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Symbolfoto III

Hatte “Bild” nicht kürzlich die “Zeit” zum “Verlierer” des Tages gemacht, weil die “Zeit” künftig den Einsatz von Symbolfotos deutlicher kennzeichen will?

Eigentlich ja.

Andere Frage: Wie zur Hölle soll man bloß diese “Bild”-Serie “Hitlers letzte Tage” bebildern? Etwa mit Fotos aus der Hitler-Zeit? Gibt es da zu der Vorlage für die “Bild”-Serie (“Der Untergang”) nicht auch gerade einen gleichnamigen Film? Und gibt’s zum Film nicht auch ein Buch? Und sehen die Bilder aus dem Filmbuch nicht viel, viel besser aus als die ollen Originalfotos? Ach ja, und wenn man die “Hitler”-Serie dann tatsächlich mit Fotos aus dem Film bebildert, sollte man das dann nicht klipp und klar dazuzuschreiben?

Ja, eigentlich ja.

Wenn aber “Bild” nun so ein Filmbild gedruckt hat, das (siehe Ausriss aus der Montags-“Bild”) einfach nur eine Straßenszene zeigt (Trümmer, eine Explosion und vorn ein Mann in Uniform mit Stahlhelm, wie tot), langt es dann nicht, wenn man einfach nur “Straßenkampf in Berlin. Die Gefallenen werden nicht mehr bestattet” dazuschreibt und sonst nix? Ist es nicht eigentlich egal, ob da nun Statisten in Kulissen liegen oder echte Leichen?

Definitiv nein.

(Wird fortgesetzt…)

Nayhauß-Versuch gescheitert

Auweia: Wie “BamS” und “Bild” kürzlich in Sorge um die Pressefreiheit, aber komplett unkommentiert, einen offenen Brief an den Bundeskanzler im Wortlaut abdruckten, ist eine Sache. Und eine komplizierte obendrein – wie übrigens auch der Anlass für den Brief.

Mayhardt Graf Nayhauß hat dennoch versucht, die Sache in einem knappen halben Dutzend “Bild”-Zeitungszeilen zusammenzufassen. Grund für seine heutige “Berlin vertraulich”-Kolumne ist demnach:

“(…) ein Gesetz des Europäischen Gerichtshofs, das künftig jegliche Berichterstattung in Wort und Bild über Privates von Prominenten verbietet (…)”

Richtig gelungen ist ihm die Zusammenfassung jedoch nicht: Das angebliche “Gesetz” ist nur ein Urteilspruch, wenn auch kein unwichtiger. Dass allerdings das Urteil “künftig jegliche Berichterstattung in Wort und Bild über Privates von Prominenten verbietet”, ist schlichtweg falsch – erstens, weil ein Urteil sowas gar nicht kann, zweitens, weil es in dem verhandelten Fall ausdrücklich um Fotos ging, und drittens, weil es sich dabei um Paparazzi-Fotos handelte, die Caroline von Hannover “im Rahmen ihres Alltagslebens” bzw. “bei rein privaten Tätigkeiten” zeigten und “ohne ihr Wissen”, “ohne ihre Einwilligung” und “zuweilen auch heimlich” gemacht und anschließend veröffentlicht worden waren!

(Und wer jetzt trotzdem neugierig geworden ist auf das, was Nayhauß sonst noch so in die heutige “Bild” geschrieben hat, kann ja hier klicken oder hier oder hier, hier, hier und hier. Schließlich wird auch der Rest seiner Kolumne mit jedem Lesen hanebüchener.)

Nachtrag, 01.09.04: Vielleicht liest man, um die Angelegenheit mal aus einer anderen Perspektive zu sehen, aber auch einfach mal, was der Medienanwalt Christian Schertz der “Zeit” dazu gesagt hat.

Jenseits von Wahrheit und Wirklichkeit II

Gestern druckte die “Bild am Sonntag” ja, wie bereits kurz erwähnt, unter der Überschrift “Herr Kanzler, stoppen Sie die Zensur!” einen offenen Brief an den Kanzler, unterzeichnet von “BamS”-Chef Claus Strunz und 38 anderen Chefredakteuren.

Heute nun druckt “Bild” den selben Brief unter der Überschrift “Herr Bundeskanzler, stoppen Sie die Zensur!” noch einmal, unterzeichnet von “Bild”-Chef Kai Diekmann und 39 anderen Chefredakteuren.

Kann man ja machen, logo, klar! Zumal in “Bild” aus irgendeinem Grund 10 Unterzeichner aus der “BamS” abhanden- und 11 neue Unterzeichner hinzugekommen sind. Und alles 40 haben dieses Mal sogar Gesichter, deren Abdruck allerdings echt verdammt viel Raum einnimmt. Um so verständlicher, dass sich da auch “Bild” eine begleitende Berichterstattung spart. Na, logisch. Klaro. Warum nicht! War eben schlicht kein Platz für. Oder so.

Engelke revisited

Wie jetzt? Echt? Schreibt doch die “Bild”-Zeitung tatsächlich: “Heute (…) kommt Anke Engelke (38) aus der Sommerpause zurück”! Dabei hieß es vor acht Tagen noch in der “Bild am Sonntag”: “In acht Tagen kommt Anke Engelke (38) aus der Sommerpause zurück”!

Aber okay, “Bild” weiß natürlich noch mehr: “Engelkes Schreibtisch wird zukünftig näher am Saalpublikum stehen, damit die Moderatorin intensiver und besser mit den Zuschauern in Kontakt treten kann.” Und das, obwohl doch es vor acht Tagen noch hieß: “‘Ankes Schreibtisch steht dann näher am Saalpublikum. So kann sie intensiver und besser mit den Zuschauern Kontakt aufnehmen’, hofft Sat.1-Sprecher Dieter Zurstraßen.”

Immerhin hat “Bild” offenbar mit Sat.1-Senderchef Roger Schawinski gesprochen und zitiert: “Wir werden zusätzlich Kameras im Publikum aufstellen, damit die Zuschauer das Gefühl bekommen, mit im Saal zu sitzen.” Und das ist doch schon was, denn vor acht Tagen hieß es nur: “Außerdem werden Kameras direkt im Publikum aufgestellt – die Zuschauer sollen das Gefühl bekommen, mit im Saal zu sitzen.”

Und sonst so? Naja, “Bild” schreibt: “Außerdem sollen in der Show mehr Sketch-Elemente auftauchen.” Dabei stand doch in der “BamS” vor acht Tagen bloß: “Nach BamS-Informationen sollen in der Show mehr Sketch-Elemente auftauchen.”

Und wenn das jetzt so aussieht, als hätte “Bild” nur aus der “BamS” von letzter Woche abgeschrieben, ist das natürlich Quatsch. “Bild”-Leser wissen schließlich mehr – zum Beispiel den genauen Sendeplatz: “(23.15 Uhr, Sat.1)”

Ihre Zeitung

“Ihr Privatsekretär: 3,7 Mio. Euro”
“Ihr Sprechtrainer: 220.000 Euro”
“Ihr Biograf: 10,7 Mio. Euro”
“Ihre Heilerin: 680.000 Euro”
“Ihr Bodyguard: 1,9 Mio. Euro”
“Ihr Butler: 6,7 Mio. Euro”
“Ihr Geliebter: 1,6 Mio. Euro”

So steht es in der “Bild am Sonntag”. Mit Ihr ist Lady Di gemeint, bei den Genannten handelt es sich um Patrick Jephson, Peter Settelen, Andrew Morton, Simone Simmons, Ken Wharfe, Paul Burrell sowie James Hewitt – und bei den Geldbeträgen um lauter Summen, die laut “BamS” fast alle der genannten Sieben mit irgendwelchen Büchern über Lady Di verdienten (die zudem meist an ihrem Todestag erschienen). Kein Wunder also, dass die Zeitung die Verfasser der Diana-Bücher schon in der Überschrift kurzerhand als “Grabräuber” bezeichnet, oder? “Grabräuber”…? Egal. Am Ende der Berichterstattung heißt es:

“Lesen Sie Montag die große Serie in ‘Bild’ – mit dem geheimen Fotoalbum der Prinzessin!”

Wobei: Dass das geheime Fotoalbum der Prinzessin, aus dem die “Bild”-Zeitung seit Tagen und ganz “exklusiv” zahlreiche Bilder zeigt, letztlich nur ein nach Aufmerksamkeit heischender Vorabdruck des (am 31. August erscheinenden) Buchs “Diana – das Porträt” ist, lässt selbstverständlich auch die “BamS” nicht unerwähnt. Im Gegenteil druckt die “BamS” sogar selbst vier Fotos aus dem Band, dessen Verfasserin Rosalind Coward heißt und deren Name dennoch nicht der einzige ist, der in der “Grabräuber”-Liste fehlt…

Mit Dank an Lars W. für den sachdienlichen Hinweis.

Jenseits von Wahrheit und Wirklichkeit

Das ist jetzt etwas komplizierter. Deshalb der Reihe nach:

1. Vor gar nicht allzu langer Zeit hatte ja des Europäische Gerichtshof für Menschenrechte ein Urteil gefällt, das Fragen der Pressefreiheit betrifft (und hier in Kurzform nachgelesen werden kann). Das EU-Urteil ist umstritten, und bis zum 25.09.2004 hat die Bundesregierung Gelegenheit, die EU-Entscheidung anzufechten.

2. Aus diesem Grund wurde Gerhard Schröder kürzlich ein offener Brief überreicht und in der “Welt” abgedruckt, in dem u.a. Mathias Döpfner den Kanzler ersuchte, gegen das o.g. Urteil vorzugehen. Aber das nur nebenbei.

3. An diesem Wochenende nun erreichte den Kanzler noch ein weiterer offener Brief – diesmal unterschrieben von Kai Diekmann und Claus Strunz sowie weiteren 37 Chefredakteuren unterschiedlichster Provenienz.

Das Schreiben ist vergleichsweise jovial gehalten. Es werden darin sogar ein paar Berichterstattungsfälle aus der Vergangenheit herbeizitiert, die nach dem EU-Urteil “unzulässig” würden: die “private Adlon-Sause” des (offenbar vornamenlosen) Ernst Welteke beispielsweise oder “das wenig adelige Verhalten des Prinzen Ernst August von Hannover am türkischen Expo-Pavillon”. Und weiter heißt es:

“Wie sich diese Personen sonst verhalten, mit wem sie sich treffen, mit wem sie Geschäftskontakte haben oder von wem sie sich den Urlaub bezahlen lassen, darf dann nicht mehr berichtet werden.”

Wie die 39 Unterzeichner darauf kommen, dass dergleichen unzulässig werden könne, steht leider nicht in dem Brief. Muss ja auch nicht. Ist schließlich nur ein Brief.

In einer Zeitung allerdings, in einer ZEITUNG, wo für gewöhnlich eingeordnet, kommentiert, erklärt wird, sieht die ganze Sache dann schon ganz anders aus. Doch auch in der vom Co-Unterzeichner Strunz verantworteten “Bild am Sonntag”, die das Schreiben in ihrer heutigen Ausgabe quasi weltexklusiv im Wortlaut dokumentiert, fehlt jegliches Wieso-weshalb-warum. Genau so wie der Hinweis, dass das EU-Urteil für Publikationen über Politiker Ausnahmen zulassen will und sich ohnehin ausdrücklich (deshalb hier noch mal der dazugehörige Link) auf die Veröffentlichung von Paparazzi-Fotos bezieht.

Stattdessen heißt es in Brief und “BamS” nur, es entstünde womöglich “ein Bild jenseits von Wahrheit und Wirklichkeit”. Und das kann ja wirklich keiner wollen.

Symbolfoto II

Wie bereits erwähnt, machte “Bild” ja kürzlich die “Zeit” zum “Verlierer” des Tages, weil sie ihre Leser “kleinlaut” (so “Bild”) darauf hinwies, zur Bebilderung eines Textes ein Symbolfoto abgedruckt zu haben. “Nanu?” schrieb “Bild” und empfahl: “Zeitig aufklären!” Und wenn “Bild” nun, einen Tag später, in ihrer Berlin-Ausgabe über “sechs angehende Krankenschwestern” berichtet, die gegen ihren Willen “nackt beim Duschen” gefilmt wurden, und “Bild” die Meldung u.a. mit dem Foto einer nackten Frau beim Duschen bebildert (siehe Ausriss), bei der es sich natürlich mitnichten um eine der betroffenen Krankenschwestern, sondern bloß – wie “Bild” offenbar zu erwähnen vergaß – um ein Symbolfoto handelt, dann hoffen wir mal, dass wir das hiermit zeitig genug aufklären konnten!

(Wird fortgesetzt…)

“Bild” klärt auf

Einer der Unterschiede zwischen der Boulevardzeitung “Bild” und der Wochenzeitung “Die Zeit” besteht darin, dass sich die “Zeit” offenbar verpflichtet fühlt, ihren Leser in der aktuellen Ausgabe mitzuteilen, dass sie in der vergangenen Woche einen Artikel über illegale Einwanderinnen mit einem nachgestellten “Symbolfoto” bebildert hatte (O-Ton “Die Zeit”: “Um ihre Anonymität zu schützen, haben wir für die Illustration (…) Fotomodels engagiert”), und darüber hinaus ankündigt, “künftig Illustrationen dieser Art präzise kennzeichnen” zu wollen, wohingegen “Bild” die “Zeit” ob dieser Ankündigung – und mit dem wohlmeinenden Hinweis “Zeitig aufklären!” – kurzerhand zum “Verlierer” des Tages macht.

Mehr zu Thema? Klicken Sie hier. Oder schauen Sie sich doch zum Beispiel bloß mal die barbusige, blonde Frau an, die auf der “Bild”-Titelseite (siehe Ausriss) quasi direkt neben der “Verlierer”-Meldung abgebildet ist und laut “Bild” behauptet, sie heiße “Eurynome”.

“Bild” macht stutzig

Enthüllen ist ein schönes Wort und bedeutet laut Duden so viel wie “offenkundig machen”, “entlarven” oder “aufdecken”. Deshalb versteht sich auch von selbst, was damit gemeint ist, wenn beispielsweise bild.de den schönen Satz “US-Pornostar Jenna Jameson enthüllt” ganz oben über eine Meldung schreibt. (Was genau Jameson enthüllt, kann übrigens hier nachgelesen werden. Oder hier. Muss aber nicht, weil bild.de die ganze Sache sowieso bloß anderweitig – O-Ton: “Das berichtet der Online-Dienst ‘freenet’.” – aufgeschnappt hat…)

So richtig überzeugt von dem, “was sexy Jenna da verrät”, scheint allerdings nicht einmal bild.de zu sein: “Jenna hat eine Autobiografie geschrieben, braucht also PR“, heißt es in der dazugehörigen Berichterstattung, was offenbar sogar die bild.de-Berichterstatter stutzig macht:

“Ist es nur ihre blühende Porno-Fantasie, die da mit Jenna durchgeht? Oder ist an den Enthüllungen tatsächlich etwas dran?”

Und dass bild.de die Leser derart an der eigenen Skepsis teilhaben lässt, ist zweifelsohne löblich, zumal wir jetzt auch endlich wissen, was außerdem damit gemeint sein kann, wenn irgendwer irgendwo irgendwas zu enthüllen weiß.

“Da schauen wir gerne hin”


Das ist doch nett von der “Bild”-Zeitung: Da zeigt sie ihren Lesern im Sportteil anhand mehrerer Beispiele mal “Po-lympia!” (siehe Ausrisse). “Beachvolleyball in Athen – da schauen wir gerne hin”, schreibt “Bild” dazu und “erklärt”, soviel Nutzwert muss sein, anhand der Fotos “die Geheimsprache”, mit denen sich Beachvolleyballteams hinterrücks über ihre Strategien verständigen.

Allerdings ist die “Geheimsprache” offenbar so geheim, dass auch die “Bild” ihre Schwierigkeiten damit zu haben scheint: In einer ersten Druckfassung erklärte die Zeitung ihren Lesern u.a. die “Fingerzeichen” auf dem Bild links wie folgt:

“Unsere Chance! Gegner kriegt nichts auf die Reihe”

In einer später aktualisierten Ausgabe allerdings erklärte “Bild” die “Fingerzeichen” auf dem Bild rechts mit den Worten:

“Ich blocke die Mitte ab. Du nimmst die Bälle, die in die Ecken sollen.”

Insgesamt zeigte “Bild” zunächst fünf “Po-lympia”-Bilder, darunter eines, auf dem die Fingerzeichen ungefähr so aussehen, als wische sich die abgebildete Sportlerin die Hände ab oder sowas (siehe Ausriss rechts). Und “Bild” erklärte:

“Kein Block am Netz. Beide ab nach hinten ins Feld.”

Auf dieses Bild wurde jedoch aus irgendeinem Grund in der späteren Ausgabe verzichtet.

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