Archiv für 6 vor 9

Metro, Minerva, Rio, Vox

1. Blogger Minerva und das öffentliche Wohl
(nzz.ch, Hoo Nam Seelmann)
Der 31-jährige Arbeitslose mit dem Namen Park Dae Seung wurde am 10. Januar wegen der “Absicht, dem öffentlichen Wohl (‘Gong-Ik’) zu schaden”, verhaftet: “Im weissen Allerweltsanorak mit Kapuze stand ein leicht übergewichtiger Mann mit einem runden Gesicht etwas hilflos im Blitzlichtgewitter der Kameras und entschuldigte sich artig für die Unruhe, die er verursacht habe.”

2. Eingestellt wegen völligem Zusammenbruch des Anzeigenmarktes
(blogmedien.de)
Auch Gratiszeitungen sind nicht verschont vom Einbruch der Anzeigenschaltungen: “Der Metro-Zeitungskonzern stellt alle Ausgaben seiner täglichen Gratisblätter in Spanien ein. New York könnte als nächstes folgen.”

3. Interview mit Tobias Trevisan
(persoenlich.com, Christian Lüscher)
Der FAZ-Geschäftsführer beantwortet die Frage, warum Verlagssites “tiefere Umsätze pro Unique User als Google&Co” erzielen: “Wir verkaufen der Werbewirtschaft Leser, die sich für Nachrichten interessieren, während die Suchmaschinen und die Themenportale Nutzer vermarkten, die sich für die Werbebotschaft oder zumindest das relevante Themenumfeld interessieren. Damit erreichen sie eine deutlich höhere Wertschöpfung pro Nutzer.”

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Obama, dpa, Elektroschocks

1. “Der YouTube-Präsident düpiert die Starreporter”
(spiegel.de, Marc Pitzke)
“US-Präsident Obama liebt es, sich im Internet direkt an die Bürger zu wenden – das Nachsehen haben die etablierten Korrespondenten im Weißen Haus. Sie fürchten um ihre Exklusivität und reagieren vergrätzt.”

2. “Fertig mit lustig”
(weltwoche.ch, Kurt W. Zimmermann)
Wenn sich eine Branche von Oligarchen oder vom Staat helfen lasse, dann sei es richtig übel um sie bestellt: “Verleger sind Hasenfüsse. Bei Gegenwind verlieren sie schnell den Glauben an sich selbst und scheuen jedes Risiko. In Krisenzeiten können darum externe Investoren immer extrem billig in die Medien einsteigen, weil sie mehr Courage haben.”

3. “Verlage beuten freie Mitarbeiter aus”
(ndr.de, Video, 9:19 Minuten)
Niemand bezahlt ihnen Reisespesen oder Telefonkosten und sie verdienen weniger als Bäcker. Und dann sind sie auch noch gezwungen, den Verlagen die Verwertungsrechte abzutreten. Die freien Journalisten.

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Pocher, Antiquitätenhändler, SEO

1. “Online bis dass der Tod uns scheidet”
(medienspiegel.ch, Andrea Masüger)
Der publizistische Direktor der Südostschweiz Medien glaubt, es sei “möglich, dass auf den Redaktionen unserer grossen Zeitungen zu wenig geschrieben und zu viel geschwatzt wird.” Dennoch könne es nicht so sein, dass “die Wegmarken im Schweizer Journalismus” künftig von jenen gesetzt werden, “die bei der SDA schon in der ersten Woche einer Schnupperlehre hochkant rausfliegen würden”.

2. “Woher soll das Geld für aufwändigere Berichterstattung kommen?”
(heise.de/tp, Thomas Pany)
Der konservativen Verleger (“graumelierter Kurzhaarschnitt, englischer Anzug, Hornbrille, die faltenfreie FAZ ungelesen auf dem Büroschreibtisch”) auf den Podien der DLD wirken “manchmal ein wenig wie ratlose Antiquitätenhändler”. “Um sie herum aufgeklappte Notebooks, dahinter junge kluge Köpfe mit Drähten dran und leisen Fingern, die so nebenbei über saubere Tastaturen laufen, während man dem Bekannten freundlich zunickt; eine neue, zielgerichtete Generation.”

3. “Mehr Pocher!”
(faz.net)
Michael Hanfeld wünscht sich mehr Oliver Pocher und weniger “Gremien-Gremlins” (Zitat Günther Jauch): “Die Kritik an seinem kleinen Stauffenberg-Auftritt wirkt vorgeschoben, sie ist lächerlich. Die Rundfunkräte, die nun in wohlfeiler Empörung aufmarschieren, sollten daran denken, dass es ihre Aufgabe nicht ist, Geschmackszensur auszuüben, und das Programm nicht daran gemessen wird, ob es bestimmten, nach politischem Proporz ausgewürfelten Gruppen behagt.”

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Sarkzoy, Stäheli, DLD, Bush

1. “Sarkozy: 600 Millionen für die Presse”
(deuxzero.de)
Der französische Staat greift massiv in den Markt ein und schnürt ein 600-Millionen-Paket für die sterbende Printbranche: “Alles in allem ein typisch französischer Maßnahmenkatalog. Es wird sich zeigen, ob der französische Staat hier sein Geld gut anlegt. Ich könnte mir auch vorstellen, dass die Wettbewerbsbehörde der EU irgendwann einmal anfragt.”

2. Interview mit Albert Stäheli
(persoenlich.com, Matthias Ackeret)
Die NZZ wird immer dünner und sie verliert laufend Abonnenten. Der seit einigen Monaten aktive CEO formuliert Qualität als Ziel: “Unser Ziel ist Klasse. Wir müssen uns durch unsere publizistische Leistung abgrenzen, wir müssen den Mut haben, auch zu definieren, wen wir nicht erreichen wollen.”

3. “Welt ohne Verleger”
(ftd.de, Matthias Lambrecht)
Bericht von der DLD aus München: “Für Michael Arrington ist die Sache klar: ‘Ich würde niemals zu einer Zeitung gehen, das macht einfach keinen Sinn’, sagt der Macher des Technologie-Blogs TechCrunch. Ihn grusele es bei der Vorstellung, mit den hohen Kosten eines Printmediums operieren zu müssen. ‘Tägliche Nachrichten auf Papier zu bringen, ist schlicht absurd.'”

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Lovink, Dahlmann, Kindersoldaten

1. “Studienergebnisse: Zeitungen Online 2008”
(media-ocean.de, Steffen Büffel und Sebastian Spang)
Die Ergebnisse der Studie “Zeitungen online 2008″ sind da. Es gibt weniger Foren, weniger Chats, dafür mehr Kommentarmöglichkeiten, wenn nun auch vielerorts mit Registrierungspflicht.

2. “Big Brother 2009”
(dradio.de/dlf, Burkhard Müller-Ullrich)
“Das Land Bayern versucht, den Nachdruck historischer Zeitungen aus der Zeit des Nationalsozialismus zu verhindert – gegen den Protest angesehener Historiker. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien verbietet zum ersten Mal einen Internet-Blog eines magersüchtigen Mädchens. Zweimal verbietet der Staat Medien – ist es da gerechtfertigt, von Zensur zu sprechen?”

3. “Finden Sie Worte!”
(presseverein.ch)
“Namhafte Zeitungen” drucken für das Luzerner Medienausbildungszentrum (MAZ) ein vermutlich kostenloses Inserat ab, das einen Kindersoldaten zeigt, zu dem Worte gefunden werden sollen. Wer könnte davon angesprochen werden? Vielleicht “Führungskräfte, die sich in Interviewtechnik briefen lassen, PR-Leute, die sich für ihre Lobby-Arbeit in Kommunikation weiterbilden, und wohlhabende Sprösslinge, die mit Papas Segen und zwecks Selbstverwirklichung die journalistische Laufbahn einschlagen wollen.”

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Videoblogs, Arrington, Ai Weiwei

1. Broder & Diekmann
(plus7.arte.tv, Video, 52 Minuten)
Wer es gestern verpasst hat, kann sich die Fahrt durch die Berliner Nacht von Henryk M. Broder und Kai Diekmann auf arte.tv ansehen – doch nur während sieben Tagen.

2. Blogs in China
(faz.net, Mark Siemons)
Der chinesische Künstler Ai Weiwei nennt Blogs die mächtigste Waffe im Leben eines Menschen: „Bevor wir eine wirkliche Demokratie und eine ausgeprägte Zivilgesellschaft haben, ist das eine lockere Form der Zivilgesellschaft.“

3. “Die Probleme des Michael Arrington”
(meedia.de, Dirk Manthey)
Schröckliches berichtet uns Dirk Manthey aus dem sonnigen Kalifornien. “Müde, verbittert und frustriert” sei der mit TechCrunch derzeit wohl erfolgreichste Blogger der Welt. Niemand wolle sein Blog kaufen, denn er habe den richtigen Zeitpunkt verpasst. “Schwere Zeiten” kämen auf Arrington zu, wegen “dem Niedergang des Web 2.0”, das liege nämlich “im Sterben”. Augenringe habe er auch (aber sowas schreiben sie in der Gala auch immer).

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Bohlen, Beobachter, CCTV, NZZ

1. Euer Dieter knüppelhart
(bild.de, Dieter Bohlen)
Dieter Bohlen, Sänger seichter Liedchen und erfolgreicher Musikproduzent, bloggt bei bild.de und zeigt dort natürliches Boulevard-Talent und endlose Eitelkeit. Er schreibt über Mitarbeiter (“Klar, der ist ein netter Typ, aber für uns leider nicht zu gebrauchen”) und Kandidaten (“Wie bestehen sie, wenn sie in einem Interview brettharte Fragen um die Ohren bekommen?”).

2. “Wenn Satire in die Hose geht”
(welti.ch, Philippe Welti)
Der Beobachter (Axel Springer Schweiz AG) versucht sich an Satire und scheitert kläglich am Humorsinn der Leserschaft. Chefredakteur Andres Büchi sieht sich nach Interventionen von Lesern und Zeitungen zu einer Entschuldigung genötigt. Nein, man wolle sich nicht ernsthaft von den Kantonen Wallis und Tessin trennen (Artikel und Entschuldigung).

3. “Die anarchische Produktionsweise der Medien”
(weltwoche.ch, Kurt W. Zimmermann)
Kolumnist Zimmermann beschäftigt sich mit den “Merkwürdigkeiten der Zeitungsbranche”, die in ihren Prozessen unflexibel sei: “Die Redaktionsgrösse bemisst sich nicht an der anfallenden Arbeit. Sie bemisst sich an externen Faktoren. In guten Anzeigenzeiten wachsen die Redaktionen. In schlechten Anzeigenzeiten schrumpfen die Redaktionen. Der journalistische Aufwand bleibt gleich.”

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DuMont, Trevisan, Knüwer

1. Dreieinigkeit bei M. DuMont Schauberg
(nrhz.de, Peter Kleinert)
Die Neue Rheinische Zeitung, früher mal mit Karl Marx als Chefredakteur, macht darauf aufmerksam, dass die publizistische “Letztverantwortung“ für alle Zeitungen in der Mediengruppe DuMont künftig von Herausgeber Alfred Neven DuMont, seinem Neffen Christian DuMont Schütte und seinem Sohn Konstantin Neven DuMont getragen werde. Eine klassische Dreifaltigkeit.

2. Interview mit Tobias Trevisan
(bernetblog.ch, Marcel Bernet)
Ein Gespräch mit dem Geschäftsführer der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: “Bei der FAZ waren wir zum Beispiel davon überzeugt, dass ein Farbfoto auf der Titelseite die Qualität mindert. Und dann haben Tests gezeigt: Unsere Leser sehen das ganz anders.”

3. “Vor meinen 9 Fernsehern”
(blog.tagesschau.de, Dr. Kai Gniffke)
Dr. Kai Gniffke nutzt eine durch den Ausfall einer Tagesschau bedingte Pause und bloggt, dass die bei spiegel.de und stern.de zu sehenden animierten Grafiken über das Weisse Haus schon vor zwei Monaten auf tagesschau.de waren.

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B.Z., Don Alphonso, Rassismus

1. “Die ‘B.Z.’ lässt Roland Koch richtig gewinnen”
(stefan-niggemeier.de)
Die Berliner Boulevardzeitung B.Z. ist sehr kreativ beim Malen des „vorläufigen amtlichen Endergebnis” der Landtagswahlen in Hessen. Stefan Niggemeier zeichnet die fehlende Skala dazu.

2. Portrait von Don Alphonso
(meedia.de, Stefan Winterbauer)
“Gratuliere! Zwei Drittel der deutschen Alphablogger bloggen somit nicht mehr über die FAZ”, schrieb perlentaucher.de über die Meldung, dass Blogger Don Alphonso nun gegen Bezahlung ein Blog auf faz.net schreibt. Stefan Winterbauer hat die “Kunstfigur” besucht und mit ihr Torte gegessen.

3. “Blogs als Zeitungen, Magazine, Bücher”
(upload-magazin.de, Jan Tißler)
Ein Blick auf einige Projekte, die das Internet ausdrucken: “Eigentlich logisch, dass jemand die schönsten Stücke herausschöpft und irgendwie bewahren will – ob nun in einer digitalen ‘Blogbibliothek’ oder als gedrucktes Werk.”

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Krieg, Maden, Taxifahrten

1. “Krieg – Live im israelischen Wohnzimmer”
(andremarty.com)
Der israelische Privatsender Channel 10 telefoniert während dem Krieg immer mal wieder mit Ezzeldeen Abu al-Aish, einem palästinensischen Gynäkologen. Ein Anruf des Senders erfolgt, nachdem sein Haus von einem israelischen Panzer beschossen wurde: “Drei seiner Töchter sind tot, die 22jährige Bisan, die 15jährige Mayer und die 14jährige Aya. Seine 14jährige Nichte Nour und eine weitere Tochter sind verletzt.” Die sehr emotionale Live-Schaltung ist auf YouTube zu sehen (youtube.com, Video, 4:18 Minuten).

2. “Die Maden und die Medien”
(faz.net, Stefan Niggemeier)
Die von Gatekeepern befreite RTL-Sendung “Ich bin ein Star – holt mich hier raus” zeigt eigene Qualitäten. Stefan Niggemeier fragt sich, “wann je zuvor so viele Fernsehzuschauer in einer Unterhaltungssendung so viel über Transsexualität erfahren haben. Wie absurd, dass ausgerechnet in dieser bizarren, künstlichen Extremsituation im australischen Dschungel Gespräche entstehen, die dem schwierigen Thema angemessener sind als die übliche Boulevardberichterstattung.”

3. Interview mit Leo Fischer
(tagesspiegel.de, Markus Ehrenberg)
Leo Fischer, der 27-jährige Chefredakteur der Satirezeitschrift Titanic, will sein Bestes geben, freut sich über Klagen und kämpft mit Bedeutungsverlust: “Die meisten Politiker der Postmoderne verstehen Satire inzwischen aber wohl als PR.”

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