Suchergebnisse für ‘winnenden’

Tim K., Gefechte, Yokoso News

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Der doppelte Tim K.”
(taz.de, Julia Walker)
Tim K. aus Bremen wurde am 11. März 2009 von vielen als der Amokläufer von Winnenden angesehen. “Wer kommt eigentlich auf die Idee, dass jemand aus Bremen über 600 Kilometer nach Stuttgart fährt, um dort an einer Schule Amok zu laufen?”

2. “USA – Australien – Bild.de”
(wahrheitueberwahrheit.blogspot.com)
Thomas spürt der Herkunft des von “Bild” beschriebenen Supermonds nach.

3. “Inszenierte Gefechte?”
(sueddeutsche.de, Christina Maria Berr)
Wie realistisch ist die von Helmut Scheben auf journal21.ch aufgeworfene Behauptung, die meisten Bilder von Kampfhandlungen seien gestellt? Christina Maria Berr fragt in der Medienbranche nach.

4. “Betr. Erdbebenkatastrophe als geschmackloses ZDF-‘Musikvideo'”
(carta.info, Martin Oetting)
Martin Oetting schreibt an das ZDF, weil das “heute-journal” Bilder vom Erdbeben in Japan musikalisch unterlegt. “Dass Sie nicht davor zurückschrecken, diese schlimmen Bilder zum Rhythmus von Musik zu schneiden, also daraus sozusagen eine Unterhaltungsshow zu formen, ist aus meiner Sicht schockierend.”

5. “Die Unerträglichkeit von Twitter”
(netzwertig.com, Martin Weigert)
Martin Weigert erlebt Twitter am Wochenende als “als Hort von Desinformation und Panikmache”.

6. “Katz Ueno: Das Ein-Mann-Katastrophen-Social-Media-TV”
(fastvoice.net, Wolfgang Messer)
Wolfgang Messer stellt den Livestream von Yokoso News vor.

Bundeswehr, Nürnberger Zeitung, Teschow

6 vor 9

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1. Interview mit Michael Martens
(spreegurke.twoday.net, Ursula Pidun)
Ursula Pidun befragt FAZ-Redakteur Michael Martens zu seinem Urteil über das Buch “Mit der Hölle hätte ich leben können” der Ex-Bundeswehrsoldatin Daniela Matijevic sowie zur unkritischen Aufnahme des Werks durch viele Journalisten. “Fest steht, dass weder Verlag noch Autorin bisher einen Zeugen genannt haben, obwohl es doch angeblich so viele gibt. Wer hingegen nach Personen sucht, die das alles für Unsinn halten, wird ohne Mühe sehr schnell sehr viele finden.”

2. “Mein böses Ich”
(news.de, Björn Menzel)
Björn Menzel blickt zurück auf seine eigene Erfahrung als Berichterstatter am Amoklauf von Winnenden, der sich heute vor zwei Jahren ereignete.

3. “Welche ‘Kapelle’ hat sich ‘gemüht’?”
(thilo-baum.de)
Thilo Baum kann die Beobachtungen, die “Spiegel Online” beim von ARD live übertragenen Zapfenstreich der Bundeswehr zur Verabschiedung von Karl-Theodor zu Guttenberg macht, nicht nachvollziehen.

4. “In the Thick of Libya’s Brutal Fighting”
(lens.blogs.nytimes.com, englisch)
Ein Gespräch mit Tyler Hicks, Fotograf der “New York Times”: “Anyone who goes into this area assumes the same risk as any of the fighters. That’s something you always have to remind yourself: even as an observer, you’re just as susceptible to getting hit as anyone else.”

5. “A.J.A.I.”
(stefan-niggemeier.de)
Stefan Niggemeier über die Reaktionen auf unseren Artikel “Sprühfarbe ins Feuer”. Inzwischen hat sich die “Nürnberger Zeitung” für ihren Fehler “ganz herzlich” entschuldigt.

6. “Luci Lehmann, Teschow (MV)”
(interviewproject.de, Video, 4:49 Minuten)
Das erste von 50 Gesprächen des “Interview Project Germany” ist online. Luci Lehmann aus Teschow erzählt, dass nichts ihr Leben so verändert habe wie die Wende. “Es ist ja wirklich alles anders geworden.”

RTL, Ostdeutsche, iPad

6 vor 9

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1. “RTL verkauft Terror-Übung als Ernstfall”
(faz-community.faz.net, Stefan Niggemeier)
Das Regionalmagazin von RTL in Nordrhein-Westfalen stellt während zwei Minuten eine Fortbildungsveranstaltung als Amoklauf dar. “Wer weiß, vielleicht war es ja auch für den Sender eine Übung: Ein Test, wie man – nach der legendären Winnenden-Berichterstattung im vergangenen Jahr – möglichst geil über einen solchen potentiellen Amoklauf berichten kann.”

2. “Wir sind anders”
(zeit.de, Jana Hensel)
Jana Hensel stellt fest, “dass es 20 Jahre nach der Einheit keine überregionalen ostdeutschen Medien gibt”. “Betrachtet man die Berichterstattung über den Osten Deutschlands in den überregionalen Medien, lassen sich drei Muster feststellen: Sie findet sprunghaft statt kontinuierlich statt, folgt einer häufig ausschließenden statt integrierenden Absicht und ist oft von Emotionalität statt von Sachkenntnis geprägt.”

3. “Journalism in the Age of Data”
(vimeo.com, Video, 54 Minuten, englisch)
Ein von Geoff McGhee produzierter Film zeigt die weitreichenden Möglichkeiten der Visualisierung von Daten auf. Das Werk in einzelnen Kapiteln mit weiterführenden Informationen gibt es auf datajournalism.stanford.edu.

4. “iPad vs Magazines”
(printingchoice.com, englisch)
Was US-Magazine auf Papier und auf dem iPad kosten.

5. “Bill O’Reilly Post-Interview Analysis”
(thedailyshow.com, Video, 3:16 Minuten, englisch)
Nach dem Besuch von Bill O’Reilly (Video, 9 Minuten) macht das Team von Jon Stewart eine Analyse der Körpersprache nach dem Vorbild von Fox News.

6. “Spartipp: Moderationen einfach doppelt verwenden!”
(ndr.de, Video, 32 Sekunden)
“Die Privatsender machen es vor: so geht sparsames Fernsehen.”

Lörrach, Stuttgart21, Mario Basler

6 vor 9

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1. “Die Bild-Zeitung-Lüge zur Blockadenacht im Stuttgarter Schlossgarten”
(buntgrau.de, Jo Schwarz)
Jo Schwarz dementiert den “Bild”-Artikel “Sturz-Gefahr für Radler durch S21-Barrikaden”. “Es gab keine ‘lebensgefährliche Falle für Radfahrer’, da die Blockade von der Seite ‘Schillerstraße’ durch ein Absperrgitter und einen Pylonen gesichert war.”

2. “Die Textbausteine der Gewohnheitsheuchler”
(achinger.com, Till Achinger)
Stern.de: Die Empörung von Felix Disselhoff 2010 über Kommentare zum Amoklauf von Lörrach (BILDblog berichtetete) besteht aus ähnlichen Formulierungen wie die Empörung von Gerd Blank 2009 nach dem Amoklauf von Winnenden.

3. “Lörrach: Der publizistische Amoklauf der Exekutive”
(fastvoice.net, Wolfgang Messer)
Wolfgang Messer glaubt, dass es bei Staatsanwälten zunehmend in Mode ist, “sich durch übereilte und unnötig detaillierte Veröffentlichungen entweder als Behörde insgesamt bei den Medien beliebt zu machen oder einfach das individuelle Geltungs- und Ruhmesbedürfnis zu befriedigen.”

4. “Kickwelt-Flop der Woche: Mario Basler (BILD-Experte)”
(kickwelt.de)
Am 17. August 2010 glaubte Mario Basler, dass Shinji Kagawa in der Bundesliga weggeweht wird: “Der kleine Racker muss sich erst mal daran gewöhnen, dass Tauben im Ruhrpott keine Delikatesse sind. Und dass es in der Bundesliga immer schön auf die Stäbchen gibt…”. Der bei Borussia Dortmund unter Vertrag stehende japanische Fußballspieler erzielte bisher in vier Spielen drei Tore.

5. “ITV embarrassed by report of polar bear washed up on beach”
(telegraph.co.uk, Anita Singh, englisch)
Ein angeblilch in Bude (Cornwall) angeschwemmter Eisbär stellt sich bei näherer Inspektion als Kuh heraus. Zuvor hieß es: “The bear comes from the Arctic Circle and an investigation is under way as to how it could have ended up there.”

6. “Medien ohne Computer: ‘Schreiben war beschissen'”
(medienzeitmaschine.wordpress.com)
Die Medienzeitmaschine blickt auf die Arbeitsbedigungen von Medienmenschen in den 1980er-Jahren zurück.

Ausgebildet und sensibel

Felix Disselhoff ist erschüttert:

Nach dem Amoklauf in Lörrach wettern Deutschlands User auf Twitter gegen die Sinnlosigkeit von Killerspielverboten. Ohne Rücksicht auf die Opfer der Tragödie.

“Zynisch” habe sich “das Web” “gegeben”, “Futter für Häme” habe die Biographie der Amokläuferin “geliefert”, “Häme” habe auch den CDU-Politiker Wolfgang Bosbach “getroffen”, einen “sarkastischen Unterton” glaubt Disselhoff erkannt zu haben.

In welche Kategorie sein eigener Text fällt, lässt der Autor offen:

Das Problem ist wie so oft nicht die Nachricht, sondern wie mit ihr umgegangen wird. Während ausgebildete Journalisten darin geschult sind, sensibel mit Daten von Personen umzugehen und Fakten zu recherchieren, steht hingegen bei Twitter die Meinung schnell fest. Der Pressekodex gilt nun einmal nur für die Presse. Und nicht für ein Medium, welches von vielen fälschlicherweise als die Zukunft des Journalismus betrachtet wird.

Erschienen ist Disselhoffs Text bei stern.de, dem Internetportal jener Zeitschrift, deren ausgebildete Journalisten sich nach dem Amoklauf von Winnenden im vergangenen Jahr geweigert hatten, die Herkunft der von ihnen veröffentlichten Privatfotos der Opfer zu erklären, und die derart sensibel mit Daten von Personen umgegangen waren und Fakten recherchiert hatten, dass sie das Foto eines Unbeteiligten als Porträt des Täters ausgaben.

Mit Dank an Steffen, Tino M. und Merrick.

Bild  

Deutschland, Deine Sex-Zellen

Nicht alle Katastrophen, Unglücksfälle und Verbrechen finden vor laufenden TV-Kameras statt wie die Anschläge auf das World Trade Center am 11. September 2001. Genau genommen ist es eine extreme Seltenheit, dass es überhaupt Bilder von so einem Ereignis gibt: Meistens sind die Kameras ja erst hinterher vor Ort — und kommen dann nicht mal nah genug ran, weil sich Polizisten oder andere Spielverderber in den Weg stellen.

“Bild” löst dieses Problem der nicht vorhandenen Bilder seit einiger Zeit kreativ und lässt Katastrophen, Unglücksfälle und Verbrechen von Grafikern nachempfinden. Der Amoklauf von Winnenden (dessen “unangemessen sensationelle Darstellung” gegen den Pressekodex verstieß), der Absturz einer Air-France-Maschine, ein verhungertes Kleinkind — es scheint, dass sich die “Bild”-Zeichner alles vorstellen können, was man gemeinhin als “unvorstellbar” bezeichnet, um ihre oftmals blutigen Visionen dann dem Leser am Frühstückstisch aufzudrängen.

Als nun am Wochenende ein Insasse der Justizvollzugsanstalt Remscheid seine Lebensgefährtin tötete, war das für “Bild” besonders blöd: Die Tat fand in einem (von anderen Medien als “Liebeszelle”, von “Bild” als “Sex-Zelle” bezeichneten) Langzeit-Besuchsraum statt, “ohne jede Kontrolle”, wie “Bild” selbst bemerkt.

Vom Täter lag der Zeitung nur ein unscharfes Foto von 1991 vor und Außenaufnahmen der JVA Remscheid gibt es schon überall sonst zu sehen.

Aber es gibt ja immer noch die “Bild”-Zeichnerin:

In der Sex-Zelle ermordete der Knacki seine Freundin.

Beeindruckend, wie die Zeichnerin nicht nur die (notdürftige) Bekleidung von Täter und Opfer nachempfunden hat, sondern vor allem, wie detailliert sie die “Sex-Zelle” in der JVA Remscheid eingerichtet hat.

Oder auch eben nicht, denn den Raum hatte Bild.de schon gestern gezeigt. Da allerdings noch mit einer erläuternden Bildunterschrift:

Ein Raum für Langzeitbesuche in der Justizvollzugsanstalt Geldern. So ähnlich könnte auch die Liebes-Zelle der JVA Remscheid aussehen, die zum Tatort eines schlimmen Verbrechens wurde.

Nachtrag, 14. April: Noch einen Schritt weiter ging der Schweizer “Blick am Abend”, der die Gelderner Zelle in seiner gestrigen Ausgabe kurzerhand zum Tatort erklärte:

Tat hinter Gittern: In dieser Zelle erschlug Insasse Klaus-Dieter H. seine Freundin Marion.

Mit Dank an Thomas.

Oscars, Pharma-PR, Swiss Quiz

6 vor 9

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1. “DER Fluch der Oscarverleihung”
(istschonzeit.wordpress.com, Schonzeit)
“Bild” glaubt, dass mehrere US-Schauspielerinnen nach dem Gewinn eines “Oscars” von einem “Liebes-Fluch” getroffen wurden. “Schonzeit” sucht und findet Fakten dazu. “Man könnte von einer ganz normalen Quote sprechen, aber das wäre ja zu einfach.”

2. “Eine Zwangsabgabe beantwortet die Frage nach der Finanzierung von Qualitätsjournalismus nicht”
(freischreiber.de)
Für Freischreiber, ein Berufsverband freier Journalisten, “besteht kein Zweifel daran, dass es den Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen weniger darum geht, die Grundlagen für Qualitätsjournalismus im Internet zu schaffen, als vielmehr darum, ihre eigene Position zu stärken”: “Es sind nicht die Verlage, die aus dem derzeitigen Strukturwandel gestärkt hervorgehen müssen, sondern der Journalismus.”

3. “Ausfragen im 20-Minuten-Takt”
(taz.de, Julian Weber)
Julian Weber über die Schwierigkeiten von Journalisten, aus “Stars der Popkultur” Einzigartiges herauszuholen. “Am schlimmsten sind die Interview-Marathons, bei denen Stars während dreier Tage am Stück über ihr Wirken Auskunft geben, dabei immer mit den gleichen Fragen konfrontiert sind und entsprechend lustlos antworten. Auch für den Journalisten ist die Interviewsituation unangenehm, die Konkurrenz sitzt einem im Nacken.”

4. “Wie Pharma-PR in die Zeitung kommt: Ein Lehrstück”
(gesundheit.blogger.de, hockeystick)
Das Blog “Stationäre Aufnahme” zeigt, wie “eine offenkundige PR-Studie” in der “Fach- und Publikumspresse” Aufnahme findet. “Ganz sicher belegt der Vorgang jedoch, dass viele Wissenschaftsjournalisten schlechte Noten verdient haben, dass sie bei der Beurteilung von offenkundiger Pharma-PR überfordert sind, dass schlechte Journalisten die Umsatzzahlen der Pharmaindustrie hochtreiben und dass sie dabei ihre Leser zu der Einnahme von Medikamenten verleiten, deren Nutzen nicht belegt ist.”

5. “Wer schreibt, der bleibt”
(sueddeutsche.de, Michael Jürgs)
Auch Michael Jürgs schreibt zur Krise: “Die Krise des Journalismus ist manchmal nur die Krise von Eingebildeten der Medienbranche ohne Vorbildung, die nie zugeben werden, dass sie überall besser aufgehoben wären als da, wo sie gerade Big Macker spielen.”

6. “Die Schweiz ist befreit”
(fernsehkritik.tv, Video, insgesamt 42:10 Minuten)
Fernsehkritik.tv berichtet vom Ende der Call-In-Show “Swiss Quiz”, bei der es zu einigen, offenbar auch für die Moderatorinnen ziemlich überraschenden Auszahlungen kommt. In der Sendung geht es unter anderem um RTL und Winnenden und um Filme im Fernsehen, die aufgrund von Altersvorgaben zurechtgeschnitten werden.

Empörung über Amoklaufprävention

Schenkt man dieser knackigen Schlagzeile aus der Stuttgarter “Bild”-Ausgabe Glauben, dann werden Amokläufer bald noch präziser und tödlicher agieren:

Amok-Ausschuss fordert Schießtraining für Schüler

Wahnsinn, oder? Da fragt man sich doch, wie so ein gemeingefährlicher “Amok-Ausschuss” dazu kommt, derartige Forderungen zu stellen. Ganz einfach: Am 8. März stellte der Sonderausschuss “Konsequenzen aus dem Amoklauf in Winnenden und Wendlingen – Jugendgefährdung und Jugendgewalt” seinen rund 880 Seiten starken Abschlussbericht vor. Der Ausschuss wurde eingerichtet, um der Politik Handlungsempfehlungen zur nachhaltigen und langfristigen Prävention von Amokläufen und Jugendgewalt zu geben. Dementsprechend finden sich unter den 39 Empfehlungen aus acht Themenbereichen unterschiedlichste Vorschläge, die von der Fortbildung pädagogischen Personals über Waffenzugangsbeschränkungen bis hin zu Sicherheitsmaßnahmen an Schulen und der Stärkung des Erziehungsauftrages von Eltern reichen.

Unter “6. Gewaltprävention im Sportjugendbereich – Modellprojekt Biathlon” heißt es laut Pressebericht des baden-württembergischen Landtags, aus dem auch Bild.de zitiert:

Der Sonderausschuss Winnenden möchte die erfolgreiche Jugendarbeit in den Sportschützenvereinen stärken, indem insbesondere der Gewaltpräventionsgedanke noch intensiver betont wird. Ein projekthaftes Angebot in einer Sportart scheint dabei zielführend. Besonders geeignet ist aus Sicht des Sonderausschusses die Sportart Biathlon, da neben den Schützenverbänden des Landes auch die baden-württembergischen Skiverbände (Winterbiathlon) sowie die Leichtathletikverbände (Sommerbiathlon) in das Projektvorhaben einzubinden sind.

Der kreativ-verquere Gedankensprung von “Bild”-Autor Markus Piechotta, aus gewaltpräventiver Jugendarbeit innerhalb der Vereine ein verpflichtendes Schießtraining für Jugendliche zu machen, muss schon fast bewundert werden:

In dem Papier (…) fordern die 18 Abgeordneten auch Schieß-Unterricht für Jugendliche!

Entsprechend einseitig fällt bei Bild.de dann auch die Beschreibung der Reaktion der Angehörigen und des Aktionsbündnisses Winnenden aus:

Die Angehörigen der Opfer sind entsetzt.

Dass das Aktionsbündnis Winnenden, eine Initiative der Eltern der Amokopfer, die Empfehlungen des Stuttgarter Ausschusses “in weiten Teilen” (abgesehen von obengenanntem Vorschlag im Sportschützenbereich) begrüßte, erwähnt Piechotta mit keinem Wort.

Allerdings wäre es auch irgendwie inkonsequent gewesen, wenn “Bild” nach der reißerischen und verantwortungslosen Berichterstattung über den Amoklauf vor einem Jahr jetzt auf einmal beginnen würde, nüchtern und sachlich über dieses hochemotionale Thema zu berichten.

PS: Auch der Berliner Kurier versteht sich auf knackige und irreführende Schlagzeilen:

Schüler in den Schießunterricht!

Mit Dank an Thomas und Jörg S.

ORF, Griechenland, Demokratie

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1. “ORF: 24 Stunden in fünf Minuten”
(wissenbelastet.com, Video, 5:08 Minuten)
24 Stunden Programm des Senders ORF1 werden auf 5 Minuten komprimiert und mit den Zuschauerzahlen dazu versehen. “Interessant ist das Verhältnis zwischen Werbung und Nachrichten. In den 24 Stunden gab es rund 44 Minuten (3,1%) lang Werbung und etwas mehr als 39 Minuten (2,7%) Nachrichten. ORF1 sendet also mehr Werbung als Nachrichten.”

2. “Wie ich einen schönen Kommentar kaputt recherchierte”
(wdrblog.de, Paul Elmar Jöris)
WDR-Journalist Paul Elmar Jöris beschreibt, wie er einmal einen Kommentar nicht schrieb: “Nach den Recherchen war es nämlich nichts mehr mit einem fetzigen Kommentar.”

3. “Griechenland als Feindbild”
(ndr.de, Video, 6:31 Minuten)
Medien wie “Bild” oder “Focus” stellen Griechenland wie ein Land von Betrügern dar – auch wenn die allermeisten Griechen an den aktuellen Problemen höchst unschuldig sind.

4. “Was kann man von Googles Geschäftsbericht 2009 lernen?”
(blog.largeneuroncollider.com, Andreas Braendle)
Andreas Braendle hat sich den “Annual Report 2009” von Google mal genauer angesehen.

5. “Winnenden – ein Jahr nach dem Amoklauf”
(dradio.de, Uschi Götz)
“Rund um den Ort der Gedenkfeier” hat die Stadt Winnenden ein “Film- und Fotografierverbot” ausgesprochen – zugelassen werden nur die dpa und der Südwestrundfunk. “Den übrigen Pressevertretern steht eine Tribüne im Freien zur Verfügung. Sie können dort – auf Distanz zu den Trauernden – die Übertragung der Gedenkfeier auf einer Leinwand verfolgen.”

6. “Vorsicht, die Demokratie kommt!”
(thilo-baum.de)
Thilo Baum fragt sich, warum hiesige Medien wie die “Tagesschau” die “enorm wichtige Rolle” des Internets “für Demokratie und Pluralismus” vor allem im Ausland bemerken.

Motorsport, Schmähkritik, Burma VJ

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1. “Motorsportjournalismus – Wo ist der hin?”
(racingblog.de, Don Dahlmann)
Don Dahlmann sieht bei den Printprodukten zum Thema Motorsport eine enge Verzahnung zwischen Industrie, Agenturen und Redaktionen. “Es ist kein Zufall, wenn nach einer doppelseitigen Anzeige für ein Pflegeprodukt man genau diese vier Seiten weiter ‘redaktionell’ empfohlen bekommt. Es ist auch kein Zufall, wenn Promi XY interviewt wird und dessen Film dann ein paar Seiten später als ‘Tipp der Woche’ auftaucht.”

2. “Acht Regeln für Amok-Berichte”
(mediummagazin.de, Annette Milz)
Psychologen haben zur Berichterstattung über Amokläufe “acht konkrete Regeln für das Verhalten der Medien formuliert”. Der kommende 11. März ist der Jahrestag des Amoklaufs von Winnenden.

3. “Das Elend der Debatte um ARD und ZDF”
(stefan-niggemeier.de)
Stefan Niggemeier weiss, wie “die Verlage vielleicht, möglicherweise, wenn das Wetter stimmt, in der Lage sein” werden, “auch in Zukunft Qualitätsjournalismus anzubieten, und womöglich sogar im Netz”. Nämlich so: “Die Verlage müssen von der (ohnehin schon reduzierten) Mehrwertsteuer befreit werden, Google muss verboten oder zur Zahlung von Lizenzgebühren verpflichtet werden, ARD und ZDF müssen das Internet verlassen, das Zitatrecht muss drastisch eingeschränkt, das kostenlose Anbieten von Informationen untersagt und die Gratis-Kultur im Internet insgesamt vernichtet werden.”

4. “300 Folgen Schmähkritik”
(blogs.taz.de/popblog, Christian Ihle)
“300 Folgen lang haben jetzt schon Zeitschriften, Magazine und Stars über Platten, Filme, Politiker und Bands böse geredet. Zeit also, ein komplettes Inhaltsverzeichnis der 300 Folgen Schmähkritik zum Stöbern aufzubereiten…”

5. “Achtung, Kamera!”
(falter.at, Florian Klenk und Barbara Toth)
Der tschechische Journalist Janek Kroupa recherchiert, verdeckt unter dem Namen Radvít Pokorny, in einem österreichisch-tschechischen Rüstungsgeschäft und deckt so “einen der größten politischen Skandale der letzten Jahre” auf.

6. “Burma VJ”
(plus7.arte.tv, Video, 84 Minuten)
Für sieben Tage online: Der Film “Burma VJ” von Anders Østergaard (Trailer).

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