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medienlese – der Wochenrückblick

Endert zu Sixtus, Deutschlandbrillen, zeitgeschichtliche Relevanz.

Der Redaktionsleiter des Onlineauftritts des Handelsblatts, Julius Endert, wechselt, nachdem er sich dort mit einem vom Publikum (wie oft) sehr mässig aufgenommenen Relaunch verabschiedet hat, zu den Blinkenlichten Produktionen Ltd. & Co. KG, einer neuen Firma, als deren Geschäftsführer sich der elektrische Reporter, Mario Sixtus, aufführt. Die auf handelsblatt.com durchgeführte Umfrage zeigt am Samstagnachmittag, dass über die Hälfte der Nutzer den Auftritt für mangelhaft oder ungenügend halten. Immerhin fast ein Viertel bewertet ihn als gut oder sehr gut.

Umfrage Handelsblatt Relaunch
Bild: Screenshot handelsblatt.com, 28.06.2008, 13:45 Uhr
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Heide Simonis verliert gegen “Bild”

“Bild” berichtete:

“Mit gesenktem Haupt steht Heide Simonis an der Salattheke, Einkaufen, um Frust zu bewältigen und zumindest für Sekunden wieder glücklich zu sein. Bei H & M kauft Simonis einen Hosenanzug und hat anschließend nicht einmal mehr Blicke für Schuhe übrig.”

Heide Simonis war im Frühjahr 2005, unmittelbar nach ihrer Abwahl als schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin offenbar von “Bild”-Fotografen massiv belagert und verfolgt worden. Dabei entstandene Fotos, auf denen Simonis in einem Einkaufszentrum, an einer Frischetheke und in einer Modeboutique zu sehen ist, hatte “Bild” anschließend unter der Überschrift “Danach ging Heide erst mal shoppen” abgedruckt und betextet (siehe Kasten).

Nach der Veröffentlichung hatte Simonis jedoch zwischenzeitlich erwirkt, dass “Bild” die Shopping-Fotos nicht weiter verbreiten darf (wir berichteten) und später, dass sie zumindest erfahren dürfe, was auf den bislang unveröffentlichten Fotos vom Tag nach ihrer Abwahl zu sehen ist. Zudem hatte Simonis auf Herausgabe der bisher unveröffentlichten Paparazzi-Fotos geklagt.

Doch der Bundesgerichtshof (BGH) entschied heute in einem Grundsatzurteil, “dass die Presse nicht verpflichtet ist, Prominenten unveröffentlichte Fotos zur Kenntnis vorzulegen, die ohne deren Einwilligung im Privatbereich entstanden”, wie es die Nachrichtenagentur AP zusammenfasst. Auch müsse “Bild” die Fotos nicht an Simonis herausgeben oder vernichten, entschied der BGH.

Die BGH-Vizepräsidentin Gerda Müller selbst sah im Urteil eine Entscheidung “von großer praktischer Tragweite” und betonte, “dass sich ein Politiker in einer solchen Situation auch unter Berufung auf sein Persönlichkeitsrecht nicht ohne weiteres der Berichterstattung entziehen kann”. Laut Müller dokumentieren die Shopping-Fotos von Simonis “einen Vorgang von historisch-politischer Bedeutung”.

Mit Dank an Dirty Harry für den Hinweis.

Bild.de macht trauriges Geschichtchen trauriger

" Treffen abgesagt
Beckham bricht 9-Jährigem das Herz
Eine Mutter hatte für ihren Sohn ein Treffen mit seinem Idol David Beckham ersteigert. Im letzten Moment wurde es abgeblasen. Wie traurig!"Der arme kleine Conor: Da hatte ihm seine Mutter in den USA für 7000 Dollar bei einer Wohltätigkeitsauktion ein Treffen mit seinem Idol, dem Fußballer David Beckham, ersteigert — und dann das (siehe Ausriss)!

Bild.de hat die Geschichte vom versetzten Conor komplett aus der “New York Post” abgeschrieben — bzw. nicht komplett. Im letzten Absatz bei der “New York Post” steht nämlich etwas, das die Geschichte vom Herzensbrecher Beckham dann doch ein wenig anders aussehen lässt:

Beckham’s agent (…) says neither Beckham nor the Galaxy was even informed of the event.
[… sowohl Beckham als auch sein Team hätten von dem Termin überhaupt nichts gewusst.]

Bei Bild.de aber (wo man sogar auf den Originalartikel verlinkt) hat man diese Info lieber weggelassen. Wie traurig!

Mit Dank an Torsten W. und Pelzer.

6 vor 9

Oh nein!
(blog.tagesschau.de, Thomas Hinrichs)
Thomas Hinrichs, zweiter Chefredakteur von ARD-aktuell, versucht zu erklären, wie es zur falschen Deutschlandflagge kommen konnte: “Unsere Grafik hatte mehrere Versionen der Hintergrundillustration angelegt. Die werden individuell gestaltet, weil die Maschine neu ist und das Archiv noch nicht zur Verfügung steht. Bei einer der Versionen haben die Kollegen sich auf der Maschine verdrückt. Diese wurde allerdings als Grundlage genommen, weil die Elemente gut waren. Die richtige Variante wurde dann drüber gelegt. Entweder wurde dann falsch abgespeichert oder die falsche Flagge hat sich wieder über die korrekte geschoben, das klären wir noch.”

Schimpfen, schreien, schießen
(finanzen.net/eurams)
“Im amerikanischen Fernsehen geht es beim Thema Geld hart zur Sache. Bei Börsenthemen drehen die TV-Gurus mitunter ziemlich durch.”

Hauptberuflich schlechte Laune
(medienpiraten.tv, Peer Schader)
“Fernsehen ist Geschmackssache, ich weiß. Aber manchmal macht mir die schlechte Laune der Medienjournalisten schlechte Laune.”

Das Ende von Rainald Goetz
(blogs.taz.de/lottmann)
Joachim Lottmann besucht die Verabschiedungsparty von Rainald Götz’ Blog Klage: “‘Es ehrt mich, daß Du heute gekommen bist, Lojo.’ Ich erwiderte ohne zu zögern, es sei außerordentlich schade, daß der Blog ‘Klage‘ zusammengebrochen sei. Es würde nun etwas fehlen, daß für manche existentiell wichtig und unersetzbar gewesen sei. Goetz antwortete leise, es sei jetzt umso dringlicher, daß ich nicht auch aufgebe.”

Olympia: SRG zieht sich bei Zensur zurück
(sonntagonline.ch, Patrik Müller)
“An der EM wurden den Fernsehzuschauern heikle Bilder aus den Stadien vorenthalten. Laut SRG-Generaldirektor Armin Walpen ist diese Zensur harmlos im Vergleich zu dem, was an den Olympischen Spielen in China geschehen könnte. Sogar ein Boykott ist denkbar.”

Project Xanadu, reloaded
(telepolis.de, Burkhard Schröder)
“Was ist und zu welchem Ende betreiben wir Online-Journalismus? Wie setzt man Links, warum und wohin?”

Runterputzfimmel

Das ist auch so, dass ich rein gar nicht mehr vorkomme: je lauter ich gegen die schreie, umso weniger komme ich da vor, was sehr, sehr gut ist.
(Charlotte Roche über ihr Verhältnis zu “Bild” im BILDblog-Video-Interview)

Seit dem Frühjahr dieses Jahres berichten “Bild” und insbesondere Bild.de wieder vermehrt über Charlotte Roche. Das ist wahrscheinlich gar kein Wunder, weil Roche einen Bestseller namens “Feuchtgebiete” geschrieben hat, in dem es auch um Sex und Körperausscheidungen geht. Es lassen sich also hervorragend Artikel über Roche schreiben, in denen beispielsweise das Wort “Porno” in der Überschrift vorkommt. Und auch wenn man bei Bild.de eigentlich findet “minimales Niveau, maximaler Erfolg”, kommt keiner der “Feuchtgebiete”-Artikel ohne Link zum Onlineshop von Bild.de aus, wo man das Buch kaufen kann.

Aber auch “Bild” kam nicht an Roche vorbei, inszenierte einen (offenbar einseitig erklärten) “Zickenkrieg” zwischen Roche und Lady Bitch Ray und schlich sich zu “Schamlos-Charlotte” in eine Lesung des “Schmuddel-Romans”.

Kürzlich waren Charlotte Roche und ihr Buch mal wieder Thema in der Hamburger Lokalausgabe von “Bild”:

Roger Willemsen putzt Charlotte Roche runter: Autoren-Zoff um ihre \"Feuchtgebiete\"

“Radikal, drastisch und ebenso zart. Ich erinnere mich nicht, ein Debüt-Manuskript in der Hand gehabt zu haben, so sicher, so mutig und so voller Gegenwart wie dieses.”
(Roger Willemsen im Klappentext zu “Feuchtgebiete”)

Leser von “Feuchtgebiete” wird das überraschen, hatte Willemsen doch einen lobenden Klappentext für das Buch formuliert (siehe Kasten). Das ahnt auch “Bild”:

Dass Willemsen sich über Roche, mit der er befreundet ist, so mokiert, verwundert.

Trotzdem schreibt die Zeitung kurz vorher:

Doch jetzt putzt er Charlotte Roche (30) runter, stänkert gegen ihr Skandal-Buch “Feuchtgebiete”. Es sei “mit Abstand das ekelerregendste Buch”, das er kenne, sagte Willemsen dem Magazin “Zeit Campus”.

Nun sind diese fünf Wörter richtig aus “Zeit Campus” abgeschrieben. Allerdings stehen sie in einem Kontext, der die Behauptung, Willemsen “putze” Roche und ihr Buch “runter” in einem etwas anderen Licht erscheinen lässt:

Sie sind mit Charlotte Roche befreundet. Ihr Buch “Feuchtgebiete” haben Sie schon gelesen, als es noch ein Manuskript war.

Es ist mit Abstand das ekelerregendste Buch, das ich kenne. Aber in dieser Metapher der Hygiene steckt einiges: Ordnung, Entfernung von Lebensspuren, Verdrängung. Charlotte ist auf einen der letzten Bereiche zugelaufen, in denen es eine Form von gesellschaftlichem Konsens gibt. Und ihr fällt auf: Da ist ein Bereich von Erfahrung, in dem wir beengt und normiert werden.

Klingt nicht nur anders, sondern auch kompliziert. Und auf alle Fälle nicht wie etwas, das die Bezeichnung “Autoren-Zoff” verdient hätte.

Roger Willemsen äußerte sich auf unsere Anfrage dann auch wie folgt:

Dass nun die notorische Animosität, die Charlotte zurecht gegen “Bild” hegt, dazu führt, dass ich gegen Charlotte in Stellung gebracht werden soll, das könnte man infam nennen, wenn es das Wort verdiente. Ich habe das Manuskript der “Feuchtgebiete” früh gelesen, finde das Buch erstaunlich, habe mich für seine Publikation eingesetzt, mit Charlotte lange darüber gesprochen und soll jetzt abrücken? Den Gefallen tue ich “Bild” nicht, finde aber die teilweise spießige Reaktion bezeichnend.
Ekel ist kein literarisches Urteil, sondern verrät eher, dass da noch etwas war, das empören konnte.

iPhone hält sich nicht an “BamS”-Wissen

Apple hat sein neues iPhone vorgestellt. Und es ist fast rührend, mit welcher Treuherzigkeit Bild.de nicht nur berichtet, wie es aussehen wird und was es kann, sondern gleichzeitig zu einem Blick ins eigene Archiv animiert:

Denn wer darauf klickt, sieht nicht die ersten Bilder vom UMTS-iPhone und erfährt auch nicht, wie es “wirklich” aussieht. Er kann sich aber einen guten Eindruck von der Kompetenz der Redaktion machen.

Der verlinkte Artikel stammt aus der aktuellen “Bild am Sonntag”, und er beginnt mit den Worten:

Das wird Apple-Chef Steve Jobs stinken. Eigentlich wollte er das neue iPhone der Welt selbst als erster zeigen. Es sollte die Sensation zum Auftakt der Entwicklerkonferenz WWDC am Montag in San Francisco werden (19 Uhr, MEZ).

Doch vorab sind schon erste Fotos des neuen Super-Handys im Internet aufgetaucht.

Wenn Steve Jobs sie überhaupt zur Kenntnis genommen hat, die Fotos und Berichte, wird er sich gut amüsiert haben. Denn die Bilder haben ungefähr nichts mit dem tatsächlichen neuen iPhone gemein. Es kommt weder in “schreienden Farben” daher, wie die “Bild am Sonntag” behauptete, noch hat es eine zweite Kamera an der Vorderseite, wie die “Bild am Sonntag” vermutete.

Irgendjemand hat mit seinem Grafikprogramm herumgespielt, und die “Bild am Sonntag” ist darauf hereingefallen. Dabei gehören solche Fakes zur traditionellen Apple-Folklore, und in diesem Fall mangelte es den Bildern auch nicht an Warnsignalen — für den, der sie sehen wollte. Bei einem der abgebildeten Telefone fehlt zum Beispiel der Einschaltknopf. Das einschlägige Blog “Engadget” hatte darüber deshalb schon am Samstag das Wort “Faaaaake” geschrieben (mit 24 “a”). Andererseits hat das Wort “geheim”, das die “Bild am Sonntag” stattdessen wählte, ja eine ähnliche Bedeutung.

Mit Dank an Olaf, Sebastian H., Jörg H. — und das fscklog!

Nachtrag, 21:30 Uhr. Na sowas: Bild.de hat den großen Hinweis auf den peinlichen Artikel im Archiv entfernt.

6 vor 9

Klatsch as Klatsch can bringt Umsatz (+)
(werbewoche.ch, Gerti Schön)
Gawker Media, Amerikas erfolgreichstes Blogging-Unternehmen, wirft Millionen ab.

wat denn da los?
(basicthinking.de, Robert Basic)
Deutschlands meistverlinkter Blogger fragt sich, was los ist angesichts mehrerer die Zukunft von Blogs kritisch beleuchtenden Blogtexten: “Was juckt es da, ob eine Firma mehr oder weniger bloggt, auch nicht, ob sie ‘gut’ oder ‘schlecht’ bloggt oder ob ein Blogger Asche macht oder nicht? Es sind nahezu bedeutungslose Ereignisse im Jetzt in einer langen Abfolge, die aber in der Summe gesehen unaufhaltsame Änderungen mit sich führen.”

Habermas, die Medien, das Internet
(perlentaucher.de, Robin Meyer-Lucht)
“Deutschland tut sich nach wie vor schwer damit, die Ressentiments gegenüber dem Internet als scheinbar chaotisches, zersplittertes und desorientierendes Medium aufzugeben. Im Gegenteil: Hierzulande ist man von einer (möglichst von systemisch-ökonomischen Zwängen befreiten) massenmedialen Öffentlichkeit als überlegenem diskursiven Modell tief überzeugt.”

“Unser Land hat die Medienkritiker, die es verdient”
(persoenlich.com, Roger Schawinski)
Roger Schawinski reflechiert über Medienjournalismus in der Schweiz und in Deutschland und beleuchtet im Speziellen die Süddeutsche Zeitung. Er erzählt, wie jedesmal Panik ausgebrochen sei bei Sat.1, wenn man vor einer TV-Premiere lobende Worte dieser Zeitung erhalten habe, da das ein Garant für einen Quotenflop gewesen sei (“so weit entfernt sind diese Fachleute vom real existierenden Fernsehpublikum”).

Look east, young man
(ecin.de, Prof. Monse)
“Während der Westen sich als Heimat der Hobby-Journalisten überschätzt, hat China, für mich überraschend, 73 Millionen Blogs und 47 Millionen Nutzer, die regelmäßig Blogs schreiben.”

The Newspapers: Rating The Top 25 Newspaper Websites
(247wallst.com)

6 vor 9

Online macht’s möglich: Französisches Recht für britische Publikation
(medienrauschen.de, Thomas Gigold)
“Wer meint, nur in Hamburg kann man absurde Urteile zu Internet-Sachverhalten fällen, der sollte einen Blick nach Paris wagen. Dort nämlich hat das ‘Tribunal De Grande Instance’ zwei britische Verlage verurteilt, weil deren Web-Inhalte in Frankreich gelesen werden konnten.”

Frische Form für Österreich (Video)
(Folge Magazin)
“Am Ende gehen alle traurig ins Bett – und das muss ja nicht sein. Ein Gespräch mit David Schalko”, österreichischer Regisseur, Autor und Entwickler von Fernsehsendungen für den ORF (Wikipedia).

Give Me Something To Read
“Need something to read? Enjoy these selections from among the most frequently bookmarked articles on Instapaper.” Eine Liste der Artikel, die mit dem Lesezeichen-Plugin zum gespeichert wurden – zum später einmal lesen.

“Nokia hat den längsten”
(Indiskretion Ehrensache, Thomas Knüwer)
“Unternehmen kommunizieren nicht. Weil sie es nicht können. Je größer ein Konzern, desto eher entwickelt sich seine Kommunikationsabteilung zu einem Geknebelten, der um Hilfe schreien möchte. Beispiel: Nokia.”

CDU-Politiker fordert Absetzung von “Anne Will”
(dwdl.de, Jochen Voß)
So natürlich nicht: Will talkt zum Thema Linkspartei und dass man mit ihr erfolgreich regieren könne. “Nach der Sendung vom vergangenen Sonntag fordert nun der Berliner Fraktionsvorsitzende der CDU, Friedbert Pflüger, ‘Anne Will’ abzusetzen und statt dessen ‘Hart aber fair’ zu zeigen. Unter anderem wirft Pflüger dem Format die “bewusste Verzerrung von Sachverhalten” vor. ARD-Programmdirektor Struve weist die Kritik als ‘absurd’ zurück.” Plasberg diskutiert diese Woche lieber über Magermodels und Schönheitswahn …

Glänzender Medienstandort Hamburg
(Frankfurter Rundschau, Sylvia Staude)
Heute Abend im Ersten: Eine aufstrebende Journalistin erpresst ihren Chef, schläft mit ihm, verliebt sich in einen anderen und muss die Konkurrenz ihres Unternehmer-Bruders dissen. Die Handlung “hint”, schreibt Staude, Dialoge und Bilder wollen “immer nur das Große, Bedeutsame (…) Herrgott, möchte man sagen, geht’s nicht ‘ne Nummer kleiner?”

6 vor 9

Interviews zur Zukunft des Journalismus (Video)
(MAZ)
Statt hochtrabender (und seien wir ehrlich: leicht peinlicher) High-Tech-Träumereien zeigt der Beitrag der Schweizer Journalistenschule MAZ zur Springer-Tagung “Journalismus 2018” drei kluge Interviews. Mathias Menzl (78s.ch), Christoph Lüscher (Facts 2.0) und Stefan Seydel (Rebell.tv) erzählen, was sie im Internet machen und was noch kommen wird.

Aufklärung für Intellektuelle: 20 Jahre Lettre
(taz, Nina Apin)
“Sperriges Format, anspruchsvoller Inhalt, sehr viel Text. […] Kosmopolitisches mit europäischem Akzent heißt das Konzept, alle Texte sind deutsche Erstveröffentlichungen. Rein publizistisch ein Wahnsinn.”

Google News mit Nazi-PR
(Neues Deutschland, Carsten Hübner)
“Faschistische Seiten im Internet sind endlos zahlreich. Doch bei einem scheinbar neutralen Nachrichtenportal wie Google News?”

Comedia gegen Verleger im Presserat
(persoenlich.com)
Weil die Schweizer Verleger nicht über einen Gesamtarbeitsvertrag verhandeln, sollen sie auch nicht in den Presserat, fordert die Mediengewerkschaft Comedia.

Blogs sind auch nicht mehr das, was sie mal waren
(Süddeutsche Zeitung, Niklas Hofmann)
Gerade noch an der Blogbar, schon in der Zeitung: “Selbstreflexion als Daseinszweck? Die Stars der deutschen Blogszene schmoren im eigenen Saft, diagnostiziert ausgerechnet der meinungsstarke Don Alphonso.” Und klar: Bloß keine Links setzen, das schadet noch der Qualität.

Auslandskorrespondenten unzufrieden
(Frankfurter Rundschau, Daniel Bouhs)
Eine 533-Seiten Studie über Deutsche Korrespondenten im Ausland wird vorgestellt – die ihre Heimatredaktionen heftig kritisieren. “In den Zentralen heißt es hingegen, viele dieser Kollegen seien nicht in der Lage, Entwicklungen auf den Punkt zu bringen.”

Von wegen “nicht zu verwechseln”

Bild.de schreibt unter der Überschrift “Hier verpasst Mercedes dem SLC den letzten Schliff” über den “neuen Supersportwagen von Mercedes”:

Gut zu erkennen ist das feste Kunststoff-Dach des Flügeltürers. Der SLC, nicht zu verwechseln mit dem Mercedes-Flügeltürer Gullwing, wird nicht vor 2010 auf den Markt kommen.
Link nicht von uns

Doch der “Flügeltürer”, von dem Bild.de behauptet, er werde “wohl SLC” heißen, wird, soweit man weiß, kein “Flügeltürer” sein, nicht SLC, sondern “SL 65 AMG Black Series” heißen und voraussichtlich Ende 2008 auf den Markt kommen.

Und die Bild.de-Warnung, ihn nicht mit dem “Mercedes-Flügeltürer Gullwing” zu verwechseln, ist durchaus angebracht. Denn der wird möglicherweise SLC heißen, tatsächlich ein “Flügeltürer” sein und im Jahr 2010 auf den Markt kommen.

Das kann man übrigens auch auf Bild.de nachlesen.

Mit Dank an Stefan W. für den sachdienlichen Hinweis.

Nachtrag, 30.5.2008: Der KFZ-Sachverständige von Bild.de hat inzwischen das erste “Flügeltürer” aus dem Text gestrichen. Aber das muss wohl stilistische Gründe haben, denn der Rest ist unverändert.

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