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“Bild” wühlt in Gerwald Claus-Brunners In­tim­sphä­re

Wir haben heute noch einmal bei der Berliner Staatsanwaltschaft nachgefragt, und ihr Sprecher Martin Steltner hat uns bestätigt: Es gibt weiterhin keinen Nachweis dafür, dass der frühere Piraten-Politiker Gerwald Claus-Brunner den Mann, der tot in seiner Wohnung lag, vor dessen Tod sexuell missbraucht hat. An den bisherigen Erkenntnissen dürfte sich auch nichts mehr ändern: Da sich Claus-Brunner später selbst das Leben nahm und gegen Tote nicht ermittelt wird, sind die Ermittlungen inzwischen eingestellt.

“Bild” und Bild.de hatten Gerwald Claus-Brunner ziemlich früh nach Bekanntwerden der Tat zum “Sex-Killer” erklärt, “B.Z.” und “Berliner Kurier” schrieben, dass er sein Opfer missbraucht habe. Inzwischen sprechen auch die “Bild”-Medien nicht mehr von Missbrauch. Aus “Sex-Killer” wurde “Killer-Pirat”. Aber Sex spielt in der “Bild”-Berichterstattung über Gerwald Claus-Brunner weiter eine zentrale Rolle:


In dem Artikel von gestern schreiben Franziska Klemenz und Juliane Weiss über Claus-Brunners Partnersuche im Internet, über seine Chats mit anderen Männern, in denen es um “extreme Sex-Fantasien” gegangen sein soll, über seine sexuellen Vorstellungen. Sie zeigen einen Screenshot seines privaten Profils bei einem Dating-Portal mit persönlichen Angaben, dazu drei Fotos eines Mannes, mit dem Gerwald Claus-Brunner auf diesem Portal befreundet gewesen sein soll. Auf den Bildern sieht man den Mann beim Ablecken eines Stiefels, man sieht ihn “nur mit einem Tiefschutz bekleidet” und in der Badewanne, während er mit Bier überschüttet wird. Dieser Mann hat weder etwas mit dem Tod von Gerwald Claus-Brunner zu tun noch mit dem Mord an dem 29-jährigen Opfer. Die “Bild”-Medien zeigen trotzdem seine Fotos. Sein Gesicht haben sie dabei immerhin verpixelt.

Heute legen “Bild” und Bild.de noch einmal nach:


Es geht um die Bestellung zweier handgefertigter Sex-Spielzeuge. Der Inhaber der von Gerwald Claus-Brunner damit beauftragten Manufaktur sprach offenbar mit “Bild”-Autorin Juliane Weiss. Er lieferte ihr auch Claus-Brunners gezeichneten Sex-Spielzeug-Entwurf, den “Bild” und Bild.de veröffentlichen. In dem Artikel darf er außerdem eine kurze Ferndiagnose zur Psyche seines früheren Kunden abgeben (“‘deutet auf einen Hang zu Masochismus und Selbstzerstörung hin'”).

Wir haben mit dem Medienanwalt Dominik Höch über die Berichterstattung gesprochen. Seine Einschätzung dazu:

Die detaillierten Berichte in der Boulevardpresse gestern und heute über das angebliche Sexualleben des Piraten-Politikers Claus-Brunner stellen sich nach meiner Einschätzung als Verletzung dessen postmortalen Persönlichkeitsrechts dar. Dieses Recht, das die Angehörigen geltend machen können, garantiert auch über den Tod hinaus einen Wert- und Achtungsanspruch gegenüber dem Verstorbenen. Dies folgt aus dem Schutz der Menschenwürde im Grundgesetz. So schrecklich die mutmaßlich von Claus-Brunner begangene Tat ist, dürften detaillierte Berichte über seine sexuellen Vorlieben und bestellte Sex-Spielzeuge die Grenze des Zulässigen überschreiten. Dies gilt jedenfalls, solange die Behörden keinen Hinweis dafür haben, dass es bei dem Tötungsdelikt zuvor Missbrauchshandlungen gegeben hat.

Die Tat von Gerwald Claus-Brunner ist durch nichts zu rechtfertigen. Sie rechtfertigt aber auch nicht diesen massiven Eingriff in seine Intimsphäre.

“Die Moral der Moralapostel”

Vorletzten Freitag hat der Deutsche Presserat mal wieder Rügen verteilt. Mit dabei: “Bild am Sonntag”. Heute hat das Blatt darauf reagiert, mit einem “Kommentar in eigener Sache”:

“Bild am Sonntag” hatte, genauso wie Bild.de, Fotos der teilweise noch minderjährigen Opfer des Amoklaufs in München veröffentlicht. Die Fotos dürften zum großen Teil von den Profilen der Betroffenen in Sozialen Netzwerken stammen. Katrin Saft, Vorsitzende eines der Beschwerdeausschüsse des Presserats, sagte dazu in der Entscheidung des Gremiums:

Nicht alles, was in sozialen Netzwerken verfügbar ist, darf auch ohne Einschränkung veröffentlicht werden. Die eigene Darstellung, z. B. in einem Facebook-Profil, bedeutet nicht zwingend eine Medienöffentlichkeit.

Immerhin: “Bild am Sonntag” hat mit dem Kommentar auf die Entscheidung des Presserats reagiert — und das an prominenter Stelle (direkt auf Seite 2). Sonst verstecken die “Bild”-Medien die gegen sie ausgesprochenen Rügen auch mal ganz gern zwischen “Traum-Busen” und vermissten Kängurus. Was der stellvertretende Chefredakteur Tom Drechsler schreibt, lässt einen aber doch etwas rat- und fassungslos zurück.

Da wäre zum Beispiel der Umgang mit dem Begriff der “Person der Zeitgeschichte”. Ein beliebtes Argument, wenn es um die Frage geht, über wen man identifizierend berichten darf: Wenn eine Tat ein so großes Ausmaß hat wie beispielsweise in München, dann kann man durchaus von einem zeitgeschichtlichen Ereignis sprechen. Die Persönlichkeitsrechte der Personen, die daran aktiv beteiligt sind, müssen dann eher vor dem öffentlichen Informationsinteresse zurücktreten. Drechsler erklärt in seinem Kommentar aber nicht nur den Täter von München zur Person der Zeitgeschichte, sondern auch dessen Opfer:

Wir haben nach dem Amoklauf von München acht der Opfer gezeigt. Ganz bewusst, denn erstens machte die Dimension der Tat — eines der schlimmsten Verbrechen der deutschen Nachkriegsgeschichte — die Opfer zu Personen der Zeitgeschichte und zweitens hatte der Täter gezielt Jagd auf Jugendliche mit Migrationshintergrund gemacht.

Dass Tom Drechsler die Argumentation des Presserats anscheinend nicht so ganz verstanden hat, zeigt sein nächstes Argument. Während es dem Presserat darum ging, dass “Bild am Sonntag” Fotos von jungen Menschen aus den Sozialen Netzwerken zusammengesucht hat, die diese Personen nie dort eingestellt hatten, um damit irgendwann mal auf der Titelseite eines Boulevardblatts zu landen, zielt Drechsler auf den Fotoinhalt — nette Fotos wird man ja wohl noch zeigen dürfen:

BamS hat keine Leichenfotos gedruckt. BamS hat acht fröhliche junge Menschen gezeigt, deren Leben von einem 18 Jahren alten Attentäter auf grausamste Weise beendet wurden. BamS hat die Opfer so gezeigt, wie ihre Angehörigen und Freunde sie kannten, sie liebten. Würdelos? Nein, würdevoll!

Um eine ästhetische Bewertung der Fotos ging es bei der Rüge allerdings nie, sondern ganz grundsätzlich um das Zusammenklauben und das hunderttausendfache Vervielfältigen von privaten Bildern.

Dass all das, was sein Team gemacht hat, gar nicht so schlimm ist, versucht Drechsler mit einem Vergleich zu belegen:

Die “New York Times” hat vor Kurzem Dutzende Fotos von Terroropfern aus der ganzen Welt gedruckt: The human toll of Terror. Ihre Geschichten zeigen, dass jeder zum Opfer werden kann.

Bei “The Human Toll of Terror” handelt es sich um ein großes Projekt der “New York Times” aus dem Juli dieses Jahres. 29 Redakteure, Reporter und Stringer haben versucht, die persönlichen Geschichten von 247 Terroropfern von verschiedenen Anschlägen auf der ganzen Welt nachzurecherchieren. Bei 222 haben sie es geschafft. Sie haben dafür mit Freunden, Angehörigen, Arbeitskollegen gesprochen, Querverbindungen zwischen einzelnen Opfern hergestellt, Fotos besorgt. In einem Werkstattbericht erzählt die Redakteurin Jodi Rudoren von der Arbeit, und es wird schnell klar, dass der Aufwand immens gewesen sein muss. Das Ergebnis ist ein ziemlich besonderes Stück Journalismus.

Dass Tom Drechsler nun dieses Beispiel heranzieht, um das Vorgehen seiner Redaktion im Fall des Amoklaufs von München zu rechtfertigen, zeugt von ziemlicher Chuzpe. Der wahrscheinlich frappierendste Unterschied ist, dass die “New York Times”-Mitarbeiter intensive Gespräche mit Angehörigen geführt haben, um an Fotos der Opfer zu kommen, während die “Bild am Sonntag”-Mitarbeiter sich mutmaßlich dafür durch Facebook geklickt haben.

Der Pressekodex sagt klar: “Name und Foto eines Opfers können veröffentlicht werden, wenn das Opfer bzw. Angehörige oder sonstige befugte Personen zugestimmt haben”. Der Vater eines der Opfer von München hatte mit der Redaktion gesprochen. Ihn hatte das Blatt auch am Sonntag nach dem Amoklauf mit einem Foto des Sohnes in der Hand groß abgedruckt. Der Mann dürfte sein Okay gegeben haben; gegen die Berichterstattung ist erstmal nichts einzuwenden. Beim Großteil der anderen Getöteten dürfte eine solche Zustimmung von Angehörigen allerdings nicht vorgelegen haben. Und dennoch nutzt Drechsler sie für seine Verteidigungsschrift:

Ist diese Zurschaustellung etwa moralisch bedenklich? Die Angehörigen der Opfer waren es jedenfalls nicht, die sich beim Presserat beschwert haben.

Vielleicht lag das aber auch einfach daran, dass man im Moment tiefster Trauer nicht als erstes an eine Beschwerde beim Presserat denkt, vorausgesetzt man weiß überhaupt von seiner Existenz.

An einer Stelle seines Kommentars schreibt Tom Drechsler dann noch:

Was unterscheidet die Tat von München von Terror? Der Täter, ein schiitisch geprägter Deutsch-Iraner, tötete aus rassistischen Motiven gezielt Sunniten. Es ist absurd, da von Amok zu sprechen.

Und zwar so absurd, dass er es vor zwei Monaten noch selbst getan hat:

Besondere Aufmerksamkeit

Seit einiger Zeit bemüht sich auch Bild.de, jene Ratschläge umzusetzen, die Psychologen Medien im Umgang mit Suiziden gemacht haben.

Unter Artikeln, in denen es um Selbsttötungen geht, prangt jetzt immer ein Kasten:

BILD berichtet in der Regel nicht über Selbsttötungen, um keinen Anreiz für Nachahmung zu geben – außer, Suizide erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit.
Wenn Sie selbst depressiv sind, Selbstmord-Gedanken haben, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de).
Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können.

Nun kann man mitunter diskutieren, was das so für “Umstände” sein können, die “besondere Aufmerksamkeit” hervorrufen, auf einen aktuellen Fall trifft dies aber sicherlich zu: In Italien hat sich eine junge Frau das Leben genommen, die seit über einem Jahr Online-Mobbing ausgesetzt war. Tiziana C. hatte ein Video, das sie beim Sex zeigt, angeblich an ihren Ex-Freund geschickt (die Medienberichte variieren, was die Adressaten des beziehungsweise der Videos angeht), danach war es im Internet zu sehen und die Frau wurde beleidigt. Die Frage “Machst Du ein Video? Sehr gut!”, die Tiziana C. im Video stellt, entwickelte sich in Italien zu einem regelrechten Mem. Obwohl sie ihren Namen geändert und Gerichtsprozesse zur Löschung des Videos gewonnen hatte (für die sie die Gerichtskosten von 20.000 Euro selbst tragen musste), verblieb das Video online und die bösartigen Kommentare hörten nicht auf.

Wie Medien über Suizide berichten sollten, um Nachahmungstaten zu vermeiden:

  • Sie sollten jede Bewertung von Suiziden als heroisch, romantisch oder tragisch vermeiden, um möglichen Nachahmern keine post-mortalen Gratifikationen in Form von Anerkennung, Verehrung oder Mitleid in Aussicht zu stellen.
  • Sie sollten weder den Namen der Suizidenten noch sein Alter und sein Geschlecht angeben, um eine Zielgruppen-Identifizierung auszuschließen.
  • Sie sollten die Suizidmethode und – besonders bei spektakulären Fällen – den Ort des Suizides nicht erwähnen, um die konkrete Imitation unmöglich zu machen.
  • Sie sollten vor allem keine Informationen über die Motivation, die äußeren und inneren Ursachen des Suizides andeuten, um so jede Identifikations-Möglichkeit und Motivations-Brücke mit den entsprechenden Lebensumständen und Problemen des Suizidenten vermeiden.

(Quelle: psychosoziale-gesundheit.net)

Dieser dramatische Fall, der die Aufmerksamkeit auf das Thema Online-Mobbing lenkt und zu dem sich sogar der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi geäußert hat, beschäftigt in Italien gerade die Medien, und auch in Großbritannien sind es nicht nur die üblichen Boulevardmedien, die darüber berichten, sondern auch die BBC.

In der Tonalität und Aufmachung variieren die Berichterstattungen allerdings: Während die BBC Bilder von der Beerdigung der Frau zeigt, die in Italien ebenfalls ein großes Medienecho erzeugt hat, bedienen sich die Boulevardseiten freimütig bei einem Instagram-Account, der zwar den Namen von Tiziana C. trägt, bei dem man aber berechtigte Zweifel an der Authentizität anmelden könnte: Erstens wurden alle zehn Fotos auf dem Account innerhalb von drei Tage hochgeladen (und das, kurz nachdem das Video viral gegangen war). Und zweitens zeigen fast alle Bilder die junge Frau in knapper Kleidung und aufreizenden Posen. Im Fall einer Frau, die Opfer von Rache-Pornografie geworden ist, könnte man als Journalist zumindest mal innehalten und sich fragen, ob man da nicht gerade auf eine weitere unautorisierte Veröffentlichung privater Aufnahmen gestoßen ist, an deren Verbreitung man sich jetzt nicht unbedingt beteiligen sollte.

In einem Artikel von vergangener Woche zeigt auch Bild.de diese Instagram-Fotos, mit Bildunterschriften wie “eine schöne, lebenslustige junge Frau” und — etwas weniger neutral — “Rassig: Tiziana liebte sexy Posen”. (Die “Sun” war gleich zu blöd, die Chronologie der Ereignisse halbwegs zu sortieren, und schreibt: “Fun-loving … snaps Tiziana posted before sex-tape hell”.) Stern.de verzichtet auf solche Charakterisierungen, verwendet für seinen Artikel aber ebenfalls Fotos von besagtem Instagram-Account (immerhin die bekleidetsten). Wir haben bei beiden Webseiten nachgefragt, ob sich die Redaktion sicher sein könne, dass Tiziana C. die Fotos selbst veröffentlicht habe. Eine Antwort haben wir bisher nicht erhalten.

Überschrieben ist der Artikel bei Bild.de übrigens so:

Das tragische Schicksal von Tiziana: Selbstmord, weil ihr Ex Sex-Tape online stellte

In den Empfehlungen der Psychologen zur Suizid-Berichterstattung heißt es, Journalisten sollten auf “vereinfachende, verkürzende, letztlich also beschönigende Erklärungsmuster” verzichten. Das hat bei Bild.de nicht ganz geklappt.

Mit Dank an @JimmyRuppa für den Hinweis!

Die Rügen-Könige aus dem Axel-Springer-Hochhaus

Im Axel-Springer-Hochhaus in Berlin klirren gerade die Champagnergläser. Julian Reichelt dreht an seinem Arbeitsrechner Queens “We Are The Champions” noch ein Stück lauter, Freddie Mercurys Stimme knarzt aus den kleinen Lautsprecherboxen. Die Mitarbeiter von “Bild”, “Bild am Sonntag” und Bild.de sind zusammengekommen. Sie liegen sich in den Armen und pusten Luftschlangen durch den großen Newsroom. Denn die große “Bild”-Familie hat es mal wieder geschafft: Sie sind die Nummer eins, unangefochten in ganz Deutschland, ein weiterer Grund, mächtig stolz auf sich zu sein. Alle drei Rügen, die der Deutsche Presserat in seiner letzten Sitzung verteilt hat, gehen an “Bild”-Medien.

***

Jeweils eine Rüge bekamen “Bild am Sonntag” und Bild.de für ihre Berichterstattung über das Attentat vor und im Münchener Olympia-Einkaufszentrum. Konkret geht es um das Zeigen von Fotos der teilweise noch minderjährigen Opfer:


Der Presserat schreibt dazu:

Der Ausschuss kritisierte, dass beide Veröffentlichungen Fotos zeigten, die ohne Einwilligung der Hinterbliebenen veröffentlicht worden waren. Einige Opfer waren minderjährig. Es handelt sich um einen schwerwiegenden Verstoß gegen Richtlinie 8.2. des Kodex, nach der die Identität von Opfern besonders zu schützen ist. Die Hinterbliebenen der Verstorbenen sollten nicht unvermittelt mit Fotos ihrer toten Angehörigen konfrontiert werden. “Nicht alles, was in sozialen Netzwerken verfügbar ist, darf auch ohne Einschränkung veröffentlicht werden. Die eigene Darstellung, z. B. in einem Facebook-Profil, bedeutet nicht zwingend eine Medienöffentlichkeit”, sagte die Vorsitzende des Ausschusses 2, Katrin Saft.

Die “Maßnahmen” des Presserates:

Hat eine Zeitung, eine Zeitschrift oder ein dazugehöriger Internetauftritt gegen den Pressekodex verstoßen, kann der Presserat aussprechen:

  • einen Hinweis
  • eine Missbilligung
  • eine Rüge.

Eine “Missbilligung” ist schlimmer als ein “Hinweis”, aber genauso folgenlos. Die schärfste Sanktion ist die “Rüge”. Gerügte Presseorgane werden in der Regel vom Presserat öffentlich gemacht. Rügen müssen in der Regel von den jeweiligen Medien veröffentlicht werden. Tun sie es nicht, dann tun sie es nicht.

Dass die “Bild”-Medien dazu diametral entgegengesetzte Ansichten haben, kann man täglich in den vielen “Bild”-Regionalausgabe und bei Bild.de beobachten.

Der Presserat beschäftigte sich übrigens auch mit Beschwerden zur Berichterstattung über den Täter von München. Im Veröffentlichen der Fotos, die ihn zeigen, und Nennen seines Namens sah das Gremium allerdings keinen Verstoß gegen den Pressekodex:

Die Tat in München hatte ein großes öffentliches Interesse ausgelöst und Fragen nach dem Motiv und nach den Hintergründen der Tat aufgeworfen. Das öffentliche Interesse am Täter ist höher zu bewerten als der Schutz der Persönlichkeit nach Ziffer 8 des Kodex, die Darstellung war presseethisch akzeptabel, urteilte der Beschwerdeausschuss.

***

Die dritte Rüge ging an Julian Reichelts Bild.de, womit er “Bild”-interner Rügen-König wurde. Sein Portal berichtete im Mai über einen Messerangriff in einem Dortmunder Kaufhaus. Bild.de zeigte ein Video, in dem das Opfer neben einer Blutlache auf dem Bauch lag, das Messer steckte noch in seinem Rücken:

Der Beitrag unter der Überschrift “Brutale Messerattacke auf Video aufgenommen” zeigt den Handymitschnitt eines Passanten, auf dem das Opfer zu sehen ist, wie es mit einem Messer im Rücken blutend auf dem Boden liegt. Diese Passage wurde sogar mehrfach wiederholt. Im Hintergrund sind die Schreie einer Frau zu hören. Die Berichterstattung hält der Beschwerdeausschuss für eine unangemessen sensationelle Darstellung von Gewalt.

Bei all der Schrecklichkeit dieses Artikels: Immerhin ist der Kopf des Opfers bei Bild.de verpixelt. Die Ruhrgebiets-Ausgabe der “Bild”-Zeitung berichtete in dem Fall noch rücksichtsloser, ohne Unkenntlichmachung, dafür aber mit einer Großaufnahme des im Rücken steckenden Messers (Bildunterschrift: “Am Messergriff hängt noch die Diebstahlsicherung”):

Folgen hatte dieser Voyeurismus für die Redaktion allerdings keine. Eine Sprecherin des Presserats sagte uns, dass gegen den Printartikel keine Beschwerde eingegangen sei. Und dann wird der Presserat auch nicht aktiv.

  • Neben den drei Rügen verteilte der Presserat noch zwölf Missbilligungen und 32 Hinweise an verschiedene Medien.

Auch mal die andere Seite zeigen

Wenn bei schlimmen Unfällen auf öffentlichen Straßen Feuerwehrleute und Sanitäter anrücken, haben sie in der Regel auch eine oder mehrere Decken dabei. Die halten sie dann als Sichtschutz vor die Verletzten, damit vorbeifahrende Gaffer nicht gaffen und allzu sensationsgeile Fotografen nicht fotografieren können.

Am vergangenen Samstag gab es so einen Unfall in Ruhpolding. Mehrere Kinder wurden beim Überqueren einer Straße von einem Auto angefahren und dabei teilweise sehr schwer verletzt. Die Feuerwehr und die Sanitäter rückten also an, packten auch eine Decke aus und hielten sie vor die Verletzten, während diese vor Ort behandelt wurden.

Und was macht ein Fotograf, der keine Rücksicht auf irgendwas kennt, in so einer Situation? Geht einfach auf die andere Seite der Decke und macht vorn dort aus seine Aufnahmen. Einige Medien haben diese Fotos dann auch noch gebracht.

Bild.de zum Beispiel:


(Alle Unkenntlichmachungen in diesem Artikel durch uns.)

Oder “Bild”:

BR.de:

abendzeitung-muenchen.de:

chiemgau24.de:

pnp.de:

Unser Leser Götz Marx hat eine Idee, was beim Anblick der Decke wohl im Kopf des Fotografen vorgegangen sein muss: “Der BILD-Fotograf dachte wohl, die Feuerwehrleute halten die Decke bei den Opfern nur deswegen hoch, damit er nicht gegen die Sonne fotografieren muss!”

Mit Dank an Götz M. für den Hinweis!

Nachtrag, 13. September: Die Redaktion von BR.de hat das Foto inzwischen aus der Galerie entfernt.

Lach- und Unsachgeschichten

Im fernen Paralleluniversum der Regenbogenpresse gibt es eine billige Methode, die die Redaktionen gerne anwenden und die für geschätzte 50 Prozent ihrer Fantasieberichte die Grundlage bildet — der Richtige-Moment-Trick. Geht ganz einfach und ist irre effektiv: Man setzt einen Paparazzo bei einer öffentlichen Veranstaltung auf einen Prominenten an und lässt ihn solange die Linse auf den Schauspieler/Prinzen/Sportler/Wasauchimmer halten, bis diese Person mal so guckt, wie man sie in einem Artikel darstellen will: dusselig oder grimmig oder betrunken oder wieauchimmer. Und schon hat man eine neue Titelgeschichte.

Boris Becker guckt auf der Tribüne eines Tennisturniers seine Ehefrau Lilly ernst an? Ehekrise! Norwegens Kronprinzessin Mette-Marit hat bei einem Empfang ein Glas Sekt in der Hand, und ihre Augenlider hängen auf Halbmast, weil sie gerade blinzelt? Alkoholabsturz! Nach diesem Schema lassen sich zig Storys in die Richtung biegen, die einem gerade am besten passt.

“Bild” und Bild.de erzählen dieser Tage auffallend gern die Geschichten der respektlosen Angeklagten, die vor Gericht lächeln, lachen, grinsen, obwohl ihnen schlimme Dinge vorgeworfen werden.

Zum Beispiel Bill Cosby. Gegen den früheren Entertainer gibt es mehrere Missbrauchsvorwürfe. Vorgestern wurde festgelegt, dass der Prozess zu einem dieser Vorwürfe im Juni 2017 starten soll. Zur Anhörung am Dienstag erschien Bill Cosby persönlich. Er stieg aus dem Auto, lachte, wurde dabei fotografiert. Schon hatte Bild.de gestern eine Schlagzeile:

Zum Beispiel Sven Lau. Der Salafistenprediger steht in Düsseldorf vor Gericht. Ihm wird die Unterstützung einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Zum Prozessauftakt am Dienstag machten Fotografen reichlich Fotos, auf einigen grinst Lau beim Betreten des Gerichtssaals — für Bild.de das Ereignis, das in die Überschrift musste:

Zum Beispiel Otto L. Der heute 43-Jährige ist vergangenes Jahr mit der damals 15-jährigen “Tochter seiner Ex” durchgebrannt. In einem ersten Urteil wurde er wegen Entziehung Minderjähriger verurteilt. Dagegen ging er vor und wurde am Montag freigesprochen. Über das Urteil schien er sich zu freuen. Jedenfalls titelte die Saaraland-Redaktion der “Bild”-Zeitung:

Zum Beispiel Norbert K. Er hatte mit einem Komplizen ein 17-jähriges Mädchen entführt und erfolglos 1,2 Millionen Euro Lösegeld gefordert. Das Mädchen wurde erdrosselt und erstickt. Norbert K. wurde am Montag wegen Mordes durch Unterlassung und erpresserischen Menschenraubs mit Todesfolge zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt. Der Haupttäter bekam lebenslang (die Urteile sind noch nicht rechtskräftig). Bei der Verhandlung am Montag unterhielt sich Norbert K. mit seinem Anwalt und lachte dabei auch. Bild.de:

Der Artikel steigt so ein:

Das Lachen der hübschen Anneli († 17) wird nie wieder real sein. Es wurde ausgelöscht, von ihren Entführern. Ausgerechnet einer dieser Männer wagt es, im Mordprozess ausgelassen zu lachen!

Genau diese unsachliche Empörung über kleine Momentaufnahmen treibt all die “Bild”-Grinse-Geschichten aus den vergangenen vier Tagen: “Was fällt euch Typen eigentlich ein, auch noch zu lachen?” Es ist dabei egal — und auch gar nicht bekannt –, worüber die Personen lachen. “Bild” und Bild.de lassen die Situationen dennoch wie eine Verhöhnung der Opfer wirken.

Bei Anruf Witwenschütteln

Am vergangenen Sonntag stürzte ein Kletterer in den Südtiroler Alpen ab und starb noch vor Ort. Der Mann lebte zwar schon seit mehreren Jahren in Österreich, er war aber gebürtiger Kölner. Und so griff die Köln-Redaktion der “Bild”-Zeitung die Geschichte am Montag auf:

Es war nur eine kleine Meldung, 15 Zeilen lang, beschränkt auf die wichtigsten Fakten. Für “Bild”-Verhältnisse also ein ausgesprochen ordentlicher Umgang mit einer so traurigen Nachricht, und wir wunderten uns schon, warum das Blatt nicht — wie sonst — Fotos des Verstorbenen zeigt oder Angehörige und Bekannte belästigt hat, um an Zitate zu kommen, oder sonst irgendwie Privatsphären missachtet hat.

Was wir nicht wussten: Während wir noch rätselten, liefen in der “Bild”-Redaktion in Köln schon die üblichen Post-mortem-Recherchen. Und so konnten “Bild” und Bild.de (kostenpflichtig als “Bild-plus”-Artikel) gestern eine deutlich opulentere Aufmachung der Geschichte präsentieren:


(Unkenntlichmachung durch uns.)

Schon der erste Absatz gibt die Sensationsgier vor:

Er liebte die Berge, das Klettern, die Höhe. Doch sein Hobby wurde für ihn nun zur Todesfalle!

Und auch sonst haben die “Bild”-Mitarbeiter mal wieder unter Beweis gestellt, was sie alles Schreckliches so können. Da wäre zum Beispiel das Foto von Christian V., das “Bild” und Bild.de groß und unverpixelt zeigen. Es stammt von der Homepage der Praxis, in der der Mann gearbeitet hat. Die “Bild”-Medien haben einfach seine Arbeitskollegen weggeschnitten und das Foto veröffentlicht.

Oder der Anruf in der Praxis:

Einen Tag danach erreicht BILD eine Arbeitskollegin von Christian V. […]. Sie erzählt unter Tränen: “Wir sind alle so geschockt. Christian war ein begeisterter Kletterer, viel in den Bergen unterwegs. Das ist alles so schlimm.”

Witwenschütteln am Telefon. Was denkt man sich als “Bild”-Reporter wohl nach diesem Gespräch? “Geil, die weint! Das nehm’ ich.”?

Als er in den Südtiroler Alpen abstürzte, war Christian V. übrigens mit seiner Frau und einer Freundin unterwegs. “Bild” schreibt:

Christians Ehefrau, die den Absturz wohl direkt miterlebte, wird nun psychologisch betreut.

Wenn man das weiß und dennoch eine solche Geschichte druckt, hält man sein eigenes Verhalten womöglich auch noch für völlig normal.

Nachtrag, 14:50 Uhr: Inzwischen haben wir die Praxis erreicht, in der Christian V. gearbeitet hat. Wir wollten wissen, ob dort jemand der “Bild”-Zeitung erlaubt hat, das Foto zu nutzen. Antwort: “Nein.” Es habe nicht mal eine Anfrage gegeben.

Nur zur Erinnerung: Die Identität eines Opfers sei “besonders zu schützen”, sagt der Pressekodex. Für das Verständnis eines Unglücks sei “das Wissen um die Identität des Opfers in der Regel unerheblich.” Zwar könne das Foto eines Opfers “veröffentlicht werden, wenn das Opfer bzw. Angehörige oder sonstige befugte Personen zugestimmt haben”. Aber das dürfte in diesem Fall eben nicht so gewesen sein.

Neben diesen presseethischen Grundsätzen dürfte “Bild” mit der Veröffentlichung des Fotos auch das Urheberrecht des Fotografen missachtet haben. Als Quelle nennt die Redaktion lediglich das notorische “PRIVAT”.

Bild  

Und arbeitslos ist er auch noch

Vor dem Landgericht im rheinland-pfälzischen Frankenthal wird derzeit ein Fall verhandelt, der einige Zutaten für eine ordentliche “Bild”-Geschichte mitbringt: ein Todesfall, Messerstiche in Brust und Hals, Drogen sollen im Spiel gewesen sein. Und dann ist da noch der Angeklagte, der zwar geständig ist, der aber auch sagt, dass er in der Situation der Tat nicht gewusst habe, ob er sich gerade in einem Traum befinde. Das LSD, das er und das Opfer zuvor genommen hatten, soll daran schuld sein.

Na, dann mal los, Rhein-Neckar-Redaktion der “Bild”-Zeitung:

Für Oliver A. (22) war es “einfach nur ein Scheiß-Tag”. Henry L. (25) musste diesen Tag mit dem Leben bezahlen. Der junge Mann verblutete nach Messerstichen in Brust und Hals.

Seit gestern steht der Arbeitslose (Spitzname “Bob”) wegen Totschlags vorm Landgericht.

Immerhin: Etwas Anonymisierung hat “Bild” dem Angeklagten im Artikel vom vergangenen Freitag mit einem schwarzen Augenbalken gewährt. Aber was soll die Sache mit dem “Arbeitslosen” in der Überschrift? Für die Tat an sich ist dieser Umstand nichtig. Uns sind zumindest keine Statistiken bekannt, die zeigen, dass Menschen ohne Arbeit eine stärkere Veranlagung dazu haben, “im LSD-Rausch” “zum MESSER-KILLER” zu werden, als Klempnerlehrlinge oder Realschullehrer oder Investmentbanker. Warum also diese Betonung? Wahrscheinlich war einfach noch Platz in der Titelzeile. So aber bildet “dieser Arbeitslose” mit dem “LSD-Rausch” und dem “MESSER-KILLER” einen unheilvollen Dreiklang.

Neben dem Angeklagten geht es in dem Text auch um das Todesopfer Henry L. Im Gegensatz zu Oliver A. zeigt “Bild” ihn jedoch ohne jegliche Anonymisierung:


(Unkenntlichmachung durch uns.)

Als Quellenangabe für das Fotos findet man am Rand des Artikels lediglich den Vermerk “PRIVAT”, was normalerweise so viel heißt wie: Urheber nicht gefragt, Abgebildeten oder dessen Angehörige nicht gefragt, bei Facebook zusammengeklaubt. In diesem Fall könnte es auch sein, dass sich irgendjemand aus der Redaktion an der kleinen Gedenkstätte für Henry L. am Tatort bedient hat. Besser macht es das nicht.

“Bild” schon wieder am Grab von Andreas L.

Als Andreas L., der Co-Pilot des “Germanwings”-Flugs 4U9525, vor etwas mehr als einem Jahr beerdigt wurde, hatten die “Bild”-Redaktionen im Vorfeld glücklicherweise nichts davon mitbekommen. So konnten ihre Fotografen nicht mit Teleobjektiven auf dem Friedhof von Montabaur lauern, und ihre Reporter nicht schmierige Zeilen über die Trauergäste verfassen.

“Bild” und Bild.de berichteten aber trotzdem, einige Tage später, und zeigten in Großaufnahmen das Grab von Andreas L. Damals gab es das volle Bilder-Programm: das Holzkreuz aus verschiedenen Perspektiven, die Blumen und Trauerkränze der Angehörigen, den Grabschmuck der Freundin, ihre Abschiedsworte.

Gestern veröffentlichten “Bild” und Bild.de erneut einen Bericht über das Grab von Andreas L.:


Der einzige Grund für die neuen, großen Berichte: Das Holzkreuz wurde inzwischen durch eine Granitsäule ersetzt.

Neun Monate nach seiner heimlichen Beisetzung auf dem Friedhof in Montabaur, unweit des Segelflugplatzes, auf dem L[.] seine Leidenschaft fürs Fliegen entdeckte, wurde inzwischen das einfache Holzkreuz (“Andy”) durch die Grabsäule ersetzt.

Wieder gibt es große Fotos vom Grab, außerdem eine Nahaufnahme einer “runden Plakette”, auf der eine persönliche handschriftliche Widmung zu lesen ist, vermutlich von der Mutter von Andreas L. Im Text kommt eine Frau zu Wort, die bei dem Absturz zwei Angehörige verloren hat. Sie ist auch die Zitatgeberin für die Überschrift bei Bild.de (“Für mich als Angehörige der Opfer ist das sehr verletzend …”). Dass sie über das Grab ebenfalls sagt: “Für die Eltern von L[.] verständlich”, erfährt man erst im Artikel. Dort wird auch noch ein Anwalt zitiert, der mehrere Opfer-Familien vertritt und analysiert, dass durch die neue Grabsäule die “Ich-Bezogenheit” von Andreas L. “über seinen Tod hinaus in Stein gemeißelt” bleibe. Und dazu erinnern die beiden “Bild”-Autoren noch einmal mit deutlichen Worten daran, wer dort überhaupt begraben liegt:

Wir sehen das Grab von Todes-Pilot Andreas L[.] Das Andenken an einen Massenmörder!

Die “Bild”-Medien nutzen weiterhin jede noch so kleine Gelegenheit, um die Tat von Andreas L. aufs Neue aufrollen zu können, mit all den Beteiligten — Täter, Opfer, den Angehörigen beider Seiten. Ob es sich dabei um ansatzweise relevante Informationen handelt, spielt schon lange keine Rolle mehr.

“Bild” sucht den verschwundenen Chinesen. Wir suchen mit.

Lieber Junliang L.,

über Dich kursieren die unterschiedlichsten Pressemeldungen. Mal sollst Du ein chinesischer Tourist sein, der aus Versehen in die Mühlen der deutschen Asylbürokratie geraten ist, mal ein urplötzlich verschwundener Asylsuchender. (Sogar beim Namen gibt es Unklarheiten. Die “Bild”-Medien nennen Dich manchmal “Junliang” und manchmal “Jinliang”.)

Zu allem Überfluss hat Dich Bild.de nun zur inoffiziellen Fahndung ausgeschrieben und veröffentlicht, wenn man ihnen glauben mag, Teile des von Dir unterschriebenen Asylantrags. Zusammen mit einem persönlichen Aufruf:

Du kennst Dich wahrscheinlich nicht so gut mit der deutschen Sprache aus, zumal manches auch nur zwischen den Zeilen steht. Wir verraten Dir deshalb, was die Mitarbeiter von Bild.de meinen, wenn sie Dir zeigen wollen, “wie schön Deutschland wirklich ist”:

1.) Hier kann man schön unverpixelte Fotos von Tätern und Opfern veröffentlichen.
2.) Hier kann man schön Facebook-Profile plündern.
3.) Hier kann man schön den Pressekodex missachten.
4.) Hier kann man schön gegen den Presserat wettern.
5.) Hier kann man schön Krankenakten und persönliche Dokumente ausschlachten.
6.) Hier kann man schön Falschmeldungen in Umlauf bringen.
7.) Hier kann man schön Ressentiments schüren und Vorurteile verstärken.
8.) Hier kann man schön die niedersten Instinkte seiner Leser bedienen.
9.) Hier kann man schön Stimmung gegen Ausländer, Minderheiten und Benachteiligte machen.
10.) Hier kann man bei aufkommender Kritik schön patzig werden oder Nebelkerzen werfen und sich hinter Selbstironie verstecken.

Wenn Du all das erfahren willst, und zwar am eigenen Leib, dann melde Dich bei “Bild”. Die haben dort sicher schon Dutzende passender Schlagzeilen in der Schublade wie:

  • “Ein Chinese mit dem Kontrapass”
  • “Um lei Tung: Dieser Chinese kennt keine Abkürzungen”
  • “Junliang: Schlitzauge sei wachsam!”
  • “Kau der Welsch: Der Mann mit dem Mao-am-Anzug”
  • “Erst kam der Chinese, dann war der Hund weg!”
  • “Messer-und-Gabel-Allergie: Dieser Chinese isst Fisch nur mit (Fisch)stäbchen.”
  • Du kannst Dich aber auch statt bei “Bild” bei uns BILDbloggern melden. Wir können Dir zwar aus Zeitgründen momentan nicht zeigen, “wie schön Deutschland wirklich ist”, haben aber Tipps parat, was man machen kann, wenn die “Bild”-Zeitung unangekündigt bei einem vor der Tür steht.

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