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Sehen alle gleich aus (3)

Sehen alle gleich aus

Mit der Aktion “Raus mit der Sprache — Rein ins Leben” sollen Migranten ermutigt werden, die deutsche Sprache zu erlernen. Die Deutschlandstiftung Integration macht mit, die Axel Springer AG und zahlreiche Prominente, wie Bild.de erklärt:

Im Videoclip vom Making Of sieht man, neben anderen, …


… Rapper Sido …


… den Fußballer Jerome Boateng …


… die Turnerin Magdalena Brzeska …


… und Moderatorin Jana Ina Zarrella.

Nur: Das ist gar nicht Jerome Boateng. Das ist der Musiker Dennis “Denyo” Lisk.

Via meinrap.de, mit Dank an Jan.

Nachtrag, 18.40 Uhr: Bild.de hat den Mann sicherheitshalber ganz aus dem Clip herausgeschnitten.

Werbepost mit Expressversanten

Oliver Santen ist Wirtschaftschef bei “Bild” und kümmert sich meist sehr persönlich um die großen, tollen Unternehmen.

Vor zwei Tagen durfte Frank Appel, Vorstandschef der Deutschen Post und “Bild”-“Gewinner” am 4. August, im Gespräch mit Santen erklären, wie wichtig China für Deutschland und die Deutsche Post ist — und weil Santen eh schon in China war, hat er auch gleich noch ein kleines UrlaubsWerbevideo gedreht.

Die Deutsche Post sei schon seit über 24 Jahren hier (also auf dem Wachstumsmarkt China), erzählt eine Off-Sprecherin über wacklige Handkamera-Bilder, dann darf Frank Appel noch mal berichten, wie wichtig China für Deutschland ist und welche wichtige Rolle die Post für den Warenverkehr zwischen China und Deutschland spielt:

Dann widmet sich Santen dem Warenverkehr in Hongkong:

Einen Expresszusteller der deutschen Post werde man heute begleiten, erzählt Santen in die Kamera und stapelt dabei ordentlich tief. Denn es ist nicht irgendein Zusteller, Nein!

ER ist der schnellste Post-Flitzer der Welt – obwohl er täglich mit Taxis, Bussen, Stau und Chaos zu kämpfen hat!

Und da ist er auch schon: Barry Lau.

Ganz so schnell, wie Santen schreibt, ist Lau offenbar aber nicht — das Video von seiner Ankunft hat man vorsichtshalber mal beschleunigt. Lau ist stolz, für den wichtigen Bezirk Zentral-Hongkong verantwortlich zu sein. Für eine deutsche Firma zu arbeiten, mache für ihn “keinen großen Unterschied”, so Lau bzw. der Übersetzer.

Lau packt die Sendungen und Santen auf seinen Roller und dann geht’s los:

Doch schon bald meldet sich Santen zu Wort: Die Expresszustellung sei heute ein bisschen langsamer als sonst, “weil: ‘ne Menge Stau” (mit dem Lau doch angeblich jeden Tag zu kämpfen hat). Doch Santen ist sich “ziemlich sicher”, dass “Barry” “sein Zeug” rechtzeitig zustellen wird.

Damit es ein bisschen schneller geht, sind die folgenden Fahrszenen wieder mal beschleunigt:

Und dann sind “wir” endlich am Ziel: Ein Päckchen wird ausgeliefert, der Empfang bestätigt “und dann ist die Arbeit getan”.

Noch schneller wäre es vermutlich gegangen, wenn Santen und Lau nicht erst durch die ganze Stadt gegurkt wären, sondern das Päckchen direkt da abgegeben hätten, wo sie es auch abgeholt haben:

Abholung:

Auslieferung:

Mit Dank an Christopher K.

Nachtrag/Hinweis, 18.50 Uhr: Mehrere Leser haben uns darauf hingewiesen, dass Santen und Lau in einer ganz anderen Straße losfahren, als sie ankommen. Andererseits trifft der Reporter den Kurier (“Und hier kommt schon Barry Lau”) scheinbar schon vor der Fahrt am Ziel.

Symbolbill

Bild.de hat eine ganz besondere Entdeckung gemacht:

Eine neue Anwendung (App) für das iPhone misst, wie schön oder hässlich ein Gesicht ist.

“Ugly Meter” heißt die App, die laut Bild.de “ganz sicher eher Party-Spaß als seriöse Anwendung” ist:

Bei mehreren Scans des gleichen Menschen hat die App im BILD.de-Test unterschiedliche Ergebnisse ausgegeben.

Darüber beschweren sich auch die Kunden im deutschen und amerikanischen iTunes-Store und fordern ihr Geld zurück.

Dieses kleine Detail hat Bild.de nicht davon abgehalten, “einige bekannte Prominente” durch das Programm zu jagen und ihren “Hässlichkeits-Wert” zu veröffentlichen. Darunter Iris Berben (9,4 von 10 möglichen Hässlichkeitspunkten), Lena Meyer-Landrut (6,0), Menowin Fröhlich (0,0), Dieter Bohlen (10,0) und …

Die zweite Höchstnote im Test bekommt Bill Kaulitz. Der Sänger von Tokio Hotel schafft wie auch Dieter Bohlen eine glatte 10.0. Kommentar der App "Ugly Meter": "Du bist so hässlich, Leute können sich nur an Halloween so anziehen wie du"

Auch hier übergeht Bild.de ein kleines Detail: Das Foto, das die Redakteure durch das “Ugly Meter” gejagt haben, zeigt gar nicht Bill Kaulitz.

Es zeigt die Komödiantin Martina Hill (“Switch Reloaded”) als Bill Kaulitz. Zu finden z.B. in einer Bildergalerie auf … Bild.de:

Hill als Bill Kaulitz: "Nach der Verwandlung hat mich meine Mutter nicht mehr erkannt!"

Damit steht es zwischen Bild.de und “Switch Reloaded” jetzt 0:2.

Mit Dank an Jörg F.

Nachtrag, 17.25 Uhr: Bei Bild.de ist der komplette Artikel verschwunden.

Old Before They Die

Die häufigste Todesursache in Deutschland war in den vergangenen Jahren eine Erkrankung des Herz-/Kreislauf-Systems, das hat das statistische Bundesamt heute mitgeteilt.

Bild.de fasst zusammen:

Insgesamt verstarben 2009 in Deutschland 854 544 Menschen, davon 404 969 Männer und 449 575 Frauen. Im Vergleich zu 2008 stieg die Zahl der Todesfälle um 1,2 Prozent. Das durchschnittliche Sterbealter betrug 55 Jahre bei Männern und 58 Jahre bei Frauen.

Ein durchschnittliches Sterbealter, das um mehr als 20 Jahre von der durchschnittlichen Lebenserwartung abweicht, ist einigermaßen unwahrscheinlich. Dafür bräuchte es in der Regel Kriege oder verheerende Naturkatastrophen. Oder eben Bild.de.

Dabei stehen die zitierten Zahlen wirklich in der Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes. Nur in einem etwas anderen Kontext:

9 571 Personen schieden im Jahr 2009 freiwillig aus dem Leben. (…) Das durchschnittliche Sterbealter betrug hier 55 Jahre bei Männern und 58 Jahre bei Frauen.

Mit Dank an Heitmeier, Mario S., Hannes Sch. und Nicolaj.

Nachtrag, 19. Oktober: Bild.de hat das mit dem Alter vorsichtshalber ganz aus dem Artikel entfernt.

A Streetcar Named Desire

In Leipzig sind heute Morgen zwei Straßenbahnen zusammengestoßen. Die “Leipziger Volkszeitung” hat fleißig fotografiert und eine zwölfteilige Bildergalerie angelegt, damit man mal von allen Seiten sehen kann, wie es so aussieht, wenn eine Straßenbahn auf eine andere auffährt.

Doch trotz einiger kaputter Scheiben und zweier deformierter Bahnen war das alles für Bild.de offenbar nicht spektakulär genug. Die dortige Bildergalerie wird daher mit einem Foto eröffnet, das aus dem Mai 2006 stammt und mit dem aktuellen Unfall nichts zu tun hat:

Spektakulärer Straßenbahn-Unfall (Archivbild).

Mit Dank an Daniel K., Clemens, Oleg W. und Torsten.

Nachtrag, 23.10 Uhr: Bild.de hat das Foto entfernt.

Wenn das der Netzer wüsste

Der eine oder andere mag es schon gehört haben: Das gestrige EM-Qualifikationsspiel zwischen Italien und Serbien wurde wegen anhaltender Krawalle durch serbische Hooligans vorzeitig abgebrochen.

Daraus lernen wir zwei wichtige Dinge. Erstens: Hooligans schaden immer ihrer eigenen Mannschaft — das Spiel wird wohl gegen Serbien gewertet. Und zweitens: Fotogalerien auf Bild.de werden nach dem beschriftet, was der zuständige Mitarbeiter auf den ersten Blick auf der Aufnahme zu sehen glaubt:

Ein Serbien-Hool schneidet das Tornetz ab

Was der “Serbien-Hool” da auf dem fünften Bild der Klickstrecke tatsächlich abschneidet, ist allerdings nicht das Tornetz auf dem Spielfeld, sondern lediglich das Netz, das über der Absperrung des Zuschauerblocks gespannt ist, auf der der Mann rittlings sitzt. Es soll verhindern, dass Gegenstände aufs Spielfeld geworfen werden.

Das erkennt man auch klar auf dem neunten Bild derselben Fotogalerie, das poetischerweise mit “So sehen vermummte Idioten aus” beschriftet ist (oder zwischen 0:25 und 0:30 auf YouTube).

Mit Dank an Marco, Marcel Sch. und Björn C.

Nachtrag, 10.45 Uhr: Bild.de hat das “Tornetz” zum “Sicherheitsnetz” umdeklariert.

Flaschenverbot im Moschner Pit

Wo gehobelt wird, da fallen Späne, und wo gekocht wird, da fallen Produktnamen — zumindest, wenn es sich um Koch-Videos bei Bild.de handelt.

Andreas Studer schafft es immer wieder, die Produkte eines ostwestfälischen Haushaltswarenherstellers vertragsgemäß ins Bild zu rücken (BILDblog berichtete), Steffen Henssler darf im Auftrag des World Wildlife Fund “Fischtipps” geben und TV-Moderatorin Ruth Moschner soll “den Getränkekarton weiterhin positiv im öffentlichen Bewusstsein zu verankern”, wie die Firma Tetra Pak im Mai erklärte.

Seit letzter Woche darf Frau Moschner bei Bild.de auch backen:

Irre, was? Die Herstellerlogos auf der Flasche und dem … äh: Tetra Pak sind übermalt. Klar, denn entscheidend ist hier nicht der Inhalt, sondern die Verpackung.

Was man auch sehr schön an dem Getränk sieht, das Gast-Köchin Manon Straché hier verarbeitet:

Frau Moschner schüttet derweil etwas Milch “aus dem Tetra Pak” und entdeckt dabei “dieses FSC-Siegel”, das jetzt “immer öfter” “auftaucht”. Dankenswerter Weise erklären sowohl sie selbst, als auch eine Einblendung, was es damit so auf sich hat:

Das FSC-Siegel steht für eine verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung.

Während sich Moschner und Straché gegenseitig in Inge-Meysel-Imitationen zu überbieten versuchen (ja, wirklich!), rutscht etwas unvermittelt dieses Standbild ins Bild:

Um den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten, schlägt Frau Straché, die in dieser Inszenierung zunehmend indigniert wirkt, Sahne, und Frau Moschner gewährt Einblicke in ihr privates Umfeld: “Sehr praktisch: Wenn spontan Gäste kommen, nimmt man ‘ne Tetra-Pak-Sahne. Hab ich immer zuhause.”

Geschmack und Vitamine bleiben im Tetra Pak-Getränkekarton optimal geschützt.

Beim Auftritt von “Deutschlands bestem Kaffeesommelier” (womöglich auch Deutschlands einzigem) Michael Gliss droht das Ganze kurz ins Psychedelische umzuschlagen:

Gliss empfiehlt “die Bio- und die faire Milch aus dem Tetra Pak” (“gut zu verschließen, gut aufzubewahren, für uns immer sehr, sehr praktisch”), wobei nicht ganz klar wird, aus welchem der rund ein Dutzend Tetra Paks genau:

Doch für all die Zuschauer, an denen die subtilen Botschaften der vergangenen sechs Minuten vorbeigezogen sind, winkt Bild.de zum Abschluss noch mal kurz mit dem Zaun:

Zutaten für 8 Waffeln: (...) ca. 200 ml Milch aus dem Tetra Pak (...)500 g Sahne aus dem Tetra Pak

Zutaten für 4 Personen: (...) 100 ml Rotwein aus dem Tetra Pak (...) 100 ml Apfelsaft aus dem Tetra Pak

Das Wort “Anzeige” oder ein Hinweis auf die Tetra-Pak-Kampagne fehlen übrigens traditionsgemäß.

Dafür hat Bild.de diese Pointe im Angebot:

Ausstattung: Villeroy & Boch

Wenn Frau Moschner gerade nicht für Tetra Pak kocht, dann tut sie es übrigens für andere.

Mit Dank an Olli.

Brandenburger Eigentor

Finden Sie es nicht auch unverschämt, dass das Brandenburger Tor ausgerechnet an dem Tag, an dem 20 Jahre Wiedervereinigung gefeiert wurden, so unglaublich klein war?

Zumindest muss man das annehmen, wenn man sich das Foto zu einem Artikel über die Feierlichkeiten auf Bild.de genauer anguckt:

Zehntausende Menschen kam zum Einheitsfest nach Berlin

Es mag stimmen, dass “Zehntausende Menschen zum Einheitsfest nach Berlin” kamen, mit dem Foto hat das jedoch nichts zu tun.

Die Aufnahme stammt von der “Ländermeile” in Bremen – oder wie es die “Kreiszeitung” elegant ausdrückt:

Das Brandenburger Tor, es steht jetzt in Bremen. In der Überseestadt. Im Regen. Es wirkt sonderbar klein, rundherum stehen weiße Pagodenzelte. (…) Aber so ist das eben auf der „Ländermeile“, die zu jedem Bürgerfest jeder zentralen Einheitsfeier gehört.

Mit Dank an chris und Michael H.

Nachtrag, 12.30 Uhr: Bild.de hat die Bildunterschrift inzwischen korrigiert. Jetzt steht da:

Zehntausende Menschen kam (sic) zum Einheitsfest nach Bremen – hier am Nachbau des Brandenburger Tores

Dichter und Wahrheit

Es war die Art zu allen Zeiten,
Durch Drei und Eins, und Eins und Drei
Irrtum statt Wahrheit zu verbreiten.
So schwätzt und lehrt man ungestört;
Wer will sich mit den Narr’n befassen?

(Johann Wolfgang Goethe: Faust – Der Tragödie erster Teil, Mephistopheles)

Es gibt mittlerweile nichts mehr, was sich nicht auch als Quiz oder Straßenumfrage inszenieren ließe. Und weil der “Bild”-Familie mittlerweile die Ideen auszugehen drohten, wie man den 20. Jahrestag der Wiedervereinigung noch begehen könnte (sogar ein Denkmal hatte die Axel Springer AG dieses Jahr schon gebaut), hieß es jetzt “Raus auf die Straße”:

20 Jahre Deutsche Einheit: Die DDR ist Geschichte, Ost und West sind seit zwei Jahrzehnten ein Land. Aber wie gut wissen die Deutschen mittlerweile übereinander Bescheid? Bild.de macht den Einheitstest.

Und los geht’s:

Wo wurde Goethe geboren?

Und noch bevor man sich fragen kann, was denn eigentlich Johann Wolfgang von Goethe, der starb, bevor das Deutsche Reich gegründet wurde, mit BRD und DDR am Hut haben soll, dürfen “die Deutschen” antworten:

“Frankfurt”, sagt ein Mann leicht fragend und aus dem Off ertönt ein Signal, das “Falsche Antwort” ausdrücken soll. Der Mann ist überrascht: “Nein?!”, ruft er aus, ehe er sich selbst eine “schwache Leistung” diagnostiziert.

Zwei junge Frauen rätseln länger (so lange, dass aus dem Hintergrund ein lustiges Uhrenticken erklingt): “Weimar? – “Nee.” – “Geboren? Hmmm.”

Ein junger Mann verwechselt Goethe offenbar mit Beethoven und schlägt “Bonn” vor.

Dann dürfen zwei weitere junge Frauen ran, von denen eine mit einiger Bestimmtheit “in Weimar” sagt und mit einem “Pling” belohnt wird: Richtige Antwort, die Frau freut sich.

Blöd nur, dass Goethe gar nicht in Weimar geboren wurde, sondern dort nur gestorben ist.

Aber das lassen wir ihn am Besten selbst erklären:

Am 28. August 1749, mittags mit dem Glockenschlage zwölf, kam ich in Frankfurt am Main auf die Welt.

Sein dortiges Geburtshaus kann man übrigens auch heute noch besichtigen.

Mit Dank an Björn B.

Nachtrag, 23.15 Uhr: Bild.de hat das Video offline genommen.

Bei Ronald Schill ist wer im Busch

Wenn Sie mal schauen wollen: Hier sehen wir den Ex-Politiker Ronald Schill, wie er mit drei Personen durch Hamburg läuft, in der lokalen “Bild”-Ausgabe vom 28. September:

Schill feiert sich durch die Nacht

Dann aber muss jemand in der Redaktion die blonde Frau auf dem Foto wiedererkannt haben: Jessica Stockmann, Ex-Frau des Ex-Tennisspielers Michael Stich. Das ist natürlich eine sehr viel spannendere Geschichte, als wenn Schill “zwei Herren, eine Dame” trifft oder “zwei hübsche Frauen (eine blond, die andere brünett)” — und damit ein Fall für die Bundesausgabe und für Bild.de:

Was macht die Ex von Stich mit Richter Gnadenlos?

Diese Kombination wirft natürlich ganz neue Fragen auf:

 Reine Zufallsbegegnung? Ronald Barnabas Schill und Jessica Stockmann in Hamburg

Oder auch: Wie hat sich der Mann am rechten Bildrand innerhalb weniger Augenblicke in einen Busch verwandeln können?

Mit Dank an Carsten Z. und Thomas C.

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