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Blond

“Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) etwa will seine Pressesprecherin Andrea Weinert von Gehaltsstufe A 16 (rd. 5480 Euro) auf B 6 (rd. 7206 Euro) hieven.”

So stand es am vergangenen Montag unter der Überschrift “Massenbeförderung bei Rot-Grün” in “Bild”. [Der Text ist aus anderen Gründen z.Zt. nicht online…] Tags drauf hieß es dann über “die Blitzkarriere der blonden Kollegin” abermals (und ausführlicher):

“Andrea Weinert (46), seit 2003 seine Pressesprecherin, darf sich drei Monate vor der Bundestagswahl auf einen deutlichen Karrieresprung freuen – von Besoldungsstufe A16 (ca. 5480 Euro/Monat) auf B6 (7206 Euro).”

Und zum Auftakt ihrer neuen Reihe “Dichtung und Wahrheit” hat die “Financial Times Deutschland” die Wahrheit aufgeschrieben. Sie lautet (laut “FTD”):

“Weinerts Beförderung stand seit über einem Jahr fest. Die Pressesprecherin hatte ihren Posten Ende 2002 angetreten. (…) Nach drei Monaten Probezeit wurde sie auf B 6 (7206 Euro) hochgestuft. Das entsprach ihrem Rang als Leiterin der Unterabteilung Presse und Öffentlichkeitsarbeit. Im Sommer 2004 entschied sich Weinert für eine Verbeamtung. Da der Einstieg in den Beamtendienst formal nur in Stufe A 16 möglich war, verzichtete sie zunächst auf das höhere Gehalt. Mit dem Personalrat wurde Mitte 2004 vereinbart, dass Weinert zum 1. August 2005 in ihre ‘alte’ Gehaltsstufe B 6 zurückkehrt.”
(Hervorhebungen von uns.)

Mit Dank an Patrick W. für den Link.

Volksentscheid

Jetzt sind die Wahllokale geschlossen. Mist. Ja, wir haben’s auch verpasst. Aber heute hat Deutschland anscheinend über die neue Verfassung der EU abgestimmt. Sogar über “Europa” insgesamt. Stand in der “Bild”-Zeitung. Auf Seite 1. Und zwar so:

JETZT HAT ENDLICH DAS VOLK DAS WORT!

Nach dem “Non” der Franzosen und dem “Nee” der Holländer dürfen jetzt die Deutschen über Europa abstimmen.

Bild.de nennt das Ganze in seiner Adresszeile sogar einen “Volksentscheid”. Und wenn Sie jetzt ganz traurig sind, dass Sie das verpasst und Ihre Stimme nicht abgegeben haben, versuchen wir Sie ein bisschen aufzumuntern.

1. “Deutschland” hat längst abgestimmt. Am 12. Mai 2005 hat der Bundestag mit überwältigender Mehrheit dem Verfassungsentwurf zugestimmt, am 27. Mai 2005 der Bundesrat.

2. “Das Volk” hat immer das Wort. Jeden Tag. Wenn Sie etwas sagen wollen, “dürfen” Sie es einfach tun. Sie müssen nicht darauf warten, dass “Bild” es Ihnen “endlich” erlaubt und dafür zwei kostenpflichtige Hotlines schaltet. Sagen Sie einfach, was Sie wollen. Und wenn Ihnen das zu formlos erscheint, notieren Sie es sich doch auf einen Zettel. Den können Sie sich selber machen. Oder Sie nehmen unseren kleinen Vordruck hier links. Den können Sie ausdrucken, ausschneiden und dann damit machen, was Sie wollen. Das Tolle ist: Die Wirkung ist exakt die Gleiche, als wenn Sie bei “Bild” angerufen hätten. Nur bei Wahlen und richtigen Volksentscheiden müssen Sie aufpassen, da dürfen Sie nicht einfach Ihre Zettel selbst malen oder an selbstgemalten ausgerufenen “Bild”-Abstimmungen teilnehmen. Aber keine Sorge: Da kriegen Sie vorher Post.

3. Und wenn morgen riesengroß in der “Bild”-Zeitung stehen sollte, dass “Deutschland” nahezu einstimmig gegen die EU-Verfassung oder gar “gegen Europa” gestimmt habe, dann denken Sie einfach daran: Da haben Leute angerufen, die glauben, dass in Deutschland “Volksabstimmungen” in der “Bild”-Zeitung stattfinden.

Exklusiv: Mit “Bild” auf Recherche-Tour

(Mai 2005, Infodesk im Hessischen Hauptstaatsarchiv, Mosbacher Str. 55, 65187 Wiesbaden)*

Auskunftspersonal: Guten Tag, kann ich Ihnen helfen?

BILD-Reporter: Ja, wir hätten da mal ‘ne Frage. Und zwar haben wir da mal vor fünf Jahren, am 25.5.2000 oder so, in der ARD diese Dokumentation über Rosemarie Nitribitt gesehen gehabt. Die lief damals in der Reihe “Die Großen Kriminalfälle”. Ham Sie vielleicht auch gesehen. Hatte über dreieinhalb Millionen Zuschauer, wurde seitdem auch schon öfter wiederholt…

Auskunftspersonal: Ich erinnere mich. Der Film war doch von der Helga Dierichs vom Hessischen Rundfunk. Wenn ich mich richtig erinnere, hatte sie damals sogar eine Schutzzeitverkürzung für die Einsichtnahme in unsere Akten hier bekommen – und außerdem im Keller eines Kripobeamten überraschenderweise Briefe, Postkarten und ein Tonband voll sehnsüchtiger Liebesbekenntnisse von Harald von Bohlen und Halbach gefunden. Hatte der Mann die Nitribitt nicht “Mein Fohlen” genannt? (Kichert leise.) Tolle Recherche damals…

BILD-Reporter: Ach? Na, jedenfalls wir wollten mal fragen, ob…

Auskunftspersonal: Bohlen mit “H”, Halbach mit einem “L” war das, richtig?

BILD-Reporter: Äh, ja. Die Unterlagen müssten hier bei Ihnen…

Auskunftspersonal: Ja, ja. Frau Dierichs hat sie damals an uns weitergeleitet. Da wollen seitdem immer mal wieder Journalisten Einsicht nehmen. Und weil die Schutzfrist inzwischen abgelaufen ist, dürfte das auch für Sie jetzt kein Problem sein. Warten Sie, ich schau mal… (Schaut ins Dokumentationssystems Ledoc.) Ah, ja… Wollen Sie’s hier im Lesesaal durchschau’n? In den Lesesaal bestellte Archivalien werden nach Möglichkeit innerhalb einer Stunde ausgehoben und vorgelegt…
*) sinngemäße Rekonstruktion (leicht fiktionalisiert)
 
Und so kam es, dass der Anfang einer großen “Bild”-Story über “Deutschlands bekannteste Hure” gestern so lautete:

Jetzt aufgetauchte Liebesbriefe enthüllen die pikante Beziehung zwischen Rosemarie Nitribitt und dem Millionär Harald von Bohlen und Halbach. 48 Jahre war es nur ein Gerücht, jetzt haben BILD-Reporter die eindeutigen Dokumente gefunden
(Hervorhebungen von uns.)

Mit Dank an das Hessische Hauptstaatsarchiv für die freundliche und sachdienliche Unterstützung – sowie Thomas H. und Ron für den Link.

neu  

Symbolfoto VIII

Am Mittwochabend stürzte bei einem Auftritt von Schlagersängerin Nicole in Lüdenscheid eine Beleuchtungskonstruktion ins Publikum. Und, um es positiv zu formulieren: Das Foto, das “Bild” dazu am Freitag abdruckt, zeigt tatsächlich Nicole und nicht Plumpaquatsch, und das grenzt angesichts dessen, was “Bild” im übrigen über den Unfall schreibt, an ein Wunder.

Um zu illustrieren, was passierte, zeigt das Blatt dieses Foto:

Darunter steht:

Dieser Beleuchtungsträger stürzte ins Publikum, verletzte acht Menschen.

“Dieser Beleuchtungsträger” hat mit dem ganzen Unfall nichts zu tun. Umgekippt ist eine Traverse, die auf zwei Stativen befestigt war, die links und rechts vor der Bühne standen (genauer nachzulesen hier). Die Scheinwerfer hingen also oben quer über der Bühne. Die betroffene Konstruktion ist der, die “Bild” zeigt, nicht einmal ähnlich.

Zu dem Unglück kam es, weil Unbekannte an den beiden Stativen jeweils zwei von vier Fußstützen abmontiert hatten, und zwar die, die in den Zuschauerraum hineinragten. Möglicherweise geschah das in böser Absicht. Die naheliegendste Erklärung aber ist, dass jemand sie einfach für Stolperfallen hielt. Diese Möglichkeit fehlt in “Bild” komplett.

“Bild” beschreibt den Vorfall außerdem so, als sei das Gerüst mit großer Geschwindigkeit in die Zuschauer gestürzt (“kracht auf einen Tisch”). Dabei senkte sich die Konstruktion, weil sie teilweise noch gehalten wurde, langsam nach unten, wie in Zeitlupe, und verletzte mehrere Menschen. Die “Westfälische Rundschau” beschreibt es so: “Zudem reckten mehrere Zuschauer ihre Arme hoch und versuchten, die Verstrebungen abzubremsen.” Auch in der “Bild”-Zeitung kommt die Zeitlupe vor, aber nur in einem Zitat von Nicole, das klingt, als habe die Dramatik ihre Wahrnehmung verzerrt:

“Alles passierte wie in Zeitlupe. Überall waren Schreie und Blut.”

In einem weiteren Artikel am Samstag stimmen zwar ein paar mehr Fakten über den Unfallhergang. Dafür geht aber die Fantasie vollends mit “Bild” durch.

Wollte ein Irrer Nicole töten?

lautet nun die Überschrift. Und im Text (online unter der bezeichnenden Adresse “…/nicole__anschlag.html”) heißt es:

Jetzt kommt ein furchtbarer Verdacht auf: Trachtet etwa ein Irrer Nicole nach dem Leben?

“Bild” kann im Text niemanden aufbieten, der diesen “furchtbaren Verdacht” äußert. Kein Wunder: Dieser “Irre” müsste schon ganz besonders irre sein. So irre, dass er, um jemanden umzubringen, der auf einer Bühne steht, die Gerüstkonstruktion so sabotiert, dass sie gar nicht auf die Bühne fallen kann.

Danke an Tobias N. für den Hinweis!

Amokfahrt revisited

Heute berichtet die “Bild am Sonntag” über die Amokfahrt in Kassel, über die am Montag bereits Bild.de einen Artikel veröffentlicht hat.

“Bild” behauptet nun nicht mehr, der Amokfahrer habe sich den Weg freigeschossen (er war unbewaffnet). “Bild” behauptet nicht mehr, der Amokfahrer habe vor der Fahrt einer Frau eine Flasche auf dem Kopf zertrümmert (was auch nach letzten Informationen nicht sicher ist). Und “Bild” behauptet nicht mehr, die Polizei habe ihn mit einem Schuss in die Schulter gestoppt (eine Kugel traf den Kopf, wie andere Medien schon länger wussten).

Info: Amokfahrer schießt sich den Weg freiDer Artikel ist, de facto, eine Korrektur des Bild.de-Artikels vom Montag. Er enthält allerdings nicht das Wort “Korrektur” oder “Richtigstellung”, sondern, im Gegenteil, online sogar einen Link zu dem alten dreifach fehlerhaften Bild.de-Artikel mit seiner grotesk falschen Überschrift.

Nachtrag, 10.50 Uhr. Schon am frühen Sonntagmorgen surfen Bild.de-Mitarbeiter hier vorbei. Der “Info”-Link ist inzwischen entfernt worden.

“Billiger Nationalismus”

Aus einen Spiegel-Online-Interview mit dem Historiker Hans-Ulrich Wehler:

Wehler: Ich hielt schon die Triumph-Zeile der “Bild”-Zeitung “Wir sind Papst” für billigen Nationalismus. Ich will es den deutschen Katholiken nicht absprechen, dass sie sich darüber freuen und ein bisschen stolz sind, aber Ratzinger ist aus allen möglichen Gründen gewählt worden, aber nicht wegen der Tatsache, dass er Deutscher ist. Die englische Reaktion der “yellow press” ist Ausdruck der Kontinuität dessen, was man im Jargon “German bashing” nennt, der Antipathie gegen die Deutschen, die vor allem in den Unter- und Mittelschichten herrscht und die von diesen Zeitungen bedient wird.

SPIEGEL ONLINE: Und die heutige Reaktion der “Bild”-Zeitung?

Wehler: Sie bedient einen deutschen Gegen-Nationalismus. Es ist nicht der richtige Zeitpunkt und nicht der richtige Ort, um nach der Diskussion über Vertreibungen und über Luftangriffe auf deutsche Städte, nun darüber zu diskutieren, welche Rolle die HJ für Millionen von Deutschen gespielt hat. Das muss man in einem ganz anderen, abwägenden Ton tun. Hängt man das Ganze auf an der punktuellen Vergangenheit des neuen Papstes, dann kann das nur in die Irre führen.
(Verlinkung von uns.)

Nicht neu: “Bild” tut Grünen-Politiker Unrecht

Sinnentstellende Montagetechniken beherrscht “Bild” übrigens nicht nur beim Arrangement aus dem Zusammenhang gerissener Zitate. Das geht auch mit Fotos.

Grad jüngst zum Beispiel sah’s so aus, als illustriere “Bild” ihre Berichterstattung über den “Grüne Jugend”-Sprecher und Graffiti-Befürworter Stephan Schilling mit einem großen Foto, das ihn vor einer fies beschmierten Häuserwand zeigt.

Nur gibt es dieses Foto gar nicht.

Zwar hatte sich Schilling tatsächlich für “Bild” vor einer Graffiti-Wand fotografieren lassen, wie er sagt, wenn man ihn fragt. Doch habe man sich ausdrücklich darauf verständigt, dass ihn die Fotos “nicht vor irgendwelchen Schmierereien” zeigen. Das Foto, so Schilling, sei dauraufhin auf einem alten Fabrikgelände vor einer Wand bei einem Jugendfreizeitklub entstanden – und sieht deshalb ursprünglich genau so aus wie das bei Bild.de (siehe Ausriss links).

Für die gedruckte “Bild” hingegen (siehe Ausriss rechts) wurde das Originalfoto manipuliert: Die farbenfrohe Graffiti-Wand im Bildhintergrund wurde gegen eine weitaus tristere, mehrere Kilometer entfernt und ohne Schilling entstandene Aufnahme ausgetauscht. Und selbst die dazugehörige “Bild”-Formulierung über Schilling (“Findet Graffiti (wie auf dem Foto im Hintergrund) in Ordnung”) wirkt derart suggestiv montiert, als wolle sie in die Irre führen und die Wirklichkeit bewusst verschleiern.

Aber wie gesagt: Dass (und wie) sich “Bild” gern kritisch mit Politikern der Grünen auseinandersetzt, ist ja nicht neu.

Kritik ist Blasphemie

Die “Bild”-Zeitung hat viel mit der katholischen Kirche gemein. Beide haben einige Leichen im Keller. Bei beiden schrumpft hierzulande die Zahl der Anhänger. Beide teilen die Welt in Gut und Böse. Beide lieben das Okkulte und stehen der Aufklärung skeptisch gegenüber. Und beide pflegen eine Kultur des Gehorsams, nicht der Diskussion.

Am Montag hatte “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann in einem Kommentar auf Seite 1 über Johannes Paul II. geschrieben:

Ein Papst dieser Art darf, ja muß umstritten sein.

Er meinte damit natürlich nicht, dass über den Papst und seine Entscheidungen gestritten werden darf. Entscheidungen des Papstes sind nicht dazu da, Diskussionen anzuregen, sondern befolgt zu werden. Das weiß auch die “Bild”-Zeitung.

Anfang dieses Jahres hatte der Vatikan noch einmal unmissverständlich deutlich gemacht, dass die katholische Kirche Kondome als Mittel ablehnt, die Aids-Epidemie einzudämmen, an der im vergangenen Jahr weltweit über 3 Millionen Menschen starben:

“Wir akzeptieren den Gebrauch von Präservativen nicht, nicht einmal zur Lösung des Aidsproblems.”

Wer eine andere Meinung hat, ist ein Ketzer und wird von “Bild” mit unnachgiebiger Härte verfolgt. Am 22. Februar 2005 wagte es der Entertainer Jürgen von der Lippe, in einem Interview mit der Münchner “Abendzeitung” Folgendes zu sagen:

(…) was der Papst von sich gibt, streift meiner Ansicht nach den Rand der Schwerkriminalität. Ich finde es einfach schlimm, wenn man zum Beispiel Kondome sogar zur Aids-Prävention oder gar HIV-Kranken verbietet.

Am Tag darauf machte “Bild” ihn deshalb zum “Verlierer des Tages”.

Was ist denn in den gefahren? Jürgen von der Lippe (56), heute als katholischer Priester im TV („Der Heiland auf dem Eiland“), beleidigt den Heiligen Vater, der sich gegen Verhütung ausspricht. (…)

BILD meint: Wohl von Sinnen, von der Lippe!

Von der Lippes Begründung für seine Aussage nannte “Bild” nicht.

Am vergangenen Sonntag wagten es mehrere Menschen in der Talkshow “Sabine Christiansen”, Kritik an der konservativen Linie des verstorbenen Papstes zu üben. “Bild”-Kolumnist Franz-Josef Wagner nennt diese Sendung heute deshalb eine “Schande-Talkshow” und die Papst-Kritiker “böse, rechthaberische Männer”.

Da hackten die Leichenfledderer Heiner Geißler und Hans Küng, linker Theologe, dem der Papst die Lehrerlaubnis entzogen hat, auf den Toten ein.

Zölibat, Kondome, Aids. Frau Christiansen, die Karriere-Frau ohne Kinder, stellte die Frage nach der Rolle der Frau. (…)

Ihre Talkshow, Frau Christiansen, war das Dümmste, was ich jemals sah. Sie verkürzen die Frage des Glaubens nach Karriere und Spaß im Bett. Gott verzeiht, ich nicht.

Eine andere Frage ist es, warum die ARD Ihnen erlaubt hat, auf den Papst zu spucken. Wann waren Sie das letzte Mal in der Kirche, Frau Christiansen?

Natürlich ist der Papst nicht die einzige Autorität, an der sich Kritik grundsätzlich verbietet. Da ist auch noch “Bild”-Kolumnist Franz Beckenbauer, den das Blatt im Jahr 2000, nachdem er die WM nach Deutschlang holte, fast ganzseitig als Denkmal zeigte, mit der Inschrift:

“Dem deutschen Fußballkaiser Franz Beckenbauer zu Dank und ewiger Erinnerung.”

Am vergangenen Wochenende wagte es der Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit, sich gegen Franz Beckenbauer als Uefa-Präsidenten äußern. Entsprechend diskussionslos ist Cohn-Bendit heute “Verlierer des Tages” in “Bild”.

(Alle Hervorhebungen von uns.)

Nachtrag, 20.45 Uhr. … und der evangelische Bischof Wolfgang Huber ist für “Bild” “Gewinner des Tages”, weil er bei “Christiansen” die “plumpe Papst-Kritik” der anderen Talkshow-Teilnehmer angriff.

Danke an Stefan E. für den Hinweis.

“Jetzt”

Gibt es wirklich so viel Neues zu berichten, seit der Papst im Sterben lag und starb, um damit Tag um Tag mehrere “Bild”-Seiten zu füllen? Aber ja – zum Beispiel dies:

“Ich war die Jugendfreundin von Karol Wojtyla”

Jedenfalls steht das heute so in “Bild” (online zunächst mit dem Zusatz: “Helena Kwiatkowska lüftet ihr Geheimnis in einem Buch”). Und weiter heißt’s in “Bild” dann noch:

“Über ihre Begegnungen mit Karol alias Johannes Paul II. schrieb Halina Kwiatkowska jetzt ein Buch. Titel: ‘Der große Freund’.”
(Hervorhebung von uns.)

Aber naja: Bekannt geworden waren die harmlosen Erinnerungen Halina Kwiatkowskas (spätestens) im Jahr 2002 anlässlich eines Klassentreffens mit dem Papst am Ende seiner achten Polenreise, über das damals u.a. auch “Bild”-Vatikanreporter Andreas Englisch fürs “Hamburger Abendblatt” berichtete, und standen zum Teil auch recht ausführlich (siehe z.B. hier) in Kwiatkowskas Memoiren “Porachunki z pamięcią” (dt.: “Abrechnungen mit der Erinnerung”), erschienen im Frühjahr 2002.

Und das andere Buch? Das Buch, das die “wichtigste Jugendfreundin des Papstes” und “erste Liebe von Johannes Paul” laut “Bild” ja “jetzt”, äh, “schrieb”? Das hat 160 Seiten, trägt den Titel “Wielki kolega” (dt.: “Großer Freund”) und ist im Jahr 2003 erschienen.

Mit Dank an Cosima L. fürs Polnisch.

Ein Bild, zwei “Bild”-Meinungen

Arsenal London, dessen Torwart Jens Lehmann ist, flog bekanntlich gegen Bayern München, dessen Torwart Oliver Kahn ist, aus der Champions-League. Und Kahn und Lehmann sind bekanntlich beide in der Deutschen Nationalmannschaft, wo sie um den Posten des StammTorhüters konkurrieren. Soweit so gut. Morgen nun steht Bayern gegen Chelsea London im Viertelfinale. Und jetzt dies:

Lehmann plötzlich Kahn-Fan

So steht es heute in “Bild”, weil Lehmann über Kahn sagt, “Ich wünsche ihm den Sieg”. “Bild” illustriert die Geschichte u.a. mit diesem Foto:

Und in der Bildunterzeile steht:

Fair: Nach dem Champions-League-Aus von Arsenal gratuliert Londons Jens Lehmann (l.) Oliver Kahn zum Viertelfinal-Einzug

Das gleiche steht auch in der Online-Ausgabe unter einem anderen Foto, nämlich diesem hier:

Sehen wir mal davon ab, dass Bild.de hier also das falsche Foto eingebaut hat, weshalb die Unterzeile nicht mehr stimmt (Kahn, nicht Lehmann, steht links). Viel interessanter ist nämlich, dass das Tätschelfoto schon einmal in “Bild” abgedruckt wurde. Und schon damals konnte man dort quasi nachlesen, dass es nur einen Wimpernschlag nach dem Händedruckfoto entstand (“Ein Händedruck unter Männern”). – Trotzdem wurde es in einen völlig anderen Zusammenhang gestellt:

Ja was denn nun? “Demütigt” Kahn hier tatsächlich Lehmann, wie “Bild” am 24. Februar auf der Titelseite schrieb? Gratuliert Lehmann hier Kahn, wie heute bei Bild.de steht? Stammen die Fotos aus dem Achtelfinal-Hinspiel oder doch eher aus dem Rückspiel? Sucht man sich bei “Bild” etwa völlig Ereignis unabhängig Fotos zusammen, um dann irgendwelchen Quatsch drunter zuschreiben, der zwar mit der Wahrheit nichts zu tun hat, dafür aber zur Geschichte passt? Und was sagt das eigentlich über den Wahrheitsgehalt der Geschichten selbst aus?

Zumindest eine Frage lässt sich definitiv beantworten: Die Fotos wurden im Achtelfinal-Hinspiel aufgenommen und nicht, wie “Bild” behauptet, “nach dem Champions-League-Aus von Arsenal”. Bei der Beantwortung der anderen Fragen kann man sich nicht hundertprozentig sicher sein.

Mit Dank für den sachdienlichen Hinweis an Markus.

Nachtrag, 18.35 Uhr:
Das Tätschelfoto auf Bild.de wurde inzwischen durch das Händedruckfoto ersetzt. Da man aber bei Bild.de offenbar Fehler von “Bild” nicht einfach so verbessern darf, steht die falsche Behauptung, der Händedruck habe “nach dem Champions-League-Aus von Arsenal” stattgefunden, immer noch da.

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