Suchergebnisse für ‘exklusiv’

Nur für die Schlagzeile

Überschriften in “Bild” sind für gewöhnlich:

  • reißerisch
  • absurd
  • sensationsheischend
  • übertrieben
  • uneindeutig

Die Titelschlagzeile vom heutigen Montag lautet:

Sarah Connor exklusiv in BILD: Ich sollte mein Baby abtreiben! ... nur für die Karriere

Mitprotokolliert hat “Bild”-Redakteurin Patricia Dreyer für den ersten Teil des “Sarah-Connor-Specials” allerdings bloß folgende Erinnerung der 24-jährigen Sängerin:

“Es gab Leute aus meinem beruflichen Umfeld, die nicht wollten, daß ich Tyler bekomme. Als ich schwanger wurde, hat man meinen engsten Beratern gesagt: Ist ja wohl klar, was sie jetzt macht, oder? Wir wissen ja wohl alle, was jetzt passiert. Keiner hat sich getraut, mir das ins Gesicht zu sagen. Ich hab’s erst hinterher erfahren, als Tyler schon geboren war.”

So offen und vorsichtig formuliert gibt es natürliche viele Möglichkeiten, Connors Erinnerung zu deuten. “Bild” hat sich einfach mal für die am wenigsten offene und vorsichtige Variante entschieden….

Nachtrag, 22.3.2005:
…und zeigt mit der Überschrift für den zweiten Teil der “Serie”, dass diese Uneindeutigkeit Methode hat:

Schlagzeile: Mit meiner Freundin übte ich Zungenküsse

Im Text beschreibt Connor ihre Vorbereitung auf den ersten Kuss, auf die “Bild” mit der Überschrift anspielt, wie folgt:

“Ich hatte vorher den Zungenkuß trainiert, als Trockenübung. Lippen leicht öffnen, Zunge kreisen lassen. Die Choreographie hab’ ich mit meiner Freundin durchgesprochen, die schon Erfahrung hatte.”

Dank an Hendrik M. und Marc W.

Fußnotenjournalismus

“Mit einer Fülle an Exklusivmeldungen
verschafft BILD den Lesern jeden Tag
einen Informationsvorsprung”
(Aus einer “Bild”-Selbstdarstellung)

 
Rudolf Scharping*, Abgeordneter des Wahlkreises Montabaur im Deutschen Bundestag, schreibt heute einen Gastbeitrag in “Bild”, weil Franz Müntefering vor einem Jahr die Nachfolge von Gerhard Schröder als SPD-Parteivorsitzender antrat. “Bild” schreibt dazu:

“Exklusiv in BILD zieht Ex-SPD-Chef Rudolf Scharping
eine Bilanz der Arbeit seines Nachfolgers.”

Und, naja, immerhin wäre Scharping, wenn bei der Bundestagswahl 1994 nicht die CDU gewonnen hätte, wohl Bundeskanzler geworden. Er hätte, wäre es bei der Bundestagswahl 1994 schon zu einem Regierungswechsel gekommen, nach 12 Jahren Amtszeit Helmut Kohl abgelöst. Und das ist noch nicht alles. Doch weil sich vielleicht trotzdem nicht jeder “Bild”-Leser erinnert, wer noch gleich dieser Rudolf Scharping war ist, haben die Politikredakteure der “Bild”-Zeitung (siehe auch Bild.de) am Ende seines Gastbeitrags auf Seite 2 freundlicherweise folgende Fußnote angefügt:

“Ex-Verteidigungsminister Scharping (57) war
von 1995 bis 2001 SPD-Vorsitzender”

Dumm ist nur, dass das nicht stimmt.

*) Rudolf Scharping war von 1993 bis 1995 SPD-Vorsitzender. (Ihm folgten 1995 Oskar Lafontaine, 1999 Gerhard Schröder und 2004 Franz Müntefering.) Von 1995 bis 2001 war Scharping Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Europas (SPE).

Mit Dank an Thomas P. für den Hinweis.

Wetten, dass nicht…?

Es gibt Themen, bei denen man nun wirklich denken sollte, dass “Bild” sich auskennt. Die ZDF-Sendung “Wetten, dass” zum Beispiel ist exklusiver Partner der Internet-Schwester von “Bild”, die für die Show einen eigenen “Channel” eingerichtet hat (siehe Ausriss rechts). Beste Voraussetzung dafür, gut informiert zu sein. Theoretisch.

Am vergangenen Sonntag berichteten “Bild am Sonntag” und Bild.de, dass “Europas erfolgreichste Unterhaltungssendung” im Mai “erstmals nicht an einem Samstag ausgestrahlt werde”:

Das gab es noch nie in der 24jährigen Geschichte von “Wetten, dass . .?”.

staunte “Bild” und spekulierte ausführlich über die Konkurrenz zwischen ARD-Volksmusik-Moderator Florian Silbereisen und ZDF-Mann Thomas Gottschalk. Was auch immer hinter der Entscheidung des ZDF für den Sonntags-Termin steckt: Eine Premiere ist es nicht. “Wetten, dass” lief schon drei Mal an einem Sonntag: am 20. Dezember 1987, am 3. April 1988 und am 2. Dezember 1996.

Der Bild.de-Teaser (Ausriss links) ist sogar gleich doppelt falsch, weil die Sendung aus der Türkei, um die es geht, keineswegs das “nächste Mal” ist. Das nächste “Wetten, dass” kommt aus Berlin — klassisch am Samstag.

Danke an Richard J. für den sachdienlichen Hinweis.

Nachtrag, 21.50 Uhr: Anstatt die Fehler zu korrigieren, hat Bild.de den Artikel heute Abend kurzerhand ganz entfernt.

Allgemein  

Immer am Limit

Am Dienstagabend überfährt ein Mercedes-Testfahrer in Mittelschweden eine Fußgängerin. Am Donnerstag kennt “Bild” bereits die Unfallursache:

Mercedes-Testfahrer rast Mutter tot

Die Überschrift lässt keinen Zweifel: Der Mercedes war zu schnell.

Auch am Tag darauf tut “Bild” alles, um diesen den Eindruck zu verstärken (alle Hervorhebungen von uns):

Mußte eine Mutter sterben, weil sich ein Mercedes-Testfahrer überschätzte? Am Dienstag rauschten elf schicke Mercedes (neue S-Klasse, neue R-Klasse) durch die Kleinstadt Ytterhogdal in Mittelschweden. (…)

Geht jetzt die ganze Raser-Diskussion wieder los?

Samstag. “Bild” setzt seine Berichterstattung mit einem Artikel über Testfahrer fort. Tenor: Die rasen und trinken; kein Wunder, dass es zu solchen Unfällen kommt.

Sie führen ein Leben auf der Überholspur, immer am Limit, immer in Gefahr: Testfahrer, die für internationale Automobilkonzerne, für Reifenhersteller oder Bremsenbauer Prototypen probefahren. Jetzt starb in Schweden eine Passantin, weil ein Mercedes-Testfahrer von der Straße abkam (BILD berichtete). Traumberuf oder lebensgefährliche Raserei? (…)

Mit schwarz getarnten Autos jagen sie über Teststrecken und öffentliche Straßen: die Testfahrer der Automobilkonzerne.

Ja: Vielleicht, möglicherweise, eventuell ist der Mercedes zu schnell gefahren. Radio Schweden International berichtet allerdings, dass die Wagenkolonne, in der der Unglückswagen fuhr, nach Zeugenaussagen nur mit etwa 55 Stundenkilometern auf einer 70er-Strecke unterwegs war. Auch Alkohol sei nicht im Spiel gewesen. Stattdessen wird in Schweden über eine mögliche Unglücksursache diskutiert, die die “Bild” in ihrer Fixierung aufs “Rasen” bislang nicht einmal erwähnt hat*: Der Unglückswagen fuhr mit Ganzjahresreifen, die angesichts der Witterung in Schweden eine äußerst schlechte und gefährliche Wahl seien.

Am Freitag veröffentlicht “Bild” außerdem dieses Foto mit der Überschrift “Hier wird der Todes-Fahrer abgeführt”. Richtig ist, dass gegen den Mann ermittelt wird und er befragt wurde. Dass er in Gewahrsam genommen worden sein soll, wie die “Bild”-Überschrift behauptet, also quasi verhaftet, ist eine “Information”, die “Bild” exklusiv hat. Überhaupt können vermutlich nur “Bild”-Redakteure auf diesem Foto einen Polizisten erkennen, der den Mercedes-Fahrer gerade abführt.

(Inzwischen ist bei Bild.de das Foto entfernt worden, die falsche Überschrift ergibt nun gar keinen Sinn mehr.)

Danke an Jörg J. und Uwe K.

Nachtrag, 27.2.: Offenbar ist uns entgangen, dass “Bild” in der allerersten Meldung einen Polizisten zitiert, der dort bereits auf das Reifenproblem zu sprechen kam. Um so unverständlicher aber, dass “Bild” diesen Umstand hernach zu Gunsten der angeblichen “Raserei” komplett aus den Augen verlor.

Von vorgestern

Zugegeben, der nun folgende Eintrag ist nicht so richtig aktuell, sondern bezieht sich, nun ja, auf die “Bild” von vorgestern. Aber das macht nichts. Schließlich schreibt “Bild” ja bekanntlich “was alle schreiben – bloß früher”. Und so stand da vorgestern eben auch diese Sache mit dem Ring der künftigen britischen Thronfolgergattin Camilla Parker Bowles. Genauer gesagt schrieb “Bild”:

“BILD enthüllt das Geheimnis des Ringes, der die Liebe besiegelt!”

Aha! Nur stand, was “Bild” da am Montag “enthüllt” haben will, bereits Tage vorher in englischen Zeitungen, wurde von der Nachrichtenagentur dpa bereits am vergangenen Samstagmorgen mit dem Hinweis auf “englische Zeitungen” vermeldet und fand sich dementsprechend bereits hie und da (und dort oder hier oder auch hier) wieder. Im Unterschied zu “Bild” fand sich allerdings auch überall ein Hinweis auf darauf, woher die Infos stammten, bevor “Bild” sie vorgestern “enthüllt” zu haben behauptete.

Ganz ähnlich verhält es sich mit Herbert Lee Stivers, dem mittlerweile 78-jährigen US-Soldaten, der Hermann Göring 1946 Zyankali ins Gefängnis geschmuggelt hatte. In “Bild” hieß es dazu vorgestern:

“BILD fand Stivers (…) in Kalifornien, er erzählt exklusiv seine Geschichte.”

Und während man sich noch fragt, wie und wo die “Bild”-Rechercheure den Mann wohl aufgetrieben haben, was es sie wohl für Mühen und Überredungskünste gekostet hat, damit er seine Erinnerung “exklusiv” ausplaudert, hat man auch schon die Antwort gefunden: Strivers Geschichte stand nämlich einfach schon am 7.2. (also nur eine Woche vorher) in der kalifonischen “Los Angeles Times” und wurde beispielsweise am 8.2. hier und hier oder hier sowie hierzulande natürlich hier, hier, hier, hier oder hier mit Hinweis auf die “LA Times” weiterverbreitet.

Ja, und dann ist da ja noch diese Meldung bei Bild.de, ebenfalls von vorgestern, in der es hieß:

Jetzt haben findige Wissenschaftler eine erstaunliche Wirkung von Viagra entdeckt”

Doch wenn die Wissenschaftler wirklich so “findig” waren, wie von Bild.de vorgestern behauptet, waren sie mindestens so “findig” wie Bild.de selbst. Denn offenbar wurde die “erstaunliche Wirkung von Viagra” nicht nur von dem bei Bild.de herbeizitierten “Team amerikanischer und portugiesischer Forscher” herausgefunden, sondern auch von Professor Yaacov Leshem, Pflanzenforscher an der Bar-Ilan-Universität in Ramat Gan in Israel und Professor Ron Wills von der Abteilung für Lebensmitteltechnologie an der Universität Newcastle in Australien. Letzeres jedenfalls geht z.B. aus einer Meldung der “Ärztezeitung” hervor – erschienen im Sommer 1999.

Mit Dank an Michael B., Andreas S., Andreas G., Thiemo R., Tobias L. und Constantin für die sachdienlichen Hinweise.

Auf dem Trittbrett ganz vorn: “Bild”

Ein bisschen seltsam ist es schon, was da heute bei Bild.de über Ben Kingsley steht:
Aus Bild erfuhr ich, daß meine Frau fremdgeht
Weiter heißt es dort, “Bild” habe “am 20. Januar über den gehörnten Oscar-Preisträger Sir Ben Kingsley” berichtet. Und:

“Aus der Zeitung erfuhren Millionen Deutsche von der Liebelei. Und Sir Ben Kingsley selbst…

Als die Story erschien, drehte Kingsley (‘Gandhi’) in New York. Eine Freundin wies ihn auf die Geschichte in einer deutschen Zeitung hin – über seine Ehefrau und einen Mann aus Berlin. ‘Ich war tief, tief geschockt, denn bis dahin hatte ich keine Ahnung’, sagte Kingsley der ‘Mail on Sunday’.”

Und seltsam ist der Bild.de-Bericht zunächst mal deshalb, weil Kingsley in der britischen Zeitung “Mail on Sunday”, auf die sich Bild.de ja ausdrücklich bezieht, die “Bild”-Zeitung mit keiner Silbe erwähnt. Stattdessen ist dort von einer “German newspaper” bzw. “Berlin newspaper” die Rede.

Seltsam ist Kingsleys “Aus BILD erfuhr ich”-Zitat auch deshalb, weil bereits am 17. Januar tatsächlich die in Berlin beheimatete Zeitung “B.Z.” (übrigens wie “Bild” ein Springer-Blatt) ein Paparazzi-Foto von Kingsleys Ehefrau Alexandra mit ihrem neuen Freund gedruckt hatte und am 19. Januar sogar ein Interview mit der Kingsley-Gattin, in dem sie sagt: “Ich habe mich von Ben getrennt.”

Die Trennungs-Story schaffte es (mit Quellenangaben wie “German tabloid BZ“) mehr oder weniger schnell in die internationale Klatschpresse und stand selbstverständlich auch in “Bild” — am Erscheinungstag des “B.Z.”-Interviews allerdings noch als vages Gemunkel (“sagt der Mann am Nachbartisch zum BILD-Reporter”), am Tag nach Erscheinen des “B.Z.”-Interviews so:

“Mit einem Zweifach-Nicken beantwortete Alexandra zwei Fragen eines ‘BZ’-Reporters: Sind Sie getrennt? Ist Sammy Ihr neuer Freund? Nick! Nick!”

Illustriert war die “Bild”-Berichterstattung von Christiane “Ich weiß es!” Hoffmann zudem mit besagtem Paparazzi-Foto (Bildnachweis: “BZ Exklusiv-Foto”).

Mit anderen Worten: Es wäre ziemlich unwahrscheinlich schon seltsam, wenn Kingsley von Ende seiner Ehe ausgerechnet “aus BILD erfuhr”, wie Bild.de behauptet.

Aber es wird noch seltsamer.

Anders als bei Bild.de steht nämlich in der gedruckten “Bild”-Zeitung selbst kein Wort davon, dass Kingsley irgendwas “aus BILD erfuhr”! Unter der Überschrift “Jetzt spricht der verlassene Hollywood-Star” wird dort (vom selben Autor wie bei Bild.de) bloß der “Mail on Sunday”-Text zusammengefasst. Und zu der Frage, wie Kingsley auf “Berlins heißeste Affäre” aufmerksam wurde, heißt es schlicht (oder perfide):

“Der Oscar-Preisträger (‘Ghandi’) erfuhr vom Ehe-Ende (BILD berichtete) aus der Zeitung.”

Mit Dank an die Britische Botschaft Berlin für die freundliche Unterstützung.

Nachtrag, 8.2.2005:
In der heutigen “Bild” (Berlin/Brandenburg) heißt es unter der Überschrift “Kingsley gegen Kingsley” übrigens nur noch, Ben Kingsley habe “von der neuen Liebe erst durch ein Foto auf einer Internetseite” erfahren. Und nach einer abermaligen, wenngleich deutlich distanzierteren Zusammenfassung des ursprünglichen “Mail on Sunday”-Artikels heißt es außerdem:

Diese Darstellung lasen gestern auch Alexandra
Kingsley und Sammy Brauner in BILD.

(Hervorhebung von “Bild”)

Nachtrag, 9.2.2005:
Mit Dank an Florian S. für den Hinweis sei hier noch nachgetragen, dass sich mitnichten nur Bild.de (wie zuerst angenommen) die seltsame “Aus BILD erfuhr ich”-Schlagzeile zusammenreimte, sondern dass sie so auch beispielsweise in Köln in der gedruckten “Bild”-Ausgabe stand.

Hysterie und Unwissen

HIV-positiv! So lebt Andy Bell mit seiner schrecklichen Bedrohung

Das steht über dem Interview, das die “Bild am Sonntag” mit dem Sänger von Erasure geführt hat. Es ist eine angemessen irreführende Überschrift für einen grob irreführenden Text, denn Andy Bell hat in einem öffentlichen Statement und mehreren Interviews vor allem eins klar gemacht: Er nimmt seine Infektion nicht als “schreckliche Bedrohung” wahr.

In mehreren Interviews? Schreibt “Bild am Sonntag” nicht, dass Bell dort “exklusiv und zum ersten Mal verrät, wie er damit umgeht, wie er mit der Krankheit lebt”? Ja, schreibt “Bild am Sonntag”. Es entspricht nur, wie sich u.a. hier, hier, hier und hier leicht nachprüfen lässt, nicht der Wahrheit.

Vielleicht hatte Andy Bell schlecht geschlafen, bevor er den “BamS”-Reporter traf. Vielleicht hatte er die Nacht durchgemacht, vielleicht war es das 17. Interview an diesem Tag, vielleicht war er genervt, weil ihm jemand gesagt hatte, dass der Online-Auftritt von der Zeitung, deren Reporter er traf, wenige Wochen zuvor über seine Erklärung, er habe HIV, aber nicht Aids, die Überschrift gesetzt hatte: “Andy Bell: Ich habe AIDS”.

Vielleicht war Andy Bell also wirklich zufällig gerade matt, müde und traurig, wie der “BamS”-Artikel ununterbrochen betont. Nur liest es sich in der “BamS” so, als könne ein HIV-Positiver gar nichts anderes sein als matt, müde und traurig :

Andy bleibt zunächst meist stumm. Matt sitzt er da, lächelnd. (…)

Die Augen sind dabei auf die Tischplatte gesenkt.

Überhaupt wirken [Bell und sein Kollege Vince Clarke] etwas bedrückt, fast niedergeschlagen. Statt Pizza oder Fleisch zum Lunch ordern sie Obst. “Äpfel, Bananen und vor allem Weintrauben. Das ist gesünder”, sagt Bell auf einmal leise. Und senkt dabei wieder die Augen. (…)

Dann verstummt Andy wieder. Das Sprechen hat ihn sehr angestrengt.

Sogar die Musik von Erasure klingt für den “BamS”-Autor plötzlich nach HIV. Bells Gesang bekomme plötzlich einen “melancholisch-nachdenklichen Touch”:

Warum – das dürfte jetzt allen Fans klar sein . . .

Diesem Gedanken widerspricht schon Bell selbst im Artikel (“dafür trage ich das Virus schon zu lange in mir”).

Das ist interessant: Bell geht mit Erasure auf große Welt-Tournee, aber im “BamS”-Interview ermüdet ihn schon ein bisschen Sprechen. In anderen Interviews und seinem Statement betont Bell, dass es ihm besser geht denn je, aber im “BamS”-Interview starrt er dauernd unglücklich Tischplatten an. In anderen Interviews erklärt Bell, dass die Infektion “kein großes Ding” sei, dass er eine “gute Zeit” habe und dass es einfach nicht seine Art sei, Dinge tragisch zu nehmen, aber im “BamS”-Interview scheint er schon am selbstgewählten Verzicht auf eine Pizza zu zerbrechen.

Sagen wir es so: Die Möglichkeit, dass die allein in Deutschland rund 43.000 Menschen mit HIV und Andy Bell nicht als wandelnde Elende durch die Welt laufen, sondern weitgehend ganz normale Leben leben, war für die “BamS” wohl unvorstellbar. Als Andy Bell seine Infektion öffentlich machte, begründete er das auch damit, dass es “noch so viel Hysterie und Unwissen rund um HIV und Aids” gebe. Wenn er daran etwas ändern wollte, hätte er natürlich nicht mit “Bild am Sonntag” reden dürfen.

Schauspieler erleben mehr

Jessica Schwarz: Ich habe ein Sex-Tabu gebrochenGeil.

Welches?

Sie hatte schwanger Geschlechtsverkehr. Nun könnte man fragen, ob das wirklich so ein Tabu ist. Muss man aber gar nicht, denn in der Szene, auf die sich “Bild am Sonntag” bezieht, hatte Frau Schwarz weder Sex, noch war sie schwanger. Sie hat in einem Film eine Schwangere gespielt, die Sex hat. Angemessen wäre also vielleicht die Schlagzeile gewesen: “Ich habe ein Film-Tabu gebrochen”.

Lesen Sie demnächst exklusiv in “Bild am Sonntag”:

Anthony Hopkins: “Ich habe Menschen gegessen.”
Charlize Theron: “Ich bin eine Serienmörderin.”
und
Bruno Ganz: “Ich ließ sechs Millionen Juden ermorden.”

Allgemein  

Offensichtlich unwahr

Vermutlich wäre es bei den meisten “Enthüllungen”, mit denen “Bild” in diesen Tagen rund um Rudolph Moshammer und seinen Tod aufwartet, ein Fehler, sie mit Tatsachen zu verwechseln. Wie zutreffend kann eine Berichterstattung sein, die nicht einmal in sich selbst stimmig ist?

Heute berichtet das Blatt exklusiv, “Mosi” werde “im Himmel” “weinen”. Weil sein Chauffeur mit seinem Hund Daisy nach Österreich fahre.

Ein Bekannter: “Auch das hätte Mosi nie zugelassen. Daisy geht nicht gern auf Reisen. Sie wurde früher nur mitgenommen, wenn es gar nicht anders ging.”

Seit dem Tod der Mutter (1993) ist Mosi mit Daisy nicht mehr verreist.

Bei Bild.de kommt man direkt neben diesem Artikel zur Fotogalerie “Das schillernde Leben von Moshammer”. Eines der Bilder zeigt ihn “mit Hündchen Daisy” “im Oktober 2004 bei der Weltpremiere des Programmes ‘Fantasy’ der Eisrevue ‘Holiday on Ice’ (…).”

Sie fand in Hamburg statt.

Allgemein  

Alles ist möglich

Wir sind stolz und glücklich, Ihnen exklusiv ein Foto vom potentiellen ungeborenen Kind von Millionärswitwe Tatjana Gsell und Ferfried Prinz zu Hohenzollern zeigen zu können. Wenn Sie bitte hier klicken wollen. Je nachdem, wann Sie diese Zeilen lesen, könnte es auch schon so oder so aussehen. Oder, wenn Sie bei uns nicht so regelmäßig vorbeischauen, sogar bereits so.

Das nur, damit wir wissen, wovon wir reden, wenn “Bild” heute schreibt:

Und über den Artikel die Überschrift setzt:

Fest der Liebe bei Tatjana Gsell & Prinz “Foffi”
Wächst in ihrem Bauch schon ein Baby?

Wenn da ein Baby im Bauch von Tatjana Gsell wächst, dann ist es (laut “Bild”) heute vier Tage alt, also ein Zellhaufen, der sich gerade auf den Weg zur Gebärmutter gemacht hat. Gezeugt wurde das Baby nämlich von den beiden an Heiligabend. Also, wenn es gezeugt wurde. Denn ob es gezeugt wurde, weiß nur der liebe Gott. Als Indiz, das die Frage in der Überschrift rechtfertigt, muss dem Blatt allein die Aussage von “Prinz ‘Foffi'” dienen, dass beide am 24. Dezember ihre Verlobung mit etwas Geschlechtsverkehr gefeiert hätten (Hervorhebungen von uns):

Vielleicht ist es ja dabei passiert. Vielleicht haben wir ja einen kleinen Junior produziert. Oder eine Juniorin. Ich wäre so glücklich, wenn Tatjana schwanger würde.”

Und wenn es jetzt noch nicht geschehen sein sollte, hoffen wir nur, dass er nicht jedesmal, wenn er es erneut versucht, wieder die “Bild”-Zeitung informiert und die “Bild”-Zeitung dann “Deutschland”.

Blättern:  1 ... 60 61 62 63 64