Eine gute Eigenschaft hat er ja, dieser ganze Weltuntergangs-Wahnsinn: Er ist befristet.
Sobald die Welt am Morgen des 22. Dezember aufwacht, sich träge aus dem Bett schält und beim Blick in den Spiegel merkt, dass ja doch noch alles dran ist, spätestens dann haben hoffentlich auch die Medien die Schnauze voll.
Aber bis es so weit ist, jagen sie noch mal alles raus, was sie in die Finger kriegen. Irgendwas, egal, Hauptsache “Weltuntergang” kommt drin vor, am besten in Kombination mit Sex, Satanisten oder Aliens. Das mit der ernsthaften Berichterstattung haben die Journalisten bei dem Thema ohnehin längst weitgehend aufgegeben.
Für die optischen Dramatisierung äußerst beliebt: Der Kalenderstein der Maya. Haben Sie sicher schon mal gesehen. Auf Bild.de zum Beispiel:
Oder auf “Focus Online“:
Oder auf Express.de:
Oder auf WDR5.de:
Oder auf Stern.de:
Oder bei “Welt (Online)”, hier, hier, hier, hier oder hier:
Blöd nur: Das auf den Bildern ist gar nicht der Kalender der Maya. Es ist ein Kalender der Azteken.
Nikolai Grube, Professor für Altamerikanistik und renommierter Maya-Forscher der Uni Bonn, schreibt uns auf Anfrage:
Das ist der aztekische Kalenderstein, 1000 km und 700 Jahre von den klassischen Maya entfernt … Das ist so, als würden Sie zur Illustration des Reichstagsgebäudes eine osmanische Moschee aus Izmir zeigen. Solche Fehler sagen viel über die Kenntnisse und den Respekt der Medienmacher für fremde Kulturen aus. Es gibt nicht eine Abbildung des Maya-Kalenders, sondern mehrere tausend. Der Maya-Kalender ist eine Idee, er ist eine bestimmte Form der Zeitrechnung und liegt deshalb tausenden von Hieroglypheninschriften zugrunde.
Diesen Unterschied zu erkennen, dafür hätte schon ein kurzer Blick in die Wikipedia genügt.
Aber vielleicht gelingt es den Medien ja in den verbleibenden sieben Tagen, selbst da noch einen draufzusetzen.
Mit Dank an Stefan B.