In einem Interview mit dem “Tagesspiegel” kommt Michael Nauman, Herausgeber der “Zeit” (die wie der “Tagesspiegel” zum Holtzbrinck-Konzern gehört), auch auf “Bild” zu sprechen:
“Die Enträtselung und Entwürdigung von Frauen durch Reklame macht immer neue Fortschritte. Wenn ich das ergänze mit einer der Haupteinnahmequellen der ‘Bild’, mit Zuhältereien in den so genannten Kontaktanzeigen, die dem Verlag jedes Jahr Millionen bringen – also, ich stehe fassungslos davor. (…) Meine Verachtung richtet sich gegen die altbekannten publizistischen Schweinereien. Inklusive dieser frauenverachtenden Unterstützung von Zwangsprostitution, die vorne als Skandal vorgeführt und hinten verkauft wird. ‘Bild’ ist entschieden schlimmer geworden. Darum verliert sie Auflage.”
Im selben Interview sagt Michael Naumann über den “Bild”-Chefredakteur und -Herausgeber Kai Diekmann:
“Herr Diekmann ist ja offenkundig nur zu zwei Gefühlsregungen in der Lage: Enthusiasmus – ‘Wir sind Papst’ – und Verachtung: vor allem für seine Leser und vielleicht auch für seine Kritiker.” (Link von uns.)
Der Presserat hat eine Missbilligung gegen die “Bild”-Zeitung ausgesprochen, weil sie im vergangenen Juli ein Foto zeigte, auf dem zwei junge Männer zu sehen sind, während sie gehenkt werden. Nach Ansicht des Presserates war die Veröffentlichung “unangemessen sensationell”.
Nichts zu beanstanden hatte der Presserat daran, dass “Bild” behauptete, hier würden zwei Kinderschänder hingerichtet. Tatsächlich wurde den Jugendlichen aber wohl nur ihre Homosexualität zum Verhängnis. In ihrer Rechtfertigung vor dem Presserat berief sich die “Bild”-Zeitung darauf, dass die Kinderschänder-Version, die der iranischen Propaganda entspricht, von der französischen Nachrichtenagentur AFP verbreitet worden sei. Aus dieser Meldung sei auch nicht hervorgegangen, dass es sich bei den Hingerichteten um Minderjährige gehandelt habe.
Der Presserat meint, eine Zeitung müsse die Meldung einer Nachrichtenagentur nicht mehr nachrecherchieren. Und der Axel-Springer-Konzern findet das auch. Allerdings gab das Justiziariat des Verlages in dem Verfahren an, dass sich “Bild” ganz besonders viel Mühe gegeben habe. Der Presserat gibt die Stellungnahme von Springer so wieder:
Dennoch hätte sich der zuständige Redakteur bemüht, über den Agenturserver weitere Informationen zu diesem Fall zu erhalten. Es habe jedoch keine einzige weitere Agenturmeldung gegeben.
Das ist schwer zu glauben. Es gab an jenem Tag eine weitere Agenturmeldung über den Fall. Die Katholische Nachrichtenagentur KNA verbreitete am 26. Juli 2005 um 14.45 Uhr folgende Meldung:
EU-Protest gegen Hinrichtung von Jugendlichen im Iran
Brüssel (KNA) Die EU hat gegen die Hinrichtung zweier Jugendlicher im Iran protestiert. Einer der Hingerichteten sei sowohl zur Tatzeit als auch bei der Vollstreckung des Todesurteils jünger als 18 Jahre gewesen, klagte die britische EU-Präsidentschaft in einer am Dienstag in Brüssel veröffentlichten Erklärung. Die EU warf dem Iran vor, mit den vollstreckten Todesurteilen gegen die Internationale Konvention für bürgerliche und politische Rechte und die UN-Kinderrechtskonvention verstoßen zu haben.
(…) Die beiden Jugendlichen waren laut Medienberichten vor einer Woche in der Stadt Mashad wegen Raubes, Alkoholkonsums und homosexueller Übergriffe öffentlich hingerichtet worden.
Die “Bild”-Zeitung ist Kunde der KNA und hätte also im Voraus wissen können, dass ihre Veröffentlichung problematisch ist. Auch wenn das Springer-Justiziariat gegenüber dem Presserat das Gegenteil behauptet.
Es stimmt: Irmtraud Hagg (38) aus Tussenhausen (bei Bad Wörishofen im Unterallgäu) gewann am Donnerstagabend in der SKL-Show fünf Millionen Euro. Und es stimmt auch, was “Bild” heute über Hagg schreibt:
“Von ihrem Millionen-Gewinn verschenkte sie direkt 20 000 Euro an die schwerkranke SKL-Kandidatin Elisabeth Szewczyk (37) aus Oldenburg (…).
Das Geld braucht Elisabeth für eine lebensrettende Stammzellentherapie im Ausland (BILD berichtete).”
(Hervorhebung von uns.)
Na, jedenfalls stimmt’s so ungefähr (weil Gewinnerin Hagg ihrer Mitspielerin Szewczyk laut RTL 15.000 Euro schenkte und Szewczyk selbst 5000 Euro gewonnen hatte). Hundertprozentig richtig ist immerhin der stolze Nachtrag, dass “BILD berichtete”.
Nur, was “BILD berichtete”, stimmte gar nicht. Denn in dem (online sogar verlinkten) “Bild”-Bericht vom 27. Dezember zitierte die Zeitung Szewczyk verwirrender- und fälschlicherweise mit den Worten:
“Ich brauche mindestens 200 000 Euro, denn die Therapie in China kostet 150 000 Euro. Dazu kommen noch rund 5000 Euro Flug und Hotel.”
(Hervorhebungen von uns.)
Und sagen wir’s so: Dass sich Elisabeth Szewczyk selbst um rund 180.000 Euro verrechnet haben sollte, wie es der (ihr in “Bild” als O-Ton zugeschriebene) Satz nahelegen könnte, schließen wir jetzt einfach mal aus…
Mit Dank an Chantal G., Rainer S. und Andreas L. für den Hinweis.
Nachtrag, 31.12.2005:
Gut, bei Bild.de hat man Szewczyks O-Ton-Abdruck jetzt, vier Tage nach Veröffentlichung, korrigiert. Bleibt die Frage, wie es eigentlich passieren kann, dass jemand “zwan-zig-tau-send” bzw. “fünf-zehn-tau-send” sagt und “Bild” “zwei-hun-dert-tau-send” bzw. “hun-dert-fünf-zig-tau-send” versteht…
Aber natürlich ist’s nicht weiter tragisch, wenn sich so ein Papst–Experte wie Andreas Englisch nicht mit künstlicher Besamung oder, sagen wir, mit der Geschichte der Primatenforschung auskennt. Muss er ja auch nicht, steht ja alles in der Zeitung. Genauer gesagt stand am Sonntag in der italienischen Zeitung “La Repubblica”, dass zuvor in der russischen Zeitung “Moskowskij Komsomolez” gestanden habe, was sich anderntags unter Englischs Namen auch in “Bild” wiederfand – nämlich (um es mit “Bild” zusammenzufassen):
Die Sache an sich ist nicht uninteressant (vor allem wo doch gerade “King Kong” im Kino läuft), wie erst jüngst die schweizerische “Le Temps” belegte, die ihrerseits wiederum durch die “New York Times” auf das Thema gekommen sein dürfte.
Ob das mit Stalin und den Affen-Menschen also tatsächlich die “Repubblica” “enthüllte”, wie “Bild”-Reporter Englisch gestern schrieb, wagen wir zu bezweifeln. Ob das darüber hinaus alles “jetzt” passierte, ist zumindest Auslegungssache. Die ZDF-Sendung “aspekte” jedenfalls berichtete schon im Juli 2004 über den russischen Forscher Ilja Iwanow bzw. darüber, “wie die Sowjetunion den idealen Sozialisten züchten wollte”, das US-Magazin “Fate” immerhin im April diesen Jahres, und der russische Wissenschaftler Kirill Rossiianov hat sich bereits Jahre vorher mit Iwanows Arbeit befasst und seine Forschungsergebnisse 2002 in einem 39-seitigen, aufschlussreichen Fachaufsatz veröffentlicht.
Machen wir’s also kurz: Laut Rossiianov kam es aus verschiedensten Gründen nie zur Züchtung irgendwelcher “Affen-Menschen”, andere Behauptungen in “Bild” erscheinen verglichen mit Rossiianovs Erkenntnissen zumindest abwegig.
Und dass Iwanow, wie “Bild” behauptet, “1931 in einem Arbeitslager in Kasachstan” starb, ist schlicht falsch. Wie man in der Encyclopædia Britannica, aber auch in “La Repubblica” (also der “Bild”-Vorlage) nachlesen kann, starb er erst 1932, genauer, am 20. März 1932, sechs Wochen nach seiner Entlassung aus dem Arbeitslager, einen Tag vor seiner Rückreise nach Moskau. Das ist tragisch.
PS: Den “Bild”-Artikel (nach einer “Repubblica”-Idee) mit einen Foto aus einem der “Planet der Affen”-Filme aus den 60er/70er Jahren zu illustrieren (siehe Ausriss oben) und direkt danebenzuschreiben, “Stalins perverse Träume nahmen vorweg, was der Hollywood-Streifen ‘Planet der Affen’ 2001 inszenierte”, ist hingegen einfach nur komisch.
Mit Dank an Daniel S., Thomas H. und Ron für die Hinweise sowie Michael B. für die Unterstützung.
In seiner aktuellen Ausgabe beschäftigt sich der “Stern” neun Seiten lang mit der “Bild”-Zeitung bzw. damit, “wie das Blatt mit Prominenten und Politikern umgeht”. Das Magazin referiert — vor dem Hintergrund der geplanten Komplett-Übernahme der TV-Sender Pro7, Sat.1, Kabel1, N24 und 9live durch die Axel Springer AG — diverse, z.T. bereits öffentlich gewordene Fälle, in denen “Bild” erpresserische Methoden bei der Recherche vorgeworfen werden, zitiert dazwischen gelegentlich einen “Bild”-Sprecher mit Sätzen wie “Diese Äußerungen treffen nicht zu” und nennt “Bild” u.a. “eine riesige Vermarktungsmaschine”. Zusammenfassend heißt es im “Stern” über “Bild”:
“Sie erfindet Geschichten, TV-Stars und Politiker fühlen sich unter Druck gesetzt. Wer sich wehrt, fürchtet Strafaktionen.”
Und über den “Bild”-Chefredakteur und -Herausgeber Kai Diekmann weiß der “Stern” dann aktuell noch Folgendes zu berichten:
“Freund oder Feind — das ist das Raster, in dem Diekmann zu denken scheint. Bei Freunden ist auf ihn Verlass, bei Feinden kennt er kein Pardon. (…)
Als ein solcher “Feind” in Diekmanns Schema passt auch ‘Zeit’-Herausgeber und Ex-Politiker Michael Naumann. Er hatte “Bild” in einem Kommentar* als das ‘Geschlechtsteil der deutschen Massenmedien’ bezeichnet. Kurze Zeit später, erzählt Naumann, habe er von Nachbarn erfahren, dass sich wiederholt Leute über ihn erkundigten, die sich als ‘Bild’-Mitarbeiter ausgaben. In einem Brief beschwerte sich Naumann über das Ausforschen seines Privatlebens. Diekmann bestreitet den Vorwurf in seiner sechszeiligen Antwort nicht einmal: ‘Die Bild-Zeitung geht momentan einigen Fragenkomplexen nach’, schreibt er vieldeutig, ‘bei denen auch Ihre Person eine Rolle spielt.’ Ein ‘Bild’-Sprecher dazu: Im Zusammenhang mit seiner früheren Tätigkeit als Kulturstaatsminister müsse sich Naumann ‘Recherchen gefallen lassen’, einen Zusammenhang gebe es nicht.” (Link von uns.)
*) Nachtrag, 19.12.2005:
Wir müssen uns korrigieren: Der von uns in obiges Zitat eingefügte Link führt leider in die Irre. “Zeit”-Herausgeber Michael Naumann hatte die Formulierung, “Bild” sei das “Geschlechtsteil der deutschen Massenmedien” hier nämlich nicht zum ersten Mal verwendet, sondern vor mehr als einem Jahr hier schon einmal. Und nach Informationen von fairpress.biz bezieht sich die zitierte “Stern”-Passage auf Naumanns “Geschlechtsteil”-Formulierung von 2004. (Dort findet sich auch der im “Stern” erwähnte Briefwechsel im Wortlaut und faksimiliert.)
Nachtrag, 20.12.2005: Inzwischen ist der “Stern”-Artikel auch online.
Nachtrag, 29.12.2005: Der “Stern”-Artikel ist aus rechtlichen Gründen entfernt worden. Mehr zu den Hintergründen steht hier.
Der Staat Kalifornien lässt einem Mann, kurz bevor er ihn hinrichet, noch soviel Bewegungsspielraum, dass er seine Faust recken kann? Das ist nicht nur erstaunlich, es ist auch sehr unwahrscheinlich. Und da wir diese Behauptung nirgends außer in Bild.de gefunden haben, nehmen wir an: Es ist nie passiert.
Vermutlich hat Bild.de da wieder etwas durcheinander gebracht. In den Augenzeugenberichten von der Hinrichtung kommt zwar tatsächlich die beschriebene Geste vor. Aber die Faust gereckt haben einerodermehrere der fünf Unterstützer, die anwesend waren — laut “Contra Costa Times” konkret die Journalistin Barbara Becnel.
Anscheinend hat Bild.de die ganze Szene verwirrt. Angeblich soll Tookie nach der Geste mit der Faust auch noch leise “Tookie” gesagt haben. Warum? “Bild” weiß es nicht. Deutlich mehr Sinn ergibt die Beschreibung im “San Francisco Chronicle”, wonach es einer der Unterstützer war, der Williams auf diese Weise durch die Glasscheibe ansprach.
Auch dass Williams’ “Sterben” 35 Minuten dauerte, ist eine irreführende Aussage. Bild.de behauptet:
Es war ein langer Todeskampf für Tookie Williams. 35 Minuten dauerte es, bis das Gift in seinem Körper wirkte.
Vom Betreten der Hinrichtungszelle bis zu seinem Tod vergingen zwar rund 35 Minuten. Aber das hängt keineswegs damit zusammen, dass das Gift nur so langsam wirkte, wie Bild.de suggeriert. Alle anderen Quellen beschreiben, dass es sehr lange gedauert habe, bis eine Assistentin eine Vene in Williams’ linkem Arm gefunden hatte. Noch 17 Minuten nach Betreten der Zelle sei das nicht geschehen.
Bild.de behauptet weiter, dass vor Williams’ Todeskampf jemand gerufen habe: “Der Staat von Kalifornien hat einen unschuldigen Mann getötet.” Auch das behauptet niemand sonst. Nach allen Augenzeugenberichten riefen Williams’ Unterstützer diesen Satz erst beim Verlassen der Hinrichtung.
Bild.de fügt hinzu, dass Williams die Nachricht, dass Gouverneur Schwarzenegger sein Gnadengesuch abgelehnt habe, “nur mit einem Lächeln” zur Kenntnis genommen habe. Im Gegensatz dazu schreibt die “New York Times”, dass Williams nach Angaben von Jesse Jackson keineswegs nur gelächelt, sondern ihm gesagt habe: “Wir werden die Hoffnung nicht aufgeben.”
“BILD bricht das letzte Geld-Tabu – und sagt, was die Deutschen wirklich verdienen.”
So stand es gestern in “Bild” unter der Titelschlagzeile (siehe Ausriss). Und während man sich noch fragt, wie oft so ein “letztes Geld-Tabu” eigentlich gebrochen werden kann (und nebenbei ein wenig googelt), hat man auch schon die Antwort gefunden: offenbar alle 19 Monate.
PS: Vor einem allerletzten Geld-Tabu schreckt “Bild” selbst bislang allerdings immer noch zurück, weshalb wir hier noch einmal auf die “Berliner Zeitung” vom 31.7.2004 verlinken wollen, die damals aus aktuellem Anlass darauf hinwies, dass Springer-Chef Mathias Döpfner pro Jahr “auf geschätzte 5 Millionen Euro kommen” dürfte, was ja (nach “Bild”-Berechnung) immerhin ca. 13.698,63 Euro* pro Tag wären.
“Nee, lassma”, rief der “Bild”-Redakteur, als man ihm das Wörterbuch bringen wollte, “ich kann das auch so.”
Bestimmt arbeiten auch bei “Bild” Leute, die des Englischen mächtig sind. In der Buchhaltung zum Beispiel. Oder im Layout. Vielleicht sogar in der Anzeigenabteilung. Aber es scheint ein ungeschriebenes (undsehrstrengbefolgtes) Gesetz zu geben, diese Menschen von allen Artikeln fernzuhalten, in denen “Bild” Englischkenntnisse gebrauchen könnte. Artikeln, zum Beispiel, in denen die Zeitung anderen die englische Sprache erklären will.
Wie heute Jan Ullrich. Angeblich muss der gerade einen Intensivkurs belegen, weil Englisch als Sprache seines Tour-de-France-Teams eingeführt wurde. Die “Bild”-Zeitung tut so, als könnte sie helfen, und hat deshalb diesen kleinen Kasten rechts gebaut, bei dem allerdings schon das große “Y” in der Überschrift nicht korrekt ist.
“Trennkost ist besser” übersetzt “Bild” mit “Seperation food is better”, und das ist falsch, denn auf Englisch heißt “Trennkost” verwirrenderweise “food combining”.
Der Satz “Ich habe ein Problem mit einem Reifen” lautet nach Ansicht von “Bild” auf englisch: “I have a problem with a wheel”, und das ist falsch, denn wheel ist nicht der Reifen, sondern das (Vorder- oder Hinter-) Rad. Das englische Wort für Reifen ist tyre (oder amerikanisch tire).
Und die beste Übersetzung für “Was für ein steiler Berg” soll — laut “Bild” — “What a cliffy mountain” sein, und auch das ist humbug. Denn cliffy heißt soviel wie felsig oder schroff, wo ein steiler Berg doch durchaus glatt sein kann, weshalb man ihn am besten einfach steep nennt, was alles sein kann, Hauptsache steil.
Danke an Armin S. für den Hinweis!
Nachtrag, 1. Dezember, 9.15 Uhr: Und selbst wenn “Trennkost” auf englisch so etwas wie “seperation food” hieße, was es nicht tut, schriebe es sich nicht “seperation”, sondern separation.
…und hat von da eine tolle Geschichte mitgebracht — über “diese jungen Pop-Rüpel” von Tokio Hotel nämlich, Überschrift:
Pittelkau schreibt:
“(…) jetzt feierten sie einen peinlichen Party-, Knutsch- und Fummel-Marathon!”
Und wir zitieren auszugsweise:
“Musikpreis-Verleihung ‘Eins Live Krone’ in Oberhausen: Georg (18), Gustav (17), Bill (16) und Tom (16) sind die Stars des Abends. Doch bei der anschließenden Party drehen die Jungs ab, kippen erste harte Drinks im Minutentakt, begrabbeln dann die weiblichen Fans.
Gitarrist Tom: ‘Ich teste erst mal 20 Hühner auf Brust und Lippen, bevor ich eine mitnehme.’ Er knutscht die Blondinen Nike (18) und Marina (18), später gefallen ihm Ann-Kathrin (18) und Jasmin (18).
Doch ‘mitnehmen’ konnte Tom letztlich keine: Sein Manager mußte den betrunkenen Teenager von der Party führen.” (Hervorhebung von uns.)
Soweit Pittelkaus Geschichte aus Oberhausen.
Man kann sie natürlich auch ein wenig anders erzählen, aus der Sicht einer “Blondine” zum Beispiel. Nike, eine von Pittelkaus “Blondinen”, hat das getan — auf der Jugendseite des “Remscheider General Anzeigers”. Und wir zitieren auch hier auszugsweise, nur mal so:
“(…) Am Ende der Show ziehen die ganzen Promis und Presseleute in Richtung Adiamo, wo die After-showparty stattfindet. (…) Wir sehen uns gerade in der Disko um, als uns Tom und Georg von Tokio Hotel über den Weg laufen. Die beiden Jungs sind echt lieb und lächeln für uns in die Kamera. Wenige Minuten später kommen die Zwei zu uns zurück und fragen: ‘Mädels, hättet ihr vielleicht Lust, mit uns ein Foto für die Bild-Zeitung zu machen?’ Marina und ich sind von der Idee begeistert und nun beginnt ein richtiges Fotoshooting. Reporter Mark Pittelkau und Fotograf Jens Koch geben uns Anweisungen. ‘Ich will Küsschen sehen’, sagt Jens und wir Vier posieren fleißig. Das macht echt Spaß und nach der ersten Runde geht’s auf der Tanzfläche direkt weiter. Immer weiter werden wir fotografiert und die Zeit vergeht wie im Flug. (…)” (Links und Hervorhebungen von uns.)
1975 glaubte der Musiker Paul Simon, es gebe doch bestimmt “50 ways to leave your lover”. Er selbst hat dann aber nicht einmal fünf gefunden, sondern, nun ja, diese:
1.) slip out the back
2.) make a new plan
3.) hop on the bus
4.) drop off the key
Sucht man mit der Internet-Suchmaschine heute nach “ways to leave your lover”, findet man in kürzester Zeit nicht nur dies, sondern auch fast 150.000 weitere Ergebnisse, woran Paul Simon natürlich nicht ganz unschuldig ist… Lässt man die Gänsefüßchen links und rechts der Wortfolge weg und sucht nach ways to leave your lover, sind es sogar weit über 60 Millionen Ergebnisse. Und ersetzt man die Gänsefüßchen durch einfache Anführungszeichen oder Apostrophe (‘ways to leave your lover’), ist die Ergebniszahl genau so riesig! (Was übrigens nicht weiter verwunderlich ist, weil die Google-Suchmaschine, der Apostrophe völlig schnurz sind, nur Ergebnisse findet, in denen irgendwo die Wörter ways, leave und lover vorkommen. Aber geschenkt: 60 Millionen ways sind knapp 60 Millionen mehr, als Paul Simon sich 1975 hätte träumen lassen, bzw. viel!)
Am gestrigen Sonntag nun berichtete die “Bild am Sonntag” über Robert James Petrick, der, wie in den Wochen zuvor auch schon hier und da zu lesen war, mit Hilfe der Internet-Suchmaschine Google den Mord an seiner Frau geplant haben soll. In der “BamS” liest sich das so:
Und mal abgesehen davon, dass der Mann seine Frau gar nicht mit einer Internet-Suchmaschine, sondern mit einem Kissen umgebracht haben soll, hat die “BamS” weder Kosten noch Mühen gescheut, der Sache nachzugehen, und schreibt:
49,6 Millionen Hinweise spuckt die Internet-Suchmaschine bei “how to kill a man” (wie töte ich einen Menschen) aus.
Wie die “BamS” darauf kommt, dass es sich bei den gefunden Ergebnissen um “Hinweise” handelt, sei dahingestellt. Dass die “BamS” allerdings gar nicht nach der Wortfolge “how to kill a man” (knapp 650 Ergebnisse wie etwa dieses oder dieses) gesucht hat, sondern nach Internetseiten, auf denen irgendwo die Wörter how und to und kill und a und manzu finden sein sollen, zeugt allerdings von… zeigt sogar der in der “BamS” abgebildete Google-Screenshot: Die “BamS” hatte schlicht die falschen Anführungszeichen benutzt.
Daneben heißt es in der “BamS”:
Und das ist nun endgültig mehr als seltsam, wenn nicht gar völlig falsch. Wir jedenfalls haben keine anderen Quellen finden können, die berichten, dass Petrick selbst nach etwas so Dämlichem wie“how to kill a man” gesucht haben soll — zumindest fand sich nach Erscheinen der “BamS” bei entsprechender Google-Suche gerade mal ein einziger “Hinweis” — dieser.
Mit Dank an die zahlreichen Hinweisgeber bzw. reticon.de.