Wie angekündigt steht also heute auf Seite 2 der “Bild”-Zeitung wortwörtlich das, was bereits seit vergangenem Donnerstag als “Gegendarstellung” (und sinngemäß als “Richtigstellung”) bei Bild.de nachzulesen ist: dass Joschka Fischer – anders als “Bild” am 11. Januar 2006 behauptet hatte – zu keinem Zeitpunkt mit Harvard über eine Gastprofessur verhandelt habe, demnach dort auch keine Professur antreten werde und ebenso wenig vorhabe, für zwei bis drei Jahre in die USA umzuziehen.
“Bild” nennt es “Klarstellung”(siehe Ausriss) und beschließt deren Abdruck mit einer “Ergänzung der Redaktion”:
“Diese Darstellung ist korrekt, wie BILD am 12. Januar 2006 berichtete.”
Und ja: Auch diese Darstellung ist korrekt – insbesondere dann, wenn man hinzufügt, dass “Bild” ja (wie berichtet) am 11. Januar 2006 noch etwas ganz anderes behauptet hatte und am 12. Januar 2006 den irreführenden Eindruck zu erwecken versuchte, die nun korrigierten Fehler in der Berichterstattung seien (wie berichtet) ursprünglich gar nicht von “Bild”, sondern vom “Stern”.
Angela M. (51)?
Joschka F. (57)?
Boris B. (38)?
Hugo M.-V. (58)?
Nein, irgendeinen Sinn wird es schon haben, dass “Bild” nicht jeden Namen, den sie in die Zeitung druckt, abkürzt. Schließlich ist so eine Abkürzung ein halbwegs probates Mittel zur Anonymisierung von Personen (meist Privatpersonen) zum Schutz vor unangemessen viel Öffentlichkeit — auch, wenn das im Hause “Bild” nichtimmeranstandslosgelingt.
Im Fall der Schülerin “Jacqueline K. (17)” allerdings, die ihren Lehrer offenbar wüst beschimpft hatte und dafür nun von einem Gericht zu 30 Stunden gemeinnütziger Arbeit in einem Altenheim “verdonnert” wurde, hat “Bild” sich die Mühe gemacht und Jacquelines Nachnamen verschwiegen. Auch Jaquelines Lehrer heißt in “Bild” nur “Lehrer Achim J. (45)”, “Klassenlehrer Achim J. (45)”, “Herr J.” oder “beleidigter Pauker” — außer in der von “Bild” am Samstag dokumentierten “Anklageschrift”. Dort nämlich wurden zwar der Nachname der Schülerin, ihr Wohnort und der Nachname ihrer gesetzlichen Vertreter unkenntlich gemacht, der Nachname des “beleidigten Paukers” allerdings steht gut lesbar und unverfremdet dort…
PS: Auch bei Bild.de gab es noch bis gestern Nacht ein Faksimile der Anklageschrift “zum Großklicken” (siehe Ausriss). Nachdem wir die Bild.de-Redaktion auf die Tatsache der unterlassenen Verfremdung des Lehrernamens aufmerksam gemacht hatten, bekamen wir zwar keine Antwort, der “Zum Großklicken”-Link ist jedoch mittlerweile aus dem Bild.de-Text entfernt.
“Wir haben in Deutschland Gott sei Dank eine richtig großartige Medienkultur. Für BILD und BILD am SONNTAG (…) ist das Privatleben nur dann ein Thema, wenn man es selbst zum Thema macht.”
(Aus einem “BamS”-Interview mit Guido Westerwelle vom 4.9.2005)
“FDP-Chef Westerwelle selbst lehnt jeden Kommentar zu seinem Privatleben ab.” (Aus einem “Bild”-Bericht über Westerwelles Privatleben von heute)
Nachtrag, 11.1.2006:
Nachdem Westerwelle in der gestrigen “Bild” jeden Kommentar zu seinem Privatleben abgelehnt hatte, findet sich heute ein weiterer Artikel in “Bild”, der sich ausschließlich mit Westerwelles Privatleben befasst. Auf den Zusatz, dass Westerwelle jeden Kommentar zu seinem Privatleben ablehnt, hat “Bild” diesmal verzichtet.
Rund um den Jahreswechsel berichtete “Bild” vier Tage in Folge über Boris Becker und seine “neuer Eroberung” (siehe Ausrisse), nannte sie am 30. Dezember zunächst eine “unbekannte Schönheit”, am 31. Dezember dann (unter Berufung auf das Klatschblatt “Das Neue”) “Jennifer” und am 2. Januar dann “Jennifer (35, BILD berichtete)”. Kein Wort mehr von “Das Neue”, dafür aber viele Infos über den “Ehemann von Boris Beckers neuer Freundin Jennifer”, Eric Dean Sheppard (“Typ gemütlicher Teddy-Bär” und “einer der ganz großen Bau-Löwen von Miami”). Sogar, was es bei der Eröffnung eines Sheppardschen Bauprojekts zu essen gab (“Lamm als Lolli, kalte Pfirsichsuppe”), wusste “Bild” zu berichten und gab sich — ohne wenn und aber, ohne “soll”, “angeblich” oder irgendeinen Zweifel — bestens informiert. Am 3. Januar schließlich hieß es in “Bild” abermals zu Becker und “seiner geheimnisvollen Freundin”:
“Ihr Name: Jennifer (35). Die rassige Amerikanerin aus Miami ist mit dem mächtigen Bau-Löwen Eric Dean Sheppard (37) verheiratet.”
Und unter Berufung auf eine “enge Freundin” von Beckers Ex-Frau schrieb “Bild” vielsagend:
“Diese Jennifer sei doch in Miamis Nachtleben bekannt.”
Danach berichtete “Bild” gar nicht mehr über Beckers “Neu-Liebe Jennifer”.
Statt neuer “Bild”-Enthüllungen erreichte uns jedoch am 3. Januar eine Mail von Eric Sheppards PR-Agentur Zakarin Public Relations, in der es heißt:
“Verschiedene deutsche Medien haben sachlich falsch über Mrs. Jennifer Sheppard berichtet. Sheppard kennt Boris Becker nicht, noch hat sie ihn jemals getroffen. Es handelt sich dabei um eine falsche Behauptung.”
(Hervorhebung von uns.)
Auch bei der Zeitschrift “Das Neue”, die ja die angebliche Identität von Beckers Begleiterin öffentlich gemacht hatte, war nach unseren Informationen ein Schreiben des Ehemanns von Jennifer Sheppard eingegangen, worin die Richtigkeit der Berichterstattung bestritten wird.
Und bei Bild.de sind die “Bild”-Berichte seit dem 3. Januar nichtmehrzufinden. Auf unsere Nachfrage bei “Bild”, warum die Artikel aus dem Online-Angebot verschwunden seien und um wen es sich bei der Frau handele, die “Bild” wiederholt als Ehefrau des Bauunternehmers Eric Sheppard bezeichnet hatte, ob “Bild” also bei ihrer Darstellung bleibe, erhielten wir die einsilbige Antwort:
“Wir geben zu diesem Thema keinen Kommentar ab.”
PS: In ihrer aktuellen Ausgabe nun berichtet die “Bild am Sonntag” über Boris Becker und seine “Neu-Flamme”. Darüber, dass und mit wem sie verheiratet sei, verliert die Sonntagsversion der “Bild”-Zeitung kein Wort. Als wäre es eine Selbstverständlichkeit, nennt die Zeitung sie… “Jennifer Klein”.
Man könnte natürlich einfach sagen, dass es weder uns, noch die “Bild”-Zeitung irgendetwas angeht, ob Rudi Carrell krank ist und wie krank er ist. Interessanterweise sagt das Gesetz genau das Gleiche:
Die Intimsphäre bildet den engsten Persönlichkeitsbereich und genießt den stärksten Schutz vor öffentlichen Einblicken. Grundsätzlich vor Öffentlichkeit geschützt ist der Sexualbereich des Menschen, und sein körperliches Befinden, wozu auch medizinische Untersuchungen gehören.
(Dorothee Bölke: Presserecht für Journalisten.)
(…) selbst bei Personen der Zeitgeschichte bleibt die Art einer Erkrankung regelmäßig in der Geheimsphäre, es sei denn, die Betroffenen gehen mit dieser Information selbst in die Öffentlichkeit.
(Deutscher Presserat: Umgang mit Krankheiten.)
Bis zum 24. November 2005 hatte Rudi Carrell öffentlich nicht über seine Krankheit gesprochen. Das hatte “Bild” nicht vom Spekulieren abgehalten: “Wie schlimm steht es um Rudi Carrell”, fragte die Zeitung am 15. November in großen Buchstaben und berichtete:
Der Showmaster ist abgemagert, leidet an Haarausfall. (…)
Fragen zu seiner Krankheit möchte Carrell nicht beantworten. Sein Assistent Sören Haensell: “Es gibt von uns keine Auskunft zu diesem Thema.”
Erst, wie gesagt, neun Tage später äußerte sich Carrell öffentlich, in der “Bunten”. Man kann argumentieren, dass “Bild” seitdem das Recht habe, über Carrells Krebserkrankung zu berichten. Aber stimmen muss es natürlich.
Es spricht wenig dafür, dass das stimmt, was “Bild”-Reporter Daniel Cremer in seinem Artikel über den Auftritt Carrells bei der Aufzeichnung der letzten Ausgabe von “Sieben Tage, sieben Köpfe” suggeriert: dass Carrell nicht mehr sprechen kann. “Ist der Holländer mit dem unverwechselbaren Akzent für immer verstummt?”, fragt “Bild” und zitiert zur Antwort einen anonymen “langjährigen Kollegen”: “Rudi kann nicht mehr sprechen.” Cremer behandelt diese Aussage, als sei sie eine Tatsache, zitiert einen Arzt, der das Phänomen einer “Stimmbandlähmung” erklärte, und behauptet vielsagend: Carrell “kommuniziert über E-Mail”.
Wenige Tage später liest sich das in der “Bild am Sonntag” ganz anders. Cremers Kollegin Angelika Hellemann hat von Bernd Stelter erfahren, dass Carrell das Team “zusammengestaucht” habe, und zitiert Stelter mit dem Satz:
Er darf seine Stimme zwar nicht überanstrengen, kann aber ganz normal mit uns reden.
Und wir merken uns: Wenn “Bild” sorglos über die Krankheit von Menschen berichtet, kann immer auch das Gegenteil stimmen.
Dies ist die Geschichte von Christoph K. In “Bild” trägt sie die Überschrift: “Ich wurde krank gemobbt”, aber sie könnte genauso gut heißen: “Diese Deppen haben einfach meinen Namen genannt”.
Die Geschichte geht laut “Bild” so: Christoph K. war Beamter. Als ein Kollege im Dienst private Geschäfte erledigte, erstattete K. Anzeige beim Arbeitsamt und bat um Vertraulichkeit. Doch das Arbeitsamt schrieb an seine Dienststelle und nannte seinen Namen. Und Christoph K. wurde gemobbt, erkrankte, wurde aus dem Staatsdienst entlassen. “Heute lebt er allein und ohne Perspektive”, schreibt “Bild”.
Jetzt hat er sich offenbar gegenüber “Bild” geäußert. Die Zeitung zeigt ihn groß im Bild, nennt ihn aber immer nur Christoph K. Wir wissen nicht, warum sie das tut. Ob das rechtliche Hintergründe hat. Oder ob er ausdrücklich darum gebeten hat. Aber wenn es etwas gibt, in dem “Bild” ganz besonders schlecht ist, dann ist es bekanntlich, Namen nicht zu nennen.
“Bild” dokumentiert in Auszügen den Brief, in dem sich der Bundesbeauftragte für den Datenschutz dafür entschuldigt, dass der Name von Herrn K. bekannt gemacht wurde. In dem großen Ausriss, den “Bild” zeigt, steht gleich zweimal der Nachname von Herrn K.: komplett, nicht abgekürzt und in keiner Weise unkenntlich gemacht.
Man könnte sagen, dass keine Fehler so schlimm sind wie mangelhafte Anonymisierungen von Opfern oder Beteiligten — weil sie nicht korrigiert werden können. Man könnte deshalb annehmen, dass Redaktionen sich besondere Mühe geben, diese Art von Fehlern zu vermeiden. Bei “Bild” gibt es keine Anzeichen für solche Sorgfalt, im Gegenteil.
Vorgestern berichtete die Zeitung über einen anderen Fall: Ein Mann mit tragischem Schicksal hat sich das Leben genommen. Auch bei Bild.de erschien der Artikel. Anscheinend zum Schutz der Angehörigen war der Nachname des Mannes abgekürzt, der Vorname seiner Freundin “von der Redaktion geändert”, ihr Gesicht auf einem gemeinsamen Foto unkenntlich gemacht. Und mitten in diesen Artikel setzte Bild.de einen Kasten, der dazu aufforderte, einen neun Monate alten Text aus dem Bild.de-Archiv zu lesen. Und darin steht auch jetzt noch alles: Der Nachname, der richtige Vorname der Freundin, dasselbe Foto von den beiden zusammen, nur ohne jede Verfremdung.
In seiner aktuellen Ausgabe beschäftigt sich der “Stern” neun Seiten lang mit der “Bild”-Zeitung bzw. damit, “wie das Blatt mit Prominenten und Politikern umgeht”. Das Magazin referiert — vor dem Hintergrund der geplanten Komplett-Übernahme der TV-Sender Pro7, Sat.1, Kabel1, N24 und 9live durch die Axel Springer AG — diverse, z.T. bereits öffentlich gewordene Fälle, in denen “Bild” erpresserische Methoden bei der Recherche vorgeworfen werden, zitiert dazwischen gelegentlich einen “Bild”-Sprecher mit Sätzen wie “Diese Äußerungen treffen nicht zu” und nennt “Bild” u.a. “eine riesige Vermarktungsmaschine”. Zusammenfassend heißt es im “Stern” über “Bild”:
“Sie erfindet Geschichten, TV-Stars und Politiker fühlen sich unter Druck gesetzt. Wer sich wehrt, fürchtet Strafaktionen.”
Und über den “Bild”-Chefredakteur und -Herausgeber Kai Diekmann weiß der “Stern” dann aktuell noch Folgendes zu berichten:
“Freund oder Feind — das ist das Raster, in dem Diekmann zu denken scheint. Bei Freunden ist auf ihn Verlass, bei Feinden kennt er kein Pardon. (…)
Als ein solcher “Feind” in Diekmanns Schema passt auch ‘Zeit’-Herausgeber und Ex-Politiker Michael Naumann. Er hatte “Bild” in einem Kommentar* als das ‘Geschlechtsteil der deutschen Massenmedien’ bezeichnet. Kurze Zeit später, erzählt Naumann, habe er von Nachbarn erfahren, dass sich wiederholt Leute über ihn erkundigten, die sich als ‘Bild’-Mitarbeiter ausgaben. In einem Brief beschwerte sich Naumann über das Ausforschen seines Privatlebens. Diekmann bestreitet den Vorwurf in seiner sechszeiligen Antwort nicht einmal: ‘Die Bild-Zeitung geht momentan einigen Fragenkomplexen nach’, schreibt er vieldeutig, ‘bei denen auch Ihre Person eine Rolle spielt.’ Ein ‘Bild’-Sprecher dazu: Im Zusammenhang mit seiner früheren Tätigkeit als Kulturstaatsminister müsse sich Naumann ‘Recherchen gefallen lassen’, einen Zusammenhang gebe es nicht.” (Link von uns.)
*) Nachtrag, 19.12.2005:
Wir müssen uns korrigieren: Der von uns in obiges Zitat eingefügte Link führt leider in die Irre. “Zeit”-Herausgeber Michael Naumann hatte die Formulierung, “Bild” sei das “Geschlechtsteil der deutschen Massenmedien” hier nämlich nicht zum ersten Mal verwendet, sondern vor mehr als einem Jahr hier schon einmal. Und nach Informationen von fairpress.biz bezieht sich die zitierte “Stern”-Passage auf Naumanns “Geschlechtsteil”-Formulierung von 2004. (Dort findet sich auch der im “Stern” erwähnte Briefwechsel im Wortlaut und faksimiliert.)
Nachtrag, 20.12.2005: Inzwischen ist der “Stern”-Artikel auch online.
Nachtrag, 29.12.2005: Der “Stern”-Artikel ist aus rechtlichen Gründen entfernt worden. Mehr zu den Hintergründen steht hier.
…und hat von da eine tolle Geschichte mitgebracht – über den “schrillen Musiker” Guildo Horn nämlich, Überschrift:
Nee, machen wir’s kurz: Gestern wusste “Bild” über Horst Köhler bzw. Horst Chabbi, besser bekannt als Guildo Horn, Folgendes zu berichten:
“Der Grand-Prix-Sänger und seine schöne Freundin Tanja (38) trennen sich – im verflixten siebten Jahr. Jetzt zieht Horn zurück zu Mutti!
Der schrille Musiker hat die Wohnung, die er mit Tanja teilte, schon verlassen. Er lebt jetzt wieder bei seiner Mama Lotti (69) in Trier.”
Heute jedoch bezeichnet der “Trierische Volksfreund” das, was gestern in “Bild” stand, als “ziemliche Ente” und “blühende Fantasie”. Weiter heißt es dort:
“Der 42-Jährige und seine Lebensgefährtin, die Stuntfrau Tanja de Wendt, haben sich bereits vor fast einem halben Jahr getrennt – ohne es an die große Glocke zu hängen. Guildo wohnt weiterhin in seinem Haus in der Nähe von Köln, will dort auch wohnen bleiben.
Dass er sich zurzeit in Trier aufhält, hat einen anderen Grund: Der Sänger spielt die Hauptrolle in dem Musical “Paradise of Pain” (…), das Anfang Januar im Trierer Theater Premiere feiert. Weil er zwei Monate lang täglich mehrfach probt, hat er sich wie meist bei Theater-Produktionen vor Ort einquartiert. Übrigens nicht bei Mama Lotti Köhler im Schatten des Moselstadions, sondern im ruhigen Hotel.”
Mit Dank an Tim R., Janni, Fritz L. und J.K. für den Hinweis.
“BILD bricht das letzte Geld-Tabu – und sagt, was die Deutschen wirklich verdienen.”
So stand es gestern in “Bild” unter der Titelschlagzeile (siehe Ausriss). Und während man sich noch fragt, wie oft so ein “letztes Geld-Tabu” eigentlich gebrochen werden kann (und nebenbei ein wenig googelt), hat man auch schon die Antwort gefunden: offenbar alle 19 Monate.
PS: Vor einem allerletzten Geld-Tabu schreckt “Bild” selbst bislang allerdings immer noch zurück, weshalb wir hier noch einmal auf die “Berliner Zeitung” vom 31.7.2004 verlinken wollen, die damals aus aktuellem Anlass darauf hinwies, dass Springer-Chef Mathias Döpfner pro Jahr “auf geschätzte 5 Millionen Euro kommen” dürfte, was ja (nach “Bild”-Berechnung) immerhin ca. 13.698,63 Euro* pro Tag wären.
“‘In Deutschland gilt das Kunsturhebergesetz (KunstUrhG), das bestimmt, daß Bilder grundsätzlich nur mit Einwilligung des Abgebildeten verbreitet oder öffentlich zur Schau gestellt werden können.’ Folge: Wer das mißachtet, kann im schlimmsten Fall sogar im Knast landen!”
SogarGesetzestexte zitiert Bild.de herbei. Und weil man das mit der “Einwilligung” nicht pauschal sagen kann, fügt Bild.de hinzu:
“Doch es gibt Ausnahmen! Promis, die bei einer Veranstaltung auftreten, müssen z.B. nicht um Erlaubnis gefragt werden.”
An anderer Stelle heißt es zum Thema “Promis knipsen” dann noch einschränkend, dass auch ein Prominenter als “Person der Zeitgeschichte”, wenn er “privat unterwegs” ist, ein “Recht auf Privatsphäre” habe. “Folge: Sie dürfen ihn nicht ohne weiteres ablichten”, so Bild.de.
(Naja, vielleicht wirkt die Formulierung “ohne weiteres” hier ein wenig schwammig, weil ein im Hause “Bild” ungern gesehenes Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte die Frage der fotografierten Privatsphäre von Prominenten noch viel strikter regelt als KunstUrhG und Bild.de.)
Und selbstverständlich gilt all das, was Bild.de zu berichten weiß, nicht nur für private Internetseiten, sondern — nur so als Beispiel — auch für Boulevardzeitungen.
Und deshalb nun zu etwas komplett anderem. Ein paar Klicks weiter zeigt Bild.de ein Foto, das sich ebenfalls auf Seite 22 der heutigen “Bild”-Zeitung findet. Es ist ein unscharfes Paparazzi-Foto von Kate Moss, das die britische Boulevardzeitung “Mirror” bereits am Montag exklusiv druckte. “Bild” schreibt dazu:
“Ibiza, 22 Grad, Kate Moss (31) aalt sich auf ihrer Veranda. Läßt sich durchkneten. Eine Oben-Ohne-Massage.”
Und für alle, die sich angesichts einer barbusigen Moss lieber die Augen zuhalten, wird Bild.de noch deutlicher:
“Ein Blick durch üppige Büsche auf die Hotel-Veranda offenbart: Bei Temperaturen um frühlingshafte 20 Grad ragen Kates knackige Hingucker keck in die ibizenkisch laue Luft. Das Model sitzt lässig, nur im Bikini-Höschen, auf einer Liege. Der Masseur setzt zur gründlichen Durchwalkung an.”
Die Verbreitung solcher Fotos ist — insbesondere in Boulevardmedien — keine Seltenheit. Verboten ist der “Blick durch üppige Büsche auf die Hotel-Veranda” (und den Busen) von Kate Moss ohne deren Einwilligung trotzdem. Eine solche Einwilligung aber hat Moss nach Auskunft ihrer Agentur Storm Models nie erteilt. Und fragt man zur Sicherheit auch noch Stuart Higgins, den Krisenmanager von Kate Moss, antwortet er: