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Und noch ‘ne Torte

Oh, nein! Bild.de hat es schon wieder getan!

Bevor wir jedoch darauf zu sprechen kommen, was, hier aus gegebenem Anlass zunächst ein kleiner Link zu Renate Wanner in die “Sindelfinger Zeitung”. Aber nun zurück zu Bild.de:

Dort sieht die Tortengrafik zu aktuellen “WM-Frage der Woche” (“Wurde Kahn von Klinsi fair behandelt?”) nämlich so aus:

Doch halt, nein, stopp! Das stimmt natürlich nicht. Die Bild.de-Grafik sieht gar nicht so aus, sie könnte nur, wie wir wissen, ebensogut so aussehen wie die von uns angefertigte und abgebildete Montage. Selbstverständlich sieht die echte Tortengrafik von Bild.de ganz anders aus.

Nur mit der Idee, Prozentanteile in einem Tortendiagramm so darzustellen, dass die Größe der Tortenstücke den Prozentanteilen entspricht, hat auch die echte Bild.de-Grafik nichts zu tun. Sie sieht eher so aus wie eine umdekorierte Wiederverwertung einer anderen Torte. Dabei wäre es gar nicht so schwierig für Bild.de, ein korrektes Tortendiagramm zur aktuellen WM-Frage aufzutreiben. Das findet sich nämlich heute, weltexklusiv, in der gedruckten “Bild”.

Mit Dank Alexander W. für den Hinweis.

Nachtrag, 19.40 Uhr: Bild.de hat die Grafik inzwischen geändert — und dieses Mal etwa sogar auf Anhieb korrigiert?

Bild.de dementiert sich selbst und die “BamS”

Bekanntlich kann man Journalismus ja auch als eine Art Fakten-Bingo betreiben. Und in ein und demselben Text unter der Überschrift “14jähriger stürzt sich vom Balkon in die Tiefe” zu behaupten, der 14-Jährige sei “vom Balkon der elterlichen Wohnung” und “aus dem Fenster seines Zimmers” gesprungen, wie Bild.de das tut, erhöht immerhin die Chancen, dass wenigstens eine der beiden Versionen stimmt (laut Polizei übrigens letztere).

Noch präziser wird Bild.de allerdings bei der Übernahme einer aktuellen, exklusiven “BamS-Umfrage unter Bundesliga-Torhütern”, ob Oliver Kahn oder Jens Lehmann wohl der bessere deutsche WM-Torwart wäre*. Denn über Nürnbergs Keeper Raphael Schäfer heißt es bei Bild.de zunächst:

“Nur Nürnbergs Keeper Raphael Schäfer votiert für Lehmann: ‘Ich würde mich für ihn entscheiden.'”
(Hervorhebung von uns.)

Andererseits wird er bei Bild.de aber auch mit den Worten zitiert:

“Schäfer (Nürnberg): Ich bin für Kahn. Er war die Nummer eins und hat sich nichts zu schulden kommen lassen”
(Hervorhebung von uns.)

Und das ist insbesondere deshalb merkwürdig, weil Schäfer in der “BamS” folgendes, vielleicht sinnvollere, aber komplett andere Zitat zugeschrieben wird:

“(…) Wenn man den moderneren Fußball spielen möchte, ist Lehmann der bessere Kandidat.”

*) So richtig einleuchtend ist aber die eigentliche “BamS”-Auswertung der Umfrage ohnehin nicht. Schließlich heißt es dort zwar, das Ergebnis sei “eindeutig”, weil “die Mehrheit” der befragten “18 Bundesliga-Torhüter” für Kahn votiere. Andererseits aber plädieren, wie die “BamS” selbst schreibt, offenbar nur “acht Keeper (…) inklusive Kahn” für Kahn, während “die anderen neun [sic] Torhüter” entweder “unentschlossen” seien oder “ihren Favoriten nicht nennen mögen”.

Mit Dank an die zahlreichen Hinweisgeber.

Nachtrag, 21.50 Uhr: Bild.de hat nicht nur die ursprünglich falsche Überschrift “14jähriger stürzt sich vom Balkon in die Tiefe” in “Junge (14) springt aus dem 4. Stock” und die falsche Formulierung “vom Balkon der elterlichen Wohnung” in “aus dem Fenster der elterlichen Wohnung” geändert, sondern auch das ursprüngliche Schäfer-Zitat gegen das aus der “BamS” ausgetauscht.

Nachtrag, 23 Uhr: Irgendwie hapert’s bei Bild.de aber noch immer mit der “BamS”-Umfrage. Denn nun ist es nicht einmal mehr “nur Nürnbergs Keeper Raphael Schäfer”, der “für Lehmmann” votiert. Im Gegenteil wird das “Lehmann der bessere Kandidat”-Zitat von Bild.de nun auch “Kirschstein (HSV)” zugeschrieben. Das ist wiederum insofern seltsam, als “Kirschstein (HSV)” laut “BamS” etwas ganz anderes sagt: “Kahn sollte im Tor stehen.” Überhaupt sind derzeit bei Bild.de auch sonst alle (!) Zitate falsch zugeordnet.

Schock, grob geschätzt

Seit Montag schon druckt “Bild” ja “das brisanteste Buch des Jahres — exklusiv”. Laut “Bild” ist das Buch “eine Liebeserklärung und ein SOS-Ruf an die Familie”.

Und, zugegeben, die Lage ist schlimm — aber doch nicht ganz so schlimm, wie “Bild” sie heute (siehe Ausriss), ihren Vorabdruck flankierend, darstellt:

“Nur 676 000 Kinder kamen 2005 zur Welt, der niedrigste Stand seit dem 2. Weltkrieg, meldet das Bundesamt für Statistik.”

Mit dieser Zahl belegt die “Bild”-Zeitung, dass “wir Deutschen” (“eine bedrohte Spezies”) bis zum Jahr 2300 ausgestorben sein werden. Vom Statistischen Bundesamt allerdings stammt die Zahl nicht. Am 20. Januar erschien die bisher letzte Mitteilung der Behörde zu dem Thema. In dieser ist von “680 000 bis 690 000” Geburten die Rede. Andere Zahlen habe man seitdem nicht herausgegeben, sagte uns die zuständige Sachbearbeiterin. Die 676.000 seien eine Berechnung der Tageszeitung “Die Welt” , einer Schwesterzeitung von “Bild”.

Und so steht es auch in einer Meldung, die die Nachrichtenagentur AP gestern verschickte:

“Einer Schätzung der Tageszeitung ‘Die Welt’ zufolge kamen 2005 sogar nur knapp 676.000 Kinder zur Welt. Die Zeitung hatte die Geburtenzahlen der ersten neun Monate mit den Werten des letzten Quartals 2004 ergänzt.”

Aber auch die übrigen Belege der “Bild” sind weniger “Fakten” als grobe Schätzungen:

“In den nächsten 44 Jahren (bis 2050) wird die Zahl der Deutschen um 12,5 Mio. sinken — von heute knapp 82 auf knapp 70 Mio. Menschen.”

Diese Zahlen stammen tatsächlich vom Statistischen Bundesamt. Sie wurden am 6. Juni 2003 als negativste von neun möglichen Entwicklungen veröffentlicht. Allerdings mit einer deutlichen Warnung:

“Weil die Entwicklung der genannten Bestimmungsgrößen mit zunehmendem Abstand vom Basiszeitpunkt 31.12.2001 immer unsicherer wird, haben solche langfristigen Rechnungen Modellcharakter. Sie sind für den jeweiligen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten keine Prognosen, sondern setzen die oben beschriebenen Annahmen um.”

Daher sagt das Bundesamt, die Bevölkerungszahl werde im Jahr 2050 “zwischen 67 und 81 Millionen” betragen.

Mit Dank an Dominik D. und Nikolai S.

Nachtrag, 16.3.2006: Betrachtet man die Deutschen als aussterbende “Spezies”, wie es “Bild” tut, dann gibt es davon schon jetzt nicht mehr ganz so viele: Von den “rund 82,5 Millionen Einwohnern“, die das Statistische Bundesamt derzeit in Deutschland zählt, haben 75,2 Millionen auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Der Rest sind Ausländer — womit der Satz, dass “die Zahl der Deutschen um 12,5 Mio.” sinken werde, nicht nur grob geschätzt ist, sondern wahrscheinlich auch falsch.

Mit Dank an an Philipp G., Hanno B., Micha O. und Eike F. für die Ergänzung.

Ungeprüft übernommen (2)

Am vergangenen Dienstag noch hatte “Bild” die Meldung exklusiv: dass sich der Ältestenrat des Bundestages mit ein paar umstrittenen Äußerungen Oskar Lafontaines befassen und die Frage erörtern wolle, ob man Lafontaine dafür rügen und eine Entschuldigung einfordern solle.

Über das Ergebnis berichtete dann am Donnerstagnachmittag allerdings nicht “Bild”, sondern die “Leipziger Volkszeitung” (LVZ) exklusiv. Dort hieß es u.a. unter Berufung auf Teilnehmer der Sitzung, der Ältestenrat habe Lafontaine, “aufgefordert, sich (…) öffentlich zu entschuldigen”. Und so vermeldeten es anschließend auch verschiedene Nachrichtenagenturen und diverse Medien:

“(…) zitierte die ‘Leipziger Volkszeitung’ (Freitagausgabe) Teilnehmer der Sitzung.” (Quelle: AP)

“Die ‘Leipziger Volkszeitung’ (Freitag) berichtete unter Berufung auf Teilnehmer einer Sitzung des Gremiums, (…)” (Quelle: dpa)

Doch was die LVZ da berichtete, war, so Hans Hotter, Leiter der Pressestelle des Deutschen Bundestages, “nicht zutreffend.” Wie Hotter uns heute erläuterte, sei das Thema zwar kontrovers diskutiert worden, der Ältestenrat habe jedoch “keine offizielle Rüge” ausgesprochen und “nicht beschlossen”, dass Lafontaine sich entschuldigen müsse.

Mit Dank an Jason M. für den sachdienlichen Hinweis.

Was?!

Ach so, ja… fast hätten wir’s vergessen: Selbstverständlich konnte man die LVZ-Meldung am Freitag auch in Europas größter Tageszeitung nachlesen. Schließlich hatte sie das Thema ja ursprünglich aufgebracht. Auf eine klärende Rückfrage beim Bundestag scheint man dort jedoch ebenso verzichten zu können geglaubt zu haben wie auf den Hinweis, woher die Ente Exklusivmeldung eigentlich stammte. Stattdessen standen in “Bild” unter der irreführenden Überschrift “Entschuldigung von Lafontaine gefordert” nur die irreführenden Sätze:

“Watsch’n für Oskar Lafontaine! Die Mehrheit der Mitglieder des Ältestenrats des Bundestages hat den Fraktionschef der Linkspartei scharf gerügt und eine Entschuldigung gefordert.”

Und jetzt aber wirklich: Mit Dank an Jason M. für den Hinweis.

Informationsfreiheit

“Bild” und Bild.de zeigen immer mal wieder gern irgendwelche US-amerikanischen Polizeifotos, sog. Mugshots — so auch, aus aktuellem Anlass, von diversen “Super-Stars” wie Nick Nolte, Bill Gates oder Matthew McConaughey (?). Die Quellenangabe dazu lautet schlicht:

"Foto: Polizei"

Theoretisch nicht falsch, allerdings wurden viele dieser Bilder nie offiziell von der Polizei veröffentlicht, dafür aber allesamt auf der kommerziellen Internetseite “The Smoking Gun”. Dort heißt es auch, es handele sich dabei um “exklusives” Material, das “nirgends sonst im Internet zu finden” sei — außer nun eben bei Bild.de. Auf die Frage, wie es zu der dortigen Veröffentlichung kommt, antwortet uns der “Smoking Gun”-Betreiber William Bastone:

“Die Fotos wurden offensichtlich (ohne Erlaubnis) von meiner Website geklaut.”

Seine Mugshots würden, so Bastone weiter, auf teilweise mühsamen Wegen beschafft, u.a. auch unter Berufung auf den Freedom of Information Act. Bei “Bild” versteht man unter Informationsfreiheit allerdings offenbar noch mal ganz etwas anderes.

Sie ist eine andere

Am vergangenen Donnerstag wurde eine Frau im Ludwigshafener Stadtteil Friesenheim-Nord um 8.25 Uhr auf dem Aldi- Parkplatz in der Industriestraße sexuell belästigt, und die Polizei geht davon aus, “dass es sich um den selben Täter handelt, der bereits im letzten Jahr Frauen in gleicher Art und Weise sexuell belästigt hatte”.

"Sie ist schon das 6. Opfer"Und nicht zuletzt, weil es dabei um Sperma geht weil die Polizei um Mithilfe bittet, berichtet heute im Raum Rhein-Neckar auch “Bild” (s. Ausriss). So heißt es dort:

“Jetzt spricht in BILD exklusiv ein Opfer über die ekelhafte Sex-Attacke”

Allerdings unterscheiden sich anschließend Tatort, Tatzeit und Tathergang sowie die dazugehörige Abbildung eines Tatortfotos deutlich vom aktuellen Fall, was daran liegt, dass das “Bild”-Opfer eben nicht, wie von “Bild” in der Überschrift groß behauptet, “schon das 6. Opfer” ist, sondern bereits im Oktober 2005 belästigt worden war (und damit, zumindest laut der von “Bild” hinzugefügten Tatortübersicht, “nur” Opfer Nr. 5).

Kurzum: Nachdem es “Bild” also offensichtlich nicht gelungen war, das aktuelle Opfer dazu zu bringen, mit “Bild” zu reden und sich in “Bild” abbilden zu lassen (oder aus welchen Gründen auch immer), entschied sich die Redaktion also zu einer Lüge. Aha.

Mit Dank an Traupe für Hinweis und Scan.

neu  

Mach’s noch einmal, Ronaldo

Am Montag fand in Madrid eine Pressekonferenz mit dem brasilianischen Stürmer Ronaldo statt. Es war der Vortag des Champions-League-Spiels von Real gegen Arsenal London, deshalb waren viele internationale Journalisten dabei. Sie hatten danach Aufregendes zu berichten: Ronaldo deutete an, dass er den Verein vielleicht zum Ende der Saison vorzeitig verlässt. Er beschwerte sich, dass ihn die Fans nicht mögen, er sprach von seiner großen Traurigkeit und davon, dass er mit dem Vereinspräsidenten darüber geredet hätte, und er sagte auf die Frage, ob England ein mögliches Ziel wäre, dass jeder Ort eine Option wäre.

Auch Bild.de berichtete am Montag von dieser Pressekonferenz und zitierte Ronaldo ausführlich; “Bild” brachte am Dienstag eine kurze Meldung. Am Mittwoch aber legten “Bild” (in einem Teil der Auflage; siehe Ausriss) und Bild.de noch einmal nach. “Bild”-Reporterin Cathrin Gilbert muss einen besonderen Zugang zu dem Stürmerstar haben, denn:

“Exklusiv in BILD spricht er über seine Gründe.”

Das Exklusiv-Interview ist kurz und knackig. Ronaldo beschwert sich darin, dass ihn die Fans nicht unterstützen, er spricht von seiner großen Traurigkeit und davon, dass er mit dem Vereinspräsidenten darüber geredet hätte, und er sagt, England sei, falls er geht, ein mögliches Ziel.

“Bild” “exklusiv” Pressekonferenz
Die Fans sind so verdammt eigen. Sie verlangen das Unmögliche von uns Spielern. The Madrid fans are very special and they seem to get motivated by the idea of an impossible comeback win (…).
Anstatt zu pfeifen, sollten [die Fans] uns unterstützen. Ich habe schon oft Zeichen gegeben: Unterstützt uns! One mistake and they whistle me. We need fans that will support us all the time.
Ich habe [Präsident Perez] oft gebeten zu helfen. Aber es hat sich nichts geändert. Ich bin traurig. The Real Madrid president knows what I’ve just said and knows my sadness regarding my relationship with the Bernabeu fans. I have always received his support but things haven’t changed (…).
Der Titel und die Champions League stehen an Nummer 1. Aber ohne Geborgenheit geht‘s nicht. Ich denke über einen Wechsel nach. I have never stayed in a place where I am not wanted and I will consider my future at the end of the season.
Wenn ich mich Ende der Saison gegen Madrid entscheide, ist England eine Option. Das entscheide ich nach der WM. If I decide to leave Real Madrid at the end of the season then all options will be open. I will decide on my future after the World Cup.

 
Entweder hat Ronaldo also all das, was er am Montag der Weltpresse erzählt hat, am Dienstag noch einmal fast wörtlich exklusiv der “Bild”-Reporterin erzählt. Oder nicht.

Danke an Christian H. für den Hinweis!

“Bild” fehlt Glaubwürdigkeit

Beim “TV-Blogger” tauchte am späten Samstagabend eine merkwürdige Information auf: Im Teletext von RTL sei auf der Seite von Didi Knoblauch, einem der Kandidaten von “Deutschland sucht den Superstar”, schon vermerkt, er sei ausgeschieden — dabei war zu diesem Zeitpunkt die Abstimmung noch gar nicht gelaufen. Das gab dann ein bisschen Aufruhr, ein paar Telefonate mit RTL und dann eine Erklärung vom Sender: Didi war ja tatsächlich schon einmal ausgeschieden. Als er überraschend am 20. Januar als Nachrücker eine zweite Chance bekam, hätten die Techniker vergessen, auf seinen Teletext-Seiten den Hinweis “ausgeschieden!” zu entfernen.

Stand Didis Rausschmiß schon vorher fest? / Super-Panne bei den SuperstarsWir wissen nicht, ob es so war. Aber die Erklärung klingt schon ziemlich plausibel. Plausibel genug jedenfalls, um sie — wenn man wie “Bild” heute aus dem Fall eine “Riesen-Panne” und einen Riesen-Artikel macht — wenigstens zu zitieren. Doch die “Bild”-Leser erfahren nur, dass “wieder ein Skandal die Glaubwürdigkeit” der Sendung “erschüttert”. Sie können mit “Bild” spekulieren, wieviele Fans von Didi sich wohl von der Meldung auf der Teletextseite haben abhalten lassen, für ihn noch abzustimmen (“niemand wird es je erfahren!”). Und sie lesen, dass “Bild” meint: “Die peinlichen Pannen bei ‘DSDS’ häufen sich” — es sind, nach “Bild”-Zählung, exakt zwei.

Es ist nicht so, dass “Bild” in seinem Verschwörungswahn RTL gar nicht zu Wort kommen lässt. Der entsprechende Absatz liest sich so:

Beim Sender spricht man lapidar von einer Panne. Dr. Stephan Schumacher, Geschäftsführer RTL-Teletext: “Es handelt sich hier um einen bedauerlichen Fehler der Videotextredaktion, für den wir uns entschuldigen.” Angeblich steht die Fehler-Seite bereits seit dem 23. Januar so im Teletext.

Aber warum dieses Angebliche gar nicht so abwegig ist, das steht nicht in “Bild”. Irgendwie hätte es die Geschichte wohl auch weniger aufregend gemacht.

neu  

Siehst du das, Norbert!?

Neulich rief eine Freundin aus München an und sagte, dass dort heftiges Schneetreiben herrscht. Der hab ich aber die Meinung gesagt. Erst habe ich ihr ausführlich beschrieben, wie das war, als mir in München so richtig die Sonne auf den Pelz brannte, der Himmel klar, die Luft mild. Und dann habe ich ihr, um sie vollends der Lüge zu überführen, Fotos geschickt von München im strahlenden Sonnenschein, Aufnahmen aus meinem letzten Sommerurlaub da unten. Die blöde Kuh.

Norbert Körzdörfer sieht das genauso. Der “Bild”-Kolumnist und offizielle “Berater des Chefredakteurs” widerlegte gestern in “Bild” einen aktuellen Bericht, wonach sich sein Freund Tom Cruise und dessen Freundin Katie Holmes getrennt hätten. Aber sowas von.

Die beiden können sich gar nicht getrennt haben, denn Körzdörfer hat sie getroffen. “Exklusiv für BILD”. In Shanghai. Am letzten Drehtag für “Mission Impossible III”.

Sein Sonnenbrillen-Blick streichelt über den schwangeren Bauch von Katie Holmes (…). “Siehst du das, Norbert!? Hab ich es dir nicht gesagt: Diese Frau lass’ ich nie mehr los!”

Na also. Norbert hat es gesehen. Alle Trennungs-Gerüchte: Lügen. Und dass dieser eindrucksvolle Sonnenbrillen-Blick, wenn er am letzten Drehtag von “Mission Impossible III” stattfand, immerhin schon zweieinhalb Monate zurückliegt — diese kleine Information hat Körzdörfer sicher nur vor lauter Rührung vergessen zu erwähnen.

Aber “Bild” hat noch andere Beweise.

Schein-Liebe? Ein Foto dementiert die Schlagzeilen: Tom Cruise (43) und Katie Holmes (27, im 7. Monat) küssen sich — öffentlich!

Das Foto, das die aktuellen Schlagzeilen “dementiert”, ist übrigens vor einem Monat aufgenommen worden: am 16. Januar am Rande eines Fußballspiels in Santa Monica. Das kann man auf der Homepage der Agentur nachlesen, aber leider nicht in “Bild”.

Mit der gleichen Methode könnte “Bild” auch beweisen, dass Jenny Elvers noch mit Heiner Lauterbach zusammen ist, Yvonne Wussow mit Klausjürgen Wussow und Adolf Hitler mit Eva Braun.

Wobei das Datum der Aufnahme fast egal ist, wenn man glaubt, mit einem öffentlichen Kuss beweisen zu können, dass zwei Menschen nicht nur zum Schein für die Öffentlichkeit zusammen sind. Norbert Körzdörfer glaubt das bestimmt. Norbert Körzdörfer beschreibt nämlich auch, wie sein Freund Tom Cruise seine Freundin Katie Holmes küsst, “so schön, daß ich wegschaue”, und weiß:

Körpersprache lügt nicht.

Außer vielleicht, wenn man das wirklich lange trainiert. Was macht Tom Cruise eigentlich nochmal beruflich?

Danke an Christoph A. für den Hinweis!

“Bild” macht Bohlen-Witze

Heute steht einer der lustigsten Sätze seit langem in der “Bild”-Zeitung. Er lautet:

RTL glaubt so fest an den Erfolg von Dieter Bohlen, daß der Sender den [Zeichentrick-Film über Bohlen] sogar als Gegenprogramm zu “Wetten, dass..?” mit Thomas Gottschalk (55) im ZDF zeigt.

Der ist gut.

Wenn “Wetten dass” läuft, guckt kein Schwein RTL. Deshalb lässt der Sender an diesen Samstagen sein Erfolgsprogramm “Wer wird Millionär” ausfallen. Deshalb lässt der Sender an diesen Samstagen sein Erfolgsprogramm “Deutschland sucht den Superstar” ausfallen. Deshalb wiederholt der Sender an diesen Samstagen fast immer irgendwelche alten Spielfilme.

Die naheliegende Erklärung, warum RTL “Dieter – der Film” gegen “Wetten dass” zeigt, wäre diese: Der Sender hält ihn für einen hoffnungslosen Fall.

Aber Dieter Bohlen ist ein Freund der “Bild”-Zeitung, und für Freunde tut man schon mal etwas. Man schreibt über einen der unmöglichsten Sendeplätze (nämlich parallel zur meistgesehenen Sendung im deutschen Fernsehen), es handele sich um die “beste Sendezeit”. Man zitiert Bohlen mit den Worten “Ich bin echt froh, daß der Film endlich fertig ist” und verschweigt, dass das Werk schon im Herbst 2004 ins Kino hätte kommen sollen, erst verschoben und schließlich, wie “Bild am Sonntag” im Juli 2005 schrieb, “von den Kinobossen” aus dem Programm geworfen wurde. Man jubelt: “Pop-Titan ist er schon. Jetzt wird er auch noch Filmstar!”, obwohl der Film doch gerade (trotz gegenteiliger Prognosen von “Bild”) das vorläufige Ende des Traums von einer Leinwandkarriere bedeutete.

Exklusiv: Bohlen als ComicSogar auf die Seite 1 hat die “Bild”-Zeitung ihren Freund gehoben (siehe Ausriss), und das Wort “exklusiv” darin ist vielleicht der zweitbeste Witz in “Bild” seit langem. Die Zeitung hat die Bilder nämlich einfach von der RTL-Presseseite heruntergeladen, wo sie ganz offiziell und genau für diesen Zweck seit zwei Tagen herumliegen. Anderswo im Netz waren die Screenshots schon vorher zu finden. Und dass die Bilder trotzdem halbwegs “exklusiv” wirken, liegt nur daran, dass andere Medien kein Interesse hatten, auf einen Film, der offensichtlich zu schlecht fürs Kino war, drei Wochen vor der Ausstrahlung im Fernsehen groß hinzuweisen.

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