Causa Schlesinger, Unterhaltung statt Aufklärung, Bund fördert Projekte

1. RBB stellt weitere Managerin frei
(spiegel.de)
Die Affäre um die nunmehr ehemalige rbb-Intendantin Patricia Schlesinger zieht weitere Kreise. Nach “Spiegel”-Informationen habe der öffentlich-rechtliche Sender Verena Formen-Mohr, Leiterin der Hauptabteilung Intendanz, mit sofortiger Wirkung freigestellt. Die als Vertraute Schlesingers geltende Formen-Mohr war unter anderem für die ARD-Gemeinschaftseinrichtungen, die Unternehmensplanung und die Leitung der Projekte zum Neubau des Nachrichtencenters und des Digitalen Medienhauses des rbb zuständig. Gleichzeitig wurde bekannt, dass der Aufsichtsratschef der Messe Berlin, Wolf-Dieter Wolf, der wegen der Vergabe von Berateraufträgen in der Kritik steht, sein Amt niedergelegt habe.
Weiterer Gucktipp: In der “rbb24 Abendschau” geht man weiter unerschrocken dem Fall im eigenen Haus nach (rbb-online.de, Eva-Maria Lemke, Video: 28:59 Minuten).

2. Für mehr Kontrolle statt Abnicken: Schafft die Rundfunkräte ab!
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Thomas Lückerath sieht in der Causa Schlesinger auch ein systemisches Versagen und fordert die Abschaffung der Rundfunkräte: “Für die wirksame, wirtschaftliche Kontrolle der Geschäfte der Rundfunkanstalten sind sie völlig falsch aufgestellt: Dafür braucht es keine Repräsentation der deutschen Bevölkerung sondern Expertinnen und Experten. Es braucht echte Kontrolle, die sich ohne entsprechende Expertise nicht mal eben nebenher erledigen lässt.”

3. So beschissen wie Männer?
(taz.de, Silke Burmester)
Silke Burmester fühlt sich mit Blick auf die Vorwürfe gegen Patricia Schlesinger im Kampf um gleiche Rechte und gleiche Chancen für Frauen verraten. In einem “taz”-Kommentar schreibt sie: “Hat Schlesinger eine Ahnung, wie dumm wir Kämp­fe­r*in­nen jetzt dastehen, wie dünn unsere Argumente werden, wenn wir die Notwendigkeit von Frauen in Führung mit einem anderen Führungsstil und einem anderen Blick für und auf die Gesellschaft begründen?” Burmester beendet ihren Text mit einem lakonischen Gedanken: “Vielleicht ist auch das Teil des feministischen Kampfes: zu verstehen, es geht nicht nur darum, Frauen die Möglichkeit zu erstreiten, genauso scheitern zu können wie Männer. Es geht auch darum zu akzeptieren, dass sie sich oft genug genauso beschissen verhalten.”

Bildblog unterstuetzen

4. Journalisten machen weiter
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen macht auf die katastrophalen Bedingungen für Journalistinnen und Journalisten in Belarus aufmerksam. Seit der Scheinwiederwahl von Machthaber Alexander Lukaschenko vor zwei Jahren habe sich die Situation dramatisch verschlechtert: “Im Zuge seiner Kampagne gegen jedwede Kritik verschärfte Lukaschenko auch die belarussischen Mediengesetze. Seitdem wurden zahlreiche Medienschaffende verhaftet und mit Geldstrafen oder Zensur belegt. Auch Misshandlungen, Folter und Repressionen gegen Angehörige von Journalistinnen und Journalisten gehören zum Repertoire des Regimes.”

5. Bund fördert Projekte zur strukturellen Stärkung des Journalismus – Förderung von zehn Projekten mit rund 2,3 Millionen Euro
(bundesregierung.de)
Die Bundesregierung fördert zehn Projekte zum Schutz und zur strukturellen Stärkung des Journalismus mit einer Gesamtsumme von rund 2,3 Millionen Euro aus dem Etat für Kultur und Medien. Nach dem Förderaufruf seien 31 Anträge eingegangen, von denen eine Fachjury zehn Projekte ausgewählt habe.

6. Unterhaltung statt Aufklärung
(deutschlandfunk.de, Mirjam Kid, Audio: 5:10 Minuten)
Ob “Bild” oder “Spiegel”: Viele Medien arbeiten mit Online-Umfragen der Institute Insa oder Civey. Der wissenschaftliche Leiter des Institus für Umfragen, Analysen und DataScience in Duisburg, Frank Faulbaum, kann dieser Art von Demoskopie wenig abgewinnen. Die ausführenden Institute würden bei ihren Befragungen oft selbstselektiv vorgehen, also nicht nach dem Zufallsprinzip.