Suchergebnisse für ‘LINK’

SEO bei Bild.de

Es ist eigentlich nur ein kleiner, harmloser PR-Wettbewerb. Das Online-Magazin “Macnotes”, das über Apple-Produkte berichtet, hat den Begriff “Befreiphone” erfunden, um für das iPhone ohne Vertragsbindung — und sich selbst — zu werben. Blogger und Internetseiten-Betreiber sollen diesen Begriff nun möglichst schnell bekannt machen. Ziel ist es, heute Abend bei der Google-Suche nach “Befreiphone” ganz vorne zu landen.

Es geht um Suchmaschinenoptimierung (Search Engine Optimisation, SEO), also den Versuch, durch geschicktes gegenseitiges Verlinken und diverse Tricks zu erreichen, dass Google einer Seite hohe Relevanz zu einem Thema zuschreibt. Die Resonanz auf den Wettbewerb ist groß. Viele Betreiber von Online-Seiten beteiligen sich, aber kaum einer kämpft mit einem solchen Fanatismus wie eine kleine Internetseite aus dem Hause Axel Springer: Bild.de.

In mindestens drei Artikeln hat Bild.de schon über den Wettbewerb berichtet — und sich selbst beteiligt. Bild.de machte Bloggern außerdem ein Angebot: Wer auf den Bild.de-Artikel zum “Befreiphone” verlinkt, bekommt von Bild.de einen Link zurück. (Aus dem Grad der Verlinkung zieht Google Rückschlüsse auf die Bedeutung einer Seite.)

Teilweise beschrieb Bild.de die eigene Linktausch-Aktion geschickt so ungeschickt, dass es schien, als bestehe der eigentliche Wettbewerb darin, den Bild.de-Artikel zu verlinken:

Aber dabei beließ es Bild.de nicht. Seit einigen Tagen steckt im Fußbereich jeder einzelnen Bild.de-Seite, die im Ressort “Digital” erscheint, ein Link zu dem “Befreiphone”-Artikel”:

Auch in schon vor der Aktion veröffentlichte Artikel baute Bild.de nachträglich Kästen ein, die auf die eigenen “Befreiphone”-Berichte hinwiesen.

Und sogar die Artikeltexte selbst sind dabei offenbar nicht tabu. Um die eigenen Chancen in dem Wettbewerb zu verbessern, hat Bild.de sogar den Inhalt von redaktionellen Berichten über ganz andere Themen verändert und um (inhaltlich sinnlose) Verweise auf das “Befreiphone” ergänzt. In einem über fünf Wochen alten Bild.de-Artikel über die Computerfigur Lara Croft heißt es nun unvermittelt:

"Ich trainiere sechs Tage die Woche. Ich bin sehr abenteuerlustig. Aber ich bin mir noch nicht sicher was mir mehr Angst macht, lernen Waffen abzufeuern oder der Crashkurs in Archäologie", fährt die junge Frau fort. Befreit das Befreiphone.

Und wer einen zwei Wochen alten Bild.de-Text über den “ersten Roboter mit Herz” liest, stößt in der Mitte auf einen Satz, der damit scheinbar und tatsächlich nichts zu tun hat:

Und die Menschen reagieren unweigerlich auf die elektronische Puppe - wie auf ein echtes Kind. Mehr zum Befreiphone Internet Wettbewerb finden Sie hier.

Ausgezahlt hat sich der ganze Aktionismus bisher im “Macnotes”-Wettbewerb nicht: Aktuell taucht Bild.de nicht einmal in den Top-100 Ergebnissen bei der Suche nach “Befreiphone” auf.

Warum Bild.de sich mit solchem Einsatz auf dieses Thema stürzt, ist unklar. Dass die Verantwortlichen dabei nicht einmal davor zurückschrecken, redaktionelle Berichte zu anderen Themen zu manipulieren, ist allerdings in jedem Fall bemerkenswert.

Mit Dank an Jens T.!

Wochenrückblick Nr. 37

Die Gratiszeitung kommt nach Deutschland, kein Schmerzensgeld für Günther Jauch, ein Offizier mit Loch im Strumpf und die Leserzahlen der Schweizer Printpresse in unserem Rückblick auf die 37. Kalenderwoche.

Kate McAlpine (Keystone/AP/Anja Niedringhaus)

Das Bild der Woche: Mit einem YouTube-Video erklärt Kate McAlpine, was Physiker mit dem gerade in Betrieb genommenen Teilchenbeschleuniger CERN erforschen. Der “Large Hadron Rap” der 23-Jährigen wurde bereits rund drei Millionen Mal abgerufen, McAlpine zur Internet-Berühmtheit.

Kurt W. Zimmermann (ca. 57) wurde am Verleger-Kongress in Montreux zusammen mit Jürg Ramspeck (Alter unbekannt) gelobt. Nicht von irgendwem, sondern vom CEO des Axel-Springer-Verlags, Mathias Döpfner. Seine Worte werden vom Klein Report so kolportiert: “Solche Leute würden interessanteren Journalismus betreiben als Blogs und User generated Content, kritisierte er jene, die die Zukunft der Publizistik in den elektronisch verbreiteten Tagebüchern und Leserbriefen zu sehen glauben.”

Der gleiche Kurt W. Zimmermann analysierte in der Weltwoche die neuen Leserzahlen der schweizer Printpresse (nur für Abonennten zugänglich). Wir empfehlen dazu Blogeinträge, nämlich “Kurt W. Zimmermann rechnet. Wir rechnen auch” von Bettina Büsser und “Schönschreiber Kurt W. Zimmermann” von Thomas Benkö. Nochmal Döpfner: “Die Zukunft gehört den Journalisten, bei denen die Selbstkritik wichtiger ist als die Selbstzufriedenheit”.

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1. “Google will alle Zeitungen der Welt online bringen”
(blog.handelsblatt.de/indiskretion, Thomas Knüwer)
“Alle Zeitungen. Der Welt. In Original-Optik. Volltext durchsuchbar. Online.” Soweit das Blog. Die Meldung für die Zeitung hier: “Google plant riesiges Online-Zeitungsarchiv

2. “Die wechselhafte Rolle der Medien im US-Wahlkampf”
(medienheft.ch, Gerti Schön)
“Das Wahl- wie auch das Medienvolk, hin- und hergerissen zwischen Barack Obamas Charisma und Sarah Palins mädchenhafter Dreistigkeit, muss sich nun der Substanz der Kandidaten und ihrer Programme zuwenden und aufhören, sich auf Jon Stewarts abendliche Satireshow ‘Daily News’ zu verlassen. Denn hier, bei dem Kabelsender ‘Comedy Central’, hat man die besten Chancen, die Widersprüchlichkeiten in den Aussagen der Politiker schonungslos serviert und die allgemeine Verzerrung der Realität durch eine Dosis Realsatire ersetzt zu bekommen.”

3. “Die neuesten Leserzahlen der Schweizer Presse”
(persoenlich.com)
“Bei der Auswertung der Reichweiten der Printmedien ‘Mach Basic 2008-2’ zeigt sich, dass die Gratiszeitungen weiter im Vormarsch sind. Die Sonntagszeitungen können das Niveau halten — nur der ‘SonntagsBlick’ hat erneut signifikant Leser verloren. Die grossen Tageszeitungen haben tendenziell an Reichweite eingebüsst. “

4. Dr. Kai Gniffke fragt: “Bin ich naiv?”
(blog.tagesschau.de, Kai Gniffke)
“Ich fürchte, ich bin naiv. Nicht nur weil ich mich zum Beispiel immer mal wieder dabei erwische, dass ich an das Gute im Menschen glaube. Ich bin wohl ein völlig naiver Journalist: Ich glaube doch tatsächlich, dass es unser Job ist, über Politik zu berichten, aber eben nicht zu unseren Aufgaben zählt, Politik zu machen.”

5. “Hat DER SPIEGEL erneut einen Sozialdemokraten abserviert?”
(pottblog.de, Jens Matheuszik)
Jens Matheuszik fragt sich, ob es einen Grund gab, dass das Cover des Spiegels nicht wie üblich schon am Samstagnachmittag online war. Über das Titelblatt schreibt er: “Dort konnte man noch – zusätzlich zum Hauptthema RAF – schnell den Steinmeier-Coup abbilden. (…) Da hat man meiner Meinung nach also von der Entscheidung schon vorher gewußt und dann auf die eigene Vorab-Veröffentlichung im Internet gewartet.”

6. “Liebeserklärung ans Internet”
(spreeblick.com, Sascha Lobo)
“Ich liebe das Internet, weil es die Welt verbessert. Viele Menschen vor uns haben dafür gekämpft, dass die Umstände besser werden. Einige haben es tatsächlich Stück für Stück geschafft. Aber keine Generation vor uns hatte eine derart mächtige Waffe der Weltverbesserung in der Hand wie das Netz.”

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1. “Der PR fehlt ein Link”
(georgholzer.at)
Georg Holzer erklärt, wie er mit unerwünschter und unangebrachter PR umgeht: “Jeder Absender, der mir ab jetzt irrelevante Aussendungen schickt, landet im Spam-Filter.” Nicht davon betroffen sind Informationen, die man ein für alle mal mit einem leicht aufzufindenden Unsubscribe-Link abbestellen kann. “Ist so eine Kleinigkeit im Sinne eines guten Miteinanders von Journalismus und PR zu viel verlangt? Ich glaub nicht.”

2. “N24 simuliert die eigenen Zuschauer”
(medienpiraten.tv, Peer Schader)
Peer Schader hat einen starken Verdacht, dass nicht alle Teilnehmer der N24-Sendung “Debatte 2.0″ echt sind.

3. “Schall und Rauch”
(flashfrog.wordpress.com)
Flashfrog bringt etwas Klarheit in die Begriffe “Realname”, “Pseudonym” und “Anonymität”.

4. “Was erlaube´ DFL!”
(freitag.de, Katrin Schuster)
“Fußballspiele sind besser vor medialem Missbrauch geschützt als jeder Mensch.”

5. “Der journalistische Schein”
(blog.handelsblatt.de/indiskretion, Thomas Knüwer)
Thomas Knüwer fragt sich, was für ein Mehrwert ein Korrespondent bietet, der in einer dem Ereignis nahe gelegenen Stadt Nachrichtenkanäle guckt.

6. “Auch Basler Zeitung will keine Links”
(blogdessennamenmansichnichtmerkenkann.com, ugugu)
Schon drei Wochen nach tagesanzeiger.ch hat nun auch baz.ch den Absatz, dass man “vorgängig eine ausdrückliche, schriftliche Bewilligung” benötigt, um einen Link auf ihr Internetangebot zu setzen, herausgenommen. Ohne die Intervention von Bloggern wären die Bedingungen vermutlich noch immer unverändert.

“Bild” hilft im Fall Michelle wenig II

Die “Leipziger Volkszeitung” (“LVZ”) hat ein Interview mit dem Leipziger Polizeipräsidenten Horst Wawrzynski “über die Fahndung nach Michelles Mörder” geführt. Er beantwortet darin Fragen zum Ermittlungsstand, zur Vorgehensweise der Polizei, zur Nachrichtensperre oder zur Notwendigkeit Ermittlungsdetails geheim zu halten.

Die “Bild”-Zeitung wird darin nicht namentlich erwähnt:

[“LVZ”:] Manche Berichterstattung dürfte jedoch auch pure Spekulation sein und weniger auf konkreten Quellen beruhen.

[Wawrzynski:] Auch das behindert uns enorm. Wenn wir wegen eines immer wieder veröffentlichten Phantombildes, das mit dem Fall Michelle überhaupt nichts zu tun hat, sogar Hinweise aus Saarbrücken und sonstwoher bekommen, müssen wir dortige Dienststellen einschalten oder selbst zur Befragung Beamte schicken. Oder aber es wird uns eine angeblich wichtige Zeugin per Presse präsentiert, deren Beobachtungen dann aber nichts als heiße Luft sind. Mit dieser Art unseriöser Berichterstattung werden die Bürger verdummt, weil es schlichtweg nichts mit der Realität zu tun hat.
(Links von uns)

Nachtrag, 5.9.2008: Wie die Nachrichtenagentur AP berichtete (hier bei “Spiegel Online”), weist “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann die Vorwürfe der Polizei zurück, die “Bild”-Berichterstattung könne die Ermittlungen gefährden:

Die veröffentlichten Informationen seien nicht geeignet, dem Täter bei der Verwischung von Spuren zu helfen, heißt es in einem Schreiben von “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann an Leipzigs Polizeichef Horst Wawrzynski. Im Übrigen könne eine Behörde eine Nachrichtensperre nur für ihre eigenen Mitarbeiter, nicht aber mit Wirkung für die Presse verhängen. Eine Vereinbarung, von Berichterstattung abzusehen – wie im Entführungsfall Jan-Phillip Reemtsma – sei im Fall Michelle von der Leipziger Polizei “nie gesucht” worden.

Polizeichef Wawrzynski schrieb offenbar zurück und räumt in einem Brief an Diekmann bezüglich der Nachrichtensperre ein, sich im “LVZ”-Interview “missverständlich” geäußert zu haben. Das gibt der Axel Springer Verlag heute in einer Pressemitteilung bekannt:

Dazu der Polizeipräsident: “Selbstverständlich kann eine Nachrichtensperre nur für den Bereich meiner Behörde Geltung entfalten. (…) Es ist unstreitig, dass eine Nachrichtensperre nicht für die Presse gelten kann.”

“Stoppen Sie voyeuristische Berichterstattung!”

"Erzbischof Sterzinsky kritisiert Medien"Ja, das hier links ist tatsächlich ein Ausriss aus der “Bild”-Zeitung. Georg Kardinal Sterzinsky hat beim gestrigen Medienempfang des Erzbistums in Berlin unter anderem die “Bild”-Zeitung kritisiert – und “Bild” berichtet unter der Überschrift “Erzbischof Sterzinsky kritisiert Medien” darüber. Das ist ungewöhnlich für “Bild”.

Anlass für Sterzinskys Kritik war die Veröffentlichung eines Leser-Reporter-Fotos, das einen geistig verwirrten, nackten Mann zeigte, der mitten am Tag auf allen Vieren über eine Kreuzung kroch (wir berichteten). “Bild” hatte das Foto “garniert mit zynischen und ehrabschneidenden Kommentaren”, wie Sterzinsky es in seiner Rede ausdrückte (siehe Kasten).

Aus Sterzinskys Rede

“Aber warum dann immer wieder einzelne Entgleisungen – wie jüngst, als ein Verwirrter, der nackt durch die Straßen Berlins kroch, sich in grob kompromittierender Weise in der Zeitung wiederfand, garniert mit zynischen und ehrabschneidenden Kommentaren. ‘Die Wahrheit über den Menschen bekannt gemacht?’ – Meine Bitte an die Verantwortlichen des Boulevard-Journalismus: Stoppen Sie voyeuristische Berichterstattung! Beenden Sie den Unsinn, Sensationslust und niedere Instinkte durch das fragwürdige Handwerk sogenannter ‘Fotoreporter’ zu bedienen!”

Offenbar in der Absicht, die Berichterstattung zu entschuldigen, anstatt sich für sie zu entschuldigen, schreibt “Bild” zu Sterzinskys Vorwurf:

Das Gesicht des Mannes war nicht erkennbar. Eine Nachfrage bei der Feuerwehr, ob in der fraglichen Zeit eine hilflose Person in Neukölln aufgegriffen und ins Krankenhaus gebracht wurde, wurde damals verneint. Am Tag nach der Veröffentlichung berichtete der “Tagesspiegel”, dass es sich bei dem Mann um einen geistig Verwirrten gehandelt hatte.

Demnach rechtfertigt also die Tatsache, dass “Bild” keinerlei Ahnung hatte, was genau mit dem verwirrten, nackten Mann los war, dass “Bild” sich über ihn lustig machte, öffentlich zur Schau stellte und als mutmaßlichen “Puffgänger” verunglimpfte, der zu viel “Schampus intus” hatte.

Das ist dann wieder nicht so ungewöhnlich für “Bild”.

“Bild” hilft im Fall Michelle wenig

"Die schreckliche Wahrheit über Michelles Tod"Es sieht ganz so aus, als habe die “Bild”-Zeitung es nun doch geschafft, konkrete Einzelheiten zum Tod der achtjährigen Michelle aus Leipzig zu erfahren. Unter der Überschrift “Die schreckliche Wahrheit über Michelles Tod” berichtet sie heute über “das Ergebnis der Obduktion ihrer Leiche” – und zeigt sich sichtlich stolz darüber (siehe Ausriss).

Bei Staatsanwaltschaft und Polizei ist man indes “entsetzt” über die Berichterstattung, wie “Spiegel Online” schreibt:

“Wir machen zu dem Obduktionsergebnis keine Angaben”, sagte (…) eine Sprecherin der Leipziger Polizei SPIEGEL ONLINE. “Wir sind aber sehr unglücklich darüber, dass die Nachrichtensperre nicht eingehalten wurde. Uns hat man damit bei der Fahndung nach dem Täter alles andere als einen Gefallen getan.” Die Veröffentlichung sei bei den weiteren Ermittlungen alles andere als hilfreich.

Auch die Staatsanwaltschaft zeigte sich über die Berichterstattung nicht erfreut. (…) “Die Öffentlichkeit hat natürlich einen Anspruch auf Information, aber gerade in einem Fall wie diesem, in dem sich die Ermittlungen umfangreicher als sonst gestalten, kann eine detaillierte Berichterstattung fahrlässig sein. Abgesehen davon muss man sich fragen: Was tut man der Familie damit an?”

Sowohl Staatsanwaltschaft als auch Polizei seien enttäuscht darüber, dass hinsichtlich der Ermittlungen keine Rücksicht genommen werde, sagte Schulz. “Details zu bestimmten Tathandlungen können auf einen bestimmten Täter hinweisen – und damit unsere Ermittlungen gefährden.”

Mit Dank auch an bgd, Claudius L., Gila M. und Michael K.

Nachtrag, 18.08 Uhr: Auch stern.de berichtet darüber, wie “verärgert” die Polizei auf den “Bild”-Artikel reagierte:

“Wer immer sich da profilieren wollte, hat der Sache einen Bärendienst erwiesen”, kommentierte ein Polizeisprecher einen Bericht der “Bild-Zeitung”. (…) Die Polizei halte bewusst an ihrer bereits kurz nach dem Verschwinden Michelles verhängten Informationssperre fest. Alles andere sei, auch in Hinblick auf die weiteren Ermittlungen, “äußerst kontraproduktiv”. Schließlich sei man “auf möglichst unbeeinflusste Zeugenhinweise” angewiesen, jede “Sensationshascherei” verfälsche das Bild oder verhindere, dass sich auch Bürger mit scheinbar unbedeutenden Beobachtungen meldeten (…).

Nachtrag, 3.9.2008: Nachdem die “Bild”-Zeitung am Dienstag Details aus dem Obduktionsbericht von Michelles Leiche veröffentlichte, suchen Staatsanwaltschaft und Polizei nun nach einem Informationsloch in den eigenen Reihen. Es wurde ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf “Verletzung des Dienstgeheimnisses und der besonderen Geheimhaltungspflicht” eingeleitet, wie verschiedene Medien berichten. Die Nachrichtenagentur dpa schreibt zudem:

Durch Medienberichte über angebliche Details seien die Ermittler auch “auf die falsche Fährte gelockt” worden. “Halbinformationen behindern die Ermittlungen”, kritisierte der Staatsanwalt.

Nachtrag, 3.9.2008, 15.30 Uhr: Auch Bild.de berichtet über die Ermittlungen wegen Verletzungen des Dienstgeheimnisses und verlinkt dabei gleich zwei Mal zu dem “Bild”-Artikel, der offenbar Auslöser für die Ermittlungen war.

Wochenrückblick Nr. 35

Von Zürich nach Berlin, von Peking nach Denver und vom Fernsehen in den Geschichts-Workshop – unser Rückblick auf die 35. Kalenderwoche.

Olympia ist vorbei, die Feuerwerke gehen weiter (und diesmal in echt). Vor 84.000 Anhängern in Denver nahm Barack Obama seine Nominierung entgegen und ist somit der offizielle Präsidentschaftskandidat der Demokraten – das Medienereignis (und unser Bild) der Woche.

Die beiden jungen Frauen, die beim Spiel Deutschland gegen Österreich anlässlich der Fussball-Europameisterschaft des Deutschlandlieds erste (“Deutschland, Deutschland über alles | Über alles in der Welt, …) statt dritte Strophe (“Einigkeit und Recht und Freiheit | Für das deutsche Vaterland!”) aus dem Internet kopierten, mussten einen Geschichts-Workshop besuchen. Die falsche Strophe lief auf dem Staatssender SF2 als Teletextuntertitelung für Gehörlose.

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6 vor 9

1. “Verlogen – Reporter enthüllen Kriegspropaganda im Kaukasus”
(ndr.de, Video, 6:09 Minuten)
In den russischen Medien wird Micheil Saakaschwili, in den georgischen Medien wird Wladimir Putin als neuer Hitler dargestellt. Kann einer mit so einem Blick und solchen Augenbrauen nicht böse sein? Ausserdem: Fox News befragt ein Mädchen. Als sich das überraschend bei den Russen bedankt, wird sehr schnell eine Werbepause eingeschaltet.

2. “Bundesratsbunker: Debatte um kalten Kaffee”
(tagesanzeiger.ch, Reto Hunziker)
“Auf ‘Spiegel Online’ hat ein Schweizer Journalist den genauen Standort des Bundesratsbunkers genannt. ‘Blick’ zog nach. Dabei ist die Sache längst bekannt.”

3. “Im Mainstream angekommen”
(taz.de, Ben Schwan)
“Über 500 Blogger sind beim demokratischen Nominierungskonvent akkreditiert – so viele wie noch nie. Wer dabei sein darf, wird unter anderem von Google umsorgt.”

4. Matthias Horx im Interview
(diepresse.com, Isabella Wallnöfer)
“Die Gefahren, die der Zeitung drohen, drohen ihr nicht von der Technik, sondern von einer Art Selbstaufgabe. In den letzten zehn Jahren gibt es eine gewaltige Boulevardisierung, eine Vertrashung der Medienkultur. Zeitungen werden als Angsterzeuger, als Propagandainstrumente, als Reizsignalgeber benutzt. Das führt zu einem Niedergang der Zeitungskultur, vor allem, weil sich viele seriöse Zeitungen nun auch dieser reißerischen und Infotainment-Tendenz anschließen, weil sie Angst haben, sonst Auflage zu verlieren. Man begeht gewissermaßen Selbstmord aus Angst vor dem Tod.”

5. “Eitelkeit und Debattierkunst”
(weltwoche.ch, Andreas Kunz)
“Seit 15 Jahren spiegelt die Sendung ‘Arena’ die Schweizer Politlandschaft. Entsprechend mutlos wurde sie nun überarbeitet. Das neue Dekor fördert den konfektionierten Service public. Attraktive Rededuelle werden noch seltener.”

6. “Entwaffnende Ehrlichkeit”
(weltenweiser.blog.de, Myscantonic)
“Bei der Onlineausgabe der Internet World Business übt man sich in geradezu entwaffnender Ehrlichkeit. Neuer Trend: Ehrlicher Journalismus?”

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