Seit die Computerfirma Apple im Januar ihr “iPad” vorgestellt hat, hyperventilieren die deutschen Medien der Markteinführung hierzulande entgegen. Springer-Chef Mathias Döpfner ließ sich zu der Bemerkung hinreißen, alle Verleger sollten zu Apple-Chef Steve Jobs beten, weil der mit dem stylischen Flachcomputer die Verlagsbranche rette.
Insofern ist es womöglich kein Zufall, dass kaum ein Tag vergeht, an dem Bild.de nicht erklärt, wie gut das iPad sei (“so gut”), oder welches iPad der Leser brauche (ob er überhaupt eins braucht, stand offenbar nicht zur Debatte).
Gestern war dann unter anderem die Frage dran, welches iPad-Zubehör man “wirklich” brauche. Überraschenderweise fanden sich sogar Zubehör-Artikel, die “eher sinnlos” sind:
Für die Menschen, die sich trotzdem für das sinnlose Objekt interessieren, hat Bild.de gleich einen Link parat, der zu einer Bildergalerie des Mediendienstes meedia.de führt.
Und da findet man dann nach gefühlten 200 Klicks das überflüssige Wahnsinnsgerät:
Extra für die Redakteure von Bild.de haben wir noch einmal das wichtigste Feature aus der Produktbeschreibung herausgesucht:
Mit Dank an Thomas.
Nachtrag, 14. Mai: Bild.de hat den “Retro-Spielautomaten” aus dem Artikel entfernt. Jetzt gibt es nur noch zwei “eher sinnlose” Zubehör-Produkte.
Es ist ja leider nicht so, dass der Pressekodex des Deutschen Presserates vollkommen eindeutig wäre. Zum Persönlichkeitsrecht heißt es etwa unter Ziffer 8:
Die Presse achtet das Privatleben und die Intimsphäre des Menschen. Berührt jedoch das private Verhalten öffentliche Interessen, so kann es im Einzelfall in der Presse erörtert werden. Dabei ist zu prüfen, ob durch eine Veröffentlichung Persönlichkeitsrechte Unbeteiligter verletzt werden. Die Presse achtet das Recht auf informationelle Selbstbestimmung und gewährleistet den redaktionellen Datenschutz.
Dass die “Bild”-Zeitung und Bild.de diese Regeln im besten Falle sehr lax auslegen und im schlechteren Falle schlichtweg missachten, ist keine Neuigkeit. Und auch die entsprechenden Reaktionen des Presserats sind keineswegs neu (s. Kasten).
Als “Bild” “nun” – ohne die zutreffende Formulierung “zum wiederholten Male” – vom Presserat (“dem obersten Sittenwächter der Presse”) “getadelt” wurde, nahm die Zeitung dies zum Anlass für einen großen Artikel in eigener Sache:
Wörtlich heißt es da:
Trotz der hohen öffentlichen Aufmerksamkeit urteilte der Presserat: “Zwar handelt es sich bei Kindesmissbrauch um eine sehr verwerfliche Straftat. Dies rechtfertigt aber nicht die identifizierende Darstellung des Täters.”
Und weiter:
Seit Wochen diskutiert ganz Deutschland über den sexuellen Missbrauch von Kindern durch ihre Lehrer an Schulen und kirchlichen Einrichtungen – aber der Presserat hält den Wunsch der Täter nach Anonymität für wichtiger als den Anspruch der Bürger auf klare und vollständige Information.
Neu ist allerdings, dass “Bild” und Bild.de die Regeln des Presserates nicht einfach nur ignorieren, sondern Stimmung gegen diese machen und versuchen, den Presserat selbst unter Druck zu setzen. Und zwar mit Hilfe ihrer Leser.
Daran schloss sich der Aufruf an die Leser an, sich per E-Mail, Post oder Fax an den Presserat zu wenden:
Die “Maßnahmen” des Presserates:
Hat eine Zeitung oder eine Zeitschrift gegen den Pressekodex verstoßen, kann der Presserat aussprechen:
einen Hinweis
eine Missbilligung
eine Rüge.
Eine “Missbilligung” ist schlimmer als ein “Hinweis”, aber genauso folgenlos. Die schärfste Sanktion ist die “Rüge”. Gerügte Presseorgane werden in der Regel vom Presserat öffentlich gemacht. Rügen müssen in der Regel von den jeweiligen Medien veröffentlicht werden. Tun sie es nicht, tun sie es nicht.
Nun kam die “hohe öffentliche Aufmerksamkeit” nicht von ungefähr, sondern wurde ganz maßgeblich durch die Berichterstattung der “Bild”-Zeitung hervorgerufen. Würde man der Argumentation des Springer-Blattes folgen, könnte “Bild” letztlich selbst bestimmen, wer durch Ziffer 8 des Pressekodex geschützt wird und wer nicht — was die Regelung nun wirklich vollkommen ad absurdum führen würde.
Und natürlich handelt es sich nicht einfach um den “Wunsch der Täter nach Anonymität”, sondern um ein fundamentales Bürgerrecht, nämlich das Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Doch all diese durchaus wichtigen Aspekte unterschlägt “Bild” — mit entsprechenden Konsequenzen für die Post an den Presserat.
Bis 13 Uhr waren dort etwa 250 E-Mails von “Bild”-Lesern eingegangen, bis 16 Uhr waren es über 350. Die Mehrheit der “Bild”-Leser folgte wenig überraschend der Argumentation der Boulevardzeitung. Einige der Mails waren nach Angaben des Presserats beleidigend. Manche Schreiber unterstellten gar, der Presserat selbst sei von Pädophilen beherrscht und würde sich nur daher auf die Seite der Täter schlagen. Nur wenige Kommentatoren lobten den Presserat für sein Eintreten für die Persönlichkeitsrechte.
An der Entscheidung aber, beteuerte man beim Presserat auf Anfrage, werden weder die Kampagne von “Bild”, noch all die E-Mails etwas ändern. Falls jemand den Presserat für diese Aufrichtigkeit loben mag, hier ist die E-Mail-Adresse: [email protected]
Es ist längst ein geflügeltes Wort, dass ja “wenigstens der Sportteil” von “Bild” gut sei. Von dieser Arbeitshypothese ausgehend muss heute der Wurm dort sein, wo sonst der Teufel steckt: im Detail.
So eröffnet “Bild” die Berichterstattung über den vorläufigen WM-Kader der deutschen Fußballnationalmannschaft heute mit den Worten:
Jogi Löw hat es selbst gesagt: “Vor uns liegen acht lange Wochen, 50 Trainingseinheiten – und hoffentlich sieben Spiele.” Sieben Spiele in Südafrika, das würde bedeuten: Wir kommen ins Finale!
Ja — oder halt ins Spiel um Platz 3, das für seine Teilnehmer genauso das siebte Turnierspiel wäre.
Heute Mittag behauptete Bild.de dann über Borussia Dortmund:
Der BVB spielt in der kommenden Saison erstmals seit 2005 wieder international (damals gab’s das bittere Drittrunden-Aus im UI-Cup).
Nö. In der Saison 2008/09 spielte Borussia Dortmund im damals noch so genannten Uefa-Cup, für den sich der BVB als Finalist des DFB-Pokals qualifiziert hatte, und schied in der Vorrunde im Elfmeterschießen gegen Udinese Calcio aus.
“Wir haben ein wirklich gutes Gefühl, mit diesem Kader zum Turnier zu fahren”, sagte Löw und sprach optimistisch “von acht Wochen Gemeinsamkeit, 50 anspruchsvolle Trainingseinheiten und hoffentlich sieben hochbrisanten Spielen”. Das würde bedeuten: Endspiel.
Ein Stürmer, der mit einer Wasserflasche nach einem Fan wirft; ein früherer Nationaltorwart, der einem Zuschauer die Brille wegnimmt; ein Trainer, der bei einem Liveinterview grußlos das Fernsehstudio verlässt — es war eine Bundesligasaison voller “Aufreger”, voller “Skandale, Zoff und Kuriositäten!” und Bild.de war so freundlich, sie für die Leser schon einmal zusammenzufassen. (Offenbar ging man davon aus, dass am letzten Spieltag schon nichts aufregendes mehr passieren wird.)
Zu den “größten Aufregern und Skandalen” gehörte für Bild.de auch:
Nur noch mal zur Erinnerung: Herrlich hatte seine Worte nicht an “die Journalisten” im Allgemeinen gerichtet, sondern explizit an die von “Bild”.
In einem anderen Fall weiß Bild.de dagegen überraschend genau, wer gemeint war:
Vor einer Woche machte Bild.de einen “kurzen Test” des Straßenfotodienstes “Google Street View” und fand heraus: “Die Aufregung über mangelnden Datenschutz ist berechtigt”!
Zwar löscht Google angeblich Autokennzeichen und Gesichter automatisch, Häuser auf Wunsch. Doch die Datenschutz-Software hat sichtbare Schwächen!
Auf vielen Bildern, die Street View online zeigt, tauchen erkennbare Gesichter, sogar von Kindern auf. (…) Von Datenschutz kann da nicht die Rede sein.
Beispiel Paris: Google zeigt Bilder vom Kindern beim Eislaufen vor dem Pariser Rathaus. Das Gesicht eines Mädchens ist gut erkennbar.
Über die doppelte Ironie, dass ausgerechnet Bild.de sich um den Schutz der Privatsphäre der Menschen sorgt und andererseits selbst die gefundenen Fotos unverpixelt zeigt, hatten wir schon berichtet.
Aber es gibt ein größeres Problem mit der Geschichte: Das Foto ist gar nicht aus Street View.
Google hat uns auf Anfrage bestätigt, was angesichts der Perspektive des Fotos (die Google-Kamera fotografiert von einer deutlich höheren Position) nahe lag: Es handelt sich bei dem Bild nicht um eine Street-View-Aufnahme.
Das Foto stammt anscheinend von jemandem namens Niklas Jakobsen, der es offenbar vor zwei Jahren aufgenommen und bei Flickr hochgeladen hat.
Warum Bild.de mit einem Foto, das gar nicht von Google Street View stammt, den angeblich fehlenden Datenschutz bei Google Street View anprangert, wissen wir nicht.
Mit großem Dank an Alexander H.!
Nachtrag, 11.15 Uhr. Das ist originell: Bild.de hat das falsche Foto entfernt, aber den Text, der sich darauf bezieht, unverändert gelassen.
Sicher, man kann praktisch überall auf eine heiße Story stoßen, aber bei der, die jetzt folgt, fragt man sich schon, ob der Redakteur privat darüber gestolpert ist, ob ihm ein Informant den entscheidenden Hinweis gab oder ob in der Redaktion von “Bild” deutlich laxere Regeln herrschen als in den meisten anderen Büros. Aber entscheiden Sie selbst:
“Dient die Dresdner Innenstadt neuerdings als Kulisse für Amateurpornos?”, fragt “Bild” Dresden unter der Überschrift “Porno-Skandal an der Elbe” gewohnt investigativ und berichtet ausführlich über ein Video, das ein junges Paar beim Sex zeigt und das, so “Bild”, “im Internet schockiert”. In einem Folgeartikel (der Erste scheint auf Bild.de gut geklickt worden zu sein…) heißt es sogar:
Völlig enthemmt hat das Paar Sex und filmte sich sogar dabei!
Doch das war den Frei-Sexlern noch nicht genug: Alle sollten von ihrem hemmungslosen Treiben erfahren, und so stellten sie das Video in (sic!) Internet und riefen die Zuschauer sogar noch zu Bewertungen auf.
Vom “hemmungslosen Treiben” der “Frei-Sexler” sollten, bevor “Bild” das Video aufstöberte, vor allem die Besucher der anmeldepflichtigen Amateurpornoseite mydirtyhobby.com erfahren — und die waren vermutlich nicht sonderlich “schockiert”. So aber durften wenigstens auch die Eltern der Hauptdarstellerin das dirty Hobby ihrer Tochter kennenlernen:
Wer es dann noch ganz genau nehmen will, der könnte einwenden, dass das Video gar nicht am “helllichten Tage” gedreht wurde, wie “Bild” behauptet, sondern, wenn man lieber der Beschreibung des Videos durch die Hauptdarstellerin selbst und dem Stand der Sonne Glauben schenken mag, frühmorgens. Deutlich schwerer wiegt da schon, dass laut Einstellungsdatum des Videos die ganze Geschichte schon über ein Jahr her ist und nicht, wie “Bild” es formuliert, “kürzlich” passierte.
Aber hey, was soll man sich mit solchen Nebensächlichkeiten herumschlagen, wenn sich das Blut aus dem Kopf gerade in eine andere Körperregion verabschiedet hat?
Zu den inoffiziellen Einstellungsvoraussetzungen bei “Bild” und Bild.de gehört eine ausgeprägte Ironieblindheit — also die Fähigkeit, das eigene Tun nicht mit dem, was man an anderen kritisiert, in Verbindung zu setzen. Anders könnten klassische “Bild”-Schlagzeilen im Stil von: “Diese schlimmen Fotos wollen wir nie wieder sehen” gar nicht entstehen.
Bild.de führt den Effekt aktuell mit einer Geschichte über angebliche Datenschutz-Mängel bei “Google Street View” vor. Ein “kurzer BILD.de-Test” habe bewiesen, dass auf den Straßenaufnahmen, die Google für das Online-Projekt anfertigt, viele Gesichter von Passanten nicht verpixelt wurden. Nun kann man es schon ironisch finden, dass ausgerechnet der Online-Ableger von “Bild” für das Recht am eigenen Bild kämpft, das die Zeitung sonst wie kaum jemand mit Füßen tritt.
Aber wie prangert man am besten an, dass da einfach wildfremde Menschen für jeden erkennbar gezeigt werden, ohne jede Unkenntlichmachung? Man zeigt sie, für jeden erkennbar, ohne jede Unkenntlichmachung:
Darauf muss man erst mal kommen. Dann ist es auch kein weiter Weg mehr zu solchen Ergebnissen:
Heute aber ist plötzlich ein “Gewinner” des Tages fast spurlos verschwunden. Vom Nachmittag an bekamen die Leser von Bild.de beim Klick auf die entsprechende Rubrik plötzlich nicht mehr die aktuellen Gewinner und Verlierer zu sehen, sondern eine Wiederholung der Gewinner und Verlierer von gestern.
Über den Ausgang der aktuellen Gewinner/Verlierer-Ziehung der “Bild”-Lotterie informieren nur noch ein paar vereinzelte, offenbar vergessene Teaser auf Bild.de — und natürlich die gedruckte Zeitung: Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hatte in Augen der “Bild” gewonnen. Grund ist das ach so gute Quartalsergebnis der Deutschen Bank:
Warum hat Bild.de den “Gewinner” verschwinden lassen? Dass Herr Ackermann die Zahlen aus gutem Grund nicht all zu hoch hängen will, spielt für die Wirtschafts-Boulevard-Experten von Bild.de sicher keine Rolle. Aber vielleicht eine aktuellere Meldung?
Wir können hier nur spekulieren, aber man darf bei der “Bild”-Zeitung offenbar nicht einmal so viel Loyalität erwarten, dass sie einen vollen Tag hinter ihrem “Gewinner des Tages” steht. Oder so viel Aufrichtigkeit, dass sie einen Fehlgriff offen korrigiert.
Sie wollten schon immer einmal gegen ein fremdes Volk aufwiegeln, wissen aber nicht, wie’s geht? BILDblog präsentiert seinen Lesern den ultimativen Leitfaden in 13 Schritten und veranschaulicht diese anhand einiger ausgesuchter “Bild”-Artikel über den drohenden griechischen Staatsbankrott.
Zunächst gilt es, sich mit den Grundregeln vertraut zu machen. Diese gehören bei jedem Artikel über Griechenland zum Standardrepertoire und werden bereits seit fast zwei Monaten fleißig angewandt (BILDblog berichtete):
1.
Werfen Sie Schamgefühl und Respekt über Bord. Sie müssen niederste Ressentiments bedienen. Die Quintessenz all dessen, was Sie schreiben, muss lauten: Griechen sind uns Deutschen unterlegen, sie sind faul und sie wollen an unser Geld.
2.
Bilden Sie abwertende Begrifflichkeiten wie “Pleite-Griechen”, “Pleite-Premier” oder “Griechenland-Wut”.
3.
Erwecken Sie immer den Eindruck, die Meinung von “Bild” würde die aller Deutschen widerspiegeln. Verwenden Sie zu diesem Zweck möglichst häufig die Begriffe “wir”, “Deutschland”, “wir Deutsche”. Lassen Sie gleichzeitig keinen Zweifel daran, dass einzelne Griechen auch immer alle Griechen repräsentieren.
4.
Lassen Sie ausschließlichGegner von Staatshilfen zu Wort kommen, selbst wenn es ernst zu nehmende Experten gibt, die die Bereitstellung von Krediten für Griechenland für unumgänglich halten.
5.
Setzen Sie unter alle Artikel zur Griechenlandkrise Umfragen, bei denen aufgrund des antigriechischen Tenors des Artikels ein antigriechisches Ergebnis zu erwarten ist. Beziehen Sie sich in späteren Artikeln auf dieses Ergebnis. Ungefähr so: “Wutwelle im Internet gegen Griechenland” (…) “Das Verhalten der Griechen provoziert, die Deutschen sind sauer. 86 Prozent der BILD.de-Leser sagen: Die EU soll Griechenland gar nicht helfen, denn sie sind für ihre Staatsfinanzen selbst verantwortlich.” Unterstreichen Sie dies mit wütenden Zitaten einzelner Bild.de-Kommentatoren.
Haben Sie das verinnerlicht? Dann kann das eigentliche Hetzen beginnen. Achten Sie dabei auf die hohe Schlagzahl: Sämtliche Beispiele stammen aus den letzten drei Tagen.
6.
Schreiben Sie so, als hätte Deutschland bereits Geld an Griechenland bezahlt: “Griechen-Pleite immer schlimmer – Wieviel Kohle sollen wir noch ins Land stecken?” (26.4.2010). Stellen Sie dabei bedeutungsschwangere Fragen wie “Was verschweigen die Griechen uns noch?” oder “Griechen raus aus dem Euro?” und lassen Sie keine Zweifel daran, dass Deutschland sein Geld nie wieder sieht: “Klar ist nur, zahlen wird das auch der deutsche Steuerzahler”
Werfen Sie dem griechischen Ministerpräsidenten den Ort vor, an dem er andere Länder um Hilfe anruft: “Papandreou auf Kastelorozio – Schuldenhilferuf vor Traum-Kulisse” (27.4.2010). Ziehen Sie ihn dabei unbedingt ins Lächerliche: “Griechenland kurz vor dem Bankrott – und der Regierungschef tingelt über fast verlassene, weit entfernte Inseln!”
Erscheinen Sie persönlich vor Ort und betreiben Sie peinliche und beleidigende Symbolpolitik, deren einzig mögliche Übersetzung vom Deutschen ins Griechische “Griechen raus aus dem Euro!” bedeutet. “Tschüs, Euro! – Bild gibt den Pleitegriechen die Drachmen zurück” (27.4.2010):
Das fast bankrotte Griechenland soll raus aus dem Euro, fordern Experten und Politiker. BILD macht schon mal ernst, gibt den Griechen ihre alte Drachme (von 1831 bis 2001) zurück. Und das Irre: Viele jubeln und reißen sich darum…
11.
Zeigen Sie noch einmal, dass die Griechen aus Ihrer Sicht nichts aus ihrer Misere gelernt haben: “Die Griechen – Sparen? Wieso? Sie streiken lieber!” (27.4.2010). Betonen Sie diesen Umstand mehrfach, damit es auch der letzte kapiert: “Die Griechen wollen und wollen einfach nicht sparen…!” (…) “Haben die Griechen denn gar nichts kapiert?” (…) “Dreister geht’s nicht”
12.
Vergessen Sie nicht, Ihre Kampagne von Zeit zu Zeit mit Kommentaren, in denen Griechenland als nicht vertrauenswürdig eingestuft wird, zu unterstützen: “Einar Koch: Wer soll den Griechen noch glauben?” (27.4.2010)
Athen – nichts geht mehr! (…) WEIL GRIECHENLAND (mal wieder) STREIKT… (…) Doch die Griechen haben den Ernst der Lage offenbar immer noch nicht begriffen! (…) BILD sprach mit den Demonstranten, fragte: Habt ihr aus der Krise nichts gelernt? Viele sind sauer auf die Deutschen, blaffen den BILD-Reporter an. Einer droht mit der Faust, brüllt: “Verschwindet hier!” Ein anderer: “Ihr Deutschen wollt uns doch am Abgrund sehen…” Michalis P. (38), Busfahrer: “Ich kann nicht verstehen, dass sich die Deutschen über uns aufregen. Wir verdienen doch schon jetzt viel weniger als sie.” Tassos Kammas (35), Anwalt: “Deutschland muss sich von dem Gedanken verabschieden, dass die Krise nur in Griechenland ist. Dass viele Griechen jetzt streiken, ist doch völlig normal.”
Viel Erfolg! Ihre Leser werden die bemitleidenswerten Opfer Ihrer Kampagne hassen.