Untergetaucht, Gestohlenes Wort, Chatkontrolle als Dauerthema

1. Untergetauchte Linksextremisten: Aktenzeichen NDR/WDR ungelöst
(uebermedien.de, Sebastian Weiermann)
Sebastian Weiermann kritisiert bei “Übermedien” die Berichterstattung von tagesschau.de über untergetauchte Linksextremisten. Die Nachrichtenseite habe Informationen von NDR und WDR über eine bevorstehende Öffentlichkeitsfahndung nach Johann G. und die Existenz von 20 untergetauchten Linksextremisten in Deutschland übernommen, wobei sich der Beitrag im Wesentlichen auf Angaben von Sicherheitsbehörden stütze und eine Einordnung fehle. Weiermann findet: “Dass sich ein Rechercheverbund, der sich investigativen Journalismus auf die Fahnen schreibt, für diese recht durchschaubare Sicherheitsbehörden-PR einspannen lässt, ist ein fragwürdiges Tauschgeschäft.”

2. Die Geburtsstunde der Synthetic Social Networks
(gutjahr.biz)
Wie der Konzern Meta auf einer Konferenz ankündigte, will er Facebook, Instagram und Whatsapp mit künstlich erzeugten Personas ausstatten, die sich an echten Berühmtheiten wie Football-Star Tom Brady, Rapper Snoop Dogg oder Starlet Paris Hilton orientieren. Richard Gutjahr hält dieses Spiel mit KI-Figuren für einen “diabolischen Schachzug” und kommentiert: “Falsche Freunde, denen wir unsere intimsten Gedanken, Sorgen, Wünsche und Ängste anvertrauen, damit IT-Konzerne unsere Stärken und Schwächen lebenslang auf ihren Servern speichern, auswerten und an Dritte verkaufen? Was könnte dabei wohl schiefgehen?”

3. Das gestohlene Wort
(zeit.de, Eike Kühl)
Bei “Zeit Online” thematisiert Eike Kühl die Verwendung von rund 197.000 Büchern aus illegalen Quellen für das Training großer KI-Sprachmodelle. Im Zentrum der Debatte steht der Datensatz “Books3”, der Werke von William Shakespeare bis Stephen King enthält und für KI-Modelle wie LLaMA von Meta und GPT-J von EleutherAI verwendet worden sei. Während einige Autorinnen, Autoren und Organisationen rechtliche Schritte gegen die aus ihrer Sicht unerlaubte Nutzung ihrer urheberrechtlich geschützten Werke einleiten, blicken andere, beispielsweise Stephen King, mit einer “schrecklichen Faszination” auf die unaufhaltsame Entwicklung kreativer Künstlicher Intelligenz.

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4. Beruf: Chatkontrolle
(netzpolitik.org, Chris Köver, Audio: 22:48 Minuten)
Im Mai 2022 schlug die EU-Kommission ein neues Gesetz zur Bekämpfung von sexualisierter Gewalt gegen Kinder vor: Private Chats und Nachrichten sollen nicht nur von Verdächtigen, sondern von allen Menschen in der EU gescannt werden. Seitdem gibt es heftige Kritik an diesem Vorhaben, Experten sprächen von einer “nie dagewesenen Überwachungsstruktur” und einem “digitalen Angriff” auf die Privatsphäre. Chris Köver hat sich mit ihrem netzpolitik.org-Kollegen Markus Reuter unterhalten: “Wie ist es, zwei Jahre lang rauf und runter über ein Gesetzesvorhaben zu berichten, das viele betrifft, aber nur wenige so richtig aufregt?”

5. Ändern und streichen
(taz.de, Mark Spitz)
Mark Spitz schreibt über die aktuellen Herausforderungen und Veränderungen beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR). Der Sender stehe symbolisch für den Reformdruck im öffentlich-rechtlichen System, insbesondere die Kulturformate hätten es schwer. Spitz geht in seinem Text auf verschiedene interne Probleme und Skandale des Senders ein. Außerdem thematisiert er die Auswirkungen der ARD-Reformen und der veränderten Mediennutzung auf den MDR und dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

6. “Dorthin schauen, wo nur äußerst selten hingeschaut wird.” – Antje Pieper über 50 Jahre “Auslandsjournal”.
(turi2.de)
Antje Pieper spricht im Interview mit “turi2” über das 50-jährige Bestehen des ZDF-“Auslandsjournals”, das sie seit 2014 moderiert. Sie betont die Bedeutung der Sendung in der heutigen Zeit, da sie die Möglichkeit biete, Geschichten hinter den Nachrichten zu erzählen und das Weltgeschehen aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. Pieper, die selbst neun Jahre als Studioleiterin in Rom tätig war, schätzt die Möglichkeit, nicht nur aus Mainz, sondern direkt von vor Ort berichten zu können, und hebt die Arbeit der Korrespondentinnen und Korrespondenten hervor.