Suchergebnisse für ‘fakten’

Döpfners Adidas-Eigeninteresse, Fretterode-Urteil, US-Podcast-Szene

1. Axel-Springer-Chef Döpfner soll “Bild”-Kampagne gegen Adidas initiiert haben
(spiegel.de)
Springer-Chef Mathias Döpfner steht erneut in der Kritik. Wie die “Financial Times” berichtet (Bezahlartikel, englisch), soll er eine “Bild”-Kampagne angestoßen und dabei in einem Interessenkonflikt gesteckt haben: “Bild” empörte sich zu Beginn der Corona-Krise über das Verhalten des Unternehmens Adidas – der Sportartikelhersteller wollte keine Mieten mehr zahlen. Wie sich nun herausstellt, hatte Döpfner als Miteigentümer eines Mietobjekts, für das dann keine Mietzahlung von Adidas mehr gekommen wäre, ein Eigeninteresse.

2. Äußerst milde Strafen im Fretterode-Prozess
(belltower.news, Nicholas Potter)
Im sogenannten Fretterode-Prozess standen zwei Neonazis wegen ihres lebensgefährlichen Angriffs auf Journalisten vor Gericht. Nicholas Potter hält die Strafen (im einen Fall ein Jahr auf Bewährung, im anderen 200 Arbeitsstunden) für zu niedrig und spricht von einem “Skandal-Urteil”: “Das schwache Urteil im Fretterode-Prozess ist investigativen Journalist*innen, die die extreme Rechte in Thüringen und darüber hinaus beleuchten, nun ein weiterer Schlag ins Gesicht. Und für die Neonazi-Szene ein großer Grund zur Freude.”
Weiterer Lesehinweis: Auch der Landesverband Thüringen des Deutschen Journalisten-Verbands äußert sein “Unverständnis über Urteil im Fretterode-Prozess”.

3. Medienschaffende in Frankreich wollen klimagerechter berichten
(deutschlandfunk.de, Nina Magoley & Christiane Kaess & Sebastian Wellendorf, Audio: 4:18 Minuten)
In Frankreich haben sich mehr als 500 Medienschaffende und rund 30 Redaktionen auf eine Charta zum Klimawandel verständigt (hier die englische Übersetzung), die eine neue Form der Klimakommunikation definiert. Klima und Ökologie sollen nicht mehr länger als eigene Rubrik behandelt, sondern zum “Prisma” werden, durch das auch viele andere Themen betrachtet werden sollen. Außerdem soll die Bebilderung von Klimaphänomenen kritischer überdacht werden.

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4. Neuer Kodex für Faktencheck-Organisationen
(correctiv.org)
Mehr als 40 europäische Faktencheck-Organisationen haben sich auf professionelle Standards zur Bekämpfung von Fehlinformationen geeinigt. Für Deutschland seien “Correctiv” und die dpa maßgeblich an dem Projekt beteiligt gewesen.

5. “Mama ist mein größter Fan”
(taz.de, Clara Engelien)
In der “taz” plädiert die promovierte Chemikerin, Youtuberin und TV-Moderatorin Mai Thi Nguyen-Kim für mehr Wis­sen­schafts­jour­na­lis­tin­nen und -journalisten in politischen Redaktionen: “Das Problem ist, in politischen Formaten werden immer wieder Fachleute aus der Wissenschaft hinzugezogen als diejenigen, die mit Autorität etwas erklären, was nicht zur Debatte gestellt wird. Die Journalisten, die sie interviewen, sind selten gut genug vorbereitet, um sie kritisch hinterfragen zu können. Als Wissenschaftsjournalistin muss ich aber wissenschaftliche Erkenntnisse nicht nur übersetzen, sondern auch einordnen. Nicht jeder mit einem Professorentitel ist automatisch eine verlässliche Quelle.”

6. Marcus Schuler über die US-Podcast-Szene
(turi2.de, Marcus Schuler)
Marcus Schuler, USA-Korrespondent des Bayerischen Rundfunks, analysiert in seinem Gastbeitrag die US-Podcast-Szene und diagnostiziert ein Überangebot: Die Zahl der Podcasts sei seit 2018 förmlich explodiert – von damals 550.000 auf mittlerweile mehr als zwei Millionen. “Das macht es für neue Sendungen schwieriger, ein Publikum zu finden. Jede neue Show hat quasi ein kleineres Publikum als ihre Vorgänger”, so Schuler.

Nadelattacken bei ProSieben?, Familiärer NDR-HH, Windkraft

1. Berliner Club-Gäste kritisieren ProSieben für “Needle Spiking”-Experiment
(rbb24.de)
In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Berichte von Klubbesuchern oder Festivalbesucherinnen, sie seien mit einer Nadel gestochen worden (“needle spiking”) und hätten danach Symptome erlebt, die einer Vergiftung mit K.-o.-Tropfen ähneln. Nun soll ProSieben derlei Nadelattacken in einem Klub simuliert haben, jedoch ohne die Betroffenen darüber zu informieren. Eine Klubbesucherin will einen Piks gespürt haben, der Sender spricht von Berührungen mit einem Textmarker. So oder so bleiben Fragen zur ethischen Statthaftigkeit des Experiments.
Anmerkung des “6-vor-9”-Kurators: Der US-amerikanische Medizinsoziologe Robert Bartholomew hält das Phänomen “needle spiking” für ein modernes Märchen: “Warum sollte ein Täter so etwas Riskantes wagen, wenn es einfacher wäre, dem Opfer K.-o.-Tropfen in den Drink zu schütten?” (nzz.ch, Florian Schoop)

2. Profitierte die Familie von Funkhaus-Direktorin Rossbach vom NDR?
(businessinsider.de, Philip Kaleta)
Nach Informationen von “Business Insider” sollen auch die Töchter der NDR-Hamburg-Direktorin Sabine Rossbach vom öffentlich-rechtlichen Sender profitiert haben. Die ältere Tochter habe jahrelang PR-Kunden in NDR-Programmen platzieren können, die jüngere eine begehrte Festanstellung im Sender bekommen. Und auch der Ehemann der Funkhauschefin sei vom NDR mit einem üppigen Beratervertrag versehen worden.

3. Über den unverantwortlichen Versuch von Tagesschau und MDR, Windkraft als Klimakiller zu framen
(graslutscher.de, Jan Hegenberg)
In einem Beitrag auf Tagesschau.de ist von “Klimakillern in Windkraftanlagen” die Rede. Gemeint ist damit die Verwendung eines technisch notwendigen Gases. Jan Hegenberg erklärt, warum er dessen Eisatz für eher unproblematisch, den Tagesschau.de-Beitrag aber für problematisch hält: “Sorry, liebe ARD, aber für diesen billigen Gotcha-Journalismus haben wir echt keine Zeit mehr. Ja, Windkraft ist nicht komplett klimaneutral. Surprise: Photovoltaik, vegane Burger und Fahrräder auch nicht.”

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4. “Katastrophen erhöhen das Interesse an Information”
(journalist.de, Jan Freitag)
Steffen Klusmanns Start an der Spitze der “Spiegel”-Redaktion fiel in die Zeit der größten Krise des Hauses, dem Skandal um Fälscher Claas Relotius. Nun leitet Klusmann bereits seit vier Jahren den “Speigel” und hat dessen Transformation mitgestaltet. Der “journalist” hat mit ihm gesprochen, dabei geht es auch um vom “Spiegel” beackerte Boulevardthemen: “Die Trennungsgeschichte von Johnny Depp und Amber Heard hat viele interessiert. Solch ein Thema können wir nicht Bild und Bunte überlassen. Zumal es gesellschaftliche Relevanz hat, und damit passt es auch zum Spiegel.”

5. Querdenker-Anwälte wollen Volksverpetzer mundtot machen
(volksverpetzer.de, Thomas Laschyk)
Die Seite “Volksverpetzer” berichtet immer wieder über die “Querdenker”-Szene und werde von dieser mit allerlei absurden, aber kostspieligen und zeitraubenden “Quatsch-Klagen” überzogen: “Man will uns einschüchtern, Zeit stehlen und massiv Kosten verursachen. Da man mit Argumenten offensichtlich nicht gegen unsere vielen Faktenchecks ankommt, versucht man uns jetzt mit juristischen Mitteln und so genannten SLAPP Klagen mundtot zu machen.”

6. Video der weinenden russischen Touristin entstand vor Krim-Explosionen
(dpa-factchecking.com)
Die Nachrichtenagentur dpa hat ein Video überprüft, das weite Verbreitung fand und in dem sich eine weinende Frau über das Ende ihres Krim-Aufenthalts beklagt – angeblich als Folge von Explosionen auf einer russischen Luftwaffenbasis. Das Fazit der Faktenchecker: “Die Szene mit der weinenden Touristin entstand vor den Explosionen auf der Krim am 9. August. Der Schluss, sie habe ihren Urlaub deswegen abgebrochen, ist also falsch.”

Baerbock-Zitat, Kurzer Prozess?, Streit um RTL-Recherchen

1. Baerbock-Zitat verfälscht und instrumentalisiert
(br.de, Max Gilbert)
Im Internet kursieren verkürzte und verfälschende Zitate von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock zum Krieg in der Ukraine, was zumindest anfänglich von der “Welt”-Redaktion befeuert wurde, die den falschen Zitatausschnitt verbreitete. Der “Faktenfuchs” erklärt, was wirklich gesagt wurde und gemeint war.
Weterer Lesehinweis: Auf Twitter wendet sich Medienkritiker Stefan Niggemeier an die “Welt” und fragt den Digital-Chefredakteur Oliver Michalsky: “Und es gibt gar keine Regel bei @Welt, dass bei der nachträglichen Berichtigung eines wörtlichen Zitats (!) in der Überschrift (!) wenigstens irgendwo ein transparenter Korrekturhinweis irgendwo angebracht werden muss, @omichalsky?”

2. Weitere Konsequenzen nach Vorwürfen gegen den NDR in Kiel
(ndr.de)
Im Zuge der Vorwürfe gegen die Politik-Berichterstattung des NDR Schleswig-Holstein gibt es weitere personelle Konsequenzen. Am Donnerstagvormittag gab der Sender bekannt, dass Landesfunkhaus-Direktor Volker Thormählen für einen Monat in den unbezahlten Urlaub geht. Im Beitrag geht es auch um neue Vorwürfe unzulässiger Einflussnahme, die von “Business Insider” publik gemacht wurden. Außerdem ist im Text eine etwa halbstündige Sondersendung des NDR-Medienmagazins “Zapp” zu den Vorgängen im eigenen Haus eingebettet.

3. Es könnte ein kurzer Prozess werden
(sueddeutsche.de, Anna Ernst)
Der damalige MDR-Unterhaltungschef Udo Foht soll sich laut Anklage von mehreren Firmen und Privatpersonen Geld für Shows und Fernsehproduktionen geliehen und dabei gewusst haben, dass er die Gelder nicht zurückzahlen kann beziehungsweise wird. Anna Ernst berichtet über den Fall, der eigentlich schon ein Jahrzehnt zurückliegt, aber jetzt erst vor Gericht verhandelt wird.

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4. Die RBB-Krise braucht keine Zwischen-, sondern eine finale Lösung
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Der rbb will die Nachfolgeregelung für die ausgeschiedene Intendantin Patricia Schlesinger anscheinend zweistufig angehen. Zunächst soll eine Interims-Intendanz und später die endgültige Intendanz übernehmen. Joachim Huber hält nichts von diesem Vorgehen und fragt: “Erst kommt der Aufräumer und dann der Aufbauer? Beide Aufgaben sind ineinander verschränkt, sie zu entzerren, schafft mehr Verwirrung und kostet mehr Kraft als nötig. Es wäre den Räten zu raten, sich von der RBB-Doppellösung zu verabschieden und sich stattdessen auf eine öffentliche Ausschreibung zu konzentrieren, die über den öffentlich-rechtlichen Personenkreis hinausschaut.”

5. Streit um RTL-Recherchen zur neuen Reihe “Felix Hutt investigativ”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
In der neuesten Folge der RTL-Reihe “Felix Hutt investigativ” geht es um das Drogen- und Prostitutionsmilieu auf Mallorca. Jana Bernhardt, unabhängige Produzentin und Journalistin, kommt das Thema bekannt vor. Sie hatte dazu bis 2020 recherchiert und eine Reportage für RTL gedreht, die jedoch nicht ausgestrahlt wurde. Nun sieht sie sich um ihre Rechercheergebnisse betrogen. Der Sender weist die Vorwürfe zurück.

6. ARD-Teletext wird On-Air-Kunstausstellung
(wdr.de)
Auf den Teletext-Seiten der ARD gibt es ab Tafel 830 für drei Wochen Kunst zu sehen: “15 internationale Künstlerinnen und Künstler haben mit Hilfe von Teletext-Software Kunstwerke geschaffen. Die Herausforderung war, mit nur sechs Farben, sowie Schwarz und Weiß auf kleinem Raum klar zu kommen.” Weitere Informationen findet man in einer ARD-Pressemitteilung.

Weigelts Welt, Journalisten freigesprochen, Videotheken-Dinos

1. Weigelts Welt
(sueddeutsche.de, Ulrike Nimz)
Ein Bürgermeister, der einen Journalisten schubst, wie es in der thüringischen Kleinstadt Bad Lobenstein passiert ist, sei keine Provinzposse, sondern das Resultat wachsender Demokratieverachtung, kommentiert Ulrike Nimz. Die nachgeschobene Stellungnahme des Bürgermeisters sei “der Versuch, das Geschehen umzudeuten, alternative Fakten zu schaffen. Es ist, im ganz Kleinen, die Strategie eines Donald Trump, es ist die Strategie eines Wladimir Putin, eine Strategie, die dazu führt, dass niemand mehr seinen Augen und Ohren glauben mag. Aber die Wahrheit ist nichts Verhandelbares, nichts, das man nach Belieben interpretieren kann.”
Weiterer Lesehinweis: Der Deutsche Journalisten-Verband Thüringen fordert den Rücktritt des Bürgermeisters: “Wer Journalist:innen angreift, greift die Demokratie an. Er tritt Grundrechte wie die Pressefreiheit mit Füßen.” (djv-thueringen.de)

2. Journalisten in Fulda freigesprochen
(verdi.de, Peter Nowak)
“Das Fuldaer Amtsgericht hat am 22. August zwei Journalist*innen freigesprochen, die sich auf der Online-Plattform ‘Belltower-News’ kritisch mit einem Polizeieinsatz in Fulda auseinandergesetzt hatten, bei dem ein afghanischer Geflüchteter ums Leben kam. Damit obsiegte die Pressefreiheit.” Peter Nowak fasst den Fall zusammen, bei dem laut “Belltower.News” selbst die Staatsanwaltschaft auf Freispruch plädiert habe.

3. Wer soll den RBB retten?
(tagesspiegel.de, Joachim Huber & Kurt Sagatz)
Bei der Suche nach einem Interims-Intendanten beziehungsweise einer -Intendantin für den öffentlich-rechtlichen rbb würden erste Namen die Runde machen: Roland Jahn, letzter Leiter der Stasiunterlagenbehörde, der ehemalige SWR-Intendant Peter Boudgoust, der ehemalige BR-Intendant Ulrich Wilhelm sowie Ulrich Deppendorf, ehemaliger Studioleiter und Chefredakteur Fernsehen im ARD-Hauptstadtstudio.

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4. Keine Mas­kenpf­licht im Regie­rungs­f­lie­ger?
(lto.de)
Wer von einem deutschen Flughafen aus startet, muss an Bord in der Regel eine Corona-Maske tragen. Für den Regierungsflieger, der mit Olaf Scholz und Robert Habeck am Sonntag von Berlin aus nach Montreal gestartet ist, scheint diese Regel nicht zu gelten. Dort trugen die mehr als 80 Passagiere, darunter 25 Medienvertreter, keinen Mund-Nasen-Schutz. Ein Regierungssprecher wies darauf hin, dass die Reiseteilnehmer und -teilnehmerinnen einen aktuellen negativen PCR-Test vorgelegt hätten. Dennoch ist in den Sozialen Netzwerken und auch in der Berichterstattung mancher Medien die Empörung groß. “Legal Tribune Online” beleuchtet die Rechtslage genauer.

5. Ex-Sicherheitschef wirft Twitter “schockierende Schwachstellen” vor
(zeit.de)
Peiter Zatko, ehemaliger Sicherheitschef des Onlinedienstes Twitter, wirft seinem früheren Arbeitgeber gravierende Sicherheitslücken vor. Berichten von “Washington Post” und CNN zufolge habe er eine Beschwerde als Whistleblower bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht. Darin berichte Zatko von “schweren und schockierenden Schwachstellen” und einer Bedrohung der “nationalen Sicherheit und der Demokratie”.

6. Dinosaurier im Streamingzeitalter? Die Situation von Videotheken in Deutschland
(deutschlandfunkkultur.de, Jörg Taszman, Audio: 5:25 Minuten)
Jörg Taszman hat für Deutschlandfunk Kultur recherchiert, wie es um die Situation der Videotheken bestellt ist: Wie schlagen sie die Läden angesichts der Streaming-Übermacht? Taszman hat eine der nur noch 50 in Deutschland existierenden Videotheken besucht.

Schlesinger fristlos entlassen, Reichelts Youtube-Welt, Maaßen

1. DJV begrüßt fristlose Kündigung
(djv.de)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) begrüßt den gestrigen Schritt des rbb-Verwaltungsrats, den Vertrag der ehemaligen Intendantin Patricia Schlesinger außerordentlich und fristlos zu kündigen: “Das war überfällig. Die fristlose Kündigung von Patricia Schlesinger ist ein erster Schritt, um Schaden von der gesamten ARD abzuwenden”, so der DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall: “Damit stellt der Verwaltungsrat eine wichtige Weiche bei der Aufarbeitung des Skandals und wendet hoffentlich weiteren finanziellen Schaden vom RBB ab.”
Schlesinger selbst sieht sich hingegen als politisches Opfer und “Sündenbock”.
Weiterer Lesehinweis: “Nach dem Rücktritt von Patricia Schlesinger hat Hagen Brandstäter die Leitung des RBB übernommen. Nun ist er für mehrere Woche krankgeschrieben.” – Schulte-Kellinghaus vertritt Brandstäter (tagesspiegel.de, Kurt Sagatz).

2. So unterschiedlich arbeiten die Gremien bei ARD & Co.
(deutschlandfunk.de, Christoph Sterz, Audio: 8:34 Minuten)
Für die Aufsichtsgremien der neun ARD-Anstalten, des ZDF und des Deutschlandradios gälten laut einer Deutschlandfunk-Recherche jeweils sehr unterschiedliche Regeln. Die Gremienbüros seien zum Teil mit wenig Personal besetzt, und bei der Überwachung der Finanzen gebe es Auffälligkeiten, befindet Christoph Sterz, der sich mit einem Fragenkatalog an die zuständigen Gremien gewandt hatte.

3. Rechtspopulistisches Comeback auf YouTube?
(tagesschau.de, Carla Reveland & Pascal Siggelkow)
Carla Reveland und Pascal Siggelkow haben sich angeschaut, was der frühere “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt auf Youtube so treibt. Die Frage sei: “Kann Reichelt mit seinem im Juli gestarteten Kanal die für sich auserkorene Lücke zwischen boulevardistischen oder konservativen Medien und den sogenannten Alternativen Medien schließen und erfolgreich bedienen?”

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4. Beck-Verlag soll die Zusam­men­ar­beit mit Hans-Georg Maaßen auf­kün­digen
(lto.de, Hasso Suliak)
Der erzkonservative CDU-Rechtsaußen und Ex-Verfassungsschützer Hans-Georg Maaßen arbeitet am Grundgesetz-Kommentar des renommierten Verlags C. H. Beck mit und bearbeitet dort ausgerechnet das Asylgrundrecht. Das sorgt für heftige Kritik bei Autoren, Juristinnen und Anwaltsverbänden. Der Co-Bundessprecher der Neuen Richtervereinigung wird beispielsweise mit folgenden Worten zitiert: “Der Beck Verlag zeigt damit abermals mangelnde Reflexion über die Verantwortung, die gerade der deutschen Rechtswissenschaft im Kampf gegen Rechtsextremismus und Faschismus zukommt.”

5. Das Ende der ersten Nachkriegszeitung
(verdi.de)
Die “Aachener Nachrichten” gelten als erste freie und demokratische Zeitung in Deutschland, doch heute stehen sie vor dem Aus beziehungsweise vor der Verschmelzung mit der “Aachener Zeitung” – mit unangenehmen Folgen für die Beschäftigten: “Wie aus dem Haus zu hören ist, haben die neuen Besitzer bereits angekündigt, sich der Tarifbindung entziehen zu wollen.”

6. Ein großer Zeitungsmacher mit Witz und Esprit
(tagesspiegel.de, Hermann Rudolph)
Theo Sommer, Publizist, langjähriger Chefredakeur und später Herausgeber der “Zeit”, ist im Alter von 92 Jahren gestorben. In seinem Nachruf erinnert Hermann Rudolph an das Leben und Wirken des großen Zeitungsmachers.

rbb honoriert Nichtstun, ARD ohne Vertrauen, Bürgermeister attackiert

1. Freigestellter Manager kostet den RBB über 700.000 Euro
(dwdl.de, Alexander Krei)
Beim rbb will einfach keine Ruhe einkehren. Nach den zahlreichen Vorwürfen gegen Ex-Intendantin Patricia Schlesinger und andere Personen aus der Leitungsetage, stellt sich nun heraus, dass der ehemalige Chef von rbb Media noch bis zum Renteneintritt und anscheinend ohne Gegenleistung Gelder kassiert. 300.000 Euro habe er bislang schon fürs Nichtstun bekommen, von noch ausstehenden 400.000 Euro ist die Rede. Alexander Krei erklärt, was es mit den ominösen Zahlungen auf sich hat, und berichtet von einer Fragen aufwerfenden Liebesbeziehung.

2. ARD ohne Vertrauen in RBB-Führung
(taz.de)
Die restliche ARD entzieht der rbb-Geschäftsleitung ihr Vertrauen. “Wir, die Intendantinnen und Intendanten der ARD, haben kein Vertrauen mehr, dass der geschäftsführenden Leitung des Senders die Aufarbeitung der diversen Vorfälle zügig genug gelingt”, so ARD-Chef Tom Buhrow am Samstag. Damit wachse der Druck auf das rbb-Führungsteam rund um den geschäftsführenden Intendanten Hagen Brandstäter, die Ämter niederzulegen. Die Vorsitzende des rbb-Rundfunkrats, Friederike von Kirchbach, ist bereits zurückgetreten.

3. Thüringer Bürgermeister attackiert Journalist heftig
(morgenpost.de, Marius Koity & Elmar Otto & Christian Unger)
Ein Reporter der zur Funke Mediengruppe gehörenden “Ostthüringer Zeitung” ist beim öffentlichen Empfang auf einem Stadtfest vom dortigen Bürgermeister an der Arbeit gehindert und körperlich attackiert worden. Dem Journalisten sei aufgefallen, dass die Stadt auch einen bekannten Reichsbürger eingeladen hatte. Anscheinend störte sich der Bürgermeister, der in der Vergangenheit Corona als “Lüge” der Regierung bezeichnet habe und unlängst nur knapp der Abwahl entgangen sei, an entsprechenden Nachfragen und ging zum Angriff über.

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4. Fact Checking bei Investigativ-Recherchen: Ein Guide
(netzwerkrecherche.org, Nils Hanson)
Das Netzwerk Recherche veröffentlicht einen übersetzten Beitrag des preisgekrönten schwedischen Investigativreporters Nils Hanson zum Thema Faktencheck bei Investigativ-Recherchen. Hanson nennt zunächst drei unumgänglichen Checkpoints und verrät dann seine zehn Tipps zum Faktencheck. Sein Fazit: “Investigativ-Beiträge Zeile für Zeile zu redigieren, ist mühsam, aber es lohnt sich. Denn du wirst vermutlich nicht mitten in der Nacht schweißgebadet aufwachen, weil du fürchtest, falsch berichtet zu haben. Stattdessen kannst du ruhig schlafen in dem Wissen, alles getan zu haben, um das Risiko eines Fehlers zu minimieren.”

5. Worin liegt der Reiz des Podcasts für einen Textverliebten, Nils Minkmar?
(turi2.de)
Beim Medienportal “turi2” finden derzeit die Podcast-Wochen statt mit vielen Beiträgen rund um das boomende Medium. Aktuell erklärt der Journalist und Podcaster Nils Minkmar, worin für ihn der Reiz des Formats liegt: “Podcasten macht nur Spaß, wenn man es in guter Gesellschaft tut, mit der man auch mal anderer Meinung sein kann. Und ohne allzu enge Vorgaben, jede Vorsicht oder Vorgabe verdirbt die Sache. Denn Podcasten ist eine Ausübung unserer Freiheit. Und die gibt es nicht ohne Risiko.”

6. Wie wir betrogen wurden (-45.000€)
(youtube.com, Simplicissimus, Video: 9:41 Minuten)
Die Macher des ehemals zum öffentlich-rechtlichen “Funk”-Kosmos gehörenden Youtube-Kanals “Simplicissimus” berichten, wie Betrüger ihre Mail-Kommunikation abgefangen, dessen Ausdrucksweise imitiert und sich rund 45.000 Euro erschwindelt haben. Ein spannender Betrugsfall, der zeigt, wie angreifbar elektronischer Schriftverkehr ist.

Pläne auf Eis, Klimakommunikation, Folgen der “Pegasus”-Recherche

1. RBB legt Pläne für Medienhaus vorläufig auf Eis
(tagesspiegel.de, Kurt Sagatz)
Rund 100 Millionen Euro will sich der öffentlich-rechtliche RBB sein Digitales Medienhaus kosten lassen, doch bei der Auftragsvergabe könnte es zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein. Nun hat Intendantin Patricia Schlesinger, gegen die sich Teile der Vorwürfe richten, die Notbremse gezogen und das Projekt vorerst gestoppt: “Wir warten ab, bis die Vorwürfe umfassend aufgeklärt sind, bevor wir neue Schritte unternehmen. Alle sollen sicher sein, an einem zweifelsfrei korrekt aufgesetzten Projekt mitzuwirken.”

2. Die Folgen der Pegasus-Recherche
(tagesschau.de, Florian Flade)
Vor einem Jahr hat ein internationales Konsortium aus zahlreichen Medien enthüllt, dass die israelische Softwarefirma NSO ihre Spionagesoftware “Pegasus” offenbar weltweit an autoritäre Regime und in Krisengebiete verkauft hat (siehe dazu Das Pegasus-Projekt, sueddeutsche.de). Der Trojaner soll in diesen Ländern zur Überwachung von Oppositionellen, Journalistinnen, Anwälten, Menschenrechtsaktivistinnen und sogar Staats- und Regierungschefs eingesetzt worden. Der Investigativjournalist Florian Flade hat sich angeschaut, was seitdem passiert ist.
Weiterer Lesehinweis: “Vergebliche Klagen gegen Reporter, ein Untersuchungsausschuss und besserer Schutz für Handys: Was die Recherchen zur Cyberwaffe Pegasus vor einem Jahr ausgelöst haben.” – Warum das Königreich Marokko ZEIT ONLINE verklagte (zeit,de, Kai Biermann & Astrid Geisler & Holger Stark & Sascha Venohr).

3. Journalismus in Zeiten der Klimakrise: Was dürfen, was können, was sollen Medien tun?
(klimafakten.de, Christopher Schrader)
Mit “Über Klima sprechen” hat Christopher Schrader ein wichtiges Buch für wirksame Klimakommunikation verfasst (Druckversion 34 Euro, PDF-Version kostenlos). In seinem dazugehörigen Essay erklärt Schrader, was Journalisten und Journalistinnen daraus lernen können: “Wir Journalist:innen müssen den Fakten angesichts der kognitiven Abwehrmechanismen unseres Publikums den Weg ebnen. Wenn wir weiter nüchtern lediglich Informationen aus der Klimaforschung präsentieren, ohne uns zu überlegen, wie wir sie einbetten und befördern, dann bleiben wir ‘Teil des Problems’.”
Weiterer Lesehinweis: Der neue Hot Take: “Die Klimakrise konfrontiert uns immer häufiger mit gefährlicher Hitze. Medien präsentieren das noch zu oft als willkommenen Freizeitspaß.” (taz.de, Susanne Schwarz)

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4. Texte auf Rädern
(faz.net, Axel Weidemann)
Axel Weidemann scheint ein Faible für nischige Fachmagazine zu haben. Jedenfalls hat er bei einem Bummel durch den Bahnhofszeitschriftenladen seines Vertrauens das “Rollschuhmagazin” entdeckt, “eine Art Esspapier für die Seele”, wie er schreibt. In seinem Text stellt Weidemann es vor.
Weitere Lesehinweise: Wer nicht genug von besonderen, mitunter skurrilen Magazinen bekommen kann, ist beim “Bahnhofskiosk” von “Übermedien” gut aufgehoben. Dort warten zahlreiche liebevoll rezensierte Fachmagazine auf ihre Entdeckung.

5. Der lange Weg zum gleichen Lohn
(sueddeutsche.de, Wolfgang Janisch)
Die unlängst vom ZDF zu RTL gewechselte Journalistin Birte Meier hat ihre Klage gegen das ZDF vor dem Bundesverfassungsgericht verloren. Der Beschluss lasse trotzdem alle Chancen offen, so Wolfgang Janisch, der justizpolitische Korrespondent der “Süddeutschen”: “Auf dem Weg bis zu einem endgültigen Sieg von Birte Meier können zwar noch ein paar prozessuale Fußangeln liegen. Aber mit der Empfehlung aus Karlsruhe sieht es ganz gut aus.”

6. Lachen gegen den Klimawandel: Warum TV-Comedy immer politischer wird
(rnd.de, Cornelia Wystrichowski)
“Der Nonsens, der in der Spaßgesellschaft der 90er das TV-Programm prägte, ist out – heute ist Humor mit Haltung gefragt.” Cornelia Wystrichowski ist den Fragen nachgegangen, warum immer mehr der professionellen Spaßmacher sich berufen fühlen, Flagge zu zeigen, und warum andere vom “permanenten Belehren” genervt sind.

Hass-Ursache Algorithmen, Interessenskonflikt?, Seitenwechsel

1. “Ursache für Hass sind Algorithmen”
(taz.de, Eric Bonse)
Das Europaparlament hat jüngst das Digitale-Dienste-Gesetz (Digital Services Act) verabschiedet. Leider sei man mit vielen datenschutzrechtlichen Forderungen nicht durchgedrungen, kritisiert der Jurist, Datenschutzexperte und Europaabgeordnete Patrick Breyer. So sei es nach dem neuen Gesetz beispielsweise möglich, dass Ungarn auch in Deutschland legal veröffentlichte Inhalte löschen lassen kann, “nur weil sie angeblich gegen ungarische Gesetze, die Orbáns Regierung erlassen hat, verstoßen”, so Breyer: “Man kann dagegen klagen – vor ungarischen Gerichten. Die ungarische Behörde kann eine Löschanordnung auch an deutsche Anbieter schicken. Denkbare Themen sind Seenotrettung als Beihilfe zu illegaler Immigration oder Proteste gegen Orbán als verbotene Demoaufrufe. Die Klage in Ungarn wird in der Tat kaum nutzen.”

2. Droht ein massiver Interessenskonflikt?
(verdi.de, Günter Herkel)
Wenn die Politik-Chefreporterin eines überregionalen Mediums und ein deutscher Finanzminister heiraten, liegen eine mögliche Befangenheit und eventueller Interessenskonflikt nahe. Zumal es eine ähnliche Situation bereits zuvor gegeben habe, wie Günter Herkel schreibt: “Schon einmal – von 2011 bis 2020 – war FDP-Chef Lindner mit einer Journalistin verheiratet, mit Dagmar Rosenfeld, der heutigen Chefredakteurin der ‘Welt am Sonntag’. Während des Bundestagswahlkampfs 2017 kommentierte sie kritisch-ironisch ein Wahlplakat Lindners: ‘Bei der Wahl der Oberbekleidung für Werbespots künftig vorher die Ehefrau fragen.’ Dass Autorin und Ehefrau hier identisch waren, wurde allerdings der Leserschaft vorenthalten.”

3. Die “Welt” als Sprungbrett für Querdenker und ihre Narrative
(volksverpetzer.de, Gunnar Hamann)
Gunnar Hamann wirft der “Welt” eine zunehmende Wissenschaftsfeindlichkeit sowie die Verbreitung von “Querdenken”-Narrativen vor. Inzwischen würden “Querdenker” und Personen aus dieser Szene dort selbst Beiträge verfassen. Hamann hat sich die Situation näher angeschaut und versucht, das aufzudröseln, was er als Netzwerk bezeichnet.

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4. Hysterie oder sinnvolle Warnung?
(deutschlandfunk.de, Mike Herbstreuth & Sebastian Wellendorf, Audio: 6:47 Minuten)
Mehr denn je kommt den Meteorologen eine besondere Verantwortung zu, doch die Sache ist nicht einfach: Schlagen sie zu früh Alarm oder irren sie sich, wirft man ihnen Hysterie und Panikmache vor. Die Meteorologen und die Redaktionen müssten aufpassen, nicht zu überdrehen, nur um eine Schlagzeile zu bekommen oder das Problem der globalen Erderwärmung zu unterstreichen, so der Klimaforscher Mojib Latif: “sonst gibt es einen Glaubwürdigkeitsverlust”.

5. Wie Urheberrechtsbeschwerden bei YouTube zur Waffe werden
(netzpolitik.org, Esther Menhard)
“YouTube blockierte einen Livestream des Kanals Lofi Girl wegen einer Urheberrechtsverletzung, die sich als falsch herausstellte. Der Fall verdeutlicht das Problem, das vor allem kleinere Medienschaffende betrifft: Die Plattform ist mit der Kontrolle der Anfragen überfordert.” Esther Menhard erklärt, wie leicht sich das auf dem Digital Millennium Copyright Act beruhende System missbrauchen lässt.

6. “Seitenwechsel für den Aufstieg”
(mediummagazin.de, Senta Krasser)
Der langjährige ARD-Faktenchecker Patrick Gensing hat einen spannenden Seitenwechsel vollzogen: Seit ein paar Wochen vertritt er die Medienchefin des FC St. Pauli, die für ein Jahr in Mutterschutz gegangen ist. Im Gespräch mit Senta Krasser verrät Gensing, warum Faktenchecks allein nicht reichen, wie er sich vom Medienstress erholt, und was Journalistinnen und Journalisten vom Fußball lernen können.

Bühne für Verschwörer?, Antwort auf Gottschalk, Alkohol in Medien

1. Bühne für Verschwörer
(taz.de, Matthias Meisner)
Die Bundespressekonferenz (BPK) hat die Aufnahme des früheren Online-Chefs des russischen Staatsmediums RT Deutsch beschlossen. Bei der “taz” erklärt Matthias Meisner, selbst BPK-Mitglied, warum er Bedenken hat, und stellt die Frage: “Was hat ein Kreml-Propagandist in einem Verein zu suchen, der sich laut Satzung einer ‘an Tatsachen orientierten und fairen Vermittlung von politischen Informationen, Aussagen und Positionen’ verpflichtet fühlt?”

2. Diese Schlagzeile ist für Google optimiert
(netzpolitik.org, Alexander Fanta)
“Ein über ein Jahrzehnt andauerndes Gefecht zwischen dem Technologiekonzern Google und den Presseverlagen ist vorbei. Ist sein größtes Opfer der Journalismus?” In seinem Essay beschreibt Alexander Fanta die Unterschiede von alter und neuer Verlagswelt und geht der Frage nach, was der Suchmaschinenriese Google damit zu tun hat.

3. Ja, wir Jungen wollen nichts Falsches mehr sagen – und das ist auch gut so
(spiegel.de, Tanya Falenczyk)
“Junge Menschen trauten sich nicht mehr, Witze auf Kosten anderer zu machen, sagte Thomas Gottschalk kürzlich in einem Interview. Das hat er falsch verstanden: Wir treten nur einfach nicht mehr nach unten.” Tanya Falenczyk antwortet auf ein Interview mit der “Süddeutschen Zeitung” (nur mit Abo lesbar), in dem der TV-Entertainer Thomas Gottschalk die junge Generation als “weichgekocht und ängstlich” bezeichnet hat.

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4. Warum die Wetterkarten der “Tagesschau” heute anders aussehen als vor 20 Jahren
(correctiv.org, Steffen Kutzner)
Immer wieder wird behauptet oder angedeutet, die “Tagesschau” verwende im Vergleich zur Vergangenheit bewusst farbintensivere und damit dramatischere Wetterkarten. “Correctiv” ist der Sache nachgegangen und gibt Entwarnung: “Alle Farben werden heute intensiver dargestellt als 2002, nicht nur das Rot. Das ist kein Beleg für manipulative Berichterstattung, sondern hat unter anderem technische Gründe.”
Weiterer Lesetipp: Streit um die Farbe Rot: Warum jeden Sommer behauptet wird, die Medien würden Wetterkarten manipulieren (correctiv.org, Alice Echtermann).

5. Medien und das Thema Alkohol
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz, Audio: 31:04 Minuten)
Burkhard Thom berät Angehörige von Suchtkranken und unterstützt Betroffene dabei, nicht rückfällig zu werden. Seiner Ansicht nach werde Alkohol und dessen Konsum in vielen Medien bagatellisiert. Die Aufklärung über die Gefahren des Alkoholmissbrauchs komme zu kurz. Über die Rolle der Redaktionen diskutiert Thom mit der Food-Journalistin Eva Biringer, die über ihren eigenen Alkoholmissbrauch ein Buch geschrieben hat, und mit Brigitte Baetz aus der Medienredaktion des Deutschlandfunks.

6. Follow the Money: Wie kommt das VG-Wort-Geld zu mir?
(uebermedien.de, Florian Kappelsberger)
“Wenn Sie dieser Tage ein leicht seliges Grinsen auf den Gesichtern von prekär lebenden Journalist:innen, unterbezahlten Volontär:innen und gebeutelten Freien wahrnehmen, liegt das womöglich an Geld, genauer: an der Ausschüttung der VG Wort.” Bei “Übermedien” erklärt Florian Kappelsberger, wie die Ausschüttung der Verwertungsgesellschaft zustande kommt, und wie man sich einen Teil des Tantiemen-Topfes sichert.

Klimakommunikation, Distanzierung von “Konkret”, “Cards of Qatar”

1. Journalismus in der Klimakrise – Einmischen, aber richtig
(riffreporter.de, Christopher Schrader)
“Über das Klima zu kommunizieren, kann schwierig und frustrierend sein. Gerade Journalist:innen müssen dabei einige Regeln neu lernen. Zum Beispiel sollten sie überdenken, was sie mit angeblich nackten Fakten und gedankenloser Neutralität anrichten.” Zum Erscheinen des “Handbuchs zur Klimakommunikation” fasst Christopher Schrader in einer persönlichen Analyse zusammen, wie guter Klimajournalismus aussehen könnte.

2. Öffentliche Distanzierung von linkem Magazin “Konkret”
(sueddeutsche.de, Johannes Korsche)
In einer öffentlichen Erklärung haben 17 Autorinnen und Autoren angekündigt, künftig nicht mehr mit dem Magazin “Konkret” zusammenarbeiten zu wollen: “Für uns, Autorinnen und Autoren von Konkret, ist mit dem redaktionellen Kurs zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine eine rote Linie überschritten. Wir wollen und können nicht weiter in einer Zeitschrift publizieren, die sich in dieser Frage in die Nachbarschaft der AfD, des völkischen Flügels der Linkspartei oder Jürgen Elsässers Compact, von Henry Kissinger, Klaus von Dohnanyi oder den Lobbyverbänden der deutschen Industrie begibt.”

3. “Bild”: Nagelsmanns Freundin berichtet nicht mehr über Bayern
(dwdl.de, Alexander Krei)
Weil Julian Nagelsmann, Trainer des FC Bayern München, mit “Bild”-Reporterin Lena Wurzenberger verbandelt sei, werde diese nicht mehr, wie bisher, über Nagelsmanns Klub berichten. Alexander Krei kommentiert: “So nachvollziehbar der Schritt vor dem Hintergrund eines möglichen Interessenkonflikts auch sein mag, so kommt er durchaus überraschend, schließlich hatte Axel Springer im Falle der Journalistin Franca Lehfeldt noch vor wenigen Monaten anders entschieden.”

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4. Cards of Qatar
(cardsofqatar.11freunde.de)
Die im November anstehende Fußballweltmeisterschaft im autoritären arabischen Staat Katar dürfte das sportliche Medienereignis des Jahres werden, doch die Vorbereitungen zur Veranstaltung haben viel Leid und Tote gebracht. Das Fußballmagazin “11 Freunde” und das schwedische Portal “Blankspot” zeigen verstorbene Arbeitsmigranten als Sammelkarten: “Wir präsentieren die Bilder und Schicksale im Look offizieller Sammelkarten, um die Offiziellen daran zu erinnern, unter welch makabren Umständen dieses Turnier stattfindet. Die Hinterbliebenen sind damit einverstanden, sie wollen auf ihre Angehörigen und ihren Tod aufmerksam machen und hoffen darauf, nicht länger ignoriert zu werden. Die Mannschaften und die Verbände müssen diese Gesichter sehen und diese Geschichten lesen – und dann endlich handeln. Es wird allerhöchste Zeit.”

5. Immer wieder samstags
(tagesspiegel.de, Markus Ehrenberg)
Die Sonntagszeitungen “Welt am Sonntag” und “Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung” haben vor Monaten ihren Erscheinungstag auf Samstag vorgezogen. Markus Ehrenberg hat sich angeschaut, wie sich dieser Schritt auf die Blätter und deren Inhalte ausgewirkt hat.

6. BBC zahlt Entschädigung an Produzenten
(faz.net, Gina Thomas)
In Zusammenhang mit dem auf betrügerische Weise erschlichenen Diana-Interview des BBC-Reporters Martin Bashir zahlt die BBC eine Entschädigung von 50.000 Pfund an den damaligen Produzenten, der den Sender seinerzeit gewarnt hatte und daraufhin wegen angeblicher Illoyalität gefeuert wurde.

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