Vielleicht sollte Madonna mal was Herzhaftes essen. Schweinshaxe statt Algen etwa. Oder mit ihren 50 Jahren einfach kürzer treten.
Ja, vielleicht.
Unzählige Stunden hat Madonna schon in Fitness-Centern verbracht, um ihre Muskeln zu stählen und das Altern zu stoppen. Eine Fitness-Fanatikerin. Mit Diät-Wahn. Makrobiotisch, ihr Zauberwort. Kein Fleisch, keine Milch, kein Zucker. Kurz: Was schmeckt, ist verboten.
“Bild”, “B.Z”, “Basler Zeitung”, “Express”, “Bunte”, “Blick” und, ach, alle berichten, dass Madonna bei ihrem Konzert in Sofia zusammengebrochen (oder genauer: fast zusammengebrochen) sei. Sie haben das aus der britischen Boulevardzeitung “Sun”, und die hat nicht nur diverse anonyme “Insider”, sondern auch ein Beweis-Video, auf dem man sieht, wie sie nach hinten an einen ihrer Tänzer sinkt und erst, nachdem er sie besorgt geschüttelt hat, weitertanzt:
“Man könnte meinen, es gehört zur Choreographie”, heißt es am Anfang im Bild.de-Videobericht, aber anscheinend wollte niemand ernsthaft dieser abwegigen Möglichkeit nachgehen. Da das also ebenso auszuschließen ist wie die Möglichkeit, dass all diese professionellen Journalisten weltweit einfach irgendeinen Unsinn nachplappern, muss es wohl so sein, dass Madonna auf ihrer Tour jedesmal an derselben Stelle im Programm, wenn ein Michael-Jackson-Doppelgänger auftrat, ohnmächtig zusammengebrochen ist, fast so, dass man meinen könnte, es gehöre zur Choreographie:
Gegen den Wahnsinn der Medien dürfte allerdings auch eine Nahrungsumstellung von Algen auf Haxen nicht viel ausrichten.
Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].
1. “RTL trickst ‘Bild’ & Co. mit Michael-Jackson-Fake-Video aus” (bartlspielt.de)
Am Dienstag war auf YouTube ein Video zu sehen, in dem jemand, der an Michael Jackson erinnert, aus einem Leichenwagen steigt. Das Video online gestellt hat der TV-Sender “RTL” für einen Bericht des Boulevard-Magazins “Explosiv” namens “Wie leichtgläubig sind Verschwörungstheoretiker?”, der heute Abend um 18 Uhr gezeigt wird. Bild.de berichtete darüber und zeigt sich nun enttäuscht.
3. Udo Pollmer besucht Journalistenschüler (axel-springer-akademie.de, Nina Trentmann)
Der Ernährungsexperte Udo Pollmer warnt Journalistenschüler der Axel-Springer-Akademie vor “Skandal-Studien” und bringt ihnen bei, “wie manipulierbar wissenschaftliche Untersuchungen sind”. “Quatsch” sei zum Beispiel “der von Journalisten viel zitierte Body Mass-Index” – “genauso gut könne man bei einer Frau die Körbchengröße mit dem Schädelumfang verrechnen, um den IQ zu bestimmen.”
4. “Der neue alte Journalismus” (kaliban.de)
“Ich sorge mich nicht um den Journalismus. Bedarf gibt es in dieser komplexen Welt genug. Man wird, jetzt und in Zukunft, seine Zielgruppen finden, wenn man Journalismus als Service versteht. Wenn man seinen Lesern objektiv und verständlich die Welt erklärt. Wenn man sich vorurteilsfrei bemüht, die Stärken jedes Medienkanals zu nutzen. Wenn man die Leser ernst nimmt und auf sie hört.”
5. “Briefkasten leer” (presseverein.ch/blog)
Als hätten die Schweizer Zeitungsverlage nicht schon genügend Probleme, erhalten sie jetzt auch noch ein Ultimatum der Verträger ihrer Blätter. Rund 60 Zeitungsverträgerinnen und -verträger versammelten sich um 4 Uhr morgens vor dem Zürcher Volkshaus und verlangten eine Rücknahme der angekündigten Lohnsenkungen von bis zu 20 Prozent.
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1. “Zitiert: Offener Brief der Redaktion der ‘Berliner Zeitung'” (mediencity.de)
In der Redaktionsversammlung beschliesst die “Berliner Zeitung” einstimmig einen offenen Brief an ihre Verleger. Daraus: “Der Vorbesitzer Mecom hat die Zeitung ‘ausgequetscht wie eine Zitrone’; so hat es Chefredakteur Vorkötter Ende Juni formuliert. Wir haben uns aber nicht drei Jahre den Zumutungen David Montgomerys und seines Statthalters Josef Depenbrock widersetzt, um nun ähnliche Pläne erneut vorgesetzt zu bekommen.”
2. “‘Focus’ arbeitet an neuem wöchentlichen Ableger” (dwdl.de, Uwe Mantel)
Eine von mehreren Projektgruppen beim Wochenmagazin plant “einen völlig neuen ‘Focus'”: “Statt nur auf Fakten, Fakten, Fakten zu setzen, soll in dem neuen Ableger Platz sein, um in längeren Geschichten stärker in die Tiefe zu gehen.”
3. “Axel Springer wäre beinah ins Kloster gegangen” (welt.de, Heimo Schwilk)
Welt.de (Verlag: Axel Springer) schreibt über ein Buch, in dem der Verleger erwähnt wird und spart dabei nicht mit Lob: “Der Autor Uwe Wolff widmet sich in einem längeren Kapitel dieser wenig bekannten Seite von Axel Springers Persönlichkeit. Wolffs Biografie ist ein Meilenstein in der Geschichte der Spiritualität des 20. Jahrhunderts und dabei spannend wie ein Roman geschrieben.”
4. Diskussionen zum Boykott der “taz” (epd.de, dan)
Lorenz Maroldt, einer der Chefredakteure des Berliner “Tagesspiegel”, mahnt hinsichtlich des Leichtathletik-WM-Boykotts der “taz”, “es könne nicht sein, dass sich Journalisten mit einer solchen Aktion wichtiger nehmen als das Interesse ihrer Leser”. Und für Claudio Catuogno von der “Süddeutschen Zeitung” stehen “auf der einen Seite die Einschränkung unserer persönlichen Freiheit und auf der anderen das wichtigste Sportereignis dieses Jahres auf der Welt”.
5. “Schuld ist immer der Pressesprecher” (nzz.ch, sig.)
Die “NZZ” arbeitet den “Fall Borer” aus dem Sommer 2002 auf, bei dem der Verlag Ringier für Falschaussagen 10’000 Franken bezahlt hat: “Medienskandale fordern Opfer, aber anders, als man gemeinhin denkt. Die fehlbaren Journalisten sind jeweils sehr rasch wieder im Geschäft.” So arbeiten Ralph Grosse-Bley und Frank A. Meyer derzeit in führenden Positionen bei Ringier.
6. “Laser + Sound test-0” (youtube.com, Video, 2:10 Minuten)
Aus dem Ishikawa-Komuro Lab der Universität Tokio: Ein Notizblock und ein Laserstrahl.
Klare Worte des Branchendienstes Kleinreport an die Spitze der Schweizer Printbranche. Die “Verleger in vierter und fünfter Generation” würden sich ans Taschentuch klammern und in ihren Zeitungen vom Übel der Gratiskultur jammern: “Man braucht kein Prophet zu sein, um zu sehen, dass die Schweizer Printbranche mit solch larmoyantem Personal an der Spitze nirgends mehr einen Blumentopf gewinnen wird.”
Detlef Esslinger rät Menschen, die Journalisten werden wollen, davon ab, irgendwas zu studieren, das “nach ihrem Traumberuf” benannt ist. Stattdessen schlägt er vor: Volkswirtschaft, Jura, Biologie, Orientalistik, Sinologie, Indologie.
Für den freien Journalisten sieht Kai Schächtele eigentlich nur zwei Auswege aus der finanziellen Misere: “Entweder passt er seinen Arbeitsaufwand dem Honorar an und steckt weniger Zeit in die Recherche. Oder er sucht nach besser bezahlten Alternativen: Die PR-Branche etwa spannt freie Journalisten dafür ein, ihre Botschaften in die Medien zu hieven.” Damit entsteht aber “ein irreparabler Schaden” an der Glaubwürdigkeit der Verlage.
Patrik Müller, Chefredaktor des Sonntag (AZ Medien), schreibt unter dem Kürzel “pmü.” in seiner Zeitung einen Artikel darüber, dass Roger und Mirka Federer die Zeitschrift Wir Eltern (AZ Medien) abonnieren. Müller macht zwar transparent, dass die beiden Titel vom gleichen Verlag sind, doch als Leser fragt sich Patrick Bürgler nun bei jedem Text von Müller: “Wem könnte er damit einen Gefallen erweisen wollen?”
Der Journalist Albrecht Ude ruft in einem neuen Blog dazu auf, einfach mal eine Woche auf alle Dienste von Google zu verzichten. Damit könne man “die echte Vielfalt des Netzes” entdecken.
Irgendwie lag die Überschrift nah, die die “Hannoversche Allgemeine Zeitung” (HAZ) am Freitag in der Druckausgabe über ihren Artikel über die Piratenpartei setzte:
Und dann doch ganz fern. Denn in dem Stück geht es gar nicht um aufkommende Stürme, die das Parteiboot zum Kentern bringen lassen könnten, auch nicht in irgendeinem metaphorischen Sinne, sondern um ihre erstaunliche Popularität im Netz und die Vorstellung der Filme und Plakate, mit denen sie vor der Bundestagswahl für sich wirbt.
Aber das ist nicht das einzig Merkwürdige an dem Artikel, den Michael Grüter, der stellvertretende Leiter der Berliner Redaktion der “HAZ”, geschrieben hat. Er beginnt so:
Zum Schluss ertönt erst ein friesisches Volkslied, vorgebracht in einer kraftvollen Rock-Version, und dann die Hymne der neuen Partei: “Alle, die mit uns den Bundestag kapern, müssen Piraten mit Bärte sein.” Die Leadsängerin Lena Simon, ihr fehlt das besungene Attribut, singt unverdrossen weiter: “Freiheit, Gleichheit, Demokratie, die haben Bärte, wir kämpfen für sie!” Danach fließt Rum in Maßen.
Höhö, diese Deppen, “Piraten mit Bärte”, und die singt das einfach “unverdrossen” mit, die Frau Simon, auch ohne das “besungene Attribut”.
Was natürlich daran liegen könnte, dass Grüter den Text einfach nicht richtig verstanden hat und sich nicht die Mühe machen wollte, ihn zum Beispiel im, äh: Internet nachzuschlagen. Die Hymne geht nämlich so:
Alle, die mit uns den Bundestag entern
Müssen Piraten mit Werten sein
Freiheit, Gleichheit, Demokratie
Wir haben Werte, wir haben Werte
Wir haben Werte und kämpfen für sie
Nachtrag, 17. August. Die “HAZ” hat den Artikel heute online verbessert — zunächst vorübergehend durch schlichtes Ersetzen der “Bärte” durch “Werte”, was eher unglücklich war für Lena Simon:
Mit Dank an Torben F., David Jonathan S. und Matthias S.!
Thierry Chervel mit einem exzellenten Artikel über Verleger, die ihre Produkte in den letzten Jahrzehnten behandelten “wie x-beliebige Dosenfabriken”: “Noch argumentieren Journalisten und Verleger so, als würde das Netz sich im wesentlichen aus ihren Inhalten päppeln. Aber in Wirklichkeit ist es heute eher umgekehrt: Man liest in den Zeitungen Geschichten, die man zum ersten Mal zwei Tage zuvor im Internet fand. Oft in Blogs, denen sie wiederum von Lesern und anderen Whistleblowern zugetragen wurden.”
Das öffentlich-rechtliche Fernsehen kostet jährlich fast so viel, wie Deutschland an die EU zahlt. Alexander Kissler ist darum dafür, das Zweite Deutsche Fernsehen abzuschaffen.
Nach 5:30 Minuten im Video streikt das neue ZDF-Studio. Der Ausschnitt ist aus der Sendung “heute in Europa”, Moderatorin die bemitleidenswerte Hülya Ökzan.
“Die Bild-Zeitung berichtete offenherzig über Mosleys Präsenz auf einer Party mit Sadomaso-Elementen. Der Formel-1-Chef klagte – und einigt sich jetzt mit Springer.”
“Statt also sich die Schlaglöcher der Umgehungsstraße genau anzusehen, statt die Menschen zu Wort kommen zu lassen, statt also kurz gesagt: das alltägliche wahre Leben abzubilden, liest, hört und sieht man in den Lokalmedien häufig ebenso Langweiliges wie Irrelevantes: Haushaltspläne werden in epischer Breite seziert (ganz so, als ob irgendein Normalbürger der Unterschied zwischen einem Vermögens- und einem Verwaltungshaushalt interessieren könte), Bürgermeister, Landräte und Abgeordnete dürfen sich nahezu ungehindert ausbreiten und dazwischen immer und immer wieder dröger Termin- und Verlautbarungsjournalismus.”
“Sie möchten Pressemitteilungen veröffentlichen? (…) Zögern Sie nicht und werden Sie Lokalreporter! Schreiben Sie unserer Redaktion – wir freuen uns auf Ihre Nachricht!”
(ft.com, Kenneth Li and Andrew Edgecliffe-Johnson, englisch)
Die News Corp. gibt im jüngsten Quartal einen Verlust von 203 Millionen US-Dollar bekannt. CEO Rupert Murdoch kündigt nun an, für alle Online-Inhalte seiner Zeitungen und Fernsehsender Geld zu verlangen: “If we’re successful, we’ll be followed by all media.”
“Die taz wird als einzige Tageszeitung nicht von der Leitathletik-WM berichten. Grund dafür: Journalisten müssen sich für die Akkreditierung überprüfen lassen wie Schwerverbrecher.”
Die sozialistische Tageszeitung Neues Deutschland will “Jugendliche mit dem Medium Zeitung verbandeln”: “Irgend etwas scheint dran zu sein an dem Haufen bedruckten, täglich neu erscheinenden Papier. Leser informieren sich über Neues aus ihrem Ort bzw. irgendwo auf der Welt … und lesen, was ‘die da oben’ beschlossen haben und was auf die ‘kleinen Leute’ zukommt, (…)”
Endlich ist auch Schauspieler Ben Stiller online. Er präsentiert seine gutgelaunte Familie und macht gleich mal Status-Updates. Bei Facebook und bei Twitter.
Zwei Fragen beschäftigen die Menschen in diesen Tagen, und eine davon können wir beantworten.
Frage 1: Hat Lady Gaga einen Penis?
Frage 2: Sind die Medien komplett verrückt geworden?
Aber beginnen wir diese Geschichte doch einfach bei einer seriösen Nachrichtenseite, der des ARD-Boulevardmagazins “Brisant”. Dort heißt es:
Lady Gaga: “Ja, ich habe einen Penis!”
Das [sic] die US-amerikanische Sängerin Lady Gaga gern Haut zeigt, ist nichts Neues. Doch als sie beim Glastonbury Festival in England auf der Bühne von einem Motorrad stieg, rutschte ihr knappes rotes Kleid noch ein Stück höher und gab den Blick auf etwas frei, dass [sic] aussah wie ein Penis. Zu einem amerikanischen Magazin sagte sie, dass sie sowohl weibliche als auch männliche Geschlechtsteile habe, sich aber eher als Frau fühle. Ob das stimmt, oder ob sich die verrückte Künstlerin nur wieder selbst inszenieren wollte, bleibt offen.
Doch das ist nicht das einzige, das offen bleibt. Offen bleibt auch und vor allem die Frage, ob Frau Gaga das überhaupt gesagt hat. Das Zitat stammt aus einem merkwürdigen verwaisten Blogrudiment namens “Starr Trash”. Das behauptete, die Künstlerin hätte in einem Blog-Eintrag die Gerüchte bestätigt, sie sei zweigeschlechtlich (intersexuell):
Its not something that I’m ashamed of, just isn’t something that i go around telling everyone. Yes. I have both male and female genitalia, but i consider myself a female. Its just a little bit of a penis and really doesnt interfere much with my life. the reason I haven’t talked about it is that its not a big deal to me. like come on. its not like we all go around talking about our vags. I think this is a great opportunity to make other multiple gendered people feel more comfortable with their bodies. I’m sexy, I’m hot. i have both a poon and a peener. big fucking deal.
– L8d Gaga <3>
Ich schäme mich dafür nicht, es ist nur nichts, das ich jedem erzähle. Ja. Ich habe sowohl männliche als auch weibliche Genitalien, aber ich verstehe mich als Frau. Es ist nur ein kleines Stück Penis und stört nicht groß in meinem Leben. Ich habe deshalb nicht darüber geprochen, weil es für mich kein großes Thema ist. Wir rennen ja auch nicht herum und reden über unsere Vaginas. Ich finde, dies ist eine gute Gelegenheit, anderen Menschen mit multiplen Geschlechtern zu helfen, sich mit ihren Körpern wohler zu fühlen. Ich bin sexy, ich bin heiß. Ich habe eine Muschi und einen Pimmel. Was soll’s.
Das Blog gibt sich alle Mühe, kein Vertrauen in seine Seriösität zu wecken, und es spricht sehr viel dagegen, dass das Zitat echt ist. Sicher aber ist: Es ist alt. Der Blog-Eintrag stammt vom 14. Dezember 2008.
Als nun Foto- und Videoaufnahmen auftauchten, die möglicherweise den versehentlich entblößten Penis der Sängerin bei einem Live-Auftritt vor gut fünf Wochen zeigen, kramte “Gone Hollywood”, ein anderes amerikanisches Blog ohne besonderen Anspruch, das passende alte angebliche Zitat hervor.
“Gone Hollywood” schreibt ausdrücklich, dass das Zitat nicht neu ist, und behauptet auch nicht, die Quelle zu sein. Und trotzdem dient dieser kleine hingeworfene Eintrag nun ungezählten Medien als Beleg für die aufgeregte Meldung, Lady Gaga habe jetzt plötzlich zugegeben, einen Penis zu haben.
Während sich andere Stars zu Intimitäten selten äußern, und zu so etwas schon gar nicht, machte Lady/Mister GaGa kurz darauf eine bemerkenswert deutliche Ansage. Dem Online-Portal [!] “Gone Hollywood” sagte die Skandal- Sängerin: “Ja, ich habe einen kleinen Penis!”
Hoppes Artikel trägt die Überschrift: “Lady GaGa schockt mit kleinem Penis” (als wäre ein großer weniger schockierend gewesen) und enthält einen unscharfen Screenshot mit der gewagten Unterzeile: “Eindeutig zu erkennen: Lady GaGa und ihr kleiner Penis.”
Der Online-Ableger des öffentlich-rechtlichen österreichischen Radiosenders Ö3 verlinkt sogar den Blog-Eintrag von “Gone Hollywood”, schreibt aber trotzdem:
Lady Gaga behauptet, dass Sie [sic] einen Penis besitzt. Auslöser für dieses Geständnis ist eine [sic] Video-Konzertmitschnitt, das [sic] eine ziemlich deutliche Beule unter ihrem Minikleid zeigt. (…)
Darauf angesprochen sagte die 23-Jährige dem Onlinemagazin [!] Gone Hollywood: “Ich habe einen kleinen Penis. Ich schäme mich deswegen nicht, aber ich erzähle es eben nicht überall herum. Ich meine, wir reden ja auch nicht die ganze Zeit über unsere Vaginanen [sic]. (…)”
Der “Münchner Merkur” und seine diversenSchwesterblätter machen begeistert mit, die “B.Z.” sowieso, und Radio Energy (das “Gone Hollywood” ein “Magazin” nennt), zieht aus der, nun ja: Enthüllung die merkwürdige Schlussfolgerung: “Lady Gaga hatte bis jetzt also wirklich ein perfektes Pokerface.” Vor wenigen Minuten ist Bild.de auf den Gaga-Zug aufgesprungen, wodurch die Geschichte mit Sicherheit erst richtig Schwung bekommen wird.
Und um auf die beiden Fragen vom Anfang zurückzukommen: Die zweite können Sie jetzt selbst beantworten.
Tom Kummer plaudert aus, was seine Journalistenfreunde Schirach, Borcholte, Ankowitsch, Canonica, Niermann, Lottmann, Friebe, Fetisch, von Uslar, Baum, Nickel, Timmerberg, Matussek, Munz, Wedekind, Diez, Kämmerling, Liebs, Amend, Adorján, Pitzke, Gorris, Biller, Richter, Brüggemann so treiben auf Facebook. Ein zweiter Artikel, wer darauf die Freundschaft gekündigt hat, wäre interessant.
“Die WAZ Mediengruppe bricht mit ihrer jahrzehntealten Kultur: Statt auf Konkurrenz setzt sie neuerdings auf Kooperation. Die Zusammenarbeit der Zeitungen im Ruhrgebiet ist dabei erst der Anfang.”
Die Redaktion der ORF-Sendung “Zeit im Bild” stellt sich der Kritik an einem gekürzten Interview und stellt neben der Sendefassung auch die Originalfassung online. “Sowohl Interviewer als auch Interviewter neigen – wahrscheinlich wegen des niedrigeren Adrenalinspiegels – zu weitschweifigeren Formulierungen.”
Michalis Pantelouris macht sich Gedanken über den Nutzwert von Artikeln. Er unterscheidet zwischen “einer Kultur des Habens” und “einer Kultur des Seins”: “In Zeitschriften, wenn sie gut sind, geht es nicht darum, mir bei der Einordnung dessen zu helfen was ich haben will oder wollen soll. Es geht darum, mir bei der Einordnung dessen Orientierung zu geben, was ich bin oder sein will.”
Der Weltwoche-Kolumnist bietet fünf recht fragwürdige Tipps an, wie man eine Tageszeitung richtig liest. Tipp 1: “Lesen Sie keine geraden Seiten wie die Seiten 2, 4, 6 etc. Lesen Sie nur die ungeraden Seiten, also die Seiten 1, 3, 5 etc. Unser Hirn gewichtet stark rechts, genauso machen es die Redaktionen. Das Wichtige ist stets rechtsseitig platziert, also auf ungeraden Seitenzahlen, das Unwichtige stets links. Darum stehen in Zeitungen auch die Inserate links.”
“Mit Links zu Behörden, Datenbanken, Linksammlungen, Analysen, Archiven und Expertenportalen für die Ressorts Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Sport.”
Ein Gespräch mit Chris Anderson, in dem er sich weigert, die Wörter “journalism”, “media” oder “news” zu verwenden. “I don’t think that those words mean anything anymore. (…) Here at Wired, we stopped using them.”
Fast jeder kennt das Pangramm “The quick brown fox jumps over the lazy dog”, in dem alle Buchstaben des Alphabets einmal vorkommen. Aber wer hätte gedacht, dass der Fuchs tatsächlich springt? Wir warten auf ein Video von Franz, der im komplett verwahrlosten Taxi durch Bayern jagt.