich gibt „Bild“-Reporter Michael Schacht in dem Artikel das „Getuschel“ wieder, das es im “Umfeld” der beiden gebe, und erklärt: „Wie die Ehe von SPD-Hoffnungsträger Maas zerbrach“.

Doch so eklig dieser Voyeurismus auch ist — rechtlich gesehen ist der Fall nicht ganz eindeutig. “Bild” greift zwar in die Privatsphäre der Betroffenen ein, doch das heißt nicht, dass sie vor Gericht automatisch Recht bekämen, sollten sie dagegen vorgehen.

Rechtsanwalt Ralf Höcker sagte 2014 in der „taz“ auf die Frage, ob es zulässig sei, über die Affäre eines Politikers zu berichten:

Das hängt vom Vorleben ab. Wer sein Privatleben schon vorher öffentlich macht, der muss auch später unangenehme Berichterstattung dulden. Man müsste also die Archive nach freiwilligen privaten Selbstveröffentlichungen (…) durchsuchen, um zu wissen, was er sich gefallen lassen muss.

Auch Anwalt Johannes Eisenberg erklärte in einem Interview mit dem „Freitag“ vor einigen Jahren:

Das entscheidende Kriterium ist, ob man selber in guten Zeiten seine Familie zum Gegenstand öffentlicher Wahrnehmung macht, die Frau präsentiert, Homestorys zulässt.

Im vergangenen Jahr trafen sich Heiko Maas und die Schauspielerin zum Doppel-Interview mit der “Bild am Sonntag”, um über ihre Freundschaft zu plaudern. Ob das genug “Homestory” ist, um auch über eine (angebliche) Affäre berichten zu dürfen, werden im Zweifel Gerichte entscheiden müssen.

Ob man alles machen muss, was man machen darf, ist eine andere Frage. Man könnte auch Privates einfach im Privaten lassen. Oder zumindest abwarten, bis sich die Betroffenen selbst zu Wort melden.

Eine ganze Reihe von Medien hat sich entschieden, nicht abzuwarten und stattdessen die Affärengerüchte der „Bild“-Zeitung nachzuplappern. Darunter natürlich Klatschmedien wie “Gala”, vip.de und stern.de:



Aber auch Medien wie der „Tagesspiegel“, die “WAZ” und das „Handelsblatt:



Die Gerüchte gingen ins Ausland …

… wurden zum Clickbait …

… und dienten selbst den Fremdenfeinden von „Politically Incorrect“ für was auch immer:

Am eifrigsten aber sind die Leute von „Bild“. Vergangenen Samstag gab’s die dritte Titelstory.

Heiko Maas hatte sich zwar immer noch nicht geäußert („WARUM SCHWEIGT DER MINISTER?“), und die Schauspielerin „ließ BILD über ihr Management wissen, dass es eine gemeinsame Erklärung geben werde“. Doch so lange wollte das Blatt nicht warten. Reporter Michael Schacht hatte sich ja ohnehin bereits im “Umfeld” der beiden umgehört, was ihm reichte, um das “Liebes-Wirrwarr” zu konstruieren und einen der schmierigsten “Bild”-Artikel seit Langem abzuliefern:

Die Schauspielerin ist maaslos verliebt. Er hat das Direktmandat für ihr Herz gewonnen.

Der Minister leidet, wie aus seinem Umfeld zu hören ist. Nicht nur seine Ehe ist zerbrochen, er weiß auch, dass jedes Wort zu viel nun politisch riskant wäre, jedes Wort zu wenig aber seine neue Liebe aufs Spiel setzt.

[Die Schauspielerin] ist eine selbstbewusste Frau. Sie kennt die Spielregeln auf Berlins glattem gesellschaftlichen Parkett, wo Macht und Glamour sich umarmen. Da muss man schweigen können. Aber geht das, wenn zwei Herzen so laut schlagen, dass es ganz Berlin hört?

Am nächsten Tag: nächste Titelstory.

Die Reporter hatten anscheinend vor dem Haus der Schauspielerin campiert; im Blatt zeigen sie ein Foto, auf dem sie gerade das Haus verlässt und zum Auto geht. Offenbar sind sie ihr auch weiter gefolgt (sie wissen zumindest, wohin sie dann gefahren ist).

Und sie bleiben dran. Heute der nächste Artikel.

Der nächste Akt in diesem „Boulevardtheater mit Starbesetzung“, wie es die „Bild am Sonntag“ nennt. Als wäre es bloß ein Spiel, eine weitere amüsante Aufführung auf dem „Klatsch-Parkett“ („Bild“).

Um dieses Spiel zu beenden, bleibt Maas und der Schauspielerin im Grunde nur, sich öffentlich dazu zu äußern oder sich juristisch dagegen zu wehren. In jedem Fall haben sie es mit einem verdammt unbequemen Gegner zu tun.

Anwalt Eisenberg sagte damals im Interview mit dem „Freitag“ noch:

Die Bild ist jedenfalls besonders rücksichtslos, und sie müssen überhaupt nicht aufs Geld achten. Wenn ein Politiker sich mit der Bild anlegt, hat er erst einmal schlechte Karten. Politiker haben ja in der Regel kein größeres einsetzbares Vermögen für eine Auseinandersetzung mit einem weltweit operierenden Konzern, der Milliardengewinne macht. Ich habe noch keinen einzigen Politiker gesehen, der in einer echten Krise das Geld hatte oder aufbringen wollte, der Bild Paroli zu bieten und die 80.000 Euro oder so Prozesskosten zu riskieren.

Mir hat kürzlich ein Richter gesagt, der in dem anschließenden Urteil die Rechtswidrigkeit der Veröffentlichung feststellte: „Ihr kriegt den Deckel sowieso nicht mehr zu.“ Das ist genau das Kalkül: Wenn die Sache in der Welt ist, fragt niemand danach, ob die Medien berechtigt waren, sie in die Welt zu setzen. Sie ist dann nicht mehr rückholbar. Und genau darauf setzen die Medien.

Sein Wort in ihren Ohren

„Mag“? „Vergöttert“ trifft es viel besser. In der Welt von „Bild“ ist Zuckerberg nämlich nichts weniger als ein übermenschlicher Held, der Franz Beckenbauer des Internets. „Bild“-Oberchef Kai Diekmann nennt Zuckerberg den „Charity-Gott“. Springer-Vorstand Mathias Döpfner schwärmt, er sei „a wonderful human being“. Franz Josef Wagner nennt ihn in einem rasselnden Atemzug mit Nelson Mandela und Mutter Teresa.

Umso aufgedrehter war die Springer-Bande gestern — denn der Facebook-Chef hatte angekündigt, sie am Abend in ihrem Hauptquartier zu beehren.

Schon morgens jauchzte Kai Diekmann:

Zu Ehren ihres Gastes hatten die Springer-Leute nicht nur schnell einen Award ins Leben gerufen, sondern gleich noch ihre Dachterrasse umgebaut …

… ein Stück Berliner Wald abgeholzt …

… und alles ganz facebookblau-kuschelig gemacht für den man of the evening.

Und dann — endlich:

An einem so zauberhaften Abend spricht man natürlich nur ungern über heikle Themen. Aber dafür gab es dann ja auch die Zuckerberg-Fragestunde heute in Berlin, zu der wir Folgendes eingereicht hatten:

Da die Frage zu denen mit den meisten Likes gehörte (vielen Dank für die Unterstützung!), ist Zuckerberg auch darauf eingegangen. Er sagte:

Well, this is a tricky one. If it’s not a public photo, then someone should not be taking your photo and using it publicly. You know, in general, the rule is that you control all the content that you post on facebook. (…) If we’re building a community and people are sharing stuff that they don’t intend to be public, and then someone else is making it public, then that’s an issue. Right? And that’s gonna undermine the trust that our community has in us to making sure that, you know, when you share something with just your friends then that’s actually going to only the people that you want.

This is a tricky area for us, because we don’t control … you know, the law in most countries around the world, I believe, is that you post a photo, you own that photo. And that people don’t have the ability to use that photo without your permission. So if you find out that someone, you know, whether it’s on a blog or … you know, someone else is using your photo without your permission, you should have the right to be able to send them an e-mail and get in touch with them and tell them that that they don’t have permission to do that and they should take it down. In (…) most countries I can think of, if people don’t respect your rights for the content that you own, you have legal recourse to go after that.

But this is obviously an issue for facebook, because we want people to feel completely comfortable, that if they share something with their friends or with a community of a hundred people, then that’s not somehow gonna be taken and shared with more people. Unfortunately, we don’t have complete control if someone takes a screenshot or something, but you do own those photos and have the right to have it distributed only how you want, wheter that’s on our service or outside.

Man darf also sagen: Er findet’s eher nicht okay.

Das hatten wir ehrlich gesagt vermutet, und wir hatten die Hoffnung (zumindest ein kleines bisschen), dass — wenn es schon die Justiz, die Polizei, Angehörige von Betroffenen, der Presserat, wir und auch sonst keiner schafft, den “Bild”-Mitarbeitern die Fotoklauberei bei Facebook auszutreiben — dass vielleicht ja Mark Messias Zuckerberg etwas in seinen Jüngern auszulösen vermag.

Jene Jünger waren natürlich auch bei seiner Fragestunde, haben live getickert und später einen Artikel gebracht, in dem sie die Fragen und Antworten zusammenfassen. Über das Thema Täter- und Opferfotos schreiben sie sowohl im Ticker als auch im Artikel — kein Wort.

Aber dafür, heute auf Bild.de:

(Unkenntlichmachung von uns.)

Für Sie geklickt

Wie das so ist: Man scrollt sich am Abend durch die Schlagzeilen des Tages und RASTET fast AUS, weil einfach ALLES so MEGASPANNEND klingt und man GAR nicht die ZEIT hat, das alles ANZUKLICKEN!!

Aber keine Sorge. Denn wir haben nun eigens eine Task Force eingerichtet, die Ihnen diese Arbeit hin und wieder abnimmt. Wir klicken für Sie. Damit Sie Lebenszeit und Gehirnzellen sparen — und trotzdem immer auf dem neuesten Stand bleiben!

Heute: die Facebookseite der “Bravo”.

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KRASS! Du wirst NICHT GLAUBEN, was Bachelor-Kandidatin DENISE mit einem EX von 'Berlin - Tag&Nacht' zu tun hat - ich bin echt überrascht
Sie trägt gerne Baseballcaps. Manchmal auch welche von einem Label, das einem Mann gehört, der mal bei “Berlin – Tag & Nacht” mitgespielt hat.

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FANS machen sich große SORGEN: SO geht es ROCCO STARK nach seinem AUTOUNFALL
Gut.

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Ständige SEX-FANTASIEN! Ist es NORMALoft an SEX zu denken? DAS kannst Du mit den GEDANKEN machen
1. Ja. 2. Sie genießen/kalt duschen/masturbieren.

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Große Veränderung! SO geht es jetzt mit dem YOUTUBE CHANNEL von DFASHION weiter - ich bin wirklich ÜBERRASCHT
So wie bisher. Er wurde nur umbenannt.

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Aaah! [Smiley mit Herzchen-Augen] WAS Du jetzt mit Deiner Tüte CHIPS machen kannst, wird Dein Leben VERÄNDERN!
Sie verschließen.

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DAS denken MÄDCHEN beim SEX wirklich - vor allem Nummer 6 ist ZIEMLICH LUSTIG!
1. “Hoffentlich findet er mich nicht zu dick!”
2. “Ist mein Busen groß genug?”
3. “Sitzt mein Make-Up noch?”
4. “Sieht er meine Pickel?”
5. “Mach ich alles richtig?”
6. “Ich muss mal!”
7. “Das ist jetzt irgendwie … gar nicht angenehm.”
8. “Ich muss noch Duschgel kaufen.”
9. “Ich glaub, ich will das hier gar nicht.”
10. “Ich will MEHR davon!”

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Daran denken Mädchen WIRKLICH beim Sex! Nummer 6 ist Dir bestimmt auch schon passiert!!
1. “Hoffentlich findet er mich nicht zu dick!”
2. “Ist mein Busen groß genug?”
3. “Sitzt mein Make-Up noch?”
4. “Sieht er meine Pickel?”
5. “Mach ich alles richtig?”
6. “Ich muss mal!”
7. “Das ist jetzt irgendwie … gar nicht angenehm.”
8. “Ich muss noch Duschgel kaufen.”
9. “Ich glaub, ich will das hier gar nicht.”
10. “Ich will MEHR davon!”

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So reagiert BIBI jetzt auf den MEGA krassen TWITTER-STREIT mit Dagi!
Gar nicht.

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SCHOCK! SO furchtbar PEINLICH war GNTM-JASMINS unangenehmstes ERLEBNIS - ich wäre im BODEN versunken!!!
Im Schulbus lief ihr mal Schnodder aus der Nase.

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SCHOCK für JULIENCO! [überraschter Smiley mit roten Wangen] Mit dieser NACHRICHT hat der YouTuber bestimmt NICHT gerechnet!
Er hat einen Preis gewonnen.

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Kommt Anne Wünsche aka Hanna ENDLICH zu BTN zurück?
Nein.

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Bitte. Keine Ursache.

Persönlichkeitsrechte? Ehrensache!

Bei „Bild“ arbeiten noch Journalisten mit Anstand.

Als zum Beispiel der 1. FC Union Berlin vorgestern mitteilte, dass Trainer Sascha Lewandowski aufgrund einer nicht näher benannten Erkrankung drei Wochen lang ausfallen werde, schrieb „Bild“ nur:


Selbstverständlich. Journalisten mit Anstand eben.

Noch ein Beispiel? Hier: Über Justizminister Heiko Maas und dessen Frau, die sich kürzlich getrennt haben, schreibt „Bild“ heute:

Der SPD-Politiker und die Lehrerin bitten, ihre Privatsphäre strikt zu respektieren.

Den respektlosen Rest des Artikels mit den privaten Details und den ganzen Spekulationen über eine angebliche Affäre …

… muss die Redaktionskatze geschrieben haben, da kann „Bild“ selbstverständlich nichts für.

Auch diese beiden Damen, die vor ein paar Tagen vor Gericht standen und ganz offensichtlich nicht fotografiert werden wollten …


(Unkenntlichmachung durch den BR.)

… hat „Bild“ am Dienstag bestimmt bloß aus Versehen in Nahaufnahme und unverpixelt im Blatt gezeigt:


(Unkenntlichmachung durch uns.)

Denn Persönlichkeitsrechte zu respektieren, das ist für die Leute von „Bild“ — selbstverständlich.

Mit Dank an Pascal S.

Peter Lustig war kein Kinderhasser

Peter Lustig ist gestern gestorben. Peter Lustig, der Millionen Kindern die Welt erklärt hat — und der “Kinder in Wahrheit ja gar nicht leiden konnte”, wie es immer wieder heißt, wenn über ihn gesprochen oder geschrieben wird. Dabei ist das “Bild”-gemachter Blödsinn.

Im Oktober 2002 erschien in der „Stuttgarter Zeitung“ ein Beitrag von Peter Lustig, protokolliert von Kai Biermann. Darin heißt es unter anderem:

Ich will kein Über-Onkel sein, sondern jemand, mit dem sie sich identifizieren können. (…) Wenn ich etwas sein will, dann ein Zwischenglied zwischen den so genannten Fachleuten und dem Publikum. Jemand, der von nichts richtig Ahnung hat, der aber so lange fragt, bis er alles versteht. Und dann kann ich es weitergeben, und zwar so, dass es auch Kinder verstehen können. Das ist meine Kunst geworden im Laufe der Jahre. Und ich kann gut mit Kindern umgehen. Vielleicht weil ich ihnen sage: Ich nehme dich so, wie du bist, du mich aber bitte auch, und so kommen wir gut klar.

Sicher, Kinder stören und sind klebrig, na und? Das wissen die doch selbst. Und natürlich stören sie, sie haben aber auch ganz andere Ansprüche, und die haben sie mit Recht. Vielleicht merken Kinder, dass ich sie akzeptiere und daher akzeptieren sie mich auch und sagen, eh, der Lustig ist cool. Ich weiß nicht, was an mir cool ist, aber sie sagen es.

Nur in der Sendung möchte ich sie nicht, mit Kindern zu drehen ist anstrengend, und sie gehören einfach nicht vor die Kamera. Das ist Quälerei, immer. Ganz selten sage ich, gut, wir müssen aus dramaturgischen Gründen da ein Kind mit einbauen. Aber das ist eigentlich nix für Kinder. Wieso, fragen sie, wieso soll ich das noch einmal machen, war doch gut? Nein, da war der Ton, und dies und jenes, los, noch einmal. Und dann sollen sie auch noch Gesichter dazu schneiden. Nee.

Auch die „Bild am Sonntag“ druckte kurz darauf ein Interview mit Peter Lustig. Überschrift:

Peter Lustig: Ich kann Kinder nicht leiden

Und so konnte man am nächsten Tag überall lesen:

Peter Lustig, beliebter Kinderfernseh-Moderator, hält nichts von seinem jungen Publikum. “Ich kann Kinder nicht leiden, finde sie anstrengend”, sagte Lustig der “Bild am Sonntag”. “Die sollen die Sendung gucken und dabei ihren Spaß haben. Aber ich mag sie da nicht um mich herumhaben”, so der 65-Jährige, der als Mann mit Latzhose und Nickelbrille aus der Sendung “Löwenzahn” bekannt ist. Nicht genug damit: Der vermeintliche Parade-Großvater glaubt sogar, dass überhaupt niemand Kinder mag: “Ich bin wie alle Erwachsenen der Meinung, Kinder sind entweder klebrig, oder sie stören oder sind laut. Ich bin kein Kinderonkel, das ist ein Missverständnis”, klagte Lustig der Zeitung.

(“Welt”, 4.11.2002)

“Löwenzahn”-Opa plötzlich nicht mehr lustig – “Kinder sind klebrig”

(“Hamburger Abendblatt”, 4.11.2002)

“Klebrig oder laut”: Peter Lustig mag keine Kinder

(“Trierischer Volksfreund”, 4.11.2002)

Peter (gar nicht) Lustig: Ich kann Kinder nicht leiden!

(“Express”, 4.11.2002)

Das ZDF dementierte: Das Interview habe in dieser Form nicht stattgefunden, sagte ein Sprecher der damaligen Nachrichtenagentur ddp. Lustig weise die Aussagen zurück, diese Passagen seien nicht autorisiert gewesen.

In den Jahren darauf wurde Lustig auch immer wieder persönlich auf die Sache angesprochen, und immer wieder erklärte er, dass die “Bild am Sonntag” seine Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen habe. Vor drei Jahren etwa sagte er dem Magazin “Neon”:

Warum “Rache”, fragen Sie sich? Nun, wenige Tage vor der “Kann Kinder nicht leiden”-Überschrift in der “Bild am Sonntag” hatte Peter Lustig in der „Stuttgarter Zeitung“ noch gesagt:

Wenn mich etwas stört, ist es Dummheit. Jemand, der nur noch wahrnimmt, was er sehen will, beraubt sich doch all dieser tollen Möglichkeiten. Mensch, wir haben das Gehirn, und wozu wird es benutzt? Zum ‘Bild’- Zeitung-Lesen. Das ist eine solche Verschwendung. Wenn ich bei Kindern schon so etwas bemerke, das tut mir richtig weh.

Nach Lustigs Aussage in der “Neon” gab’s übrigens wieder Rache: Die “Bild”-Zeitung erklärte ihn kurz danach auf der Titelseite zum “Verlierer”.

Nachtrag, 16.50 Uhr: Und so reagiert Bild.de auf den Tod von Peter Lustig:

Dass sie es waren, die diesen Blödsinn in die Welt gesetzt haben, schreiben die Leute von “Bild” natürlich nicht. Im Gegenteil: Sie bringen es sogar fertig, so zu tun, als hätten sie diese Falschmeldung entlarvt:

Im Jahr 2002 sorgte Lustig mit einer Aussage für Aufsehen. Im Interview mit der „Stuttgarter Zeitung“ sagte er: „Kinder stören und sind klebrig, na und?“

Auf Nachfrage von BILD am SONNTAG erklärte Lustig, Kinder seien anstrengend. Konnte der nette Kinderonkel Kinder etwa nicht leiden?

Wohl kaum! Lustig erklärte, er habe Kinder sehr wohl gern, nur bei der Arbeit möge er sie eben nicht um sich haben. (…) Lustig zu BamS: „Die sollen die Sendung gucken und dabei ihren Spaß haben.“

Denn das Wichtigste für Lustig war, den Kindern die Welt erklären zu können!

Siehe auch: “Er hasste Kinder nicht” von “Zeit Online”-Autor Kai Biermann, der damals für die “Stuttgarter Zeitung” die Aussagen von Peter Lustig protokolliert hat.

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