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In eigener Sache

Wer am Donnerstagabend dabei war, als in Berlin Charlotte Roche BILDblog las*, weiß es schon:

Wir versteigern ein Kleid, das uns Charlotte spendiert hat.

Weitere Infos zu diesem außergewöhnlichen Textil bei Ebay.

Die Versteigerung endet am 2. November 2007 kurz nach 9.55 Uhr.

Bis dahin: Viel Spaß beim Bieten!

*) Wir möchten uns ganz, ganz herzlich bedanken bei Charlotte R. natürlich, bei Nicole M. und Fettes Brot, bei allen, die da waren (Ihr wart ein tolles Publikum!) und allen Helfern sowie bei Texpressed, Qype, sevenload, zitty, dem FritzClub und Radio Fritz, ganz besonders auch bei Diana von W. von apparat event für die Organisation und (insbesondere, weil wir das peinlicherweise vor Ort versäumt hatten) bei unserem Mit-BILDblogger Heiko Dilk fürs perfekte Timing bei der Power-Point-Präsentation!

Über die BILDblog-Lesung berichten:

(Wird ggf. fortgesetzt.)

Widde-widde-wie sie mir gefällt

Bevor wir hier aus einem “FAZ”-Interview mit dem Fotografen Jaques Langevin zitieren, schauen wir doch mal in die gestrige “Bild” — zur Erinnerung quasi:

“Bild” hatte ja vorn auf der Titelseite und weiter hinten noch einmal (siehe Ausrisse) ein großes Foto gedruckt, auf dem (wenn man’s weiß) die 1997 tödlich verunglückte Lady Diana “Minuten vor dem Unfall” bzw. “wenige Minuten vor dem Drama im Pariser Alma-Tunnel” bzw. “wenige Minuten vor dem tödlichen Unfall” zu sehen ist, denn “Minuten später krachte der Mercedes im Tunnel gegen den 13. Pfeiler” — und “BILD beantwortet die wichtigsten Fragen dazu”.

Und einige der “Bild”-Fragen sind richtig gut:

    (1) “Wen sehen wir auf dem Bild?”
    (2) “Wo und wann ist das Foto entstanden?”
    (3) “Welche Situation dokumentiert das Foto?”

ad (1): “Bild” schreibt: “Den Wagen steuert Henri Paul. (…) Prinzessin Diana (…) ist deutlich (…) zu erkennen. Sie ist nicht angegurtet! Sie dreht sich von den Kameras weg, nach hinten, schaut über ihre linke Schulter aus dem Rückfenster. In der Scheibe spiegelt sich der Scheinwerfer eines Motorrads.”

ad (2): “Bild” schreibt: “Am 31. August, ca. 0.20 Uhr. Diana und Dodi verließen (…) das Ritz-Hotel in Paris. (…) Die Gruppe nahm den Hinterausgang. In 50 Meter Entfernung wartete der französische Fotograf Jacques Langevin auf der Straße. Als die Diana-Limousine vorbeiraste, drückte er auf den Auslöser.”

ad (3): “Bild” zitiert den einen Fotografen der britischen Boulevardzeitung “Sun”: “(…) Fahrer Henri Paul sieht aus, als habe er fast Spaß an der Situation, den Fotografen davonzurasen. Diana schaut sich nach den Fotografen um. Wahrscheinlich war sie besorgt, wollte sehen, wie nah die Verfolger schon sind.” Und “Bild” schreibt selbst: “Das letzte Foto vor dem Crash: Diana sitzt (…) auf der Rückbank (…), ist nicht angeschnallt. Sie guckt durch die Heckscheibe, ob sie verfolgt wird. (…) Wenige Minuten nach diesem Foto raste der Wagen gegen einen Tunnelpfeiler.”

Und nun vergleichen Sie bitte die Vorstellung, die Sie von der Situation im Kopf haben, mit dem folgenden Auszug aus dem FAZ-Interview mit dem Fotografen:*

Die Fotos habe ich am Hinterausgang des Hotels Ritz gemacht, in der Rue Cambon, kurz bevor der Mercedes losfuhr.
Der Wagen stand also noch?
Ja (…).

*) Nachtrag, 14.45 Uhr: In einem “Bild”-Infokasten (“Franzose schoss Sensations-Fotos”) finden sich zudem drei O-Töne des Fotografen Langevin , die er, so “Bild”, 1997 “gegenüber BILD” geäußert habe. Erstaunlicherweise können wir die “gegenüber BILD”-Zitate im “Bild”-Archiv nirgends finden, sondern nur sehr ähnlich klingende Langevin-Aussagen aus einem Interview der Zeitung “Liberation”, aus dem “Bild” am 4.9.1997 ausführlich zitierte.

Jetzt spricht Kubica auch in BILDblog

Lange, womöglich stundenlang, hatten die Reporter gestern vor dem “Hôpital du Sacrè-Coeur” in Montreal gewartet und gewartet — und dann, endlich, kurz nach 18 Uhr (MESZ), erschien der polnische Formel-1-Pilot Robert Kubica, der tags zuvor einen spektakulären Unfall überlebt hatte, in der Eingangstür.

Bereits eine Stunde vorher hatte die Nachrichtenagentur dpa angekündigt, Kubica werde offenbar alsbald aus dem Krankenhaus entlassen, und sogar einen ersten (laut dpa “von BMW so übermittelten”) O-Ton vermeldet:

“Mir geht es gut. Mir tut nichts weh. Vielen Dank an die ganze medizinische Betreuung an der Strecke und im Krankenhaus”, sagte der Pole am Montag. Der BMW-Fahrer kündigte an: “Nun fliege ich nach Indy und will Rennen fahren.”

Dann aber stand er endlich da vorm Krankenhaus. Und wenig später meldete die Nachrichtenagentur Reuters, was Kubica den wartenden Reportern in die Mikrofone, Diktafone und TV-Kameras gesagt hatte:

“As you see I’m quite in good shape and I’m hoping (to be) going to Indianapolis if the doctors will say OK for my driving,” Kubica told reporters outside Montreal’s Sacre-Coeur Hospital. “I feel very good. I was very lucky — big accident, but fortunately, nothing hurt.”

Und Kubicas Arbeitgeber BMW zitierte ihn anschließend sogar in einer Pressemitteilung [pdf] mit ganz ähnlichen Worten:

“Ich habe keine Schmerzen, und es geht mir gut. Ich möchte mich bedanken für die rundum gute medizinische Betreuung, die große Aufmerksamkeit und die guten Wünsche, die ich bekommen habe. Mario Theissen und andere Teammitglieder haben mich besucht, und bei Jarno Trulli möchte ich mich auch für seinen Besuch bedanken. Ich freue mich, dass ich das Krankenhaus so schnell wieder verlassen konnte und werde mich nun auf das Rennen in Indianapolis vorbereiten.”

So, und nun zu “Bild”.

Denn in einer Art Vorabmeldung hieß es bereits gestern auf Bild.de:

"Nach Horror-Crash (...) spricht BMW-Pilot Kubica in BILD"

“Mir geht es gut. Mir tut nichts weh. Danke an die medizinische Betreuung und an Jarno Trulli, der mich hier in der Klinik besucht hat.” (…) Nur wenige Stunden nach seinem Horror-Crash beim Großen Preis von Kanada in Montreal sprach der Pole mit BILD*. (…) Kubica zu BILD*: “Ich fliege jetzt nach Indy und möchte Rennen fahren.”

Und in der heutigen Printausgabe legt “Bild” noch einmal nach:

Kubica sprach vor der Klinik ganz kurz mit den wartenden Journalisten. Zu BILD* sagte er: “Ich habe riesiges Glück gehabt. Es war ein sehr großer Unfall. Aber es geht mir gut.” (…) Kubica: “Ich fliege nun nach Indianapolis und möchte Rennen fahren. Der Arzt hier in der Klinik hat mir gesagt, dass ich Okay bin.”

*) Alle Hervorhebungen von uns.

Mit Dank an Nils K. für die Anregung.

6 vor 9

»Ehrgeiz, Rückgrat und Gelassenheit«
(ftd.de, Lutz Meier)
Die umfassendsten Berichte über Rupert Murdochs Kaufplan für das “Wall Street Journal” liefert die Zeitung selbst. Hierzulande wäre das undenkbar: Deutsche Zeitungen verstummen, wenn es um sie selbst geht.

Europa als Hort der Gratiszeitungen
(nzz.ch)
Trotz pessimistischen Behauptungen floriert der Pressesektor. Dies nicht zuletzt dank den dynamischen Märkten in Asien. In Europa eroberten die Gratisblätter eine starke Position.

Sie wollten doch nur fotografieren
(faz.net, Gina Thomas)
Stolz gibt Channel 4 an, sich mit der umstrittenen Ausstrahlung von “Diana: Die Zeugen im Tunnel” “dem Palast widersetzt” zu haben. Dabei war die Sendung nicht so makaber wie befürchtet – sondern der scheinheilige Versuch einer Ehrenrettung.

“Du unterstellst mir das Schlimmste…”
(persoenlich.com, Peter Rothenbühler)
In seiner ersten Medienkolumne im “persönlich rot” hat Roger Schawinski Le-Matin-Chefredaktor Peter Rothenbühler vorgeworfen, er habe Swatch-Gründer Nicolas G. Hayek in der Weltwoche geschont, um ihn als Inseratekunden nicht zu vergraulen. Nun antwortet Rothenbühler Schawinski. Die Vorwürfe des früheren Sat.1-Chefs hält er “fast schon für eine Beleidigung”. Offenbar habe Schawinski wieder mal blind drauf gehausen.

“I just like this guy”
(zuender.zeit.de, Nico Semsrott)
Auch Globalisierungskritiker brauchen Medienprofis. Der UN-Abgesandte Jean Ziegler ist ihr bester Mann. Ein Star-Portrait.

Toni Mahoni 112: Zeitung
(youtube.com, Video, 4:26 Minuten)
Wie Toni Mahoni Zeitungen nutzt.

  

“Ich bin der von Wir sind Papst”

Gute PR verschweigt die eigenen Schwächen, betont die Fehler der anderen und erklärt alles zur eigenen Stärke, was kein eindeutiger Fehler ist. Insofern war der gestrige Vortrag des “Bild”-Chefredakteurs Kai Diekmann über den “Erfolg der Marke BILD” beim PR Club Hamburg perfekt. 170 “angemeldete Gäste” lauschten, davon locker 80 Prozent junge Frauen sowie ein Diekmann-Jünger (gleiches rosa Hemd, gleiche Brille — nur die Haare wirkten gewaschen).

“Ich bin ausgesprochen froh”, beginnt Diekmann, “heute Abend etwas für das Image der ‘Bild’-Zeitung tun zu können, denn das ist in der Tat dringend notwendig. Sie wissen alle: Die ‘Bild’-Zeitung ist eine wirklich schlimme Zeitung.” (Erstes leises Kichern im Publikum.) “Das kann man schon daran erkennen, dass ich Hauptarbeitgeber für den deutschen Presserat bin, wenn es darum geht, Beschwerden zu verteilen.”

Ja: Ehrlichkeit kommt immer gut. Schmerzhafte, selbstzerfleischende Ehrlichkeit. Packt Papst-Buddy Diekmann gleich die Geißel aus? Nein. “Als Angela Merkel zur ersten deutschen Bundeskanzlerin gewählt wurde, haben wir sie mit der Schlagzeile begrüßt: Miss Germany. Prompt hat ein Leser den Presserat aufgefordert, uns dafür zu rügen. Jeder wisse, bei der Bundestagswahl sei es gar nicht um eine Miss-Wahl gegangen”, (leises Kichern) “und deswegen hätten wir mit unserer Schlagzeile gegen den Grundsatz der wahrheitsgemäßen Berichterstattung verstoßen.”

Kichern, Lachen, Ho Ho Ho

Bei der Headline “Wir sind Papst” habe sich “ein Deutschlehrer” (weiteres Kichern) “beschwert, die Zeile sei nicht nur grammatikalisch falsch, sondern auch inhaltlich, weil eben nicht alle Deutschen zum Papst gewählt wurden.” (Lachen.) “So geht das übrigens den meisten Eingaben, über 90 Prozent werden zurückgewiesen.”

Wir lernen: Der Presserat ist dazu da, sich mit Lächerlichkeiten zu befassen.

Denn Fehler? Fehler macht “Bild” ja keine. Na gut, keine schwerwiegenden. “Wo gearbeitet wird, werden Fehler gemacht. Macht ‘Bild’ mal einen Fehler, ist es gleich eine bösartige Kampagne, wenn nicht gleich eine Fälschung. Fehler passieren allen.” Nur in der Sportberichterstattung “darf nicht passieren, dass wir einen Fehler haben, darunter würden wir leiden.”

Der einzige “schwere handwerkliche Fehler”, den Diekmann zugibt, sei damals die Trittin-Geschichte gewesen. “Da hat jemand aufs Foto ‘Bolzenschneider’ und ‘Schlagstock’ geschrieben und das an den Texter geschickt. Der Texter dachte sich, dann muss das wohl stimmen und es in den Text übernommen, worauf sich der erste gedacht hat: Ah, hab ich also recht gehabt, steht ja auch im Text.” Onkel Kai hält Märchenstunde, und die Kinderlein lachen ganz brav. So harmlos war das also alles, wie nett!

Fehler machen immer die anderen: “Sport ist nicht die Kernkompetenz der SZ. Ich sehe es ihr nach, wenn sie bei Victoria Beckham nur von zwei Kindern spricht.“ Wo doch Frau Beckham eine so berühmte Sportlerin ist. “Ich nehme es aber der FAS übel, wenn sie beispielsweise den Kanzleramtsminister von Angela Merkel Lothar de Maizière nennt.” Sogar der “New York Times” sei doch vor kurzem wieder ein Fehler unterlaufen, das Foto mit dem “berühmten Mann im Gefängnis im Abu Ghraib”. Da sei ja auch der Spiegel drauf reingefallen.

Mit den Fingern in der Keksdose

Ablenkung ist ein wunderbares PR-Instrument. Auch mit den Fingern in der Keksdose hat man immer noch eine Hand frei, um damit auf jemand anderen zu zeigen. Und wenn einmal jemand anderer die gleichen Fehler macht, die einem selbst regelmäßig passieren, darf man umso lauter davon erzählen. Von diesem Tsunami-Foto vor zwei Jahren, nämlich, das von einem Leser angeboten worden war. Ein “gigantisches Foto von einer Flutwelle mit Menschen, die davonliefen.” Lange und aufwändig recherchiert habe man, bis man das Bild endlich im Internet gefunden habe: “Es war drei Jahre alt. Die Münchner tz ist am nächsten Tag damit erschienen, die haben das nicht erkannt.” Das Internet sei eben “kein journalistisches Medium, sondern ein Medium, in dem zuallererst Gerüchte verbreitet werden, unsortierte, ungeprüfte Informationen. Selbstverständlich müssen Leserinformationen genauso überprüft werden wie alle anderen Informationen auch.” Außer, man gefährdet damit eine tolle Schlagzeile. Die gestrige Headline über “Gerhard Schröders neues Russenbaby war nicht abgesichert”, gesteht Diekmann. “Das kam über einen Leser. Da habe ich lange gezittert.”

Da zeigt der Chefredakteur der drittgrößten Zeitung der Welt (“Ich kann Ihnen nicht sagen, ob Nummer 1 und Nummer 2 die Schlagzeilen noch besser formulieren, dabei handelt es sich um zwei japanische Zeitungen”) also doch auch ein wenig Menschlichkeit. Es sei eben auch ein harter Job. Von Franz Müntefering wurde er während der Bonusmeilen-Affäre angezeigt, “nur wer anstößig ist, kann gegebenenfalls Anstöße geben. Dafür werden wir attackiert, beschimpft, verdammt – aber das muss man aushalten, wenn man Marktführer ist. Wir steigen einer Menge Leute auf die Füße.” Sauerei bleibt Sauerei, bei den Großen wie bei den Kleinen. Die ‘Bild’-Zeitung sei der “Anwalt des Lesers”, und wenn eines der eigenen “Volks”-Produkte Scheiße ist, “dann schreiben wir auch das.”

Nein, es gebe auch Grenzen. Die aktuelle Affäre um Günter Grass hätte man dann doch nicht mit “Gestatten: Grass — mit SS” betitelt. (“Ho ho ho” im Publikum.) Den Ausriss mit dem Diana-Unfallfoto habe man aber sehr wohl gedruckt, “das war ein überaus ästhetisches Bild.”

Pulsmesser und Gemeinschaftserlebnis

Als es nach knapp 50 Minuten Vortrag zur Fragerunde kommt, nimmt Diekmann schon vorab die “Mir doch egal”-Abwehrhaltung ein: Arme verschränkt, leicht schmollend, herumtrippelnd, als ob er ja eigentlich schon viel lieber ganz woanders wäre. Doch er muss sich nicht fürchten. Die Fragen sind mehr als freundlich.

Er hat gewirkt, der Bombenhagel aus Überheblichkeit (“Auf nationaler Ebene ist nur noch ‘Bild’ in der Lage, die großen Themen wirklich zu setzen. Wir sind das letzte mediale Gemeinschaftserlebnis in einer Welt, die immer unübersichtlicher wird”; “Politiker messen mit ‘Bild’ den Puls Deutschlands”), Anekdötchen (“Ich habe zum Papst gesagt: ‘Ich bin der von Wir sind Papst'”) und Gags (“taz — die andere Boulevardzeitung in Deutschland”).

Als Belohnung, weil doch keine kritischen Fragen mehr kommen, wird dann noch eine Einladung ausgesprochen, doch mal eine Redaktionskonferenz zu besuchen. Das Publikum applaudiert dankbar, Diekmann wirkt erleichtert, verschwindet mit Kollegen in der Bar…

… und fast ist man versucht, noch ein wenig Leser-Reporter zu spielen.

Sigrid Neudecker
Die Autorin ist Redakteurin bei “Zeit Wissen” und Bloggerin

(Alle Links von uns.)

Kein Tabubruch ohne “Bild”

Bislang gab es international eine Art stillschweigendes Abkommen der Medien, keine Fotos der sterbenden Prinzessin Diana zu veröffentlichen. Man kann sagen, dass es zwei Gründe für dieses Abkommen gibt. Der erste ist eher allgemeiner Natur: Das Andenken und die Würde der toten Diana sollten nicht verletzt werden. Der zweite Grund ist etwas spezieller: Diana und Dodi Al-Fayed waren mit ihrem Fahrer auf der Flucht vor Paparazzi, als der Unfall sich ereignete. Das ist bekannt. Ebenso wie die Tatsache, dass die Paparazzi auch am Unfallort noch Fotos machten. Aber die wurden, wie gesagt, bislang nicht veröffentlicht.

Die italienische Illustrierte “Chi” hat nun eines dieser Fotos abgedruckt. Es zeigt offenbar, wie ein Helfer versucht, Diana eine Sauerstoffmaske anzulegen. Die italienische Zeitung “Corriere della Sera” und das spanische Magazin “Interviu” druckten das Foto wenig später ebenfalls.

Wie diverse andere Medien, berichtet auch “Bild” über die Veröffentlichung des Fotos und die Reaktion in Großbritannien:

Im Text schreibt “Bild”:

Es ist ein Tabu-Bruch, den es so noch nie gegeben hat! Zum ersten Mal druckt ein Magazin ein Foto der sterbenden Prinzessin Diana († 36).

“Bild” druckt rechts neben dem Text ein Foto der lächelnden Diana und schreibt dazu:

So wollen wir sie in Erinnerung behalten: Prinzessin Diana starb am 31. August 1997

Links neben dem Text zeigt das Blatt ein anderes Bild: Die Veröffentlichung des Fotos der sterbenden Diana in “Chi”. “Bild” hat das Foto nicht etwa bearbeitet, um Dianas Gesicht unkenntlich zu machen. Und “Bild” zeigt es auch nicht als kleinen Ausriss. Es nimmt fast eine viertel “Bild”-Seite ein und dürfte damit nicht wesentlich kleiner sein, als in der Originalveröffentlichung.

Und sagen wir es mal so: Wenn man über einen Tabubruch berichtet, und sich die Auffassung, dass es sich dabei in der Tat um einen zu verurteilenden Tabubruch handelt, zu eigen macht, gleichzeitig jedoch eben diesen Tabubruch wiederholt, dann ist das nicht nur völlig widersinnig, sondern auch pure Heuchelei.

“Bild” zitiert übrigens auch, wie Dianas Söhne die Veröffentlichung des Fotos kommentierten. Sie seien “tieftraurig über eine derartige Niveaulosigkeit”. Zugleich appellierten sie allerdings auch an “die Medien der Welt”, keine Fotos zu publizieren, die “uns, unserem Vater, der Familie unserer Mutter und all jenen, die sie liebten und respektierten, große Schmerzen zufügen”. Diesen Appell zitiert “Bild” nicht.

“Bild” macht mit Korrekturspalte auf

Hey, gleich zwei Richtigstellungen heute in “Bild”. Die eine Sache korrigiert “Bild” freiwillig, das steht klein auf Seite 2: Ein von Mäusen befallener Supermarkt liegt nicht in dem Ort Westerwald in Niedersachsen, sondern im Westerwald in Rheinland-Pfalz.

Die andere Sache korrigiert die “Bild”-Zeitung nicht freiwillig, sondern weil sie muss. Dafür steht die Richtigstellung nicht klein auf Seite 2, sondern groß auf Seite 1.

Und zwar so:

Gegendarstellung. Zu der Überschrift in Bild vom 2. 5. 2006 "Heide Simonis jetzt ins Dschungel TV?" stelle ich fest: Ich habe stets erklärt, daß ich zur Teilnahme an einer solchen TV-Show nicht zur Vergügung stehe. 2. Mai 2006 RA Johannes Eisenberg für Heide Simonis. Anmerkung der Redaktion: Frau Simonis hat stets erklärt, daß sie zur Teilnahme an einer solchen TV-Show nicht zur Verfügung stehe.

Gegendarstellung
Zu der Überschrift in Bild vom 2. 5. 2006 “Heide Simonis jetzt ins Dschungel TV?” stelle ich fest: Ich habe stets erklärt, daß ich zur Teilnahme an einer solchen TV-Show nicht zur Verfügung stehe.
2. Mai 2006 RA Johannes Eisenberg für Heide Simonis

Darunter steht folgende “Anmerkung der Redaktion”:

Frau Simonis hat stets erklärt, daß sie zur Teilnahme an einer solchen TV-Show nicht zur Verfügung stehe.

Mit anderen Worten: “Bild” muss einräumen, dass die Antwort auf die von ihr gestellte Frage “Heide Simonis jetzt ins Dschungel-TV?” bereits vorher feststand. Sie lautete: Nein.

Die Gegendarstellung ist deshalb so groß, weil auch die Überschrift, auf die sie sich unmittelbar bezieht, so groß war:

Der Artikel war Teil einer längeren Kampagne von “Bild” gegen Simonis. Bereits zwei Tage nach der Veröffentlichung hatte Simonis vor dem Landgericht Berlin eine (vorläufige) einstweilige Verfügung erwirkt, wonach “Bild” diese Gegendarstellung auf der Titelseite drucken muss. Offenbar hat “Bild” sich seitdem juristisch gegen den Beschluss gewehrt.

(“Bild” veröffentlicht solche und ähnliche Gegendarstellungen traditionell meistens samstags, weil dann die Auflage ohnehin niedriger ist als an Werktagen.)

Kurz korrigiert (49)

Jungfrau Meri singt für Armenien

Anders als “Bild” am Donnerstag berichtete, steht der armenische Teilnehmer am Eurovision Song Contest noch nicht fest. Die armenische Beauftragte für den Wettbewerb, Diana Mnatsakanyan, dementierte die “Bild”-Meldung, wonach die bei der RTL-Show “Deutschland sucht den Superstar” ausgeschiedene Meri Voskanian das Land vertreten werde. Die Nachricht sei “völlig falsch”, zitiert sie die Seite oikotimes.com. Noch bis 20. Januar könnten sich Kandidaten für den armenischen Vorentscheid bewerben. Erst Mitte Februar werde das Publikum den Teilnehmer per TED bestimmen.

(“Bild” nennt Meri Voskanian “Jungfrau Meri”, weil sie trotz ihres biblischen Alters von 18 Jahren nach eigener Auskunft noch keinen Geschlechtsverkehr hatte.)

Danke an Yves B., Nils H., Andreas G. und Isa R. für die Hinweise.

Nachtrag, 10.20 Uhr: Ursprünglich hatten wir Meri an dieser Stelle Mary genannt, was falsch und etwas peinlich ist.

Nachtrag, 12. Februar: Inzwischen ist es endgültig: Nicht Meri Voskanian wird für Armenien singen, sondern Andre.

Was es noch nie gab

“Bild” wirbt heute für berichtet heute über den “King Kong”-Film von Peter Jackson, der bald anläuft. Und “Bild” schreibt:

“BILD zeigt exklusiv die ersten faszinierenden Fotos.”

Und es mag stimmen, dass genau diese vier Fotos, die “Bild” heute “Exklusiv-Fotos!” bzw. “BILD-Exklusiv-Fotos!” nennt, andernorts tatsächlich bislang nicht zu finden waren. (Zum Teil ziiiemlich ähnliche finden sich im offiziellen “King Kong”-Trailer.)

Nicht stimmt hingegen, wie “Bild” eins der Fotos betextet:

Das gab’s noch nie: Dinosaurier greifen King Kong an – ein Mix aus "Jurassic Park" und "Indiana Jones" mit den Tricks aus "Herr der Ringe"

Denn bereits 48 Jahre vor “Indiana Jones”, 60 Jahre vor “Jurassic Park” und 72 Jahre vor Erscheinen der heutigen “Bild”, genauer gesagt also 1933 im allerersten “King Kong”-Film, auf den sich der Remake-Regisseur Jackson ausdrücklich bezieht, wurde King Kong von Dinosauriern angegriffen. Und das gab’s wirklich noch nie, weil “King Kong” doch damals laut IMDb “der erste Dinosaurier-Film der Welt”* war.

Mit Dank an Thomas C. und Sebastian S. für die Hinweise.

*) Nachtrag, 5.11.2005:
Offenbar gab’s nicht einmal das noch nie, weil (anders als bei IMDb behauptet) vor 1933 schon andere Dinosaurier-Filme gedreht worden waren – insbesondere “The Lost World” aus dem Jahr 1925.

Mit nachträglichem Dank an Richard J., Peter E., Harald G. und Ron.

“Exklusiv”

Ja, Exklusivität ist eine feine Sache: Da hat man was, das nicht jeder hat. Und nicht zuletzt im Journalismus ist Exklusivität ein geradezu exklusives Gut. Zu oft, ach, sind andere schneller, haben die besseren Kontakte oder einfach nur mehr Glück oder Geld. Weshalb, wenn irgendwer irgendwas exklusiv hat, auch gerne das Wort exklusiv dazugeschrieben wird. Und insofern ist es nicht mal gelogen, wenn am gestrigen Dienstag auch auf der Titelseite der “Bild”-Zeitung (ungefähr so lang wie ein deutscher Durchschnittspenis) das Wörtchen exklusiv geschrieben stand: Denn das sog. “Schock-Video” der verstorbenen Prinzessin Diana, aus dem “Bild” auf ihrer gestrigen Titelseite gleich mehrere Standbilder und O-Töne abdruckte, darf mit Fug und Recht “exklusiv” genannt werden – allerdings nicht (wie die “Bild”-Titelseitengestaltung den Eindruck erwecken könnte) von “Bild”, sondern vom US-Sender NBC, der es am Montagabend (Ortszeit) weltexklusiv ausgestrahlt hatte…

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