Suchergebnisse für ‘Madsack’

Stasi-Unterlagenbehörde, Wirercard-Story, Hackerangriff auf Madsack

1. Wie die Stasi-Unterlagenbehörde dem rbb und “Bild” half, Dutzende Journalisten auszuforschen
(uebermedien.de, Marcus Engert)
Einen wahren Krimi hat Marcus Engert für “Übermedien” und “BuzzFeed News” aufgeschrieben. Mitarbeiter der Stasi-Unterlagenbehörde hätten offenbar dem rbb und der “Bild”-Zeitung geholfen, Mitglieder und Funktionäre der größten deutschen Journalistengewerkschaft auszuforschen. Mehr als 1.000 Seiten seien herausgegeben, Unterlagen über 164 Menschen dafür durchleuchtet worden. Rechtswidrig, wie die Behörde selbst einräume.

2. Verbände legen Beschwerde gegen Apple beim Bundeskartellamt ein
(zeit.de)
Seit Apples neuestem Betriebssystem-Update können Nutzerinnen und Nutzer es ablehnen, wenn Apps sie tracken, also ihr Verhalten für Werbezwecke nachverfolgen wollen. Spitzenverbände der deutschen Medien- und Werbewirtschaft sehen durch die “App Tracking Transparency” ihre Geschäfte bedroht und haben eine Missbrauchsbeschwerde beim Bundeskartellamt eingelegt.

3. Gericht stoppt Wirecard-Film von RTL
(faz.net, Corinna Budras)
Vergangenen Donnerstag sendete RTL den Film “Der große Fake – Die Wirecard-Story”. Trotz einer einstweiligen Verfügung des Oberlandesgerichts München, das dem Sender verboten hatte, über den Kronzeugen Oliver B. “identifizierend zu berichten”. Corinna Budras ordnet den Fall ein, der aller Voraussicht nach ein juristisches Nachspiel haben wird.

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4. Reichelt verliert Geschäftsführer-Posten
(sueddeutsche.de)
Bei “Bild” wird am Führungs-Organigramm gebastelt: Julian Reichelt verliere seinen Posten als Geschäftsführer der “Bild”-Gruppe. Er solle sich zukünftig zusammen mit Claus Strunz verstärkt um den Ausbau von “Bild TV” kümmern. Bei der “Welt”-Gruppe dagegen bleibe die personelle Zusammensetzung der Geschäftsführung unverändert.

5. Warum ging diese Aktion nach hinten los?
(freitag.de, Sabine Nuss)
Sabine Nuss beschäftigt sich mit der Aktion #allesdichtmachen. Das Videoprojekt und die Kritik daran würden den zentralen gesellschaftlichen Widerspruch in der Pandemie zeigen. Der lesenswerte Beitrag ist ein Versuch, den verschiedenen Aspekten der komplexen Thematik gerecht zu werden.

6. “Unternehmen investieren zu wenig in IT-Sicherheit”
(deutschlandfunk.de, Mike Herbstreuth & Constanze Kurz & Isabelle Klein, Audio: 4:30 Minuten)
Im vergangenen Dezember war die Funke-Mediengruppe das Ziel eines Hacker-Angriffs, der weitreichende Konsequenzen hatte. Nun hat es die Madsack-Gruppe erwischt – mit schweren Auswirkungen auf das Erscheinen von Titeln wie “Hannoversche Allgemeine Zeitung”, “Göttinger Tagblatt” oder “Ostsee-Zeitung”. Der Deutschlandfunk hat sich mit Constanze Kurz vom Chaos Computer Club unterhalten, die Versäumnisse bei den Opfern der Angriffe feststellt.

Planierraupe Madsack, Heult doch, Warnung vor dem Erdogan

1. Penny-Markt der Publizistik
(kontextwochenzeitung.de, Willi Germund)
Auslandskorrespondent Willi Germund rechnet lesenswert mit der Medienbranche ab. Vor allem das “RedaktionsNetzwerk Deutschland” der Madsack Mediengruppe erregt seinen Zorn: “(…) anders als Funke und SWMH walzt das Redaktionsnetzwerk Deutschland wie eine Planierraupe über den deutschen Zeitungsmarkt. Mit Honorardrückerei, kalt lächelnder Ausnutzung der miserablen wirtschaftlichen Lage freier Journalisten, macht Madsack den Penny-Markt für Zeitungshäuser, die ihren publizistischen Anspruch weitgehend aufgegeben haben und in der Regionalisierung, bei Kritikern Provinzialisierung getauft, ihrer Blätter ihr Heil und ihren Profit suchen.”

2. Heult doch.
(neuemedienmacher.de)
Die “Neuen deutschen Medienmacher” sind ein bundesweiter unabhängiger Zusammenschluss von Journalistinnen und Journalisten mit und ohne Migrationsgeschichte. Man versteht sich vor allem als Ansprechpartner für das Thema “Medien in der Einwanderungsgesellschaft”. Manchem lässt dies offenkundig keine Ruhe: Die AfD-Bundestagsfraktion hat eine Anfrage an die Bundesregierung gestellt, die bereits von offizieller Seite beantwortet wurde (PDF). Der Verein der Medienmacherinnen und Medienmacher antwortet der AfD jedoch auch direkt: “Liebe Leute, macht Euch mal locker. Lernt mit Widerspruch umzugehen. Das gehört in einer Demokratie eben dazu.”

3. Auswärtiges Amt verschärft Reisehinweise für die Türkei
(faz.net)
Das Auswärtige Amt hat seine Reisehinweise für die Türkei verschärft. Es warnt die Bundesbürger vor regierungskritischen Meinungsäußerungen in sozialen Medien: “Dabei können auch solche Äußerungen, die nach deutschem Rechtsverständnis von der Meinungsfreiheit gedeckt sind, Anlass zu einem Strafverfahren in der Türkei geben.”
Weiterer Lesehinweis: Für Türkeistämmige in Deutschland kann schon ein einziger Erdogan-kritischer Facebook-Post zum Problem werden. “Motherboard” hat mit den Menschen gesprochen, die das unmittelbar betrifft. Es geht um Angst, Trotz und Selbstzensur: Angst vor Erdogan: Wie sich Türkeistämmige online selbst zensieren (motherboard.vice.com, Baran Datli).

4. “Man hätte sich online stärker aufstellen müssen”
(monopol-magazin.de, Elke Buhr)
Auf Musikzeitschriften wirkt sich der Medienwandel derzeit vielleicht besonders heftig aus: Nach jahrzehntelanger Existenz verschwindet das Gratis-Musikmagazin “Intro”. Außerdem werden “Groove” und “Spex” eingestellt. Über die Gründe hat sich Elke Buhr mit dem Musikjournalisten und “Spex”-Chefredakteur Daniel Gerhardt unterhalten.

5. “Medien müssen die eigene Macht kritisch betrachten”
(horizont.at, Marlene Auer)
Im Interview mit “Horizont” spricht Barbara Hans, Chefredakteurin von “Spiegel Online”, über den Umgang mit Inhalten sowie deren Monetarisierung, die Glaubwürdigkeit von Medien und deren Macht. Die Mehrheit der deutschen Medien nütze ihre Machtposition nicht aus, um eigene oder fremde Interessen zu forcieren. Ein Blick in die USA zeige jedoch deutlich, dass Binnenpluralität keine Selbstverständlichkeit sei. Journalisten, die sich als Aktivisten sehen, hätten etwas grundsätzlich falsch verstanden.

6. Fake-Vorwurf ohne Beweise
(faktenfinder.tagesschau.de, Patrick Gensing)
Das Video gegen “Manspreading” wurde zum Viralhit: Eine junge Frau, die in der U-Bahn von St. Petersburg unterwegs ist, gießt besonders breitbeinig sitzenden Männern eine Flüssigkeit in den Schritt, bei der es sich um mit Bleichmittel versetztes Wasser handeln soll. Die Geschichte sorgte für Diskussionen und Empörung, aber auch für Fragen nach der Echtheit und einer möglichen Inszenierung. Die EU behauptete gar, das Video sei ein Fake des Kreml. ARD-“Faktenfinder” Patrick Gensing ist der Sache nachgegangen.

Madsack, Westnetz, Helden

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Fokussieren, zentralisieren, konzentrieren: LVZ gibt überregionale Kompetenz an Madsack in Hannover ab”
(l-iz.de, Ralf Julke)
Ralf Julke analysiert, wie die Mediengruppe Madsack “Einsparungen und Angebotseinschnitte” kommuniziert.

2. “Der Mann ist nicht so bescheuert wie sein Film”
(vice.com, Moritz Eichhorn)
Ein Interview mit Hansjörg Thurn, dem Regisseur des fast durchwegs negative Kritiken erntenden Fernsehfilms “Helden – Wenn dein Land dich braucht”: “Wir sind zwar das Land von Tatort und sozialkritischen Filmen, aber die Frage ist doch, ob wir als Deutsche nicht versuchen dürfen, andere Genres auszuprobieren. Ich finde schon. Als ich die Wanderhure gedreht habe, gab’s in Deutschland den historischen Film gar nicht mehr. Trotzdem hatten wir damit 10 Millionen Zuschauer. Es kann funktionieren, aber man weiß das erst, wenn man es ausprobiert hat.”

3. “Ein Angebot, das man ablehnen kann”
(faz.net, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier schreibt zum bevorstehenden Start der Deutschland-Ausgabe der “Huffington Post”: “Journalisten (…) sehen sich plötzlich damit konfrontiert, dass ihnen an jeder Stelle Aufmerksamkeit angeboten wird, aber immer häufiger die Möglichkeiten fehlen, sie in Euro umzutauschen.”

4. “Experiment mit einem Hybrid”
(medienwoche.ch, Nick Lüthi)
Nick Lüthi stellt Westnetz.ch vor, ein journalistisch betriebener, “digitaler Quartieranzeiger” der Verkehrsbetriebe Zürich. Chefredakteur Thomas Haemmerli: “Ein journalistisch geführter Dialog ist die Zukunft der Firmenkommunikation.”

5. “Fox News debuts bizarre, giant tablets in its outrageous new newsroom”
(theverge.com, T.C. Sottek, englisch)
Neue berührungssensitive Bildschirme im Newsroom von “Fox News”: “‘We call these BATs,’ Smith notes. ‘Big area touchscreens.'”

6. “Oh no, CNN–that’s not where Hong Kong is!”
(twitter.com/traciglee, Screenshot)
Siehe dazu auch den Videomitschnitt (youtube.com, 12 Sekunden).

Ran an die Eigentümer, Konzentration wird zunehmen, Kochen mit Paris

1. Ran an die Eigentümer
(freitag.de, Wolfgang Michal)
Warum spielt Medienpolitik im Wahlkampf kaum eine Rolle, obwohl die Medienbranche sich gerade in einem gewaltigen Umbruch befindet? Wolfgang Michal hat eine Antwort: “Vordergründig mag das daran liegen, dass Medienpolitik Ländersache ist, den Bund also nichts angeht. In Wirklichkeit wird Medienpolitik ausgespart, weil sie die Interessen der Medieneigentümer tangiert. Die nämlich mögen es nicht, wenn ihre Geschäftsinteressen in aller Öffentlichkeit diskutiert werden.”

2. “Die Konzentration wird weiter zunehmen”
(sueddeutsche.de, Thomas Balbierer)
Die Verlagsgruppe Passau will nach dem Ingolstädter “Donaukurier” nun auch die “Mittelbayerische Zeitung” in Regensburg übernehmen. Wie ist das kartellrechtlich zu bewerten? Die “Süddeutsche Zeitung” hat dazu den Juristen Kai von Lewinski befragt, der auf etwas hinweist, das er den “blinden Fleck des Medienkartellrechts” nennt: “Das Kartellrecht schaut vor allem auf bestimmte ökonomische Kennzahlen. Werden bestimmte Schwellenwerte bei einer Fusion erreicht, muss die Behörde eingreifen und je nach Fall Auflagen machen oder den Zusammenschluss gar untersagen. Was das Kartellamt im Pressebereich nicht bewertet, sind publizistische Schwellen. Für publizistische Konzentration ist das Kartellamt nicht zuständig.”

3. Jugendliche mehr als 70 Stunden pro Woche online
(zeit.de)
Aus der Jugend-Digitalstudie der Postbank für 2021 gehe hervor, dass Jugendliche im Alter zwischen 16 und 18 Jahren im Schnitt 70,4 Stunden pro Woche online seien. Im Frühjahr 2020 waren es 71,5 Stunden pro Woche, 2019 noch 58 Stunden. Besonders viel Zeit falle dabei auf die Nutzung von Smartphones ab, wobei diese auch mehr als eine Stunde am Tag für den Onlineunterricht genutzt würden.

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4. Sind Influencer:innen die Medienmacher:innen von morgen?
(fachjournalist.de, Ulrike Bremm)
Ursprünglich war die Instagram-Influencerin Louisa Dellert auf Fitnessthemen spezialisiert. Heutzutage interviewt sie Politikerinnen und Politiker und beschäftigt sich mit umweltpolitischen Themen. Im Interview mit dem “Fachjournalist” nimmt sie Stellung zum Thema “Instagram und Journalismus – wie passt das zusammen?”

5. Konzentration!
(taz.de, René Martens)
René Martens kommentiert die Zusammenlegung von RTL mit Gruner + Jahr: “Der Konzentrationsprozess, der mit der Übernahme bevorsteht, dürfte der Medienvielfalt in Deutschland eher abträglich sein. Ohnehin beeinträchtigt ist diese auf dem Regionalzeitungsmarkt, wo die mächtigen Verlagsgruppen – Madsack, Funke, Ippen, NOZ Medien – Zentralredaktionen unterhalten, die überregionale Beiträge gleich für mehrere Titel des Hauses produzieren. Ein weiterer Schritt zu mehr vom Gleichen: Springers Bild gibt es ab dem 22. August auch noch als 24-Stunden-Fernsehsender. Dieses Bewegtbild-Programm wäre dann das dritte des Hauses – nach N24 Doku und dem “Welt”-Fernsehsender.”
Weiterer Lesehinweis: RTL schluckt Gruner+Jahr: Wenn Nostalgie benebelt (dwdl.de, Thomas Lückerath).

6. Komplizierter als Toast
(faz.net, Andrea Diener)
In Youtube-Videos werde Paris Hilton für ihre Netflix-Koch-Show bespöttelt. Zu Unrecht, wie Andrea Diener in der “FAZ” findet: “Die meisten Videos zielten darauf ab, Hilton als lä­cherliche Figur hinzustellen, und genau das ist sie nun nicht. Sie weiß im Gegenteil sehr genau, was sie tut. Wer besserwisserisch an ihren Rezepten herumkrittelt, läuft Gefahr, sich selbst lächerlich zu machen, weil er das Konzept ‘Paris Hilton’ nicht verstanden hat. Im besten Fall schaut man ‘Cooking With Paris’ als Entspannungsvideo mit Comedy-Elementen. Zwar nicht das Essen, aber der ganze Rest fällt in die im Internet beliebte Kategorie ‘wholesome’.”

Maaßen vs. “Kontraste”, Presse-Plattmacher Putin, Sportrechte

1. Anmerkungen der Kontraste-Redaktion zur Recherche über Hans-Georg Maaßen
(rbb-online.de)
In der “Kontraste”-Sendung vom 3. Juni sowie in einem Artikel auf tagesschau.de gibt es einen Bericht über den ehemaligen Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Thüringer CDU-Bundestagskandidaten Hans-Georg Maaßen. Im Vorfeld hatte die Redaktion Maaßen die Gelegenheit gegeben, sich zu den aufgeworfenen Fragen zu äußern. Statt einer Antwort kam ein Anwaltsschreiben im scharfen fordernden Ton und mit seltsamen Ausführungen zurück. Die “Kontraste”-Redaktion hat den Vorgang öffentlich gemacht und kommentiert: “Wir werden uns jedoch dem Druck von Politikern, die – wie im konkreten Fall – eben nicht mit uns reden, sondern uns per Anwalt unter Androhung von juristischen Schritten diktieren lassen wollen, was wir wann, wo und wie zu veröffentlichen haben, nicht beugen.”

2. Mitteldeutschen Medientage: Wie steht es um das Vertrauen in die Medien?
(ardmediathek.de, Peter Stawowy, Video: 3:25 Minuten)
Bei den diesjährigen Mitteldeutschen Medientagen ging es unter anderem um moderne politische Kommunikation, internationale Entwicklungen in der Medienwelt und die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Peter Stawowy, Redakteur beim MDR-Medienportal 360G, berichtet von einigen weiteren dort diskutierten Themen: dem Vertrauen in die Medien, dem Umgang mit Hate-Speech und Haltung im Journalismus.

3. Putin macht die Presse platt
(faz.net, Friedrich Schmidt)
Vor zwei Tagen verlinkten wir in den “6 vor 9” einen “taz”-Beitrag, der sich mit dem Rückzug des unabhängigen russischen Onlineportals newsru.com beschäftigte. Wie die “FAZ” berichtet, geht der Kampf des Kremls gegen unabhängige Medien weiter. Das Onlinemagazin “VTimes” habe gestern erklärt, seine Arbeit einzustellen. Friedrich Schmidt schildert den Hintergrund: “Mitte Mai war VTimes auf die Liste ‘ausländischer Agenten’ des Justizministeriums gesetzt worden, mit der Putins Regime gegen missliebige Kräfte in der Zivilgesellschaft und in den Medien vorgeht. Dieser Schritt, der kurz zuvor schon das führende, aus dem lettischen Exil betriebene Newsportal Medusa getroffen hatte, war nun laut einer Erklärung der VTimes-Redaktion der Sargnagel für das Projekt.”

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4. Höhere Rechtekosten, niedrigeres Produktionsbudget?
(dwdl.de, Manuel Weis)
Sportrechte haben sich in den vergangenen Jahren massiv verteuert. Und dann gibt es, etwa bei der Übertragung von großen Fußballturnieren, ja noch die Produktionskosten für Personal, Reisen und technischen Aufwand. Das setze Fernsehanbieter unter Druck und erfordere cleveres Wirtschaften. Manuel Weis fragt sich, ob Reporter deshalb seltener im Stadion seien, und hat sich in der Branche erkundigt, was von dieser Annahme zu halten ist.

5. Wie es um die Datensicherheit bei deutschen Verlagen bestellt ist
(deutschlandfunk.de, Audio: 5:25 Minuten)
Im vergangenen halben Jahr wurden drei deutsche Medienhäuser von Cyber-Kriminellen attackiert: die Funke Mediengruppe, die Verlagsgesellschaft Madsack und Radio Energy Hamburg. Das wirft die Frage nach der Datensicherheit bei deutschen Verlagen auf. Der Deutschlandfunk hat sich bei Sicherheitsberatern umgehört, was die Schwachstellen sind und ob es sich um ein branchentypisches Problem handelt.

6. Noch ein letzter Blick auf den Tweet? Macht 2,40 Euro!
(spiegel.de)
Der Kurznachrichtendienst Twitter bietet in zwei Testländern ein Abo-Modell an: In Kanada und in Australien kann man sich für umgerechnet 2,40 Euro beziehungsweise 2,80 Euro im Monat den Zugang zu bestimmten Funktionen erkaufen. Dazu zählen das Setzen von Lesezeichen, ein Lesemodus für lange Texte und das sogenannte “Undo-Tweet”, mit dem sich Tweets nachbessern lassen. Das ist jedoch weit entfernt von der vielfach gewünschten Editiermöglichkeit, denn das “Undo” gelte nur für einen Zeitraum von maximal 30 Sekunden.

Hart aber unfair, Rathausaffäre, Instaklum

1. #hartaberfair: Das wird man ja wohl noch fragen dürfen, oder?
(kattascha.de, Katharina Nocun)
Katharina Nocun ist Bürgerrechtlerin, Publizistin und Ökonomin und vielbeschäftigt in Sachen zivilgesellschaftliches Engagement. In einem Blogbeitrag setzt sie sich mit dem Titel der letzten “Hart aber Fair”-Sendung auseinander (“Heimat Deutschland — nur für Deutsche oder offen für alle?”). Nocun kommentiert: “Wie heißt es so schön: “Es gibt keine dummen Fragen”. Dem muss ich leider widersprechen. Wer grundlegende Basics des Zusammenlebens infrage stellt, wer Menschen wie mir die Zugehörigkeit abspricht, der macht sich — ob er will oder nicht — zum Handlanger von rechten Framing-Mustern.”
Weiterer Lesetipp: Arno Frank hat sich für “Spiegel Online” die Sendung angesehen. Auch er befindet: “Eine extrem ärgerliche Frage.”

2. Paid Content: Bedingt zahlungsbereit
(universal-code.de, Christian Jakubetz)
Mit “bedingt zahlungsbereit” fasst Journalismus-Experte Christian Jakubetz die Erkenntnisse einer Studie zum Thema “Paid Content” zusammen. Jakubetz schaut sich die wichtigsten Zahlen von verschiedenen Seiten an und leitet drei Erkenntnisse daraus ab.

3. Google, Facebook, Pinterest: Social-Media-Plattformen wollen gegen Falschinfos zu Impfungen vorgehen
(medwatch.de, Hinnerk Feldwisch-Drentrup)
Digitalkonzerne wie Google, Facebook und Pinterest wollen gegen Impfgegner-Videos und irreführende Beiträge über Wundermittel vorgehen. Gelöscht würden die Falschinformationen nicht. Je nach Plattform entziehe man den Videos jedoch die Möglichkeit der Monetarisierung durch eingeblendete Werbung, blende zur Aufklärung Wikipedia-Links ein oder sperre bestimmte Suchbegriffe. Nur in Deutschland scheint man nicht so vehement gegen die Falschinformationen vorgehen zu wollen.

4. Britische Verlage horten Farbe und Papier
(deutschlandfunk.de, Ada von der Decken, Audio: 4:32 Minuten)
Ada von der Decken berichtet von den Sorgen der britischen Printbranche vor einem harten Brexit (“No Deal”). Die Zeitungsverlage seien abhängig von Importen aus der EU. Wer kann, horte deshalb Druckfarbe und Zeitungspapier auf Vorrat. Für kleine und mittelständische Betriebe sei dies jedoch nicht leistbar, so ein Vertreter des Printverbands BPIF: “Bei denen gibt es nicht die finanziellen Möglichkeiten, so erheblich das Lager aufzustocken.”

5. #Rathausaffäre
(twitter.com, DJV Niedersachsen)
Der Deutsche Journalisten-Verband Niedersachsen meldet auf Twitter: “Die Stadt #Hannover darf einen Journalisten der @haz nicht verdächtigen, sich illegal Zugang zu Akten in einem Ermittlungsverfahren verschafft zu haben.“ In der Pressemitteilung des Verwaltungsgerichts Hannover heißt es dazu: “Sofern die Stadt Verdachtsmomente äußert, müssen diesen eine sachgerecht ermittelte Tatsachengrundlage zugrunde liegen. Der bloße Umstand, dass eine Zeitung Erkenntnisse der Ermittlungsbehörden veröffentlicht, welche unter Verstoß gegen Geheimhaltungsvorschriften nach außen gelangt sind, berechtigt die Landeshauptstadt insbesondere nicht zu der öffentlichen Äußerung des Verdachts, der verantwortliche Journalist habe an dem vorherigen Rechtsverstoß eines Amtsträgers mitgewirkt.”

6. Instagram-Storys: Die kreative Art des Geschichtenerzählens
(journalisten-training.de, Bernd Oswald)
Bernd Oswald erklärt in einem Kurzabriss, wie sich Journalisten Instagram und die “Story”-Funktion zu Nutze machen können.
Weiterer Lesetipp: Marc Baumann dokumentiert und kommentiert die öffentlich zelebrierte Instragram-Liebe des Promi-Paars Heidi Klum und Tom Kaulitz. Die beiden Social-Media-Turteltauben zeigten anschaulich, “warum man Handys und Hormone trennen sollte” (sz-magazin.sueddeutsche.de).

Tichys Taktik, Giffey im Visier, Tipps zum Umgang mit Rechtspopulisten

1. Kein Kampf: Roland Tichy macht sich zum Opfer
(uebermedien.de. Stefan Niggemeier)
Der Publizist Roland Tichy (“Tichys Einblick”) ist von der Mediengruppe Madsack abgemahnt worden. Nach Informationen von “Übermedien” sei das Unternehmen im Kern gegen zwei Tatsachenbehauptungen Tichys vorgegangen: Dass die SPD bestimme, was in den Zeitungen der Gruppe stehe, und dass es sich bei den Madsack-Medien um “SPD-Medien” handele. Daraufhin löschte Tichy den Artikel und inszenierte sich in einem neuen Beitrag als unschuldiges Zensur-Opfer. Eine Strategie, die Stefan Niggemeier mit deutlichen Worten kritisiert: “Tichys ursprünglicher Artikel war ein übles Machwerk, aber seine Reaktion auf die Abmahnung ist besonders perfide. Er wird wissen, warum er eine juristische Auseinandersetzung scheut: Er müsste all seine forschen und extrem aggressiv formulierten Behauptungen von der Parteipropaganda belegen, die die SPD zentral gesteuert über Medien wie das RND verbreite.”

2. Ein Verdacht ist schnell in der Luft
(faz.net, Jochen Zenthöfer)
Jochen Zenthöfer kritisiert die Berichterstattung des “Spiegel” über die Plagiatsvorwürfe gegen Familienministerin Franziska Giffey. Diese sei laut “Spiegel” wegen ihrer politikwissenschaftlichen Dissertation ins “Visier der Plagiatsjäger” geraten. Zenthöfer kommentiert: “Ehrlicher müsste man wohl sagen: Giffey ist ins Visier des “Spiegel” geraten, der nicht abwarten konnte, bis die Plagiatsprüfung zuerst zu Ende geführt wird.”

3. Gutachten: Macht den Journalismus gemeinnützig!
(netzwerkrecherche.org, Thomas Schnedler)
Ein im Auftrag der nordrhein-westfälischen Landesregierung erstelltes Gutachten empfiehlt, den Journalismus steuerrechtlich als gemeinnützig anzuerkennen. Kommt die vorgeschlagene Gesetzesänderung zur Umsetzung, schaffe dies auch Rechtssicherheit. Bislang mussten journalistische Institutionen wie die “Kontext:Wochenzeitung”, das Recherchezentrum “Correctiv” oder das Online-Magazin “MedWatch” Umwege bemühen, um von den Finanzbehörden als gemeinnützig anerkannt zu werden. Was die Umsetzung auf Bundesebene anbelangt, geben sich die Gutachter optimistisch: “Das politische Klima der 19. Legislaturperiode des Deutschen Bundestages scheint für eine Gesetzgebungsinitiative günstig.”

4. 5 Empfehlungen zum Umgang mit Rechtspopulisten in der Berichterstattung (und Talkshows)
(neuemedienmacher.de)
Der Umgang mit rechtspopulistischen Parteien ist für Medienschaffende nicht einfach. Die “Neuen deutschen Medienmacher*innen” haben daher eine Handreichung mit fünf Empfehlungen ausgearbeitet.

5. Wissenschaftler wollen Merkels Facebook-Seite für Nachwelt erhalten
(spiegel.de)
Angela Merkel hat sich von Facebook verabschiedet und ihre Seite mit immerhin 2,5 Millionen Likes abschalten lassen, was von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern kritisch gesehen wird. So fordert der Bibliotheksjurist Eric Steinhauer, dass die Seite zumindest sichtbar im Netz hätte bleiben müssen: “Jedermann sollte noch auf das Konto zugreifen können.”

6. Trumps Feind ist unser Feind
(taz.de, Jürn Kruse)
Amazon-Chef Jeff Bezos wirft dem “National Enquirer” Erpressung vor. Es sei ihm per Mail mit der Veröffentlichung von privaten Nachrichten und intimen Fotos gedroht worden, die er anscheinend mit seiner neuen Lebensgefährtin ausgetauscht hatte. Die Hintergründe dazu lesen sich wie der Plot zu einer neuen Netflix-Serie.

Deutsche Erfolgsgeschichte, Doppelt schäbig, Rendezvous mit Putin

1. Unsere Titelseite von Montag. #Gauland
(facebook.com/Tagesspiegel)
Anlässlich der relativierenden Aussagen des AfD-Politikers Alexander Gauland über „Hitler und die Nazis“ und seinen Kommentar über „1000 Jahre erfolgreiche Geschichte“, hat der „Tagesspiegel“ seine Titelseite ausschließlich diesem Thema gewidmet. Es sind Schwarz-Weiß-Bilder aus alten Zeiten, die für sich sprechen…

Weiterer Lesetipp: Thomas Fischer, Kolumnist und Autor des Standard-Kommentars zum Strafgesetzbuch, hat Gaulands Äußerungen analysiert und juristisch eingeordnet. (spiegel.de)

2. Raus aus den sozialen Netzwerken
(deutschlandfunkkultur.de, Christoph Drösser)
Der amerikanische „Internet-Guru“ Jaron Lanier ist für seine teilweise zugespitzten und provozierenden Thesen zu IT-Themen bekannt. Für sein digitalisierungskritisches Buch „Wem gehört die Zukunft“ erhielt er 2014 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. In seinem neuen Buch fordert Lanier dazu auf, die sozialen Netzwerke zu verlassen. Christoph Drösser hat den Internet-Kritiker zum Interview besucht. Wie er es vor 20 Jahren schon einmal getan hat.

3. Rendezvous mit Wladimir Putin
(arminwolf.at)
Ein Interview mit dem russischen Präsidenten Putin zu bekommen, ist normalerweise fast ein Ding der Unmöglichkeit. Armin Wolf ist es gelungen. In seinem Blog erzählt er auf unterhaltsame Art, wie es dazu kam („…in Wahrheit habe ich gar nichts dazu getan”), berichtet von den Abläufen vor und beim Termin und verrät Putins beliebteste fünf Antwort-Strategien.

4. Die Verdopplung der Schäbigkeit
(freitag.de, Klaus Raab)
Klaus Raab kommentiert in seinem „Medientagebuch“ die Nachricht der beiden Medienhäuser „Madsack“ und „DuMont“ zukünftig, eine gemeinsame Berlin-Redaktion zu betreiben: „Dass mit einer solchen Kooperation eine Verringerung der Pressevielfalt einhergeht, ist offensichtlich.“, so Raab. Außerdem sei die in Aussicht gestellte Verdoppelung der Stellen Blendwerk, eher handele es sich um eine „Dreiviertelung“.
Unbedingt beachtenswert dazu auch Anne Fromms Beitrag in der taz: Bericht aus Berlin

5. Gummibegriff «öffentliches Interesse»
(nzz.ch, Rainer Stadler)
Das Schweizer Boulevardblatt „Blick“ hat berichtet, dass der Sohn eines Prominenten im Verdacht stehe, am G-20-Gipfel in Hamburg randaliert zu haben. Nach Meinung des Bezirksgerichts Zürich war dies nicht statthaft: Der „Blick“ musste den Namen des prominenten Schweizers löschen. Richtig so, findet Rainer Stadler: „Die Redaktionen berufen sich regelmässig aufs öffentliche Interesse, wenn sie in die Privatsphäre von Prominenten eindringen. Es handelt sich hier um einen höchst dehnbaren Begriff, mit dem sich fast alles rechtfertigen lässt. Der hohe Anspruch wirkt öfters scheinheilig. Mit welchem guten Grund dürfen Journalisten eine Magistratsperson ins Scheinwerferlicht zerren, wenn deren Sohn Haschisch konsumiert hat oder in einen Autounfall verwickelt war? Es gibt keinen – solange der betreffende Politiker sich nicht einmischt und Polizei oder Justiz frei ihres Amtes walten lässt.“


6. Ignorieren, bis es zu spät ist
(spiegel.de, Patrick Beuth)
Selten ist ein Gesetz so dysfunktional wie das Leistungsschutzrecht für Presseverleger gewesen, befindet Patrick Beuth, doch die Bundesregierung weigere sich das einzugestehen. Ganz im Gegenteil: Die Regierung trete dafür ein, das in vielerlei Hinsicht problematische Gesetz zum Modell für eine europäische Regelung zu machen.

7. Nein, „Hart, aber fair“ ist an dieser Sendungsankündigung überhaupt nichts!
(facebook.com, Lorenz Meyer)
Weil der 6-vor-9-Kurator keinen Platz in eigener Sache wegnehmen will, hier ausnahmsweise eine siebte Leseempfehlung. Es geht um die aktuelle Sendungsankündigung zu Frank Plasbergs „Hart, aber Fair“ zum Thema „Flüchtlinge und Kriminalität“:
„Hier wird mit sprachlichen Mitteln und einigen als Fragen verkleideten Unterstellungen ein Framing betrieben, das die Köpfe der Zuschauer vergiftet. Derartige Formulierungen und Zuschreibungen sind ein Nährboden für Angst, Hass und Hetze.“

Exklusives Fake-Interview, Macht und Deutungshoheit, Heidis Abgründe

1. “TV Movie” erfindet Exklusiv-Interview mit “Tatort”-Stars
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Die aktuelle “TV Movie” wirbt mit einem “Exklusiv-Interview” mit den “Tatort“-Kommissaren Jan Josef Liefers und Axel Prahl, doch einiges spricht dafür, dass das Gespräch nie stattgefunden hat: Das „Interview“ besteht aus bekannten Textschnipseln und auch die Agentur der beiden Schauspieler weiß von keinem Gespräch. „DWDL“ hat die Bauer Media Group um eine Stellungnahme gebeten. Dort hat man sich 26 Stunden später die folgenden sibyllinischen Worte abgerungen: „Wir sind davon ausgegangen, dass diese Veröffentlichung ordnungsgemäß erfolgt ist. In der Kürze der Zeit können wir leider nicht mehr zu diesem Thema sagen“.

2. FR-Miteigentümer Schöningh: “Unsere Gesprächspartner sitzen jetzt in Hannover”
(horizont.net, Ulrike Simon)
Bereits am Mittwoch schrieb Uwe Vorkötter über die „gemeinsame Sache“ der Medienhäuser DuMont und Madsack, die in Wirklichkeit eine Kapitulation DuMonts sei (Kölsche Kapitulation, horizont.net). Nun beschäftigt sich Ulrike Simon mit den möglichen Auswirkungen auf die „Frankfurter Rundschau“.

3. Der Fall Asef N.: “Es geht um Macht und Deutungshoheit”
(nordbayern.de, Hans-Peter Kastenhuber)
Rund ein Jahr ist es her, dass ein Berufsschullehrer bei den „Nürnberger Nachrichten“ anruft und aufgeregt von einer Polizeiaktion an seiner Schule berichtet. Eine Redakteurin fährt sofort zum Ort des Geschehens und erlebt, wie ein abgelehnter 21-jähriger Asylbewerber aus Afghanistan auf rabiate Weise festgenommen wird. Als sie Tags darauf in der Zeitung die hässlichen Begleitumstände des brutalen Polizeieinsatzes erwähnt, wird sie angefeindet und teilweise übel beleidigt. Mit ihrer Wahrnehmung ist die Journalistin jedoch nicht alleine: Auch ein anwesender Dekan und ein Pressefotograf sind entsetzt. Doch Polizei und CSU-Landesregierung verkünden ihre eigene Wahrheit und begründen den Einsatz mit einer angeblichen Unterwanderung der protestierenden Schüler durch “militante Abschiebegegner” und linke Chaoten.

4. So setzen sieben deutsche Publisher Facebook-Gruppen ein
(markheywinkel.de)
Der Journalist Mark Heywinkel hat sich umgehört, ob Medien nach Facebooks Änderung des Newsfeeds und Herunterstufung von Seiteninhalten nun verstärkt auf Facebook-Gruppen setzen und wie sie dabei verfahren. Seine zusammengetragenen Erfahrungsberichte ergeben ein interessantes Stimmungsbild: Es ist nicht einfach, aber zumindest alle sind dabei.

5. Heidi ist der Häuptling im Macho-Dorf
(sueddeutsche.de, Carolin Gasteiger)
Viele Menschen schauen sich auch heutzutage das bereits 13 Jahre alte TV-Format “Germany’s Next Topmodel” (GNTM) an. Dabei gehöre dieser „Abgrund an Menschenfeindlichkeit“ abgeschafft, wie Carolin Gasteiger fordert. Wer einschalte, mache sich mitschuldig: „Man kann GNTM im Jahr 2018 aber nicht mehr ansehen ohne eine Haltung dazu zu entwickeln. Ohne sich einzugestehen, wie ungeniert junge Mädchen ausgenutzt und vorgeführt werden. Ohne zu erkennen, wie falsch und überholt dieses Format ist.“

6. Küss die Hand
(zeit.de, Francesco Giammarco)
Zuschauer des „Neo Magazin Royale“ kennen William Cohn als den onkelhaften Typ mit den quietschigen Pullovern und der tiefen Märchenerzähler-Stimme. Wer ist dieser Cohn? Francesco Giammarco hat sich mit ihm während einer S-Bahn-Fahrt durch Berlin unterhalten.

Im Rausch der Daten, Zuckerbergs Anhörung, “Anstalt” seziert Medien

1. Dokumentarfilm im Ersten: Im Rausch der Daten
(ardmediathek.de, Video, 89 Minuten)
Zweieinhalb Jahre hat Dokumentarfilmer David Bernet den europäischen Gesetzgebungsprozess um die „DSGVO“ filmisch begleitet. Protagonisten des Films sind die konservative EU-Kommissarin Viviane Reding und der Grünen-Abgeordnete Jan Philipp Albrecht, die sich den Einflüssen von Lobbyisten und Wirtschaftsjuristen ausgesetzt sehen. Ein absolut sehenswerter und spannender Blick hinter die Kulissen des Machtapparats EU.

2. Ein Desaster vor allem für Facebook
(spiegel.de, Sascha Lobo)
Viele Beobachter hielten die Zuckerberg-Anhörung vor dem EU-Parlament für missglückt und werteten die Fragestunde als Erfolg für den Facebook-Gründer und Misserfolg für die EU. Sascha Lobo sieht die Sache differenzierter: Es mag sein, dass Mark Zuckerberg den kurzfristigen PR-Kampf gewonnen habe. In Wirklichkeit sei die Anhörung jedoch ein Desaster für Facebook gewesen.
Weiterer Lesehinweis: Mein Team wird sich melden: Mark Zuckerberg düpiert das EU-Parlament (netzpolitik.org, Alexander Fanta)

3. Thea Dorn – Deutsch, nicht dumpf
(54books.de, Matthias Warkus)
Einen „Leitfaden für aufgeklärte Patrioten“ nennt Thea Dorn ihr neues Buch, dem in der „Zeit“ bereits „gefährliche Unschärfen“ attestiert wurden. Nun hat der Philosoph Matthias Warkus das Dornsche Werk rezensiert und ist zu einigen interessanten Befunden und einer grundsätzlichen Feststellung gekommen: „Ihr Buch argumentiert nicht für deutschen Patriotismus; es argumentiert aus der Position heraus, dass Patriotismus und eben auch deutscher Patriotismus aus gewissermaßen existenziellen Gründen unverzichtbar sei, für eine bestimmte Form von deutschem Patriotismus (vermutlich immerhin tatsächlich für die brauchbarste). Wer die Sinnhaftigkeit von Patriotismus überhaupt hinterfragt, wird in diesem Werk nichts finden, was argumentativ vom Gegenteil überzeugen könnte.“

4. Der Präsident darf Kritiker nicht blockieren
(zeit.de)
Donald Trump darf auf Twitter keine anderen Nutzer blockieren, so unbequem und lästig sie ihm auch erscheinen mögen. Das hat ein New Yorker Bundesgericht entschieden und in seiner Begründung auf den ersten Verfassungszusatz verwiesen, der die Meinungsfreiheit schützt.

5. Kölsche Kapitulation
(horizont.net, Uwe Vorkötter)
Uwe Vorkötter schreibt über die „gemeinsame Sache“ der Medienhäuser „DuMont“ und „Madsack“, die in Wirklichkeit eine Kapitulation „DuMonts“ sei: „Das einstmals stolze und erfolgreiche Medienhaus gibt auf: den Journalismus, der sich um Politik und Wirtschaft, ums große Ganze also dreht; die Ambition, zu den führenden Zeitungsverlagen der Republik zu gehören; den Anspruch, die digitale Transformation des publizistischen Geschäfts zu meistern. DuMont kapituliert, Madsack übernimmt.“

6. Die Anstalt vom 22. Mai 2018
(zdf.de, Video, 49 Minuten)
In der Politsatire mit Max Uthoff und Claus von Wagner geht es um die Besonderheiten der deutschen Medienlandschaft. Dabei bekommen alle ihr Fett weg: Sowohl die öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk- und Fernsehsender als auch Medienhäuser wie Funke, Springer, Burda und Bauer.

Frisierte Abgeordnete, Zielgruppe Judenhasser, Homophobie bei der FAZ

1. Wikipedia-Artikel über Abgeordnete vom Bundestag aus geschönt
(br.de, Christine Auerbach & Maximilian Zierer)
Eine Analyse der Datenjournalisten des Bayerischen Rundfunks zeigt, dass viele Wikipedia-Artikel über Bundestagsabgeordnete umgeschrieben beziehungsweise geschönt und frisiert werden. Das Bemerkenswerte dabei: Die Analyse hat ergeben, dass in dieser Legislaturperiode die Wikipedia-Seiten von einem Drittel aller Abgeordneten von Bundestags-PCs aus verändert wurden. Über einen anonymen Wikipedia-Account von einem Computer aus dem Deutschen Bundestag wurde beispielsweise ein vormals überzeugter Atomkraft-Anhänger durch Löschen der einschlägigen Passage („Joachim Pfeiffer gilt als Befürworter des Einsatzes von Atomkraftwerken.“) zum glühenden Energiewende-Fan: “Die Energiewende bezeichnet er als Umbau der Energieversorgung und drängt in diesem Zusammenhang auf eine schnelle Markteinführung der Erneuerbaren Energien.”

2. Zielgruppe “Judenhasser”
(sueddeutsche.de, Simon Hurtz)
Immer wieder gerät Facebook wegen seiner fragwürdigen Werbemöglichkeiten in die Kritik. So ließen sich im Werbetool bis letzten Donnerstag gezielt Antisemiten (Interesse: “Wie verbrennt man Juden”), Islamhasser (“Muslime töten”), Frauenfeinde (“Bitches umbringen”) oder Rassisten (“Ku-Klux-Klan”) ansprechen. Nachdem ein Recherche-Kollektiv Facebook damit konfrontierte, reagierte Facebook und deaktivierte die entsprechenden Werbemöglichkeiten. Doch Simon Hurtz von der „SZ“ musste bei seiner Recherche feststellen, dass dies vom Social-Media-Riesen nur unzureichend umgesetzt wurde: Zumindest Freitagmittag sei es nach wie vor möglich gewesen, in Facebooks Anzeigenmanager Interessen wie “Heil Hitler!”, “Juden raus!” oder “German Schutzstaffel” auszuwählen.

3. Homophober Text war homophob
(taz.de)
Der Presserat rügt einen FAZ-Beitrag aus dem Sommer, in dem ein anonymer Autor (Pseudonym: Johannes Gabriel) behauptete, dass adoptierte Kinder von homosexuellen Paaren einer besonders hohen Gefahr eines sexuellen Missbrauchs ausgesetzt seien. Diese Behauptung stelle einen schweren Verstoß gegen das Diskriminierungsverbot nach Ziffer 12 des Pressekodex dar, so der Presserat.

4. Rechts vor links
(daily.spiegel.de, Ulrike Simon)
Ulrike Simon schreibt in ihrer Medienkolumne bei „Spiegel Daily“ über einen Konflikt in der Madsack Mediengruppe. In den Stadtausgaben der “Hannoverschen Allgemeinen Zeitung” (HAZ) und “Neuen Presse” (NP) erschien eine mehrseitige Werbebeilagen der AfD. Eine Aktion, die auch beim größten Gesellschafter des Madsack-Konzerns nicht gut ankam: Der Medienholding der SPD… Kolumnistin Simon ordnet den Vorgang ein.

5. „Recht am geistigen Eigentum stärken“
(stuttgarter-zeitung.de, Markus Grabitz)
EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger spricht sich im Interview mit der „Stuttgarter Zeitung“ für ein von vielen Medienhäusern und Branchenverbänden gefordertes europäisches Verlegerrecht aus. Die Position der Verlage gegenüber Konzernen wie Google müsse gestärkt werden. Außerdem sei es überfällig, dass Gerichte den öffentlich-rechtlichen Sendern “ihre Grenzen aufzeigen”, so Oettinger: „Die Sender sorgen für ein kostenloses und umfassendes journalistisches Angebot im Netz, das für die privat finanzierten Verlagshäuser eine scharfe Konkurrenz darstellt. Die Öffentlich-Rechtlichen finanzieren dies auch aus Rundfunkbeiträgen. Dies ist unfair gegenüber den vollständig privat finanzierten Zeitungshäusern und stellt für sie eine Gefahr dar.“

6. Wonach User in Wahlprogrammen von CDU, SPD, Linke, Grüne, AfD googeln
(kosmos.welt.de, Kritsanarat Khunkham)
Die “Zeit” hat ausgerechnet, dass die Wahlprogramme der sechs größten Parteien rund 225.000 Wörter umfassen, was ungefähr 350 eng bedruckten DINA4-Seiten entspräche. “Welt”-Autor Kritsanarat Khunkham hat Google raussuchen lassen, welche Begriffe in den letzten sieben Tagen bei den jeweiligen Wahlprogrammen von Union, SPD; Linke, Grüne, AfD und FDP die häufigsten „Mitsuchworte“ waren.

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