Suchergebnisse für ‘youtube’

Der Harte und der Zarte

Man mag geteilter Meinung darüber sein, ob die Sperre, die die FIFA gegen den deutschen Nationalspieler Torsten Frings ausgesprochen hat, gerechtfertigt ist, oder nicht. “Bild”-Lesern allerdings dürfte es außerordentlich schwer fallen, sich überhaupt eine eigene Meinung dazu zu bilden. Denn das Blatt kümmert sich heute ganzseitig und mit recht alttestamentarischem Eifer um den Vorfall:

Dazu sollte man wohl wissen, dass die FIFA etwas weniger von dem Grundsatz “Auge um Auge” hält, als “Bild” das offenbar tut. Jedenfalls steht im FIFA-Disziplinarreglement [pdf] nichts davon, dass man eine Tätlichkeit mit einer Tätlichkeit beantworten darf. In Artikel 48 heißt es schlicht:

Ein Spieler, der absichtlich eine Tätlichkeit an einer anderen Person begeht, ohne sie dabei zu verletzen, wird für mindestens zwei (2) Spiele gesperrt.

Und es ist nicht so, dass die FIFA in ihrem Urteil nicht berücksichtigt hätte, dass es da durchaus eine Vorgeschichte gab. Weshalb sie die Sperre für das zweite Spiel zur Bewährung ausgesetzt hat:

“Der Spieler der deutschen Nationalmannschaft, Torsten Frings, ist heute von der FIFA-Disziplinarkommission für zwei Spiele gesperrt worden. Auf Grund einer zuvor erfolgten gegnerischen Provokation wurde die Sperre für das zweite Spiel auf sechs Monate zur Bewährung ausgesetzt.”

Aus “Bild” erfährt man davon allerdings nichts. Stattdessen heißt es in einer Fotounterzeile:

Hier streckt Thorsten Frings den Arm mit geschlossener Faust gegen Cruz aus

Und im Text:

Frings war nur das Opfer. Der Argentinier Julio Cruz hatte Frings im Getümmel zuerst einen Wischer mit der Hand verpaßt, bevor der Bremer den Argentinier berührte (ohne zuzuschlagen).

Was nun wieder eine recht kuriose Einschätzung ist. Schaut man sich nämlich die TV-Bilder des Vorfalls mal an, so stellt man trotz Zeitlupe erstens fest, dass Frings seinen Arm ziemlich schnell ausstreckt. Und zweitens müsste man konsequenterweise wenigstens zu dem Urteil kommen, dass Cruz Frings auch nur “berührte”.

Mit Dank an die zahlreichen Hinweisgeber.

Ausgebeutet: Der gute Ruf von “Bild”

"taz"-Werbespot
Kommt ein schmerbäuchiger Mann im Feinripp-Unterhemd zum Kiosk. Sagt: “Gib ma Zeitung.” Sagt der Kiosk-Besitzer: “Is aus”, und schiebt ihm eine “taz” rüber. Sagt der Feinripp-Typ: “Wat is dat denn?”, blättert lustlos in dem Papier, stöhnt: “Mach mich nich fertig, du.” Bedrohliche Pause. Endlich greift der Kiosk-Besitzer unter die Ladentheke und gibt ihm eine “Bild”. Erleichterung. Alle grölen.

Ein anderer Tag. Der Feinripp-Schmerbauch geht wieder zum Kiosk. “Gib ma ‘taz'”, sagt der Mann. Fassungsloses Schweigen am Kiosk. Endlich prustet der Schmierbauch los. Alle lachen über seinen Witz.

Slogan: “taz ist nicht für jeden. Das ist OK so.”

Die Axel Springer AG hat die “tageszeitung” aufgefordert, diesen Kino-Spot nicht mehr zeigen zu lassen. Die Anwälte erklärten, es handle sich um eine “Rufausbeutung der Marke ‘Bild'” und um “unzulässige vergleichende Werbung”. Die “taz” will die ihr gesetzte Frist einfach verstreichen lassen.

Nachtrag, 1. November. Die “F.A.Z.” berichtet, Springer habe am Montag eine einstweilige Verfügung gegen die “taz”-Werbung erwirkt. Sie zitiert den “Bild”-Sprecher Tobias Fröhlich mit den Worten: “Unsere Leser werden hier in einer Weise herabgesetzt und herabgewürdigt, die wir nicht akzeptieren können. Wir stellen uns vor unsere Leser.”

Nachtrag, 4. November. Die “taz” bestätigt heute, dass sie den Spot vorläufig nicht mehr zeigen darf. Sonst droht ihr ein Ordnungsgeld von bis zu 250.000 Euro. Sie will gegen die einstweilige Verfügung gerichtlich vorgehen.

Blättern:  1 ... 135 136 137 138 139