Suchergebnisse für ‘SChweden’

6 vor 9

André Müller – Die Kunst des Interviewens
(amadelio.de, Video, 17:30 Minuten)
In den 80er Jahren gab es, so wird behauptet, eine nicht unerhebliche Menge an Menschen, die die Wochenzeitung ?Die Zeit? nur aus einem Grund kauften: wegen der Interviews des Journalisten André Müller. Aber auch Der Spiegel, Stern oder Playboy veröffentlichten Interviews des gefragten Müller und einige dieser Interviews lösten Skandale aus (Interview mit Claus Peymann), wurden verboten oder gar als Theaterstück aufgeführt (Gespräch mit der Mutter). Jedoch in jedem seiner Interviews gibt es mindestens eine Stelle, wo dem Leser der Mund offen stehen bleibt vor Überraschung oder Erschütterung.

Eine kleine Geschichte von der Haptik des Papiers
(blogbar.de)
“In den letzten Wochen und Monaten kam in einigen Debatten und Essays von Printjournalisten sehr oft das Argument, dass das Internet die Haptik, das Gefühl des Anfassens von Papier, nie wird ersetzen können; der Leser wollte etwas in der Hand haben. Das wird trotz Zeitungskrise stur weiterbehauptet, dazu kommt die Meinung, Papier sei das bleibende Medium, hier würde ein Text länger als 24 Stunden Bestand haben.”

Dr. Mörgelis Werbesendung auf DRS 1
(bundblog.espace.ch, Artur Vogel)
“… dass sich Medien hergeben, um – neben den unumgänglichen Muss-Themen – der SVP auch noch freiwillig und ohne Not Werbezeit einzuräumen, will mir nicht in den Kopf. Zum Beispiel die jüngste «Samstagsrundschau» im zwangsabgabenfinanzierten Radio DRS 1.”

Wenn der Chef bloggt
(manager-magazin.de, Anja Tiedge)
Ein eigenes Blog ist schick, birgt aber auch Risiken: Im Webtagebuch von Ex-Siemens-Chef Klaus Kleinfeld empörten sich etliche Mitarbeiter über die Erhöhung der Vorstandsbezüge. manager-magazin.de zeigt, für wen CEO-Blogs geeignet sind und wie Unternehmen diese richtig einsetzen.

Mein globaler Freundeskreis
(nzz.ch, Joachim Bessing)
Facebook kommt dem Versprechen von Freundschaften erstaunlich nahe.

Kneipenabend mit Journalist kostet Staatssekretärin die Karriere
(weltreporter.de, Clemens Bomsdorf)
Alkohol, ein männlicher Journalist und ein Kuss – im moralisierenden Schweden eine Mischung, die einer Politikerin die Karriere kosten kann.

6 vor 9

Was Kai Diekmann nicht sagt
(bildblog.de)
“‘Bild’-Chefredakteur Kai Diekmann hat der Schweizer “Weltwoche” ein Interview gegeben. Es ist so mittelinteressant, aber auf die Frage, warum Diekmann im Jahr 2002 die vermeintlichen Enthüllungen über eine Sex-Affäre des damaligen Schweizer Botschafters Thomas Borer mit der Parfümverkäuferin Djamile Rowe abgelehnt habe, antwortet der “Bild”-Chef bloß: ‘Die Geschichte betraf Vorgänge, die ausschliesslich zwischen dem Botschafter und seiner Frau zu diskutieren waren.’ Mehr hat Diekmann dazu nicht zu sagen.”

Manfred Messmer im Studio des Schweizer Fernsehens am Wahltag
(arlesheimreloaded.ch)
14:30 bis 17:00, 17:00 bis 19:00, 19:00 bis 20:00 Uhr.

Schwedens Justiz empört Blogger
(taz.de, Reinhard Wolff)
Monate ermittelte der Staatsanwalt gegen den Außenminister wegen Volksverhetzung in seinem Blog. Mit einer Ausrede verhinderte Bildt eine Anklage.

Über den Zustand der Blogosphäre als solcher
(blog-cj.de)
Das kommt davon, wenn man kein richtiger First Mover ist: Irgendwas scheine ich mal wieder versäumt zu haben. Jedenfalls lese ich in den letzten Tagen auffallend häufig Formulierungen wie Blogblues, Blog-Depression und gar “sterbender Blog-Hype”. Huch. Mein Blog stirbt gerade und ich merke es nicht?

Web 2.0-Feind Andrew Keen ist ein Dödel, schlimmer als Eva Herman
(blog.zeit.de/weisslog)
Eigentlich hatte ich gedacht, Andrew Keen sei mein Held. Mit frischer Schärfe fällt der Internet-Pionier der 90er Jahre immer wieder über die schöne neue Welt des Netzes her: Über das vielgepriesene, interaktive ?Web 2.0?, in Alltagssprache: Das Webzwonull. Zur Zeit sind seine Attacken besonders lustvoll, da es ein Buch zu promoten gibt (The Cult of the Amateur: How Today?s Internet Is Killing Our Culture).

“Das sagt man nicht…” – Was ist politisch korrekt?
(phoenix.de, Video, 43:49 Minuten)
Anke Plättner diskutiert in der PHOENIX Runde mit Henryk M. Broder (Publizist), Volker Beck (B?90/Grüne), Martin Sonneborn (Satiriker) und Marc Fabian Erdl (Sprachwissenschaftler, Universität Siegen).

medienlese – der Wochenrückblick

Eva Herman, Leonid Breschnew, Liebesbriefe.

Eva Herman dominierte die Woche, weil sie kurz vor Ablauf einer Talksendung verabschiedet und sozusagen herausgeschickt wurde – der Moderator wollte sich mit seinen drei Gästen unterhalten. Reaktionen gab es zuhauf – unter anderem erinnerte man sich an Jehova (1/2). Spreeblick.com analysierte Hermans Aussagen genauenstens in linguistischer Hinsicht. Und über 2500 Kommentare gingen allein auf den welt.de-Artikel “Die öffentliche Hinrichtung der Eva Herman” ein. Mehrere Blogger hielten Eva Herman schlicht für dumm: Ninja Thoughts und Stefan Niggemeier zum Beispiel. Don Dahlmann meinte, sie sei von einer ziemlich umfassenden Schlichtheit beseelt (was aber so auch nicht stimmt). Eine Bloggerin vom Focus fand ihre Thesen “so dumm, dass man an Ihre Bücher sofort mit dem Feuerzeug dran möchte. So ein bisschen anbrennen will”.

Der Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung, der 63jährige Hans-Werner Kilz, verlängerte für ein paar Jahre und sagte: “Wir müssen nach Wegen suchen, die Inhalte im Internet kostenpflichtig zu machen.” Jens Petersen schrieb, er kämpfe “mit dem Vorwurf, seine Redaktion genauso zu führen, wie einst Leonid Breschnew in der Endphase seiner Regierungszeit”.

Read On…

6 vor 9

ARD/ZDF-Onlinestudie 2007
(ard.de)
Über 40 Millionen Deutsche im Netz – Bisher nur eine Minderheit im “Mitmachnetz” Web 2.0 aktiv.
Mehr dazu auf www.ard-zdf-onlinestudie.de.

Kalte Fakten aus dem Knast
(sueddeutsche.de, Gunnar Herrmann)
Schweden hat einen TV-Skandal: Ein Reporter, bekannt für das Aufdecken von Justizirrtümern, soll Straftätern Berichterstattung versprochen haben – gegen Geld.

Wahrheitssuche statt Wahrheitsdiktat
(medienspiegel.ch, Peter Studer)
Der Präsident des Schweizer Presserats beleuchtet das “Schreiben, was ist”-Motto der Weltwoche.

?Google ist wie ein guter Freund?
(politik-digital.de)
Am 04. September2007 war Stefan Zwierlein vom Google Watch Blog zu Gast in der Blogsprechstunde von politik-digital.de und den Blogpiloten. Im Chat sprach er über die Beeinflussung von Lesern, die Angst vor Datenmissbrauch und kommende Dienste von Google.

Berliner Orgie
(plastikmaedchen.net)
In seinen ursprünglich für die Boulevardzeitung B.Z. verfassten Bordell-Tests entpuppt sich Thomas Brussig nicht nur als talentfreier Autor, sondern auch als rassistischer Sexist.

SpOn von Titanic-Agenten unterwandert?
(spreeblick.com)

Den Finger in die Wunder gelegt

“Bild” meldet heute:

Irrste Zeitung der Welt (…) wird nach 28 Jahren eingestellt

Nein, nicht was Sie jetzt denken…! (“Bild” ist ja auch schon 55.)

“Bild” berichtet heute bloß darüber, dass das US-Magazin “Weekly World News” (in dem “alles garantiert erfunden” sei) eingestellt werde. Und zum vermeintlichen “Aus und vorbei”* druckt “Bild” heute “noch einmal die besten Schlagzeilen der ‘WWN'”, also beispielsweise:

“Russen klonen 600 Hitlers!” — “Hitler war ein Vampir – darum war er tagsüber so unentspannt” — “Staubsauger saugt Deutschem das Gehirn raus!” — “Deutscher Erfinder kann aus Katzen Benzin machen – für eine Tankfüllung reichen 20 Miezen” — “UFO-Sekte will jetzt Hitler klonen!” — “Wird süßer Knut jetzt totgespritzt?” — HALT! STOPP! Die letzten drei Beispiele stammen ja gar nicht aus den “WWN” und sind uns hier leider irgendwie dazwischengerutscht…

Aber wo wir gerade schon bei irren Schlagzeilen sind, am 8.1.1996 beispielsweise berichtete “Bild”:

Nach Blitzschlag — Mann friert nie mehr
Elektriker Harold Deal wurde vom Blitz getroffen. So heftig, daß das Kleingeld in seiner Hosentasche zu einem Klumpen verschmolz. Nebenwirkung: Seitdem friert der Amerikaner nicht mehr. Der Handwerker aus South Carolina kann selbst bei minus 20 Grad Celsius mit Shorts und T-Shirt ins Freie gehen.

Am 27.8.1999 hieß es:

Nach einem Blitzschlag: Frau steht unter Strom
(…) Kein Witz! Flaminia Cima (29) aus Cremona (Norditalien) wurde von einem Blitz getroffen und überlebte. Seitdem sprechen Ärzte von ihr als “medizinisch höchstseltenen Fall”. Denn der Blitzschlag hat die Frau elektromagnetisch dermaßen aufgeladen, dass es ihr unerträglich ist, mit anderen Elektro-Abstrahlern in Berührung zu kommen. Sie darf kein Fernsehen mehr gucken, Computer, Telefone, Küchengeräte, sogar das Radio, von allem muss sie die Finger lassen. Inzwischen ist der Strom abgestellt, sie hat Kerzen aufgestellt.

Und am 14.7.2005:

Beim Knutschen von Blitz getroffen
Stockholm – Magnus (20) und Elin (19) aus Göteborg (Schweden) lernten sich am Strand kennen, küßten sich. Als ein Unwetter aufzog, suchten sie unter dem Dach einer Hütte Zuflucht. Beim Knutschen wurden sie plötzlich von einem Blitz getroffen! Beide bekamen einen starken Stromschlag ab. Das Wunder der Liebe: Sie wurden kaum verletzt.

Womit wir immerhin wieder bei der heutigen “Bild” angelangt wären. Denn heute berichtet “Bild” mit zwei Wochen Verspätung auf der Titelseite unter der Überschrift “1. Papst-Wunder?” (siehe Ausriss), dass ein italienischer Polizist einen Blitzeinschlag offenbar unbeschadet überlebt hat.

Das Fragezeichen ist angebracht — nicht nur, weil im Pressekodex steht: “Unbestätigte Meldungen, Gerüchte und Vermutungen sind als solche erkennbar zu machen.” Und auch nicht, weil beispielsweise ilGiornale.it schrieb: “Es wird kein Wunder gewesen sein…”

Nein, um das erste Papst-Wunder kann es sich schon deshalb nicht handeln, weil “BILD-Vatikan-Sonder-Korrespondent” Andreas Englisch, der die heutige Meldung verfasste, schließlich schon am 28. August vergangenen Jahres Zeuge eines Papst-Wunders geworden war — des legendären “Wunders von Castel Gandolfo”!

*) Dass die “Weekly World News” offenbar nur ihre Print-Ausgabe einstellt, um ausschließlich im Internet weiterzuarbeiten, verschweigt “Bild” ebenso wie die Tatsache, dass “Bild” selbst in der Vergangenheit nicht davor zurückschreckte, unter Berufung auf “die US-Zeitschrift ‘Weekly World News'” deren Fake-Meldungen (“Castro trained killer sharks to attack U.S.”) mehr oder weniger distanzlos (“Schickt Castro Hai-Guevaras nach USA?”) weiterzuverbreiten…

Mit Dank an Max M. für die Anregung sowie Silke und Mandy fürs Italienisch.

Mit “Bild”-Methoden gegen undankbare Polen

Aus aktuellem Anlass fragte “Bild” gestern:

Was müssen wir uns von diesen Polen eigentlich noch alles gefallen lassen? Seit Jahrzehnten gibt es in Europa niemanden, der mehr für Polen getan hat als ausgerechnet wir Deutsche!

Ausgerechnet ist in diesem Zusammenhang ein interessantes Wort. Ausgerechnet wir Deutschen haben so viel für Polen getan – obwohl wir es doch waren, die dafür sorgten, dass zwischen 1939 und 1945 über 18 Prozent der polnischen Bevölkerung ums Leben kamen?

War es nach dieser Vorgeschichte überraschend, dass wir Deutsche so viel für Polen getan haben, ausgerechnet? Oder war es das Mindeste?

In den Grundsätzen, die jeder Axel-Springer-Redakteur unterschreibt, steht als Ziel “das Herbeiführen einer Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen, hierzu gehört auch die Unterstützung der Lebensrechte des israelischen Volkes”. Das polnische Volk wird nicht explizit genannt, was auch daran liegen könnte, dass es hier nach der deutschen Besatzung nicht mehr viele Juden gab, mit denen man sich aussöhnen könnte: Jeder zweite ermordete Jude war polnischer Staatsbürger.

Natürlich darf man trotzdem, auch als Deutscher, auch als deutsche Zeitung, die polnische Regierung kritisieren, auch massiv. Frappierend ist aber neben dem verräterischen Wort ausgerechnet, wie “Bild” Tatsachen weglässt oder verdreht.

“Bild” schreibt:

Ohne deutsche Hilfe wäre Polen heute vielleicht noch immer nicht EU-Mitglied!

UND DER DANK?

Plötzlich, im Jahr 2004, forderte Polens Parlament von uns Deutschen 40 Milliarden Euro Entschädigung. 59 (!) Jahre nach Kriegsende!

“Plötzlich”? Im Sinne von: aus heiterem Himmel, aus reinem Undank? Keineswegs. Die Forderung des Parlaments war eine (höchst umstrittene) Reaktion darauf, dass die Preußische Treuhand Ansprüche von deutschen Vertriebenen gegen Polen geltend machen will und im Jahr 2004, nach dem EU-Beitritt Polens, neue Chancen sah, diese Ansprüche durchzusetzen.

“Bild” weiter:

Von der EU profitiert Polen wie kein anderes Land! Seit dem Beitritt 2004 können polnische Arbeiter in ganz Europa Geld verdienen.

Das stimmt so nicht. Nur Großbritannien, Irland und Schweden haben ihre Arbeitsmärkte sofort geöffnet. In Deutschland brauchen polnische Arbeitnehmer immer noch eine Arbeitserlaubnis vom Arbeitsamt; sie bekommen sie nur unter bestimmten Voraussetzungen, zum Beispiel im Rahmen von Werkverträgen als Saisonkräfte.

“Bild” schreibt:

Ausgerechnet jetzt, da Deutschland die EU-Ratspräsidentschaft innehat, werden die Polen größenwahnsinnig (…)!

Polen (knapp 40 Mio. Ew.) will Einfluss in der EU — wie das doppelt so große Deutschland (80 Mio. Bürger), Frankreich oder Großbritannien (je 60 Mio.)!

Selbst wenn die Polen größenwahnsinnig sein sollten — so größenwahnsinnig sind sie nicht. Ihr Ziel, die Stimmverhältnisse in der EU entsprechend der Quadratwurzeln der Bevölkerungszahlen zu regeln, hätte dazu geführt, dass Polen 6 Stimmen gehabt hätte – weniger als Großbritannien und Frankreich mit 8 Stimmen und Deutschland mit 9 Stimmen; also keineswegs genauso viel, wie “Bild” suggeriert.

Als Ursache für die “Hetze” der Kaczynski-Brüder vermutet “Bild” übrigens Minderwertigkeitskomplexe. Die Ursache für Hetze von “Bild” kennen wir natürlich nicht.

Kurz korrigiert (422)

"Schiri Fandel: Meine Horror-Nacht"Beim Fußballspiel Schweden gegen Dänemark wurde der Schiedsrichter Herbert Fandel von einem Fan attackiert, der aufs Spielfeld rannte. “Bild” schreibt dazu (siehe Ausriss) in einer Fotounterzeile: “Schlag an den Hals”. Und in der Unterzeile zu einem weiteren Foto: “Schlag ins Gesicht”. Im Text behauptet “Bild”:

Mit dem linken Arm schlug er Deutschlands ‘Schiedsrichter des Jahres’ zuerst ins Gesicht, dann an den Hals.

Tatsächlich wurde Fandel jedoch nur einmal getroffen, bevor ein dänischer Spieler den Angreifer abdrängen konnte.

So gesehen muss man wohl froh sein, dass “Bild” nicht noch mehr Fotos derselben Szene zeigt — sonst wäre aus dem Vorfall womöglich noch eine Massenschlägerei geworden.

Mit Dank an Martin K., Mike S., Julian B. und viele andere für den sachdienlichen Hinweis.

“Warum mag uns eigentlich keiner?”

Für die “Bild”-Zeitung ist der Eurovision Song Contest traditionell ein Anlass, nationalistische Töne anzuschlagen. Vor zwei Jahren kommentierte die Zeitung das schlechte Abschneiden Deutschlands unter anderem mit der Feststellung:

Wir haben keine Freunde.

Und jammerte:

Wir kaufen dem Türken sein Döner ab, und aus lauter Freundschaft haben wir gleich 10 Points in die Türkei geschickt, und was schallt zurück? 0 Points von der Türkei. Ey, Alda, kraß, voll der Hammer, ey. (…)

Wir Deutschen sind die Guten. Wir lassen Heidi Klum ihren Seal heiraten (…).

Auch heute verwechselt die “Bild”-Zeitung den Schlager- mit einem nationalen Sympathiewettbewerb und fragt in ihrem Online-Auftritt:

Warum mag uns eigentlich keiner?

Und jammert:

Statt unseren Swing-König mit Punkten zu belohnen, schacherten sich die osteuropäischen Staaten wieder gegenseitig die Punkte zu. (…)

Grand-Prix-Wut auf die Stimmen-Mafia aus dem Osten!

Nun ist es schon erstaunlich, dass eine so harmlose Veranstaltung die “Bild”-Zeitung immer wieder dazu veranlasst, Ressentiments gegen andere Nationen zu pflegen und zu bedienen. Doch der Versuch, das schlechte Abschneiden Deutschlands und anderer westlicher Länder mit einer “Mafia” zu erklären, ist auch sachlich haltlos. Das wird zum Beispiel deutlich, wenn man sich das Ergebnis ansieht, wenn man nur die Stimmen der 21 westeuropäisch oder westlich orientierten Länder** berücksichtigt:

Ohne die “Mafia” aus dem Osten würde sich also auf den vorderen Plätzen fast nichts ändern, und Deutschland wäre statt auf einem sehr traurigen 19. auf einem traurigen 14. Platz gelandet. Tja.

Der Ausdruck “Mafia” bezeichnet übrigens eine “verbrecherische Geheimorganisation”.

Vielen Dank an Amin N. für die Anregung!

**) Andorra, Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Island, Israel, Malta Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Schweden, Schweiz, Spanien, Türkei, Zypern.

Nachtrag, 14. Mai. Der Aufmacher der heutigen “Bild”-Zeitung sieht so aus:

Ungeachtet der Fakten spricht die “Bild”-Zeitung in ihrem Artikel vom “Schummel-Grand-Prix”, der “Stimmen-Mafia aus Ost-Europa”, einer “Riesen-Schummelei” und der “Stimmen-Schacherei der Ost-Europäer”.

Nichtschwimmer

"Steuer-Irrsinn: So schwimmt der Staat im Geld!"Es ist schon etwas unlogisch, dass “Bild” zur heutigen Titelgeschichte auf Seite 2 die Überschrift gewählt hat “So schwimmt der Staat im Geld” (siehe Ausriss). Andererseits stellt “Bild” im Text nämlich fest, dass Bund, Länder und Gemeinden “auf Schulden von insgesamt 1500 Mrd. Euro” sitzen und dass die Bundesregierung “für ihren Teil allein” im Jahr 2006 “38 Mrd. Euro Zinsen zahlen” musste, “Tendenz steigend”. Aber Schwamm drüber.

Kümmern wir uns um die Spalte, die überschrieben ist: “Diese Länder machen es uns vor”. Dort heißt es einleitend:

Nur Nachbarland Belgien (55,4 %) verlangt mehr Steuern und Abgaben von seinen Bürgern als Deutschland (52,5 %).

Das ist so nicht ganz korrekt. Zwar stimmen die Zahlen, die “Bild” von der OECD hat (und die natürlich nur OECD-Staaten berücksichtigen), aber sie gelten nicht etwa für den Durchschnittsbürger, sondern nur für kinderlose Singles mit dem Einkommen eines durchschnittlichen Arbeiters.* Und davon abgesehen liegt die Staatsverschuldung Großbritanniens, anders als “Bild” schreibt, natürlich nicht bei 46 Milliarden Euro. Das wäre wirklich beeindruckend. Tatsächlich hat Großbritannien aber Schulden in Höhe von rund 572 Milliarden Pfund (ca. 840 Milliarden Euro).

*) Vergleicht man zum Beispiel verheiratete Paare mit zwei Kindern und nur einem Einkommen, so verlangen laut OECD (pdf) neben Belgien (40,1 %) noch Österreich (36,9 %), die Niederlande (37 %), Finnland (38 %), Ungarn (39,8 %), Griechenland (41,5 %), Schweden (41,8 %), Frankreich (42 %), Polen (42,2 %) und die Türkei (42,8 %) “mehr Steuern und Abgaben” von ihren “Bürgern” als Deutschland (36,2 %).

Mit Dank an Udo G. und Markus K. für den sachdienlichen Hinweis.

Bock als Gärtner im Gespräch

Der Branchendienst Kress.de verbreitet derzeit die Meldung, “Bild” habe offenbar einen Nachfolger für Unterhaltungschef Martin Heidemanns gefunden: Kai Winckler, seit 2001 Chefredakteur von “Das Neue Blatt” und laut Kress.de ein “Spezi von Heidemanns”.

Winckler wäre ein, nunja, würdiger Nachfolger. Ein Blick ins Archiv zeigt: “Das Neue Blatt” ist schon so mancher “Fehlinformation aufgesessen” (Winckler/2003) und verließ sich unter seiner Verantwortung offensichlich “leider immer wieder auf Fehlinformationen” (Winckler/2004). So berichtete die Zeitschrift beispielsweise 2003 über ein heimliches Wiedersehen zwischen Kronprinzessin Victoria von Schweden und Felipe von Spanien, das aber “nicht stattgefunden” hatte, wie das Blatt im Nachhinein reumütig einräumte einräumen musste. Und ein Jahr später verbarg sich hinter der Überschrift “Keine Tragödie um Victoria! Nicht verraten, verlassen, verzweifelt. Keine Krebserkrankung!” der Widerruf von gleich vier grundfalschen Artikeln.

Widerruf - Silvia & Carl Gustaf - Keine Ehekrise! Keine Untreue!
Keine Scheidungsabsichten!Unter einer ganz ähnlichen Überschrift (siehe Ausriss) berichtete Wincklers “Neues Blatt” übrigens 2004 auch dies:

Das neue Jahr beginnt mit einer guten Nachricht aus dem schwedischen Königshaus: Königin Silvia (60) und König Carl Gustaf (57) sind und waren immer ein glückliches Ehepaar! Berichte über angeblich untreues Verhalten des Königs sowie eine daraus folgende Ehekrise mit Scheidungsabsichten stimmten nicht!

Das hatte die Zeitschrift jedoch nicht von den folgenden, teilweise mehrseitigen, aber allesamt falschen Berichten abgehalten:

“Verzweifelte Königin Silvia — der schlimme Scheidungsskandal! Kann sie ihre Ehe jetzt noch retten?”
(“Das Neue Blatt”, 19/03)

“Weinend unterschrieb sie den Scheidungsvertrag — Die Tragödie einer tapferen Königin”
(“Das Neue Blatt”, 23/03)

“Königin Silvia: Sensationelle Wende! Unter Tränen verzeiht sie ihrem Mann.”
(“Das Neue Blatt”, 26/03)

In Wincklers umfassendem Widerruf hieß es dazu abschließend:

Um so bedauerlicher eine letzte Fehldeutung in Heft Nr. 32/03 vom 30. Juli 2003. Dort schilderten wir (S. 6 bis 7) unter der Überschrift “So gemein missbrauchte Carl Gustaf ihr Vertrauen. Königin Silvia: Die bitteren Tränen einer betrogenen Frau”, wie König Carl Gustaf mit einer fremden Frau gesehen wurde, was die Ehe der beiden erneut in eine Krise gestürzt habe. Auch dieser angebliche Vertrauensbruch stellte sich als falsch heraus.

Allerdings brauchte “Das Neue Blatt” immerhin zweieinhalb Jahre, um im vergangenen Jahr endlich auch Folgendes öffentlich festzustellen:

Auf der Titelseite von DAS NEUE BLATT Nr. 34 vom 13.08.2003 hatten wir berichtet: “Victoria & ihr Daniel — die Überraschungs-Hochzeit des Jahres… weil die Kronprinzessin ein Baby bekommt”. Daneben hatten wir ein Foto veröffentlicht, das Kronprinzessin Victoria von Schweden und Herrn Daniel Westling zeigt.

Diese Behauptungen widerrufen wir als unwahr. Eine Hochzeit zwischen Kronprinzessin Victoria von Schweden und Herrn Daniel Westling war nicht geplant. Kronprinzessin Victoria von Schweden war auch nicht schwanger. Das Foto ist eine ohne das Einverständnis von Kronprinzessin Victoria von Schweden hergestellte Fotomontage.

Aber zum Schluss zitieren wir vielleicht doch noch kurz aus einer Gegendarstellung von Sabine Christiansen aus dem Jahr 2003, der “Das Neue Blatt” zuvor eine Liebesbeziehung mit Thomas Roth unterstellt hatte. Denn am Ende der Gegendarstellung stand ein Satz, den wir ganz ähnlich auch aus “Bild” kennen:

Christiansen hat Recht. Der Verlag

Blättern:  1 ... 5 6 7 8 9