Archiv für 6 vor 9

KW 34/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Instagram – Das toxische Netzwerk
(arte.tv, Olivier Lemaire, Video: 1:26:34 Stunden)
Anfangs war es nur eine kleine App zum Teilen von Fotos, mittlerweile nutzen eine Milliarde Menschen Instagram. Was so vermeintlich positiv und harmlos daherkommt, hat seine Tücken, wie eine Arte-Doku filmisch analysiert: “Die ungebremste Inszenierung der eigenen Person, die im Ozean des Konsums illusorisch Glück verspricht, beeinflusst das Leben der Menschen schleichend. Die Flut an Bildern schlägt in Übersättigung um, in eine nie endende Pornografie aus Klamotten, Gegenständen, Essen und muskulösen, sonnengebräunten, eingeölten Körpern.” Der Film geht der Frage nach, welche Einflüsse Instagram auf Individuum und Gesellschaft hat.
Weiterer Gucktipp: Beim öffentlich-rechtlichen Jugendkanal “funk” gibt es einen zehnminütigen Beitrag über Douyin, das chinesische TikTok: “Warum Douyin in China so erfolgreich ist, und wie die kommunistische Partei vorgeht, wenn sich User zum Beispiel kritisch gegenüber der Regierung äußern.”

2. Publizist, Aktivist, Nonkonformist
(deutschlandfunk.de, Stefan Koldehoff, Audio: 54:52 Minuten)
Günter Wallraff gilt vielen als Legende des Investigativjournalismus. Er schlich sich in Industrieunternehmen ein, schlüpfte in verschiedene Rollen und Identitäten und war “der Mann, der bei ‘Bild’ Hans Esser war”. Im Deutschlandfunk spricht Wallraff über seine bekanntesten Recherchen, zum Beispiel in der “Bild”-Redaktion oder bei McDonald’s, und gibt Einblick in sein Inneres: “Ich fühle mich Menschen nahe, die geächtet sind.”
Transparenzhinweis und Werbung in eigener Sache: 44 Jahre nach seinem eigenen Buch über “Bild” hat sich Wallraff für “Ohne Rücksicht auf Verluste”, das Buch meiner BILDblog-Kollegen Mats Schönauer und Moritz Tschermak, ausgesprochen: “Eine überzeugende und erschütternde Beweisführung.”

3. Das neue YouTube für Rechte?
(deutschlandfunkkultur.de, Vera Linß & Tim Wiese, Audio: 7:05 Minuten)
“Lange konnten rechtsextreme Inhalte auf Plattformen wie YouTube und Facebook ungehindert veröffentlicht werden. Gesetzesänderungen erschweren das nun. Menschen aus dem rechten Spektrum suchen nach Alternativen und werden fündig”, schreibt die Redaktion von Deutschlandfunk Kultur zu einem Gespräch mit Paula Matlach, Analystin beim ISD Germany. Matlach untersucht dort die Verbreitung von Desinformation und extremistischen Ideologien in deutsch- und englischsprachigen Ländern. Im Interview spricht Matlach über die von Rechten und Rechtsradikalen immer öfter genutzte Youtube-Alternative Odysee.
Weiterer Hörtipp: Im “Übermedien”-Podcast geht es um den radikalen Frauenfeind Andrew Tate: “Gut vier Millionen Follower hatte er auf Twitter, noch mehr auf Insta, bei Tiktok wurden seine Clips rund zwölf Milliarden Mal aufgerufen, und auf Google wird häufiger nach ihm gesucht als nach Kim Kardashian und Donald Trump zusammen! Wer ist dieser vor Ego platzende Muskelmann namens Andrew Tate? Und was macht ihn so erfolgreich?” Holger Klein spricht darüber mit Samira El Ouassil (uebermedien.de, Audio: 23:03 Minuten).

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4. Rebecca Barth, Journalistin, berichtet u.a. für die ARD aus der Ukraine
(medienmacherin.podigee.io, Freddie Schürheck, Audio: 51:59 Minuten)
Beim “Medienmacherin”-Podcast trifft Freddie Schürheck die Journalistin Rebecca Barth, die unter anderem für die ARD aus der Ukraine berichtet. In dem Gespräch geht um Barths journalistische Arbeit im Kriegsgebiet, ihre Verarbeitungsstrategien und die Frage, was sie immer wieder in die Ukraine zurückzieht.

5. Morde in Mexiko: Frei berichten trotz Lebensgefahr?
(ndr.de, Zapp, Anna Mundt & Lisa Maria Hagen, Video: 26:15 Minuten)
Mexiko gilt für Medienschaffende als eines der gefährlichsten Länder der Welt. “Was passiert da? Und wie kann man in einem solchen Land noch frei berichten?” Für ihren “Zapp”-Beitrag haben Anna Mundt und Lisa Maria Hagenin Mexiko Angehörige von Opfern getroffen, sie thematisieren die kritikwürdige Politik des Präsidenten und zeigen, “wie unzureichend das staatliche Schutzprogramm für Journalist:innen ist.”

6. Klare Vision statt Trends und Hypes – mit Podigee-Gründer Mati Sójka
(omrmedia.podigee.io, Vincent Kittmann, Audio: 30:11 Minuten)
2013 hatten Mati Sójka und Ben Zimmer eine brillante Geschäftsidee: Sie gründeten die Podcast-Hosting-Plattform Podigee. Zunächst beherbergten sie nur einige wenige Hörformate, nun seien es etwa 15.000 aktive Podcasts mit insgesamt rund 150 Millionen Downloads pro Monat. Im aktuellen “OMR”-“Podtalk” unterhält sich Vincent Kittmann mit Podigee-Gründer Sójka über dessen Unternehmen und die Podcast-Welt.
Passender Hörtipp dazu: Im Podcast “turi2 Clubraum” ist Sebastian Esser zu Gast, der mit Steady ein Finanzierungsportal anbietet, das auch für die Vermarktung von Podcasts genutzt werden kann (Aline von Drateln & Markus Trantow, Audio: 44:20 Minuten). Auch hier ein Transparenzhinweis: Wir vom BILDblog nutzen ebenfalls Steady.

Champagner und Entenstopfleber, Irrtümer mitdenken, Streaming Wars

1. Die Intendantin und ihr Kontrolleur
(tagesschau.de, Gabi Probst & René Althammer & Jo Goll & Daniel Laufer & Oliver Noffke)
Eigentlich soll im öffentlich-rechtlichen System ein Verwaltungsratsvorsitzender die Arbeit des Intendanten oder der Intendantin überwachen. Der rbb-Verwaltungsratsvorsitzende Wolf-Dieter Wolf und die rbb-Intendantin Patricia Schlesinger pflegten jedoch ein enges, womöglich freundschaftliches Verhältnis, wie neu aufgetauchte Dokumente belegen. Auf Kosten der Beitragszahler erfreute man sich an Delikatessen wie Entenstopfleber (deren Herstellung in Deutschland übrigens aus guten Gründen verboten ist, Anmerkung des “6-vor-9”-Kurators) und Champagner und wäre sogar fast miteinander verreist.

2. Im Auftrag der Pressefreiheit
(journalist.de, Celine Schäfer)
Beim “journalist” zeichnet Celine Schäfer der Werdegang von Vera Deleja-Hotko nach, die das Rechercheteam von “FragDenStaat” leitet. Dort recherchiere sie auf Grundlage von Dokumenten, die sie und ihr Team durch Informationsfreiheitsgesetze erhalten. Bis zu ihrer jetzigen Position war es für Deleja-Hotko ein harter und entbehrungsreicher Weg: “Wäre ich es nicht schon aus meiner Schulzeit gewohnt gewesen, so viele Stunden zu arbeiten und Nachtschichten zu machen, hätte ich diesen Weg nicht gehen können.”

3. Die eigenen Irrtümer mitdenken
(boersenblatt.net, Lennart Schaefer)
In die Debatte um das Zurückziehen von Begleitbüchern zu einem Winnetou-Spin-off schaltet sich Lennart Schaefer ein und räumt mit Missverständnissen auf: “Es geht nicht um die Empörung einer Gruppe von Aktivisten auf Social Media, sondern um die Kritik der Betroffenen. Es gibt auch keine Zensur, weil nichts verboten wurde, sondern nur Rücksicht genommen. Es steht auch keine Bücherverbrennung vor der Tür, weil das aus einer Diktatur hervorgegangen ist und es gerade um das Gegenteil geht – um Vielfalt, darum, allen zuzuhören und alle verstehen zu wollen.”

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4. Gericht verurteilt Querdenker wegen Mordaufrufen im Netz
(rnd.de)
Ein 63-jähriger Betreiber einer Facebook-Gruppe wollte die von anderen Gruppenmitgliedern geposteten Hasskommentare und Mordaufrufe partout nicht löschen. Das Amtsgericht Weiden hat den “Querdenker” daraufhin zu einer Bewährungsstrafe von elf Monaten und einer Zahlung von 1.200 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung verurteilt.

5. Newsletter Netzwerk Recherche 212
(netzwerkrecherche.org, Daniel Drepper & Albrecht Ude)
Wie immer eine Empfehlung wert, nicht nur für Journalistinnen und Journalisten aus dem Investigativbereich: der Newsletter des Netzwerk Recherche (nr). Die neueste Ausgabe liefert den gewohnten aktuellen Überblick über Nachrichten, Veranstaltungen, Seminare, Stipendien und Preise. Außerdem gibt es Informationen zur alljährlichen nr-Jahreskonferenz, die am 30. September und 1. Oktober dieses Jahres in Hamburg stattfindet. Im Pressespiegel gibt es zudem wertvolle Lesetipps zu ausgesuchten Themen.

6. Streaming Wars
(tagesspiegel.de, Joachim Huber & Hannes Breustedt & Andrej Sokolow)
In wenigen Tagen feiert der ehemalige DVD-Verleiher und heutige Streaminganbieter Netflix ein Jubiläum, doch die Freude dürfte getrübt sein: “An seinem 25. Geburtstag am 29. August steht der Streaming-Marktführer unter Druck wie selten zuvor und es ist unklarer als je zuvor, wer die Streaming Wars gewinnt.”

Angriff auf BR-Reporter, Feinheiten der Kündigung, Hubschrauber-Foto

1. Angriff auf BR-Reporter am Rande von Corona-Pressekonferenz
(br.de, BR24-Redaktion & Henning Pfeifer & Simon Emmerlich)
Nach einer Pressekonferenz zur Corona-Pandemie des bayerischen Gesundheitsministers führte ein Reporter des Bayerischen Rundfunks (BR) Interviews, als ein Mann erschien und den Journalisten von der Seite mit mehreren Faustschlägen angriff. Später lauerte derselbe Mann dem BR-Mitarbeiter auf dem Weg zum Auto auf und attackierte ihn erneut. Der Täter sei nach BR-Recherchen dem äußeren rechten Spektrum zuzuordnen.

2. Feinheiten der Kündigung
(taz.de, Christian Rath)
Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) habe am Montag der nunmehr ehemaligen rbb-Intendantin Patricia Schlesinger “vorsorglich außerordentlich fristlos” gekündigt. In der Pressemitteilung des rbb sei das Wort “vorsorglich” sogar unterstrichen gewesen. Christian Rath, rechtspolitischer Korrespondent der “taz”, erklärt, welche juristischen Gründe hinter dieser Formulierung stecken.

3. Aufklärung aus eigener Kraft
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
In einer dem “Tagesspiegel” vorliegenden Resolution verlangen rbb-Beschäftigte eine Mitsprache bei der Besetzung des Interims-Intendanten und des künftigen Senderchefs. Eine neu einzurichtende Kommission solle darüber aufklären, “wie die Missstände in der Geschäftsleitung über einen so langen Zeitraum toleriert werden konnten, wie allen hehren Unternehmenszielen zum Trotz eine Unternehmenskultur gedeihen konnte, in der selbst offenkundige Verfehlungen und fragwürdige Führungsentscheidungen hingenommen werden konnten.”

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4. Lambrecht muss Fragen zu Hubschrauber-Foto beantworten
(faz.net)
Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht muss einem Urteil des Verwaltungsgerichts Köln zufolge einem Journalisten Fragen zu einem Hubschrauber-Flug mit ihrem Sohn beantworten – zumindest zu den Aspekten, die einen dienstlichen Bezug zur Bundeswehr aufweisen.

5. Praxistipps für den Lokaljournalismus
(fachjournalist.de, Ralf Falbe)
Ralf Falbe berichtet von interessanten Karrierechancen im Lokaljournalismus: “Auch für Einsteiger ist es möglich, mit dem Lokaljournalismus Geld zu verdienen. Aufgrund der hohen Fluktuation und der manchmal schwierigen Lebensbedingungen in abgelegenen Provinzstädten werden neue Kolleginnen und Kollegen auch in Festanstellung händeringend gesucht. Selbst branchenfremde Redakteure werden aufgrund des Fachkräftemangels im ländlichen Raum eingestellt.” Außerdem verrät er einige bewährte Praxistipps für die Arbeit im Lokaljournalismus.

6. Deutschlandradio startet Dlf-Podcastfinder.de
(flurfunk-dresden.de)
Mit dem “Dlf Podcastfinder” bietet der Deutschlandfunk eine neue Möglichkeit, sich in der Podcastwelt von Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova zurechtzufinden. Ein paar Klicks auf Lieblingsthemen, gewünschte Eigenschaften und Länge reichen, und das Tool macht drei Vorschläge aus insgesamt 60 Inhalten.

Weigelts Welt, Journalisten freigesprochen, Videotheken-Dinos

1. Weigelts Welt
(sueddeutsche.de, Ulrike Nimz)
Ein Bürgermeister, der einen Journalisten schubst, wie es in der thüringischen Kleinstadt Bad Lobenstein passiert ist, sei keine Provinzposse, sondern das Resultat wachsender Demokratieverachtung, kommentiert Ulrike Nimz. Die nachgeschobene Stellungnahme des Bürgermeisters sei “der Versuch, das Geschehen umzudeuten, alternative Fakten zu schaffen. Es ist, im ganz Kleinen, die Strategie eines Donald Trump, es ist die Strategie eines Wladimir Putin, eine Strategie, die dazu führt, dass niemand mehr seinen Augen und Ohren glauben mag. Aber die Wahrheit ist nichts Verhandelbares, nichts, das man nach Belieben interpretieren kann.”
Weiterer Lesehinweis: Der Deutsche Journalisten-Verband Thüringen fordert den Rücktritt des Bürgermeisters: “Wer Journalist:innen angreift, greift die Demokratie an. Er tritt Grundrechte wie die Pressefreiheit mit Füßen.” (djv-thueringen.de)

2. Journalisten in Fulda freigesprochen
(verdi.de, Peter Nowak)
“Das Fuldaer Amtsgericht hat am 22. August zwei Journalist*innen freigesprochen, die sich auf der Online-Plattform ‘Belltower-News’ kritisch mit einem Polizeieinsatz in Fulda auseinandergesetzt hatten, bei dem ein afghanischer Geflüchteter ums Leben kam. Damit obsiegte die Pressefreiheit.” Peter Nowak fasst den Fall zusammen, bei dem laut “Belltower.News” selbst die Staatsanwaltschaft auf Freispruch plädiert habe.

3. Wer soll den RBB retten?
(tagesspiegel.de, Joachim Huber & Kurt Sagatz)
Bei der Suche nach einem Interims-Intendanten beziehungsweise einer -Intendantin für den öffentlich-rechtlichen rbb würden erste Namen die Runde machen: Roland Jahn, letzter Leiter der Stasiunterlagenbehörde, der ehemalige SWR-Intendant Peter Boudgoust, der ehemalige BR-Intendant Ulrich Wilhelm sowie Ulrich Deppendorf, ehemaliger Studioleiter und Chefredakteur Fernsehen im ARD-Hauptstadtstudio.

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4. Keine Mas­kenpf­licht im Regie­rungs­f­lie­ger?
(lto.de)
Wer von einem deutschen Flughafen aus startet, muss an Bord in der Regel eine Corona-Maske tragen. Für den Regierungsflieger, der mit Olaf Scholz und Robert Habeck am Sonntag von Berlin aus nach Montreal gestartet ist, scheint diese Regel nicht zu gelten. Dort trugen die mehr als 80 Passagiere, darunter 25 Medienvertreter, keinen Mund-Nasen-Schutz. Ein Regierungssprecher wies darauf hin, dass die Reiseteilnehmer und -teilnehmerinnen einen aktuellen negativen PCR-Test vorgelegt hätten. Dennoch ist in den Sozialen Netzwerken und auch in der Berichterstattung mancher Medien die Empörung groß. “Legal Tribune Online” beleuchtet die Rechtslage genauer.

5. Ex-Sicherheitschef wirft Twitter “schockierende Schwachstellen” vor
(zeit.de)
Peiter Zatko, ehemaliger Sicherheitschef des Onlinedienstes Twitter, wirft seinem früheren Arbeitgeber gravierende Sicherheitslücken vor. Berichten von “Washington Post” und CNN zufolge habe er eine Beschwerde als Whistleblower bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht. Darin berichte Zatko von “schweren und schockierenden Schwachstellen” und einer Bedrohung der “nationalen Sicherheit und der Demokratie”.

6. Dinosaurier im Streamingzeitalter? Die Situation von Videotheken in Deutschland
(deutschlandfunkkultur.de, Jörg Taszman, Audio: 5:25 Minuten)
Jörg Taszman hat für Deutschlandfunk Kultur recherchiert, wie es um die Situation der Videotheken bestellt ist: Wie schlagen sie die Läden angesichts der Streaming-Übermacht? Taszman hat eine der nur noch 50 in Deutschland existierenden Videotheken besucht.

Schlesinger fristlos entlassen, Reichelts Youtube-Welt, Maaßen

1. DJV begrüßt fristlose Kündigung
(djv.de)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) begrüßt den gestrigen Schritt des rbb-Verwaltungsrats, den Vertrag der ehemaligen Intendantin Patricia Schlesinger außerordentlich und fristlos zu kündigen: “Das war überfällig. Die fristlose Kündigung von Patricia Schlesinger ist ein erster Schritt, um Schaden von der gesamten ARD abzuwenden”, so der DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall: “Damit stellt der Verwaltungsrat eine wichtige Weiche bei der Aufarbeitung des Skandals und wendet hoffentlich weiteren finanziellen Schaden vom RBB ab.”
Schlesinger selbst sieht sich hingegen als politisches Opfer und “Sündenbock”.
Weiterer Lesehinweis: “Nach dem Rücktritt von Patricia Schlesinger hat Hagen Brandstäter die Leitung des RBB übernommen. Nun ist er für mehrere Woche krankgeschrieben.” – Schulte-Kellinghaus vertritt Brandstäter (tagesspiegel.de, Kurt Sagatz).

2. So unterschiedlich arbeiten die Gremien bei ARD & Co.
(deutschlandfunk.de, Christoph Sterz, Audio: 8:34 Minuten)
Für die Aufsichtsgremien der neun ARD-Anstalten, des ZDF und des Deutschlandradios gälten laut einer Deutschlandfunk-Recherche jeweils sehr unterschiedliche Regeln. Die Gremienbüros seien zum Teil mit wenig Personal besetzt, und bei der Überwachung der Finanzen gebe es Auffälligkeiten, befindet Christoph Sterz, der sich mit einem Fragenkatalog an die zuständigen Gremien gewandt hatte.

3. Rechtspopulistisches Comeback auf YouTube?
(tagesschau.de, Carla Reveland & Pascal Siggelkow)
Carla Reveland und Pascal Siggelkow haben sich angeschaut, was der frühere “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt auf Youtube so treibt. Die Frage sei: “Kann Reichelt mit seinem im Juli gestarteten Kanal die für sich auserkorene Lücke zwischen boulevardistischen oder konservativen Medien und den sogenannten Alternativen Medien schließen und erfolgreich bedienen?”

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4. Beck-Verlag soll die Zusam­men­ar­beit mit Hans-Georg Maaßen auf­kün­digen
(lto.de, Hasso Suliak)
Der erzkonservative CDU-Rechtsaußen und Ex-Verfassungsschützer Hans-Georg Maaßen arbeitet am Grundgesetz-Kommentar des renommierten Verlags C. H. Beck mit und bearbeitet dort ausgerechnet das Asylgrundrecht. Das sorgt für heftige Kritik bei Autoren, Juristinnen und Anwaltsverbänden. Der Co-Bundessprecher der Neuen Richtervereinigung wird beispielsweise mit folgenden Worten zitiert: “Der Beck Verlag zeigt damit abermals mangelnde Reflexion über die Verantwortung, die gerade der deutschen Rechtswissenschaft im Kampf gegen Rechtsextremismus und Faschismus zukommt.”

5. Das Ende der ersten Nachkriegszeitung
(verdi.de)
Die “Aachener Nachrichten” gelten als erste freie und demokratische Zeitung in Deutschland, doch heute stehen sie vor dem Aus beziehungsweise vor der Verschmelzung mit der “Aachener Zeitung” – mit unangenehmen Folgen für die Beschäftigten: “Wie aus dem Haus zu hören ist, haben die neuen Besitzer bereits angekündigt, sich der Tarifbindung entziehen zu wollen.”

6. Ein großer Zeitungsmacher mit Witz und Esprit
(tagesspiegel.de, Hermann Rudolph)
Theo Sommer, Publizist, langjähriger Chefredakeur und später Herausgeber der “Zeit”, ist im Alter von 92 Jahren gestorben. In seinem Nachruf erinnert Hermann Rudolph an das Leben und Wirken des großen Zeitungsmachers.

rbb honoriert Nichtstun, ARD ohne Vertrauen, Bürgermeister attackiert

1. Freigestellter Manager kostet den RBB über 700.000 Euro
(dwdl.de, Alexander Krei)
Beim rbb will einfach keine Ruhe einkehren. Nach den zahlreichen Vorwürfen gegen Ex-Intendantin Patricia Schlesinger und andere Personen aus der Leitungsetage, stellt sich nun heraus, dass der ehemalige Chef von rbb Media noch bis zum Renteneintritt und anscheinend ohne Gegenleistung Gelder kassiert. 300.000 Euro habe er bislang schon fürs Nichtstun bekommen, von noch ausstehenden 400.000 Euro ist die Rede. Alexander Krei erklärt, was es mit den ominösen Zahlungen auf sich hat, und berichtet von einer Fragen aufwerfenden Liebesbeziehung.

2. ARD ohne Vertrauen in RBB-Führung
(taz.de)
Die restliche ARD entzieht der rbb-Geschäftsleitung ihr Vertrauen. “Wir, die Intendantinnen und Intendanten der ARD, haben kein Vertrauen mehr, dass der geschäftsführenden Leitung des Senders die Aufarbeitung der diversen Vorfälle zügig genug gelingt”, so ARD-Chef Tom Buhrow am Samstag. Damit wachse der Druck auf das rbb-Führungsteam rund um den geschäftsführenden Intendanten Hagen Brandstäter, die Ämter niederzulegen. Die Vorsitzende des rbb-Rundfunkrats, Friederike von Kirchbach, ist bereits zurückgetreten.

3. Thüringer Bürgermeister attackiert Journalist heftig
(morgenpost.de, Marius Koity & Elmar Otto & Christian Unger)
Ein Reporter der zur Funke Mediengruppe gehörenden “Ostthüringer Zeitung” ist beim öffentlichen Empfang auf einem Stadtfest vom dortigen Bürgermeister an der Arbeit gehindert und körperlich attackiert worden. Dem Journalisten sei aufgefallen, dass die Stadt auch einen bekannten Reichsbürger eingeladen hatte. Anscheinend störte sich der Bürgermeister, der in der Vergangenheit Corona als “Lüge” der Regierung bezeichnet habe und unlängst nur knapp der Abwahl entgangen sei, an entsprechenden Nachfragen und ging zum Angriff über.

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4. Fact Checking bei Investigativ-Recherchen: Ein Guide
(netzwerkrecherche.org, Nils Hanson)
Das Netzwerk Recherche veröffentlicht einen übersetzten Beitrag des preisgekrönten schwedischen Investigativreporters Nils Hanson zum Thema Faktencheck bei Investigativ-Recherchen. Hanson nennt zunächst drei unumgänglichen Checkpoints und verrät dann seine zehn Tipps zum Faktencheck. Sein Fazit: “Investigativ-Beiträge Zeile für Zeile zu redigieren, ist mühsam, aber es lohnt sich. Denn du wirst vermutlich nicht mitten in der Nacht schweißgebadet aufwachen, weil du fürchtest, falsch berichtet zu haben. Stattdessen kannst du ruhig schlafen in dem Wissen, alles getan zu haben, um das Risiko eines Fehlers zu minimieren.”

5. Worin liegt der Reiz des Podcasts für einen Textverliebten, Nils Minkmar?
(turi2.de)
Beim Medienportal “turi2” finden derzeit die Podcast-Wochen statt mit vielen Beiträgen rund um das boomende Medium. Aktuell erklärt der Journalist und Podcaster Nils Minkmar, worin für ihn der Reiz des Formats liegt: “Podcasten macht nur Spaß, wenn man es in guter Gesellschaft tut, mit der man auch mal anderer Meinung sein kann. Und ohne allzu enge Vorgaben, jede Vorsicht oder Vorgabe verdirbt die Sache. Denn Podcasten ist eine Ausübung unserer Freiheit. Und die gibt es nicht ohne Risiko.”

6. Wie wir betrogen wurden (-45.000€)
(youtube.com, Simplicissimus, Video: 9:41 Minuten)
Die Macher des ehemals zum öffentlich-rechtlichen “Funk”-Kosmos gehörenden Youtube-Kanals “Simplicissimus” berichten, wie Betrüger ihre Mail-Kommunikation abgefangen, dessen Ausdrucksweise imitiert und sich rund 45.000 Euro erschwindelt haben. Ein spannender Betrugsfall, der zeigt, wie angreifbar elektronischer Schriftverkehr ist.

KW 33/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Ist der rbb noch zu retten?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 37:45 Minuten)
Holger Klein unterhält sich im “Übermedien”-Podcast mit Medienkritiker Stefan Niggemeier über die Causa Schlesinger: “Was ist seit dem Rücktritt der rbb-Intendantin passiert? Wie sehr rückt jetzt die ganze Geschäftsführung ins Visier? Hat man in der Leitung immer noch nicht erkannt, wie groß das Problem ist? Wie geht der rbb mit den Vorwürfen um? Und welche Konsequenzen müssen aus dem Debakel gezogen werden?”

2. Recherchen gegen den eigenen Sender – Journalismus in der ARD-Krise
(ardaudiothek.de, Bettina Schmieding, Audio: 35:46 Minuten)
Auch beim Deutschlandfunk geht es um die entlassene rbb-Intendantin Patricia Schlesinger: Welche Antworten muss der öffentlich-rechtliche Journalismus auf diese Krise finden? Und wie ist das, gegen das eigene Haus zu recherchieren? Jo Goll vom rbb-Rechercheteam, Jochen Becker vom NDR-Medienmagazin “Zapp” sowe Brigitte Baetz und Bettina Schmieding aus der Deutschlandfunk-Medienredaktion diskutieren darüber.

3. Annette Dittert, Auslandskorrespondentin und Leiterin ARD-Studio London
(medienmacherin.podigee.io, Freddie Schürheck, Audio: 33:20 Minuten)
“Wie ist es, als Auslandskorrespondentin 24/7 erreichbar sein zu müssen? Warum ist London für Journalist*innen spannender als New York? Und warum schläft Annette Dittert im Winter mit Handschuhen und Mütze im Bett?” Diese und weitere Fragen bespricht Freddie Schürheck mit Auslandskorrespondentin Annette Dittert, die das ARD-Studio in London leitet.

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4. Der Spiegel mit Stefan Ottlitz und Torben Sieb
(youtube.com, Alexander Graf, Video: 1:16:45 Stunden)
“Was treibt die Entwicklung beim Spiegel? Wie funktioniert das Geschäftsmodell? Wie soll man umgehen mit false balance? Wie bewährt sich das Spiegel+ Modell?” Alexander Graf spricht darüber mit Stefan Ottlitz, Geschäftsführer, und Torben Sieb, Vertriebsleiter des “Spiegel”-Verlags.

5. Michel Abdollahi – “Ich wusste bis vor einigen Jahren nicht, dass ich nicht weiß bin.”
(aufsteigerinnen.podigee.io, Tijen Onaran, Audio: 32:54 Minuten)
Michel Abdollahi wurde einem größeren Publikum bekannt, als er für den Dokumentarfilm “Im Nazidorf” für einen Monat in das nordwestmecklenburgische Jamel zog und in “eine Welt zwischen Volkszorn und Freundlichkeit” eintauchte. Im Podcast “Aufsteiger*innen” erzählt er von seinem Werdegang, von seinen ersten Schritten auf die Bühnen und in die Studios und er verrät, was seine Eltern von seiner beruflichen Entwicklung halten.

6. Überall Krimi – Der True Crime-Boom in den Medien
(sr-mediathek.de, Isabel Sonnabend & Michael Meyer, Audio: 18:13 Minuten)
Bei “Medien – Cross und Quer” sprechen Isabel Sonnabend und Michael Meyer mit der Fernsehkritikerin Jenni Zylka über den anhaltenden True-Crime-Boom: “Woher kommt dieser Hype, was macht eigentlich einen guten Krimi und True-Crime-Podcast aus, und wie entwickelt er sich?”

Herz für Verfassungsfeinde?, Janich, Pressefreiheit nur für Gedrucktes?

1. CDU-Generalsekretär fordert Untersuchungsausschuss zur RBB-Affäre
(tagesspiegel.de, Kurt Sagatz & Hannes Heine & Alexander Fröhlich & Benjamin Lassiwe)
Wenn es nach dem Willen des CDU-Generalsekretärs Mario Czaja geht, könnte es bald schon im Berliner Abgeordnetenhaus einen Untersuchungsausschuss zu den Vorgängen beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) geben. “Offenbar lebte die RBB-Spitze in einem fragwürdigen System, einer gefährlichen Geschäftskultur. Das sollte ein Untersuchungsausschuss aufklären”, so Czajas Begründung. Derweil sei im Intranet des RBB eine von Chefredakteur David Biesinger und der Compliance-Beauftragten Anke Naujock-Simon unterzeichnete Drohung an Whistleblower erschienen, keine internen Daten an Journalisten und Journalistinnen herauszugeben – auch nicht an solche, die für den RBB tätig seien, berichtet der “Tagesspiegel”.

2. “Welt”: Ein Herz für Verfassungsfeinde?
(volksverpetzer.de, Annika Brockschmidt)
Die “Welt” veröffentlichte unlängst ein Interview mit einem Abgeordneten des argentinischen Parlaments, der auch als künftiger Präsidentschaftskandidat gehandelt wird – dem rechtslibertären Javier Milei. Die Zeitung habe es Milei ermöglicht, seine menschenfeindlichen Äußerungen ohne Kontext wiederzugeben, kritisiert Annika Brockschmidt. “Welt”-Chef Ulf Poschardt und die Redakteurin Anna Schneider schienen sogar ganz begeistert von den Ansichten des “Anarcho-Kapitalisten”, der häufig mit Donald Trump und Jair Bolsonaro verglichen wird. Brockschmidt hat aufgeschrieben, warum sie das Vorgehen der “Welt” für gefährlich hält.

3. FragDenStaat ist jetzt offiziell Presse
(fragdenstaat.de, Arne Semsrott & Aiko Kempen & Hannah Vos)
Die Pressefreiheit gilt nun auch für “FragDenStaat”. Allerdings nicht wegen der journalistischen Arbeit der Transparenzinitiative, sondern weil die Macherinnen und Macher zum Beleg ihrer Presseeigenschaft einige ihrer Recherchen ausgedruckt und zu einem Druckerzeugnis gebündelt haben. So hat jedenfalls das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg entschieden.

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4. Liebling, ich habe den Konzern geschrumpft: Rabe muss liefern
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Bei RTL gab es am Mittwoch einen Personalwechsel an höchster Stelle: Der bisherige Co-CEO Stephan Schäfer geht, Thomas Rabe übernimmt. Keine leichte Aufgabe, wie Thomas Lückerath findet: “Thomas Rabe übernimmt RTL Deutschland nicht aus einer Position der Stärke. Viel mehr ist es der Versuch aufzuräumen, was er angerichtet hat.” Aber auch andere TV-Sender würden gerade schwierige Zeiten erleben, so Lückerath: “ARD, Seven.One und RTL Deutschland stehen aus unterschiedlichsten Gründen vor unterschiedlichen Herausforderungen. Und was ist eigentlich mit dem ZDF? Aus Mainz hört man in diesen Wochen nicht viel, was einerseits daran liegen könnte, dass man dem Wettbewerb inzwischen so weit enteilt ist, dass das laute Lachen vom Lerchenberg über den großen Abstand zum Rest des Feldes verhallt. Oder aber die Mainzelmännchen checken gerade noch einmal ganz genau alle Verträge und Quittungen im Haus.”

5. Frank Plasberg gibt seine Talkshow auf
(faz.net)
Nach fast 22 Jahren und knapp 750 Sendungen gibt Frank Plasberg seinen Moderationsjob bei “hart aber fair” an Louis Klamroth ab. Dieser sei laut WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn “ein kluger und sensibler Beobachter unserer Gesellschaft”. “hart aber fair” werde “sich ändern und doch dem wichtigsten Grundsatz treu bleiben: dass in der Sendung Politik auf Wirklichkeit trifft und sich dabei erklären und bewähren muss.”

6. Das ist Oliver Janich
(deutschlandfunk.de, Pia Behme & Annika Schneider)
Der Politikwissenschaftler und Verschwörungs-Experte Josef Holnburger kommentiert im Deutschlandfunk die Festnahme des Verschwörungsideologen Oliver Janich auf den Philippinen. Die genauen Hintergründe seien noch unklar. Außerdem stehe nicht fest, ob Janich tatsächlich nach Deutschland überstellt werde. In der Verschwörungs- und Unterstützerszene herrsche jedoch große Betroffenheit: “Die reichweitenstärkste Sprachnachricht, in der verkündet wurde, dass Oliver Janich verhaftet wurde, wurde mehr als 400.000-mal aufgerufen”, so Holnburger.

16 Anwälte, Schröders Büro ist eine Behörde, Janich festgenommen

1. 16 Anwälte vertreten RBB in Causa Schlesinger
(t-online.de)
In der Auseinandersetzung mit seiner ehemaligen Intendantin Patricia Schlesinger bringt der rbb offenbar sage und schreibe 16 Anwälte in Stellung. Beim “Tagesspiegel” fragt Kurt Sagatz ungläubig: “Mehr als eine Million Euro allein für Anwaltshonorare?” Unterdessen hat die rbb-Geschäftsleitung ihre Gehälter und Bonuszahlungen offengelegt, die Bezüge der abberufenen Intendantin Schlesinger jedoch nicht publik gemacht. Bei “DWDL” berichtet Thomas Lückerath von einer weiteren Auswirkung des Schlesinger-Skandals: “ARD Media sagt exklusives Werbekunden-Dinner ab”. Für das Medienmagazin “Zapp” ist Caroline Schmidt nach Berlin gereist und hat sich bei rbb-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern erkundigt, wie sie mit dem zwangsläufig entstandenen Vertrauens- und Glaubwürdigkeitsverlust umgehen. Außerdem gibt es von “Zapp” eine halbstündige Sondersendung: Der Fall Schlesinger und die Folgen: “Wie konnte es dazu kommen, dass fragwürdige Beraterverträge, dienstlich abgerechnete Abendessen in der Privatwohnung und eine luxuriöse Büro-Ausstattung offenbar weder im RBB selbst noch in den Aufsichtsgremien auffielen?” (ndr.de, Kathrin Drehkopf, Video)

2. Schrö­ders Büro ist eine eigene Behörde
(lto.de)
Das Bundeskanzleramt muss dem Journalisten Arne Semsrott (“FragDenStaat”) keine Auskunft darüber erteilen, welche Gesprächstermine das Büro von Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder in den Jahren 2019 bis 2022 vereinbart hat. Das entschied das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg. Schröders Büro sei eine “eigenständige Behörde”.

3. Keine “Staungeschichten”: Anbieter von Wissenschaftsinformationen im Check-up
(fachjournalist.de, Gunter Becker)
Für den “Fachjournalist” hat Gunter Becker zwei Wissenschafts-Informationsdienste für Medienschaffende unter die Lupe genommen: das Science Media Center sowie den Informationsdienst Wissenschaft. Was bieten sie? Wie kann man damit arbeiten? Und wie gelangt man an einen Zugang?

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4. “Totales Desaster” für die gesamte Buchbranche
(buchmarkt.de, Gerhard Beckmann)
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels sollte sich unbedingt gegen die Aufnahme von Amazon entscheiden, findet Gerhard Beckmann. Dem Unternehmen müsse vielmehr entschlossen entgegengetreten werden: “Heute bedarf es in der Bundesrepublik eines entschiedenen, konsequenten Vorgehens der Verlage und des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels gegen Amazon, gegen ein sich selbst als ‘Technologie’-Konzern adelndes US-Handelsunternehmen: zum Schutz von Autoren und Lesern, von Büchern, Bildung, Kultur und Unterhaltung, gegen Amazons skrupellosem Missbrauch von Gesetzen, Regeln, historisch gewachsenen und sinnvollen Usancen unseres Buchmarkts.”

5. Saudi-Araberin für Twitter-Botschaften zu 34 Jahren Haft verurteilt
(tagesspiegel.de)
In Saudi-Arabien sei eine Frau zu 34 Jahren Haft verurteilt worden, weil sie sich auf Twitter für Frauenrechte eingesetzt habe. Die Mutter zweier Kinder mit lediglich 2.600 Followern, habe “denjenigen Hilfe geleistet, die versuchen, die öffentliche Ordnung zu stören und falsche und böswillige Informationen zu verbreiten”, so der Vorwurf. Wie die Nachrichtenagentur AFP mitteilt, studiere die Saudi-Araberin Zahnmedizin in England und sei überraschend während eines Urlaubs in ihrem Heimatland festgenommen worden.

6. Oliver Janich auf den Philippinen festgenommen
(spiegel.de)
Wie der “Spiegel” berichtet, ist der szenebekannte Verschwörungsradikale Oliver Janich auf den Philippinen verhaftet worden. Die dortigen Behörden würden wegen des Verdachts einer Straftat gegen Janich vorgehen. Außerdem liege seit April ein deutscher Haftbefehl wegen öffentlicher Aufforderung zu Straftaten sowie Beleidigung gegen ihn vor. Janich gilt als einer der radikalsten deutschen Verschwörungsideologen.

rbb-Dickicht, Reichelt und der Milliardär, Keine privilegierte Quelle

1. rbb-Spitze verschweigt wahre Höhe von Top-Gehältern
(rbb24.de, René Althammer & Jo Goll & Daniel Laufer & Oliver Noffke & Gabi Probst)
So unerfreulich die Vorgänge um die ehemalige rbb-Intendantin Patricia Schlesinger sind, so erfreulich sind die Anstrengungen des rbb-Rechercheteams sowie anderer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Senders, für Aufklärung zu sorgen – auch wenn dies, wie im Fall der Bonuszahlungen, zu weiteren schlechten Nachrichten führt. Über die Geheim-Boni hat zuerst “Business Insider” berichtet (“RBB zahlte Ex-Intendantin Schlesinger und ihren vier Direktoren mehr als 200.000 Euro an ‘Zielprämien’ pro Jahr”). Zuvor hatte der rbb-Interimsintendant offenbar noch bestritten, dass es derartige Boni gegeben hat. Der “Tagesspiegel” berichtet ausführlicher von der Beratung des Hauptausschusses des Brandenburger Landtags, bei der Vertreter und Vertreterinnen des öffentlich-rechtlichen Senders befragt wurden. Bei “DWDL” kommentiert Uwe Mantel die Sondersitzung: “Doch abseits der konkreten Aufarbeitung von möglichem Fehlverhalten von Schlesinger, Wolf oder weiteren führenden RBB-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern muss es mit Blick auf die Zukunft nun dringend auch darum gehen, wirklich wirksame Kontrollmechanismen und -gremien zu etablieren. Dass das mit einem solchen ehrenamtlich zusammengesetzten Gremium nicht möglich ist, scheint nach der heutigen Diskussion offensichtlich.”
Und dann noch ein Gucktipp für heute Abend: In einer Sondersendung wird das NDR-Medienmagazin “Zapp” über den Fall Schlesinger, die schmerzhafte Aufarbeitung und Forderungen der Belegschaft, die gesamte Geschäftsleitung auszutauschen, berichten (NDR, heute Abend, 23:15 bis 23:35 Uhr, anschließend in der Mediathek).

2. Neue Hinweise auf Reichelt-Kooperation mit Milliardär
(t-online.de, Jonas Mueller-Töwe & Lars Wienand)
Ex-“Bild”-Chef Julian Reichelt könnte für sein neues, rechtspopulistisches Medienprojekt nach Informationen von t-online.de einen finanzstarken Förderer im Rücken haben: “Seit Monaten mehren sich Indizien für eine Kooperation mit dem konservativen Milliardär Frank Gotthardt, der nicht nur Hauptgesellschafter der Kölner Haie ist – sondern mit seinem Regionalsender TV Mittelrhein und WWTV auch im regionalen Fernsehgeschäft tätig.” Nun gebe es neue Hinweise für die Verbandelung mit dem Milliardär.

3. Die Polizei ist keine privilegierte Quelle
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Nach Ansicht von netzpolitik.org-Redakteur Markus Reuter übernehmen zu viele Redaktionen unkritisch, was die Polizei verlautbart: “Trotz zahlreicher Vorfälle von Desinformation in den letzten Jahren schreiben immer noch viele Journalist:innen treu-doof ab, was die Polizei auf Twitter, in Pressemitteilungen oder über ihre Sprecher:innen verbreitet. Dabei ist nicht erst seit dem vergangenen Wochenende Vorsicht angesagt.” Reuter nennt zahlreiche negative Beispiele und fordert: “Weil die Polizei diese Regeln immer wieder verletzt, muss die Presse sie endlich wie eine ganz normale Quelle behandeln.” Bislang gilt die Polizei als sogenannte priviligierte Quelle.

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4. Assanges Anwältinnen verklagen CIA
(tagesschau.de)
Zwei Anwältinnen des Wikileaks-Gründers Julian Assange gehen zivilrechtlich gegen den US-Geheimdienst CIA und dessen früheren Direktor Mike Pompeo vor. Sie seien während ihrer Besuche bei Assange in der ecuadorianischen Botschaft in London bespitzelt worden, was nicht erlaubt sei: “Die Verfassung der Vereinigten Staaten schützt amerikanische Staatsbürger vor Übergriffen der US-Regierung, auch wenn diese Aktivitäten in einer ausländischen Botschaft in einem fremden Land stattfinden”, so ein Anwalt, der die beiden Frauen vertritt.

5. Die Ballade von Maria und Hubert
(sueddeutsche.de)
Christian Mayer hat Mitleid mit der “Bunten” aus dem Hause Burda: “Was könnte die Bunte alles erst über eine Trennung wie die von Hubert Burda und Maria Furtwängler schreiben! Man kann sich gut vorstellen, wie enttäuscht die diensthabenden Gefühlsanalysten im Verlag auf die Nachricht des Monats reagieren – was für ein opulentes Festmahl steht da gratis bereit, doch die Promiversteher sind in einer wirklich heiklen Lage, weil Burda schließlich der Besitzer der Zeitschrift ist.”

6. Erfreuliche Entwicklungen, dynamisch und zeitgemäß, unterstützt vom Verwaltungsrat
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Medienjournalist Stefan Niggemeier analysiert das öffentlich-rechtliche Verlautbarungssystem, das gelegentlich darin besteht, allerlei pathetische und wichtig klingende Floskeln zu einer Pressemitteilung zusammenzuwürfeln: “Ein paar Mal im Jahr bekomme ich Post vom Verwaltungsrat des NDR. Die E-Mail kommt über den Verteiler der Unternehmenskommunikation des Senders und enthält fast immer ein wörtliches Zitat der gerade amtierenden Vorsitzenden, das so bürokratisch, nichtssagend und unverwüstlich positiv klingt, als wäre es aus einem alten ‘Neuen Deutschland’ gefallen.”

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