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“Bild” ist unsere Demokratie zu teuer

Die Linkspartei ist nach Auffassung der “Bild”-Zeitung nicht nur gefährlich, sondern auch noch teuer. Jedenfalls in Hamburg, wo die Wähler sich erdreistet entschieden haben, die Linke in die Bürgerschaft zu wählen:

"Fraktion kostet uns fast 50000 Euro/Monat - Keiner will neben den Schmuddelkindern sitzen - Sie sollen im alten Raucherraum tagen"
Die Links-Partei wird für Hamburgs Steuerzahler teuer. Pro Monat kassiert die künftige Acht-Mann-Fraktion in der Bürgerschaft 48 798 Euro aus der Staatskasse, errechnete die Bürgerschaftskanzlei. Die Linken bekommen das Geld für Personal und politische Arbeit der Fraktion.

"Kein linker, linker Platz ist frei!"So steht es in einem Artikel, der gut eine halbe Zeitungsseite in der “Bild”-Hamburg einnimmt (siehe Ausriss).

Die 48.798 Euro seien korrekt, teilt man uns bei der Hamburgischen Bürgerschaftskanzlei mit. Allerdings habe nicht die Bürgerschaftskanzlei die Zahl errechnet, sondern wohl “Bild” selbst. Denn, so ein Sprecher zu uns:

“Das ergibt sich zwangsläufig aus dem Fraktionsgesetz.”

Und tatsächlich: Paragraph 2 Absatz 3 legt fest, dass jede Fraktion monatlich einen Grundbetrag von 36.734 Euro erhält und einen Steigerungsbetrag von 1.133 Euro für jedes Fraktionsmitglied. Jede Fraktion, “die den Senat nicht trägt”, bekommt pro Mitglied noch zusätzlich 375 Euro Oppositionszuschlag.

Was kosten “uns” die Hamburger Fraktionen?
(als Regierung / Opposition)

  • CDU (56 Sitze)
    100.182 € / 121.182 €
  • SPD (45 Sitze)
    87.719 € / 104.594 €
  • Grüne/GAL (12 Sitze)
    50.330 € / 54.830 €
  • Die Linke (8 Sitze)
    45.798 € / 48.798 €

(Monatl. Fraktionskosten in der Hamburger Bürgerschaft berechnet aufgrund des vorl. amtl. Ergebnisses)

Das gilt natürlich für alle Fraktionen in der Hamburger Bürgerschaft. Also auch für diejenigen, deren Kosten in dem “Bild”-Artikel mit keinem Wort erwähnt werden: CDU, SPD und die Grünen. Dabei sind die, weil sie größer sind, allesamt teurer als die Linkspartei.

Allerdings ließen sich die Kosten für die Linkspartei für den Steuerzahler schon noch senken. Zum Beispiel könnte man noch in dieser Legislaturperiode auf einen Schlag 3.000 Euro einsparen, indem man die Linke an der Regierung beteiligt. Da fällt dann nämlich der Oppositionszuschlag weg.

Eine andere Möglichkeit, die sich leider erst bei den nächsten Wahlen umsetzen lässt, wäre es, wenn mehr Leute die Linkspartei wählen. Das erhöht dann zwar die Gesamtkosten für die Linkspartei, aber wegen des gleich bleibenden Grundbetrags, reduzieren sich die Kosten pro Fraktionsmitglied.

Allerdings sind beide Lösungen wohl nicht im Sinne der “Bild”-Zeitung. Deshalb hier noch ein anderer, ähm, etwas radikalerer Vorschlag: das Einparteiensystem. Das spart nicht nur die Oppositionszuschläge, sondern auch noch mindestens drei Grundbeträge. Und die Bürgerschaftswahl selbst würde sicher auch viel billiger.

Mit Dank an Ingo W. H.. Erich D., Heinz-Gerd R. und Peter S. für den sachdienlichen Hinweis sowie Yasemin Y. für den Scan.

Allgemein  

Heute anonym XV

Oder mal anders gefragt: Wie blöd muss man eigentlich sein, einen Artikel über die fünffache Kindstötung von Darry mit einem Foto zu bebildern, bei dem man sich die Mühe gemacht hat, die Eltern und eine weitere Frau unkenntlich zu machen, auf derselben Seite weiter unten aber dasselbe Foto ohne jede Verpixelung zu zeigen, verlinkt mit einem früheren Artikel, auf dem alle Beteiligten natürlich ebenfalls in schöner Klarheit zu erkennen sind?

(Rote Balken von uns.)

Mit Dank an Heitolseth und Daniel E.
 
 
 
 
 
 
 Nachtrag, 27.2.2008: Bild.de hat den “Archiv”-Verweis mit dem unverpixelten Foto am Ende des Artikels entfernt.

medienlese – der Wochenrückblick

Diekmann mit Videoblog, Blogger und Sex, Einkaufsbummel der Publigroupe.

Der Chefredakteur der deutschen Bild-Zeitung, Kai Diekmann, produzierte eine erste Folge eines Videoblogs. Mit einer nicht sehr grossen Handykamera stellte er sich an einem “Media-Get-Together” vor allerlei Leute aus Medien und Politik und überraschte seine Gesprächspartner mit der Aussicht, bald im Internet zu sehen zu sein. Sein gleich am Anfang des Videos verkündetes Motto lautet “Jetzt wird immer zurückgeschossen” und hört sich an wie eine Kampfansage gegen das Bildblog, dem der Springer-Verlag absurderweise verbieten will, Beschwerden beim deutschen Presserat einzureichen (ebenso repressiv die taz: “Nehmt dem Mann die Kamera weg!“). Der “journalistische Anstandswauwau” des Springer-Verlags (Die Presse), nach einer Leserbefragung aus 4/5 Lesern bestehend, die ihre “kritische Haltung gegenüber Bild” (Vorurteile?) gerne untermauert haben möchten, vermeldete Diekmanns neue Tätigkeit (noch) nicht.
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Müller-Vogg verharmlost Steuerhinterziehung

"Gregor Gysi kann sich nicht so gut erinnern"

Unter dieser Überschrift schreibt “Bild”-Kolumnist Hugo Müller-Vogg (der schon gestern fand, “SED/PDS soll vor der eigenen Tür kehren”) darüber, dass die Linke “auf Wolke sieben” schwebe wegen jüngster Umfrageergebnisse. Die “geben ihr bundesweit 12 Prozent”, und in Hamburg, wo am kommenden Sonntag gewählt wird, “winkt der Einzug ins zehnte Landesparlament”.

Grund genug für Müller-Vogg, Gregor Gysi mit Ex-Post-Chef Klaus Zumwinkel zu vergleichen, dem vorgeworfen wird, eine Million Euro an Steuern hinterzogen zu haben, indem er Teile seines Vermögens in eine Stiftung nach Liechtenstein verschob. Und was hat Gysi nun wieder Schlimmes angestellt, werden Sie sich vielleicht fragen? Er “nennt die Entdeckung der Schwarzgeldkonten ‘Offenbarungseid der reichen Eliten'”. Und Müller-Vogg meint dazu:

Seinen eigenen Offenbarungseid hat Gysi freilich 2002 geleistet, als er in der Bonusmeilen-Affäre vom Amt des Berliner Wirtschaftssenators zurücktrat. Gleich neun private Flüge hatte der damalige PDS-Bundestags-Abgeordnete auf Kosten des Steuerzahlers gebucht: (…). Öffentlich räumte Gysi damals seinen Fehler ein. “Sicherlich kein dramatischer Vorgang”, redete er gleichzeitig die Affäre schön. “Sicherlich kein dramatischer Vorgang”, das könnte auch Klaus Zumwinkel gedacht haben, als er einen Teil seines Vermögens nach Liechtenstein verschob.

Gysis Rücktritt
Gregor Gysi gab Ende Juli 2002 zu, in den Jahren 2000 und 2001 Bonusmeilen privat genutzt zu haben, “insbesondere für meine Angehörigen”. Damit habe er einen Fehler begangen, “den ich mir nicht verzeihen will” und der ihm gezeigt habe, “dass ich mich entfernt habe von meinen Wählerinnen und Wählern, dass ich begonnen habe, Privilegien als Selbstverständlichkeit hinzunehmen, (…) dass ich dabei bin, so zu werden, wie ich nicht werden wollte, verbunden mit einem Verlust an Ansehen und Glaubwürdigkeit.” Die Tatsache, dass nicht einmal Vertreter der Berliner Opposition seinen Rücktritt forderten, habe ihm erleichtert, eine “selbstbestimmte Entscheidung” zu treffen.

Nun mag man ja die private Nutzung von dienstlich erworbenen Bonus-Meilen durch Abgeordnete für verwerflich halten. Diesen Vorgang aber mit schwerer Steuerhinterziehung auf eine Stufe zu stellen, ist ähnlich gewagt, wie schweren Diebstahl dem Falschparken gleichzusetzen.

Steuerhinterziehung gilt Müller-Vogg Manchem zwar offenbar als Kavaliersdelikt, tatsächlich handelt es sich aber um eine Straftat, die in besonders schweren Fällen (und um einen solchen würde es sich bei Zumwinkel wohl handeln) mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren bestraft werden kann. Die private Nutzung von dienstlich erworbenen Bonus-Meilen hingegen verstößt (nur) gegen Richtlinien des Bundestages.

Deshalb wurde Gysis Rücktritt im Jahr 2002 auch von vielen Politikern (nicht nur von SPD und Linkspartei) als überzogen beurteilt. Der Berliner FDP-Vorsitzende Günter Rexrodt vermutete damals in der “FAZ”, die Bonusmeilen-Affäre sei nur ein Vorwand für dessen Rücktritt gewesen. Der damalige Kanzlerkandidat der Union, Edmund Stoiber, sagte, Gysis Rücktritt sei zwar ein “konsequenter Schritt”, ob er jedoch angemessen sei, müsse er selbst beurteilen. Nicht mal die Berliner Opposition hatte Gysis Rücktritt gefordert. Der damalige Vorsitzende der Berliner Unions-Fraktion, Frank Steffel sagte, er wolle nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen.

Und wissen gar nicht viel

Wo kommt eigentlich der Halbmond her? Generationen von Kindern haben diese Frage schon gestellt. Jetzt enthüllt ein Leser-Reporter: Er wird einfach durchgeschnitten, in der Mitte und nachts.

Hätte es Bild.de nur dabei belassen. Eine schöne falsche Erklärung, wunderbar bebildert durch ein Leser-Reporter-Video, das zeigt, wie der Mond scheinbar durchgeschnitten wird — durch den Kondensstreifen eines Flugzeugs.

Mehr hätte man gar nicht schreiben müssen. Denn natürlich wissen wir alle, dass das mit dem Durchschneiden nur ein Witz ist. Natürlich kennen wir alle die richtige Erklärung für die Mondphasen. Oder wie Bild.de schreibt und der Sprecher im Video sagt:

"Ein richtiger Halbmond entsteht natürlich dann, wenn der Schatten der Erde eine Hälfte des Mondes bedeckt."

Natürlich? Nicht. Ein “richtiger” Halbmond entsteht dann, wenn nur eine Hälfte der von der Erde sichtbaren Mondseite von der Sonne angestrahlt wird. Wenn der Schatten der Erde einen Teil des Mondes bedeckt, kommt es dagegen zu einer Mondfinsternis.

Generationen von Kindern haben das schon gelernt. Und irgendwann erklärt es sicher auch jemand Bild.de.

Mit Dank an King K., Thorsten F., Björn P., Joachim W. und die vielen anderen!

Nachtrag, 9.45 Uhr: Als wenn nichts gewesen wäre, entsteht ein Halbmond jetzt auf Bild.de “natürlich” dadurch, dass die Sonne den Mond nur von einer Seite anstrahlt. Auch das Video hat einen neuen Text bekommen, ist aber zur Strafe im Artikel nicht mehr verlinkt.

Nachtrag, 14.30 Uhr: Nun steht das korrigierte Video auch wieder im Artikel.

Du bist BILDblog

BILDblog-LeserbefragungLiebe BILDblog-Leser,

wir wissen jetzt alles über Euch! (Also nicht wirklich alles, aber deutlich mehr als noch vor unserer großen “BILDblog-Leserbefragung”, die wir hier im Herbst 2007 zusammen mit den Kommunikationswissenschaftlern der Uni Bamberg durchgeführt haben.) Und nun wissen wir zumindest: Ihr seid mehrheitlich keine Frauen, jünger als 40 Jahre, gebildet und täglich länger als drei Stunden online. Jeder Fünfte von Euch kommt aus NRW, viele aus Bayern und Baden-Württemberg. Aber gelesen werden wir (natürlich nur vereinzelt) von Euch auch in China, Burkina-Faso, Israel und überall sonst auf der Welt. Seit Euch Eure Freunde und Bekannten von BILDblog erzählt haben oder Ihr einen Link im Internet entdeckt habt, schaut Ihr schon seit über einem Jahr täglich mindestens einmal bei uns vorbei — und empfehlt uns fleißig weiter. Ungefähr jeder Fünfte hat uns freundlicherweise schon mal einen “sachdienlichen Hinweis” geschickt. Außerdem redet Ihr mit anderen über uns und das, was “Bild” so alles falsch macht — auch wenn gerade mal jeder Dritte von Euch überhaupt “Bild” und Bild.de liest (und selbst das nur selten). Und fast jeder Zweite ist auch auf die komplette Axel Springer AG nicht gut zu sprechen.

Erfreulicherweise findet Ihr BILDblog mehrheitlich aktuell, verständlich, informativ, überzeugend und unterhaltsam, eher zu kurz als zu lang und manchmal zu kleinlich. Dass wir “letztlich nicht besser als die BILD-Zeitung” seien, findet glücklicherweise kaum jemand. Werbung auf BILDblog findet Ihr nicht nur okay, Ihr fändet es sogar nicht mal schlimm, wenn’s ein bisschen mehr wäre — vor allem, solange wir uns von den Erlösen keine schnittigen Cabriolets kaufen, sondern unsere Arbeit finanzieren.

Ihr glaubt zwar nicht daran, dass unsere Arbeit tatsächlich zu einer Qualitätsverbesserung der “Bild”-Zeitung beitragen kann. Aber dass BILDblog ein kritisches Bewusstsein für journalistische Qualität im Allgemeinen und im Bezug auf “Bild” im Speziellen weckt, das glaubt Ihr schon. Irgendjemand unter Euch hat sich offenbar sogar von seiner Freundin getrennt, “weil sie immer noch ‘Bild’ liest”.

Übrigens habt Ihr die Kollegen von der Uni Bamberg echt verblüfft: Schon 15 Minuten nach dem Start war unser Fragebogen fast 200-mal, nach den ersten neun Stunden rund 5.500-mal und insgesamt beachtliche 19.666-mal ausgefüllt worden. Das macht die Ergebnisse immer noch nicht repräsentativ, aber aufschlussreich.

Ach ja, unsere schön schlichte WAP-Version fürs Handy ist Euch leider ziemlich egal. Ihr lest BILDblog lieber am Computer, stimmt’s? Und wenn wir Mails von Euch beantworten, seid Ihr zufrieden, wenn nicht (was leider viel zu häufig vorkommt), überhaupt nicht. Wir arbeiten dran, versprochen!

Mit großem Dank an Florian L. Mayer sowie an Gabriele Mehling, Johannes Raabe, Kristina Wied, Tom Binder, Oda Riehmer und Jan Schmidt! Und für die Zeichnungen danken wir natürlich Beetlebum.

“Bild” berichtigt Charakterlosigkeit

Erinnern Sie sich an diese “Bild” Geschichte von vor einem Vierteljahr?

Als scheinbaren Beweis dafür, dass die Abgeordneten des Deutschen Bundestages nichts so sehr interessiert wie ihre eigenen Bezüge, zeigte “Bild” eine Aufnahme des vollen Plenarsaales (oben links). Das Foto war aber, anders als “Bild” behauptete, gar nicht während einer Debatte über höhere Diäten und Pensionen entstanden (wir berichteten).

Zwei Tage später demonstrierte die “Bild”-Zeitung, wie üblich, wie erfolgreich sie die Leser in die Irre geführt hatte. Bei der Abstimmung über eine Diätenerhöhung “kämen die Volksvertreter sogar an einem Feiertag”, hieß es in einem Leserbrief, den “Bild” veröffentlichte. “Wie viel Charakterlosigkeit und Raffgier muss man haben, um Bundestagsabgeordneter zu werden?”

Die Bild-Manipulation löste im Bundestag — verständlicherweise — erheblichen Ärger aus. Nach guter Zurede durch das Parlament stellte “Bild” die Sache heute, mit drei Monaten Verspätung, aber ohne dass juristischer Druck notwendig gewesen wäre, richtig (Ausriss rechts).

Womöglich wird es nun nur noch wenige Wochen dauern, bis auch Bild.de nicht mehr auf der Unwahrheit beharrt.

neu  

Eisbär Flocke wird zur Ente

Haben Sie das auch beim Branchendienst “Kontakter” gelesen?

Schlagersänger Patrick Lindner könnte an der Vermarktung des Nürnberger Eisbärbabys “Flocke” mitverdienen. Der 47-jährige Volksmusikstar lässt seine Anwälte derzeit prüfen, ob er Ansprüche auf die Vermarktungserlöse mit dem Jungbären erheben kann. Lindners Anwalt Alexander Unverzagt bestätigte gegenüber dem Branchendienst Kontakter, “sich mit dem Thema Flocke intensiv zu beschäftigen”.

Dies berichtet der Kontakter in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe.

Die Ansprüche des Musikers gründen auf einem bereits 14 Jahre alten Eintrag beim Deutschen Patent- und Markenamt. Lindners damaliger Manager und Lebensgefährte Michael Link ließ dort im April 1994 die Marke “Flocke” schützen. Link und Lindner sicherten sich damit die Nutzung für Musikaufzeichnungen, Tonträger sowie Verlagsprodukte. Nach der privaten wie beruflichen Trennung des Duos im März 2005 gingen die Rechte an Lindner über.

Nein? Haben Sie nicht gelesen? Auch nicht bei Spiegel Online? Auf RP-Online vielleicht? Bei Tagesspiegel.de, Zeit.de, Frankenpost.de, beim Branchendienst W&V? Oder gar auf Bild.de bzw. in “Bild”?

Da steht die bereits gestern veröffentlichte Exklusiv-Meldung aus dem “Kontakter” heute nämlich auch:

"Schlagersänger besitzt Namens-Recht fürs Eisbären-Baby -- Patrick Lindner will mit Flocke abkassieren!"

Jetzt kam heraus: Der Name “Flocke” ist schon seit Jahren geschützt. Die Rechte dafür hat der Münchner Schlagersänger Patrick Lindner (47)! (…)

Lindner und sein damaliger Lebensgefährte Michael Link (41) hatten sich bereits vor 14 Jahren “Flocke” beim Deutschen Patent- und Markenamt schützen lassen. Damit sicherte sich das Paar die Nutzung für Musikaufzeichnungen, Tonträger und Verlagsprodukte. Lindners Manager Joachim Hendel zu BILD: “Patrick Lindners Verlag heißt schon lange ‘Flocke’.”

Allerdings hat “Bild” nicht nur “Kontakter”-Formulierungen und “Kontakter”-O-Töne übernommen (ohne jedoch den “Kontakter” als Quelle zu nennen), sondern offenbar auch noch selbst recherchiert.

Genutzt hat es jedoch wenig. Im Gegenteil.

Dabei lässt sich doch leicht herausfinden, dass die Sache so gar nicht stimmen kann: Auf der Website des Deutschen Patentamts lassen sich geschützte Marken ohne großes Vorwissen ausfindig machen. (Tipp: Einfach nach Flocke suchen!) Und tatsächlich findet sich dort ein entsprechender “Flocke”-Eintrag aus dem Jahr 1994.

Vor allem aber findet sich dort zur Nummer 2076997 der Hinweis:

"Marke gelöscht am: 08.04.2004"

Interessiert hat das aber offenbar weder den “Kontakter” noch “Bild” (und die Medienlemminge schon gar nicht) – obwohl doch der “Kontakter” selbst mit Lindners Anwalt gesprochen hat. Und “Bild” immerhin mit Lindners Manager.

Und Lindners Anwalt, Alexander Unverzagt, erzählt uns die Geschichte zudem auch deutlich anders. “Es geht nicht ums ‘Abkassieren'”, so Unverzagt. Das habe er auch schon dem “Kontakter” gesagt — und seit Erscheinen des “Bild”-Artikels auch vielen anderen Medien. (“Bild” selbst habe ihn vorab nicht kontaktiert.) Dass die Markenrechte 2004 nicht verlängert wurden, stehe außer Frage. Aber Lindner nutze nach wie vor die Geschäftsbezeichnung “Flocke” für eine CD-Edition. Die Prüfung durch seine Kanzlei sei deshalb auch “primär keine markenrechtliche, sondern eine bezeichnungsrechtliche”. Lindner gehe es vor allem darum, dass ihm durch den Wirbel um Eisbär Flocke und die damit verbundenen vielen neuen markenrechtlichen “Flocke”-Anmeldungen beim Patentamt kein Schaden entstehe. Rechtliche Schritte gegen den Nürnberger Zoo seien momentan “nicht geplant”.

Den “Bild”-Artikel nennt Anwalt Unverzagt, der ohnehin nicht gut auf “Bild” zu sprechen scheint, kurz “eine Unverschämtheit”.

Mit Dank an Sven P. für die Anregung.

“Bild” macht das Große Anglerlatinum

Auf der Grafik links sehen Sie einen Mann, der ungefähr 1,80 Meter groß ist und daneben einen 3,50 Meter langen Carcharodon carcharias, besser bekannt als Weißer Hai. Ein Weißer Hai dieser Größe dürfte wohl so um die 500 Kilogramm wiegen. Er ist ein Raubtier, und auf seinem Speiseplan stehen u.a. Thunfische, Rochen, kleinere Haie, Seehunde oder Seelöwen.

Jetzt stellen Sie sich mal vor, ein solcher 3,5-Meter-Fisch attackiert ein Ausflugsboot mit 16 Touristen an Bord, springt mit einem Satz aufs Vorderdeck, verfängt sich in der Anker-Winde und zappelt in Panik umher, bevor er sich befreien kann und zurück ins Meer rutscht. Schwer vorstellbar?

Genau das soll einem Paar aus Dortmund in Südafrika passiert sein. Aber die beiden blieben locker, filmten das Ganze und schickten das Video an die “Bild”-Zeitung, die heute darüber berichtet:

"Weißer Hai greift deutsche Urlauber an"

Was würden Sie tun, wenn plötzlich ein Weißer Hai in Ihr Boot springt?

Die BILD-Leser-Reporter Thomas Clemens (47) und seine Frau Cornelia (45) zückten ihre Kamera …

(…) Cornelia: “(…) Plötzlich knallte es am Bug. Ein 3,5-Meter-Hai sprang aus dem Wasser und landete auf dem Vordeck!”

Und wenn Sie sich jetzt immer noch kein Bild davon machen können, wie es ist, wenn sich eine halbe Tonne Hai auf dem Vorderdeck eines Ausflugsboots windet, dann hilft ihnen bestimmt das Video, das man sich auf Bild.de anschauen kann…

…ähm, auch nicht wirklich weiter.

Mit Dank an Benjamin h., Ulf H., Rene K., Christian, Jochen S., B.H. und Matthias von S. für den sachdienlichen Hinweis.

Nachtrag, 8.2.2008: MadeMyDay.de will “nach kurzer wissenschaftlich total fundierter Analyse unter Hinzunahme von hochgezüchteten Räumlickeits-Berechnungsmodellen inklusive 3D-Morphing-Funktionen” herausgefunden haben: “Das Ding ist nur 1,67 Meter groß!”

Bild.de: So schlecht ist der Service für Leser

"Umweltplakette: So schlecht ist der Service für touristen"

Unter dieser Überschrift berichtet Bild.de darüber, wie Berlin-Touristen an eine Umweltplakette für ihr Auto kommen. Bild.de kommt zu folgendem Ergebnis:

Also haben Besucher einfach nur Pech gehabt, wenn sie am Wochenende anreisen?
Zwei Möglichkeiten gibt es: Viele Hotels besorgen ihren Gäste eine Plakette. Außerdem können die Aufkleber im Internet bestellt werden (www.umwelt-plakette.de). Dort ist die Plakette allerdings teuer – sie kostet knapp 30 Euro statt 5 Euro…
(Umwelt-plakette.de wird von Bild.de direkt verlinkt.)

Informiert man sich indes beim ADAC (oder auch bei Autobild.de) über die Problematik, erfährt man, dass es durchaus noch eine andere, kostengünstigere Möglichkeit gibt. Bei der Stadt Köln etwa kann man die bundesweit gültige Umweltplakette schriftlich beantragen und in Berlin geht das sogar per E-Mail.

Und der ADAC rät übrigens:

Internetanbieter, die die Plakette zu Mondpreisen anbieten, sollte man lieber meiden. Die ganze Prozedur darf nicht mehr als sechs bis zehn Euro kosten.

Mit Dank an A.J. für den sachdienlichen Hinweis.

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