Womöglich steckt eine ganz eigene Logik hinter diesen beiden Absätzen:
Für den europäischen Flugzeugbauer Airbus häufen sich die Probleme: Nach der Notlandung eines A380-Riesen wegen eines Triebwerksausfalls gibt es nun auch beim Bestseller A320 technische Schwierigkeiten.
An einer A321 der British Midland International fielen im August plötzlich die Cockpit-Bildschirme zeitweise aus.
Womöglich ist der Umstand, dass im August an einem Flugzeug technische Schwierigkeiten aufgetreten waren, aber auch einfach ein ganz schlechter Beleg für eine “Problemhäufung”, die es “nun” geben soll. Aber vielleicht kommt die ja noch:
Nach Airbus-Angaben kann das Problem nicht sofort technisch gelöst werden. Piloten erhielten deshalb Verhaltsregeln, falls es erneute Bildschirmausfälle geben sollte.
Aber es gibt ja sicher noch mehr Pannen, oder?
Und die Pannenserie der Flieger reißt nicht ab: Wegen Triebwerksproblemen kehrte am Freitag ein Flugzeug der Qantas kurz nach dem Start zum Flughafen Perth zurück.
“Kurz nach dem Start bemerkten die Piloten ein Vibrieren im linken Motor der Boeing 767”, sagte Qantas-Sprecher Simon Rushold.
Eine Pannenserie bei Airbus, weil eine Boeing Probleme macht?
So gesehen ist es fast logisch, dass Bild.de den Artikel mit einem (mittelmäßig) anonymisierten Lufthansa-Flugzeug bebildert:
Online-Journalismus kann so einfach sein: Man klickt sich morgens durch die Artikel von anderen Redaktionen. Was einem gefällt, übernimmt man einfach. Weitere Recherche ist nicht nötig, das haben ja die Kollegen bereits getan. Noch ein paar Fotos ergänzen — fertig.
So ist wohl auch der Bild.de-Artikel über die Auktion eines “Apple 1” zustande gekommen, der von einem Bericht der “Daily Mail” mehr als nur inspiriert wurde. Hier wie dort erfährt der Leser, dass die Computer-Antiquität 524.000 mal weniger Speicher besitzt als heute übliche PCs, in beiden Artikeln erfährt der Leser vom – falschen – Mindestgebot von 150.000 Pfund. Immerhin hat Bild.de den Original-Artikel verlinkt.
Allerdings war Bild.de beim Abkupfern doch etwas sehr flüchtig:
Nun ja: Die “Daily Mail” zeigt ein Bild von einem Apple-Gehäuse mit handgearbeitetem Schriftzug. Dabei handelt es sich jedoch um das Exemplar eines frühen Computer-Enthusiasten, das im Smithsonian Museum ausgestellt ist. Das bei Christie’s zu versteigernde Exemplar hat hingegen kein Gehäuse.
Hätte der Bild.de-Redakteur den Artikel mit wachen Augen gelesen, wäre ihm das klar geworden. Hätte er dazu noch einen Klick auf die Auktionsseite gewagt, dann hätte er auch erfahren, dass die 150.000 Pfund nicht das Mindestgebot, sondern der höchste Schätzwert ist.
Aber Recherche — das ist halt etwas für die anderen.
Nachtrag 1, 14:45 Uhr. Mangelnde Recherche alleine reicht offenbar nicht aus. Um wirklich erfolgreich zu sein, muss man mehr Fehler machen als die Konkurrenz. Anders lässt sich dieser Teaser auf der Startseite von Bild.de kaum erklären:
Wie jeder Computer-Nostalgiker weiß, war der Apple 1 kein “Mac”, die Macintosh-Reihe begann erst 1984. Wer kein Computer-Nostalgiker ist, hätte auch einfach in die Bildergalerie zum Artikel über die Apple-1-Auktion schauen können. Dort steht es nämlich gleich zweifach:
Allerdings kann man das Misstrauen der Bild.de-Startseiten-Redakteure gegen die Bild.de-Bildergalerien-Texter verstehen. Denn in der gleichen Galerie findet man diese kühne Behauptung:
Wann genau die erste Computermaus der Welt präsentiert wurde, ist zwar nicht ganz klar — aber der Zeitpunkt lag mindestens 15 Jahre vor dem Apple Lisa.
Nachtrag 2, 16:30 Uhr. Nicht nur Bild.de leidet unter einer akuten Abschreibeschwäche – auch Dnews hat den Bericht der Daily Mail punktgerecht versemmelt – und erstaunlicherweise die gleichen Fehler gemacht:
Einer der ersten Apple-Computer, die Firmengründer Steve Jobs von der elterlichen Garage aus verkaufte, wird in London versteigert. Das Einstiegsgebot für das handgefertigte Sammlerstück aus Holz liegt bei 150.000 Pfund (ca. 176.550 Euro).
[…]
Bei dem zu versteigerndem Computer handelt es sich um ein Holzgehäuse mit eingeschnitztem “Apple“ Schriftzug.
Im Londoner Auktionshaus Christie’s kommt am 23. November einer der ersten Apple Computer der Welt, der Apple 1, unter den Hammer. Medienberichten zufolge können Interessenten ab einem Einstiegsgebot von rund 176.000 Euro mitbieten.[…]Der Gewinner der Versteigerung darf sich im Anschluss über ein Komplettpaket freuen, dass aus dem “Gehäuse”, dem Computer, einer Bedienungsanleitung und einem Brief von Apple-Gründer Steve Jobs besteht.
Nachtrag 3, 16:45 Uhr. Inzwischen hat Bild.de den Rückwärtsgang eingelegt und Artikel, Teaser und Bildergalerie korrigiert. Nun heißt es:
Es ist der Urahn aller Apple-Computer! Einer der ersten Apple-PCs – ohne Tastatur, Monitor und Gehäuse – kommt in London unter den Hammer. Schätzwert: bis zu 150 000 Pfund (umgerechnet 176 550 Euro)!
Mit Dank an Alexander A., Florian, Paul B. und Oliver D.
Es ist ein bemerkenswertes Selbstverständnis, das Bild.de da an den Tag legt:
Was so viele Menschen in aller Welt begeistert, muss natürlich auch auf BILD.de zu sehen sein…
Gemeint ist damit: Wenn ein Video bei YouTube “bereits mehr als 3,5 Millionen Mal” (im Sinne von: mehr als 7 Millionen Mal) angeschaut wurde, kann Bild.de es auch schon mal klauen, zwei Mal hintereinanderschneiden, mit Musik und Off-Kommentar unterlegen und nochmal selbst hochladen. Der Arbeitsaufwand dürfte sich dank der Einnahmen aus dem vorgeschalteten Werbeclip rechnen. Aber das ist jaallesnichtsNeues.
Bei einem Spiel zur Stadt-Meisterschaft liegt die Driscoll Middle School schon fast aussichtslos 0:6 hinten.
Wenn man sich sonst eher mit Sportarten wie Fußball oder Handball beschäftigt, bei denen die Tore gezählt werden, sieht so ein 0:6 natürlich “fast aussichtslos” aus. Im American Football allerdings kann man unterschiedlich viele Punkte erzielen. Durch einen Touchdown beispielsweise sechs, weswegen das Spiel in diesem Moment mindestens ausgeglichen war.
Mit Dank an Gabriel T., Lothar Z., Manuel L., J.L., Johannes B. und Matthias H.
Nachtrag, 12. November: Bild.de hat die Formulierung “fast aussichtslos” aus dem Artikel entfernt.
SeitTagen kämpfen “Bild” und Bild.de gegen den angeblichen Verfall der deutschen Sprache. Dabei übersehen die Redakteure, dass die Gefahr nicht nur von englischen Fremdwörtern und in ihren Landessprachen parlierenden Migrantenfamilien ausgeht, sondern auch von Leuten, die mit deutschen Vokabeln nicht vernünftig umgehen können. Also zum Beispiel von ihnen selbst:
Es ist jedenfalls biologisch äußerst unwahrscheinlich, dass die Ur-Ahnen eines vor 189 Jahren verstorbenen Mannes heute noch “geschockt” sein können. Sie dürften vielmehr längst zu Staub zerfallen sein.
Mit Dank an Thomas B. und Fr.-Jo. K.
Nachtrag, 11. November: Mehrere unserer Leser weisen darauf hin, dass das Partizip Perfekt von “schockieren” eigentlich “schockiert” lautet. “Geschockt” ist ein Anglizismus.
Und außerdem müsste es natürlich “Makaberes England” heißen.
WIE SICHER IST EIGENTLICH DIE MASCHINE, MIT DER ICH FLIEGE?
So weit, so naheliegend.
Bild.de griff also auf die Statistiken einer privaten Flugzeugkatastrophen-Website zurück und präsentiert den Lesern jetzt Zahlen und Fakten.
Und damit das nicht zu langweilig wird und die Leser auch wissen, wie die entsprechenden Flugzeuge aussehen, gibt es eine kleine Grafik dazu:
Der Nutzen dieses Schaubilds wird allerdings dadurch eingeschränkt, dass das mit “Boeing 757” bezeichnete Flugzeug gar keine Boeing 757 ist. Die Lufthansa hat gar keine 757 in ihrer Flotte. Bei dem abgebildeten Flugzeug handelt es sich wahrscheinlich um einen Airbus A 320.
Mit Dank an Guido K. und David N.
Nachtrag, 22.18 Uhr: Bild.de hat die Grafik überarbeitet — und siehe da: Auch der Airbus A 320 war keiner:
Bestialische Details zum Mord am Stuttgarter Porsche-Tuner Uwe Gemballa († 52) in Südafrika: Sein Mörder hat ihn auf besonders brutale Weise erstickt! Bisher ging man davon aus, er sei erschossen worden.
Dabei soll es gar nicht darum gehen, dass auch “Bild” und Bild.de bereits in der letzten Woche verkündet hatten, dass Gemballa erstickt worden war. Und auch nicht darum, dass “Bild” und Bild.de diese “bestialischen Details” natürlich mit ihren Lesern teilen.
Gehen soll es viel mehr um den Link im folgenden Satz:
Der Link führt nicht etwa zu einer Übersichtsseite, auf der Bild.de alle Meldungen zum international organisierten Verbrechen versammelt hätte — sondern auf eine Fanseite des Computerspiels “Mafia II”.
Mit Dank an Daniel T. und Christian G.
Nachtrag, 9. November: Bild.de hat den Link ersatzlos entfernt.
“Google Street View” ist böse, daran ließen “Bild” und Bild.de keinen Zweifel: Mit merkwürdigen Methoden, falschen Fotos und Argumenten schürten die beiden Medien die Bedenken und Ängste einiger Deutscher vor Googles Straßenfoto-Dienst.
Und heute dann das:
“Exklusiv” zeige Bild.de diese ersten Bilder, schreibt Bild.de gleich mehrfach.
Andererseits schreibt Bild.de auch:
Und so funktioniert’s: Nach Klicken des Banners öffnet sich ein Pop-Up-Fenster. An der rechten Seite können Sie das Stadion ihrer Wahl aussuchen. Oder Sie gehen direkt auf die Street View–Seite von Google.
Und das ist natürlich eine tolle Sache: Google Street View, exklusiv bei Bild.de und bei Google Street View.
Nachtrag, 12.24 Uhr: Bild.de hat in seinem Startseiten-Teaser das Wörtchen “exklusiv” gestrichen:
Im Artikel taucht es aber weiterhin auf.
2. Nachtrag, 14.15 Uhr: Inzwischen sind die Bilder auch im Artikel nicht mehr “exklusiv”.
Da hat Wikileaks den Journalisten etwas eingebrockt. Über 390.000 Dokumente aus dem Irak hat die Plattform veröffentlicht. Wer soll das denn alles lesen? Aber keine Sorge — zum Glück gibt es die Story hinter der Story.
Ja, ER war es. Ganz bestimmt. Vielleicht. Zumindest war irgendwo zu lesen, dass er Dokumente an Wikileaks gegeben hat. Andere Dokumente. Also warum nicht auch die aus dem Irak?
Auf deutsch: Bisher weiß niemand außer Manning selbst so genau, welche Dokumente er an Wikileaks gegeben hat — Wikileaks sagt dazu nichts, die US-Regierung hält sich bedeckt. Aber wen interessiert das schon? Bild.de hatte seine Schlagzeile und musste die 391.832 Akten nicht lesen.
Mit der Aktion “Raus mit der Sprache — Rein ins Leben” sollen Migranten ermutigt werden, die deutsche Sprache zu erlernen. Die Deutschlandstiftung Integration macht mit, die Axel Springer AG und zahlreiche Prominente, wie Bild.de erklärt:
Im Videoclip vom Making Of sieht man, neben anderen, …
Vor zwei Tagen durfte Frank Appel, Vorstandschef der Deutschen Post und “Bild”-“Gewinner” am 4. August, im Gespräch mit Santen erklären, wie wichtig China für Deutschland und die Deutsche Post ist — und weil Santen eh schon in China war, hat er auch gleich noch ein kleines UrlaubsWerbevideo gedreht.
Die Deutsche Post sei schon seit über 24 Jahren hier (also auf dem Wachstumsmarkt China), erzählt eine Off-Sprecherin über wacklige Handkamera-Bilder, dann darf Frank Appel noch mal berichten, wie wichtig China für Deutschland ist und welche wichtige Rolle die Post für den Warenverkehr zwischen China und Deutschland spielt:
Dann widmet sich Santen dem Warenverkehr in Hongkong:
Einen Expresszusteller der deutschen Post werde man heute begleiten, erzählt Santen in die Kamera und stapelt dabei ordentlich tief. Denn es ist nicht irgendein Zusteller, Nein!
ER ist der schnellste Post-Flitzer der Welt – obwohl er täglich mit Taxis, Bussen, Stau und Chaos zu kämpfen hat!
Und da ist er auch schon: Barry Lau.
Ganz so schnell, wie Santen schreibt, ist Lau offenbar aber nicht — das Video von seiner Ankunft hat man vorsichtshalber mal beschleunigt. Lau ist stolz, für den wichtigen Bezirk Zentral-Hongkong verantwortlich zu sein. Für eine deutsche Firma zu arbeiten, mache für ihn “keinen großen Unterschied”, so Lau bzw. der Übersetzer.
Lau packt die Sendungen und Santen auf seinen Roller und dann geht’s los:
Doch schon bald meldet sich Santen zu Wort: Die Expresszustellung sei heute ein bisschen langsamer als sonst, “weil: ‘ne Menge Stau” (mit dem Lau doch angeblich jeden Tag zu kämpfen hat). Doch Santen ist sich “ziemlich sicher”, dass “Barry” “sein Zeug” rechtzeitig zustellen wird.
Damit es ein bisschen schneller geht, sind die folgenden Fahrszenen wieder mal beschleunigt:
Und dann sind “wir” endlich am Ziel: Ein Päckchen wird ausgeliefert, der Empfang bestätigt “und dann ist die Arbeit getan”.
Noch schneller wäre es vermutlich gegangen, wenn Santen und Lau nicht erst durch die ganze Stadt gegurkt wären, sondern das Päckchen direkt da abgegeben hätten, wo sie es auch abgeholt haben:
Abholung:
Auslieferung:
Mit Dank an Christopher K.
Nachtrag/Hinweis, 18.50 Uhr: Mehrere Leser haben uns darauf hingewiesen, dass Santen und Lau in einer ganz anderen Straße losfahren, als sie ankommen. Andererseits trifft der Reporter den Kurier (“Und hier kommt schon Barry Lau”) scheinbar schon vor der Fahrt am Ziel.