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MTV, Handschriften, Westergaard

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Als die Stasi uns benutzte”
(taz.de, Jan Feddersen und Wolfgang Gast)
Die taz stellt fest, dass die 1987 in die Welt gesetzte These, das Aids-Virus sei in CIA-Labors gezüchtet worden, eine Stasi-Kampagne war. “Die Kampagne in Sachen Aids war geheimdienstlich seitens des sowjetischen KGB und der DDR-Stasi eingefädelt, koordiniert und global ausgestreut.”

2. “Zwanzig Zehn”
(blog.kooptech.de, Lorenz Lorenz-Meyer)
Journalismus-Professor Lorenz Lorenz-Meyer wünscht sich 2010 “Journalismus, der Mut hat, Farbe zu bekennen und bestimmte Themen mit mehr Nachdruck zu verfolgen”: “Ich wünsche mir, dass 2010 das Jahr wird, in dem in Deutschland die Anfänge eines neuen politischen Journalismus Gestalt annehmen, der von Inhalten bestimmt und mutig ist, und der dabei kreativen Gebrauch von sozialen digitalen Medien macht.”

3. “Ein offener Brief an MTV”
(netzfeuilleton.de, pelld)
Ein offener Brief an den ehemaligen Musiksender MTV, wo Sendungen vorherrschen, die “keinen Cent kosten und im Viacom Imperium herumgereicht werden wie die Ketchupflasche am Mittagstisch. Tragischer als ihre einfältige Vielfalt ist ihr fragiles Niveau, das sich mit der Zeit im ständigen Unterbietungskampf zu befinden scheint.”

4. “Die Handschrift ist eine unnatürliche Art zu schreiben”
(nzz.ch, Anne Trubek)
College-Professorin Anne Trubek plädiert dafür, die Handschrift “auf den Müllhaufen der Geschichte” zu werfen und keine Kinder mehr damit zu behelligen. “Die Handschrift ist nur ein winziger Funke in der Geschichte des Schreibens, und es ist Zeit, diese unnatürliche Art, Buchstaben zu formen, endlich abzuschaffen wie zuvor die Tontafeln, die Rauchzeichen und andere obskure Techniken.”

5. “Die Geschichte vom Moslem, der Weihnachten verbieten wollte”
(weltreporter.net/blog, Jürgen Stryjak)
Ein Nachtrag aus dem letzten Jahr von Jürgen Stryjak. Er widerspricht der unter anderem von “Spiegel Online” verbreiteten Geschichte, die besagt, dass der Publizist Yusuf al-Qaradawi das Weihnachtsfest verbieten wolle (“Islamischer Gelehrter will Weihnachten verbieten”): “Wer die Originalrede auf Arabisch hört, findet (…) keinerlei Hinweis darauf, dass Qaradawi Christen das Weihnachtsfest verbieten möchte.”

6. “Ein einsamer Mann”
(zeit.de, Stefan Willeke)
Stefan Willeke über den kürzlich in seinem Haus angegriffenen Zeichner Kurt Westergaard: “Für die Zeitung Jyllands-Posten zeichnet er im September 2005 eine Karikatur, die Mohammed mit einer Bombe als Turban zeigt. Monate vergehen, bis Westergaard die Folgen spürt.”

Gossweiler, Abendblatt, Talkshows

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1. “Rezept zum ‘Reichweite runterfahren’: Bezahlinhalte”
(guenterbartsch.de, Video, 21:23 Minuten)
Günter Bartsch spricht mit dem Verleger von Jungfrauzeitung.ch, Urs Gossweiler, über Paid Content. Der Online-Pionier unter den deutschsprachigen Zeitungsverlegern glaubt, dass sich die Verleger mit der Einführung von Bezahlinhalten schaden, da sie ihre eigene Reichweite beschneiden. “In der Schweiz haben die Zeitungen in der gegenwärtigen Krise zwischen 20 und 30 Prozent Rückgang. Die Jungfrau-Zeitung hat im Moment, Stand Ende November, ein halbes Prozent Rückgang. Grund ist, dass wir unsere Anzeigen zu einem Fixpreis multimedial verkaufen.”

2. “ARAG-PR beim Hamburger Abendblatt jetzt kostenpflichtig”
(finblog.de, Andreas Kunze)
Finanzjournalist Andreas Kunze findet eine PR-Mitteilung des Rechtsschutzversicherers ARAG unter den Abendblatt.de-Artikeln hinter der Bezahlschranke: “Das Hamburger Abendblatt hat diese Pressemitteilung online wörtlich übernommen – und möchte offenbar nun Geld dafür haben, dass sie den Text in eine sechsteilige Klickstrecke zerbröckelt hat.”

3. “Man darf ja wohl noch fragen dürfen”
(freitag.de, Mikael Krogerus)
“Es gab eine Zeit in Deutschland, über die man in einigen Jahren vermutlich geflissentlich schweigen wird. Es war die Zeit, als die TV-Moderatoren Reinhold Beckmann, Johannes B. Kerner und der merkwürdigerweise von der Kritik verschonte Günther Jauch Woche für Woche aus nichtssagenden deutschen Promis und ‘betroffenen’ Arbeitslosen irgendeinen intimen Kokolores pressten und daraus die meistgesehenen Fernsehsendungen Deutschlands zimmerten.”

4. “Ab in die Wüste!”
(blogs.taz.de/blogwart)
Der taz-Blogwart rechnet zusammen, was durch “die Bloggerei des Bild-Chefs” Kai Diekmann bisher an nicht geplanten Kosten aufgelaufen ist.

5. “Journalistenkrise ist nicht überstanden”
(derstandard.at, Erich Félix Mautner)
“Der Standard” veröffentlicht eine Liste mit Journalisten, die “im vergangenen Jahr Konkurs anmelden” mussten. Viele dem Artikel folgende Kommentare sind damit nicht einverstanden.

6. “11 Most Painfully Obvious Newspaper Articles Ever”
(11points.com, englisch)
11 Schlagzeilen, die verkünden, was niemand gedacht hätte.

Rodelberge, Markwort, Zankow

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1. “Recherche 2.0: BILD Leipzig kopiert Liste der Rodelberge”
(danielgrosse.com)
Weil Daniel Große im Netz keine Liste der Rodelberge in Leipzig fand, erstellte er eine, gemeinsam mit anderen. In der “Bild Leipzig” entdeckte er kurz darauf eine sehr ähnliche Liste und folgerte: “Dass sich die BILD-Redakteurin an unserer Liste bediente, daran habe ich keinen Zweifel.” Redakteurin Doreen Beilke widerspricht: “Wir machen so eine Liste jedes Jahr. Eventuell haben ja Deine Leute unsere Liste vom letzten Jahr abgeschrieben”.

2. “‘Focus’-Relaunch: Signal und Affront”
(meedia.de, Georg Altrogge)
Georg Altrogge beschreibt, wie schwer es Helmut Markwort (Jahrgang 1936) fällt, von seinem langjährigen Job als “Focus”-Chefredakteur Abschied zu nehmen.

3. “Warum Journalisten sich einen neuen Beruf suchen sollten”
(krautsource.com/blog, Dominic Grzbielok)
Dominic Grzbielok glaubt, dass in die Redaktionen zuviel diskutiert wird: “Wie wäre es denn mit Schreiben, dieser ureigensten der journalistischen Tätigkeiten? Das Berichten und Erzählen von Geschichten, dafür sollte man Journalisten beschäftigen.”

4. Bobi Zankow in Bulgarien ermordet
(tagesspiegel.de, Frank Stier)
“Auf dem Weg zu seinem Rechtsanwalt wurde der 31-jährige Radio- und TV-Moderator am Dienstagmittag am belebten Boulevard Alexander Stamboliski von zwei Männern mit vier Schüssen aus 9-Millimeter-Pistolen getötet.”

5. “Malen nach Zahlen”
(stefan-niggemeier.de)
Stefan Niggemeier über den Zahlenfetisch und den Vorabmeldungswahn der Massenmedien.

6. “Tweets ausgedruckt”
(uarrr.org/blog)
Der Drucker von @tillkanone druckt Neuigkeiten bei Twitter aus. Live.

Explosiv, X-Factor, Wikileaks

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1. “Kleine Boulevardreporterschule”
(faz.net/blogs/fernsehblog, Peer Schader)
Wie man einen RTL-“Explosiv”-Beitrag plant: 1. Ein geeignetes Thema finden, 2. Die Protagonisten ins Lächerliche ziehen, 3. Neue Opfer suchen.

2. “Wie die ‘BILD’ einmal Dresden mit Bonn verwechselte”
(presseclub-dresden.de, owy)
Der Vater des dritten Kinds eines Topmodels komme aus Dresden, ist auf Bild.de zu lesen. Kurze Zeit später stammt der Mann dann aus Bonn. Andere Portale übernehmen die Meldung, nicht aber die nachträgliche Änderung.

3. “Eine Antwort zu Ernst Elitz Journalismusbild”
(freitag.de/community/blogs/columbus, Christoph Leusch)
Und noch eine Antwort zu den “zwölf Thesen für einen besseren Journalismus” von Ernst Elitz: “Wer einmal von einem hoch angesehenen Journalisten oder Publizisten Dinge lesen musste, die dieser unmöglich gesehen, gelesen, verstanden und bearbeitet haben kann, der zweifelt doch daran, diese wichtiger Aufgabe des ‘Filterns’ so einfach in die Hände der Journalisten zurück zu geben.”

4. “Geben Sie Ihre Rechte bitte an der Garderobe ab”
(medienpiraten.tv/blog, Peer Schader)
Peer Schader liest die Castingvereinbarung der für Sommer 2010 geplanten RTL- und VOX-Sendung “X-Factor” und notiert sich einige Passagen, die Kandidaten unterschreiben müssen. Zum Beispiel: “Ich übertrage auf den Produzenten auch alle Rechte für unbekannte Nutzungsarten.”

5. “Leak-o-nomy: Die Ökonomie hinter Wikileaks”
(stefanmey.wordpress.com)
Nachgetragen: Ein Interview mit Julian Assange, der über die Finanzierung von Wikileaks spricht.

6. “Eine Schule in den Bergen”
(ardmediathek.de, Video, 7:33 Minuten)
Ein Bericht über die Schulsituation in Zentralchina, die sich von der in Westeuropa stark unterscheidet.

Bild, dpa  etc.

Einar hat aufm rechten Auge ein Milchmädchen

Und sie waren so dicht dran. Fast hätte es die Nachrichtenagentur dpa heute geschafft, klüger zu sein als die anderen und nicht auf eine Quatschmeldung der “Bild”-Zeitung hereinzufallen. Fast!

Die “Bild”-Zeitung schreibt in ihrer heutigen Ausgabe, die Zahl der Gewalttaten mit rechtsextremem Hintergrund sei im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen, und hatte dies vorab auch den Nachrichtenagenturen mitgeteilt. APD, AFP, dpa und Reuters übernahmen die Behauptung der Boulevardzeitung, wie üblich, ungeprüft und verbreiteten sie noch in der Nacht weiter.

Heute Vormittag aber hatte ein Kollege bei dpa die gute Idee, bei der Quelle nachzufragen, auf die sich “Bild” beruft: das Bundeskriminalamt (BKA). Und siehe da: Das BKA bestritt, dass die Zahlen von ihm seien.

Was machte aber der brave dpa-Mann nun? Er schrieb in seine Meldung den Satz: “Das BKA in Wiesbaden erklärte dagegen, die Zahlen stammten nicht von ihm”. Aber er meldete den von “Bild” unter Berufung auf das BKA behaupteten Rückgang der Gewalttaten trotzdem.

Das ist der Artikel aus der heutigen “Bild”*:

Berlin – Die Zahl der rechten Gewalttaten ist 2009 bundesweit erstmals seit sechs Jahren gesunken. Laut Bundeskriminalamt (BKA) zählte die Polizei bis Ende November 624 Gewalttaten von Rechten. 2008 waren es im gleichen Zeitraum 682 Delikte – minus 8,5 %. Die Zahl der verletzten Personen ging von 713 auf 614 Personen zurück. Die Zahl rechter Straftaten insgesamt (z. B. Volksverhetzung) stieg um 0,35 %.

Die Zahlen stammen anscheinend aus den Kleinen Anfragen, in denen Petra Pau (Linke) monatlich von der Bundesregierung die Zahl rechtsextremer Straf- und Gewalttaten erfragt. Diese Angaben sind, wie Pau und die Bundesregierung jedesmal betonen, vorläufig. Sie können sich “aufgrund von Nachmeldungen noch (teilweise erheblich) verändern”, heißt es in den Antworten der Bundesregierung.

Die endgültigen Zahlen liegen immer höher als die vorläufigen, und zwar erheblich. Für 2008 ergaben sich aufgrund der vorläufigen Werte 735 rechtsextreme Gewalttaten — tatsächlich wies der Verfassungsschutzbericht schließlich 1042 aus.

Ob die Zahl rechter Gewalttaten 2009 wirklich erstmals seit Jahren gesunken ist, lässt sich aus den vorläufigen Angaben nicht errechnen. Richtig ist nur, dass die vorläufigen Werte der ersten elf Monate 2009 unter den vorläufigen Werten der ersten elf Monate 2008 liegen. Aber seit dem Sommer scheint sich selbst dieser vermeintliche Trend umgekehrt zu haben.

BKA-Chef Jörg Ziercke hatte vor drei Wochen in einem Vortrag gesagt, er rechne für 2009 mit einem “nahezu eben so hohen rechten Gewaltaufkommen” wie in den Vorjahren. “Bild”-Chefkorrespondent Einar Koch aber rechnet die Zahl rechtsextremer Gewalttaten systematisch klein.

Koch ist Wiederholungstäter: Bereits 2006 behauptete er in “Bild”, die Zahl rechtsextremer Gewalttaten sei deutlich zurückgegangen. In Wahrheit hatte sie drastisch zugenommen (BILDblog berichtete). Auch damals hatte Koch sich auf die vorläufigen Werte aus den Kleinen Anfragen verlassen und sie, was noch schlimmer war, mit den endgültigen Werten des Vorjahres verglichen. Entsprechend abwegig waren seine Ergebnisse. (“Bild” korrigierte sich damals übrigens erst mit Wochen Verspätung.)

Auch damals hatten Nachrichtenagenturen und andere Medien die falsche Rechnung ungeprüft übernommen. Sie haben daraus nichts gelernt.

*) Die Online-Version ist länger und nicht ganz so falsch.

Schweinegrippe, Newsroom, Wehensingen

6 vor 9

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1. “Die WHO ist schuld, die Medien nicht”
(der-postillon.com)
“Merke: Wer Gutes tun will, sollte es sich wohl überlegen und nicht Hysterie schüren” steht in einem Artikel von Elke Bodderas auf welt.de, der die Kosten der “Schweinegrippe-Panik” auflistet und reihum Schuldzuweisungen verteilt (nur nicht an die Medien). Der Postillion hat dazu einige Screenshots gemacht von Artikeln, die auf welt.de zur Schweinegrippe erschienen.

2. “Eine Antwort an Ernst Elitz”
(opalkatze.wordpress.com)
“Bei allem ehrlichen Respekt vor der Lebensleistung von Ernst Elitz: die Zwölf Thesen für einen besseren Journalismus ‘Gegen Lüge und Dummheit’ stammen geradewegs aus dem Elfenbeinturm des Qualitätsjournalismus.”

3. “Der Journalist am Fliessband”
(nzz.ch, Norbert Neininger)
Norbert Neininger schreibt über den Newsroom: “Es gibt, beispielsweise im Springer-Newsroom, keine private Ecke mehr, keine eigene Büroschublade und auch keinen Platz, um die Ferienkarten der Kolleginnen und Kollegen zu befestigen. Für Besprechungen setzt man sich auf die Rollcontainer, welche beliebig umgruppiert werden können.”

4. Interview mit Ulrich Meyer
(dwdl.de, Jochen Voß)
Ulrich Meyer von der Sat.1-Sendung “Akte” zur Entwicklung in der Branche: “Wir befinden uns schon seit Jahren in der Entwicklung von der Goldgräberbranche zur Tellerwäscherindustrie. Die Ressourcen werden immer enger. Wir müssen uns längst nicht mehr nur fragen, wie eine Geschichte möglichst gut und wasserdicht zu erzählen ist, sondern inzwischen vor allem, wie sie sich möglichst günstig produzieren lässt.”

5. “Interviews auf Krücken”
(interviewsfuehren.wordpress.com, Christian Thiele)
Christian Thiele hält nichts von “Regieanweisungen” in gedruckten Interviews wie “(lacht laut)” oder “(gestikuliert mit den Händen)”.

6. Interview mit Luise Kaller
(zeit.de, Tina Hildebrandt und Henning Sußebach)
Sehr langes und spannendes Gespräch mit der 64-jährigen Hebamme Luise Kaller: “Diejenigen Frauen, die sich besonders akribisch vorbereitet haben, bis ins kleinste Detail, die kommen so kopfgesteuert im Kreißsaal an, dass sie kaum loslassen können. Die haben Wehensingen gelernt und sind verunsichert, wenn sie merken, dass sie doch nur schreien. Ich sage dann immer: Singen oder schreien – egal! Hauptsache, laut.”

Kehraus 2009

… und wieder einmal ist es an der Zeit, schnell noch ein wenig Gerümpel wegzuräumen, das während unseres Winterschlafs liegen geblieben ist.

Da wäre zunächst diese (vermeintliche) Antwort auf die Frage “Was sieht man wirklich im Nackt-Scanner?”:

(Angebliche) Nacktscanner-Bilder bei Bild.de

Das, was Bild.de in seiner Klickstrecke als das “milchige Bild eines Nacktscanners” verkaufen will (und seitdem regelmäßig als Symbolbild nutzt), sieht als Negativ so aus:

(Angebliche) Nacktscanner-Bilder bei Bild.de (negativ)

… und hat damit – bis auf die Waffen – verblüffende Ähnlichkeit mit diesen zwei Fotos von einer CD mit 50 Fotos einer nackten Frau:

Stock images einer nackten Frau

Bild.de verschleiert die Herkunft der Bilder genau genommen nicht mal sonderlich und gibt als Quelle für die angeblichen Nacktscanner-Fotos sogar “PhotoAltoF1online” an, die Website, auf der man die CD bestellen oder die Fotos direkt kaufen kann. Dass es sich bei den gezeigten Abbildungen damit aber um Symbolfotos bzw. Fotomontagen handelt, die nicht gerade zur Beantwortung der Frage “Was zeigt der Nackt-Scanner?” taugen, erwähnt Bild.de allerdings nicht.

Dafür gibt es Aufklärung:

Auch Schwangerschaften können nicht erkannt werden.

Oder auch nicht:

• Schwangerschaft • Intim-Schmuck • Geschlechtsteile - Was sieht man wirklich im Nackt-Scanner?

* * *

Wie es eine Geschichte über eine angebliche Schönheitsoperation von Tiger Woods aus einer obskuren Kettenmail in mehrere deutsche Onlinemedien geschafft hat, müssen wir nicht mehr aufdröseln — das hat der Linksgolfer im alten Jahre schon ausführlich getan.

* * *

Und dann war da noch die österreichische “Kronen Zeitung”, die sich an Neujahr irgendwo zwischen Weihnachtstraditionen und der aktuellen Schweinegrippen-Hysterie verheddert hat:

Irrer wollte Grippe auf Petersplatz zerstören. Rom. Große Aufruhr auf dem Petersplatz: Ein verwirrter Mann hatte die Sicherheitsschleusen umgangen und stürmte auf die Grippe im Vatikan zu. Ziel: Er wollte die Figuren zerstören. Die Polizei konnte ihn festnehmen.

* * *
PS: Kein Fall fürs BILDblog ist übrigens die Aktion “12 Tage, 12 Geschenke”, bei der “Bild” seit dem 26. Dezember seinen Lesern täglich ein Produkt aus Apples iTunes-Store schenkt: Zwar kann man diese Sachen auch ganz ohne “Bild” herunterladen — es ist eine schon fast traditionelle iTunes-Aktion. Aber “Bild” ist durchaus Kooperationspartner von Apple, auch wenn der Computerkonzern das aus unbekannten Gründen – anders als bei den Partnern “Frankfurter Allgemeine Zeitung”, “Glamour” und anderen – selbst verschweigt.

Mit Dank an die verschiedenen Hinweisgeber!

Slow Media, Dummy, Kaffeekartelle

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1. “Das Slow Media Manifest”
(slow-media.net)
14 Gründe, warum es ab 2010 nicht immer “noch leichter, schneller und kostengünstiger” geht. “Analog zu Slow Food geht es bei Slow Media nicht um schnelle Konsumierbarkeit, sondern um Aufmerksamkeit bei der Wahl der Zutaten und um Konzentration in der Zubereitung.”

2. Interview mit Oliver Gehrs
(meedia.de, Christine Lübbers)
Der Chefredakteur von “Dummy” glaubt, dass Werber das Ziel haben sollten, “ihr qualitätsvolles Produkt in einem anderen qualitätsvollen Produkt zu lancieren. Warum sollte ich als Modelabel in ein Heft gehen, wo man die Werbung kaum noch vom Redaktionellen unterscheiden kann – das also niemand ernst nimmt. Die machen ihre Fotoshootings ja auch nicht im Puff.”

3. “Die Kaffeemädchenrechnung im Nachrichtenkartell”
(multipunkt.blog.de)
Multipunkt zweifelt an, dass der Schaden durch Kartelle von deutschen Kaffeeröstern 4.8 Milliarden Euro beträgt, wie “auf den Webseiten der Welt, der Bild, des Hamburger Abendblatts, des Spiegels und überhaupt überall im Internet” zu lesen ist, und rechnet nach.

4. “NDR geht gegen GEZ-kritischen Blogger vor”
(internet-law.de, Thomas Stadler)
Gegen den Blogger und Buchautor Bernd Höcker wird vor dem Landgericht Hamburg auf Unterlassung geklagt: “Was der NDR und der von ihm vorgeschickte Justitiar vor dem Landgericht Hamburg veranstalten, ist nicht nur meinungsfeindlich, sondern steht auch in Widerspruch zum Programmauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.”

5. “Marcel Reich-Ranicki: Frühwerk vs. Spätwerk”
(umblaetterer.de, Marcuccio)
Marcel Reich-Ranicki, Literaturkolumnist der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”, wird bei “Fragen Sie Reich-Ranicki” eine Frage eines Lesers vorgelegt, die er 2005 bereits beantwortete. Während er damals ausführlich Auskunft gab, bleibt er diesmal wortkarg.

6. “The Shady Mainstream Media Payday of Flight 253 Hero Jasper Schuringa”
(gawker.com, Foster Kamer, englisch)
“Jasper Schuringa probably didn’t think twice before dismantling Northwest Airlines Flight 253’s would-be bomber. But before telling his story, he wanted money, and he got it. From major news outlets who pay up and lie about it.”

Kluge, Degeto, Pullover

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1. Interview mit Alexander Kluge
(freitag.de)
Teile der “Freitag”-Redaktion sprechen mit Alexander Kluge über das Feuilleton-Thema der Stunde, die Verarbeitung der Datenmasse. Das per Skype geführte Gespräch wurde aus mehreren Blickwinkeln gefilmt und auf dem Haussender von Kluge zusammengeschnitten (dctp.tv, Video, 55:45 Minuten)

2. “Schützt meine Leistung!”
(print-wuergt.de, Michalis Pantelouris)
Michalis Pantelouris zur Verankerung des Leistungsschutzrechts im Koalitionsvertrag: “Dass die Verlage – mit der kleinen Ausnahme des Heise-Verlages – das Thema in ihren eigenen Blättern totschweigen hat meiner Meinung nach viel damit zu tun, dass ihre Position argumentativ einfach nicht vertretbar ist, wenn man das Geschwurbel weglässt.”

3. “Da fehlt dann nur noch das Baströckchen”
(sueddeutsche.de, Michael Bitala)
Eine Kritik an einer Degeto-Produktion der ARD, die “verstörend niveaulos”, “schlechter als Privatfernsehen”, “ein Albtraum” ist: “Da landet Christine Neubauer, die erfahren hat, dass ihr Vater viel länger in Namibia lebte, als es ihr die Mutter gesagt hat, auf einem verstaubten Flughafen. Sie blickt auf die Landebahn und sagt: Hier hat mein Vater gelebt. Ob er glücklich war? Ob ihr Vater hier, auf dem Asphalt, glücklich war? Wer lebt schon gerne auf einer heißen Flughafenpiste?”

4. “Wie Kenia online geht”
(youtube.com, Video, 3:06 Minuten)
Ein mit Satellitentechnik und Solarenergie betriebener “rural internet kiosk” soll der Landbevölkerung von Kenia Internetzugang bringen.

5. “Schnapp Dir den luxuriösen 10-vor-10-Pullover”
(bloggingtom.ch)
Blogging Tom erntet nach einem Auftritt in der Nachrichtensendung “10 vor 10” Kritik für seinen Pullover. Der “luxuriöse Pullover mit V-Ausschnitt” wird nun bei Ebay versteigert.

6. “… as every year”
(coffeeandtv.de, Lukas)
Wie jedes Jahr werden uns die Medien in den nächsten Tagen mit vorhersehbaren Beiträgen beglücken.

Ringier, Meinungen, Hersh

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1. “Ringier wird Unterhaltungskonzern”
(handelszeitung.ch, Gret Heer)
Der Schweizer Verlag Ringier (“Blick”) will in zehn Jahren nur noch einen Drittel des Umsatzes mit klassischen Medien machen. Die anderen zwei Drittel sollen von “transaktionsbasierten Internetseiten wie Geschenkideen und Scout24” und dem Bereich “Entertainment, Electronic Media & Events” erwirtschaftet werden.

2. SZ-Magazin vs. Bundeswehr
(meedia.de, ga)
Das Magazin der “Süddeutschen Zeitung” beklagt fehlende Kooperation der Bundeswehr für die Geschichte “Briefe von der Front”: “Für die Dokumentation hatten etliche Soldaten, vom Gefreiten bis zum Oberstleutnant, ihre Briefe und Unterlagen zur Verfügung gestellt. Die Folge: Wochenlang verschickte die Bundeswehr Mails, mit denen das Erscheinen der Titelgeschichte verhindert werden sollte.”

3. “Die Kunst, anderer Meinung zu sein”
(zeit.de, Harald Martenstein)
Harald Martenstein denkt über Meinungen nach: “Die meisten Meinungen werden vertreten, weil es eh alle sagen, weil man sich davon einen Vorteil verspricht, weil man nicht unangenehm auffallen oder weil man einfach nur gemocht werden will, ein Grund so fragwürdig wie der andere.”

4. “Liebe Brigitte-Redaktion”
(maedchenmannschaft.net, Susanne)
Susanne fragt sich anlässlich von Abnehm-Tipps zu den Weihnachtstagen, wie ernst es Brigitte.de mit der Aktion “Ohne Models” meint.

5. Besuch bei Seymour Hersh
(nzz.ch, Michael Marek)
Ein Besuch bei der lebenden Journalistenlegende Seymour M. Hersh, der in einem alten Büro ohne Sekretärin arbeitet und unter anderem von dort aus “die Schattenseiten US-amerikanischer Politik” untersucht. Seine Theorie: “Wer nicht liest, der kann auch nicht schreiben.”

6. “Klang-Supermarkt zum Nulltarif”
(spiegel.de)
Da der Link zur “Spiegel”-Kritik gestern mehrere kritische Mails nach sich gezogen hat (und das zurecht, sie war tatsächlich überzogen), linken wir heute auf einen lesenswerten Text aus dem “Spiegel”-Archiv von 1977, in dem die Musikbranche davor gewarnt wird, an der Schallplatte festzuhalten; Parallelen zu anderen Zeiten und Branchen sind nicht zu übersehen. “Schon einmal, bei der Umstellung von der zerbrechlichen Schellack-Scheibe mit 78 Umdrehungen pro Minute auf die unzerbrechliche 33er PVC-Longplay, leistete die notorisch konservative Musikindustrie verbissen Widerstand.”

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