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Ein sensationeller Erfolg

Euphorisch kündigt bild.de heute den Start der neuen Fernsehserie “Nip/Tuck” an, die tatsächlich nicht nur von Zeitungen gelobt wird, deren Verlag (wie bei “Bild”) an dem ausstrahlenden Sender ProSieben beteiligt ist und deren Verlag (wie bei “Bild”) eine andere Zeitschrift herausgibt, in der eine der Hauptdarstellerin aktuell halbnackt zu sehen ist.

Andere Zeitungen schaffen es allerdings regelmäßig, trotz dieser fehlenden Nähe zum Gegenstand der Berichterstattung Sätze aufzuschreiben, die auch stimmen. Im Gegensatz zu bild.de, wo über die Vorgängerserie “Sex and the City” steht:

Mehr als 4 Mio. Zuschauer schalteten jede Woche ein, wenn Carrie & Co auf Sendung gingen. Ein sensationeller Erfolg.

Richtig ist, dass es von den 94 Folgen (und vielen, vielen Wiederholungen) exakt zwei auf mehr als 4 Millionen Zuschauer brachten.

Wie “Bild” zitiert

Welche Wertungen fallen der “Bild”-Zeitung zu dem Tanzstück “Hannelore Kohl” von Johann Kresnik ein, das am Freitag in Bonn Premiere hatte?

Geschmacklos
Sumpf der Gefühle
Halbwahrheiten
skandalöse Lügen
das intellektuelle Niveau von Nacktfilmchen
eklig
Theater als Toilette für Gefühle

Schlimm also. Ganz, ganz schlimm. Und andere scheinen das genauso zu sehen. “Bild” zitiert die “Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung”:

“Kresnik ist ein Choreograph, der unterstellt statt untersucht, der Konflikte behauptet statt austrägt. Für die inneren Nöte der Hannelore Kohl interessiert er sich nicht: So bleibt die Figur ein willfähriges Demonstrationsmittel seiner Besserwisserei.”

Keine Frage, dem FAS-Kritiker hat es auch nicht gefallen. Aber der Kernsatz seines Artikels ist dieser:

Der einzige Skandal dieser Aufführung ist ihre Harmlosigkeit.

Den zitiert “Bild” nicht.

“Jetzt” geht’s los

Bei der Größe dieses Teasers und dem Wörtchen “jetzt” könnte man eigentlich ein bisschen Aktualität erwarten. Aber nicht bei bild.de. Dass ProSiebenSat.1 die Rechte an der Serie “Desperate Housewives” gekauft hat, sagte der Chef der Senderfamilie der US-Zeitschrift “Variety” in einem Interview, das vor über einem halben Jahr erschien: am 31.05.2004. Der deutsche Branchendienst “Kress” berichtete darüber am 07.06.2004. Das Wort “jetzt” ist insofern ein leeres Versprechen, als noch kein Sendetermin feststeht. Und für das einzig möglicherweise Neue an der Geschichte, dass die Serie nämlich angeblich bei Pro Sieben laufen wird und nicht bei Sat.1, gibt es in dem bild.de-Artikel weder eine Quelle noch eine ausdrückliche Bestätigung.

Nachrichten-Vergrößerung

Bei Bild.de (der “multimedialen Erweiterung von BILD”) hat man anscheinend in der TV-Beilage des Berliner Stadtmagazins “tip” geblättert und dort, in einem Porträt der Schauspielerin Nadeshda Brennicke, folgende Text-Passage entdeckt:

“Wo waren wir? Schönheitsoperationen? ‘Darüber rede ich ganz offen, damit habe ich kein Problem.’ Sie [Nadeshda Brennicke] lacht auf. ‘Als ich mir drei Jahre nach der Geburt meines Sohnes den Busen habe operieren lassen und dann aus der Narkose aufwachte, sah ich als erstes im Fernsehen Bilder vom gesunkenen Atom-U-Boot Kursk … und da habe ich so geheult. Da stirbt die ganze Mannschaft, und ich lieg hier und hab mir neue Titten machen lassen!’ Sie lacht laut auf.”

Und was macht Bild.de daraus? Na, dies:
Nadeshda Brennicke - Erster TV-Star bereut Busen-OP

Das ist, so formuliert, natürlich Unsinn. Noch sinnentstellender ist allerdings das Brennicke-Foto (siehe Ausriss), mit dem Bild.de die als “Top-Thema” angekündigte, mickrige Meldung illustriert. Das nämlich stammt ausgerechnet aus einer Folge der TV-Serie “Polizeiruf 110” vom Mai 2002 namens “Silikon Walli”, die (mit Brennicke in der Titelrolle) im Rotlicht- und Brust-OP-Milieu spielte. In einen Brennicke-Porträt des Mediendienstes Teleschau (siehe z.B. hier) hieß es damals dazu:

“Drei Stunden brauchte ein Special-Effect-Maskenbildner Drehtag für Drehtag, um aus der zierlichen und privat meist ungeschminkten Kindfrau eine mehr als vollbusige Silikon-Blondine mit scheinbar ebenso unnatürlich aufgeblasenen, roten Lippen zu formen. ‘Es war schon sehr eigenartig, mit so viel Oberweite herumzulaufen’, erinnert sich die Schauspielerin.”

Und gegenüber dem “Kölner Express” (Überschrift: “Wie kommt Schauspielerin Nadeshda Brennicke plötzlich zu dieser Oberweite?”) betonte “Polizeiruf”-Autor Wolfgang Limmer sogar, dass die Darstellerin der Walli-Rolle nicht wegen ihrer Busengröße gecastet worden sei. Im Gegenteil:

“Das war eine Meisterleistung der Maske. Ihr wurde eine Masse auf den Körper gepappt, die bei Körperwärme klebt. Die Übergänge von Haut und Klebemasse wurden weggeschminkt.”

Noch Fragen? Ach ja, dass Nadeshda Brennicke – Jahre vor der “Walli”-Rolle – ihre Brüste (“auf das Kleinste, das es gibt”) vergrößern ließ, las sich übrigens schon in dem Teleschau-Porträt ähnlich reuelos wie jetzt im “tip”:

“Nach der Geburt ihres Sohnes war ihr Busen auf ein Minimum geschrumpft, und danach habe sie sich überhaupt nicht mehr als Frau gefühlt. ‘Ich finde eine Schönheitsoperation absolut legitim, wenn man dazu steht. Das Wichtigste ist doch immer die Ehrlichkeit.‘”

Mit Dank an Jörg F. für den entscheidenden Hinweis.

Nachtrag, 19.24 Uhr:
Gut möglich auch, dass die Leute von Bild.de nicht einmal im “tip”-TV-Magazin geblättert, sondern den Unsinn bloß ungeprüft bei der Konkurrenz abgeschrieben haben…

Nachtrag, 19.12.04:
Na, sowas! Schon wieder hat Bild.de aus der ursprünglichen Überschrift (“Erster Fernsehstar bereut Busen-OP”) nachträglich eine ein wenig weniger sinnentstellende (“Fernsehstar heulte nach Busen-OP”) gemacht. Warum nicht gleich so? Oder wie wär’s mit “Schauspielerin erinnert sich an Tränen nach Busen-OP vor einigen Jahren”? (Ist dann zwar keine nennenswerte Schlagzeile mehr, dafür aber sachgemäß.)

Schlampig

Bild.de schreibt, dass das Auktionshaus “Christie’s” demnächst “in London” einen Aufsatz von Britney Spears aus Kindertagen veröffentliche — tatsächlich findet die Versteigerung am Freitag in New York statt. Über die Hausarbeit erstreckt sich laut bild.de ein Gekritzel mit grünem “Filzstift” — dabei ist deutlich zu erkennen und in der Auktionsbeschreibung angegeben, dass es sich um grünen Wachsmalstift handelt.

Und über solche läppischen Fehler, selbst wenn sie sich häufen, müsste man natürlich kein Wort verlieren, stünden sie nicht in einem Artikel, mit dem “Bild” der Sängerin zum x-ten Mal vorwirft, sie sei eine Schlampe, diesmal ergänzt um den Hinweis, sie sei schon als Neunjährige “eine kleine Schlampe” gewesen.

Wenn wir den Artikel richtig interpretieren, besagt er ungefähr, dass man im Kleinen ganz gut erkennen kann, was auch im Großen schiefläuft.

Gottgleich

Hans Meyer, früher Fußball-Trainer bei Borussia Mönchengladbach und Hertha BSC, ist einer von wenigen, die sich getraut haben, sich gegen die Berichterstattung von “Bild” zu wehren. Der Berliner “Tagesspiegel” hat ein Interview mit ihm geführt. Meyer beschreibt darin, wie “Bild” regelmäßig Dinge aus dem Zusammenhang reiße und systematisch Angst verbreite:

“Und [die ‘Bild’-Leute] glauben, dass sie Trainer und Spieler gottgleich abstrafen könnten. Aber das Traurigste für mich ist, dass auch seriöse Blätter, solide und gute Journalisten, sogar Nachrichtenagenturen das abschreiben, was ‘Bild’ vorgibt – ohne noch einmal nachzufragen.” (…)

Welche Folgen hat diese Berichterstattung für die Wahrnehmung von Fußball?

“Sie führt dazu, dass die Leute fußballblöd werden. Das Fachliche spielt überhaupt keine Rolle. Genauso wenig wie das Normale. Sieger werden zu Titanen gemacht, Verlierer zu Versagern, die angeblich nicht kämpfen und nicht wollen. Neulich haben so genannte Fans Vaclav Sverkos von Borussia Mönchengladbach mit Bier begossen und bespuckt. Von da bis zur brutalen Gewalt ist es nur noch ein kleines Stückchen.”

Wir müssen leider draußen bleiben VI/2

Wie ein großes Exklusiv-Interview aussieht, kann man in der aktuellen Ausgabe der Illustrierten “Bunte” hervorragend überprüfen (siehe Ausriss). Auf sechs reich bebilderten Seiten plaudern Uschi Glas und ihr neuer Lebensgefährte, Dieter Hermann, ausgiebig mit “Bunte”-Kolumnistin Marie Waldburg. Die Fotos zeigen Glas und ihren Lebensgefährten meist in gegenseitiger Umarmung. Es ist, wie gesagt, das erste Mal, dass sich Glas oder Hermann überhaupt zu ihrer Beziehung äußern, womit man das Interview in der “Bunten” mit Fug und Recht als exklusiv bezeichnen kann.

Nun schließt Exklusivität ja bekanntlich vollkommen aus, dass irgendjemand anders auch noch über die gleiche Geschichte exklusiv berichtet. Und doch steht da in der heutigen “Bild” diese Titelschlagzeile (Ausriss links).

Tatsächlich aber findet sich in dem vermeintlichen “Exklusiv-Interview” in “Bild” (das übrigens, anders als in “Bunte”, komplett ohne heimelige, romantische Paar-Fotos auskommen muss) kaum eine “Exklusiv”-Information, die nicht schon exklusiv in “Bunte” stehen würde. (Für nähere Einzelheiten, klicken Sie bitte hier). Im Vergleich liest sich das dann beispielsweise so:

“Die Wellenlänge stimmt. Und mit keinem Menschen der Welt habe ich so viel gelacht wie mit ihm”
(Uschi Glas in “Bunte”)
“Ich bin so glücklich und habe noch nie so viel gelacht.”
(Uschi Glas in “Bild”)

Mir gefällt, wie Dieter mit Menschen umgeht.”
(Uschi Glas in “Bunte”)
“Dieter hat eine wunderbare Art, mit Menschen umzugehen.”
(Uschi Glas in “Bild”)

Abgesehen von dem letzten Glas-Zitat in “Bild” (“Es ist alles noch ganz neu, ganz frisch. Ein zartes Pflänzchen, das noch weiter wachsen muß.”), gilt für die restlichen vier O-Töne in etwa das gleiche – nur, dass in der “Bunten” manchmal Dieter Hermann die entsprechenden Antworten gibt.

Ach ja, und die Information mit der “Scheidung für Uschi Glas” auf der Titelseite, die hat “Bild” offenbar auch exklusiv. Davon weiß die “Bunte” tatsächlich nichts – oder besser: sie weiß das Gegenteil. Im Text zum Exklusiv-Interview mit Uschi Glas steht nämlich:

Sie ist nicht sein Scheidungsgrund.

Text/Bild.de-Schere

Noch kurz zu dieser “Porno-Ralle”-Geschichte:
Dass Ralf Schumacher am Sonntag während des RTL-Jahresrückblicks “Menschen, Bilder, Emotionen” die “Bild”-Zeitung in Bezug auf angebliche Äußerungen seiner Frau Cora nebenbei fälschlicher Berichterstattung bezichtigte (wie am Dienstag auch die “Berliner Zeitung” berichtete) — geschenkt. Inzwischen haben sich ja alle wieder lieb, war Schumacher sogar zu Gast in Stefan Raabs ProSieben-Show “TV Total” (wie am Dienstag, naja, auch “Bild” berichtete), weshalb diese Kleinigkeit, dass am Ende der großen Versöhnung (anders als “Bild” fälschlicherweise behauptete) keine “Geldscheine vom Studio-Himmel regneten”, auch nicht weiter erwähnenswert wäre, wenn nicht Bild.de sogar selbst den Beweis dafür liefern würde, dass das mit den Geldscheinen nicht stimmt

Nachtrag, 16.12.04:
Inzwischen wurde bei Bild.de wurde das Wort “Geldscheine” nachträglich in “Gold-Schnipsel” verbessert.

Wir müssen leider draußen bleiben VI

Am vergangenen Freitag erschien die aktuelle Ausgabe der Illustrierten “das neue”. Titelstory: “Exklusiv DAS NEUE enthüllt: Uschi Glas – Endlich wieder verliebt!” Dazu gab es knapp 60 Zeilen Text, ein knappes Dutzend Infos über “Uschis neue Liebe” (Unternehmensberater, Hobby Golf, Villa in einem schwäbischen Naturparadies, Hund, Oldtimer, acht Jahre jünger, Vater einer 17- und einer 15-jährigen Tochter, “Die Ehe des Wirtschaftsingenieurs besteht nur noch auf dem Papier. Seit August lebt seine Frau in der Schweiz.” sowie “In einem Möbelgeschäft interessierten sie sich für ein Sofa”) und fünf Paparazzifotos natürlich.

Am vergangenen Samstag machte “Bild” daraus die Frage “Uschi Glas – Hat sie ihre neue Liebe gefunden?” und ebenfalls eine Titelstory, am Sonntag berichtete “Bild am Sonntag”, am heutigen Dienstag abermals “Bild”. Und wir fassen zusammen:

“Da kann ich gar nichts dazu sagen,
möchte mich überhaupt nicht dazu äußern.”

(Uschi Glas in der “Bild” vom 11.12.04)

“Dazu möchte ich mich nicht äußern.”
(Uschi Glas in der “BamS” vom 12.12.04)

“Kein Kommentar.”
(Uschi Glas in der “Bild” vom 14.12.04)

Immerhin kann die “Bild”-Zeitung, die sich bislang stets mit dem einen oder anderen “Exklusivfoto aus ‘das neue'” behelfen musste, endlich mit einem eigenen, ganz tollen, knapp fünf Monate alten “Fotobeweis” für die “neue große Liebe” aufwarten – und (um einen weiteren Satz aus der bisherigen Berichterstattung zu zitieren):

“Mehr gibt es da nicht zu sagen.”

Nachtrag, 19:20:
Ach ja, mittlerweile hat Uschi Glas dann doch was über ihre neue Liebe erzählt – allerdings nicht “Bild”, sondern der “Bunten”.

Nachtrag, 23:46:
Laut “Bild” hat Glas nach der “Bunten” nun auch mit “Bild” gesprochen. Jedenfalls heißt es in der “Bild” vom Mittwoch: “In BILD spricht Uschi Glas (60) jetzt zum ersten Mal über Dieter Hermann (52), den neuen Mann in ihrem Leben”, was allerdings nur insofern stimmt, als sie zum ersten Mal in “Bild” darüber spricht, denn zum ersten Mal überhaupt sprach sie darüber, wie gesagt, in der “Bunten”.
(Doch dazu vielleicht später mehr…)

Jetzt weiß sie es auch!

Uiuiui! “Bild” berichtet schon wieder über “aufgetauchte” Nackt-Szenen. Diesmal zeigen sie aber nicht Sophie Schütt sondern Antonio Banderas und Angelina Jolie:

Zumindest sind die Szenen so heiß, daß sie aus der Endfassung des Historiendramas “Original Sin” (…) rausgeschnippelt wurden (und jetzt – o Wunder – doch noch aufgetaucht sind).

Irgendwie macht es den Eindruck, als wollte Katharina Wolf, die heute Christiane Hoffmann in ihrer “Ich weiß es!”-Rubrik vertritt, sich schon wieder mit der “offiziellen Begründung” (die sie vermutlich nur etwas verkürzt wieder gibt, die aber ansonsten durchaus nachvollziehbar ist) nicht ganz zufrieden geben, aber das nur am Rande.

Wo und wann sind diese Szenen wohl aufgetaucht? Da die DVD, auf der sie zu sehen sind, bereits – o Wunder – im Juli 2002 ganz offiziell von MGM Home Entertainment veröffentlicht wurde, und MGM – o Wunder – auf der Internetseite zum Film ganz ungeniert mit ihnen wirbt, liegt es natürlich nahe, dass sie “jetzt” (oder am Wochenende) bloß in Wolfs DVD-Player aufgetaucht sind, aber das ist selbstverständlich reine Spekulation.

Mit Dank für den sachdienlichen Hinweis an Christian W.

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