In “Bild” kommen heute auf der zweiten Seite “zwei Rentnerinnen vom oberen und unteren Ende” der “großen BILD-Renten-Tabelle” zu Wort. Über die vom oberen Ende berichtet “Bild” Erstaunliches:
Da ist es natürlich nur fair, dass die Dame mehr Rente bekommt als viele andere — schließlich hat sie offenbar angefangen, Deutsch und Geschichte “an einer DDR-Oberschule” zu unterrichten, als sie etwa sieben Jahre alt war.
Mit Dank an Mathias L. für den sachdienlichen Hinweis.
Nachtrag, 10.4.2007: “Bild” hat den Fehler tags drauf in einer “Berichtigung” dahingehend erläutert, dass die Rentnerin nicht 47 Jahre als Lehrerin gearbeitet, sondern “47 Jahre lang Rentenansprüche erworben” habe – “einschließlich Lehre, Studium und Vorruhestand”.
Wenn irgendein Ding ganz ohne Besatzung durch die Gegend juckelt, kennen wir Deutsche dafür ein vielleicht nicht ganz politisch korrektes, aber unmissverständliches Wort.
“Bild” kennt dieses Wort offenbar nicht.
Denn in ihrer schier grenzenlosen Begeisterung darüber, dass der Mond (in Anspielung an die legendäre “Bild”-Schlagzeile von 1969: “Der Mond ist jetzt ein Ami”) bald ein Deutscher sei, weil (Hurra!) wir Deutsche bald auf den Mond flögen, vergisst “Bild” komplett, ihren Lesern eine nicht ganz unwesentliche Tatsache mitzuteilen. Sowohl auf der Titelseite als auch im dazugehörigen Artikel: kein Wort davon, dass die Mondmission im Jahr 2012/2013, bei der “Deutschland vorangehen” will, unbemannt sein wird und nicht mal auf dem Mond landet.
Stattdessen in “Bild”: ein einziger Halbsatz über den “spektakulären Plan” (“Die Mondsonde soll vier Jahre lang den Mond umkreisen”). Doch weil das offenbar selbst “Bild” nicht spektakulär genug erschien, wird die Geschichte großzügig mit Grafiken einer längst bekannten, späteren, europäischen (!) Mondlandemission illustriert. Und dass diese zweite Mission ebenfalls unbemannt vonstatten geht, hüllt “Bild” in tapsige Passivkonstruktionen (“Dabei könnte ein Radioteleskop aufgestellt werden”).
Zum Schluss zeigt die “Bild”-Zeitung dann noch mal eindrücklich, wie sehr sie eigentlich hinterm Mond lebt — und schreibt:
Nur zwölf Menschen haben den Mond je betreten, alles US-Astronauten der Apollo-Missionen. Der nächste ist wahrscheinlich ein Deutscher.
Doch was “Bild” für “wahrscheinlich” hält, ist in Wirklichkeit mehr als unwahrscheinlich: Für eine bemannte Mondlande-Mission gibt es weder in Deutschland noch in Europa einen festen Termin. (Erst kürzlich hieß es z.B. in der “Kölnischen Rundschau”, eine bemannte Mission zum Mond habe “derzeit keine Priorität”.) Es kursiert dennoch die Jahreszahl 2024 — und selbst das wäre nach derzeitigem Wissensstand neun Jahre nach Russland, vier Jahre nach Malaysia und (was wohl am wahrscheinlichsten ist) immerhin rund vier bis sechs Jahre nach den USA.
So ist dann auch die ganze Wir-Deutsche-aufm-Mond-Geschichte für “Bild”-Verhältnisse ausgesprochen konsequent: Dort glaubt man schließlich von sich selber ebenfalls, stets “früher” dran zu sein — und hinkt dann mit ‘ner Titelstory doch nur wieder um Wochen hinterher.
Der Halbsatz in Klammern ist bemerkenswert. Damals, als Johannes B. Kerner das gleiche Verdienstkreuz verliehen bekam, hatte “Bild” den Halbsatz nicht dazugeschrieben. Als Hans-Wilhelm Gäb es verliehen bekam, auch nicht. Und als Dr. Dr. h.c. Manuela Schmid bei einer “Herz für Kinder”-Gala “1 Million Euro aus ihrem Privatvermögen spendete”, wurde zwar ausdrücklich erwähnt, dass “die Frau mit dem goldenen Herzen” noch “im April 2005 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet” worden sei. Den Zusatz, dass es sich dabei um die “die unterste Stufe” der Auszeichnung handele, suchte man jedoch auch da vergeblich.
Vor knapp zwei Wochen hatte “Bild” ja “50 Prominente gefragt, welches Auto sie fahren – und was sie für die Umwelt tun”. Unter ihnen natürlich: Dieter Bohlen. Und abgesehen davon, dass Bohlen behauptete, Fahrradfahren “sexy” zu finden, “Spaziergänge ins Dorf” bzw. überhaupt “viel zu Fuß” zu machen und “am Wochenende so gut wie nie” zu fahren (“Es ist gesund für mich und gut für die Umwelt”), zitierte ihn “Bild” mit den Worten:
Ich fahr zurzeit am meisten einen Opel Astra GTC, Baujahr 2006.
Bohlen als Fahrer eines Opel Astra (CO2-Emmission ab 130g/km): Das hätte man ihm gar nicht zugetraut! Zumal er doch noch im Frühjahr 2006 “pünktlich zur Cabrio-Saison” von seinem winterlichen Hummer H2 (294g/km CO2) auf “ein neues Corvette Cabrio” (ca. 310g/km CO2) umgesattelt war — “frei nach dem Motto ‘rechts ist Gas'”, wie es damals stolz in einer Pressemitteilung seines Corvette-Händlers hieß.
Der Eindruck aber, dass Bohlen neuerdings auch als Vorbild in Sachen Umweltschutz taugen könnte, wie “Bild” noch vor knapp zwei Wochen suggerierte, trog: Wie man der heutigen “Bild” entnehmen kann, hat Bohlen gestern morgen “seine neue Corvette beim Autohändler abgeholt”.
Jetzt ist es also “gerichtsamtlich”: “Bild” hatte am 10. Juni 2005 fälschlicherweise behauptet, Doris Schröder-Köpf habe Ex-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) auf die Idee mit dem Neuwahl-Coup gebracht. Nun befand ein Gericht, diese Behauptung sei “unwahr” und müsse richtiggestellt werden.
Aber:
Das Magazin “Stern” hatte das offenbar unwahre Neuwahlen-Gerücht der “Bild”-Zeitung (wieberichtet) nachgeplappert später ebenfalls verbreitet. Und weil Schröder-Köpf deshalb gerichtlich gegen den “Stern” (jedoch nicht gegen “Bild”) vorging, ist der “Stern” heute für “Bild” der “Verlierer” des Tages.
Mit Dank auch an Rocco S., Daniel von B.,
Manuel B. und Eric A. für die Erinnerung.
Wir hätten da etwas zu berichten: Bild.de berichtet heute, die britische Zeitung “The Sun” berichte, das US-Magazin “In Touch” berichte, es gebe Lesben-Gerüchte* um Britney Spears.
Und sollte jetzt jemand auf die Idee kommen, darüber zu berichten, was BILDblog hier heute berichtet, wäre es schön, wenn die Geschichte dann nicht so angekündigt würde:
Frage: Wann ist eigentlich ein Computerspiel ein “Geniestreich der Game-Macher”, der “reichlich Spaß und Spannung auf den Bildschirm” bringt, wie beispielsweise der “Zukunfts-Shooter” Crysis oder der “Knaller” Unreal Tournament?
Anmerkung: Der “Zukunfts-Shooter” Crysis, der laut Bild.de ein “action-geladenes Feuerwerk” verspricht, ist noch nicht auf dem Markt. Doch hat er nach dem, was bisher von ihm zu sehen war, gute Chancen, von der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) keine Jugendfreigabe zu bekommen. Zumindest sagt das der Geschäftsführer des Bundesverbandes Interaktive Unterhaltungsindustrie, Olaf Wolters. Dagegen ist Unreal geradezu harmlos, erhielt das Spiel doch von der USK die Einstufung “Freigegeben ab 16 Jahren”.
Wir haben uns ehrlich bemüht. Wir haben den Text, der unter der obigen “Bild”-Schlagzeile steht, mehrfach aufs Genaueste studiert. Wort für Wort haben wir ihn überprüft. Wir haben gelesen, dass “Opa Horst” seiner Frau mit einem “Zweikilo-Gewicht von der Waage” auf den Kopf und “mit der Faust ins Gesicht” geschlagen habe. Dass er ihr “den Hals durchgeschnitten” habe, kommt sogar zwei Mal im Text vor. Aber den “Stein” aus der großen Überschrift (und dem Teaser bei Bild.de) konnten wir beim besten Willen nicht wiederfinden.
Mit Dank an Michael L. für den sachdienlichen Hinweis.
Nachtrag, 13.38 Uhr: Dank eines Lesers haben wir den Stein jetzt gefunden. Allerdings nicht bei “Bild”, sondern in einer Pressemitteilung des Landgerichts Verden. Und erschlagen wurde “Oma Erna” damit nicht.
Die Welt ist ungerecht. Manchmal meint es das Leben gut mit “Bild”.
Gestern schrieb der “Bild”-Kolumnist Hugo Müller-Vogg auf Seite 2:
“Münte” muss wegen Doris Schröder-Köpf vor den Richter!
Heute wird’s (…) spannend: Zuerst muss Vizekanzler Franz Müntefering (SPD) vor Gericht klären, ob Ex-Kanzlergattin Doris Schröder-Köpf tatsächlich die Idee zu den Neuwahlen hatte, wie der “Stern” behauptet hatte.”
Und heute befasst sich “Bild” abermals auf Seite 2 mit dem Thema:
“Münte” hilft Ex-Kanzler-Gattin Doris vor Gericht
(…) Hintergrund des Rechtsstreits: Der “Stern” hatte über ein Treffen Schröders mit “Münte” in Hannover im Frühjahr 2005 geschrieben (“Der Doris-Faktor”), Doris Schröder-Köpf habe die Neuwahlen-Idee gehabt.
Was “Bild” nicht schreibt: Die Behauptung, Doris Schröder-Köpf habe die Neuwahlen-Idee gehabt, stand zwar Ende Juni 2005 im “Stern” — und zwar so:
Gut möglich, dass es sich an jenem milden Tag im März so abgespielt hat. (…) Plötzlich wirft Doris den Begriff “Vertrauensfrage” und die Idee von den “vorgezogenen Wahlen” in die Runde. (…) [Gerhard Schröder] denkt eine Weile darüber nach und sagt dann: Ja, das ist der richtige Weg. (…) Es spricht vieles dafür, dass es so war.
Aber was stand bereits am 10. Juni 2005, zwei Wochen vor Erscheinen des umstrittenen “Stern”-Berichts, exklusiv in “Bild”?
Eingeweihte erzählen: Auch bei dem Schröder-Plan, durch die Vertrauensfrage im Bundestag vorzeitige Neuwahlen zu erreichen, soll die Kanzler-Gattin den Kanzler beraten haben!
Es war Mitte März (…). Da habe Doris Schröder-Köpf das Thema Vertrauensfrage und vorgezogene Bundestagswahl ins Gespräch gebracht. Nach längerem Nachdenken kam der Kanzler zu dem Schluß: Ja, das ist der richtige Weg!
Aber weil Schröders-Köpfs Anwalt damals nicht gegen “Bild”, sondern gegen den “Stern” vorging, sitzt nun eben das Magazin auf der Anklagebank — und die Zeitung berichtet entspannt, was “Münte” aussagt: dass das, was der “Stern” damals aus “Bild” abschrieb berichtete, nicht stimmt.
Natürlich ist alles, was in der “Bild”-Zeitung steht, wichtig. Auch diese Geschichte über ein entführtes 4-jähriges Mädchen, das nun “nach 433 Tagen wieder in Berlin” sei: sehr wichtig, keine Frage. Aber jetzt raten Sie mal, was “Bild” selbst an der Geschichte “WICHTIG” findet!