Die “taz” verhöhnt Deutschlands bekannteste Journalisten, druckt eine intime Fotomontage von Helmut Markwort und Kai Diekmann. Angeblich aufgenommen von “taz-Leserreportern”!
Es sind Fotomontagen aus dem Privatbereich, die kein Mensch von sich in der Zeitung sehen möchte. Sie zeigen das Paar Markwort/Diekmann “beim Nackt-Boulen am Strand”.
Dazu brachte die “taz” heute auf Seite 1 prominent in der Mitte die hämische Schlagzeile “Mehr als nur Kollegen?”. Das deutsche Wort “Kollege” bedeutet laut Duden “jmd., der mit anderen zusammen im gleichen Beruf tätig ist”.
Diekmann wird in der Überschrift als “BILD-hübsch” bezeichnet. Er assistiere Markwort mit einer Titel–Geschichte, lasse sogar Gaga-Kolumnist Franz Josef Wagner von der Leine.
Der Artikel beginnt mit dem spöttischen Satz: “Wie ‘Focus’ und ‘Bild’ mit nichtpublizierten FKK-Fotos von EU-Kommissar Günter Verheugen Politik zu machen versuchen”. Darüber die zweideutige Überschrift “Nackten, Nackten, Nackten”. Das heißt eigentlich soviel wie “unbekleidet” — könnte aber auf den “Focus”-Werbespruch anspielen: “Fakten, Fakten, Fakten”.
Und wenn Ihnen dieser kursiv gesetzte Text jetzt irgendwie bekannt vorkommt: Keine Sorge, unsauch!
Warum sollten wir Zweifel an der Geschichte haben, die Ruth Hannah Reeves der “Bild”-Zeitung über ihre “wilden Tage ab 1960” mit Paul McCartney erzählt hat (siehe Ausriss)? Bloß, weil sie in der “Bild”-Zeitung steht? Nein, deswegen nicht. Aber “Bild” zitiert Reeves u.a. so:
“Ich habe 10 Jahre lang im Hamburger Starclub an der Bar gearbeitet, kannte alle Musiker.”
“1965 habe ich Paul wieder getroffen. Er war gerade frisch getrennt von seiner Freundin Jane Asher und meinte zu mir; Ruth, komm mich doch mal besuchen.”
Das war offenbar das letzte Mal, dass Reeves McCartney getroffen haben will. Aber auch daran stimmt was nicht. Paul McCartney und Jane Asher trennten sich nämlich erst 1968.
Aber so ist das wohl mit historisch belegbaren Fakten. Sie sind eben etwas ganz anderes als nostalgische Erinnerungen einer 66-jährigen Rentnerin aus Hamburg — und Journalismus ist eigentlich etwas anderes als Gefühlsduselei.
Mit Dank an Jörg L. für den sachdienlichen Hinweis.
Gestern war in der Hamburger “Bild”-Ausgabe ein Artikel über eine Auseinandersetzung in der S-Bahn. Drüber stand:
“Wenn du in Hamburg nur helfen willst dann wirst du brutal niedergeprügelt und liegst plötzlich hirntot im UKE”.
Kurz die Fakten: Am frühen Morgen des 22. Oktober kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen einem Jugendlichen und einem 52-Jährigen Mann. Der 52-Jährige starb einen Tag später im Krankenhaus. In der Pressemitteilung der Polizei vom 23. Oktober hieß es:
Eine Gruppe von Jugendlichen (…) belästigte fortwährend andere Fahrgäste. Der 52-Jährige forderte die Jugendlichen auf, die Provokationen zu unterlassen und drohte ihnen Schläge an. Daraufhin versetzte ihm einer der Jugendlichen einen Faustschlag und verletzte den Mann am Kopf.
Aber zurück zu “Bild”: Im Text war die Rede von einer “Horde von dumpfen Typen, denen ein Menschenleben nichts wert ist”, von “menschenverachtender Brutalität”, von explodierender Gewalt, von einer “Gewalt-Orgie”.
Die gestrige “Bild”-Version ist also total übertrieben wesentlich detailreicher, stimmt im Kern aber mit der Pressemitteilung der Polizei überein.
Das gilt auch für einen Text, der offenbar aus der heutigen “Bild”-Hamburg stammt und der auch auf Bild.de veröffentlicht wurde. Dieser Text wird spätestens seit heute morgen auf der “News”-Seite von Bild.de groß angeteasert (siehe Ausriss).
Spätestens seit heute morgen gibt es aber auch erhebliche Zweifel daran, dass die erste Version der Polizei oder die ausgeschmückte Version von “Bild” stimmen. Das, wie “Bild” bei Axel Springer erscheinende, “Hamburger Abendblatt” schreibt in seiner heutigen Ausgabe:
Nach Informationen des Abendblattes geht die Mordkommission jetzt davon aus, dass Wolfgang L. (52) mit dem Streit begonnen hatte. Er soll auch als Erster gewalttätig geworden sein.
Um 5.00 Uhr gab die Nachrichtenagentur dpa eine entsprechende Meldung heraus, und um 10.46 Uhr gab die Polizei eine Pressemitteilung heraus, die die Meldung des “Abendblatts” im Wesentlichen bestätigt. Und seither haben diverseMedien, die zuvor schon über den Fall berichtet hatten, über die ZweifelandembisherangenommenenTathergang berichtet.
Bei Bild.de indes findet sich noch immer kein Hinweis darauf. Der irreführende Text wird nach wie vor von dem irreführenden Teaser auf der “News”-Seite angekündigt.
P.S.: Es mag ja sein, dass man bei Axel Springer der Auffassung ist, es sei nicht Aufgabe der multimedialen Erweiterung von “Bild”, falsche oder überholte Artikel, die ursprünglich aus “Bild” stammen, zu korrigieren, zu aktualisieren oder zu ergänzen. Dennoch wäre es vielleicht langsam an der Zeit, den irreführenden Teaser mal von der “News”-Seite zu entfernen. Auch deswegen, weil der “Bild”-Text den Eindruck erweckt, der Faustschlag habe mehr oder weniger direkt zum Tod geführt. Die Polizei gab heute aber bekannt:
An einem direkten Zusammenhang zwischen dem Faustschlag und den später bei dem Opfer festgestellten und zu seinem Tode führenden Hirnblutungen bestehen nach den bisherigen Untersuchungen Zweifel.
Mit Dank an Christian H. und Ulrich W. für den sachdienlichen Hinweis.
Das Experiment — Zuerst fernsehen, dann frühstücken (nzzfolio.ch)
Seth Roberts versuchte mit seltsamen Selbstexperimenten herauszufinden, wie sich Essgewohnheiten oder TV-Konsum auf das Wohlbefinden auswirken – und kam zu überraschenden Resultaten.
Natascha und der Neubeginn (derstandard.at)
Wie Nataschas Brief entstand und warum es nicht mehr notwendig ist, ihr Kindheitsfoto abzudrucken: Der STANDARD beantwortet alle Fragen.
Fakten fischen (telepolis.de)
Der History-Bot markiert eine neue Zündstufe des Internet.
De Morgen, wir kommen (notebook-onlinejournalismus.de)
“De Morgen”, die belgische Zeitung, die 17 Reportagefotos von mir gestohlen hat, stellt sich schwerhörig. Auch nach zwei Wochen noch keine Reaktion.
Angesichts des Entwurfs eines neuen Schulgesetzes in Schleswig-Holstein fragte “Bild” gestern:
Und das ist schon mal eine lustige Frage, denn die geplante Regelung betrifft männliche Lehrer genauso, aber gut.
Eigentlich bemerkenswert ist aber vor allem, dass “Bild” die Antwort auf die Frage im Artikel schuldig bleibt. Ungefähr zwei Drittel des Textes geben den “Riesenkrach” wieder, den das geplante Gesetz auslöst (der in “Bild” schon zum “Gesetz” wird). Aber warum sich die Landesregierung zur Empörung auch der “Bild”-Zeitung dafür entschied, nicht nur Kopftücher im Unterricht zu verbieten, sondern (außerhalb des Religionsunterrichts) alle religiösen Symbole, das erklärt das Blatt seinen Lesern nicht.
Auch der “Bild”-Kommentar von Willi Schmitt stellt zwar nicht weniger als zehn Fragen, beantwortet aber keine einzige davon, und schon gar nicht die zentrale:
Warum fordert die Große Koalition aus CDU und SPD (…) auf einmal: kein Kopftuch mehr in Schulen, dafür aber auch kein Kreuz mehr?
Dabei lässt sich die Frage relativ leicht beantworten. Die “Süddeutsche Zeitung” tat es am Freitag so:
Der Beschluss der Kieler Regierung entspricht dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2003. Das hatte
den Ländern nahegelegt, entweder prinzipiell den Lehrkräften zu erlauben, ihren Glauben symbolisch zu bekennen — oder dies komplett zu verbieten.
(Auch die nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche zum Beispiel ist der Ansicht, dass ein Privileg für christliche Symbole, wie “Bild” es fordert, “verfassungsrechtlich zweifelhaft” wäre: Wenn die muslimische Lehrerin kein Kopftuch tragen darf, dürfte auch der Pastor nicht mit umgehängtem Kreuz über den Schulhof gehen. Ein Gesetz in Hessen, das den Beamten im öffentlichen Dienst das Tragen von Kopftüchern verbietet, christliche Symbole aber erlaubt, verstößt nach Ansicht der hessischen Landesanwältin gegen die Verfassung. Und das Stuttgarter Verwaltungsgericht hat vor kurzem einer muslimischen Lehrerin Recht gegeben, die gegen das baden-württembergische Kopftuchverbot geklagt hatte.)
Natürlich kann man darüberstreiten, wie man am besten mit den symbolträchtigen Kopftüchern in der Schule umgehen soll. “Bild” aber hat sich entschieden, kein Risiko einzugehen, dass die Leser womöglich zu einem anderen Urteil kommen als ihre Zeitung, die diese Debatte über die Grundwerte der deutschen Verfassung für eine “Gespenster-Diskussion” hält, und lässt sicherheitshalber die entscheidenden Fakten einfach weg. “Bild” macht aus der echten Frage, warum Lehrer kein Kreuz mehr tragen sollen, eine rhetorische — und lässt die Beschlüsse der Politiker dadurch, dass sie sie einfach nicht erklärt, schlicht unerklärlich erscheinen.
“Bild” steht im gegenwärtigen Nahost-Krieg uneingeschränkt hinter der israelischen Armee. Ob das eine gute Voraussetzung für eine Zeitung ist, um ihre Leser unvoreingenommen und umfassend über die Vorgänge im Krieg zu informieren, darüber kann man streiten. Die “Bild”-Zeitung aber geht in ihrer Parteinahme soweit, dass sie Tatsachen verdreht, übertreibt und verfälscht. Und darüber kann man eigentlich nicht streiten.
“Bild” berichtet heute über die vor allem in vielen Blogs aufgeworfenen Zweifel daran, was während und nach dem Angriff der israelischen Armee auf die libanesische Stadt Kana wirklich geschah. “Bild” schreibt:
Hat die Terror-Organisation Hisbollah diese Bilder etwa perfide inszeniert — um mit toten Kindern Propaganda gegen Israel zu machen?
Renommierte Blätter wie “Süddeutsche” und FAZ sprechen von “Propaganda” und “Zweifeln” an den genauen Umständen des Angriffs. Die “Neue Zürcher Zeitung” nennt das Chaos aus Schutt und Leichen vor dem zerstörten Haus “eine bloße Darbietung für angereiste Journalisten!”
Alle drei Zitate aus “renommierten Blättern” sind falsch. SZ und FAZ berichten zwar beide über “Verschwörungstheorien” (SZ) und “Spekulationen” (FAZ) über die Umstände des Angriffs auf Kana. Weder in der SZ, noch in der FAZ tauchen in diesem Zusammenhang jedoch die Wörter “Propaganda” oder “Zweifel” auf.
Und die NZZ spricht zwar von “Propaganda” und “Zweifeln”, nennt das Chaos aber keineswegs selbst, wie “Bild” behauptet, “eine bloße Darbietung für angereiste Journalisten”, sondern zitiert diese Meinung nur — als “Vermutung” von “Beobachtern”.
Den gleichen Trick wendet “Bild” noch einmal an und schreibt:
Die FAZ berichtet über einen noch abscheulicheren Verdacht:
Unter Berufung auf die libanesische Internetseite “Libanoscopie” heißt es, dass die Hisbollah einen Raketenwerfer auf das Dach des Hauses gestellt und behinderte Kinder in das Gebäude gebracht habe.
“Bild” tut so, als habe die FAZ den Vorwurf übernommen, dabei referiert die FAZ ihn nur in indirekter Rede. Warum zitiert “Bild” nicht einfach die Originalquelle? Warum versucht sie, diese Originalquelle über den Umweg der FAZ aufzuwerten, wenn die FAZ keine Aussagen darüber trifft, ob sie dieser Quelle glaubt oder nicht?
Die “Bild”-Redakteure Julian Reichelt und Sebastian von Bassewitz fragen heute: “Wurde die ganze Welt durch die Hisbollah-Terroristen getäuscht?” Ganz anders als die von ihnen zitierten “renommierten Blätter” beantworten sie die Frage aber auch sogleich: “Wie die Terroristen der Hisbollah mit toten Kindern Propaganda machen”, “Auch den Ort ihrer schauderhaften Inszenierung wählte die Hisbollah geschickt”, “Das Kalkül der Hisbollah ging auf”.
Die “Bild”-Zeitung setzt der “Propaganda” der Hisbollah etwas entgegen, das sie “Fakten” nennt, und schreibt:
Fakt ist aber: Ausgerechnet aus Kana feuerte die Hisbollah unmittelbar vor dem jüngsten Angriff 150 Raketen auf Nordisrael — dadurch lenkten die Terroristen den Luftschlag der Israelis bewusst und gezielt auf den symbolträchtigen Ort.
Der zweite Teil dieses “Fakts” ist eine Vermutung. Und der erste Teil ist falsch. Laut Untersuchungsbericht der israelischen Armee wurden aus Kana und der Umgebung “seit 12. Juli” über 150 Raketen abgefeuert, also nicht “unmittelbar vor dem jüngsten Angriff”, sondern seit Beginn des Krieges. Dass die israelische Armee in dieser Hinsicht untertreibt, darf man ausschließen.
“Bild” schreibt weiter:
Fakt ist auch: Obwohl libanesische Behörden anfangs 56 Tote meldeten, fand das Rote Kreuz “nur” 28 Leichen.
Die Menschenrechtsorganisation “Human Rights Watch” korrigierte die Zahl der Opfer, die am Wochenende im Dorf Kana bei einem israelischen Luftangriff getötet wurden, auf 28 Tote. Arabische Quellen hatten von 56 Toten gesprochen.
“Bild” verschweigt nicht nur die massive Kritik, die “Human Rights Watch” bei der gleichen Gelegenheit an dem israelischen Vorgehen geübt hat, sondern vor allem auch, dass laut “Human Rights Watch” die Zahl von 28 Todesopfern eine “vorläufige” Zahl ist. 13 Menschen würden noch vermisst und liegen womöglich unter den Trümmern, die Bergungsarbeiten könnten aber nicht fortgesetzt werden. Der Unterschied zu den ursprünglichen Schätzungen rühre daher, dass mehr Menschen, die sich im Keller des bombadierten Hauses aufgehalten hatten, lebend entkommen seien als angenommen.
“Bild” suggeriert (möglicherweise zurecht), dass ursprünglich bewusst eine zu hohe Opferzahl genannt wurde. Und nennt stattdessen eine Zahl, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu niedrig ist, weil sie die Vermissten komplett verschweigt.
Keine Frage: Es ist fast unmöglich für die Medien, in einem Krieg wie diesem die Wahrheit von den Propagandalügen zu unterscheiden. Aber man kann versuchen, seine Leser so gut wie möglich zu informieren: Man kann Quellen angeben und korrekt zitieren. Man kann es vermeiden, sich Behauptungen einer der Parteien zu eigen zu machen. Man kann Spekulationen und Gerüchte als solche kennzeichnen. Und man kann darauf verzichten, den Verdrehungen der Beteiligten noch eigene hinzufügen.
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“Bild” hat sie getroffen: Ibrahim, Fakhiri und Hassan, drei “mutmaßliche Mitglieder der ‘Neuköllner Killer-Boyz'”. Für einen “BILD-Report über die dramatisch steigende Brutalität unter Jugendlichen in Berlin”. Und “Bild” hat sogar Zahlen, Fakten — und ein Foto, auf dem man sieht, was die brutalen Jugendlichen so anstellen:
Nur den Hinweis, dass es sich dabei um ein Szenenfoto aus einem Spielfilm handelt, den hat “Bild” vergessen.
Im Mai erwirkte Günther Jauch eine einstweilige Verfügung, die es der “Bild”-Zeitung (und anderen Publikationen der Axel-Springer-AG) zum Schutz seiner Privatsphäre untersagte, jedwede Details über seine geplante Hochzeit zu veröffentlichen. Die Axel-Springer-AG ging dagegen in Berufung. Das Berliner Kammergericht gab ihr nun in einem Punkt recht: Der Verlag darf die bekannten Potsdamer Sehenswürdigkeiten nennen, in denen die Feier stattfinden soll. Nur die. An weiteren Details bestehe kein vergleichbares öffentliches Interesse, erläuterte eine Gerichtssprecherin gegenüber dpa. Der Schutz der Privatsphäre Jauchs habe Vorrang. Auch dieses Urteil ist vorläufig. In der Hauptsache wird das Gericht aber wohl erst nach der Hochzeit entscheiden.
Kammergericht gestattet Berichterstattung über Jauch-Hochzeit
Der Hinweis, dass das Gericht die Berichterstattung immer noch weitgehend untersagt, fehlt in der Pressemitteilung. Stattdessen kommt ausführlich Nicolaus Fest, Mitglied der “Bild”-Chefredaktion, zu Wort:
“Das Kammergericht hat dem Begehren von Günther Jauch, die Berichterstattung über seine Hochzeit vollständig zu unterbinden, eine klare Absage erteilt. Wer die Medien fast täglich zur Steigerung seiner Prominenz und seines Marktwertes nutzt und in weltbekannten touristischen Sehenswürdigkeiten heiratet, kann die Presse nicht ausschließen. Diese Selbstverständlichkeit hat das Kammergericht in dankenswerter Klarheit bestätigt.”
Fests rhetorische Akrobatik hat sich gelohnt. Die Fachzeitschrift “werben & verkaufen” etwa übernahm seine lustige Interpretation ohne jede Einschränkung.
“Bild” hat heute mal wieder sowas ähnliches wie Exklusiv-Informationen im Blatt. Und zwar in dieser Geschichte:
Im Text heißt es:
(…) jetzt mußte ein Superhund aus Kanada eingeflogen werden!
Und dann noch einmal in der Bildunterzeile:
Einer der 50 Bären, den Superhund “Raiku” (9) aus Kanada gestellt hat.
Das exklusive daran ist, dass Raiku angeblich aus Kanada kommen soll. Komisch eigentlich, denn sonst stimmen die “Bild”-Angaben über Raiku ziemlich genau mit denen überein, die ein finnischer Hundeführer auf seiner Internetseite hat. Und das Foto, das “Bild” zeigt und als dessen Quelle sie dpa angibt, findet sich auch auf der Internetseite desselben finnischen Hundeführers.
Ob es sich bei diesem Raiku um den handelt, der am Sonntag zum Suchtrupp gestoßen ist, wissen wir zwar nicht, es wäre aber durchaus möglich. Schließlich berichten auch andereMedien über einen finnischen Hund namens Raiku. Und mancheschreibensogar, dass sich mit Raikus Hundeführer nun ein weiterer Finne an der Suche nach “JJ1” beteiligt. Nur die Pannen-Truppe von “Bild” ist auf der falschen Fährte. Warum? Wir wissen es nicht, aber vielleicht wollte sie sich ja die Geschichte über zu doofe finnische Jäger nicht durch irgendwelche Fakten kaputt machen.
Mit Dank an Manfred W. für den sachdienlichen Hinweis.
Nachtrag, 22.05 Uhr: Zur Präzisierung: Der gestern zum Suchtrupp gestoßene Hund stammt nicht aus Kanada, sondern aus Finnland. Zumindest sein finnisches Herrchen wurde aber offenbar aus Kanada eingeflogen, möglicherweise inklusive Hund.