Autoren-Archiv

AfD-Gutachten, Der Fall Gelbhaar, Stabwechsel beim ESC

1. Medien veröffentlichen Gutachten zur AfD
(tagesschau.de)
Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat die AfD Anfang Mai nach mehrjähriger Prüfung als “gesichert rechtsextremistisch” eingestuft. Die Partei habe dagegen eine Klage und einen Eilantrag eingereicht, worauf das Amt eine Stillhaltezusage abgegeben habe. Nun haben verschiedene Medien, darunter “Cicero”, “Nius” und “Junge Freiheit”, das eigentlich als Verschlusssache eingestufte Gutachten veröffentlicht.
Weiterer Lesetipp: Juristisch dürfte die Veröffentlichung laut Experten zulässig sein, da Pressefreiheit, öffentliches Interesse und fehlende Geheimhaltungsmaßnahmen seitens der Behörden schwerer wiegen könnten als etwaige Einschränkungen: AfD-Gutachten des Verfassungsschutzes: “Nur für den Dienst­ge­brauch” – und trotzdem auf jedem Bild­schirm (lto.de, Benjamin Stibi).

2. Der Fall Gelbhaar, die Grünen und der RBB
(youtube.com, Noura Mahdhaoui, Video: 26:15 Minuten)
Der Beitrag des NDR-Medienmagazins “Zapp” berichtet über schwerwiegende journalistische Fehler des RBB bei der Berichterstattung über Belästigungsvorwürfe gegen den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar. Dies habe zu Gelbhaars politischem Rückzug und einer massiven Krise beim Sender geführt. Zugleich zeige der Fall, wie komplex Machtverhältnisse, die Wahrnehmung von Grenzüberschreitungen und die mediale Verantwortung im Kontext von #MeToo-Vorwürfen und -Fällen sind.

3. Nachruf auf Nadja Abd el Farrag: “Zeit”-Kolumnistin Ulrike Gastmann über ein stilles Ende und ein lautes Mediensystem
(newsroom.de, Ulrike Gastmann)
Ulrike Gastmann erinnert an die jüngst verstorbene Nadja Abd el Farrag und blickt dabei auch auf “die Verantwortung, die Öffentlichkeit, Medien und Zuschauer tragen”: “Der Tod von Nadja Abd el Farrag ist kein rein privates Ereignis. Er erinnert uns an die Verantwortung, die Öffentlichkeit, Medien und Zuschauer tragen. An die Notwendigkeit, Menschen nicht nur in ihrer Rolle als Celebrity zu sehen, sondern als verletzliche Individuen mit Biografie, Brüchen und Würde.”

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4. BR24 lässt Nutzer-Kommentare durch KI zusammenfassen
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Der Bayerische Rundfunk nutze für seine Nachrichtenplattform BR24 künftig Künstliche Intelligenz (KI), um die Kommentarspalten unter besonders stark diskutierten Artikeln automatisch zusammenzufassen. Ziel sei es, Debatten transparenter zu machen und der Leserschaft einen schnellen Überblick über den Stand der jeweiligen Diskussion zu geben. Derzeit befinde sich die KI-Funktion jedoch noch in der Betaphase und werde nicht auf allen Seiten eingesetzt. Sie sei sowieso nur als Zusatzangebot zu verstehen – “alle individuellen Kommentare, die vom BR vor Veröffentlichung zunächst vom Community Management ebenfalls unter Zuhilfenahme von KI geprüft werden, sind nach wie vor ebenfalls einsehbar”, berichtet “DWDL”.

5. Wegen fehlerhafter Berichte reicht Bürgermeister von Weil der Stadt gegen SWR Klage ein
(msn.com, Jochen Zenthöfer)
Christian Walter, Bürgermeister im baden-württembergischen Weil der Stadt, klage gegen den SWR wegen fehlerhafter Berichterstattung über Baumfällungen im Zusammenhang mit einem Neubauprojekt. Walter werfe dem Sender vor, ungenaue und einseitige Aussagen übernommen, nicht sorgfältig recherchiert und damit den Eindruck erweckt zu haben, seine Stadt habe rechtswidrig gehandelt. Nachdem eine Programmbeschwerde abgewiesen worden sei, strebe Walter nun eine Feststellungsklage beim Verwaltungsgericht an.

6. Stabwechsel beim ESC: Der SWR löst den NDR ab – wird jetzt alles besser?
(rnd.de, Imre Grimm)
“Eine Definition von Wahnsinn ist, immer wieder dasselbe zu tun – und dabei neue Ergebnisse zu erwarten. Es gab eine Zeit, da schien der NDR, was den Eurovision Song Contest angeht, dem Wahnsinn anheimgefallen: Jedes Jahr schickte der Sender eine mittelmäßige Radiopopnummer zum Eurovision Song Contest. Und jedes Jahr fiel er damit – Überraschung! – spektakulär durch.” Imre Grimm schaut auf mehr als 30 Jahre ESC-Geschichte beim NDR zurück.
Weiterer Lesetipp, ebenfalls von Imre Grimm: Stefan Raab und der ESC: Deutschlands begabtester Zweckoptimist will es noch einmal wissen (rnd.de). Und bei “turi2” kommentiert Jana Ballweber: “Der ESC soll eine Veranstaltung der guten Laune sein, laut den eigenen Werten ein Fest der Diversität und Inklusion. Wenn man aber nicht begreift, dass diese Werte in dieser vom Kulturkampf gezeichneten Zeit hochpolitisch sind, sollte man in die Debatte gar nicht erst einsteigen.”

Hintergrundgespräche, Deal des Lebens, Das Ende der Kunst?

1. DJV kritisiert Gerichtsurteil zu Hintergrundgesprächen
(djv.de, Claudine Hengstenberg-Photiadis)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) kritisiert, dass der Bundesnachrichtendienst (BND) bestimmte Medien wie den “Tagesspiegel” systematisch von Hintergrundgesprächen ausschließe. Der Versuch der Redaktion, im Eilverfahren beim Bundesverwaltungsgericht einen Zugang zu diesen Gesprächen zu erzwingen, war nicht erfolgreich. Der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster sieht in der Praxis des BND einen Verstoß gegen die Pressefreiheit und fordert mehr Transparenz bei der Auswahl der eingeladenen Medien. Zudem fordert der Verband ein gesetzlich verankertes Auskunftsrecht gegenüber Bundesbehörden, wie es auf Landesebene längst existiere.
Siehe dazu auch unseren Lesetipp von gestern, in dem Jost Müller-Neuhof, rechtspolitischer Korrespondent des “Tagesspiegel”, die gängige Praxis vertraulicher Hintergrundgespräche (“unter drei”) kritisiert: “Unter drei” ist ein Demokratieproblem (journalist.de).

2. Ist es immer noch der smarteste Deal ihres Lebens, Frau Leschek?
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Wie in den “6 vor 9” bereits gestern zu lesen war, beendet RTL Stefan Raabs TV-Show “Du gewinnst hier nicht die Million”. Nun folgt bei “DWDL” ein ausführliches Interview mit Inga Leschek, “Chief Content Officer” bei RTL Deutschland. Thomas Lückerath spricht mit ihr über die Programmstrategie des Senders, die Übertragung der Spiele der 2. Fußball-Bundesliga sowie die Kooperation mit der ARD beim Eurovision Song Contest. Und er fragt Leschek, ob sie den Deal mit Stefan Raab immer noch für das Smarteste hält, was sie in ihrem Leben gemacht hat.

3. Medien-Misere in Hellas
(taz.de, Ferry Batzoglou)
Die Pressefreiheit in Griechenland stehe unter massivem Druck. Nichtregierungsorganisationen wie Reporter ohne Grenzen und Human Rights Watch sähen die Verantwortung dafür bei der Regierung Mitsotakis. Kritische Berichterstattung werde demnach durch Einschüchterung, staatliche Kontrolle und enge Verbindungen zu regierungsnahen Oligarchen systematisch behindert. Die EU habe bereits Bedenken geäußert, doch Premier Kyriakos Mitsotakis bestreite alle Vorwürfe. Das Land sei ihm zufolge “in den letzten Jahren oft Ziel von Verleumdungen geworden”.

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4. Extrem rechter Influencer und Missionar
(belltower.news, Kira Ayyadi)
Kira Ayyadi schreibt über Leonard Jäger, einen Influencer, der christlichen Fundamentalismus über Social Media verbreite und gezielt queere Menschen abwerte. Jäger sei stark mit radikalen Evangelikalen in den USA vernetzt, etwa der Heritage Foundation, und nutze seine Reichweite, um politische Inhalte mit missionarischem Eifer zu vermischen. Dabei strebe er weniger politische Macht an, sondern verfolge die Vision eines christlich-fundamentalistischen Staates.

5. Das endgültige Ende der Kunst?
(54books.de, Schwartz)
In einem Essay wird bei “54books” die Frage diskutiert, ob KI-generierte Kunst das Ende “echter” Kunst bedeute. Dem wird die Geschichte der Kunst als ständige Wiederverwertung, Imitation und Rekontextualisierung gegenübergestellt. Der Autor argumentiert, dass Kreativität nie isoliert entstehe, sondern immer auf bestehenden Vorbildern aufbaue. Trotz technischer Entwicklungen werde es stets Menschen geben, die aus innerem Antrieb schöpferisch tätig werden: “Und dann mit diesem seltsam beseelten, hyperfokussierten Blick dasitzen, kaum ansprechbar, nicht mehr wirklich präsent in der physischen Welt. Und die dann eben Kunst schaffen.”

6. For­schende können X in ihrem Hei­mat­land ver­klagen
(lto.de)
Wie das Landgericht Berlin entschieden habe, dürfen Forscherinnen und Forscher Plattformen wie X (ehemals Twitter) künftig auch in ihrem eigenen Land verklagen, nicht nur in Irland. Zwar seien sie im konkreten Fall wegen Formfehlern gescheitert, hätten aber diese wichtige grundsätzliche Klärung erreicht. Das Urteil gelte als Erfolg für die Wissenschaft, da es zukünftige Klagen auf Datenzugang nach dem Digital Services Act erleichtere.

Lieber “unter eins” als “unter drei”, Päpstlicher Dank, Kein Kokain

1. “Unter drei” ist ein Demokratieproblem
(journalist.de, Jost Müller-Neuhof)
Jost Müller-Neuhof kritisiert die gängige Praxis vertraulicher Hintergrundgespräche (“unter drei”) zwischen Journalistinnen und Journalisten auf der einen Seite und Regierungsstellen auf der anderen. Dieses Vorgehen untergrabe die Transparenz und beschädige den demokratischen Auftrag der Medien. So entstehe ein intransparentes Zusammenspiel von Staat und Medien. Müller-Neuhofs Fazit: “Die Medien können sich nur selbst schützen: indem sie, statt vertraulich mit Behörden zu kooperieren, die rechtlich vorgesehenen Wege beschreiten, um an Informationen aus der Exekutive zu gelangen und sie dann auch als solche öffentlich – ‘unter eins’ – zu benennen.”

2. Papst dankt Medienleuten – “Nein zum Krieg der Worte und Bilder”
(katholisch.de)
Papst Leo XIV. habe sich bei seiner ersten Audienz bei Medienschaffenden für deren Einsatz für Wahrheit, Frieden und Menschenrechte bedankt und den Schutz von Presse- und Meinungsfreiheit angemahnt. Er habe dazu aufgerufen, “Nein zum Krieg der Worte und Bilder” zu sagen und eine respektvolle, wahrhaftige Kommunikation zu fördern. Der Deutsche Journalisten-Verband begrüße die klaren Worte des Papstes als wichtiges Signal im Kampf gegen Desinformation, Hass und Einschränkungen der Pressefreiheit.

3. Video mit Merz, Macron und Starmer sorgt für Aufregung
(tagesschau.de, Pascal Siggelkow)
Wie beim ARD-“Faktenfinder” zu lesen ist, sorgt ein Video der europäischen Regierungschefs Friedrich Merz, Emmanuel Macron und Keir Starmer auf deren Weg nach Kiew für Aufregung. Verschwörungsideologen behaupten, darin Kokainkonsum erkennen zu können. Belege dafür gebe es jedoch keine. Laut französischer Regierung und CDU handele es sich bei dem erkennbaren weißen Gegenstand lediglich um ein Taschentuch, was auch andere Aufnahmen bestätigen. Die Vorwürfe seien Teil einer bekannten prorussischen Desinformationskampagne, die westliche Politikerinnen und Politiker sowie den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj diskreditieren solle.

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4. Manipulative Narrative erkennen – Zwei Perspektiven auf Desinformation in Europa
(de.ejo-online.eu, Merle Van Berkum)
Timo Lenk und Martin Lestra analysieren in ihrem Gespräch mit Merle Van Berkum, wie manipulative Desinformationsnarrative gezielt Ängste schüren, Polarisierung fördern und über digitale Plattformen besonders effektiv verbreitet werden. Beide betonen: Nur durch gemeinsame Anstrengungen von Forschung, Journalismus, Zivilgesellschaft und Politik lässt sich die demokratische Widerstandskraft gegen Informationsmanipulation wirksam stärken.

5. Vernetzte Frauen im Journalismus
(verdi.de, Claudia Krieg)
Claudia Krieg beschreibt, wie wichtig Netzwerke wie der Journalistinnenbund (JB) für die Sichtbarkeit, Gleichstellung und Solidarität von Frauen im Journalismus seien. Der JB engagiere sich seit 1987 für mehr Frauen in Führungspositionen und eine gendersensible Berichterstattung. Er biete unter anderem Mentoringprogramme und Auszeichnungen an. Angesichts rückläufiger Frauenanteile in Redaktionen und zunehmender gesellschaftlicher Spannungen mahne die JB-Vorsitzende Friederike Sittler mehr Zusammenhalt unter Journalistinnen an.

6. Neue Show für Raab: RTL beendet “Du gewinnst hier nicht die Million”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Thomas Lückerath berichtet, dass RTL die von Stefan Raab entwickelte Show “Du gewinnst hier nicht die Million” nach der Sommerpause nicht fortsetzen werde. Die Einschaltquoten im linearen TV seien zu schwach gewesen. Stattdessen wolle der Sender ab Herbst in Zusammenarbeit mit Raab ein neues wöchentliches Format mit klarerer Trennung von Comedy und Gameshow entwickeln. Trotz des Scheiterns halte RTL-Content-Chefin Inga Leschek an der Kooperation mit Stefan Raab fest und sehe sie weiterhin als “smartesten Deal” ihrer Karriere.

Willkommen im Mainstream, Quoten über alles?, Falsche Fährte

1. Willkommen im Mainstream
(youtube.com, Jan Böhmermann, Video: 21:15 Minuten)
In der aktuellen Ausgabe des “ZDF Magazin Royale” decken Jan Böhmermann und seine Redaktion auf, wie sich rechtsextreme Inhalte und Ideologien über vermeintlich harmlose YouTube-Kanäle (zum Beispiel zu Finanzen oder Patriotismus) in den Mainstream einschleichen und massiv zur Onlineverbreitung und Normalisierung der AfD beitragen. Es geht dabei auch um die Rolle des YouTube-Mutterkonzerns Google, der eine publizistische Mitverantwortung am Erstarken rechtsextremer Kräfte trage.

2. Quoten über alles?
(taz.de, Ann-Kathrin Leclère)
Nach der Einstufung der AfD als “gesichert rechtsextremistisch” fordert Ann-Kathrin Leclère in ihrem Kommentar ein Umdenken bei den öffentlich-rechtlichen Sendern: “Talkshows sind keine Pflichtveranstaltungen. Sie sind Teil politischer Öffentlichkeit – gestaltet von Redaktionen, von ­konkreten Personen, die Verantwortung tragen. Deshalb: Es reicht beim nächsten Mal vielleicht, die Statements der Weidels und Chrupallas vor der Sendung aufzuzeichnen und jeder Frage voranzustellen: Was sagen Sie als Mitglied einer ‘gesichert rechtsextremistischen’ Partei zu …?”

3. Wie gelingt Journalismus mit kühlem Kopf?
(deutschlandfunk.de, Stephan Beuting, Audio: 23:19 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um die oft gestellte Frage, wie eine kritische und objektive Berichterstattung in Krisenzeiten aussehen sollte, vor allem wenn es um den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine geht. DLF-Moderator Stephan Beuting diskutiert mit Korrespondentin Gesine Dornblüth und dem Politikwissenschaftler Klaus Schlichte über den Vorwurf, “dass nicht nur die Situation Angst macht, sondern auch die Art und Weise, wie wir darüber berichten.”

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4. “Liebe ARD…!” Ein versöhnlicher Brief zum 75. Geburtstag
(rnd.de, Imre Grimm)
Imre Grimm gratuliert der ARD mit einem kritischen und zugleich versöhnlichen Brief zum 75. Geburtstag: Er benennt die Skandale, Schwächen und Reformstaus der vergangenen Jahre und erinnert zugleich an die gesellschaftliche Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks als unabhängige, nicht-kommerzielle Institution. Trotz ihrer Defizite sei die ARD ein wertvolles Modell solidarischer Medienversorgung, das es zu schützen und zu erneuern gelte.

5. Einblick oder Teil der Inszenierung? Die falsche Fährte von “Inside CDU”
(dwdl.de, Peer Schader)
Peer Schader kritisiert, dass die ZDF-Dokuserie “Inside CDU” trotz filmischer Hochglanzinszenierung keine echten Einblicke in die inneren Dynamiken der Partei biete, sondern überwiegend kontrollierte und banale Szenen zeige. Die versprochene Nähe zur Macht entpuppe sich als sorgfältig kuratierte Außendarstellung, die eher PR als kritische Dokumentation sei: “‘Alongside CDU’ wäre der ehrlichere Titel gewesen. Denn trotz aller kinoaffinen Brillanz bleibt die Kamera stets draußen, wenn die wirklich spannenden Geschichten beginnen.”

6. Mexiko verklagt Google wegen »Golf von Amerika«
(spiegel.de)
Mexiko habe Google verklagt, weil bei Google Maps der gesamte Golf von Mexiko als “Golf von Amerika” bezeichnet werde – ein Name, der ursprünglich nur für das US-Küstenmeer gedacht war. Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum werfe Google vor, damit sogar über ein entsprechendes Dekret von Donald Trump hinauszugehen. Ihr Land fordere die Rückkehr zur historischen Bezeichnung für die nicht-amerikanischen Küstenabschnitte des Gewässers, das auch an Mexiko und Kuba grenzt.

KW 19/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. “Kampf gegen Desinformation: Koalitionsvertrag sorgt für Kritik – zu Recht?”
(br.de, Linus Lüring, Audio: 27:27 Minuten)
“Wie groß ist das Problem der Desinformation in Deutschland? Was genau plant die Bundesregierung und was darf sie überhaupt regeln? Welche anderen Wege im Kampf gegen Desinformation sind möglicherweise wichtig?” Darüber spricht Linus Lüring bei “BR24 Medien” mit Jana Heigl vom “BR24 Faktenfuchs”, Thorsten Schmiege, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, und Tobias Gostomzyk, Medienrechtler an der TU Dortmund.

2. Die Affäre um den Grünen-Politiker Gelbhaar: Intrigen, Machtkämpfe, Rufmord
(spotify.com, Kayhan Özgenç & Lars Petersen, Audio: 1:09:05 Stunden)
Bei “Macht und Millionen” analysieren Kayhan Özgenç und Lars Petersen, wie eine unbewiesene Anschuldigung den grünen Bundestagsabgeordneten Stefan Gelbhaar politisch zu Fall brachte. Dabei geht es auch um die Rolle von Medien. Insbesondere der RBB steht dabei im Fokus, da der öffentlich-rechtliche Sender durch fragwürdige Berichterstattung maßgeblich zur Eskalation beigetragen habe und später erhebliche Fehler eingestehen musste.

3. Die Zukunft der Musik
(youtube.com, Anna Neuhaus, Video: 54:28 Minuten)
Die Arte-Dokumentation geht der Frage nach, ob Künstliche Intelligenz den emotionalen Kern von Musik erfassen und kreativ improvisieren kann, wie es Pianisten wie Michael Wollny und Kit Armstrong tun. Der Film begleitet Wollny, der mit einer KI improvisiert, und Armstrong, der erforscht, ob Maschinen menschliche Musikalität verstehen und wiedergeben können. In einer Mischung aus Experiment und Reflexion erörtert die Doku die Frage, was menschliche Kreativität ausmacht und welche Rolle der Mensch in einer zunehmend von KI geprägten Musikwelt spielen wird.

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4. Fortschritt oder Bedrohung – wie berichten über KI
(sr.de, Kai Schmieding & Michael Meyer, Audio: 15:04 Minuten)
In der Sendung “Medien – Cross und Quer” berichten Michael Meyer und Kai Schmieding über eine neue Studie zur Medienberichterstattung über Künstliche Intelligenz (KI). Mit den Studienleiterinnen Elke Grittmann und Lina Brink diskutieren sie die Frage, ob in der Berichterstattung über KI vor allem wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen oder ob auch gesellschaftliche Auswirkungen berücksichtigt werden. Die Studie “Künstliche Intelligenz im medialen Diskurs” wurde von der Otto Brenner Stiftung in Auftrag gegeben.

5. Hubertus Koch, was ist deine schlimmste Sucht?
(ardaudiothek.de, Eva Schulz, Audio: 1:17:38 Stunden)
In der aktuellen Folge von “Deutschland3000” spricht Eva Schulz mit dem Journalisten und Buchautor Hubertus Koch, den sie seit vielen Jahren kennt, über persönliche und berufliche Höhen und Tiefen. Koch berichtet von traumatischen Erlebnissen während einer Syrien-Reportage und seiner jahrelangen Alkohol- und Drogenabhängigkeit. Außerdem sprechen sie über Kochs kürzlich erschienenes Buch “Lost Boy”, seine Auszeit während einer Osteuropa-Reise und die Herausforderung, sich beruflich neu zu erfinden.

6. Kein Kokolores – Katja Ilnizki über Lokaljournalismus als Lebensversicherung der Demokratie
(thisismedianow.podigee.io, Lukas Schöne, Audio: 52:41 Minuten)
In seinem Podcast “This Is Media Now” unterhält sich Lukas Schöne mit Katja Ilnizki über aktuelle Probleme und Potenziale des Lokaljournalismus, insbesondere über die öfter anzutreffende oberflächliche Berichterstattung (“Kokolores”) und die Frage, wie diese vermieden werden kann. Beide betonen, dass Lokaljournalismus für die Demokratie unverzichtbar sei, weil er die Bürgerinnen und Bürger zusammenbringe, statt sie zu spalten. Darüber hinaus diskutieren sie, wie Lokalredaktionen ihre Inhalte durch kreatives Storytelling und eine bessere Nutzung digitaler Kanäle zukunftsfähig machen können.

AfD-Gutachten, Warnstreiks bei Tageszeitungen, Mehr Rückgrat

1. Warum ist das AfD-Gutachten nicht öffentlich?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 24:56 Minuten)
Im “Übermedien”-Podcast hat sich Holger Klein mit Aiko Kempen von der Transparenzinitiative “FragDenStaat” über das AfD-Gutachten des Verfassungsschutzes unterhalten: “Warum veröffentlichen andere Medien das Gutachten – oder zumindest den Auszug – nicht? Könnte man die Veröffentlichung des Gutachtens einklagen? Und in welcher Rolle sehen sich die Journalisten von ‘Frag den Staat’, die selbst Belege für die Verfassungsfeindlichkeit der AfD sammeln?”

2. Lilienthal stellt Talkshow-Sendezeit für AfD-Politiker infrage
(medien.epd.de)
Nach der Verfassungsschutz-Einstufung der AfD als “gesichert rechtsextremistisch” fordert der Journalistik-Professor Volker Lilienthal unmittelbare Konsequenzen von ARD und ZDF: “Die Selbstverständlichkeit, mit der AfD-Politiker vor allem in den politischen Talkshows Sendezeit für sich beanspruchen, lässt sich nicht länger legitimieren”. Anmerkung des “6-vor-9”-Kurators: Gestern hat der Verfassungsschutz eine sogenannte “Stillhaltezusage” abgegeben, wie unter anderem der “Spiegel” berichtet: “Die AfD hat Klage gegen ihre Einstufung als ‘gesichert rechtsextremistisch’ eingereicht. Bis über den Eilantrag entschieden ist, will der Verfassungsschutz sich nicht mehr öffentlich äußern – die Partei gilt vorerst wieder als ‘Verdachtsfall’.”

3. Warum Journalismus gerade jetzt mehr Rückgrat benötigt
(npj.news, Leif Kramp & Stephan Weichert)
Guter Journalismus sei gerade in Krisenzeiten wichtig, stehe derzeit aber durch wirtschaftliche Herausforderungen, politische Angriffe und Desinformation zunehmend unter Druck. Um die journalistische Resilienz zu stärken, fordert der “Think-and-Do-Tank” Vocer konkrete Maßnahmen von der Politik, darunter die Anerkennung der journalistischen Gemeinnützigkeit, eine Kennzeichnungspflicht für KI-generierte Inhalte sowie die gezielte Förderung des Lokaljournalismus.

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4. X beschränkt Zugang zu İmamoğlus Nutzerkonto
(tagesschau.de)
In der Türkei sei der Zugang zum X-Konto des inhaftierten Istanbuler Bürgermeisters Ekrem İmamoğlu auf Anordnung der Behörden gesperrt worden, weil seine Beiträge angeblich eine Gefahr für die öffentliche Ordnung darstellen würden. İmamoğlu, ein wichtiger Gegner von Präsident Recep Tayyip Erdoğan, war zuvor unter Korruptionsvorwürfen verhaftet worden, was massive Proteste und Kritik ausgelöst hatte.

5. Erneut Warnstreiks bei Tageszeitungen in Baden-Württemberg
(dju.verdi.de, Andreas Henke)
Nach sieben Verhandlungsrunden zwischen der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union in Verdi und dem Zeitungsverlegerverband BDZV hat die Gewerkschaft in Baden-Württemberg nun zum Streik aufgerufen. Man rechne mit rund 250 Streikenden aus 13 Redaktionen und von 16 Zeitungstiteln. Der Gewerkschaftsvertreter Uwe Kreft kommentiert: “Die Zitrone ist restlos ausgepresst. Wer immer weiter beim Personal sparen will, gefährdet bewusst den Qualitätsjournalismus. Das kann und darf nicht das Ziel der Verleger sein.”

6. Podcasting – ist das was für mich?
(freienpodcast.letscast.fm, Geraldine Friedrich & Françoise Hauser, Audio: 24:44 Minuten)
“Podcasting – ist das was für mich? Brauche ich das als freier Journalist? Und wie schwer ist es, einen eigenen Podcast aufzubauen und zu produzieren?” In dieser Folge des “Freien-Podcasts” von Geraldine Friedrich und Françoise Hauser geht es um mögliche Vorteile und Herausforderungen beim Podcasten.

Wie mit Rechtsextremen umgehen?, Flüchtige Gewissheiten, Afghanistan

1. AfD als gesichert rechtsextrem eingestuft – wie reagieren Deutschlands Fernsehsender?
(correctiv.org, Samira Frauwallner)
Samira Frauwallner hat untersucht, wie deutsche Fernsehsender auf die neue Einstufung der AfD als gesichert rechtsextremistisch reagieren, und dafür bei öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern nachgefragt. ARD und ZDF überdächten zwar ihren Umgang, wollen aber weiterhin AfD-Vertreterinnen und -Vertreter in ihren Programmen abbilden und die Einstufung jeweils deutlich machen. ProSiebenSat.1 sehe dagegen keinen Änderungsbedarf, während RTL noch keine Entscheidung getroffen habe.
Weiterer Hörtipp in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator unter der Überschrift “Kritische Einordnung statt Bühne: Medien und die AfD”: “Gerade wir in Deutschland sollten aus der Weimarer Republik gelernt haben, wohin die Normalisierung radikaler Positionen führt: Damals wurde die Demokratie schrittweise ausgehöhlt. Und zwar, weil Medien und Politik Extremisten immer wieder eine Bühne boten – bis es irgendwann zu spät war. Diesen Fehler dürfen wir nicht wiederholen.” (radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 3:59 Minuten)

2. Wenn Gewissheiten flüchtig werden
(journalist.de, Stephan Karkowsky)
Der Radiojournalist Stephan Karkowsky schreibt in der Reihe “Mein Blick auf den Journalismus”, dass Journalistinnen und Journalisten angesichts der vielen Lügen von Donald Trump und der Strategie rechtsextremer Gruppen, Fakten bewusst in Frage zu stellen, nicht neutral bleiben können. Er fordert eine klare Rückbesinnung auf journalistische Qualitätsstandards wie Faktenchecks, das Zwei-Quellen-Prinzip und transparente Fehlerkorrekturen, um das Vertrauen der Öffentlichkeit in seriösen Journalismus zurückzugewinnen. Karkowskys Fazit: “Möglicherweise haben wir die Gatekeeper-Funktion durch die Einführung sozialer Medien verloren. Unsere Funktion als die Vierte Gewalt im demokratischen System aber dürfen wir nicht aufgeben, egal, wie sehr interessierte Kreise uns dafür als Zensurorgane delegitimieren wollen.”

3. Bundesregierung soll Journalisten aufnehmen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) appelliert an die neue Bundesregierung, die besorgniserregende Lage der Journalistinnen und Journalisten in Afghanistan nicht zu vergessen: “Vielen afghanischen Medienschaffenden bleibt nur noch der Weg ins Exil, um sich vor den Taliban zu schützen. Aufnahmeprogramme sind für sie der einzige sichere Ausweg. Doch seit Monaten sitzen höchst gefährdete Journalisten in Pakistan fest und warten auf ihre zugesagte Einreise nach Deutschland. Sie haben einen Rechtsanspruch darauf”, so RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus: “Wenn die Bundesregierung die Einreisen aussetzt, wer soll sich in Zukunft auf das Wort der deutschen Regierung verlassen? Das wäre nicht nur eine Katastrophe für die Journalisten und ihre Familien, es schadet auch dem Ansehen Deutschlands.”

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4. Pressefreiheit braucht starken politischen Rückhalt
(dju.verdi.de)
Die Gewerkschaft Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union in Verdi gratuliert Kulturstaatsminister Wolfram Weimer zum Amtsantritt, verbindet dies aber mit Erwartungen: “Die gegenwärtigen Herausforderungen an den Berufsstand sind vielfältig. Sie reichen von ökonomischem Druck über juristische Einschüchterung bis hin zu Hassrede und Angriffen auf Journalist*innen. Der Beauftragte der Bundesregierung für Medien sollte es sich zur Aufgabe machen, die Resilienz unserer Medienlandschaft im Sinne der Demokratie zu stärken.”

5. Fakten oder Gefühle? Warum Emotionen im Journalismus unverzichtbar sind
(dfjv.de, Kathrin Boehme)
“Haben Emotionen in der Berichterstattung überhaupt Platz? Oder sollten sie nicht eher konsequent vermieden werden?” Kathrin Boehme hat mit der Kommunikationswissenschaftlerin und Journalistin Margreth Lünenborg über “Emotionen im Journalismus” gesprochen. Lünenborg ist sich sicher: “Emotionen gehören längst zum Journalismus, auch bereits historisch gehörten sie dazu. Das beobachten wir in vielen Bereichen, ob im Sport, in den digitalen Medien, in Reportagen. Sie intensivieren die Berichterstattung und schaffen eine Verbindung zum Publikum.”

6. Leichte Sprache in Apps: Wie schwer kann das sein?
(media-lab.de, Paula Motschmann)
“Leichte Sprache in mobilen Applikationen ist aktuell noch eine Seltenheit. Sie gilt als Netiquette. Dabei wäre mehr davon für sehr viele Menschen sinnvoll und inklusiv. Wo hakt es also – auch in der Medienbranche – und welche Empfehlungen können bei der Umsetzung helfen?” Paula Motschmann kritisiert, dass es kaum mobile Apps in Leichter Sprache gebe. Dabei könnten rund 14 Millionen Menschen in Deutschland davon profitieren. Gründe dafür seien fehlende gesetzliche Vorgaben und Unsicherheiten in der Medienbranche. Motschmann empfiehlt, die Zielgruppen stärker einzubeziehen, Texte übersichtlich zu gestalten, professionell zu übersetzen und von Nutzerinnen und Nutzern prüfen zu lassen.

Koalitionsvertrag, Pulitzer-Preise, Rechtsextreme im Fernsehen

1. Koalitionsvertrag: Wie Union und SPD gegen Desinformation vorgehen wollen
(correctiv.org, Alice Echtermann)
Alice Echtermann hat nachgeschaut, wie Union und SPD laut ihrem Koalitionsvertrag (PDF) gegen Desinformation vorgehen wollen. Sie stellt klar, dass die neue Bundesregierung kein generelles “Lügen-Verbot” plane, sondern lediglich die bestehende Rechtslage bekräftige, nach der bewusste Falschbehauptungen bereits heute nicht unter den Schutz der Meinungsfreiheit fallen würden. Stattdessen wolle die Koalition Maßnahmen gegen gezielte Manipulation auf Sozialen Plattformen stärken und etwa den Landesmedienanstalten mehr Befugnisse im Kampf gegen Desinformation geben.

2. Pulitzer-Preise: “Washington Post” und “New York Times” ausgezeichnet
(tagesspiegel.de)
Die Pulitzer-Preise 2025 gingen unter anderem an die “New York Times”, die “Washington Post” und den “New Yorker” für Berichte etwa über den Mordanschlag auf Donald Trump, Drogenkrisen und internationale Konflikte. Die wohl wichtigste Kategorie “Dienst an der Öffentlichkeit” habe die Investigativplattform “ProPublica” für Recherchen zu tödlichen Folgen von Abtreibungsverboten gewonnen.

3. Rechtsextreme im Fernsehen
(verdi.de, Lars Lubienetzki)
Lars Lubienetzki kritisiert in seinem Kommentar, dass TV-Talkshows die AfD nicht nur durch ihre Einladungen, sondern vor allem dadurch stärken, dass sie ständig Themen behandeln, die von der AfD gesetzt wurden, etwa Migration, anstatt selbst relevante gesellschaftliche Themen wie soziale Gerechtigkeit oder Wohnungsnot zu wählen. Er fordert, dass Redaktionen eigenständig Themen vorgeben sollten. Auf diese Weise ließe sich sowohl die Debattenqualität verbessern als auch verhindern, dass rechtsextreme Positionen normalisiert werden.

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4. Wagenknecht darf Forsa keine Manipulation unterstellen
(faz.net, Reiner Burger)
Das Meinungsforschungsinstitut Forsa habe vor dem Landgericht Berlin II eine einstweilige Verfügung gegen Sahra Wagenknecht erwirkt, die Forsa nach der Bundestagswahl Manipulation der Wählermeinung durch gezielte Umfrageveröffentlichung vorgeworfen habe. Wagenknechts Vorwürfe seien als unwahre Tatsachenbehauptungen einzustufen, die Forsa in der unternehmerischen Integrität verletzten würden und daher rechtswidrig seien. Wagenknecht dürfe ihre Behauptung, Forsa habe gezielt Wahlverhalten manipuliert, daher vorerst nicht mehr wiederholen.

5. Klimathema? Bitte nicht!
(mediummagazin.de, Sarah Neu & Mia Pankoke & Jeanne Wellnitz)
Der Klimajournalismus kämpfe aktuell mit sinkender Aufmerksamkeit, da andere Krisen wie Krieg, Inflation und gesellschaftlicher Rechtsruck die öffentliche Debatte dominieren und das komplexe Klimathema zunehmend verdrängen. Gleichzeitig ständen Journalistinnen und Journalisten vor einem Dilemma: Den einen seien sie zu alarmistisch, den anderen zu neutral. Um wieder mehr Wirkung zu erzielen, bräuchten Medien innovative Formate und Erzählweisen, die konstruktiv, lösungsorientiert und faktenbasiert sind, ohne Ängste oder politische Polarisierung zu bedienen.

6. “Es gibt mittlerweile sehr, sehr viele Podcasts in Deutschland”
(flurfunk-dresden.de)
Sounddesigner und Podcastproduzent Bony Stoev erklärt im Interview mit “Flurfunk”, dass für einen erfolgreichen Podcast vor allem eine originelle Idee, gute Tonqualität und kontinuierliche Veröffentlichungen entscheidend seien. Eine bestehende Community und gezielte Werbung auf Social Media würden zudem deutlich die Reichweite neuer Podcasts erhöhen. Häufige Fehler seien dagegen, zu lange am Konzept zu arbeiten, nicht auf die Tonqualität zu achten und mangelnde Ausdauer beim regelmäßigen Veröffentlichen.

Forderungsjournalismus, Trumps Angriffe, Verpflichtendes Privileg

1. Der Forderungsjournalismus muss sterben!
(fragdenstaat.de, Arne Semsrott)
Arne Semsrott kritisiert, dass Medien durch die unkritische Verbreitung politischer Forderungen, insbesondere von CDU-Politiker Jens Spahn, Populismus und menschenfeindlichen Aussagen eine Bühne gäben. Semsrott plädiert für ein Ende dieses “Forderungsjournalismus”, denn Forderungen allein seien noch keine Nachrichten und müssten immer kritisch eingeordnet werden. Nur so könnten Redaktionen ihrer Verantwortung gerecht werden und zur Qualität des politischen Diskurses beitragen.

2. Desinformation aus dem Weißen Haus
(reporter-ohne-grenzen.de)
US-Präsident Donald Trump habe die Streichung der Gelder für die öffentlichen Sender NPR und PBS angeordnet und gleichzeitig eine staatliche Website gestartet, die positive Nachrichten über ihn verbreiten soll. Die Organisation Reporter ohne Grenzen kritisiert dieses Vorgehen scharf als Desinformation und Propaganda und fordert den US-Kongress auf, die Finanzierung des öffentlichen Rundfunks zu verteidigen sowie Trumps Angriffe auf die Pressefreiheit zurückzuweisen.
Weiterer Lesetipp: Wikipedia: Der US-Angriff auf das freie Wissen hat begonnen: Der Trump-nahe Staatsanwalt Ed Martin greife Wikipedia an, indem er die Gemeinnützigkeit der Plattform infrage stelle und ihr angebliche Propaganda und ausländische Einflussnahme vorwerfe. Dieser Angriff reihe sich in eine breitere Kampagne aus dem Umfeld von Donald Trump und Elon Musk gegen Wikipedia ein, die die Plattform als vermeintlich linksradikal kritisieren und finanziell unter Druck setzen wollen. Der drohende Verlust der Steuerbefreiung könnte die freie Enzyklopädie wirtschaftlich gefährden. (rnd.de, Matthias Schwarzer)
Und noch ein weiterer Lesetipp: Trump plant 100 Prozent Zoll für im Ausland produzierte Filme: Der US-Präsident plane, Filme, die außerhalb der USA produziert und importiert werden, mit einem Zoll von 100 Prozent zu belegen, um US-amerikanische Produktionen zu schützen. Die praktische Umsetzung dieses Zolls sei jedoch völlig unklar, da Filme als geistiges Eigentum schwer mit einem Zoll zu belegen seien und häufig international koproduziert würden. (dwdl.de, Alexander Krei)

3. “Nicht jedes Programm muss jedem Zuschauer schmecken”
(journalist.de, Jan Freitag)
Beim “journalist” hat Jan Freitag mit ZDF-Intendant Norbert Himmler über die Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk und dessen Zukunft gesprochen. Dabei ging es vor allem um politische Angriffe von rechts, Herausforderungen durch Digitalisierung und Diversität sowie notwendige Einsparungen beim ZDF. Himmler verteidigt die Rolle seines Senders und betont, dass das Programm nicht jedem gefallen müsse, aber weiterhin gesellschaftlich relevant und vielfältig sein soll.

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4. Ein Privileg, das verpflichtet
(epd.de, Stephan Schmitter)
RTL-Chef Stephan Schmitter gratuliert in seinem Artikel der ARD zum 75-jährigen Bestehen. Und natürlich nutzt er die Gelegenheit für allerlei Gedanken über den öffentlich-rechtlichen Mitbewerber. Schmitter betont die Bedeutung klarer Rollenverteilung, gegenseitiger Kooperation, insbesondere bei Sportrechten und digitalen Innovationen, und mahnt die öffentlich-rechtlichen Sender, sich stärker auf ihren Kernauftrag zu konzentrieren. Er sieht das duale System als notwendigen Gegenpol zu globalen Plattformen und fordert mehr Offenheit und gemeinsame Strategien von beiden Seiten.

5. Werben für die Truppe
(taz.de, Martin Seng)
Martin Seng kritisiert in der “taz”, dass die Bundeswehr ihre Präsenz in den Sozialen Medien verstärkt habe und indirekt über private Influencer wie Josh Krebs (“Cinematic Sergeant”) und Ottogerd Karasch (“Otto Bulletproof”) für sich werbe. Er wirft der Bundeswehr vor, durch romantisierte Darstellungen ein verzerrt positives Bild vom Militärdienst zu vermitteln, das die Realität von Kriegseinsätzen und Probleme wie rechtsextreme Tendenzen ausblende. Seng fordert mehr Transparenz und eine kritischere Ausein­andersetzung mit der realen Situation in der Armee.

6. Guildo Horn: “Der ESC ist nicht mehr mein Wettbewerb”
(rnd.de, Imre Grimm)
Guildo Horn spricht im Interview mit Imre Grimm über seine persönliche und künstlerische Prägung durch die Arbeit mit Menschen mit Behinderung und kritisiert eine schwindende gesellschaftliche Solidarität und eine zunehmende Diskriminierung ihnen gegenüber. Enttäuscht zeigt er sich auch über den Eurovision Song Contest (ESC), der ihm mittlerweile zu überladen und kommerziell geworden sei. Horn betont, dass er nach wie vor handgemachte Musik schätze und sich besonders für Inklusion und sozialen Zusammenhalt einsetze.
Weiterer Hörtipp: Was ein ESC-Fanblog etablierten Medien voraushat: “Die deutsche Website ‘ESC Kompakt’ begleitet den ESC seit 2019 mit Blogartikeln, Vodcasts und Live-Events, oft präziser und schneller als jedes etablierte Medium. ‘ESC Kompakt’-Chefredakteur Benjamin Hertlein erklärt Host Alexander Matzkeit in dieser Folge, wie das funktioniert, und warum sich die Fan-Expert:innen für die Zukunft des ESC gleichzeitig mehr Kontinuität und weniger Althergebrachtes wünschen.” (laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 24:43 Minuten)

Drohender Gegenwind, Trumps Pläne, Ausgezeichnete Redaktionen

1. ARD und ZDF droht Gegenwind
(t-online.de, Steven Sowa)
ARD und ZDF stünden vor der schwierigen Entscheidung, ob und wie sie nach der Einstufung der AfD als “gesichert rechtsextrem” durch den Verfassungsschutz weiterhin Vertreterinnen und Vertreter der Partei in ihre Talkshows einladen. Der Deutsche Journalisten-Verband fordere, “die völkischen, rassistischen und rechtsextremen Absichten dieser Partei” deutlicher hervorzuheben. Während das ZDF angekündigt habe, die Auftritte von AfD-Mitgliedern weiterhin zu prüfen, wolle die ARD künftig explizit darauf hinweisen, dass die AfD als rechtsextremistisch eingestuft worden sei.
Weiterer Lesehinweis in eigener Sache: Bei Bluesky kommentiert der “6-vor-9”-Kurator: “An alle Sender, Talkshowbetreiber und Medienverantwortlichen: Wer ab heute noch AfD-Vertreter einlädt, kann sich nicht mehr rausreden: Er normalisiert bewusst Rechtsextremismus. Schluss mit der falschen Neutralität! Demokratie bedeutet nicht, Demokratiefeinden ein Forum zu geben.”

2. Medien werden zensiert, Re­por­te­r eingeschüchtert
(taz.de, Anja Osterhaus)
Anja Osterhaus, Geschäftsführerin bei der Organisation Reporter ohne Grenzen, zieht anlässlich des Internationalen Tags der Pressefreiheit eine ernüchternde Bilanz. In ihrem Kommentar bei der “taz” schreibt sie, dass Medienschaffende weltweit zunehmenden wirtschaftlichen, politischen und physischen Bedrohungen ausgesetzt seien. Besonders kritisch sei die Lage derzeit in den USA unter Donald Trump, in Argentinien unter Javier Milei und in Serbien bei zunehmender russischer Propaganda. Deutschland stehe zwar vergleichsweise besser da, habe aber ebenfalls dringenden Handlungsbedarf, insbesondere bei der Umsetzung der Anti-SLAPP-Richtlinie der EU und bei der Abwehr neuer staatlicher Überwachungsmaßnahmen.

3. “Er hat es auf die Sesamstraße abgesehen”: Trump will öffentlichen Sendern staatliche Finanzierung streichen
(tagesspiegel.de)
US-Präsident Donald Trump wolle mit einem neuen Dekret die staatliche Finanzierung der öffentlichen Sender PBS und NPR streichen. Die Rundfunkanstalten sollen angeblich nicht “fair, präzise und unvoreingenommen” über Trumps Politik berichten. Die Demokratische Partei kritisiere diesen Schritt scharf als Angriff auf die Meinungsfreiheit und auf Bildungsprogramme.
Weiterer Lesetipp: Wie Trumps Anti-Medien-Strategie Lokalzeitungen trifft: “US-Präsident Donald Trump legt sich nicht nur mit renommierten Medien wie AP an, sondern auch mit kleinen Zeitungen, die kritisch über ihn berichten.” (taz.de, Felix Biermayer)
Außerdem lesenswert: Was das Einfrieren von USAID-Mitteln für die ukrainische Medienlandschaft bedeutet (de.ejo-online.eu, Oleksandra Yaroshenko).

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4. SR kappt Verbindungen zu einem rechtskonservativen Medienmogul
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Der Saarländische Rundfunk (SR) verkaufe seine Anteile am französischen Radiosender Europe 1, weil dieser zuletzt stark nach rechts gerückt sei. Verantwortlich für diesen Kurswechsel, zu dem auch die Zusammenarbeit mit dem umstrittenen Moderator Cyril Hanouna gehöre, sei der rechtskonservative Medienmogul Vincent Bolloré. Dieser habe mittlerweile erheblichen Einfluss auf Europe 1. Um sich von diesem Umfeld klar abzugrenzen, ziehe sich der SR nun komplett zurück.

5. Werden medial die falschen Themen gesetzt?
(deutschlandfunk.de, Sören Brinkmann, Audio: 35:12 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um die Frage, ob Themen und Schwerpunkte in der medialen Berichterstattung falsch gesetzt werden, gerade bei “Zusammenhängen zwischen Wirtschaftswachstum und den ökologischen Folgen”. Es diskutieren DLF-Hörerin Beate Allmenröder und Birgid Becker aus der DLF-Wirtschaftsredaktion.

6. Die Redaktionen des Jahres 2024
(journalist.de, Frederik Holtkamp & Mia Pankoke & Kathi Preppner)
Die “Zeit” führt auch im Jahr 2024 mit 29 Auszeichnungen die Rangliste der meistprämierten Redaktionen im deutschsprachigen Raum an, gefolgt von öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und dem “Spiegel”. Das ergab eine jährliche Auswertung der Medienpreise durch das Magazin “journalist”. Besonders erfolgreich waren neben der “Zeit” der WDR (24 Auszeichnungen), der SWR (23) und der BR (22).

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