Suchergebnisse für ‘bild rassismus’

Werbe-Apotheke “Bunte”, Mistel-Mist, Cookie- und Tracker-Plage

1. Ohne Markennamen können “Bunte”-Leser mit Gesundheits­tipps nichts anfangen
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier hat im Gesundheitsteil der “Bunten” geblättert. Dort gibt es allerlei Tipps gegen Wehwehchen jeder Art, die auffällig oft von passenden Anzeigen begleitet werden. Ein gravierender Verstoß gegen das Trennungsgebot von Redaktion und Werbung, wie auch der Deutsche Presserat findet. Die “Bunte” hat eine Stellungnahme abgegeben, die zugleich nichts- und vielsagend ist.

2. Wir pfeifen auf Ihre Privatsphäre
(gutjahr.biz)
Richard Gutjahr beschäftigt sich mit einem Thema, das uns beim Surfen tagtäglich begleitet: Cookies und den unübersichtlichen und irreführenden Cookie-Dialogfenstern. Selbst seriöse Nachrichtenseiten würden die Code-Schnipsel im Übermaß einsetzen. Bei der “Süddeutschen Zeitung” beispielsweise sollen es 470 Tracker sein, die auf die Besucherinnen und Besucher losgelassen werden. Auf seine Nachfragen bei den Verlagen habe Gutjahr nur ausweichende oder falsche Antworten bekommen. Wenn ihm denn überhaupt geantwortet wurde.

3. Die Sendung mit dem Rudi
(twitter.com/AnthroBlogger, Oliver Rautenberg)
Die “Sendung mit der Maus” hat eine siebenminütige Sachgeschichte über die Mistel produziert, eine Pflanzensorte, die als Halbschmarotzer auf Bäumen oder Sträuchern wächst. Mit dabei ein “Mistel-Experte” aus dem Bereich der esoterischen Pseudomedizin. Anthroposophie-Kenner Oliver Rautenberg dröselt die Sache auf und erklärt, was an dem Mistel-Filmchen Mist ist.

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4. Schlecht bezahlt als Medienprofi – was soll man wegen anderer Vorteile hinnehmen, was nicht?
(kress.de, Attila Albert)
Medienschaffende verdienen oft wenig. Besonders hart treffe es Selbstständige (zum Beispiel freie Reporterinnen), Pauschalisten, Berufsanfängerinnen und junge Führungskräfte. Attila Albert gibt praktische Empfehlungen zu Einkommensanalyse und Einkommenssteigerung. Dabei nennt er auch konkrete Zahlen und gibt Tipps zur Verhandlungstaktik.

5. 8 Gründe warum Spiegel TV die Goldene Kartoffel verdient hat
(schantall-und-scharia.de, Fabian Goldmann)
Der Negativpreis der Neuen deutschen Medienmacher*Innen, die “goldene Kartoffel”, ging dieses Jahr an “Spiegel TV”. Den Preis hätten sich die Reporter redlich verdient, findet Fabian Goldmann und hat dafür einige Argumente: “Spiegel TV” produziere Rassismus und verbreite gefährliche Verschwörungserzählungen. Die Redaktion verzichte selbst bei schweren Anschuldigungen auf Belege und übernehme unkritisch Angaben der Polizei. Betroffene und Beschuldigte kämen nicht ausreichend zu Wort, stattdessen biete “Spiegel TV” den Kriminellen eine Bühne zur Selbstinszenierung. Goldmann fühle sich bei den Reportagen eher an Scripted-Reality-Dokus erinnert.

6. “Dinner for One”: Ein Dutzend Fakten zum Silvesterkult
(rnd.de)
Bei vielen hat es sich zum Jahresausklangs-Ritual entwickelt: Silvester wird im Fernsehen “Dinner for one” geschaut. Natürlich gibt es den Schwarzweiß-Sketch um den 90. Geburtstag einer britischen Lady und die zunehmende Trunkenheit ihres Butlers auch 2020 wieder zu sehen. Wer mit Trivia zum Fernsehkult punkten will, sollte vorher die zwölf Hintergrund-Fakten überfliegen.

Durchgesteckt und durchgestochen, SW-Denken, Merkwürdiges Porträt

1. Kommunikation in der Krise
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers, Audio: 5:57 Minuten)
In der politischen Berichterstattung scheinen Kontakte alles zu sein, denn sie erhöhen die Wahrscheinlichkeit, vor allen anderen mit Informationen versorgt zu werden. Aktuelles Beispiel sei die “Beschlussvorlage” für den gestrige Corona-Krisengipfel von Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten. Dieses Papier sei bereits einen halben Tag bei bestimmten Medien zirkuliert. Wer es durchgestochen hat, sei unbekannt. Auffällig sei jedoch, dass zu Themen der Unionsparteien und der Bundesregierung Medien wie “Welt” und “Bild” bevorzugt in den Genuss von Vorabinformationen kämen.

2. Nazi oder Gutmensch – und nichts dazwischen: Warum das Schwarz-Weiß-Denken zunimmt
(rnd.de, Imre Grimm)
Anlässlich der bevorstehenden US-Wahl macht sich Imre Grimm Gedanken über die zunehmende Polarisierung, das fortschreitende Schwarzweiß-Denken und die verhärteten Fronten der Debattierenden: “In einer komplexen Welt aber sind es die Zwischentöne, die der Wahrheit noch am nächsten kommen. Denn so wie kein Mensch eine Insel ist, ist keine Meinung die reine Lehre. Doch Zwischentöne und Komplexitäten passen nicht in die 280-Zeichen-Logik der digitalen Welt, die nur die grellsten Radikalpositionen mit Aufmerksamkeit und Reichweite belohnt. Dabei ist Ambiguitätstoleranz einer der wichtigsten Grundpfeiler der Demokratie. Sie bedeutet immer Kompromiss, Annäherung, Interessenausgleich auf der Basis eines stabilen Wertesystems. Das ist anstrengend. Dazu gehört die Bereitschaft, anderer Leute Bedürfnisse, die Realität der Welt sowie evidenzbasierte Fakten anzuerkennen.”
Weitere Lesehinweise: Der Kolumnist Ben Smith von der “New York Times” spricht im Interview mit der “Süddeutschen” über die Bedeutung von Skandalen für den Erfolg des “Mediengeschöpfs Donald Trump”. Und das “Social Media Watchblog” beschäftigt sich in einer frei zugänglichen Ausgabe mit der Frage, wie sich das Silicon Valley auf die US-Wahl vorbereitet. Das ernüchternde Fazit der lesenswerten und mit vielen Verweisen gespickten Analyse: “Die Plattformen rechnen mit dem Schlimmsten, die USA sind auf dem Niveau von Kriegs- und Krisenstaaten angekommen.”

3. Das merkwürdige Holger-Friedrich-Porträt von Spiegel-Reporter Alexander Osang
(kress.de, Markus Wiegand)
Im “Spiegel” erschien Anfang des Monats ein äußerst langes Porträt über Holger Friedrich (Bezahlartikel), den Verleger der “Berliner Zeitung”. Der Beitrag sorgte bei einigen Leserinnen und Lesern für Verwunderung, weil er seltsam einseitig und wohlwollend klang. Als ob es eine Nebensächlichkeit sei, erwähnte “Spiegel”-Autor Alexander Osang gegen Ende seiner Geschichte, dass seine Frau bei der “Berliner Zeitung” beschäftigt sei. Markus Wiegand kommentiert: “Man kann die Kritik an Osang wegen seines Interessenkonflikts natürlich kleinlich finden. Ganz so einfach ist es aber nicht: Auffällig an dem Osang-Porträt ist nämlich, dass überhaupt keine Kritiker zu Wort kommen, die in Redaktionskreisen nicht schwer zu finden sind. Entweder hat Osang schlampig recherchiert oder er wollte wegen Befangenheit nicht mit solchen Leuten sprechen. Beides ist so mäßig cool.”

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4. Was im Diversitäts-Diskurs fehlt
(mdr.de, Judyta Smykowski)
Judyta Smykowski setzt sich bei Leidmedien.de regelmäßig dafür ein, dass Medienschaffende für klischeefreie Sprache und Bildsprache sensibilisiert werden. In ihrem Gastbeitrag für das “Altpapier” verrät sie, was aus ihrer Sicht im Diversitätsdiskurs fehlt, was an “Inspiration Porn” problematisch ist, und warum wir mehr authentische Bilder von Menschen mit Behinderung brauchen. In Sachen Diversität lohne ein Blick auf US-amerikanischen Serien: “An dieser Stelle seien Serien wie Good Wife, Stranger Things, Sex Education und vor allem Game of Thrones positiv erwähnt. Ihnen gelingt es, Menschen mit authentischen Erkrankungen und Behinderung zu zeigen und sie als selbstbestimmte Menschen auftreten zu lassen, die weder ihre Behinderung überwinden oder verneinen müssen, noch ständig leiden.”

5. Minden: Lynchaufruf gegen die “Covid-Presse”
(ndr.de, Nils Altland & Tim Kukral, Video: 5:18 Minuten)
In Minden haben Unbekannte eine unbekleidete männliche Schaufensterpuppe mit einem Strick um den Hals an einer Brücke aufgehängt – vor dem Bauch ein Pappschild mit der Aufschrift “Covid-Presse”. Das Medienmagazin “Zapp” ist nach Minden gereist, hat sich in der Stadt umgehört und mit Benjamin Piel über den Fall gesprochen, dem Chefredakteur des “Mindener Tageblatts”.

6. Türkei kündigt Schritte gegen “Charlie Hebdo” an
(faz.net)
Die Türkei hat juristische und diplomatische Schritte gegen die aktuelle Erdoğan-Karikatur der französischen Satirezeitung “Charlie Hebdo” angekündigt. Erdoğans Sprecher Fahrettin Altun schreibt dazu auf Twitter: “Die antimuslimische Agenda des französischen Präsidenten Macron trägt Früchte! Charlie Hebdo hat gerade eine Reihe sogenannter Karikaturen veröffentlicht, die voller verachtenswerter Bilder sein sollen, die angeblich unseren Präsidenten darstellen. Wir verurteilen dieses äußerst verabscheuungswürdige Bemühen dieser Publikation, ihren kulturellen Rassismus und Hass zu verbreiten.”
Weiterer Lesehinweis: Für die “Süddeutsche Zeitung” ordnet Joseph Hanimann den Vorgang weltpolitisch ein: “Angesichts des Konflikts um Berg-Karabach und der griechisch-türkischen Kontroverse auf Zypern ist die türkische Regierung aber bemüht, Politik, Militäroptionen und Medienaspekte in einem einzigen Stimmungstopf zu verrühren. Der Boykott französischer Produkte, zu dem Erdoğan zu Beginn dieser Woche aufgerufen hatte, wird Charlie Hebdo etwa nicht weh tun. Manche Industrielle, Handwerker und Landwirte in Frankreich lachen aber womöglich etwas verkniffen über die neue Karikatur.”

“Focus”-Sprachmüll, “Süddeutsche” bittet um Entschuldigung, US-Wahl

1. Chefredaktion bittet Igor Levit und SZ-Leser um Entschuldigung
(sueddeutsche.de, Wolfgang Krach & Judith Wittwer)
In der “Süddeutschen Zeitung” erschien vor wenigen Tagen ein Text über den Pianisten Igor Levit. Darin ging es auch um Levits politisches Engagement und seine Äußerungen in Sozialen Netzwerken. Der Text stieß vor allem in den Sozialen Medien auf breite Ablehnung. Nach einer anfänglich noch deutlich anders klingenden Stellungnahme bittet die “SZ”-Chefredaktion Levit und die “SZ”-Leserschaft nun um Entschuldigung.
Weiterer Lesetipp: Eine gute Zusammenfassung zu den Hintergründen gibt es bei BR-Klassik: Auch Levit nimmt Stellung (br-klassik.de, René Gröger).

2. “Focus”-Seminar: Wie man eine Titel­geschichte aus altem Sprachmüll bastelt
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Der “Focus” hat in seiner aktuellen Titelgeschichte auf sieben Seiten ausgebreitet, was man angeblich alles nicht sagen darf, und dabei die verschiedensten Begriffe miteinander verrührt. Boris Rosenkranz erklärt auf ironische Weise und anhand konkreter Beispiele, wie man sich eine ähnliche Empör-Story zusammenbasteln kann. Er hat sogar einen Tipp, was man machen kann, wenn das Echo darauf nicht so gut ausfallen sollte: “Seien Sie abschließend überrascht, dass sich die neue Gegenöffentlichkeit nicht an die alten Regeln hält und auch diesem Text widerspricht. Nehmen Sie das als Beweis und lassen Sie sich Ihre Deutungshoheit nicht nehmen. Bleiben Sie tapfer!”

3. Ist das Journalismus?
(deutschlandfunk.de, Burkhard Schäfers, Audio: 5:32 Minuten)
Job-Netzwerke wie LinkedIn und Xing leisten sich den Luxus eigener Redaktionen oder lassen ihre Nutzer und Nutzerinnen über Themen schreiben. Bei “Xing News” arbeiten rund 20 Journalistinnen und Journalisten an Newslettern und Beiträgen. Beim deutschsprachigen LinkedIn sind es immerhin vier Personen in der Redaktion, die dort für Inhalte sorgen. Wie verfahren sie bei der Auswahl der Inhalte und der Experten? Was unterscheidet die Plattformen von klassischen Medien? Und worin besteht der Mehrwert?

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4. US-Wahl 2020: Eine Wahlnacht wie noch nie zuvor
(ndr.de, Sinje Stadtlich)
Die US-Präsidentschaftswahl am 3. November stellt sowohl die klassischen als auch die neuen Medien in den USA vor gewaltige Herausforderungen. Im Vorfeld haben es die Journalistinnen und Journalisten mit Donald Trumps andauerndem Medienbashing zu tun, müssen Falschinformationen richtigstellen und dabei nach Möglichkeit sachlich bleiben. Doch der Wahlabend selbst werde noch einmal alles übertreffen, so MaryAlice Parks, stellvertretende Politik-Chefin beim Sender ABC News: “Wir müssen hier alle mal einen Moment durchatmen und uns klarmachen, dass wir einfach nicht wissen, wie es an dem Abend ablaufen wird. Und darauf müssen wir auch unser Publikum vorbereiten.”
Weitere Lesehinweise: “Wie sich Forscher und sogar die angesehensten wissenschaftlichen Fachzeitschriften in den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf einmischen, ist ungewöhnlich und bemerkenswert.” Forscher im US-Wahlkampf: Mittendrin statt nur dabei (de.ejo-online.eu, Stephan Russ-Mohl).
Und außerdem: “Die geplante Kürzung der Visa-Dauer für deutsche Journalisten mache eine kontinuierliche Berichterstattung unmöglich, kritisieren führende Journalisten- und Medienverbände”: Arbeitsfähigkeit von Korrespondenten in den USA bedroht (meedia.de).

5. Die Freienbibel 2
(startnext.com, Jakob Vicari & Jens Eber & Anja Reiter & Jan Schwenkenbecher & Oliver Eberhardt & Katharina Jakob)
Der Berufsverband Freischreiber setzt sich für die Belange freier Journalisten und Journalistinnen sowie die Anerkennung und Wertschätzung ihrer Arbeit ein. Nun starten die Freischreiber das Crowdfunding für die zweite Ausgabe ihrer “Freienbibel”: Wie schreibt man das unwiderstehliche Exposé? Wie macht man sich unabhängig von Verlagen? Woraus kann Journalismus heute und in Zukunft bestehen? Auf der Kampgagnenseite stellt der Verband das Projekt vor, für dessen Verwirklichung die Unterstützung von mindestens 308 Personen benötigt wird.

6. Rassismus in Disney-Filmen: Konzern blendet künftig Hinweise ein – eine gute Idee
(rnd.de, Imre Grimm)
In alten Disney-Filmen gibt es hin und wieder problematische, anachronistische oder verletzende Szenen, die so heute vermutlich nicht mehr in den Werken unterkämen. Nun will der Konzern bei seinem Streamingdienst Disney+ Warnhinweise einblenden: “Dieses Programm enthält negative Darstellungen und/oder Misshandlungen von Völkern oder Kulturen. Diese Stereotype waren damals falsch und sind heute falsch. Anstatt diese Inhalte zu entfernen, wollen wir ihre verletzende Wirkung anerkennen, daraus lernen und das Gespräch darüber anregen, um gemeinsam eine inklusivere Zukunft zu erreichen.” Ein sinnvoller Kompromiss, wie Imre Grimm findet.

Debattenräume, Klimaheft, Witze über Minderheiten

1. Was denkt Lisa Eckhart?
(taz.de, Anne Fromm)
In einem “Appell für freie Debattenräume” protestieren über 100 Menschen aus Kultur, Wissenschaft und Politik mit großem Pathos gegen angebliche Denk- und Sprechverbote. “taz”-Medienredakteurin Anne Fromm erklärt, worum es dabei geht und worin die Unterschiede zum US-amerikanischen “Letter on Justice and Open Debate” liegen. Fromm zeigt sich insbesondere erstaunt darüber, wie viele Journalisten den Appell unterschrieben haben: “Das sind alles Leute, die sehr wohl sehr viel sagen dürfen. Ständig und überall.”

2. Der STERN gestaltet gemeinsam mit Fridays for Future ein Klimaheft
(stern.de)
Den globalen Klimastreiktag am 25. September begleitend, produziert der “Stern” ein Heft gemeinsam mit den Klimaaktivistinnen und -aktivisten von Fridays for Future. Die Redaktion erhält dafür viel Lob, aber auch Kritik, zum Beispiel, dass sich guter Journalismus mit nichts gemein mache. “In eigener Sache” schreibt das Magazin über die Beweggründe für die Aktion und erklärt, wie die Zusammenarbeit abläuft.

3. Witze über Minderheiten: Dumm und aus der Zeit gefallen
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Vergangene Woche sorgte ein Podcast von Florian Schroeder und Serdar Somuncu für Entrüstung in den Sozialen Medien. Somuncu hatte sich darin auf eine ordinäre und menschenverachtende Weise in einen Rausch von Misogynie, Rassismus und Sexismus geredet (siehe die “6 vor 9” vom 16. September). In ihrer neuen Folge äußern sich die Protagonisten noch einmal zu dem Fall, machen es sich dabei jedoch zu leicht, wie Matthias Schwarzer findet: Die Kabarettisten “gehen offenbar davon aus, dass Somuncus inszenierte Hassrede vom Publikum schlichtweg nicht verstanden wurde, und deshalb den Proteststurm ausgelöst hat. War wohl einfach zu große Kunst, zu feinsinnig für die Masse – und am Ende hat man doch wieder allen den ganz großen Spiegel vorgehalten.”

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4. Liebe Boomer*innen, wieso seid Ihr eigentlich gegen das Gendern?
(meedia.de, Nicolas Wildschutz)
Nicolas Wildschutz spricht in seinem “Meedia”-Gastbeitrag all die Menschen an, die sich hartnäckig einer gendergerechten Sprache widersetzen: “Überlegt Euch einmal wirklich, wieso Ihr gegen das Gendern seid. Habt Ihr Euch genügend mit dem Thema beschäftigt? Wenn ja, überzeugen Euch die Argumente nicht oder reagiert Ihr aus Trotz?”

5. Dorothee Bär verlässt Ludwig-Erhard-Stiftung
(spiegel.de)
Aus Protest gegen eine sexistische Äußerung in einem Magazin des Publizisten Roland Tichy kündigt CSU-Politikerin Dorothee Bär ihre Mitgliedschaft in der Ludwig-Erhard-Stiftung, deren Vorsitzender eben jener Tichy ist. Dem “Handelsblatt” gegenüber sagte Bär (nur mit Abo lesbar): “Grund für diese Entscheidung ist eine Publikation in dem Magazin ‘Tichys Einblick’, die frauenverachtende und in höchstem Ausmaß sexistische Äußerungen gegenüber meiner Kollegin Sawsan Chebli enthält”.
Weiterer Lesehinweis: Auf Twitter kommentiert Linus Neumann: “Roland Tichy ist seit Juni 2014 Vorstandsvorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung. UND JETZT ERST treten Leute aus Protest aus.”

6. Titanic-Redaktionskonferenz, Folge 5
(titanic-magazin.de, Moritz Hürtgen & Torsten Gaitzsch, Audio: 57 Minuten)
Satiriker beobachten fortwährend das Zeitgeschehen, dementsprechend hoch ist ihr Medienkonsum. In der aktuellen Folge der “Titanic-Redaktionskonferenz” sprechen Torsten Gaitzsch und Moritz Hürtgen darüber, welche Medien sie verfolgen, was es mit den Austausch-Abos auf sich hat, und warum Journalisten und Journalistinnen anderer Redaktionen ihnen gelegentlich den Kaffee wegtrinken und ihre Toilette benutzen.

Toxischer Somuncu, “SZ” will Kündigungen, Sprachbewahrer-Furor

1. rbb entschuldigt sich nach Twitter-Kritik an Serdar Somuncu
(t-online.de)
Bereits die erste Folge des Podcasts von Florian Schroeder und Serdar Somuncu sorgte für viel Empörung in den Sozialen Medien. Somuncu hatte sich auf eine ordinäre und menschenverachtende Weise in einen Rausch von Misogynie, Rassismus und Sexismus geredet. Wer sich die lange Podcast-Ausgabe nicht komplett anhören will oder kann: Auf Twitter hat sich Anna Neumann geopfert und gleich auch noch die Kommentierung übernommen. Der rbb hat mittlerweile eine Stellungnahme veröffentlicht, die nach Entschuldigung klingen soll, jedoch keine ist. Ganz im Gegenteil: Man sieht sich als Opfer eines Shitstorms.

2. Sparen in München
(taz.de, Anne Fromm)
Trotz gewaltiger Abo-Zuwächse will die “Süddeutsche Zeitung” an ihrem “Effizienzprogramm” festhalten, das den Abbau von bis zu 50 Stellen in der Redaktion vorsieht. Damit verlöre rund ein Zehntel der Belegschaft seinen Arbeitsplatz. Ein Ausstiegsprogramm mit Abfindungen soll möglichst viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dazu bewegen, freiwillig den Verlag zu verlassen. Der Betriebsrat befürchte negative Auswirkungen auf die journalistische Qualität: “‘Der Erfolg der SZ beruhte bislang immer auf der umfangreichen und fundierten Berichterstattung, die durch weniger Personal sicher nicht umfangreicher und fundierter werden kann.'”

3. Die Macht der Zahlen: Wie ein Fehler Nachrichten macht
(ndr.de, Nadja Mitzkat)
Die Meldung ließ einen aufschrecken: Zwischen 2015 und 2019 habe sich die Zahl der Menschen ohne Krankenversicherung von 79.000 auf 143.000 Menschen fast verdoppelt. Eine offizielle Zahl des Statistischen Bundesamts, die von einer Linken-Politikerin aufgegriffen wurde und ihren Weg in die Medien fand. Die Journalistin Nadja Mitzkat fragte sich, wie dieser rasante Anstieg zu erklären sei. Nach einigen Tagen intensiver Recherche habe sich herausgestellt, dass die Zahlen falsch und auf einen methodischen Fehler der Statistiker zurückzuführen sind. Ihr Fazit: “Hier wurde von einer Partei mit einer catchy Zahl Politik gemacht und ‘die Medien’ sind allesamt auf den Zug aufgesprungen. Und so machte eine Nachricht Karriere, die schlichtweg falsch war.” (Anmerkung des Kurators: Wobei man es der Politikerin nicht unbedingt übelnehmen kann, eine offizielle Zahl verwendet zu haben, oder?)

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4. Kritiker versuchen, Rundfunkräte gegen Gender-“Knacklaut” zu mobilisieren
(uebermedien.de, Anne Fromm)
Der Statistikprofessor Walter Krämer ist als Verfechter der deutschen Sprache bekannt, der sich leidenschaftlich gegen Neuerungen stemmt. Als Vorsitzender der Stiftung Deutsche Sprache und des Vereins Deutsche Sprache rennt er mit sprachbewahrerischem Furor gegen Binnen-I und Gender-Sternchen an. Nun hat er Protestbriefe an Mitglieder der ARD-Rundfunkräte, des ZDF-Fernsehrats und des Hörfunkrats des Deutschlandfunks geschrieben. Anne Fromm hat sich für “Übermedien” Krämers Argumentation angesehen und die Sender um eine Stellungnahme gebeten.

5. “Die Gemeinnützigkeit von Journalismus muss endlich anerkannt werden”
(horizont.net, Frederik Fischer)
Anlässlich eines bevorstehenden Medientreffs hat sich Frederik Fischer mit dem netzpolitik.org-Gründer Markus Beckedahl unterhalten. Es geht um den Kampf gegen Hass, Manipulation und Fehlinformation, um Möglichkeiten der Journalismusfinanzierung sowie um die Herausforderungen einer zeitgemäßen Medienpolitik.

6. Als “F.A.Z.-Redakteur” bei Gucci und Macbeth
(faz.net, Jannik Waidner)
Ein “FAZ”-Redakteur ist Opfer einer ganz besonderen Form von Identitätsdiebstahl geworden. Ein 61 Jahre alter Mann soll sich jahrelang in betrügerischer Absicht als eben jener Redakteur ausgegeben und sich so Zugang zu Veranstaltungen erschlichen haben, darunter ein Gucci-Event, eine Berlinale-Sause und die Macbeth-Premiere der Berliner Staatsoper. Nun wird der Fall vor Gericht verhandelt.

Hochgekochtes Satirevideo, Namensnennung, Kotzender Kühnert

1. Polizisten als Mörder: Wie “Bild” aus einer Satire einen ARD/ZDF-Skandal macht
(rnd.de, Imre Grimm)
Ein rund zweieinhalbminütiges Satire-Video beim öffentlich-rechtlichen Jugendportal Funk zum Thema Rassismus bei der Polizei lässt die Emotionen hochkochen. Imre Grimm hält das Filmchen nicht für besonders gelungen, aber daraus ein Generalversagen von ARD und ZDF abzuleiten, sei falsch: “Der Clip ist blöd und beleidigend. Ihn aber – wie mancher Zeuge der Anklage – als weiteren Baustein einer linksgrünmedialen Diffamierungskampagne gegen die Polizei zu brandmarken, schießt weit über das Ziel hinaus.”

2. RBB schafft Sommerinterview-Reihe ab
(sueddeutsche.de)
Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) kassierte wegen seines weitgehend unkritischen Sommerinterviews mit Brandenburgs früherem AfD-Chef Andreas Kalbitz viel Kritik. Nun stellt der Sender seine Sommerinterview-Reihe mit brandenburgischen Spitzenpolitikern ein.
Weiterer Lesehinweis: “Das Sommerinterview des RBB mit Andreas Kalbitz sorgte für einen Skandal. Nun hat der MDR den nächsten AfD-Rechtsaußen eingeladen: Björn Höcke. Und will alles besser machen.” Anne Hähnig und Martin Machowecz fragen in der “Zeit”: “Gehört er ins Fernsehen?”

3. Mit Verlaub: Ich kotze im Strahl.
(twitter.com, Kevin Kühnert)
Der SPD-Politiker Kevin Kühnert hat der Newsseite “Watson” ein Interview gegeben, aus dem sich die “Welt”-Redaktion einen Teilaspekt herausgepickt und zugespitzt hat (genauer: eine dpa-Überschrift weitergedreht hat). Entsprechend frustriert reagiert Kühnert auf Twitter: “Wenn der Versuch, differenzierte Antworten zu geben, in solch bewusstem Missverstehen mündet, dann braucht sich niemand wundern, dass Politiker*innen in Interviews nur Blabla von sich geben.” Kühnert weiter: “Diese ‘Zuspitzung’ ist leider auch ein erneutes Beispiel für das verbreitete Desinteresse an politischen Inhalten. Wer mit wem? Wer gegen wen? Welche Koalition hätten’s denn gern? Welches Ministerium wollen Sie führen? Das alles klickt sich leider besser als Steuern/Rente/Klima.”

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4. So geht die tagesschau mit der Nennung von Namen in Gerichtsprozessen um
(blog.tagesschau.de, Marcus Bornheim & Helge Fuhst & Juliane Leopold)
“Tagesschau” und “Tagesthemen” gelten als “Dokumente der Zeitgeschichte”, wodurch den Sendungen eine besondere Verantwortung in der Berichterstattung zukommt: Sie dürfen unbegrenzt online gestellt werden und bleiben unter Umständen Jahrzehnte sichtbar. Ein besonders sensibler Bereich ist die Nennung von Namen in Berichten über Gerichtsprozesse. Für den Verzicht auf Namensnennung kann der Schutz des Persönlichkeitsrechts sprechen, aber auch das Bestreben, sich von einem Angeklagten nicht instrumentalisieren zu lassen, wie ein aktueller Fall zeige. Die Chefredaktion von ARD-aktuell schreibt über das Spannungsfeld dieses Teilbereichs ihrer Arbeit.

5. Aktivisten wollen Facebooks Falschmeldungs-Spreader “bändigen”
(spiegel.de, Max Hoppenstedt)
Die Online-Bewegung Avaaz hat zahlreiche Facebook- und Webseiten untersucht, die falsche oder irreführende Informationen zu medizinischen Themen verbreiten. Avaaz fordert Facebook auf, nicht nur Warnhinweise, sondern auch Richtigstellungen zu veröffentlichen. Studienautor Christoph Schott dazu: “Facebook hat bis heute jenen Nutzerinnen und Nutzern keine spezifischen Korrekturen angezeigt, die die Falschinformation gesehen hatten, dass es als Covid-19-Test ausreiche, zehn Sekunden die Luft anzuhalten. Das ist schon grob fahrlässig aus unserer Sicht.”

6. Vom Newsroom zum Newszoom
(deutschlandfunk.de, Samira El Ouassil, Audio: 3:44 Minuten)
Coronabedingt sind derzeit viele Newsrooms verwaist. Wie kann unter diesen Bedingungen Journalismus gelingen? Können virtuelle Treffen das persönliche Gespräch ersetzen? Samira El Ouassil hat eine einfache Antwort: “Journalismus wird nicht an Orten gemacht, sondern von Menschen”. Außerdem erzählt sie die hübsche Anekdote, wie sie einmal in einem vollbesetzten Newsroom einen O-Ton vom Konsul von Georgien einholen wollte, aber jemanden aus den USA an der Strippe hatte …

Die “Welt” und der Kriegsverbrecher, Fehler(un)kultur, Esslingers Katze

1. Die “Welt” lobt, dass Kriegsverbrecher nicht „gecancelt“ wurden
(uebermedien.de, Annika Brockschmidt)
Der Chefkommentator der “Welt” hat einen verstörenden Text über einen Alt-Nazi geschrieben, der nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Leitung eines Kinderheims betraut wurde. Darin verteidigt er die Personalie, alles andere wäre “Cancel Culture” und inhärent undemokratisch gewesen. Annika Brockschmidt hat sich den unappetitlichen Vorgang angeschaut und widerlegt die krude Argumentation.
Weiterer Lesehinweis: Einen empfehlenswerten Text zur “Cancel Culture” gibt es beim Schweizer Digitalmagazin “Republik”: Wer oder was wird «gecancelt»? (Franziska Schutzbach).

2. Wie ich einmal versuchte, Fake-News über Tom Buhrow zu korrigieren (ohne Erfolg)
(planet-interview.de, Jakob Buhre)
In unserer Reihe “Kleine Wissenschaft des Fehlers” schrieb BILDblog-Autor Ralf Heimann: “Im Umgang mit eigenen Fehlern offenbaren Journalistinnen und Journalisten ihr Selbstverständnis – und damit eben unter Umständen, dass dies nicht mehr ganz aktuell ist.” Diese Erfahrung musste gerade Jakob Buhre machen, als er verzweifelt versuchte, verschiedene Medien auf einen Fehler aufmerksam zu machen – und dabei grandios scheiterte.

3. Wir bilden die Realität auch mit
(projekte.sueddeutsche.de, Theresa Hein & Stephan Anpalagan)
In der “SZ”-Serie “Was sich ändern muss” erklären Medienschaffende, wie Journalismus diverser werden kann. In der aktuellen Folge spricht der Journalist Stephan Anpalagan darüber, welche Verantwortung Medien beim Thema Rassismus tragen – und wo sie versagen. “Wir brauchen Vielfalt in den Redaktionen. Erst wenn die vorhanden ist, wird es möglich sein, so zu berichten, dass die Nachrichten die Gesellschaft repräsentieren: Wer Bevölkerungsteile ausschließt, darf sich nicht relevant nennen.”

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4. Beckedahl: Technisch vorstellbar, politisch unwahrscheinlich
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers, Audio: 5:31 Minuten)
Überraschend hat US-Präsident Donald Trump eine Begnadigung des Whistleblowers Edward Snowden in Aussicht gestellt, doch wie realistisch ist das? Markus Beckedahl von netzpolitik.org ist nicht sehr zuversichtlich, dass es tatsächlich zu einer Begnadigung kommt. Diese sei zwar technisch möglich und moralisch geboten, aus politischen Gründen jedoch unwahrscheinlich.
Weiterer Lesetipp: Trump streicht dem Open Technology Fund (OTF) die zuvor bewilligten Mittel, was sich katastrophal auf Netzprojekte wie das Netzwerk zur Anonymisierung von Verbindungsdaten Tor und den datensparenden und verschlüsselnden Messenger Signal auswirkt: Trump-Regierung dreht Geldhahn für OTF zu (mmm.verdi.de, Christiane Schulzki-Haddouti).

5. ORN #3 Rezo, wie können Journalist:innen Nindo nutzen?
(mailchi.mp, Sebastian Meineck)
Der Youtuber Rezo hat kürzlich ein Analyse-Werkzeug für Soziale Medien veröffentlicht, das sich nicht nur für die Follower-Anzahl interessiert. Wie können Medienschaffende Nindo nutzen, wenn sie über Influencerinnen und Influencer recherchieren? In der aktuellen Ausgabe seines Online-Recherche-Newsletters hat Sebastian Meineck mit Rezo über dessen neues Tool zur Reichweitenmessung gesprochen.

6. Wollte mich vor ein paar Jahren auf ein Volo bei der @SZ bewerben …
(twitter.com, Isabell Beer)
Detlef Esslinger kümmert sich bei der “Süddeutschen Zeitung” unter anderem um die Volontärsausbildung. In der “SZ”-Rubrik “Werkstatt” beklagt er sich über die Bewerbersituation: “Leider bewerben sich fast nur Menschen mit Studium. Doch eigentlich stünden einer Redaktion auch Menschen mit abgeschlossener Lehre gut an.” Die Journalistin Isabell Beer findet Esslingers Aussagen scheinheilig und erinnert ihn an seine früheren Aussagen: “Abgeschlossenes Studium muss sein, am liebsten Master-Abschluss.” Esslinger hat auf Beers Kritik geantwortet.

Nuhr Einsicht oder Nuhr eingeknickt?, Hayali-Dreh, “Rolling Stone”-Cover

1. Dunja Hayali bricht ZDF-Dreh bei Demo gegen Corona-Regeln ab
(tagesspiegel.de)
Die ZDF-Journalistin Dunja Hayali hat sich für einen Dreh unter die Demonstrierenden gegen die Corona-Maßnahmen gemischt, brach die Dreharbeiten jedoch wegen Sicherheitsbedenken vorzeitig ab (die gesamten 37 Minuten des Drehs gibt es bei Instagram). Der Deutsche Presserat kritisiert den Vorfall auf Twitter: “Es ist absolut unakzeptabel, wenn Journalisten ihre Arbeit nicht machen können, weil sie beschimpft und bedroht werden. Der Schutz von Journalisten muss dringend verbessert werden!” Es gibt jedoch auch andere Sichtweisen auf den Vorfall. Autor und Journalist Franz Sommerfeld kritisiert Hayalis Vorgehen: “Sie versteht sich als journalistische Aktivistin. Sie will einzelne Demonstranten überzeugen, wenn das nicht gelingt, sie zumindest wegen der Absurdität ihrer Vorstellungen bloss stellen. Sie meint es gut. Aber das misslingt natürlich. Und nun zeigt sich Dunja Hayali in ihrem Schlusskommentar beleidigt und gekränkt, weil jeder ihr etwas anderes vorhält, und freut sich noch einmal auf ihren ‘schmutzigen’ Hund. Das wäre zu vermeiden gewesen, wenn die Journalistin professionelle Distanz gewahrt hätte. Damit hätte sie ihrem Anliegen mehr gedient.”

2. Kanzel Culture
(hellojed.de, Moritz Hoffmann)
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) wirbt zu ihrem 100-jährigen Bestehen für die Wissenschaft und setzt dazu verschiedene prominente Fürsprecherinnen und Fürsprecher ein. Eines der Testimonials stammt von Komiker Dieter Nuhr, dem Kritiker ein gebrochenes Verhältnis zur Wissenschaft vorwerfen – sie lehnen ihn als Werbegesicht für die Kampagne ab. Moritz Hoffmann kommentiert: “Das eigentliche Thema muss die DFG sein. Sie hat Nuhr angefragt, sie hat Nuhr abgenommen, sie hat Nuhr veröffentlicht, sie hat Nuhr auf den sozialen Netzwerken beworben und sie hat nach ein paar Stunden kritischem Gegenwind beschlossen, ohne weitere Erklärungen eine Kehrtwende zu vollziehen. Das alles spricht nicht für besonders viel Denkaufwand, es spricht für wenig Souveränität und für einen bemerkenswerten Mangel an Einfühlungsvermögen in die verschiedenen Arten, auf denen im Jahr 2020 in Deutschland Sachverhalte ausverhandelt werden.”
Weiterer Lesehinweis: Auch von anderer Seite wird Kritik an die DFG herangetragen. Diesmal jedoch nicht wegen des Testimonials von Dieter Nuhr, sondern wegen des vermeintlichen “Einknickens” der Forschungsgemeinschaft: “Damit gibt die DFG auf erbärmliche Weise ihre Prinzipien preis. Sie leistet als Wissenschaftsorganisation einen Offenbarungseid.” (faz.net, Michael Hanfeld)

3. Bewusst exponiert
(taz.de, Peter Weissenburger)
Die österreichische Journalistin Natascha Strobl schreibt bevorzugt über Rechtsextremismus und gerät damit immer wieder in den Fokus eines rechtsradikalen Mobs, der sie beschimpft und bedroht. Nach einem Beitrag eines “Welt”-Kolumnisten mit dem Namen “Don Alphonso” erlebt sie eine besonders stark ausgeprägte Hasswelle.
Weiterer Lesehinweis: In der “Frankfurter Rundschau” spricht Strobl über die massiven Drohungen, die ihr gegenüber ausgesprochen werden, und über ihren Widersacher “Don Alphonso”: “Ich bin da nicht die erste und werde nicht die letzte Frau sein, die er so angeht. Und das zweite ist, dass er ein sehr großes Problem mit eher links stehenden Menschen hat. Da geht es nicht um Meinungsaustausch, er will sie einfach persönlich zerstören. Das ist alles ganz offensichtlich durch persönliche Motivation getrieben, aber es ist auch ein Geschäftsmodell.”

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4. Lässt sich TikTok überhaupt verbieten?
(zeit.de, Anna-Lena Schlitt)
US-Präsident Donald Trump will die chinesische Videoplattform TikTok – zumindest in den USA – verbieten. Als Grund dafür wird die Befürchtung genannt, die App könne heimlich die Daten der Nutzerinnen und Nutzer an China weitergeben. Ist ein derartiges Verbot überhaupt möglich? Und wie könnte es umgesetzt werden? Gibt es bereits TikTok-Verbote? Und könnte TikTok verkauft werden? Anna-Lena Schlitt gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen.

5. Die perfekte Welle
(journalist.de, Jennifer Garic & Olaf Wittrock)
Wie leicht nachzuvollziehen ist, bestimmt die Corona-Pandemie seit Monaten die Berichterstattung, doch die Nachrichtenflut ebbe langsam ab. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erkennten darin ein wellenförmiges Muster: Nach spätestens drei Monaten träten Gewöhnungs- und Ermüdungseffekte ein, das mediale Interesse lasse nach. Jennifer Garic und Olaf Wittrock von der Wirtschaftsredaktion “Wortwert” haben sich die Wellenbildung anhand der bisherigen Corona-Berichterstattung angeschaut.

6. Wie es einmal fast zwei Frauen aufs Cover des “Rolling Stone” schafften
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
In der Musik-Zeitschrift “Rolling Stone” ist ein längeres Interview erschienen, in dem die Soulsängerin Joy Denalane und die Rockmusikerin Ilgen-Nur über Rassismus, Sexismus und Homophobie in der Musikindustrie sprechen. Beide Künstlerinnen gingen davon aus, dass ihr Gespräch die Cover-Geschichte des Heftes werden würde, es habe auch ein entsprechendes Cover-Shooting gegeben. Schlussendlich sei das Magazin jedoch den vermeintlich sicheren Weg gegangen und habe Altrocker Bruce Springsteen aufs Cover gehoben. Stefan Niggemeier kommentiert: “Während das amerikanische Schwesterblatt politischer und diverser geworden ist, will der deutsche Ableger lieber nicht riskieren, seine Stammleser mit nicht-weißen Frauen auf dem Cover zu verschrecken, nicht einmal, wenn der Sexismus und Rassismus der Branche Thema im Heft ist. Es hätte ein kleines Statement werden können in Zeiten, in denen einiges in Bewegung gerät, dass man sich mitbewegt.”

Kontroverse um Verhörvideos, Wohlfeile Selfies, “Rick and Morty”

1. “Wollen wir hinschauen, oder wollen wir nicht hinschauen?”
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Wie bereits gestern in den “6 vor 9” berichtet, ist das öffentlich-rechtliche Online-Format “Strg_F” in den Besitz der Vernehmungsvideos des Hauptangeklagten im Mordfall Walter Lübcke gekommen und hat Teile daraus bei Youtube veröffentlicht. Die Rechtmäßigkeit der Aktion und mögliche Auswirkungen auf den laufenden Prozess werden weiterhin kontrovers diskutiert. Stefan Niggemeier hat mit Dietmar Schiffermüller, dem Redaktionsleiter von “Strg_F”, über die Veröffentlichung gesprochen.
Weitere Lesehinweise: Im Interview mit dem “Spiegel” erklärt der Anwalt des Angeklagten, welche Folgen die Veröffentlichung der Vernehmungsvideos für seinen Mandanten habe: “An den Pranger gestellt” (spiegel.de, Julia Jüttner). Im Deutschlandfunk äußert sich Medienethik-Professor Christian Schicha zu der Thematik: “Ich bin der Auffassung, dass man diese 25 Minuten auch ohne dieses Verhörvideo hätte gut füllen können und die notwendigen Informationen vermitteln können.”

2. Sieht gut aus
(faz.net, Ursula Scheer)
Geht es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern von Instagram-Viralaktionen wie #ChallengeAccepted tatsächlich um das Thema Frauensolidarität, oder dienen die Aktionen eher der Selbstdarstellung und Selbstvermarktung? “FAZ”-Redakteurin Ursula Scheer hat sich auf Instagram umgesehen. Ihr Fazit: “Solche Aktionen mögen vielleicht gut gemeint sein, lassen aber vor allen Dingen diejenigen gut aussehen, die mitmachen. Für sie ist das Ganze, zumindest in freiheitlichen Gesellschaften, oft nicht nur wohlfeil, da kostenlos, sondern kann sich als Publicity richtig auszahlen. Eine schwarze Bildkachel, und man hat sich als ostentativer Antirassist auf der Seite der Guten positioniert; einmal sich selbst schwarz-weiß abgelichtet, schon ist das Selfie nicht mehr Ausweis des Narzissmus, sondern ein feministisches Statement.”

3. “Agrarjournalisten sind wirklich gesucht”
(fachjournalist.de, Ulrike Bremm)
Als Diplom-Agraringenieurin ist Gesa Harms für ihre journalistische Arbeit bei einer Landwirtschaftszeitschrift besonders qualifiziert. Im Interview mit dem “Fachjournalist” geht es unter anderem um ihren Alltag als Agrarjournalistin, ihre besonderen Kenntnisse auf dem Gebiet der Stromtrassen und ein ehrliches Eingeständnis zum Thema Online-Meldungen.

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4. Vom “Zigeunerschnitzel” bis zur “Mohrenstraße”: Rassismus ist eine Tradition, mit der gebrochen werden muss
(fr.de, Stephan Anpalagan)
Stephan Anpalagan schreibt sich die Wut von der Seele: “Wie hirnverbrannt muss eine gesamte Gesellschaft sein, wenn man Überlebenden und Angehörigen der in Auschwitz Ermordeten sagt, dass man den rassistisch-faschistischen Begriff des ‘Zigeuners’ nicht von der Speisekarte tilgen könne, weil das gottverdammte Paprikaschnitzel eine lange und nicht mehr zu ändernde Tradition darstelle.” Das “Zigeunerschnitzel” stehe für einen Kulturkampf. In Deutschland seien rassistische Feindbilder im kollektiven Bewusstsein verwurzelt.

5. Twitter for journalists: 10 #ProTips for using Twitter
(media.twitter.com)
Ausnahmsweise der Hinweis auf einen englischsprachigen Artikel: Twitters Presseabteilung verrät Journalisten und Journalistinnen zehn Tipps, wie sie mehr aus dem Kurznachrichtendienst herausholen können. Leicht zu lesen und vor allem auch für Nicht-Medienschaffende höchst interessant.

6. Serienboom: Gute Auftragslage für Synchronstudios
(blmplus.de, Lisa Priller Gebhardt)
Der Erfolg von Streamingdiensten wie Netflix oder Amazon Prime Video und der damit einhergehende Serienboom bescheren den Synchronstudios volle Auftragsbücher. Da viele Studios coronabedingt pausieren mussten, habe sich ein Überhang gebildet, der nun abgearbeitet werden müsse. Lisa Priller Gebhardt hat sich mit dem Inhaber eines Synchronstudios unterhalten. In dem Gespräch wird deutlich, wie sehr manche Serien-Verantwortlichen darauf bedacht sind, dass keine Informationen über den Fortgang der Geschichte nach außen dringen. Bei der Synchronisierung der US-amerikanischen Zeichentrickserie “Rick and Morty” sitze beispielsweise jeder Synchrontext-Schreiber in einem eigenen Raum und müsse vorher sein Handy abgeben. “Verwendet werden ausschließlich PCs, die keine USB-Schnittstelle haben. Alle am Projekt beteiligten müssen eine Geheimhaltungserklärung unterschreiben. Sicher ist sicher.”

Gefährliche Wendung, Prinzenfonds, Bitcoin-Hack und Bitcoin-Werbung

1. Gefährliche Wendung
(taz.de, Levent Tezcan)
Die Debatte über Rassismus nimmt laut Levent Tezcan, Professor am Institut für Soziologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, eine gefährliche Wendung: “Mit einem quasireli­giö­sen Furor will eine neue Generation People of ­Color jede auch noch so verborgene rassistische Regung in der Seele ausrotten. Selbst die Liberalen, gar die Linken, die immer schon ein sicherer Hafen für die Fremden im Lande waren, sind nicht mehr davor gefeit, als Rassisten gebrandmarkt zu werden.”

2. Prinzenfonds hilft Journalisten
(deutschlandfunk.de, Christian Orth, Audio: 7:41 Minuten)
Wer über die Forderungen der Hohenzollern an den Bund und den Umgang der Familie mit journalistischer Berichterstattung schreibt, sollte sich darauf einrichten, eventuell am nächsten Tag Anwaltspost im Briefkasten zu haben. Arne Semsrott (“FragDenStaat”) kommentiert im Deutschlandfunk: “Aus meiner Sicht ist dieser Versuch, gegen alle möglichen Medien mit Abmahnungen, vielleicht dann auch mit einstweiligen Verfügungen, vorzugehen, der Versuch, die öffentliche Meinungsbildung stark zu beeinflussen. Und ich glaube, das ist teilweise tatsächlich auch erfolgreich aus Sicht von Herrn von Preußen. Denn ich sehe es ja an mir selbst und wie ich meine Worte wähle, und viele andere Journalistinnen, mit denen ich rede, auch – es wird dann doch schon zwei Mal überlegt, ob man tatsächlich einen Beitrag machen soll mit Herrn von Preußen”. “FragDenStaat” habe deshalb einen Rechtshilfefonds für Abmahnopfer eingerichtet, der sich aus Spenden der Community speist: den “Prinzenfonds”.

3. Google News ab sofort mit neuem Layout und einer Quelle pro Nachricht
(t3n.de, Patrick Büttgen)
Vor einem Jahr habe Google optische Änderungen für seine News-Suchergebnisse angekündigt, nun wurden sie offensichtlich umgesetzt. Technikjournalist Patrick Büttgen hat sich das neue Layout angeschaut, das aufgeräumter wirke, jedoch nicht nur Gutes mit sich bringe: Google zeige fortan nur eine Quelle pro Nachricht an, was zu Trafficverlusten der anderen Quellen führe.

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4. Techkonzerne gehen gegen von Trump geteilte Videos vor
(spiegel.de, Max Hoppenstedt)
Facebook, Twitter und Youtube gehen gegen Videos vor, in denen Falschinformationen zum Maskentragen und zum angeblichen Corona-Heilmittel Hydroxychloroquin verbreitet werden. Ein Präparat, das US-Präsident Donald Trump zum Entsetzen von Fachleuten als mögliches “Geschenk des Himmels” bezeichnet. Die Löschaktion wirkte sich auch auf Trumps Twitter-Account aus: Er hatte das Videomaterial öffentlich geteilt.
Weiterer Lesehinweis, weil damit in Zusammenhang stehend: Trump zweifelt an seiner Persönlichkeit: “Niemand mag mich” (fr.de, Anna-Katharina Ahnefeld).

5. Immer Ärger mit dem Rechtsstaat | Fahrradstraßen | Stadt duldet Gehwegparken
(rums.ms, Ralf Heimann)
Wer sich anschauen will, wie Lokaljournalismus der Zukunft aussehen könnte, sollte einen Blick auf “Rums” werfen. Dort findet Regionalberichterstattung rund um Münster statt, jenseits der verstaubten Klischees und auf eine frische und zeitgemäße Art. Ergänzt wird das Angebot durch Kolumnen von prominenten Stadtkindern wie Marina Weisband, Ruprecht Polenz und Klaus Brinkbäumer. Ein Projekt, das durchaus Vorbild für andere Regionen sein könnte.
Transparenzhinweis: Ralf Heimann schreibt auch für BILDblog. Zum Beispiel in seiner viel beachteten Serie über Fehlerkultur im Journalismus: Kleine Wissenschaft des Fehlers.

6. So leicht war es, Promis auf Twitter zu hacken
(zeit.de, Meike Laaff)
Am 15. Juli sorgte ein Hack für Verwirrung in der Twitter-Gemeinde: Promis wie Barack Obama, Joe Biden, Elon Musk, Jeff Bezos und Kim Kardashian schienen ein vermeintlich lohnendes Bitcoin-Investment zu versprechen – ihre Accounts waren zuvor gehackt worden. Wie konnte das geschehen? Wer steckt hinter den Angriffen? Und was befürchten Experten angesichts dieses Hacks? Meike Laaff ordnet den Fall ein, der auch mit Blick auf die bevorstehenden US-Wahlen besorgniserregend erscheint.
Weiterer Lesetipp: Michael Nöhrig macht in seinem Blog auf einen Fall von Bitcoin-Abzocke aufmerksam, bei dem man nicht weiß, ob man weinen oder lachen soll: “Da berichtet ein STANDARD-Artikel darüber, wie betrügerische Bitcoin-Werbung mit Prominenten getrieben wird, und die via AdSense zugeschaltete betrügerische Clickbait-Werbung bewirbt, akkurat!, eine ‘Sonderbericht’-Fakeseite, auf der betrügerische Bitcoin-Werbung mit Prominenten getrieben wird”.

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