Suchergebnisse für ‘spiegel online’

Nichtlustig, Nafri-Debatte, Neptun

1. Sächsische Großzügigkeit
(taz.de, Daniel Bax)
Die “Sächsische Zeitung” hat am Silvesterwochenende eine Karikatur veröffentlicht, die Muslime und Schwarze als rassistische Klischees darstellt. Einigermaßen verstört fragt man sich, wie dieses unsägliche Werk von einer Tageszeitung abgedruckt werden konnte und so wenig Widerspruch erntet. Daniel Bax von der “taz” vermutet: “Dass diese Karikatur in der Sächsischen Zeitung kaum Aufsehen erregt hat, mag einem spezifisch sächsischen Humor geschuldet sein. Oder der Tatsache, dass sich die öffentliche Debatte so weit nach rechts verschoben hat, dass viele für solcherart diffamierenden Bilder unempfindlich geworden sind.”

2. Einen Gang herunter schalten
(djv.de, Hendrik Zörner)
Hendrik Zörner vom “Deutschen Journalisten Verband” wünscht sich anlässlich der hitzigen Nafri-Debatte von den Medien mehr Hintergrund und Einordnung: “Wie wäre es mal mit einem Erklärstück über die skurrilsten Begriffe aus Polizeiberichten? Zu den “Gefährdern” und “Nafris” würden sich dann “Schamverletzer” und “Hilope” gesellen, zu deutsch: “Exhibitionisten” und “hilflose Personen”. Statt dessen den Hype weiter anzufeuern, entspricht nicht dem Informationsauftrag der Medien. Also, liebe Kollegen: Bitte mal einen Gang herunter schalten.”

3. Es geht um alles
(tagesspiegel.de, Thomas Gehringer)
Der “Spiegel” feiert derzeit seinen siebzigsten Geburtstag, doch nach Feiern ist nicht jedem zumute. Wie bei anderen Medien sinkt die Druckauflage und im Haus herrscht Unruhe: 149 von über 1100 Stellen werden gestrichen.
Einen weiteren lesenswerten Beitrag über die Umbaumaßnahmen beim Spiegel gibt es in der “taz”: In Sturmgeschütz der Demokratie? schreiben Anne Fromm und Daniel Bouhs u.a. über die Versuche des Blatts, den Bereich “Investigative Recherche” zu stärken.
Und auch René Zeyer sorgt sich in der “Medienwoche” um das Nachrichtenmagazin und ruft den Mitarbeitern zu: “Spielt wieder mehr den alten Rock’n’Roll des Journalismus: hinschauen, hingehen, recherchieren, beschreiben. Die Welt widerspiegeln, nicht die eigene Befindlichkeit.”

4. Big Data: Gefahren für Journalisten
(ndr.de, Melanie Stein)
Auf dem Hackerkongress “33c3” in Hamburg hat der Informatiker David Kriesel ein tolles Data-Science-Projekt vorgestellt: Seit zwei Jahren hat er alle Artikel von “Spiegel Online” gespeichert und die Metadaten von ca. 100.000 Artikel ausgewertet. Herausgekommen ist ein informativer und höchst unterhaltsamer Vortrag. Die NDR-Sendung “ZAPP” hat mit Kriesel, aber auch mit einem Verantwortlichen von “Spiegel Online” gesprochen.

5. Auf Donald Trump folgt der Terminator
(sueddeutsche.de, Kathrin Werner)
Über viele Jahre und 14 Staffeln mit 185 Folgen war Donald Trump der Mittelpunkt der amerikanischen Fernseh-Reality-Show “The Apprentice”. An seine Stelle als prominenter Moderator tritt nun Arnold Schwarzenegger, Trump bleibt jedoch geschäftsführender Produzent. Ein klarer Interessenskonflikt, wie Kathrin Werner in der “SZ” findet.

6. Facebook zensiert Bild von Neptun-Statue
(haz.de)
Das Wahrzeichen der Stadt Bologna ist der historische Neptunbrunnen im Zentrum. Eine italienische Schriftstellerin hat ein Bild der 3,35 m hohen Statue der nackten Neptunfigur auf Facebook gepostet, das kurz danach wegen „sexuell expliziten“ Inhalts gelöscht wurde. Nach Protesten wurde das Bild nun wieder freigegeben.

2016: Ein letzter Blick zurück

1. Die besten Geschichten des Jahres 2016
(correctiv.org, Markus Grill)
Markus Grill und das Correctiv-Team haben ein lesenswertes Special mit den aus ihrer Sicht besten und wichtigsten investigativen Geschichten des Jahres 2016 zusammengestellt. Die subjektiv ausgewählten Reportagen beschäftigen sich unter anderem mit: PanamaPapers, Trump, Privatgefängnissen, FootballLeaks, Sachsen, Kindergärten und Habermas.

2. Kuscheltiere, Lügenpresse, Analsex
(taz.de, Fabian Franke)
Die “taz” hat eine Top 7 der meistgeklickten Artikel aus 2016 zusammengestellt und mit den Autoren gesprochen. Es geht unter anderem um Sex, die AfD, die Evolution, Angststörungen und die “taz”-Spionageaffäre. Das Ganze ist knackig aufbereitet und macht Lust zum Weiterlesen.

3. Deutscher Reporterpreis 2016: Der Reader
(reporter-forum.de)
1473 Artikel wurden für den “Deutschen Reporterpreis 2016” eingereicht. 82 Vorjuroren haben das Material gesichtet und in elf Kategorien insgesamt 91 Texte und Projekte nominiert… Die Siegerbeiträge gibt es zusammengefasst in einem PDF-Leseband mit 153 Seiten.

4. Unsere Favoriten 2016
(reportagen.fm, Valerie Schönian & Björn Stephan & Matthias Bolsinger & Margarethe Gallersdörfer & Florian Schmidt & Cecilia T. Fernandez & Tin Fischer)
“reportagen.fm” ist eine Kuratoren-Plattform für Reportagen. Junge Journalisten verlinken hier wöchentlich die drei nach ihrer Ansicht besten Reportagen aus deutschsprachigen Zeitungen und Zeitschriften. In einem Sonderbeitrag stellen die Kuratorinnen und Kuratoren ihre persönlichen Jahresfavoriten samt Begründung vor.

5. Vor/für 2017: Lesetipps für den Jahreswechsel
(dirkvongehlen.de)
Auch der Autor und Journalist Dirk von Gehlen, der bei der “SZ” die Abteilung Social Media/Innovation leitet und die “SZ-Langstrecke” entwickelt hat, hat Lesetipps und verlinkt zehn lesenswerte Texte vor und für 2017.

6. Reisende Kuscheltiere und Tinder-Exit-Strategien
(spiegel.de, Eva Horn & Anna-Sophie Schneider)
Bei “Spiegel Online” haben Eva Horn und Anna-Sophie Schneider einige kuriose Geschichten aus dem “Social Web 2016” zusammengetragen. Mit dabei sind eine Abschiedsreise, ein untröstlicher Fußballfan und ein letzter Roadtrip mit 92 Jahren.

BILDblog hält Winterschlaf (11)

Zack — schon wieder ist ein Jahr (fast) vorbei. Wie schon in der Vergangenheit, machen wir hier jetzt für ein paar Tage Pause. Im Januar 2017 sind wir mit neuen Beiträgen wieder für Sie da!

Ein großer Dank geht an alle Leser! Wir wünschen Ihnen frohe Weihnachten, ein paar schöne freie Tage und einen guten Start ins neue Jahr. Ein besonders großer Dank geht an all jene, die uns in diesem Jahr mit Hinweisen versorgt haben. Leider schaffen wir es zeitlich nie, allen nachzugehen. Vielen aber schon. Und deswegen geht ein ganz besonders großer Dank an diese Personen, deren Hinweise zu Blogeinträgen geführt haben:

@19Rhyno04, @Alyama1, @BalderHelix, @coralandmauve, @dienetzpilotin, @diet_mar, @EFCRODGAU1999, @gabrielvetter, @griboe, @Hasi_Goreng, @herrnkoenig, @HoechDominik, @i_am_fabs, @im_fo, @JimmyRuppa, @KaiOliverKraft, @levinuzz, @macerarius, @mir70, @moethe, @Pertsch, @Pilzeintopf, @ralfheimann, @SteffiinneSonne, @StrohhutPirat, @TanteEla74, @TypischerTyp,@vierzueinser, @VM_83, @Wasserbanane, Alex, Alexander B., Alexander K., Alexander M., Arnd Z., Axel B., Bas Tian, basti, Ben F., Ben, Bernd, Bernhard W., Boris R., C. F., Carsten N., Chris H., Christian H., Conny S., Daniel N., Daniel, David S., Dominik H., Dominik N., Eiko M., Eugen F., Fab, Fabian S., Florian G., Florian, flurfunk-dresden.de, Gabriel M., Gero D., Götz M., Hanuš G., Hauke H., Helena, henry, Herma R., Ingolf L., Jan H., Janna H., Jannis C., Jens L., Johanna, Johannes K., Johannes R., Jonas J., Jonas, Jörn J., Julian H., Julius A., Kai, Katja, Lars B., Lennart, Lukas H., Lutz K., Marcus D., Markus E., Markus M., Martin S., Martin, Matthias K., Matthias M., Michael H., Michael W., Michel M., Micky B., Moritz D., Moritz K., nikita, Nold, Ole, Pascal S., Patrick B., Peter U., Philip W., Philipp S., pwco, Ralf H., Roland B., Rosemarie H., Samuel G., Sander, Sascha K., Sebastian M., Sebastian S., Sebastian, Sinisa M., Sisi T., Stefan K., Stefan N.,Stefan W., Susanne G., Thomas N., Thomas R., Thomas S., Thorsten H., Tobias N., Torben W., Totte, Uwe K., Volker S., Yannik S.

Sollte es in der Zwischenzeit irgendwo medial richtig knallen, unterbrechen wir natürlich unseren Winterschlaf. Außerdem präsentieren wir Ihnen nach Weihnachten jeden Tag ein Best-of aus zwölfeinhalb Jahren BILDblog.

Und damit Ihnen der Lesestoff auf keinen Fall ausgeht, haben wir eine Übersicht mit all unseren Beiträgen aus diesem Jahr zusammengestellt. Klicken Sie sich doch mal durch:

» Terror-Alarm ohne Gewehr
» Nicht alles, was hitler ist, ist verboten (3)
» Heinz Hermann Thiele trinkt keine Entschlackungstees
» Verzettelte Drohungen
» SO kannst Du vortäuschen, dass Du ein journalistisches Portal bist
» Wer hat’s gemunkelt?
» Gute Vorsätze
» Die Opfer der „Bild“-Zeitung
» “Ich dachte, es gibt ethische Grenzen
» Sag mal Klettergerüst
» Wie der „Focus“ jahrelang über kriminelle Ausländer geschwiegen hat
» Die „Welt“ verheimlicht, dass nichts verheimlicht wurde
» Linke Nummer mit Mutti
» Das muss man sich mal vorstellen
» Presserat billigt nacherzählten Terror-Fehlalarm
» “BILD wird jede Chance nutzen, um mir zu schaden”
» “Bild”-Online-Chef: “BILDblog marschiert für Pegida”
» Das Schweigerkartell
» Bei Schwarzarbeit macht den Griechen keiner was vor
» “Ebenso böswillig wie falsch”
» Sie helfen
» So viel Klartext muss sein
» Medien ermitteln: Es war menschliches Versagen!
» Katastrophenjournalismus heute — eine Anleitung
» Aber der Sportteil!
» Journalismus-Irrsinn: Berichten mit Augenmaß!
» Wie gemein! Wer setzt solche Gerüchte in die Welt?
» Foto: Privat
» Völker, klaut die Signale
» Opferfotos bei Facebook klauen — was hält Mark Zuckerberg davon?
» Geier Sturzflug (2)
» “Blick” macht 15-Jährigen zum Dopingsünder
» Peter Lustig war kein Kinderhasser
» Persönlichkeitsrechte? Ehrensache!
» Sein Wort in ihren Ohren
» Der Minister, die Schauspielerin und die Medien
» Bei „Yahoo“ kann man noch ungestört „Todesstrafe für Ausländer“ fordern
» Sehen alle gleich aus (12)
» Gestreckter Stoff mit Hitler
» „Bild“ macht friedliche Moslems zu radikalen Islamisten
» Wenn die „Bild“-Zeitung erscheint, stirbt ein Promi
» 1+1+1+1+1=2
» Bild dir dein Frauenbild
» Der ehrenhafte Julian Reichelt und die grausamen Fotos aus Syrien
» „Der allergrößte Teil der Medien hat sich sehr gut verhalten“
» Wie gut ist „Bild“ wirklich?
» Clickbait aus Leidenschaft
» Die Anschläge von Brüssel im Breaking-News-Modus
» Schnell, schneller, „Focus Online“
» Heute anonym XXVI
» So sieht Journalismus heute aus
» Presserat hält „Galgenmann“-Fotos für unzulässig
» Medien tappen in gigantische Superrattenfalle
» Die grausame Wahrheit über die „Huffington Post“
» „Eigentlich ist es noch viel krasser“
» Nazi-Skandal Reloaded
» Jeder zehnte Journalist berichtet falsch über kriminelle Flüchtlinge
» Bild.de befördert Edward Snowden zum Russen-Spion
» Der Tod eines Toreros in Zeitlupe
» „Focus Online“ fällt auf einen 85 Jahre alten Witz rein
» „Focus Online“ klaut einen erfundenen Asteroiden
» „Extrem drastisches Video“, munter retweetet
» Wie „Bild“ mit „Sex-Mob-Alarm“ Vorlagen für rechte Hetzer liefert
» Die bigotten Hüter des Urheberrechts
» Falsches Spiel des Jahres
» Genies unter sich
» Das besondere „Bild“-Mitgefühl
» „6 vor 9“-Sonderausgabe: Amoklauf in München
» Das Attentat von München und die Medien
» „The European“ wärmt den „Sex-Mob-Alarm“ auf
» Foto-Tumult im Freibad
» Bild.de macht den Deutschen Angst
» Mit gefälschten Tweets zum Schweinsteiger-Wechsel
» Hinterher ist Bild.de immer schlauer
» Dirk Hoerens halbe Hartz-Wahrheit über Ausländer
» Kokain im alten Zopf
» Dirk Hoerens nächste halbe Hartz-Wahrheit über Ausländer
» Verfahrene Verbotsfantasien
» Was, wenn Bild.de den Flüchtlingsdeal platzen lässt?
» Wolf, Du hast die Gans gestohlen
» „500 Euro Bild-Zeitung-Leserreporter? Hör auf jetzt!“
» Überschriften sind kein Kinderspiel
» Heinz Buschkowsky und das falsche „Pokémon“-No-Go im Islam
» Burgerjournalismus beim „Express“
» „Bild“ sucht den verschwundenen Chinesen. Wir suchen mit.
» Und wer denkt mal an uns?
» Bild.de und die offizielle Nominierung für den Friedensnobelpreis
» „Bild“ urlaubt mit Rainer Wendt in sicheren Herkunftsländern
» „Bild“ schon wieder am Grab von Andreas L.
» Das Phantom der Burka
» 25 lesenswerte Medienreflexionen zu #Rio2016
» Es war nicht ihr Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu Strandburkini
» Den Papageien zum Kolumnisten machen
» Durchfall! Kollaps! Schenkelklopfer!
» Der „Express“ erklärt Köln zum Kriegsgebiet
» Herbert Grönemeyer hat keine 28-Jährige geheiratet
» „Blitz-Heilungen“ kann nicht mal „Bild“ voraussehen
» Das ist doch wohl ein schlechter Witz
» Hallöchen Voyeurchen
» Völlig versemmelt
» Und arbeitslos ist er auch noch
» Mit Bindestrich und ohne Würde
» Falsches über die Fälscher
» Bei Anruf Witwenschütteln
» Lach- und Unsachgeschichten
» Auch mal die andere Seite zeigen
» Telling Lies
» Die nackte Halbwahrheit
» Des Kaisers neuer Name
» Ob rot, ob braun, Bild.de schreibt nur über blonde Frau’n
» Diagnose: eine ernst zu nehmenden Computerspielwerbesucht
» Die Rügen-Könige aus dem Axel-Springer-Hochhaus
» „So wird aus positiv plötzlich negativ“
» „Pixel-Irrsinn“-Irrsinn bei Bild.de
» Einen wichtigen Punkt vergessen
» Das falsche Senegalesen-Zitat von Andreas Scheuer und die Medien
» Zum „Sex-Killer“ erklärt
» „Bild“ zeigt private Fotos von getöteten Menschen
» „Wir helfen“ – beim rechten Verwirrspiel
» Besondere Aufmerksamkeit
» „Die Moral der Moralapostel“
» Das Oktoberfest in den Medien
» Linke Nummer mit der/die ComputerIn
» Recherchieren? „An einem Sonntag ein bissl schwierig“
» „Bild“ wühlt in Gerwald Claus-Brunners In­tim­sphä­re
» „Focus Online“ fällt auf Simpsons-Wiesn-Witz mit Schwarzenegger rein
» Krankgeschrieben
» Was für eine Katastrophe
» Aus dem Gerichtssaal auf die Titelseite
» Heute beginnt das Kandidatinnen-Vergessen
» „Das war noch nicht die Pointe“
» „Völlig absurd!“
» Gabor Steingart und „Bild“ pöbeln im Geistersupermarkt gegen die EU
» Uwe Böhnhardts DNA war nicht an Peggys Skelett
» „Österreich“ sprach mit Bob Dylan, als es die Zeitung noch gar nicht gab
» Tatsachsenbehauptung
» Die Horror-Clown-PR-Kampagne von Bild.de
» „Spiegel Online“ widerlegt Propaganda-Vorwurf mit Propaganda
» Mit „Bild mobil“ jetzt nicht das Mindeste bekommen
» So eine Erde kann man schon mal übersehen
» Bild.de schiebt Wladimir Putin ein britisches Kriegsschiff unter
» Bild.de wärmt einen Grusel-Clown in altem Frittenfett auf
» „6 vor 9“-Sonderausgabe: US-Wahl
» We are BILDblog. And we don’t approve this message.
» Prinz Harry wehrt sich gegen den britischen Boulevard
» D’oh!
» Wie haben die Fake-Promis reagiert?
» Atomkoffer! Trump! Apokalypse!
» Donald Trump will weiter einen Einreisestopp für Muslime
» Antworten auf kritische Fragen? Nicht mit Nikolaus Blome
» Spannerfotos von Kindern? Das wird man ja wohl noch andeuten dürfen
» Lob im Tarnanzug
» Hohe Fehlerquote
» „Die Sensation liegt in der Luft“
» „Bild“ spricht Reisewarnung für Bochum aus
» Schlecht, schlechter, Geschlechtertrennung
» ARD-Fusions-Irrsinn bei „Bild“
» Opfer bringen
» Ein Einschub voller Verachtung
» Alfred Draxlers 84 Cent zu den „Zwangsgebühren“
» ÜBER
» „Bild“ beschneidet Foto und Urheberrecht
» Herbert Grönemeyer wurde immer noch nicht auf „La Fabrique“ getraut
» Im Westen leider viel Neues
» „Bild“ bietet Rainer Wendt Plattform für Generalverdacht
» Die Fotobeschaffer von Hameln
» „Bild“ der Frau
» Warum neu recherchieren, wenn’s anderswo schon falsch steht?
» Stilecht ohne Recherche
» Nichts ist so alt wie die falsche Burkini-Meldung von vor vier Monaten
» Thilo Sarrazins falsche Fakten über Flüchtlinge
» Fehlierer des Tages
» „Merry Christmas“ über Aleppo
» Wo ein Kläger, da eine Unterlassungserklärung
» „Bild“ liefert falsches Futter für Islamhasser und rechte Hetzer
» Der Anschlag von Berlin und die Medien
» Absage von Wagner
» „6 vor 9“-Sonderausgabe: Anschlag in Berlin

Alle Ausgaben unserer werktäglichen “6 vor 9”-Linkliste finden Sie hier. Die Arbeitsnachweise unserer Clickbait-Taskforce hier. Die “Perlen des Lokaljournalismus” hier. Benedikt Franks Kolumne “Mut zur Wirrheit” über das “Compact”-Magazin hier. Johannes Krams Kolumne “Politically Correct!” hier. Ralf Heimanns Kolumne “Im Abseits” hier. Und Leo Fischers “Bildbetrachtung” hier.

Viel Spaß damit!

RTL  

Thilo Sarrazins falsche Fakten über Flüchtlinge

Ich schüre keine Ängste, sondern ich bringe Fakten.

Das hat Thilo Sarrazin gesagt, als er vorgestern bei “RTL” auf dem “heißen Stuhl” saß.

Die Show “Der heiße Stuhl” gab es vor vielen Jahren schon mal, zuletzt 1994, jetzt hat “RTL” eine Neuauflage gewagt. Das recht simple Prinzip damals wie heute: Ein Mensch mit steiler These präsentiert seine steile These, andere Menschen mit ebenfalls klarer Meinung dürfen dagegenhalten. Und dieser Mensch mit steiler These war nun eben “der umstrittene Buchautor Thilo Sarrazin”.

Das Thema der Folge (Video, 42:13 Minuten) lautete: “Ein Jahr nach Köln — wie sicher ist Deutschland?” Sarrazin hatte eine wenig überraschende Antwort auf diese Frage: so gar nicht sicher. Angst wolle er damit aber nicht machen, nein, nein, sondern einfach mal Fakten nennen. Auffallend häufig betonte der frühere Berliner Finanzsenator, dass er dasunddas in Statistiken gelesen habe und dass niemand etwas gegen dieunddie Fakten sagen könne. In der Regel handelte es sich dabei um Fakten und Statistiken, die seine These vom sich abschaffenden Deutschland unterstützen.

Ein zentraler Punkt dabei: der Anteil junger muslimischer Männer unter den Flüchtlingen hier in Deutschland. Sarrazin sagte zu Beginn der Sendung:

Ich kann nur sagen, was man sehen kann aus den Fakten und aus dem, was man weiß, und den Statistiken. Und es ist erstmal sowieso ein Problem, unabhängig davon, ob jemand muslimisch ist oder nicht, wenn man jung ist, ist man jung, und wenn man jung ist und Mann, möchte man gerne auch was haben mit Mädchen und mit Frauen. Und wenn also eine Million junge Männer ins Land kommen, ohne Zugang zu Mädchen und Frauen, ist das schon sowieso ein Problem. Und es ist ein besonders großes Problem, wenn sie Muslime sind, denn sie haben ja keinen Zugang zu muslimischen Frauen. Sie können sich also nur an sogenannte “ungläubige Frauen” halten.

Mal den ganzen Quatsch vom “wenn man jung ist, ist man jung” beiseite: eine Million junge Männer seien laut Sarrazin als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen.

Wenig später sagte er in Richtung des Grünen-Politikers Kai Gehring, der ihn kritisiert hatte:

Herr Gehring, sie wollen doch einfach die Fakten nicht wissen. Erstmal, von denen, die kamen: Es sind bis jetzt in diesem Jahr 1,3 Millionen. Von denen sind 70 Prozent junge Männer.

70 Prozent von 1,3 Millionen Flüchtlingen sind 910.000. Nun also: 910.00 junge Männer seien laut Sarrazin 2016 als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen.

Dass der Zeitraum nicht so ganz stimmt, merkte er kurz darauf und korrigierte sich:

Es kamen ab dem Anfang vergangenen Jahres bis jetzt 1,3 Millionen, davon 890.000 im letzten Jahr. Und davon 70 Prozent junge Männer.

Jetzt aber: 910.000 junge Männer seien laut Fakten-Narr Sarrazin seit 2015 als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen.

Ende September dieses Jahres verkündete Bundesinnenminister Thomas de Maizière, dass 2015 rund 890.000 Flüchtlinge nach Deutschland kamen. Er sagte auch, dass vom 1. Januar bis zum 21. September 2016 knapp 210.000 neue Flüchtlinge gezählt wurden. Rechnet man diese Zahl aufs komplette Jahr hoch, dürften 2016 in etwa 290.000 Flüchtlinge hergekommen sein. Insgesamt, für 2015 und 2016 zusammen, also 1,18 Millionen. Die “1,3 Millionen” kann man Thilo Sarrazin schon durchgehen lassen.

Und davon sollen “70 Prozent junge Männer” sein? Ach, Du liebes bisschen!

Aus welcher Statistik Thilo Sarrazin diese Zahl hat? Das hat er auf dem “heißen Stuhl” nicht verraten. Gut möglich aber, dass er sie von Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer und/oder “Spiegel Online”-Kolumnist Jan Fleischhauer übernommen hat. Die beiden haben sie nämlich vor etwas über einem Jahr in die Welt gesetzt. Neuköllns früherer Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky hat sie nachgeplappert. So viel vorweg: Sie stimmt nicht.

Ein Blick auf offizielle Zahlen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zeigt: Der Anteil junger Männer ist deutlich geringer als von Palmer, Fleischhauer, Buschkowsky und Sarrazin behauptet. So verteilten sich die Asylerstanträge 2015 auf Männer und Frauen, aufgeschlüsselt nach Altersgruppen (PDF; schon klar, die Asylantragssteller sind nicht komplett deckungsgleich mit den nach Deutschland gekommenen Flüchtlingen. Da die Zahl der Asylanträge aber inzwischen sehr hoch ist, glauben wir, dass sie auch Aufschluss über die Zusammensetzung der hier lebenden Flüchtlinge geben kann):

Altersgruppe männlich weiblich
bis unter 16 64.475 52.533
16 bis unter 18 16.253 4.218
18 bis unter 25 88.121 21.551
25 bis unter 30 50.828 16.430
30 bis unter 35 32.923 13.775
35 bis unter 40 21.216 10.023
40 bis unter 45 13.704 6.490
45 bis unter 50 8.557 4.291
50 bis unter 55 4.711 2.778
55 bis unter 60 2.386 1.859
60 bis unter 65 1.294 1.088
65 und älter 1.116 1.279
Gesamt 305.584 136.315

Der Anteil der “jungen Männer” (18 bis einschließlich 34 Jahre) liegt für 2015 nicht bei 70, sondern bei 39 Prozent. Und selbst wenn man die Gruppe großzügiger fasst (16 bis einschließlich 39 Jahre), landet man nur bei einem Anteil von 47 Prozent.

Die BAMF-Zahlen für 2016 (Januar bis einschließlich November) haben wir uns ebenfalls besorgt (PDF):

Altersgruppe männlich weiblich
bis unter 16 116.981 95.435
16 bis unter 18 32.873 8.076
18 bis unter 25 125.669 39.681
25 bis unter 30 70.148 28.832
30 bis unter 35 44.568 23.075
35 bis unter 40 28.482 15.961
40 bis unter 45 17.345 10.159
45 bis unter 50 11.370 7.211
50 bis unter 55 6.532 4.875
55 bis unter 60 3.782 3.138
60 bis unter 65 2.275 2.039
65 und älter 1.834 2.151
Gesamt 461.859 240.633

Hier liegt der Anteil der “jungen Männer” (18 bis einschließlich 34 Jahre) bei 34 Prozent. Erweitert man die Gruppe (16 bis einschließlich 39 Jahre), kommt man auf 43 Prozent.

Für 2015 und 2016 (bis einschließlich November) zusammen ergibt das einen Anteil von 36 Prozent (18 bis einschließlich 34 Jahre) beziehungsweise 45 Prozent (16 bis einschließlich 39 Jahre).

Es ist richtig, dass Männer den deutlich größeren Teil der 1,144 Millionen Menschen bilden, die seit 2015 hier einen Erstantrag auf Asyl gestellt haben. Sie machen etwa 67 Prozent aus — oder in absoluten Zahlen: rund 767.000. Dazu zählen allerdings auch knapp 181.000 Jungs, die jünger als 16 Jahre sind. 412.000 sind 18 bis einschließlich 34 Jahre alt. Zur Erinnerung: Sarrazin sprach von 910.000 “jungen Männern”.

Nun geht es Thilo Sarrazin dabei ja nicht um “junge Männer” im Allgemeinen, sondern ganz speziell um junge muslimische Männer, weil er diese wohl für besonders gefährlich hält. Im Jahr 2015 waren 73,1 Prozent aller Personen, die einen Erstantrag auf Asyl gestellt haben, Angehörige des Islam (PDF, Seite 25). Nimmt man an, dass sich dieser Wert in 2016 nicht sonderlich geändert hat, sind 301.000 junge muslimische Männer seit Anfang 2015 nach Deutschland gekommen.

Im Verlauf der “RTL”-Sendung sagte Sarrazin zu seinen Kontrahenten: “Sie wollen die Basisfakten leugnen, damit Sie weiter in Ihrer Scheinwelt leben können.” Er selbst leugnet Basisfakten nicht, sondern bringt falsche ins Spiel, um weiter in seiner eigenen Scheinwelt leben zu können. In Kombination mit seiner zweiten zentralen Behauptung, dass junge muslimische Männer gewalttätiger sind als andere, baut er seine Drohkulisse auf: Es sind unglaublich viele von denen hergekommen, und die sind auch noch alle irre kriminell. Sarrazin betreibt pure Agitation und nutzt dafür falsche Zahlen.

Polizeigewerkschaftler Arnold Plickert, der sich gegen Sarrazins Thesen positionierte, sagte ganz am Ende von “Der heiße Stuhl”:

Das stört mich immer an Statistiken: Die kann man jetzt hier in den Raum werfen, und dann können die Menschen das hier glauben oder nicht glauben.

Sarrazin antwortete darauf:

Ja, mir sollen sie besser glauben.

Nein, Thilo Sarrazin, das sollte die Menschen auf gar keinen Fall!

Mit großem Dank an Martin S. für den Hinweis!

Warum neu recherchieren, wenn’s anderswo schon falsch steht?

Wir haben zwar vor einigen Jahren schon hier, hier und hier darüber gebloggt. Aber jetzt auch noch mal an dieser Stelle: Nein, der frühere FDP-Politiker Guido Westerwelle und der ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit sind nie in ihrer Schulzeit sitzen geblieben.

Immer dann, wenn in irgendeinem Bundesland irgendeine Landesregierung an den Regularien zum Sitzenbleiben etwas ändern will, greifen deutschlandweit die Redaktionen in ihre Archive und kramen als kleinen Zusatz eine Übersicht mit “prominenten Sitzenbleibern” raus: Edmund Stoiber ist dann meist dabei, Harald Schmidt, Otto, Mehmet Scholl. Und so gut wie immer auch Guido Westerwelle und Klaus Wowereit. Dabei haben beide ihre Schullaufbahn regulär nach 13 Jahren beendet.

Am Montag hat “Spiegel Online” übers Sitzenbleiben geschrieben, ganz allgemein und nicht durch irgendeine Schulreform auf Landesebene ausgelöst:

Die Redaktion hat — Überraschung! — eine Fotostrecke mit “prominenten Sitzenbleibern” in den Artikel eingeblockt:

Diese Galerie stammt von 2014. Mit dabei — noch mal Überraschung : Guido Westerwelle und Klaus Wowereit.

Zu Wowereit schreibt “Spiegel Online”:

Auch Berlins ehemaliger Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) blieb während seiner Schullaufbahn einmal sitzen. Sein Bundesland war 2010 eines der Ersten, in denen das Wiederholen einer Klasse abgeschafft wurde. In den Berliner Sekundarschulen (ehemals Haupt- und Realschulen) gibt es seitdem keine “Ehrenrunden” mehr — es sei denn, die Eltern bestehen darauf.

Bei Westerwelle ist hingegen nicht ganz klar, warum er überhaupt in die Klickstrecke gerutscht ist. Vom Sitzenbleiben ist gar nicht die Rede:

Ex-Außenminister Guido Westerwelle (FDP) musste nach einem Jahr vom Gymnasium im rheinischen Königswinter auf die örtliche Realschule wechseln. Westerwelles schulische Leistungen waren nach der Trennung seiner Eltern eingebrochen. Er machte später seine mittlere Reife an der Bonner Freiherr-vom-Stein-Realschule und das Abitur am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium. Westerwelle erinnert sich: “Mathe und Chemie waren meine Angstfächer.”

Mit Dank an Jörn J. für den Hinweis!

Nachtrag, 22:41 Uhr: “Spiegel Online” hat die Fotostrecke inzwischen angepasst und sowohl Klaus Wowereit als auch Guido Westerwelle aus der Zusammenstellung “prominenter Sitzenbleiber” entfernt.

Pistenbully-PR-Gag, Olympia im Privaten, Regenbogen-Klon

1. Pistenbully auf Abwegen war PR-Aktion
(ndr.de, Jörg Jacobsen)
Ein LKW-Fahrer mit einem Bully für Schneepisten auf der Ladefläche fährt nach Seefeld (Schleswig-Holstein) statt nach Seefeld (Tirol). Haha, hihi, große Freude auf den Panorama-Seiten von Zeitungen und Online-Portalen. Jetzt zeigt sich: War alles nur eine PR-Aktion, und viele Medien sind drauf reingefallen. Manchen Redaktionen kann man durchaus Vorwürfe machen, weil sie die Story zu leichtgläubig aufgeschrieben haben; anderen aber nicht: Sie haben recherchiert, bei den zuständigen Personen nachgefragt — und die blieben frech bei ihrer Mogelgeschichte. Auch die “dpa” ist auf den PR-Gag reingefallen und nun selbstkritisch der Angelegenheit nachgegangen.

2. Die dunkle Seite der Macht
(spiegel.de, Jan Fleischhauer)
Die Geschichte zu dieser Geschichte geht zusammengefasst so: Nach der Wahl von Donald Trump lässt der Mediendienst “Meedia” unter anderem “Weltwoche”-Boss und Rechtsaußen-Politiker Roger Köppel die Leistung deutscher Medien bewerten. Überschrift: “‘Am schlimmsten ist der Spiegel’: Weltwoche-Chef Köppel rechnet mit deutscher Trump-Berichterstattung ab”. Gestern antwortete “Spiegel Online”-Kolumnist Jan Fleischhauer und schoss gegen Medienkritik im Allgemeinen und “Meedia” im Speziellen: “Köppel zu Blättern wie dem SPIEGEL oder der ‘Süddeutschen’ zu befragen, ist in etwa so, als ob man eine katholische Nonne bitten würde, Herrenmagazine zu rezensieren.” Daraufhin meldete sich “Meedia”-Chef Georg Altrogge: “Leider gibt es zu ‘positiver Berichterstattung’ über den Spiegel aktuell wenig Anlass, und genau das scheint der Grund zu sein, warum die Nerven in der Chefredaktion blank liegen.” Das Popcorn steht bereit.

3. Was ARD und ZDF mit den gesparten Olympia-Ressourcen machen müssen
(sueddeutsche.de, Hans Hoff)
Die Olympischen Sommer- und Winterspiele 2018 bis 2024 wird es nicht live im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen geben. “Für ARD und ZDF sieht das Scheitern der Verhandlungen auf den ersten Blick natürlich aus wie eine Niederlage”, schreibt Hans Hoff, doch: “Richtig ist aber auch, dass ARD und ZDF weiter über Probleme hinter den Kulissen berichten können, berichten müssen. Das ist der Auftrag des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Und vielleicht gelingt die Erfüllung dieses Auftrags noch ein Stückchen besser, wenn man nicht abgelenkt ist, weil man nebenbei noch die Übertragung stemmen muss.”

4. Die Lügner sind immer die anderen
(deutschlandradiokultur.de, Nana Brink & Mark Heywinkel, Audio, 6:26 Minuten)
Mal poltern sie heftig gegen Hillary Clinton, mal geben sie Tipps, welche Waffen man am besten an Weihnachten verschenken kann: Die Website “Breitbart” ist eines der großen Sprachrohre der sogenannten “Alt-Right”-Bewegung in den USA, “Breitbart”-Chef Steve Bannon inzwischen Chefstratege von Donald Trump. “Ze.tt”-Redakteur Mark Heywinkel hat eine Woche lang “Breitbart” gelesen. Bei “Deutschlandradio Kultur” erzählt er, was er dort entdeckt hat.

5. Bürgerjournalismus belebt das Mediensystem
(de.ejo-online.eu, Tobias Eberwein & Colin Porlezza)
Graswurzeljournalismus, Laienberichterstattung, Jekami-Journalismus (“Jeder kann mitmachen”) — das war vor einigen Jahren ein großes Thema, verbunden mit einigen Hoffnungen für die Medienbranche. Tobias Eberwein und Colin Porlezza haben geschaut, wie es heute “in sechs europäischen Ländern” beim digitalen Bürgerjournalismus ausschaut. Ihre Studie zeigt: Zur Medienvielfalt habe er zwar beigetragen, die einst prophezeite Revolution von unten sei allerdings weitgehend ausgeblieben.

6. Wunderheilung durch Wiederholungsdrama
(uebermedien.de, Mats Schönauer)
Die große Titelgeschichte des zweimonatlich erscheinenden Regenbogenblatts “Freizeit Total” im Dezember/Januar: “Familien-Drama”. Im Februar/März: “Familien-Drama”. Im April/Mai: “Schock-Nachricht”. Im Juni/Juli: “Familien-Drama”. Im August/September: “Familien-Drama”. Im Oktober/November: “Familien-Drama”. Erkennen Sie ein Muster?

“Compact” begeht Asylbetrug

Asylthemen haben eigentlich einen Stammplatz auf dem Cover des “Compact”-Magazins. Im Oktober verkündete das Rechtsaußen-Blatt auf seiner Titelseite beispielsweise eine “Invasion aus Afrika”. In der aktuellen November-Ausgabe kommt Asyl im Vergleich zu den Vormonaten hingegen nur am Rande vor. Vorne auf dem Titel geht es um einen angeblichen “Angriff auf deutsche Sparer”, den Kampf der “Presstituierten (sic) gegen Trump” und Andreas Gabalier (“Alpen-Elvis” — “Der Heimat-Rocker”). Erst im Heftinnern findet man die übliche Hetze gegen Flüchtlinge. Ein genauerer Blick auf Martin Müller-Mertens’ Artikel zur “heimlichen Kolonisierung” lohnt sich aber.

Die amtliche Asylstatistik sei falsch, so Müller-Mertens’ These, weil sie den Familiennachzug verschweige. “Unter diesem Schwindeletikett werden in den nächsten Jahren Millionen Muslime zu uns geholt — auch auf Druck der EU”, heißt es im Teaser. Ob damit zwei Millionen Muslime in den nächsten zehn Jahren oder zehn Millionen in zwei Jahren gemeint sind, verrät Müller-Mertens nicht. Stattdessen peitscht er sein Publikum mit Schlagworten der extremen Rechten auf:

Rund zwei Jahre nach Beginn der Siedlerinvasion staut sich die nächste Welle von Fremden gerade auf. Nach Abschluss ihrer Aufnahmeverfahren dürfen sogenannte Flüchtlinge Teile ihrer Familien legal nach Deutschland holen — und zwar auf direktem Weg. Quasi unbemerkt, vorbei an jeder Asylstatistik, führt sie ihr Weg in Angela Merkels gelobtes Land.

Er stütz seine Argumentation auf eine Kleine Anfrage der Grünen an die Bundesregierung (PDF). Den politischen Hintergrund der Anfrage nennt der “Compact”-Autor nicht: Die Grünen fragten nach der Datengrundlage für die Behauptung von Teilen der Bundesregierung, es würden demnächst besonders viele Flüchtlinge über den Familiennachzug nach Deutschland kommen.

Zu Teilaspekten der Anfrage lieferte die Bundesregierung keine Daten, “da für § 29 des Aufenthaltsgesetzes (AufenthG) kein separater Speichersachverhalt zur Verfügung steht” — die einzige Passage des langen, 20-seitigen Antwortschreibens, die “Compact” zitiert. Übersetzt heißt das: Beamte können im Datensatz des Ausländerzentralregisters kein Häkchen für einen Aufenthaltstitel nach diesem speziellen Paragraphen 29 setzen, er wird statistisch also nicht erfasst.

Martin Müller-Mertens fragt: “Kennen die Behörden tatsächlich keine Zahlen — oder sollen diese vor der Öffentlichkeit verschleiert werden?” Eine Antwort auf die Frage spart sich der Autor, suggeriert doch allein die Überschrift des Artikels (“Die heimliche Kolonisierung”), dass Letzteres stimme.

Wer unsere Serie “Mut zur Wirrheit” kennt, kann ahnen, was jetzt kommt. Die Antwort auf die Frage von “Compact” lautet: Natürlich kennen die Behörden entsprechende Zahlen. Sie machen sie auch regelmäßig öffentlich.

Was stimmt: Fälle nach Paragraph 29 des Aufenthaltsgesetztes sind im Ausländerzentralregister tatsächlich nicht eigens aufgeführt. Der Paragraph regelt die allgemeinen Grundsätze des “Familiennachzugs zu Ausländern”. Die Beamten der Ausländerbehörden haben trotzdem einige Felder, bei denen sie Häkchen zum Familiennachzug im Sinne des Aufenthaltsgesetzes setzen können: der Ehegattennachzug nach Paragraph 30, der Kindesnachzug nach Paragraph 32 sowie der Nachzug der Eltern und sonstiger Familienangehöriger nach Paragraph 36 wird im Ausländerzentralregister einzeln erfasst (PDF, ab Seite 33).

“Compact” ist das nicht aufgefallen oder egal, weil es nicht zur Linie des Blattes passt. Dabei nennt Autor Martin Müller-Mertens sogar selbst Zahlen, die es laut ihm ja eigentlich gar nicht geben dürfte:

Stellten deutsche Botschaften im Jahre 2005 insgesamt noch 80.000 Visa für Familienangehörige aus, waren es von Januar bis Oktober 2015 nur 49.000.

Sein Artikel basiert zu großer Wahrscheinlichkeit auf dem “Wikipedia”-Eintrag zur Familienzusammenführung. Dort findet man jedenfalls die von ihm genannten Zahlen, mit Verweis auf zwei Texte der “Zeit” beziehungsweise von “Zeit Online”. Die erste Zahl, die “Wikipedia” als Fakt präsentiert, ist eine vorläufige Schätzung aus dem Jahr 2006 — und somit nicht, wie von “Compact” behauptet, die Zahl der tatsächlich ausgestellten Visa.

Diese findet man im Migrationsbericht von 2014 (PDF, Seite 37): Für 2005 sind dort genau 53.213 Visa zum Zweck des Ehegatten- und Familiennachzugs ausgewiesen. Auch die 49.000 Visa für die ersten neun Monate des Jahres 2015 findet man im Migrationsbericht (Seite 10). Und noch mehr:

Auch das Ausländerzentralregister (AZR) bestätigt einen Anstieg des Familiennachzugs für das erste Halbjahr 2015 um 22% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Es gibt also sehr wohl Zahlen zum Familiennachzug, sogar im Ausländerzentralregister. Mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, das das Zentralregister betreibt, und dem Auswärtigen Amt, das die Visastatistik erstellt, gibt es somit zwei Institutionen, die jeweils eigene Zahlen zum Familiennachzug kennen — zwei mehr, als “Compact” seinen Lesern nennt.

Und was ist nun mit der “Compact”-Prognose, nach der “in den nächsten Jahren Millionen Muslime zu uns geholt” würden? An dieser Stelle bietet sich ein Rückblick an: Addiert man die Zahlen des Migrationsberichts zum Familiennachzug von 2005 bis 2014, kommt man nicht mal auf eine halbe Million Menschen in den vergangenen zehn Jahren. Wohlgemerkt: Menschen insgesamt, also nicht nur die Familien von muslimischen Flüchtlingen, sondern etwa auch die ausländischen Familien deutscher Staatsbürger, Menschen aus vielen Ursprungsländern und aller Religionen.

Wenn, wie “Compact” behauptet, demnächst tatsächlich “Millionen Muslime” so nach Deutschland kommen sollten, müsste sich also die Zahl der Familiennachzügler vervielfachen und nicht nur um 22 Prozent steigen. Martin Müller-Mertens glaubt auch schon zu wissen, wie es zu so einem Anstieg kommen werde:

Dank einer weitgehend unbekannten Neuregelung vom August 2015 können Asylanten “einen Antrag auf Familiennachzug stellen, auch wenn sie nicht ausreichend Wohnraum und einen gesicherten Lebensunterhalt vorweisen können”, freute sich seinerzeit der Flüchtlingsrat Bayern in einem Merkblatt.

Die Regelung ist so “unbekannt”, dass sie nur im gleichen “Wikipedia”-Artikel zu finden ist, aus dem der Autor vermutlich seine Zahlen zieht. Als Quelle dient dort das von ihm genannte Merkblatt des Bayerischen Flüchtlingsrats (PDF). Dass sich dieser darin freue, ist Müller-Mertens Interpretation einer nüchternen Erklärung in Form einer kurzen FAQ.

Anders als von “Compact” behauptet, bestand die Neuregelung auch nicht darin, dass alle “Asylanten” ohne gesicherten Lebensunterhalt den Antrag auf Familiennachzug stellen können. Anerkannte Flüchtlinge konnten das beispielsweise auch schon vorher. Die genannte Neuerung bezog sich nur auf die sogenannten “subsidiär Schutzberechtigten”, die nicht als Flüchtlinge nach der Genfer Konvention anerkannt werden, aber auch nicht abgeschoben werden, weil ihnen in ihren Heimatländern Schaden droht. Sie konnten den Antrag auf Familiennachzug zudem nur für kurze Zeit stellen: Zum 1. August 2015 wurde der Familiennachzug für sie erleichtert, bis er im Januar 2016 für zwei Jahre ausgesetzt wurde.

“Compact”-Autor Müller-Mertens meint wohl diese Verschärfung des Asylrechts Anfang des Jahres, wenn er in seinem Artikel von einer “nur für eine Minderheit relevanten Zwei-Jahres-Sperre” schreibt. “Minderheit” trifft es nun auch nicht mehr ganz, denn im Juli 2016 wurde bei fast jedem dritten Asylantrag nur noch der subsidiäre Schutz bewilligt, berichtet etwa “Spiegel Online”.

Die Redaktion von “Compact” stellt nicht nur falsche Behauptungen auf, sondern berichtet treffsicher das genaue Gegenteil der Faktenlage. Dahinter dürften keine Fehler oder einfach nur schlampige Recherche stecken. Die “Lügenpresse”-Rufer von “Compact” treiben so ihre politische Agenda voran, sie machen Propaganda.

Allein die Synonyme, die das Magazin für geflohene Menschen verwendet, zeigen, wo es politisch zu verorten ist. Es nannte Flüchtlinge in den letzten Ausgaben etwa “Asylforderer”, “Invasoren”, “Siedler”, “Vaterlandsverräter” oder “Rapefugees”. Es finde eine “Islamisierung” statt, eine “Siedlerinvasion”, es herrsche “Kolonialismus”, bei dem Deutschland die Kolonie sei, es gebe eine “schwarze Flut” oder gleich einen “Asyl-Tsunami”. Es fällt auch das alte NPD-Schlagwort der “Völkervermischung”. Wer nicht in diesem Stil gegen Flüchtlinge hetzt, ist laut “Compact” Teil eines “Gutmenschenclubs”, der “Multikulti-Religion”, der “Vielfaltlobby” oder gleich der “Refugee-welcome-Sturmtruppen” und betreibe wahlweise “linksgrünen Tugendterror” oder “Gesinnungsterror”.

Bei der Bebilderung des Magazins gehört die Agitation ebenfalls zum festen Programm. Nur ein besonders dreistes Beispiel aus der April-Ausgabe, das neben einem Artikel zu finden ist, der sexuelle Übergriffe von Asylbewerbern auf junge Mädchen zum “Alltag in Deutschland” erklärt:

Die Illustration ist natürlich keine Anleitung zur Vergewaltigung. Sie stammt aus einer internationalen Kampagne zur sexuellen Aufklärung, die sich an alle richtet, die diese nötig haben, und die sich auch gegen jegliche Form des sexuellen Missbrauchs ausspricht.

“Compact” behauptet von sich selbst, weder rechtsradikal noch ausländerfeindlich zu sein. Die Redaktion sieht sich als Opfer von Verleumdungskampagnen und Zensurbemühungen. Ihre Zeitschrift befindet sich weiterhin deutschlandweit im Vertrieb und verkauft — nach eigenen Angaben — monatlich 41.000 Exemplare.

Antworten auf kritische Fragen? Nicht mit Nikolaus Blome

Kritische Fragen? Ja, doch, die seien schon wichtig, findet Nikolaus Blome, stellvertretender Chefredakteur der “Bild”-Zeitung. Kritische Fragen seien sogar ein “essentieller Bestandteil” einer funktionierenden Demokratie, sagte er Anfang des Monats bei einer Lesung in Dresden (Audio, 1:53 Minuten).

Knapp einen Monat zuvor hat Jakob Buhre von der Interview-Plattform “Planet Interview” Nikolaus Blome einige Fragen zum Buch “Links oder rechts?” gestellt, das “Bild”-Journalist Blome zusammen mit Jakob Augstein veröffentlicht hat. Darunter waren auch einige kritische Fragen zur “Bild”-Berichterstattung. Blome antwortete auf diese Fragen, am Ende des Autorisierungsprozesses wollte er aber mehrmals nicht, dass das, was er Buhre gesagt hat, veröffentlicht wird. Er hat Antworten komplett rausgestrichen. Und zwar nicht nur ein paar — nach Angaben von “Planet Interview” sind letztlich nur 59 Prozent von Blomes Antworten übrig geblieben.

Kritische Fragen seien ein “essentieller Bestandteil” einer funktionierenden Demokratie. Aber das Veröffentlichen von Antworten auf kritische Fragen? Nun ja.

Viele der gestrichenen Blome-Aussagen betreffen konkrete “Bild”-Berichte. Einige davon hatten wir auch hier im BILDblog kritisiert: die “Bild”-Darstellung des vermeintlichen Umgangs der Kieler Polizei mit Straftaten von Flüchtlingen, die Skandalisierung von Flüchtlingskriminalität, die Berichte über die Verdauungsprobleme des Gehers Yohann Diniz bei den Olympischen Spielen in Rio. “Die nachträgliche Streichung mehrerer Antworten begründete Herr Blome damit, dass er nur ein Interview zu seinem Buch geben wollte”, schreibt “Planet Interview”. Die Begründung ist in der Tat bemerkenswert, denn in Blomes und Augsteins Buch geht es auch ganz konkret um Journalismus, um den “Lügenpresse”-Vorwurf, um die publizistische Macht von “Bild”. Dort heißt es zum Beispiel: “BILD kann, als Massen- und Leitmedium, in einer speziellen Situation wahrscheinlich einen Bankrun auslösen. Darüber denken Sie besser drei Mal nach.” Fragen zu “Bild” und “Bild”-Berichten kann man also durchaus auch als Fragen zum Buch sehen.

Als Protest gegen die vielen Streichungen durch Nikolaus Blome hat das Team von “Planet Interview” die eigene Seite heute fast komplett vom Netz genommen*:

Wir schließen für zwei Tage unsere Website, um auf ein Problem hinzuweisen: Das Streichen von kritischen Fragen.

Lediglich das Blome-Interview mitsamt der nun unbeantworteten Fragen sind dort momentan zu lesen.

***

Schade, dass Nikolaus Blome so viele seiner Antworten nicht zur Veröffentlichung freigegeben hat. Zum Glück kann unser Autor Lorenz Meyer nicht nur über lange Distanzen Gedanken lesen, er kennt sich auch mit Realitätsverzerrung, Wahrheitsverdrehung, inhaltsleerem Gefasel und Marketingsprech aus und hat die Antworten mit Hilfe einer komplizierten mathematischen Formel (der sogenannten “Blome-Gleichung”) extrapoliert.

1. Planet Interview: Ein Beispiel: Die BILD schrieb im Januar 2016, dass die Polizei in Kiel “vor Flüchtlingskriminalität kapituliert!”. Grundlage war ein Papier vom Oktober 2015 der Polizeidirektion Kiel, in dem es heißt dass “ein Personenfeststellungsverfahren oder erkennungsdienstliche Behandlung” bei “einfachen/niedrigschwelligen Delikten … regelmäßig ausscheidet”. Der BILD-Bericht wurde von der Polizei umgehend dementiert.

Blomes erster Antwortgedanke: Nichts gegen die Kieler Polizei, aber wenn hier jemand etwas “regelmäßig ausscheidet”, dann immer noch wir von der BILD. Ich würde sogar behaupten, dass wir Deutschlands größtes Ausscheidungsorgan sind!

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Ihre Frage beinhaltet bereits die Antwort: Anscheinend enthielt das uns zugespielte Papier der Kieler Polizei unangenehme Fakten, die nicht nach außen dringen sollten. Als grundgesetzlich verankertes Presseorgan sehen wir es als unsere Pflicht an, der Exekutive auf die Finger zu schauen. Auch, wenn uns dies verschiedentlich negativ ausgelegt wird. So wie im vorliegenden Fall …

2. Die Kieler Polizei gab aufgrund der Berichterstattung eine Pressekonferenz und erklärte, dass Strafanzeigen “in jedem Einzelfall” erstattet wurden, und dass “in keinem Fall eine andere Behandlung zur Maßgabe erklärt wurde wie bei deutschen Tatverdächtigen auch”.

Blomes erster Antwortgedanke: Das klingt alles recht alkoholisiert. Vielleicht hat sich die Kieler Polizei von ihren Kollegen aus dem Süden inspirieren lassen. Die verstehen unter einer “Maßgabe” nämlich etwas anderes, höhöhö.

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Ich finde es bedauerlich, dass die Kieler Polizei augenscheinlich dem politischen Druck nachgegeben hat und sich so geäußert hat, wie sie sich geäußert hat. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.

3. Ein anderes Beispiel: BILD veröffentlichte einen Auszug aus dem Buch “Soko Asyl” des Leiters der Braunschweiger Kripo Ulf Küch. Dieser schreibt darin u.a. “Diejenigen (Flüchtlinge), die wir verfolgen, sind eine winzige Minderheit, deren Anteil im niedrigen einstelligen Prozentbereich liegt” und “es darf nicht sein, dass die große Mehrheit der dankbaren und friedlichen Flüchtlinge mit diesen Personen über einen Kamm geschoren wird und am Ende unter deren Aktivitäten leiden muss.” Der BILD-Artikel trug die Überschrift “Polizist packt über Flüchtlingskriminalität aus: Manche Banden klauen auf Bestellung”. Nochmal die Frage: Kann es sein, dass Sie mit solchen Artikeln zu den Ressentiments gegenüber Flüchtlingen beitragen?

Blomes erster Antwortgedanke: Meine Güte … Nennen Sie mir ein einziges Wort in der Überschrift, das gelogen war … Aber für begriffsstutzige Ethik- und Moral-Mimosen wie Sie können wir ja nochmal ‘nen Hinweis anbringen.

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Der von Ihnen genannte Autor hatte keineswegs nur die von Ihnen zitierten Aussagen getätigt, sondern auch Dinge gesagt, die vollkommen andere Rückschlüsse zulassen. Trotzdem haben wir auf seinen Wunsch hin in einer späteren Ausgabe einen entsprechenden Hinweis veröffentlicht.

4. Und diesen Hinweis bringen Sie als große Headline?

Blomes erster Antwortgedanke: Ja, in Fontsize=1.000 und quer über das Brandenburger Tor gespannt. Das hätten Sie wohl gerne, Sie Gutjournalist!

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Stellen Sie diese Frage in vergleichbaren Fällen auch anderen Medien? Wohl kaum. Das muss als Antwort reichen.

5. Doch die Skandalisierung von Flüchtlingskriminalität fällt in BILD größer aus als in anderen Medien, wo berichtet wird, dass sich die überwiegende Mehrheit der Flüchtlinge rechtskonform verhält.

Blomes erster Antwortgedanke: Ist ein Skandal, dass wir skandalisieren, oder? Merkste selber, McFly, oder?

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Wir haben uns in einer Zeit für Flüchtlinge engagiert, da haben sich weite Teile der deutschen Presselandschaft noch bedeckt gehalten. Ich erinnere nur an die große BILD-Aktion “Wir helfen-#refugeeswelcome”. Das hat uns viel Kritik eingebracht, die nicht immer einfach auszuhalten war, uns aber nicht von unserem Weg abgebracht hat. Wir sind jedoch nicht einäugig. Und wenn es wie beim Silvester-Geschehen in Köln zu Übergriffen kommt, kehren wir das nicht unter den Teppich, sondern berichten darüber. Wir sind da nämlich ganz altmodisch und fühlen uns nur der Wahrheit verpflichtet.

6. “Die meisten Hauseinbrüche werden von Deutschen begangen.” Könnte das eine “Bild”-Schlagzeile sein?

Blomes erster Antwortgedanke: Klar, könnte das ‘ne Überschrift sein! Natürlich werden die meisten Hauseinbrüche von Deutschen begangen. Und zwar, weil Flüchtlinge ihnen den Schlüssel geklaut haben und sie wieder in ihr Haus zurück wollen. Alle anderen Medien verschweigen das. Wir berichten darüber!

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Die Veröffentlichung des Offensichtlichen und von naheliegenden Belanglosigkeiten überbelassen wir unserer Konkurrenz. Wir bei BILD wollen unseren Informationsvorsprung nutzen und unseren Leser über Dinge unterrichten, die er vorher noch nicht wusste. Insofern lautet die Antwort: Nein.

7. Viele Leser haben (z.B. auf Facebook) kritisiert, wie BILD über einen Sportler berichtet hat, der tatsächlich hingefallen ist: Ein Geher brach bei den Olympischen Spielen in Rio über die 50km-Distanz mehrfach zusammen, hatte Verdauungsprobleme, konnte seinen Durchfall nicht zurückhalten und verlor zeitweise die Orientierung. Bild zeigte Fotos davon und kommentierte u.a. mit “Dieser Gang ging in die Hose.” Wie kann es sein, dass BILD sich über so etwas lustig macht?

Blomes erster Antwortgedanke: Wenn ich mich nie mit Dünnpfiff beschäftigen würde, gäb’s dieses Interview nicht, Sie investigatives Abführmittel!

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Unsere Leser haben einen Anspruch auf eine vollumfängliche Sportberichterstattung. Und dazu gehören bei Olympia die großen Medaillenkämpfe, aber auch die kleinen Dramen im olympischen Sportbetrieb. Wir haben über das kleine Malheur in einer lockeren und augenzwinkernden Form berichtet. Wenn Sie das stört, ist das Ihr Problem und nicht unseres.

8. Aber Witze wie “Er war kurz davor, aus Sch**** Gold zu machen. Doch dann läuft’s beim 50-km-Geher Yohann Diniz — so richtig” oder “Dieser Gang ging in die Hose.” Warum muss das in Ihre Zeitung?

Blomes erster Antwortgedanke: Weil Scheiße zu Scheiße passt. Ist das wirklich so schwer zu verstehen?

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Nochmal: Wenn Sie zu verkrampft sind, etwas über ein allzu menschliches Geschehen zu lesen, sagt das mehr über Sie aus als über uns.

9. Auf den anderen Seiten dominieren Sport, Promis, Skandale, Sensationen. Warum geht da nicht mehr Politik?

Blomes erster Antwortgedanke: Geben Sie Bescheid, wenn Sarah Lombardi Bundeskanzlerin wird. Dann machen wir sofort mehr über Politik.

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Ich habe heute morgen “Spiegel Online” aufgerufen. Und was soll ich sagen: Auf der Startseite “dominieren Sport, Promis, Skandale, Sensationen”, um es mit Ihren Worten zu sagen. Ich kann den Kollegen Augstein aber gerne fragen, warum da nicht mehr Politik vorkommt. Der fühlt sich dem Haus ja immer noch sehr verbunden.

10. Interessieren Sie sich persönlich für die Skandale, Unfälle, Voyeurismus etc. auf den anderen Seiten?

Blomes erster Antwortgedanke: Nö, die hab’ ich ja meist schon irgendwo in der Originalfassung gelesen und für die Veröffentlichung bei uns vom Praktikanten per “Google Translator” übersetzen lassen.

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: In der Frage schwingt eine abwertende Unterstellung, die ich ablehne. Ich habe Sie auch nicht gefragt, wann Sie aufgehört haben, ihre Frau zu schlagen.

11. Hellmuth Karasek sagte bei uns im Interview: “Ich würde nie eine politische Entscheidung aufgrund der BILD-Lektüre treffen”.

Blomes erster Antwortgedanke: Gegenfrage: Würden Sie eine Kaufentscheidung aufgrund eines Rabatts auf ein Karasek-Buch treffen?

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: (lacht) Wollte Herr Karasek von BILD wissen, wo er bei der Bundestagswahl sein Kreuzchen setzen soll?

12. Ja, zum Beispiel.

Blomes erster Antwortgedanke: In einem kalten Winter und mit ‘ner Ofenheizung mag das in Ordnung gehen.

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Das traue ich dem Kollegen Karasek auch ohne unsere Mithilfe zu.

13. Aber Sie wollen doch vermutlich die Leute zum Denken anregen, wollen ihnen Informationen mitgeben, so dass sie am Wahltag informiert sind über die politische Lage. Wie würden Sie Karasek, wenn er noch unter uns wäre, vom Gegenteil überzeugen?

Blomes erster Antwortgedanke: Ach, der Karasek … Soll lieber literarisches Quartett im Himmel spielen und dort dem Reich-Ranicki mit seiner Wahlentscheidung auf die Nüsse gehen.

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Ich würde ihm sagen, er soll bei seiner Wahlentscheidung nicht nur seinem Bauchgefühl, sondern seinem Verstand folgen. Und wenn er dafür Unterstützung braucht, findet er die bei BILD.

14. Und es reicht in dieser Verkürzung für eine Wahlentscheidung?

Blomes erster Antwortgedanke: Ja.

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Ja.

15. Nun stehe ich aber vor diesem Gegensatz: Ich sehe zwei Hochintellektuelle, Sie und Herrn Karasek, und der eine sagt über die Arbeit des anderen: “Die BILD ist ein Medium, das ich so ernst nehme, wie ich Stefan Raab ernst nehme.” Können Sie mir helfen, diesen Gegensatz aufzulösen?

Blomes erster Antwortgedanke: Medium nehm’ ich nur mein Steak. Außerdem sehe ich in Ihrer Aufzählung nur einen Hochintellektuellen, Sie lästiger Frageonkel. Und das ist, ich sag’s Ihnen durch die Blome, weder der Kollege Karasek noch Stefan Raab.

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Stefan Raab zeichnet sich durch einen hohen Grad an Professionalität aus, insofern kann mich der Vergleich nicht treffen. Außerdem führt uns der ewige Weg über Gegensätze nicht weiter. Fragen Sie doch mal nach Verbindendem. Da wüsste ich einiges zu berichten. Auch Dinge, die Herrn Karasek betreffen.

16. Sie schreiben es ja selbst, in Ihrem Buch.

Blomes erster Antwortgedanke: Ach, das Buch … Weiß der Geier, was ich da reingekrakelt habe. Weiß ja noch nicht mal, ob ich da überhaupt was reingeschrieben habe. Wenn der Kollege Augstein ‘nen schizophrenen Anfall hat, übernimmt der gerne mal meinen Part und kotzt sich die neoliberale Zweitseele aus dem Leib.

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Dann haben Sie ein anderes Buch gelesen. In meinem steht das nicht.

17. Die Otto Brenner Stiftung schrieb 2012 in einer Studie, BILD praktiziere Journalismus nur “vorübergehend”. Ist Ihnen das nicht zu wenig?

Blomes erster Antwortgedanke: Das Wort “praktiziere” in Zusammenhang mit “Journalismus” lehne ich ab. Das setzt ja voraus, dass wir wüssten, was wir da machen.

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Die Otto Brenner Stiftung sollte sich als Tochter der IG Metall lieber mit Dingen beschäftigen, bei denen sie sich auskennt. Zum Beispiel mit der Verschwendung von Gewerkschaftsgeldern.

18. Die Stiftung hat viele BILD-Artikel analysiert, Interviews mit Experten geführt, verweist auf Quellen, Literatur …

Blomes erster Antwortgedanke: Ich sage es mal mit den Worten, die oft dem früheren britischen Premierminister Sir Winston Churchill zugeschrieben werden: “Ich glaube nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe.” Fälschlicherweise zugeschrieben, aber das werden Sie als kritischer Journalist ja bestimmt schon selbst in Erfahrung gebracht haben.

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Die Axel-Springer-Stiftung kommt in ihrer Studie zum postfaktischen Zeitalter zu ganz anderen Ergebnissen, Sie Argumentationswunder! Und als Springer-Journalist akzeptiere ich nur eine Quelle: Die Einnahmequelle!

*Nachtrag, 16. November: Inzwischen ist der Zwei-Tage-Protest vorbei und die Seite wieder komplett online.

“Breitbart”, Leonard Cohen, Neuköllner Neonazis

1. “Breitbart News” will expandieren
(zeit.de)
Mit seinen Angriffen auf Hillary Clinton gehörte das rechtspopulistische Medium “Breitbart News” im US-Wahlkampf zu den Garanten für Donald Trumps Erfolg. Jetzt könnte es auch nach Deutschland und Frankreich kommen: “Breitbart, das bereits eine Website in Großbritannien betreibt, führt nach Angaben seines Chefredakteurs bereits Gespräche mit deutschen und französischen Journalisten. Ziel sei es, gewählte rechtspopulistische Politiker in Frankreich und Deutschland zu unterstützen.” Als Reaktion auf die Expansionsdrohung von “Breitbart” entwickelt Johannes Kuhn auf seiner Seite kopfzeiler.org eine Empfehlung für die Berichterstattung über den im kommenden Jahr anstehenden Wahlkampf in Deutschland: “Die Lösung für publizistische Portale kann nur lauten, möglichst viele Mitarbeiter weg vom Bildschirm und raus in die deutsche Realität zu schicken, aufzuschreiben, was ist. Normalen Menschen das Wort zu geben, sie erzählen zu lassen, wie es ihnen geht, was sie denken, hoffen, fühlen.”

2. Trump-Wähler scheren sich nicht um die Wahrheit? Du doch auch nicht!
(t3n.de, Lisa Hegemann)
Ob nun die irrtümliche Bebilderung der “Simpsons”-Vorhersage, ein vermeintlicher Titelblatt-Fauxpas der “Märkischen Allgemeinen” oder ein Donald-Trump-Zitat von 1998, das aber gar nicht von Donald Trump stammt — obwohl das alles faktisch falsch ist, verbreitet es sich in den Sozialen Netzwerken wie blöd. Ziemlich problematisch, findet Lisa Hegemann: “Wenn wir Links von Texten teilen, die wir nicht gelesen haben, wenn wir Bilder teilen, deren Ursprung wir nicht geprüft haben, dann prägen wir die postfaktische Ära mit — dann gehen wir nach Gefühl und nicht nach Tatsachen.”

3. Neonazis posten Karte mit Adressen
(juedische-allgemeine.de)
Eine rechtsextreme Gruppierung aus Berlin-Neukölln hat vor zwei Tagen — also zum Jahrestag der Pogromnacht — auf einer Facebook-Seite “eine Grafik mit jüdischen Einrichtungen in Berlin veröffentlicht”: “In Frakturschrift steht auf der Grafik der Satz: ‘Juden unter uns!’. Darauf sind rund 70 Einrichtungen samt Adressen aufgelistet, darunter Kitas, Schulen, Synagogen, Geschäfte, Friedhöfe und Restaurants. Daneben steht die Anmerkung: ‘Heut ist so ein schöner Tag’.” Inzwischen sei die Seite von Facebook gelöscht worden, berichtet “Spiegel Online”.

4. Marxismus im Dauerminus
(taz.de, Judith Freese)
Der “jungen Welt”, in der DDR “das Medium der Freien Deutschen Jugend, kurz FDJ, und mit millionenstarker Auflage zeitweise die meist gelesene Tageszeitung im Osten”, geht es finanziell ziemlich mies: Judith Freese schreibt von einem “nicht gedeckten Fehlbetrag von 953.000 Euro”. Die aktuell 17.000 Abonnenten seien 2000 zu wenig, “um weiterhin die Zeitung produzieren zu können.” Noch solle aber nicht Schluß sein.

5. Leonard Cohen Makes It Darker
(newyorker.com, David Remnick, englisch)
Vor gut einem Monat erschien dieses 60.000-Zeichen-Stück über Leonard Cohen, geschrieben vom “New Yorker”-Chefredakteur David Remnick. Wenn man einen Text zum Tod von Leonard Cohen lesen will, dann diesen.

6. Heisse News vom Vortag
(operation-harakiri.de, Ralf Heimann)
Ralf Heimann wundert sich über die Titelseite der “Augsburger Allgemeinen”, die noch am Donnerstag damit aufmachte, dass Donald Trump “neuer US-Präsident” ist: “Früher war das immer so. Wenn am späten Freitagabend etwas passiert ist, das am Samstagmorgen keinen Platz mehr in der Zeitung fand, na, dann kam es eben am Montag auf die Titelseite.”

7. Liebe Leserinnen und Leser. Wir müssen reden.
(netzpolitik.org)
Heute ausnahmsweise mal ein siebter Link, denn die Kollegen von netzpolitik.org brauchen Hilfe: Die Zugriffszahlen seien zwar 1A, und zu wenig Themen gebe es auch nicht, aber das Geld werde bald knapp. “Sollten sich die Spenden nicht monatlich um 5.000 bis 10.000 Euro erhöhen, werden wir recht bald gezwungen sein, wieder Stellen abzubauen”, schreibt das Team, das nach der “Landesverrat-Affäre” aufgestockt wurde, und bittet um finanzielle Unterstützung.

Medienversagen, Mafia, Wakaliwood

1. Die US-Wahl, die Medien und ihre Vorhersagen (Links im Text)
(diverse)
In der Wahl von Donald Trump zum künftigen Präsidenten der USA sehen viele auch ein Versagen der Journalisten und ihrer Vorhersagen. Sascha Lobo schreibt in seiner Kolumne bei “Spiegel Online” vom Scheitern der Medien und Meinungsforscher “an den Mechanismen moderner Meinungsbildung” (“Wir müssen aus unseren Fehlern lernen. Sonst ist Trump unser kleinstes Problem”). Bei persoenlich.com sagt Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen, Trump sei der “grosse Profiteur einer veränderten Medienwelt” (“‘Trump hat von einer veränderten Medienwelt profitiert'”). Christian Jakubetz schreibt in seinem Blog von einer “bitteren Lektion” für “Journalisten, Medien und Social-Media-Enthusiasten” (“Eine Ohrfeige namens Trump”). Die Wahl von Donald Trump zeige, “wie sehr sich die Bürger von den klassischen Medien abgewandt haben — und andersherum”, so Julian Dörr bei sueddeutsche.de (“Trump und “Breitbart” triumphieren über das Establishment”). Joshua Benton analysiert bei “NiemanLab”, dass sowohl Journalisten als auch Facebook dazu beitrügen, dass sich die Gesellschaft in “two self-contained, never-overlapping sets of information” bewege (“The forces that drove this election’s media failure are likely to get worse”). Rasmus Kleis Nielsen denkt auf seiner Website darüber nach, was die Wahl für die Sozialwissenschaften bedeuten könnte (“‘A desk is a dangerous place from which to view the world.’ Social science and the 2016 elections”). Danah Boyd sagt klipp und klar “I blame the media” und kritisiert fehlende Selbstreflexion der Medien sowie ein mangelndes Verständnis der eigenen Schwächen (“Reality check: I blame the media.”). Jim Rutenberg und James Poniewozik fragen in der “New York Times”, ob sich die Medien von dieser Wahl wieder erholen können (“Can the Media Recover From This Election?”). Und Margaret Sullivan wirft den Journalisten in der “Washington Post” vor, dass sie nicht richtig hingehört und hingeschaut hätten (“The media didn’t want to believe Trump could win. So they looked the other way.”).

2. War das Volksverhetzung?
(faz.net, Michael Hanfeld)
Der Auftritt einer vollverschleierten Konvertitin in der Talkrunde von Anne Will am vergangenen Sonntag hat jetzt auch rechtliche Folgen — eine Rechtsanwältin aus Neuruppin soll Strafanzeige gestellt haben, “‘wegen aller in Frage kommenden Straftaten'”, schreibt Michael Handfeld. In einer Stellungnahme verteidigt “Anne Will”-Redaktionsleiter Andreas Schneider die Einladung der Frau: “Um das ganze Spektrum der Problematik abzubilden, die im Tatort [lief im Vorfeld der Sendung] angespielt wurde, war es Absicht der Redaktion, auch eine radikalisierte Person in die Gesprächsrunde zu laden.”

3. “Dort verkehren auch Politiker”
(taz.de, Ambros Waibel)
Gestern Abend lief beim “MDR” Ludwig Kendzias Reportage “Revier der Paten — Mafia in Mitteldeutschland” (Video, 29:45 Minuten). Im Interview mit der “taz” erklärt er, warum es schon rein rechtlich schwierig ist, über die Mafia zu berichten: “In Italien ist die nachgewiesene Zugehörigkeit zur Mafia strafbar. Das ist bei uns nicht so und macht es für Journalisten enorm schwierig, identifizierend zu berichten. Wir müssen uns aufs Allgemeine zurückziehen.”

4. O-Töne herstellen? Geht jetzt!
(radio-machen.de, Sandra Müller)
“Adobe”, die Firma, die auch Photoshop entwickelt hat, hat vor einigen Tagen Voco vorgestellt (Video, 7:20 Minuten). Damit kann man — kurz gesagt — am Computer durch die Eingabe oder das Löschen von Wörtern Sprachaufnahmen so verändern, dass ganz neue Aussagen entstehen. Sandra Müller warnt vor dieser “perfekten Audio-Manipulationsmaschine”.

5. Journalisten nicht ins Asylverfahren treiben
(reporter-ohne-grenzen.de)
Nachdem Michael Roth, Staatssekretär im Auswärtigen Amt, in einem Interview mit der “Welt” verfolgten türkischen Journalisten Asyl in Deutschland in Aussicht gestellt hatte, kritisieren die “Reporter ohne Grenzen”, dass Roths Angebot an den Bedürfnissen der Betroffenen vorbeigehe: “Die weitaus meisten der türkischen Medienschaffenden, die sich mit der Bitte um Zuflucht in Deutschland an Reporter ohne Grenzen wenden, wollen weder politisches Asyl noch dauerhaft im Ausland bleiben. Ihnen geht es vielmehr um vorübergehende Zuflucht, bis sich die politische Situation in der Türkei beruhigt hat — und vor allem darum, ihre journalistische Arbeit fortzusetzen. Würden sie politisches Asyl beantragen, könnten sie jedoch während eines Verfahrens von ungewisser Dauer nur sehr schwer eine Arbeit aufnehmen und wären in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt.”

6. Wakaliwood: Actionfilme aus Ugandas Slum
(ndr.de, Bastian Berbner, Video, 12:04 Minuten)
Isaac Nabwana braucht gerade mal ein Budget von 160 Dollar, um einen ganzen Spielfilm zu drehen. Nabwana ist Kameramann, Regisseur und die zentrale Person von Wakaliwood, Ugandas Film-Hotspot in Wakaliga. Bastian Berbner war im Slum in der Nähe der Hauptstadt Kampala dabei, als mit Hilfe von Kunstblut in Kondomen und Maschinengewehren aus Abwasserrohren ein neuer Actionfilm im typischen Wakaliwood-Stil entstanden ist.

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