Archiv für 6 vor 9

Leserreporter, Hamburger, Migrationsthemen

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Kuranyi! Im Urlaub!! Auf Ibiza!!!”
(fr-online.de, Daniel Bouhs)
Seit vier Jahren arbeitet “Bild” mit Leserreportern zusammen. Daniel Bouhs zieht ein vorläufiges Fazit. “Das Unglück von Duisburg zeigt: In Zeiten, in denen Handys jeder Preisklasse mit Foto- und Videokameras ausgerüstet sind, entgeht der Öffentlichkeit nichts mehr. Das wollen auch professionelle Medienmacher für sich nutzen – allen voran die Bild-Zeitung.”

2. “Das Lachen nach dem Schluss”
(stijlroyal.de, Huck Haas)
Huck Haas denkt nach über die Privataufnahmen von der Loveparade in Duisburg und ihre Aufnahme bei Twitternutzern. Trotz aller Härte hält er die “Demokratisierung der Bilder von der Basis” wichtig. “Wir Zuschauer können nicht die ganze Verzweiflung begreifen und nachvollziehen, aber so ist sie ein bisschen gegenwärtig, man versteht ein bisschen warum selbst gestandene Sanitäter weinend zusammengebrochen sind. Man kann es erahnen.”

3. “Daily Mail and Sun pay out to Tamil hunger striker”
(guardian.co.uk, Sam Jones, englisch)
Auf den Online-Portalen entschuldigen sich “Sun” und “Daily Mail” bei Parameswaran Subramanyam, dem sie 2009 unterstellt haben, während eines Hungerstreiks Hamburger gegessen zu haben. Der Hungerstreikende dazu: “I have been shunned, publicly abused and received numerous extremely distressing and frightening telephone calls and text messages. I have received death threats and on occasions felt unable to leave my home for fear that I may be attacked.”

4. “Brad Pitt und die Kochprofis”
(klatschkritik.blog.de, Antje Tiefenthal)
Schauspieler Brad Pitt schneidet sich den Bart ab und begleitet seine Frau zu einer Filmpremiere. Eine Ausgangslage, die Klatschmagazine zu Spekulationen anregt, die in alle Richtungen gehen.

5. “Journalistin mit Migrationshintergrund”
(taz.de, Cigdem Akyol)
Cigdem Akyol fragt sich, warum Journalisten aufgrund ihres Migrationshintergrunds von ihr immer wieder Texte über Migrationsthemen fordern. Sie habe “Völkerrecht studiert, nicht Einwandererdasein”. – “Ja aber, sie müssen doch mehr dazu sagen können, gerade Sie, mit ihrem Namen”.

6. “Best Leak Ever”
(thedailyshow.com, Video, 8:59 Minuten, englisch)
Jon Stewart begutachtet die investigativen Fähigkeiten, mit denen US-amerikanische TV-Sender Informationen zu den Afghanistan-Protokollen von Wikileaks verarbeiten.

Themenvorschläge, Vulgarisierung, Wikileaks

6 vor 9

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1. “Kai Diekmanns Briefwechsel mit Zapp”
(ndr.de)
Seit April 2010 sendet “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann Themenvorschläge an die Redaktion des medienkritischen NDR-Magazins “Zapp”. Die Redaktion dokumentiert den Briefwechsel.

2. “Boulevard-Medien zur Loveparade”
(taz.de, Kirsten Reinhardt)
Kirsten Reinhardt glaubt, dass die “große Ironisierphase der neunziger Jahre, in denen es auch unter linken Intellektuellen eine Zeit lang als schick galt, die Bild-Zeitung ‘ironisch zu lesen'”, vorbei ist.

3. “Vom Volk bezahlte Verblödung”
(zeit.de, Jens Jessen)
Das Vulgäre ziehe ein in das öffentlich-rechtliche Fernsehen, schreibt Jens Jessen. Jene Sendungen hingegen, die Gebühren rechtfertigen, würden auf unpopuläre Sendeplätze gesetzt. “Das Fernsehen, weit davon entfernt, die Zuschauer auf die Höhen der bürgerlichen Bildung zu heben (wie eine berühmte Formulierung der deutschen Arbeiterbewegung lautete) oder ihnen auch nur die Chance auf Teilhabe zu eröffnen, konkurriert mit den billigsten Boulevardmedien um die niedrigsten Instinkte der dümmsten Bevölkerungsteile.”

4. “The Story Behind the Publication of WikiLeaks’s Afghanistan Logs”
(cjr.org, Clint Hendler, englisch)
Ein Hintergrundartikel über die Zusammenarbeit zwischen Wikileaks und den Medienmarken “New York Times”, “Guardian” und “Spiegel” bei den veröffentlichten Afghanistan-Protokollen (Afghan War Diary, 2004-2010, wikileaks.org).

5. Interview mit Julian Assange
(democracynow.org, Amy Goodman, englisch)
“Democracy Now!” dokumentiert, was Barack Obama zu den Protokollen sagt und redet mit Julian Assange von Wikileaks, der nicht versteht, warum die “New York Times” nicht auf Wikileaks verlinkt: “I mean, it is just ridiculous. The public can see that and Google it, if they want.”

6. “Archiv von Tagesschau.de zwischen 1999-2010”
(netzpolitik.org, markus)
Netzpolitik.org weist darauf hin, dass auf “The Pirate Bay” eine Torrent-Datei mit dem “Archiv von Tagesschau.de im XML-Format aus den vergangenen elf Jahren von 1999 – 2010” geteilt wird. Siehe dazu auch “Depublizieren: Die Leere hinter dem Link” (faz.net, 19. Juli 2010).

Matthäus, Angeber, Zeitlupe

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1. “Loveparade: Fall für Presserat”
(sueddeutsche.de, Ralph Pfister)
Fast alle der rund 140 zur Berichterstattung über die Loveparade in Duisburg eingegangenen Beschwerden beim Presserat richten sich gegen “Bild”. “Ganze drei Beschwerden richten sich – Stand Dienstag Mittag – nicht gegen Bild oder Bild Online.”

2. “Lothar vs. Liliana: die inszenierte Trennung”
(meedia.de, Nils Jacobsen)
Nils Jacobsen hält die von “Bild” und Sat.1 besonders ausführlich begleitete Trennung des Ehepaars Lothar und Liliana Matthäus für inszeniert.

3. “4 von 4 Studien sind fragwürdig”
(netzwertig.com, Martin Weigert)
Für Martin Weigert sind viele Studien zu Tech- und Netzthemen fragwürdig, weil sie inkorrekt sind oder fehlerhaft wiedergegeben werden, weil sie mit gesundem Menschenverstand widerlegt werden können, weil sie kaum Aussagekraft besitzen oder weil sie Erkenntnisse verbreiten, die jedes Kind erraten könnte.

4. “Blöffsack-Journalismus”
(weltwoche.ch, Daniela Niederberger)
Mitunter auch selbstkritisch kritisiert Daniela Niederberger den Angeber-Journalismus, der mit Ideenlosigkeit zu tun habe und den Austeil-Journalismus, der mit Unerfahrenheit und Selbstüberschätzung zu tun habe.

5. “Friedensnobelpreis für WikiLeaks!”
(magda.de, Wolfgang Michal)
Für Wolfgang Michal liegt der Vorteil von Wikileaks für Whistleblower auf der Hand: “Es gibt keine stationären Redaktionscomputer, die von der Polizei ‘bei Gefahr im Verzug’ beschlagnahmt werden können, es gibt keine Redakteure, die – wenn sie ihre Quellen nicht preisgeben – in Beugehaft genommen werden können, und es gibt keine Verleger, die auf Schadenersatz verklagt oder wegen Landesverrat vor Gericht gezerrt werden können – und dabei vielleicht einknicken.”

6. Einschränkung der Zeitlupe
(diepresse.com)
Der öffentlich-rechtliche TV-Sender RAI schafft gemäß Chefredakteur Eugenio de Paoli, “Tore und Ausschlüsse ausgenommen”, bei Fußball-Übertragungen die Zeitlupe ab: “Die gewonnene Sendezeit will man für Analysen der Taktik nützen.”

Loveparade, Hannover 96, Abmahnungen

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1. “Berichterstattung vor Love Parade”
(taz.de, Pascal Beucker)
“WAZ”, “Bild” und WDR machten im Vorfeld Werbung für die Durchführung der Loveparade in Duisburg. Warnungen dagegen gab es von der “Rheinischen Post”.

2. Schreiben an die Chefredaktion
(turi2.de, Christiane Schlötzer)
Christiane Schlötzer, Vorsitzende des Redaktionsausschusses der “Süddeutschen Zeitung”, schreibt in einem Brief an die Chefredaktion: “Wir wünschen uns Chefs, die den notwendigen Wandel nicht klagend ertragen, oder gar bremsen, sondern zupackend und entschlossen vorantreiben. Dies gilt beispielsweise für eine ja schon fest angedachte überarbeitete Wochenendausgabe. Wir wünschen uns auch, dass die Chefredaktion ein klares Konzept für das Miteinander von Print- und Online entwickelt, dass Online-Kollegen nicht länger Redakteure zweiter Klasse sind oder so behandelt werden.”

3. “Wiedersheim? Hängt ihn höher!”
(roterblog.haz.de, Volker Wiedersheim)
Volker Wiedersheim wehrt sich gegen Leser, die meinen, er würde mit seinen Recherchen für “Unruhe im Umfeld” des Fußballvereins Hannover 96 sorgen. “Nix da, ihr Schournalisten-Schmäher! Die Forderung nach ‘Ruhe im Umfeld’ ist nichts anderes als die Aufforderung zur Einstellung des Journalismus, von dem in der Bundesliga-Berichterstattung ohnehin nur noch ein kläglicher Rest vorhanden ist.”

4. “Abmahnungen im Internet”
(taz.de, Gordon Repinski)
Gordon Repinski schreibt über Anwaltskanzleien, die Rechnungen wegen Urheberrechtsverstößen verschicken: “Knapp 1.900 Euro sollte Hofmann-Matthes zahlen – weil ein User ein Interview in die Kommentarspalten kopiert hatte. Der Streitwert sollte bei 16.100 Euro liegen.” Nachtrag, 15 Uhr: Anders als in der Einleitung des taz-Artikels behauptet wird, handelt es sich bei Claus-Michael Gerigk nicht um einen Anwalt.

5. “7 Goldene Thesen für Reporter”
(journalist.de, Johannes Schweikle)
“Im inoffiziellen Ranking der journalistischen Darstellungsformen gilt sie als höchste und kunstvollste – gerade weil sie keinen strengen Regeln folgt. Trotzdem kann man bei einer Reportage viel falsch machen. Sieben Thesen helfen, häufige Fehler zu vermeiden.”

6. “Ich verstehe es nicht!”
(juliasloveparade.blog.de)
In Julias Loveparade Blog sind mehrere eindrückliche Erfahrungsberichte einer Julia zu lesen, die unversehens in die Menschenmenge der Duisburger Loveparade geriet. Sie möchte, dass das Blog verbreitet wird, sieht aber auch ein, dass sie sich noch “im Schockzustand” befindet: “Dies ist meine Art damit umzugehen, ich weiß ich befinde mich noch im Schockzustand, aber es befreit mich, es reinigt mich, meine Gedanken und meine Seele diese Geschichte, dieses Erlebte zu verarbeiten, hinter mich zu bringen, als ein Kapitel meines Lebens abzulegen was mir einiges an Erfahrungen gebracht hat, mich aber auch Ängste hat spüren lassen die andere vielleicht gar nicht kennen.”

Kronen Zeitung, Daily Star, Love Parade

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1. “Griechenlands Medien”
(sueddeutsche.de, Kai Strittmatter)
Kai Strittmatter stellt den griechischen Medien ein miserables Zeugnis aus. “Die meisten griechischen TV-Sender und Zeitungen gehören Firmen, die gleichzeitig in der Schifffahrt, im Bausektor, in der Telekommunikation, in der Pharma- oder Ölindustrie tätig sind. Sie existieren, um den Interessen dieser Firmen zu dienen.”

2. “WDR hält Wallraff-Film unter Verschluss”
(spiegel.de, Vorabmeldung)
Der WDR schneidet angeblich juristisch heikle Szenen aus dem Film “Informationen aus dem Hinterland”, die Günter Wallraff als Hans Esser bei “Bild” zeigen. Während der Springer-Verlag juristische Schritte dementiert, hält Wallraff das Vorgehen für einen klaren “Fall von Selbstzensur”.

3. “Die jungen Milden vom Kleinformat”
(diepresse.com, Rosemarie Schwaiger)
Rosemarie Schwaiger sieht das führende Boulevardblatt Österreichs, die “Kronen Zeitung”, nach dem Tod von Hans Dichand bereits deutlich verändert und fragt, ob sich eine “Revolution in Richtung Normalität” anbahne: “Kann der heimische Durchschnittsphilanthrop schon bald ohne schlechtes Gewissen das Kleinformat lesen?”

4. “Britische Zeitung behauptet Rockstar plane Amoklauf-Spiel”
(onlinewelten.com, Tobias Ritter)
Eine bemerkenswert ausführliche Gegendarstellung und Entschuldigung veröffentlicht der “Daily Star” nach einer Geschichte über ein nichtexistierendes Videospiel. Onlinewelten.com übersetzt: “Wir haben keinen Versuch unternommen, die Geschichte auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen, bevor wir sie veröffentlicht haben, (…). Wir haben nun eingesehen, dass es niemals Pläne von Rockstar Games gab, einen solchen Titel zu veröffentlichen, und dass die Geschichte offensichtlich falsch war.”

5. “Shirley Sherrod’s ‘Racism’ And Fox News”
(youtube.com, Video, 8:56 Minuten, englisch)
Rachel Maddow fasst zusammen, wie Rassismusvorwürfe des Senders “Fox News” zum Rücktritt der Politikerin Shirley Sherrod führten.

6. “Tod und Spektakel”
(hdschellnack.de)
HD Schellnack denkt in einem langen Artikel über das Unglück bei der Loveparade in Duisburg nach und darüber, wie es von Medien und Medienkonsumenten aufgenommen wird.

Fußball, Rüdiger Grube, Bücherfreunde

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1. “Bild dir deinen Fussball”
(spox.com, eshkeeya)
Ein aufschlußreicher Hintergrundartikel in drei Teilen (1, 2, 3) dreht sich um die Abteilung Fußball bei “Bild”, die rund 80 Prozent des Sportteils ausmacht. Einzeln beleuchtet werden die Kapitel “Fleiß. Einfluss. Polemik. Freundschaftspflege. Feindschaftspflege.”

2. “Wie Bahnchef Grube mit ‘Fakten’ verwirrt”
(nilsole.net, Nils Glück)
Nils Glück vergleicht Interviews mit dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn AG, Rüdiger Grube, bei “Deutschlandfunk”, “Spiegel” und “Tagesthemen”.

3. “Badische Zeitung: eBook-Leser kulturlos”
(lesen.net, Johannes Haupt)
“Welcher wahre Bücherfreund bestellt sein kostbares Gut seelenlos bei Amazon?” fragt Bettina Schulte in der “Badischen Zeitung”. Johannes Haupt antwortet.

4. “Wasser in der Sahara”
(sportmedienblog.de)
Das Sportmedienblog denkt nach über die halbjährlichen Ranglisten in der Sportzeitschrift “Kicker”: “Ob Weltklasse, Internationale Klasse, im weiteren Kreis oder Blickfeld – bei Fans wie Profis sorgen die regelmäßigen Einstufungen jedes mal für intensive Diskussionen.”

5. “Wie eine Vollmacht zum Abzocken der Hörer”
(blogmedien.de, Horst Müller)
Horst Müller hält Gewinnspiele der Privatradios “Radio Schleswig-Holstein”, “Radio PSR” und “Antenne MV” für fragwürdig: “Kaum zu glauben, dass solche dubiosen Spielpraktiken von den aufsichtführenden Landesmedienanstalten nicht nur geduldet, sondern sogar noch gefördert werden.”

6. “Fernsehprogramm von Juli 1985”
(retro-tv.de, Video, 21:17 Minuten)
Retro-TV denkt zurück an die “Muppet Show”, an das “Trio mit vier Fäusten” und an “Monaco Franze”.

Klatschkritik, 9Live, Matthäus

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1. Interview mit Antje Tiefenthal
(meedia.de, Stefan Winterbauer)
“Medienkritiker befassen sich eher mit Tageszeitungen oder TV-Formaten”, sagt Klatschkritik-Bloggerin Antje Tiefenthal, die das Segment der Klatschmagazine für weitgehend unbeobachtet hält. “Man gibt viel Geld aus für diese Magazine, in der Hoffnung ein glaubwürdiges Produkt zu bekommen und wenn man ein bisschen genauer hinschaut, entdeckt man, das ist alles nicht so.”

2. “Es gibt keine Presse mehr”
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Christian Jakubetz hält die Einschätzung von Michael Hanfeld, die Online-Angebote der öffentlich-rechtlichen Sender würden das “Ende der freien Presse und die Herrschaft des Staatsjournalismus” bedeuten, für “so maßlos überzogen, dass es keiner weiteren Erwähnung wert wäre, stünde es nicht ausgerechnet in der FAZ”. Tatsächlich könne man nicht mehr abgrenzen: “Es gibt keinen Rundfunk mehr, der nur noch Rundfunk macht. Und es gibt keine Presse mehr, die nur noch Presse macht.”

3. “Das Beste im Fernsehen”
(fernsehkritik.tv)
Der Fernsehkritiker fragt sich, warum Bild.de die Sendung “Bei uns” auf 9Live zum TV-Tipp des Tages macht.

4. “How to Tell a Journalist from a Blogger”
(jolieodell.wordpress.com, englisch)
Jolie O’Dell schreibt auf, was für sie einen professionellen Journalisten ausmacht.

5. “Der typische WissensTV-Beitrag”
(philippundphilippunterhaltensich.de, Video, 2:44 Minuten)
Wie ein typischer “WissensTV-Beitrag” aufgebaut ist.

6. “Wie Lothars Fans trauern”
(11freunde.de, Benjamin Kuhlhoff)
Nach der “medienwirksamen Trennung” zwischen Lothar Matthäus und seiner Frau drücken Fans im Gästebuch seiner Website ihr Mitgefühl aus. Eine kurze Sammlung von Mitleidsbekundungen.

Primärquellen, Sonntagszeitung, Griechenland

6 vor 9

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1. “Journalisten und Primärquellen – Managergehälter”
(marcmichels.blogspot.com, Marc Michels)
“Nutzt endlich mal die verdammten Primärquellen!”, ruft Marc Michels Journalisten, Bürgern und Politikern entgegen. Während ein Bericht der “Thüringer Allgemeinen Zeitung” über Managergehälter auf den “Focus” verweist, schreibt “Bild”: “Eine neue Umfrage macht deutlich…”. Dabei seien die betreffenden Informationen schlicht frei im Internet verfügbar.

2. “Kachelmann-Verfahren: Schweizer Zeitung wirft Befangenheit auf”
(morgenweb.de, M. Wirth, A. Lin, J. Gruler)
In ihrer neusten Ausgabe äußert die “Sonntagszeitung” “Zweifel an der Unabhängigkeit des Richters” im Fall Jörg Kachelmann. Einige Regionalblätter vermeldeten darauf, “Vater und Richter seien im gleichen Verein und würden sich gut kennen”, was “zahlreiche seriöse deutsche Tageszeitungen und sogar die berühmten Nachrichtenmagazine Spiegel und Stern” sofort aufnahmen. Der betreffende Richter, Michael Seidling, dementiert und gibt an, weder die Klägerin noch ihren Vater überhaupt zu kennen.

3. “Im Würgegriff der Parteien”
(echo-online.de, Klaus Thomas Heck)
Klaus Thomas Heck sieht die öffentlich-rechtlichen Sender von den Parteien stark beeinflusst. Die Folge: Es ergießen sich “auf beiden Seiten telegene Gesichter in inhaltsarmen Worthülsen, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Man kennt sich, ist einander viel zu nah und hat sich vor der Kamera nichts zu sagen. Ergebnis ist meist journalistisch wie politisch der kleinste gemeinsame Nenner.”

4. “Mehr Mut zur Zensur”
(nzz.ch, Rainer Stadler)
Rainer Stadler fürchtet, dass “unterhalb der offiziellen Medienangebote”, also in den Kommentarspalten, “bizarre Parallelgesellschaften” entstehen. “Wer interessante Publikumsmeinungen finden will, muss darum oft durch kniehohen Wortmüll stapfen.” Er empfiehlt, kommerzielle Wege zu prüfen: “Wenn eine Website als Blitzableiter für Enttäuschte oder als Auffangbecken für Unterbeschäftigte dient, sollte man doch daraus eine Geschäftsidee entwickeln können.”

5. “Griechenland: Tödlicher Terror gegen Journalisten”
(focus.de, Wassilis Aswestopoulos)
Journalist Sokrates Giolias wird “im Athener Vorort Ilioupolis” von mehreren Attentätern vor seinem Haus erschossen. “Giolias war wie viele andere Journalisten auf Webseiten autonomer, extremistischer Gruppen als zu eliminierender Klassenfeind erwähnt worden.”

6. “Why Journalists Make Mistakes & What We Can Do About Them”
(poynter.org, Mallary Jean Tenore, englisch)
“Misspelled names and typos are among the more basic errors journalists make. But there’s another type of error that is harder to correct: when journalists miss the story completely.”

Quallen, Doubles, Sächsisch

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1. “Phil entlarvt alte Qualle”
(echo-online.de, db)
Mit dem Sachbuch “Insider-Wissen Ozeane” deckt ein 7-jähriger Leser von “Darmstädter Echo” auf, dass die auf der Titelseite abgebildete Kronenqualle keine neu entdeckte Tierart ist, wie man durch die Schlagzeile hätte vermuten können. Nachtrag, 21. Juli: Die involvierte Nachrichtenagentur AFP erklärt in einer Stellungnahme, die von AFP gesendeten Bilder seien “eindeutig als ‘undated handout photo’ gekennzeichnet” gewesen.

2. “Schnell statt gut – wie unprofessioneller Journalismus funktioniert”
(lerg.de, Andreas Lerg)
Andreas Lerg kritisiert einen Videobeitrag (videos.t-online.de, 2:46 Minuten) des Nachrichtendiensts “Nonstop News”. Der Bericht über einen Badeunfall stützt sich einseitig auf die Aussagen von zwei Ersthelfern, womit er “vorverurteilend und unausgewogen und damit schlichtweg unprofessionell” sei.

3. “Pseudo-Enthüllung: Hannoveraner sprechen Sächsisch”
(frontbumpersticker.blogspot.com, Felix Stein)
Felix Stein über die Weiterverbreitung der dpa-Meldung “Hannoveraner sprechen Sächsisch”: “Dass es sich beim angeblichen ‘Luthersächsisch’ eben nicht um Sächsisch handelte, sondern um eine Kunstsprache aus Elementen des Sächsischen, Fränkischen und Schwäbischen, die in ganz Deutschland verstanden werden sollte, wird zwar in der Agenturmeldung erwähnt – dass damit die Überschrift und der Aufhänger der Meldung unsinnig sind schien aber keinen Redakteur zu stören. Auch dass all das schon seit dem 19. Jahrhundert bekannt ist scheint in den Redaktionen entweder unbekannt zu sein oder wurde dort als unwichtig empfunden – stattdessen wird unverändert der Eindruck erweckt, es handele sich um eine neue Erkenntnis.”

4. “Kuckuckskinder sind In”
(klatschkritik.blog.de, Antje Tiefenthal)
Während “Grazia” erkennt, dass es sich bei mit Jennifer Lopez abgebildeten Kindern um Doubles handelt, machen “In” und “InTouch” glauben, es handle sich um ihre eigenen Kinder. “Wahrheitsgehalt? Gleich null.”

5. “Den Bock zum Apple gemacht”
(fernsehkritik.tv)
Ein über die Webcam beobachtetes Mädchen wird bei RTL mit einem Apple MacBook Pro gefilmt: “RTL hat hier offenbar dem Mädchen ein falsches Laptop hingestellt – nur warum?”

6. “Konjunktur aus der Kristallkugel”
(politplatschquatsch.com, panzerbummi)
“Ostdeutsche Wirtschaft holt auf” (welt.de, 14.7.) vs. “Wirtschaftswachstum: Osten fällt wieder zurück” (fr-online.de, 15.7.)

Leserreporter, Kachelmann, Futurezone

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1. “Raumschiff Berlin”
(tagesspiegel.de, Ernst Elitz)
Ernst Elitz glaubt, dass Blogger zur “wahren Konkurrenz” der Hauptstadtjournalisten werden. Der “angeblich so hektische Hauptstadtjournalismus” sei nämlich “manchmal ziemlich verschlafen”. “Die Konsequenz müsste lauten: Werdet schneller und macht euch bissiger Konkurrenz.”

2. “Bild: 2,3 Millionen Euro für Leserreporter”
(meedia.de, Daniel Bouhs)
Daniel Bouhs schreibt über die “Bild”-Leserreporter: “Wie ein Sprecher des Axel-Springer-Verlages MEEDIA auf Anfrage mitteilte, liefen seit dem Start der Aktion im Jahr 2006 bis dato nämlich schier unfassbare 685.595 Fotos in der Redaktion der Bild ein, von denen 13.514 ins Blatt wanderten, also immerhin etwa zwei aus einhundert Bildern.”

3. “Warum fangen wir nicht bei uns an?”
(faz.net, Mark Siemons)
Die Studie “Die China-Berichterstattung in den deutschen Medien” der Heinrich-Böll-Stiftung löst in China eine Debatte aus. “Die chinesischsprachige Parteizeitung ‘Global Times’ nahm die als notwendig vorausgesetzte Parteilichkeit der Nachrichten sogar als Lizenz zum freien Erfinden und zitierte aus dem Berliner ‘Tagesspiegel’ Sätze, die dort gar nicht standen.”

4. “Freundliche Übernahme”
(timklimes.de, 11. Juli 2010)
Tim Klimes vergleicht eine RTL-Pressemitteilung mit einer dpa-Nachricht. Thema: Eine aus der Doku-Soap “Bauer sucht Frau” resultierende Hochzeit.

5. “Ein Fall für Krake Paul”
(blog.persoenlich.com, Matthias Ackeret)
Für Matthias Ackeret fusst “die ganze Kachelmann-Story lediglich auf zwei Facts”: “dem Kürzestauftritt von Kachelmann vor dem Gefangenentransporter (‘ich bin unschuldig’) und einem Gutachten der Bremer Psychologin Luise Greuel, das von beiden Parteien beliebig interpretiert wird. Gesprochen hat sie mit Kachelmann nie. Auch das vermeintliche Opfer hat sich bis jetzt öffentlich noch nicht geäussert, so wenig wie die angeblichen Heerscharen der Kachelmann-Freundinnen, die den Mythos des hemmungslosen Casanova begründen.”

6. “Veräußerung der ORF-Futurezone”
(beschaffung.orf.at)
“Bis längstens 15.9.2010” beabsichtigt der ORF, das hauseigene IT- und Technologieportal “www.futurezone.at” zu veräußern. “Abgabe der Interessenbekundung bis längstens 30.7.2010, 12.00 Uhr (Einlangen aller Unterlagen).”

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