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Der große Montagsmädchen-Schwindel

Hinweis: Der folgende Eintrag kann Spuren von Irrelevanz enthalten.

In der ehemals umstrittenen RTL2-Show “Big Brother”, in der man jungen Menschen eine Zeitlang beim Wohnen zuschauen kann, ist derzeit unter den Kandidatinnen eine gewisse Doreen, die von RTL2 häufig “Bild”-Girl genannt wird, weil sie “aus 41 Teilnehmerinnen zum Bild-Montagsmädchen 2006 gewählt wurde” (Quelle: big-brother.de).

Und tatsächlich: Seit dem 16. Januar 2006 sucht die “Bild”-Zeitung ja “ganz normale Frauen, die zeigen wollen: Ich bin auch sehr sexy”, um sie montags und zumeist barbusig auf der “Bild”-Titelseite aufzubilden. Am 11. September 2006 traf es Doreen. Am 29. Dezember dann forderte “Bild” ihre Leser dazu auf, unter den “nackten Mädels auf der Titelseite” (Kai Diekmann) das “schönste Montagsmädchen von BILD” zu wählen. Und bereits am 3. Januar dieses Jahres stand das Ergebnis fest: Mit rasanten “8,12%” (und einem Abstand von 0,5% vor der Zweitplatzierten) gewann… Doreen, das “BILD-Montagsmädchen”.

Wie “Bild” einen Mann für das Montagsmädchen suchte

“So sexy, so allein — BILD sucht für das Montagsmädchen einen Mann. (…) Wenn SIE Doreen kennenlernen möchten, schreiben SIE an [email protected]. Wir leiten die Mails an Doreen weiter.”
(“Bild” vom 5.1.2007)

“Alle wollen das Montags-Mädchen von BILD — Single Doreen (23) macht die Männer verrückt”
(“Bild” vom 6.1.2007)

“BILD-MONTAGSMÄDCHEN DOREEN — Das 1. Rendezvous”
(“Bild” vom 8.1.2007)

“BILD-Montagsmädchen Doreen trifft Heiko — Mit dem Bestatter will ich nicht in die Kiste”
(“Bild” vom 11.1.2007)

“Das BILD-Montags-Mädchen ist immer noch Single — Welcher Mann macht sie am meisten an? (…) 600 Männer haben sich bei montagsmä[email protected] gemeldet: Sie wollen Doreen unbedingt kennenlernen. (…) Doreen hat für BILD noch mal 5 Bewerber rausgefischt.”
(“Bild” vom 24.1.2007)

Doch mit Doreens Sieg war die Sache für “Bild” noch nicht erledigt, im Gegenteil: Denn nun schickte “Bild” das “BILD-Montagsmädchen” zum “Bild”-Freund “Starfriseur” Udo Walz, ließ Doreen “den neuen Busenschmuck” testen, begleitete sie zum Fotoshooting einer Männerzeitschrift und suchte zwischenzeitlich ihren “verlorenen Halbbruder” (“André, wenn du das liest, melde dich bei BILD!”). Vor allem aber suchte “Bild” in großzügig bebilderten Berichten tagelang, aber erfolglos “einen Mann” für Doreen (siehe Kasten).

Und auch, als das “BILD-Montagsmädchen” plötzlich “Big Brother”-Kandidatin war, berichtete “Bild”:

Die Friseurin aus Jena, von BILD-Lesern zum schönsten Seite-1-Girl gewählt, zeigte gleich nach dem Einzug beim Duschen ihren Traumbusen – pflegt ihn, rubbelt ihn kräftig ab. Single Doreen hat Sinan (29, aus Duisburg) sofort den Kopf verdreht. (…) Hat Doreen ihren Traummann ausgerechnet im TV-Knast (zuletzt über 1 Mio. Zuschauer) gefunden? Knallt es bald richtig bei Big Brother? Doreen hatte schon lange keinen Sex (…).

Heute aber berichtet “Bild” nicht.* Dabei gäbe es allem Anschein nach durchaus Neuigkeiten — zumindest für Karsten aus Hessen, Chris aus Sarasota/USA, Stefano aus Boston/USA, Hermann aus Augsburg, Martin aus Rees, Frankie aus Hamburg, Sebastian aus Leipzig und all die anderen, die an der “BILD sucht für das Montagsmädchen einen Mann”-Aktion Anteil genommen hatten (und deren Zuschriften “Bild” zum Teil nicht nur an Doreen weiterreichte, sondern auch in “Bild” veröffentlichte). Und für “Bild”. Die Neuigkeiten stehen seit gestern z.B. bei Bild.de und lauten:

Nach Sex mit Sinan: Doreen lässt ihren Freund sitzen

(…) Sie hat endlich zugegeben, was sie so lange verheimlichen konnte. Sie war längst kein Single mehr. “Big Brother” holte den Freund am Montag in die Live-Show. Da erklärte Hobby-DJ Sebastian unter Tränen, er liebe Doreen seit zwei Jahren. Nur ihrer Model-Karriere zuliebe habe das Paar die Beziehung geheim gehalten.

Interessant, oder? Doch, doch! Denn entweder hat hier eine 23-jährige Friseurin aus Jena die “Bild”-Zeitung über Monate hinters Licht geführt. Oder nicht.

Mit Dank an Raimo W. und Klaus H. für den Hinweis.

*) Nachtrag, 3.5.2007 (mit Dank an Markus E. für Hinweis und Scan): Zumindest im Raum Thüringen hatte gestern auch die gedruckte “Bild” unter der Überschrift: “Seite-1-Girl serviert Freund eiskalt ab” berichtet: “Container-Luder Doreen (23) hat entschieden: (…) Kurzzeit-Container-Liebe statt Langzeitbeziehung. (…) Zwei Jahre war sie mit dem DJ zusammen, verheimlichte die Beziehung.” Wem sie ihre Beziehung “verheimlichte”, steht aber auch in der “Bild”-Thüringen nicht.

Allgemein  

Im Zweifel für den Rufmord

Am Freitag, dem 9. März, waren zwei Jungen, elf- und zwölfjährig aus Leipzig, von zu Hause ausgerissen und hatten eine Nacht bei einem 28-jährigen Berliner verbracht. Am Samstagmorgen wurden sie dort von der Polizei abgeholt. Soweit das.

Aber dies ist die Geschichte, wie “Bild” einen Mann zwei Tage lang fast seitenfüllend zu Unrecht als “Kinder-Fänger in der Unterhose” verunglimpfte — und, nachdem sich der Mann dagegen wehrte, die Schuld nicht bei sich, sondern bei anderen suchte.

"Der Kinderfänger in der Unterhose" "Warum sitzt dieser Kinderfänger nicht im Knast?"Am 15. und 16. März berichtete “Bild” über einen 28-jährigen Mann (siehe Ausrisse). “Bild” nannte ihn zwar Horst Z., nannte aber auch den Berliner Stadtteil, in dem er wohnt, und garnierte beide Geschichten mit einem großen Foto von Horst Z., auf dem er nicht unkenntlich gemacht war. In beiden Artikeln behauptete “Bild”, der “Kinderfänger in der Unterhose” sei “wegen Kindesmissbrauchs” vorbestraft. Zudem erweckte “Bild” in beiden Artikeln den Eindruck, als sei den Jungen etwas Schlimmes widerfahren. So fragte sie am 15. März bereits in der Unterzeile: “Was hat er ihnen nur angetan?”

Dabei wusste man bei “Bild” schon da, dass Ärzte festgestellt hatten, dass die Jungs “körperlich unversehrt” waren. Dennoch schrieb “Bild” noch am 16. März:

Gestern berichtete BILD über Horst Z. (28), den vorbestraften Kinderfänger in der Unterhose. (…) Aber warum kam der Mann, der wegen Kindesmissbrauchs vorbestraft ist, nicht gleich in den Knast?

Und der Text endet mit den Worten:

Elf Stunden hatte Horst Z. so Zeit mit den Kindern. Was in der Zeit geschah, weiß niemand…

"Gegendarstellung"Danach dauerte es zwei Wochen, bis “Bild” am vergangenen Freitag erneut über Horst Z. berichtete. Diesmal allerdings wesentlich weniger auffällig und in Form einer Gegendarstellung (siehe Ausriss), in der drei Dinge richtig gestellt wurden:

In der Bildzeitung vom 15. März 2007 verbreiten Sie (…) über mich die Darstellung, ich sei wegen Kindesmissbrauchs vorbestraft. Das ist falsch. Ich bin nicht vorbestraft.

Sie zitieren mich wie folgt: “Später schliefen sie in meinem Bett ein. Ich habe ihnen zugeschaut, bin wohl auch eingenickt.” Dazu stelle ich fest: ich habe weiter gesagt, dass ich nicht in meinem Bett lag dabei, sondern auf einer Fitnessliege.

Zu ihrer Darstellung in der Bildzeitung vom 16. März 2007 (…), ich hätte die Jungs eine Nacht lang in meiner Wohnung gehalten, erst dann seien sie von der Polizei befreit worden, stelle ich fest: Die Jungs gingen ein und aus, auch ohne mich. Sie mussten nicht befreit werden.

“Bild” schreibt zu dieser Gegendarstellung in einer Anmerkung der Redaktion:

Horst Z. hat recht. Die Falschbehauptung über die Vorstrafe basierte auf einer falschen Pressemitteilung der Leipziger Polizei, die zwischenzeitlich zurückgezogen wurde. Die Polizei ermittelte auch gar nicht wegen der Beherbergung der beiden Ausreißer gegen Horst Z., weil es keinerlei Straftaten gab.

Also alles die Schuld der Leipziger Polizei?

Nicht wirklich. Zwar hieß es in einer Pressemitteilung der Polizei vom 13. März tatsächlich, dass Horst Z. wegen Kindesmissbrauchs vorbestraft sei. Doch dass den Jungen nichts passiert war, ließ sich ihr auch deutlich entnehmen. So hieß es darin:

Umgehend wurden die Berliner Kollegen informiert, die die zwei Kinder am Samstagmorgen wohlbehalten aus der Wohnung des “Mitreisenden” herausholten. (…) Laut eigenen Aussagen wurde den Kindern kein Leid zugefügt.

Außerdem habe die Leipziger Polizei, so eine Sprecherin zu BILDblog, bereits am 14. März, also einen Tag vor dem ersten “Bild”-Artikel, die Pressemitteilung zurückgezogen, in der Horst Z. als wegen Kindesmissbrauchs vorbestraft bezeichnet worden war. Zugleich habe man die Medien über den Fehler informiert.

Die “Bild”-Zeitung hielt das nicht von ihrer falschen und verunglimpfenden “Exklusiv-Story” ab. Sie muss nach unseren Informationen ein erhebliches Schmerzensgeld an Horst Z. zahlen.

6 vor 9

W&V Talk – Die komplette Sendung
(iptv.tv1.de, Video)
Thema: Der Web 2.0-Hype: Millionenschwere Fehlinvestitionen von Medien- und Werbewirtschaft?

Werbung positiv unterstützen
(nzz.ch, Manfred Weise)
Themenbeilagen als publizistische Grauzonen.

Wenn aus bloggen Literatur wird
(blogpiloten.de, Thomas Gigold)
?Leipzig liest? ist Europas größtes Lese-Festival. Blogger durften da nicht fehlen. Wer nicht glauben mag, das man aus Blogs öffentlich vorlesen darf, wurde am Donnerstag eines Besseren belehrt.

Tom Kummer: Journalismus ist Krieg
(netzeitung.de, Roland Düker)
Weil er Interviews gefälscht hat, gilt Tom Kummer als bad boy des deutschen Magazin-Journalismus. Er muss heute als Tennislehrer arbeiten.

Senden fürs Sorgenkind
(merkur.de, Ingo Petz)
In Europas letzter Diktatur werden die Medien scharf kontrolliert. Westliche Radioprogramme bringen unabhängige Informationen ins Land.

Der große Fritz
(taz.de, Steffen Grimberg)
Der WDR würdigt seinen scheidenden Intendanten mit einem zweiteiligen, eindimensional-peinlichen Rührstück (“Rastlos gelassen“, 20.15 Uhr).

6 vor 9

Modernes Raubrittertum
(mmm.verdi.de, Gisela Sonnenburg)
Das Internet bringt nicht nur Segen. Sondern es erleichtert auch Urheberrechtsverletzungen. Betroffene Journalisten haben dadurch viel Ärger, reichlich Verluste, einen hohen Zeitaufwand – und Anspruch auf eine angemessene Entschädigung.

Europas erste Klinik für Computerspielsüchtige
(welt.de, Eva Eusterhus)
Computersucht gilt heute als ernst zu nehmende Krankheit. Durch das jahrelange Spiel am Computer sind die Süchtigen extrem isoliert. Mitten im Herzen von Amsterdam werden ihnen wieder minimale Sozialkompetenzen beigebracht.

Alphablogger der deutschen Blogosphäre. Heute: Thomas Knüwer, Grenzgänger
(readers-edition.de, Peter Turi)
Thomas Knüwer, 37, ragt mit seinen Einsfünfundneunzig nicht nur optisch aus dem Kreis seiner Kollegen hervor, Knüwer ist der Vorzeigeblogger unter den Journalisten und der Vorzeigejournalist unter den Bloggern. Der festangestellte Redakteur bei der Wirtschaftszeitung ?Handelsblatt? hat sich als Grenzgänger zwischen klassischem Journalismus und der wachsenden Blogosphäre mit seinem Blog http://blog.handelsblatt.de/indiskretion/ einen Namen gemacht.

Schluss mit “How Are You Today Honey”
(sueddeutsche.de, Else Buschheuer)
Weg aus New York. Aber wohin? München ist zu bussibussi. Hamburg zu kühl, Köln zu schwul. Leipzig! Schriftstellerin Else Buschheuer über ihre Rückkehr in die Heimat.

Das Leben der anderen
(taz.de, Barbara Bollwahn)
Seit ich ein digitales Aufnahmegerät habe, schneide ich mit Begeisterung heimlich Gespräche mit.

Ohne Worte
(bildblog.de, lupo)

Ein Symbolfoto weniger

Der Mann, der unlängst auf Bild.de mit seinem Foto als Beispiel für “alkoholisierte Fans des 1. FC Lok Leipzig” herhalten musste, steht bekanntermaßen in keinerlei Zusammenhang mit den berichteten Vorgängen.

Eigentlich genauso wie der Mann, der unlängst auf Bild.de mit seinem Foto als Beispiel dafür herhalten musste, dass Patienten “manchmal wochenlang auf einen Termin beim Arzt warten” müssen.* Der steht nämlich auch in keinerlei Zusammenhang mit den berichteten Vorgängen.

Der Unterschied:

Im zweiten Fall hat Bild.de das irreführende Symbolfoto entfernt und muss in einer “Richtigstellung” erklären, dass der Mann in keinerlei Zusammenhang mit den berichteten Vorgängen steht.

Im ersten Fall indes bleibt Bild.de bei seiner (falschen) Darstellung.

*) Liebe BILDblog-Leser: Hat vielleicht noch irgendwer in seinem Cache den Bild.de-Artikel hinter diesem Link in der ursprünglichen Fassung?

Symbolfoto XLVI

Weil es vor gut einer Woche in Leipzig nach einem Spiel des Bezirksligisten 1. FC Lokomotive Leipzig gegen den FC Erzgebirge Aue II zu gewalttätigen Ausschreitungen von Hooligans kam, illustrierte die “Bild am Sonntag” ihre Berichterstattung gestern u.a. mit einem Foto aus dem Stadion. Direkt daneben schrieb die “BamS”:

KRAWALLE Alkoholisierte Fans des 1. FC Lok Leipzig am vergangenen Samstag im Stadion (…).

Die “BamS”-Redakteure angeblichen “Fans des 1. FC Lok Leipzig” scheinen ziemlich alkoholisiert gewesen zu sein: Auf dem Stadion-Foto (rechts) tragen sie deutlich sichtbar Fan-Handschuhe mit dem violett-gelben Logo des FC Erzgebirge Aue (“9,99 EUR incl. 19 % UST”) — und werden deshalb in der Originalbeschriftung des Fotos durch die Agentur Picture Point naheliegenderweise auch als “Fans von Aue” bezeichnet.

Desweiteren “dokumentiert” die “BamS” den Erlebnisbericht eines mutmaßlich an den Leipziger Ausschreitungen beteiligten Hooligans, dessen unschöne Ausführungen, wie die “BamS” vielsagend raunt, “kurzzeitig auf www.lok-forum.de zu lesen war”.

Und mal abgesehen davon, dass der Interneteintrag vom 11. Februar auf lok-forum.de, dem Fan-Forum des Leipziger Vereins, nach wie vor zu lesen ist (und zuvor auch schon andernorts zu lesen war), “dokumentiert” die “BamS” nicht, wie er dort zu lesen ist: In einem Diskussionsstrang mit der Überschrift “Gebt Verbrechern keine Chance !!!” ist er ausdrücklich mit den Worten “Zitat Anfang” und “Zitat Ende” gekennzeichnet und mit folgendem, distanzierenden Kommentar versehen:

Wer alles hier im Forum dafür ist, das diese Elemente endlich Sanktionen erfahren, der sollte das in seiner Signatur kenntlich machen, damit auch unser Vorstand weiß, das es genügend Fans gibt, die sich mit diesen Verbrechern nicht identifizieren !!!

Mit Dank an Basti und Andreas für die Hinweise.

6 vor 9

Springer baut Online-Geschäft aus
(handelsblatt.com, Hans-Peter Siebenhaar)
Vorstandschef Mathias Döpfner treibt den Ausbau des Internet-Geschäfts des Medienkonzerns Axel Springer massiv voran. “Die Digitalisierung ist von existenzieller Bedeutung für die Zukunft und hat daher Priorität”, sagte Döpfner im Interview mit dem Handelsblatt. Er sieht den Konzern im Internet in der “Beschleunigungsphase”.

Papier wird ungeduldig
(zeit.de, Matthias Nass)
Den Tageszeitungen laufen die jungen Leser davon – das Internet ist für sie wichtiger.

Informationssuche im Internet – Blogs als neues Recherchetool
(blogstudie2007.de)
Die Uni Leipzig hat in Kooperation mit der Suchmaschine Ask.com über 600 Internetnutzer in Deutschland zum Thema Weblogs befragt. Die Online-Umfrage zeigt: Blognutzer sind “investigative Multiplikatoren”, es gibt fünf Typen von Blognutzern, Weblogs sind wichtige Impulsgeber für neue Ideen und die Meinungsbildung, aber schwer auffindbar. (pdf, 356 kb)

Der Korresponaut
(berufundchance.fazjob.net, Matthias Hannemann)
Als Junge wollte er ins All fliegen, wegen einer Sehschwäche wurde er aber erst mal Lokal-Journalist in Köln und brachte es später immerhin bis nach Washington: Claus Kleber, ZDF-Moderator.

Sex.com
(ftd.de, David Schumacher)
Vor fast zwölf Jahren klaute ein Schwindler die wertvollste Domain der Welt. Der Kampf ist noch lang nicht vorbei: Es geht um 80 Millionen Dollar.

Was ist los in Second Life?
(titanic.de)
Ein Tagebuch aus der “virtuellen Welt”.

Wie “Bild” aus einem Irrtum Irrsinn macht

Wir stellen uns das etwa so vor: Neulich bekam Katja S. (29) aus Leipzig ein Schreiben vom Leipziger Amt für Bauordnung und Denkmalpflege. Es ging darin um ein angeblich von ihr gebautes Haus, das aber gar nicht existierte. Ganz klar, es musste sich bei dem Schreiben um einen Irrtum handeln. Und die clevere Katja S. dachte sich, der Irrtum müsse sich doch rasch aufklären lassen…

…und wendete sich an die “Bild”-Zeitung.

Und die “Bild”-Zeitung tat, was sie in solchen Fällen zu tun pflegt: ließ sich von Katja S. das Behörden-Schreiben geben, schickte eine Fotografin los, die Katja S. vor dem unbebauten Grundstück fotografierte und machte den Fall gestern öffentlich:

"Behörden-Irrsinn: Ich soll ein Haus abreißen, das es gar nicht gibt"

Die Überschrift ist falsch. Katja S. soll gar kein Haus abreißen, wie man dem Schreiben der Behörde entnehmen kann, das “Bild” abdruckt. Sie sollte lediglich statische Unterlagen nachreichen. Und tatsächlich ist auch im “Bild”-Text gar keine Rede davon, dass Katja S. irgendwas abreißen soll. Am Ende heißt es lediglich:

Einen “Schwarzbau” müsste sie abreißen — aber den sieht ja nur die Behörde.

Auch das ist falsch. Wie uns der Amtsleiter der Leipziger Bauaufsicht, Hans-Gerd Schirmer, sagt, wäre ein Abriss “unzumutbar” gewesen. Schlimmstenfalls hätte man eine “Nutzungsuntersagung” ausgesprochen. Aber es habe sich im Fall Katja S. ohnehin um das “Versehen eines Mitarbeiters” gehandelt. Nach dem “Bild”-Bericht habe sich die Bauaufsicht auch bei Katja S. für die Verwechslung entschuldigt. Früher ging das offenbar nicht. Denn, so Schirmer etwas irritiert:

Weder die Betroffene noch die “Bild”-Zeitung haben wegen des Schreibens bei uns nachgefragt.

Mit Dank an Dirk W. für den sachdienlichen Hinweis.

“Bild” übersieht Strahlenkanonen-Arsenal

"Deutsche bauen Strahlenkanone gegen Krebs"“Bild” berichtet heute von einem aufregenden Projekt. In Heidelberg soll nämlich eine “Strahlenkanone” gebaut werden (siehe Ausriss). “Bild” schreibt:

In ganz Europa sind sechs derartige Anlagen geplant, bei uns bisher nur in Heidelberg.

Das stimmt allerdings nur, wenn man die fertig gestellte “derartige Anlage” in München nicht mitzählt. Und die in Köln. Na ja, in Kiel soll auch eine gebaut werden. Und in Leipzig. Sowie in Marburg, in Erlangen und in Berlin. Ach nee, das stimmt gar nicht, in Berlin sind offenbar zwei geplant.

Mit Dank an Eric S. für den sachdienlichen Hinweis.

Nachtrag, 1.12., 19.18 Uhr: Die Berichtigung, die kürzlich noch an dieser Stelle stand, war offenbar voreilig und weitgehend unnötig. Wie uns Experten mitteilen, wird die Anlage in Heidelberg zwar die erste “derartige” Anlage in Deutschland sein, geplant sind aber durchaus weitere “derartige” Anlagen in weiteren deutschen Städten — wenn auch nicht in allen von uns genannten.

Auch die Letzten werden wieder die Ersten sein

1. Supermarkt für Rentner

(…) In Leipzig hat der erste Supermarkt für Senioren aufgemacht.

So stand es am Freitag bundesweit in “Bild”.

Und das ist doch merkwürdig, denn bereits im März 2005 berichtete der Bayerische Rundfunk über einen Senioren-Supermarkt in Bad Füssing. Und schon Ende 2004 wurde ein Senioren-Supermarkt in Chemnitz eröffnet.

Und wer berichtete damals, genau gesagt: am 12. Dezember 2004, auch darüber? “Bild am Sonntag”.

Unter der Überschrift:

“Deutschlands erster SENIOREN-SUPERMARKT”.

Danke an Daniel F. für den Hinweis!

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