Umstrittene Umfrage, Künstlicher Skandal, Silvio Berlusconi

1. Viel Medienecho für eine kleine Umfrage
(deutschlandfunk.de, Annika Schneider, Audio: 8:15 Minuten)
Hält wirklich ein Drittel der Männer in Deutschland Gewalt gegen die Partnerin für “akzeptabel”, wie eine von vielen Medien verbreitete Umfrage es uns weismachen will? Die Statistikerin Sabine Zinn zweifelt an der Aussagekraft der Erhebung.
Weitere Lesetipps: Was ist wirklich dran an der Studie über Gewalt gegen Frauen? (t-online.de, Sonja Eichert) und Männer sollen Gewalt gegen Frauen gutheißen: Doch die “Studie” war nur eine Umfrage (berliner-zeitung.de, Franz Becchi).

2. Wie der NDR Karin Prien eine Rassismus-Debatte einbrockte
(uebermedien.de, Martin Niewendick)
Der schleswig-holsteinischen Bildungsministerin Karin Prien wird wegen einer Äußerung über ihre Kabinettskollegin Aminata Touré Rassismus vorgeworfen. Zu Unrecht, meint Martin Niewendick, der die Fokussierung des NDR auf einen einzigen Satz Priens als Ursache für die Debatte sieht: “Es ist ein journalistischer Taschenspieler-Trick, sich durch eine geschickte Suggestivfrage bestimmte Antworten zu erschleichen. Besonders unseriös ist es, die Nachfrage in der veröffentlichten Version wegzulassen und so einen Skandal zu produzieren, der eigentlich keiner ist.”

3. Britisches Gericht ebnet den Weg zur Auslieferung
(netzpolitik.org, Johannes Gille)
Wie Johannes Gille bei netzpolitik.org berichtet, sieht es für Julian Assange nicht gut aus. Das jahrelange juristische Tauziehen könnte nach einem neuen Beschluss des Obersten Gerichtshofs in London bald mit einer Auslieferung an die USA enden. Es sei zu befürchten, dass Assange dort kein faires Verfahren erhalte. ARD-Korrespondent Christoph Prössl kommentierte dazu vor wenigen Tagen: “Assange hat über Kriegsverbrechen berichtet, er hat der Demokratie einen Dienst erwiesen. Diese Debatte muss nun geführt werden. Und ich hoffe sehr, dass Assange niemals ausgeliefert und bald freigelassen wird.” Auch der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) appelliert an den britischen High Court, Assange nicht an die USA auszuliefern. Der WikiLeaks-Gründer habe Kriegsverbrechen aufgedeckt und verdiene dafür Auszeichnungen und Anerkennung, so der DJV-Vorsitzende Frank Überall.

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4. Mediales Wirr­warr um sexual­straf­recht­liche Begriffe
(lto.de, Yves Georg)
In der medialen Diskussion um den Fall des Rammstein-Sängers Till Lindemann würden häufig Begriffe aus dem Sexualstrafrecht vorschnell und falsch verwendet, etwa wenn von “Missbrauch” die Rede sei. Strafverteidiger Yves Georg ordnet die Rechtslage und erläutert die juristischen Hintergründe der in der Berichterstattung immer wieder auftauchenden Zuschreibungen und Vorwürfe.

5. “Wir sagen ja zur KI – aber als Werkzeug”
(journalist.de, Kathi Preppner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat ein “Positionspapier bezüglich des Einsatzes Künstlicher Intelligenz im Journalismus” mit neun Regeln zum Umgang mit KI veröffentlicht (PDF). Außerdem fordert der Verband eine Vergütung für das sogenannte Text and Data Mining, also das automatisierte Auswerten großer Text- und Datenmengen. Im Interview mit Kathi Preppner erklärt DJV-Justiziarin Hanna Möllers, wie das funktionieren könnte.
Weiterer Lesetipp: Künstliche Intelligenz und der Journalismus: wie wir beim SPIEGEL darüber denken (devspiegel.medium.com).

6. Politiker und Medienmogul: Silvio Berlusconi ist tot
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Der ehemalige italienische Ministerpräsident und Medienmogul Silvio Berlusconi ist im Alter von 86 Jahren gestorben. Der für seine Ausschweifungen und Entgleisungen berüchtigte Berlusconi hatte ein milliardenschweres Wirtschaftsimperium aufgebaut, zu dem auch ein Medienkonzern gehört, der heute größter Anteilseigner von ProSiebenSat.1 ist.
Weiterer Lese- und Guckhinweis: Der “Spiegel” bietet eine kommentierte Fotostrecke mit den wichtigsten Lebensstationen Berlusconis.