Hinter diesen Überschriften steckt eine AFP-Meldung, die am vergangenen Wochenende die Runde gemacht hat. Dabei ging es um Folgendes:
Die US-Bevölkerung hat einer Umfrage zufolge teilweise gravierende Lücken beim wissenschaftlichen Grundwissen. Der am Freitag veröffentlichten Erhebung der Nationalen Wissenschaftsstiftung der USA zufolge weiß ein Viertel der Amerikaner nicht, dass sich die Erde um die Sonne dreht.
Und das stimmt tatsächlich. (Die ganze Studie gibt’s hier als PDF.) Was in den Meldungen aber nicht zu lesen ist: Die gleichen Fragen wurden vor einiger Zeit auch Bürgern aus anderen Ländern und Regionen gestellt. Zum Beispiel aus der EU. Und die schnitten in einigen Fällen noch viel schlechter ab als die US-Amerikaner. Etwa bei der Frage nach Sonne und Erde: Süddeutsche.de hat das sogar von ganz allein herausgefunden. AFP offenbar nicht. Ob aus Doofheit oder aus Faulheit, ist wieder eine andere Frage.
Das Investigativ-Ressort der “Computer Bild” hat sich neulich auf eine spannende Mission begeben:
Es gibt sie überall auf der Welt: Plätze, die Regierungen vor den Augen der digitalen Öffentlichkeit verbergen wollen. COMPUTER BILD stellt 50 von ihnen vor.
Zum Beispiel diesen hier:
Unsere heutige Quizfrage: Was sind das für geheimnisvolle Flecken?
a) Sie verbergen ein komplexes Tunnelsystem, in dem eine UFO-Sekte Hitler klonen will.
b) Es sollten eigentlich Kornkreise werden, hat aber nicht so gut hingehauen.
c) Sie gehören zum streng ungeheimen und höchstwahrscheinlich atomwaffenfreien Golfplatz des Pasadera Country Clubs, der sich direkt um die Ecke befindet.
Welche Antwort richtig ist, dürfen wir leider nicht sagen. Streng vertraulich.
Mit Dank an Boerris K.
Nachtrag, 18.10 Uhr: Das Bild wurde aus der Klickstrecke entfernt. Mysteriös!
Wenigstens mit diesen unsäglichen Kliniktür-Klickstrecken haben sie aufgehört. Aber in Ruhe lassen die Medien Michael Schumacher immer noch nicht. Statt Fotos von seinen Angehörigen verbreiten sie jetzt Spekulationen über seinen Gesundheitszustand. Und Schumachers Managerin Sabine Kehm muss immer wieder “eindringlich” aber erfolglos darum bitten,
das Arztgeheimnis zu respektieren und sich ausschließlich an die Informationen des zuständigen Ärzte-Teams oder Managements zu halten, die die einzigen gültigen Informationen sind.
Vergangene Woche widersetzte sich “Bild” dieser Bitte ein weiteres Mal und titelte:
JETZT MÜSSEN SICH DIE FANS NEUE SORGEN MACHEN: Bei Schumi wurde nach BILD-Informationen in der vergangenen Woche eine Lungenentzündung diagnostiziert! Die Folgen sind noch nicht absehbar.
Die “BILD-Informationen” wurden von anderen Medien rasch verbreitet, auch wenn Schumachers Managerin die Spekulationen nicht hatte kommentieren wollen.
Zwei Tage spätere berichtete “Bild” dann erneut über Michael Schumacher — und im vorletzten Absatz hieß es plötzlich:
BILD hatte berichtet, dass in der vergangenen Woche eine Lungenentzündung diagnostiziert worden war. Die Erkrankung liegt aber schon weiter zurück und stellte in dieser Woche nach neuesten Erkenntnissen keine akute Gefahr mehr da.
Da hatte die Nachricht von der “Schockdiagnose” aber schon längstdieRundegemacht — und unter anderem zu solchen Artikeln geführt:
Der Feind in seinem Körper – er macht alles kaputt. Die schreckliche Schock-Nachricht aus Grenoble: Schwere Lungenentzündung. Ausgerechnet jetzt! Das Leben von Michael Schumacher, 45, steht auf Messers Schneide. Sein Schicksal liegt nun allein in Gottes Hand. Dabei hatte es doch schon so gut ausgesehen …
Schumachers Managerin hat kurz nach dem “Bild”-Bericht doch noch eine Stellungnahme abgegeben. Darin bittet die Familie abermals um Verständnis, “wenn sie medizinische Einzelheiten weiterhin nicht diskutieren möchte, um Michaels Privatsphäre zu schützen” und stellt abermals klar: “Wie bereits von Anfang an versichert, werden wir entscheidende Neuigkeiten im Gesundheitszustand Michaels weiterhin bekanntgeben. Wir sind uns dabei bewusst, dass die Aufwachphase lange dauern kann.”
Auch die “Bild”-Zeitung zitiert diese Passagen. Und es klingt wie Hohn, wenn sie hinterherschiebt:
Um die Privatsphäre von Schumi und seiner Familie kämpft die Managerin seit dem Unfall vehement.
In Bayern herrscht gerade Stress zwischen dem BR und einigen privaten Radiosendern. Wobei — Stress? Nein. Krieg!
Radiokrieg in Bayern
Für die “FAZ” an der Front: Jörg Michael Seewald. Der erklärte kürzlich, worum es bei dieser Auseinandersetzung überhaupt geht.
Der Bayerische Rundfunk plant nämlich, sein Klassik-Programm künftig vermehrt digital zu verbreiten, statt über UKW — und die freiwerdenden UKW-Frequenzen für das neue BR-Jugendradio PULS zu nutzen. Das finden die privaten Radiosender nicht gut, weil sie einen Rückgang ihrer eigenen Hörerzahlen befürchten.
Vor allem der Privatsender egoFM kritisiert die Pläne. Dessen Chef kommt im Artikel — neben dem designierten BR-Hörfunkdirektor und dem Direktor der Bayerischen Landeszentrale für Medien — ausführlich zu Wort, darf die “deutlich höhere Akzeptanz” seines Senders loben und auf die “Frequenzübermacht” des BR schimpfen.
Was die Leser nicht erfahren: “FAZ”-Autor Seewald, der hier den neutralen Beobachter gibt, hat seit Jahren eine eigene Radiosendung — bei egoFM. Wie man uns dort mitteilte, arbeite er außerdem für den BR.
Flexibel, der Mann. Mal ist er auf dieser Seite zu finden, mal auf der anderen, mal scheinbar unabhängig dazwischen.
Jedenfalls funktioniert das Konzept, Songs durch eigene Geschichten mit Bedeutung aufzuladen, wie es der bayerische Konkurrenzsender egoFM mit seiner ‘Vermessung der Musik’ schon seit vier Jahren erfolgreich vormacht.
Der vollständige Titel der Sendung “Vermessung der Musik”, das erwähnt Seewald nicht, lautet: “Seewald — Vermessung der Musik”. Es ist seine eigene Sendung.
Bild.de hat malwieder einen “bizarren” Anlass gefunden, um auf der Gema rumzuhacken:
Bizarrer Streit um die Musikrechte bei den Maidan-Protesten in Kiew
Seit Tagen sperrt die “Gesellschaft für Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte” (Gema) die Übertragung der Web-Cams aus Kiew mit der App “EuroMaidan”.
Begründung: Es könnte Musik übertragen werden, für die Tantiemen fällig sind.
Das Portal hat sogar einen CDU-Politiker aufgetrieben, der sich nun über das Vorgehen empört und es “skandalös” findet, dass “unsere im Westen viel gepriesene Informationsfreiheit von einer Einrichtung wie der Gema massiv eingeschränkt wird.”
Die Gema weist die Vorwürfe allerdings zurück:
Eine Sprecherin zu BILD: “Uns ist es ein Anliegen, dass Sie und andere Bürger über aktuelle Ereignisse zu den politischen Protesten in der Ukraine informiert sind. Zum ‘Entsperren’ des Nachrichtenkanals wenden Sie sich bitte an den Plattformbetreiber YouTube.”
Der Autor ergänzt:
Youtube sitzt im kalifornischen San Bruno. Bis sich dort jemand der App annimmt, fällt auf “EuroMaidan” die Youtube-Klappe.
Und siehe da: Schuld ist doch nicht die Gema — sondern Youtube.
Die Online-Ausgabe der Bild Zeitung bild.de berichtete heute, dass die GEMA Webcams auf dem Maidan Platz in Kiew, mit denen über die dortigen Demonstrationen berichtet wird, gesperrt habe. […] Diese Nachricht ist falsch.
Die GEMA hat in keiner Weise veranlasst oder gefordert, dass die entsprechenden Live-Streams aus dem Netz genommen werden. Die Verwertungsgesellschaft hält es für abwegig und ausgeschlossen, dass bei der Übertragung von Demonstrationen in Kiew Rechte von ihren Mitgliedern verletzt werden können. Die Sperrung erfolgte durch YouTube selbst. Dabei wurde durch die Verwendung der bekannten “GEMA-Sperrtafel”, gegen die die GEMA bereits gerichtlich vor dem Landgericht München vorgeht, der unrichtige Eindruck vermittelt, die GEMA habe die Sperrung gefordert oder veranlasst. Auch bei “gewöhnlichen” Musikvideos, die bereits Gegenstand gerichtlicher Auseinandersetzungen sind, erfolgt die Sperrung durch YouTube selbst und nicht auf Veranlassung der GEMA.
Obwohl die GEMA bild.de vor der Berichterstattung schriftlich und mündlich auf diesen Sachverhalt hingewiesen hat, berichtete Bild falsch und unter Verletzung journalistischer Sorgfalts- und Berufspflichten. Die GEMA hat aus diesem Grund bereits rechtliche Schritte gegen die Berichterstattung eingeleitet.
Mit Dank an Nick M.
Nachtrag, 20. Februar: Bild.de hat den Artikel jetzt gelöscht. Derweil hat die Gema-Sprecherin in einem Interview mit taz.de noch mal ausführlich zu dem Fall Stellung genommen und bekräftigt, Bild.de auf Unterlassung und Richtigstellung zu verklagen.
Nachtrag, 28. Februar: In einer kürzlich veröffentlichten Gegendarstellung schreibt die Gema:
“Wir haben zu keinem Zeitpunkt die Sperrung von Web-Cam-Übertragungen aus Kiew veranlasst.”
Am Anfang des Videos geht eine junge Frau durch den Flur ihrer Schule. Traurige Klavierklänge untermalen die Szene. “Sie sagten, Heroin sei das beste High, das ich je hatte”, erzählt sie aus dem Off. Dann sieht man, wie sie zu Hause schreiend einen Fernseher an die Wand schmeißt, Regale umwirft, dann in der Stadt neue Drogen kauft, sich vor der Polizei versteckt und schließlich in den Armen ihrer Mutter zusammenbricht. “Erfahren Sie die Wahrheit über Heroin”, sagt sie am Ende in die Kamera, und eine Internetadresse wird eingeblendet.
Das Video ist ein Werbefilm für die Kampagne “Sag NEIN zu Drogen — Sag JA zum Leben”. Es ist vergangene Woche bei Bild.de erschienen, in einem Artikel über den steigenden Heroin-Konsum in den USA.
Auf den ersten Blick ist daran nichts auszusetzen, immerhin unterstützt Bild.de damit eine gemeinnützige Kampagne, die sich der Drogenaufklärung verschrieben hat.
So scheint es zumindest.
In Wahrheit steckt hinter der so gutmütig wirkenden Anti-Drogen-Organisation aber ein bisschen mehr. Sie gehört nämlich zu Scientology.
Schon vor einem Jahr warnte der Verfassungsschutz Baden-Württemberg davor, dass Scientology zunehmend versuche, über das Internet neue Mitglieder zu gewinnen. Rainhard Hoffmann vom Stuttgarter Landesamt für Verfassungsschutz sagte der dpa, in Deutschland könne man über 100 Webseiten Scientology oder nahestehenden Organisationen zurechnen. Über Nebenorganisationen wie “Jugend für Menschenrechte” oder “Sag NEIN zu Drogen — Sag JA zum Leben” versuche die Scientology-Organisation, junge Leute zu ködern.
Und Bild.de hat sie dabei unterstützt.
Ohne Absicht, vermutlich, denn normalerweise steht das Portal der Organisation eher kritisch gegenüber, bezeichnete sie unlängst als eine der “gefährlichsten Sekten der Welt”. Nichtsdestotrotz hätten die Bild.de-Leute wissen können, für wen sie da gerade Werbung machen. Denn erstens wird auf der Seite der Anti-Drogen-Kampagne (wenn auch etwas versteckt) auf die Verbindung zu Scientology hingewiesen. Zweitens steht es in der Wikipedia. Und drittens hat Bild.de vor einem Jahr selbst darüber berichtet:
“Soziale Netzwerke spielen [für Scientology] eine immer wichtigere Rolle, um Mitglieder zu gewinnen”, sagte [Rainhard Hoffmann vom Verfassungsschutz]. Über Nebenorganisationen wie “Jugend für Menschenrechte” oder “Sag nein zu Drogen, sag ja zum Leben” sollten junge Leute gebunden werden. “Das sind auf den ersten Blick harmlose Themen mit denen die jungen Menschen geködert werden. Da erwartet man auf den ersten Blick nichts schlimmes dahinter.” Die Werbung sei bewusst auf die junge Generation zugeschnitten, ohne dass einem zunächst bewusst werde, wer dahinter stecke.
Das alles hatten die Leute von Bild.de blöderweise schon wieder vergessen, als sie vergangene Woche das Video in den Artikel einbauten.
Und noch blödererweise haben sie auch bei den fünfzehn anderen Videos nicht mehr daran gedacht:
All diese Videos sind auf Bild.de erschienen, Rubrik “TOP-VIDEOS”. Am Ende jedes Clips erscheint die Internetadresse der Scientology-Organisation.
Wir haben beim Pressesprecher der Axel Springer AG nachgefragt, warum die Videos veröffentlicht wurden, obwohl sie bei Bild.de hätten wissen müssen, dass Scientology dahintersteckt. Wir haben auch gefragt, ob Bild.de Geld für die Videos gezahlt hat und wenn ja, an wen.
Antworten auf diese Fragen haben wir leider nicht bekommen. Aber immerhin hat sich der Sprecher im Namen der Redaktion “herzlich” bei uns für den Hinweis bedankt. Wie es zu der Einbindung kommen konnte, werde jetzt “redaktionsintern geprüft”. Kurz nach unserer Anfrage hat Bild.de sämtliche Videos gelöscht.
Mit Dank an Franzi, Lars und den anonymen Hinweisgeber.
Die derzeitige Opposition ist der “Bild”-Zeitung ja bekanntlich viel zu schwach, zu links, zu klein und zu machtlos, und auf diesen “Linken-Fraktionschef, der einst SED-Mann war und beste Kontakte zur Stasi hatte”, will sie sich erst recht nicht verlassen. Deshalb hat das Blatt vor ein paar Wochen mit viel Tamtam die “Bild-APO” gegründet und versprochen, den Oppositionsposten fortan zu übernehmen:
BILD wird der neuen Regierung bei jeder Gelegenheit auf die Finger hauen! Hart. Schmerzvoll. Und ohne Gnade.
“Bei jeder Gelegenheit.” Gestern Abend zum Beispiel. Zuvor hatten nämlich das Magazin “Kontraste” und die “Süddeutsche Zeitung” berichtet, dass die Bundesregierung viel Geld in eine Kampagne investiere, die ein Rentenpaket bewirbt, das aber noch gar nicht beschlossen sei. Und so etwas lässt eine “Bild-APO” nicht kommentarlos auf sich sitzen.
Ja, Sie haben richtig gelesen: 1,15 Milliarden Euro! Die Bundesregierung kauft von dem Geld nämlich nicht nur Plakate, Online-Werbung, Anzeigen und eine eigene Website, sondern auch Kaviar und Austern, einen schicken Film von Steven Spielberg und eine mehrmonatige Kreuzfahrt für jeden beteiligten Minister.
Natürlich alles Quatsch. In Wahrheit kostet die Kampagne 1,15 Millionen. So steht es auch in denBerichten, aus denen Bild.de zitiert.
Gut, so ein Tippfehler kann ja jedem mal durchflutschen. Nur: In diesem Fall war es gar kein Tippfehler. Der Autor glaubte offenbar ernsthaft (!), die Bundesregierung würde über eine Milliarde (!) Euro für diese Werbekampagne ausgeben. Er konnte es zumindest nicht oft genug erwähnen:
Die GroKo schert sich nicht um die schwache Opposition – und gibt schon Milliarden für eine Kampagne aus, ohne dass der Bundestag die Reform überhaupt beschlossen hat!
Stolz [sic!] 1,15 Mrd. Euro soll die Werbe-Kampagne kosten.
Ein Sprecher des Ministeriums verteidigte die Milliarden-Ausgabe
Heute Morgen hat Bild.de aus “Milliarden” dann unauffällig überall “Millionen” gemacht.
So funktioniert die Oppositionsarbeit bei “Bild”: Erst wird draufgehauen. Hart. Schmerzvoll. Und ohne Gnade. Das Nachdenken kommt dann später irgendwann. Und wenn man einen Fehler macht, tut man so, als sei nichts gewesen.
Mit Dank an Alex, Philipp R., Veeck, Klaus, Christian V. und Maximilian P.
Das sind nicht A. und ihr mutmaßlicher Mörder, sondern der Täter und das Opfer eines ganz anderen Mordes. Von Ziffer 8 des Pressekodex fangen wir gar nicht erst an.
Mit Dank an Manuel L., Bene F., Martin, Felix S., Marcus und Alexander K.
Einen guten Aspekt hat die heutige Titelgeschichte der “Bild”-Zeitung dann doch: Es taucht nicht ein einziges Mal der Begriff “Pleite-Griechen” auf. Würde allerdings auch nicht so ganz passen, denn:
Was an der Geschichte tatsächlich dran ist (Spoiler: gar nichts) und wie “Bild” mal wieder die Wahrheit verdreht, um die Hetzkampagne gegen das “pleitebedrohte Griechenland” fortzuführen, hat Michalis Pantelouris hier aufgeschrieben:
Peter Postleb (Schmutzsheriff) und Stefan Schlagenhaufer (Schmutzjournalist) führen auf Frankfurts Straßen und in der “Bild”-Zeitung schon seit Jahren einen Kampf, ach was, einen Krieg gegen einen gemeinsamen Feind. Regelmäßig knöpfen sie sich die Altkleider-Mafia und die Graffiti-Terroristen vor, die Weihnachts-Bettler und polnischen Sitzenbleiber, anders gesagt: all die “dreisten Müllsünder”, die mutwillig unser schönes Land verschmutzen.
Dabei bestehen Postlebs Aufgaben hauptsächlich darin, sich über die Schmutzfinken zu empören und die Stadt von Müllsäcken, Sex-Puppen und kaputten Kühlschränken zu befreien. “Bild”-Mann Schlagenhaufer unterstützt ihn bei ersterem.
Der neueste Fall der beiden ist dermaßen skandalös, dass “Bild” ihm einen prominenten Platz auf der ersten Frankfurter Lokalseite spendiert hat. Es geht diesmal nämlich – festhalten! – um einen zugemüllten Autobahn-Parkplatz.
Nun hält sich das Empörungspotenzial über zugemüllte Autobahn-Parkplätze selbst bei “Bild”-Lesern wohl eher in Grenzen, doch handelt es sich hierbei auch nicht um irgendeinen Parkplatz. Es geht um den weltweitdeutschlandweit im Raum Frankfurt bestimmt bekannten Rosemeyer-Parkplatz! Und er wurde auch nicht nur zugemüllt oder verdreckt, nein, er wurde geschändet. Verzeihung: GESCHÄNDET!
Für alle Autobahnbanausen unter Ihnen: In der Nähe des Rosemeyer-Parkplatzes ist der Rennfahrer Bernd Rosemeyer 1938 bei einem Geschwindigkeitsrekordversuch ums Leben gekommen. Man hat sogar ein Denkmal für ihn gebaut, das, nun ja, Rosemeyer-Denkmal.
Jedenfalls: So ein bedeutender Ort – und dann das!
Was für eine Schande: Der Rosemeyer-Parkplatz, einziger in Deutschland nach einer Persönlichkeit benannte Autobahnstopp, ist total verkommen!
Es ist zum Nasezuhalten!
Und wer ist schuld? Die Lkw-Fahrer und die Homosexuellen natürlich. Denn der Rosenmeyer-Parkplatz ist …
ABENDS TRUCKER-KLO, NACHTS SEX-TREFF.
Und tagsüber? “Müssen Rosemeyer-Fans durch Kot und Kondome waten”, wenn sie nach langer Fahrt endlich angekommen sind.
Aber nicht nur das.
Wer auf dem Ekel-Parkplatz stoppt, wird obendrein noch bedroht!
Aufpasser der Sextreff-Szene sitzen in Autos oder auf der Rastbank. Wer fotografiert, kriegt zu hören: “Hier wurden schon Leute wegen weniger erstochen. Sie wissen, das ist ein Sex-Treff für Homosexuelle. Fahren Sie bitte weiter.”
Kot, Kondome, Killer-Schwule. Und das auf Deutschlands einzigem nach einer Persönlichkeit benannten Autobahnstopp.
“Eine Sauerei!”, findet auch “Sauberkeitsberater” Postleb:
“Besucher des Parkplatzes suchen das Rosemeyer-Denkmal, tappen nichtsahnend in Kothaufen und in mit Kondomen übersäte Grünflächen.”
Und dann suchen sie das Denkmal auch noch vergeblich! Nein, nicht weil es unter der meterhohen Kot-und-Kondom-Schicht schon verschwunden ist. Sondern weil es auf einem ganz anderen Parkplatz steht.
Im Ernst jetzt:
Hessen Mobil hat nämlich den falschen Parkplatz nach dem berühmten Rennfahrer Bernd Rosemeyer (1909-1938) benannt: Unglücksstelle, Denkmal und Kreuz liegen auf dem namenlosen Parkplatz auf der anderen Seite …
Wir fassen mal zusammen: Auf einem Autobahn-Parkplatz, der fälschlicherweise nach einem Rennfahrer benannt wurde, der aber ganz in der Nähe eines anderen Parkplatzes liegt, auf dem ein Denkmal zu Ehren dieses Rennfahrers steht, haben Menschen Sex und dort liegt Müll.
Ein Glück, dass endlich mal jemand diesen unfassbaren Skandal aufgedeckt hat.