Trump-Deplatforming, RTL-Rauswurf der “Hitler-Transe”, Lobo wird 10

1. Warum Trumps Accountsperrungen richtig und hochproblematisch sind
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Donald Trump steht seit einigen Tagen ohne Twitter-Account und Facebook-Konto da. Die Plattformen haben ihn verbannt und ihn damit, zumindest auf Social Media, verstummen lassen. Dieses Deplatforming ist nicht unproblematisch. Kritiker und Kritikerinnen wenden ein, dass es sich um eigenmächtige Entscheidungen von wirtschaftlich befangenen Marktteilnehmern handele, die die Meinungsfreiheit einschränken. Außerdem löse es keine gesellschaftlichen Probleme, wie Markus Reuter anfügt: “Fraglich ist natürlich auch, ob ein Deplatforming ausreicht, um antidemokratische und menschenfeindliche Ideologien zu bekämpfen. Kein Rassist wird durch ein Deplatforming zum Demokraten. Vielleicht führt die Maßnahme sogar zu einer Radikalisierung der Betroffenen, weil Gegenrede auf den Nischenplattformen vollkommen wegfällt.”
Weitere Lesehinweise: Beim “Neuen Deutschland” ist Daniel Lücking ebenfalls skeptisch: “Wir mögen die Trump-Sperrung, müssen aber das Prozedere ablehnen”. Beim Deutschlandfunk weist Internetrechtler Matthias Kettemann auf die problematischen Aspekte derartiger Sperren hin (deutschlandfunk.de, Bettina Köster, Audio: 8:36 Minuten).
Und weil es thematisch dazugehört: Twitter sperrt 70.000 weitere Konten der QAnon-Bewegung (zeit.de).

2. Re: Hass im Netz
(arte.tv. Kathrin Wildhagen, Video: 31:46 Minuten)
Hass im Netz ist kein abstraktes Phänomen, sondern hat ganz konkrete Auswirkungen für und auf die angegriffenen Personen. Was machen organisierte Shitstorms und Morddrohungen mit ihren Opfern? In der Arte-Dokumentation lernt man drei Menschen kennen, die regelmäßig Hass im Netz ausgesetzt sind: die Wiener Politikwissenschaftlerin und Rechtsextremimus-Expertin Natascha Strobl, die Feministin Fatima Benomar aus Paris und den Hannoveraner Politiker Belit Onay, den ersten deutschen Oberbürgermeister mit türkischen Wurzeln.

3. RTL-Rauswurf der “Hitler-Transe”: Lügen von “BILD”, PR vom RBB
(nollendorfblog.de, Johannes Kram)
Eigentlich war die Berliner Dragqueen Nina Queer für die Teilnahme am “Dschungelcamp” (RTL) vorgesehen, doch wenige Tage vor dem Start der Aufzeichnung erfolgte die Ausladung durch den Sender. Der verkürzte Grund: Queers Selbstbezeichnung als “Hitler-Transe”. In der Berichterstattung und der Bewertung des Falls ist einiges weggelassen worden und durcheinandergeraten. Johannes Kram hat sich Queers Original-Zitate angeschaut und mit dem verglichen, was daraus in den Medien wurde.

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4. Härte des Rechtsstaats
(uebermedien.de, Sina Aaron Moslehi)
Sina Aaron Moslehi verrät auf “Übermedien” sein Lieblings-Hasswort. Es ist die Phrase von der “Härte des Rechtsstaats”. Moslehi ergänzt seine Kritik an dem Begriff mit einer Beobachtung: “Bemerkenswert ist auch, dass besondere Strenge dem Menschen immer dann als angemessen erscheint, wenn andere in den Verdacht geraten, Straftaten begangen zu haben. Man selbst lässt sich ja nie etwas zu Schulden kommen. Und falls das ausnahmsweise mal geschehen sollte, so hat man Milde verdient. Man weiß ja selbst am besten, was für ein eigentlich guter Mensch man ist.”

5. Expansion in Berlin
(deutschlandfunk.de, Manfred Götzke, Audio: 6:04 Minuten)
Die “Neue Zürcher Zeitung” weitet ihr Deutschland-Engagement aus. Ex-Springer-Mann Jan-Eric Peters dirigiert als “NZZ”-Deutschland-Geschäftsführer mittlerweile zehn Journalistinnen und Journalisten in München, Frankfurt und vor allem in Berlin. Der Leipziger Medienwissenschaftler Uwe Krüger verortet die “NZZ” im konservativ-liberal-bürgerlichen Lager. Die Kolumnen des Schweizer Chefredakteurs Eric Gujer würden im rechten Spektrum fischen und Begriffe wie “Gesinnungspolizei”, “Redeverbote”, “Tugendwächter” verwenden. “Das sind alles Signale dafür, dass man sich auch an ein Publikum richtet, dass sich AfD nah fühlt zum Beispiel”, so Krüger. “NZZ”-Deutschland-Chefredakteur Marc Felix Serrao weist eine AfD-Nähe von sich und seinem Blatt: Bei einer von der “NZZ” in Auftrag gegebenen Allensbach-Umfrage sei herausgekommen, dass man unterproportional AfD-Sympathisanten und überproportional Grünen-Sympathisanten in der Leserschaft habe.

6. Warum mich Sascha Lobo manchmal sehr traurig macht
(spiegel.de, Judith Horchert)
Seit zehn Jahren schreibt Sascha Lobo seine Kolumne bei “Spiegel Online” beziehungsweise beim “Spiegel”. Für Redakteurin Judith Horchert ein willkommener Anlass, ihre zehn Lieblings-Lobo-Kolumnen aus der zurückliegenden Dekade vorzustellen. Denn: “Erschreckend viele Texte von Sascha Lobo sind gut gealtert. Das liegt einerseits an Saschas Hellsichtigkeit und daran, dass er den Einfluss der Digitalisierung auf die Gesellschaft gut verstanden hat und gut erklären kann.”