Archiv für 6 vor 9

Wolfgang Herles, Sudan, Torben P.

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “18 Sekunden Zündstoff”
(spiegel.de, Beate Lakotta)
Wie Boulevardzeitungen mit der Gewalttat von Torben P. umgehen, die breit bekannt wird, nachdem die Polizei ein 18 Sekunden langes Video zur Fahndung ins Internet stellt. “Es hieß, der ‘Juristensohn’ wohne ‘behütet bei Papa und Mama im schicken Heiligensee’. Aber Torbens Vater ist gar kein Jurist, beide Eltern sind schwerkrank und seit vielen Jahren Frührentner, die P.s wohnen in einer Genossenschaftswohnung.”

2. “Am Originalschauplatz”
(katrinschuster.de)
Katrin Schuster erstaunt es, “wie wenige Literaturkritiken tatsächlich von Literatur handeln”. Trauriger Höhepunkt dieser Entwicklung sei die ZDF-Literatursendung “Das blaue Sofa” mit Wolfgang Herles: “Vom Fiktionalen scheint Wolfgang Herles schlichtweg keinen Begriff zu haben. Oder vielleicht interessiert es ihn auch einfach nicht. Oder das ZDF denkt, es interessiere seine Zuschauer nicht.”

3. “Das kalte Herz des Internet”
(tagesspiegel.de, Michael Naumann)
Aufgrund des 9/11-Spezialangebots “Asche, Feuer, Todesangst” kritisiert “Cicero”-Chefredakteur Michael Naumann “Spiegel Online”: “Die Website mitsamt ihrem akustisch-voyeuristischen Angebot ist das Zeugnis eines Sensationsjournalismus, der jede Spur von Anstand, Mitgefühl und Demut verloren hat.”

4. “Die 2-Wochen-Frist beim Notar”
(finblog.de, Andreas Kunze)
Andreas Kunze beobachtet im Journalismus zunehmend ein Stille-Post-Syndrom: “Da immer schneller und immer billiger produziert wird, schreibt einer vom anderen ab, auf die Quelle schaut kaum noch einer. Sollte irgendjemand in der Kette einen Fehler gemacht haben, wird daraus irgendwann eine fast unkorrigierbare Legende.”

5. “Nie wurden die Säue schneller durchs Dorf getrieben”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Die London-Korrespondentin der ARD, Annette Dittert, spricht über Boulevardzeitungen und den schnellen Wechsel von aktuellen Themen. Die Krawalle in London haben sie nicht überrascht: “Ich habe seit zwei Jahren jedem erklärt, der es wissen wollte, dass die Situation hier irgendwann eskalieren würde, und dazu auch immer wieder Magazinstücke gemacht für Magazine, wie den ‘Weltspiegel’ oder auch lange Dokumentationen, z.B. über die Kindergangs in Liverpool. Das war eigentlich allen hier klar, die genauer hingeschaut haben, dass es irgendwann knallen wird.”

6. “Wie groß ist der Sudan wirklich?”
(fernsehlounge.de)
Eine Frage bei “Schlag den Raab” verpasst die im Juli erfolgte Abspaltung des Südsudans.

Gehirne, Kalauer, Drohnen

6 vor 9

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1. “Leser in die Röhre”
(sueddeutsche.de, Werner Bartens)
Zusammen mit Ernst Pöppel, dem “Boulevard-Wissenschaftler unter den Hirnforschern”, plant “Bild”, Hirnaktivitäten beim Lesen des Blatts zu messen. “Die Zeitung geht zur Markenpflege direkt an die Schnittstelle der Leser-Blatt-Bindung – in der Fußballsprache würde man sagen, dahin, wo es wehtut: ins Gehirn des Lesers.”

2. “Nur keine Häme gegen Talkshows!”
(zeit.de, Lutz Hachmeister)
“Der österreichische Philosoph Robert Pfaller hat kürzlich bemerkt, dass in den Talkshows der 1970er und 1980er Jahre noch Gesamtpersönlichkeiten als Gäste gefragt gewesen seien, heute fast nur noch ‘one-trick-ponys’ – also Figuranten, von denen dramaturgisch eine ganz bestimmte Haltung erwartet wird. Die Talkshows sind heute scripted reality, in der Oskar Lafontaine oder Gregor Gysi ihre feste Funktion haben wie einst Slatko und Jürgen bei Big Brother.”

3. “Wie ich die Finanzkrise bewältigte”
(freitag.de, Michael Angele)
Michael Angele liest Feuilletons zur Finanzkrise: “Unschärfen und Inkompetenzen liegen nicht auf der Seite von uns ­Beobachtern, das Finanzsystem selbst produziert sie. Und zwar systematisch. Der Beweis? Die Krise natürlich.”

4. “Neues aus Kalau”
(noemix.twoday.net)
Kalauer mit Namen in Zeitungsüberschriften: “Manchmal ist der Unterschied zwischen einem Kindergarten und einer Zeitungsredaktion nicht leicht zu erkennen.”

5. “ARD und Fraunhofer proben die Totalüberwachung”
(ccc.de)
Das SWR-Sommerfest in Heidenheim am kommenden Sonntag wird “von fliegenden Drohnen, Heliumballons, Funk-Sensornetzen, Infrarotkameras und Webcams” überwacht.

6. “Ein Missverständnis namens Mindesthaltbarkeitsdatum”
(faz-community.faz.net/blogs/supermarkt, Peer Schader)
Im “Supermarktblog” macht Peer Schader darauf aufmerksam, dass ein überschrittenes Mindesthaltbarkeitsdatum noch keinen ungenießbaren Joghurt macht: “Wer minimale Cremigkeits-Abstriche in Kauf nimmt, kann den Becher auch noch Tage später auslöffeln. Wenn er vorher die Anstrengung in Kauf nimmt, die Folie abzuziehen und höchstpersönlich zu testen, ob der Joghurt noch gut ist. Riechen und schmecken nennt man das. Irgendwie müssen wir das verlernt haben.”

Pedalisten, Oettinger, Neven DuMont

6 vor 9

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1. “Die ‘Sächsische Zeitung’ und das Internet – oder: die verlorene Ehre eines Lehrers”
(flurfunk-dresden.de, owy)
“In den sozialen Netzwerken beobachten die Lehrer anonym das Internet-Verhalten ihrer Schüler” steht in einem Artikel in der “Sächsischen Zeitung”. “Wohl kaum. Völliger Unsinn, genaugenommen. Man drehe das mal weiter: Was wäre eigentlich los, würden sich Journalisten anonym mit Pseudonym in soziale Netzwerke einschleichen – und die Leser beobachten?! Ohgottohgottohgott!”

2. “Spiegel der Gesellschaft?”
(weltraumer.de)
“Spiegel Online” beleuchtet den Konflikt zwischen “Pedalisten” und “Blechfreunden”, zufällig das aktuelle Thema der Printausgabe, mit einer Klickstrecke, die aus Zitaten aus verschiedenen Foren besteht: “Im Internet wird über alles und jedes diskutiert, gestritten und geschimpft. Daraus Beweise für ein gesamtgesellschaftliches Phänomen zu stricken, ist schon arg windig und fragwürdig.”

3. “Autobrände: Gegensätzliche Medienstrategien”
(ndr.de, Video, 4:50 Minuten)
Wie die Medien, darunter “Bild” und “Spiegel”, mit den derzeit häufigen Fahrzeug-Brandstiftungen in Berlin umgehen.

4. “‘Bild’-Idee: Oettinger holt Flagge wieder ein”
(ftd.de, Peter Ehrlich)
Ein Vorstoß von Günther Oettinger forderte, dass “Flaggen von Euro-Staaten, die auf Hilfskredite angewiesen sind, künftig vor den Brüsseler Institutionen auf halbmast wehen” sollen. Ein irischer Journalist wollte wissen, woher diese Idee kommt. “Darüber habe Oettinger vorher mit der Chefredaktion der Zeitung gesprochen. So also bringt ‘Bild’ Ideen in die Welt.”

5. “Zeigst du noch Haltung oder buckelst du schon?”
(christundwelt.de, Wolfram Weimer)
TV-Talkshows “laufen dem Parlament den Rang ab”, beobachtet Wolfram Weimer: “Das Koordinatensystem unserer Willensbildung verschiebt sich derartig ins Mediale, dass veritable Minister achselzuckend erklären: Eine Illner-Sendung ist heute wichtiger als zehn Bundestagsdebatten. Wenn die Welt des Inszenatorischen aber so wichtig wird, mutiert das Mediensystem dann nicht zu einer Derivate-Szene des Politischen?”

6. “Vom Kampf darum verstanden zu werden”
(fr-online.de, Arno Widmann)
Der zweite Roman des Printverlegers Alfred Neven DuMont nennt sich “Vaters Rückkehr”, “ein Buch über einen Vater-Sohn-Konflikt aus der Sicht des Sohnes. Das ist mehr als interessant.”

Helmut-Maria Glogger, Kreuzritter, Legoland

6 vor 9

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1. “Fail!”
(theeuropean.de, Martin Eiermann)
Das Panorama-Ressort von “Spiegel Online”: “Im Gefühl der Schadenfreude sind Normen und Hierarchien vergessen, wenn sich der Leser mit dem Promi scheinbar auf Augenhöhe wähnt. Auf einmal erscheint der Gegenüber genauso herrlich menschlich wie man selbst. Ein bisschen gefühlte Emanzipation, ein bisschen Voyeurismus – mehr braucht es nicht zum Glücklichsein.”

2. “Roche legt sich mit Ringier an”
(tagesanzeiger.ch, Daniel Arnet)
Helmut-Maria Glogger legt in einer Kolumne von “Blick am Abend” nahe, Autorin Charlotte Roche habe den Roman “Schossgebete” nicht selbst geschrieben. “Nach einer Anfrage durch Tagesanzeiger.ch/Newsnetz beim Buchverlag wusste man zunächst nichts von diesem Artikel – das, obwohl in der Adressatenzeile von Gloggers Kolumne die Presseleiterin von Piper eingefügt war. Obwohl die Rubrik ‘Glogger mailt’ heisst, hat er offenbar Hemmungen, seine Texte auch wirklich abzuschicken.”

3. “Das Korrektiv im Internet”
(fluter.de, Andi Weiland)
Andi Weiland stellt verschiedene Watchblogs vor.

4. “Frauenmagazin für die Islamistin”
(wissen.dradio.de, Audio, 7:02 Minuten)
Stephanie Doetzer macht sich auf die Suche nach Leserinnen des Internet-Magazins “Al-Shamikha”. “Kaum einer der westlichen Autoren scheint sich die Mühe gemacht zu haben, das Magazin zu lesen, beziehungsweise übersetzen zu lassen.”

5. “Im Netz der Islamfeinde”
(berlinonline.de, Steven Geyer und Jörg Schindler)
Unter dem Titel “Kreuzritter 2.0” verkaufen die “Frankfurter Rundschau” und die “Berliner Zeitung” heute die gleiche Titelgeschichte. Es geht darin um Recherchen zum islamkritischen Blog Politically Incorrect.

6. “Legoland erklärt Unabhängigkeit von Dänemark”
(der-postillon.com)

Harald Schmidt, Frauenquote, Julian Assange

6 vor 9

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1. “Großes Pathos garniert mit Eigenwerbung”
(evangelisch.de, Christian Bartels)
Christian Bartels rezensiert die gestrige “Bild”: “Zweifellos gibt es viele schlimmere ‘Bild’-Zeitungs-Ausgaben. Immerhin verzichtete die in New York produzierte auf alles Hetzerische, enthält auch noch einen Bericht aus einer New Yorker Moschee und ein Gespräch zwischen dem Künstler Anselm Kiefer und dem Kunstkritiker Peter Iden, das wie aus einer alter ‘Frankfurter Rundschau’ gefallen wirkt.”

2. “Ich kann nicht anders als Feuilleton”
(dwdl.de, Alexander Krei)
Ein Interview über Interviews mit Harald Schmidt, für den Antworten in Interviews “nicht stimmen, aber wahrhaftig sein” müssen. Er korrigiere in Interviews “wirklich weniger als ein Prozent”. “Die meisten lassen sich von Beratern beraten, die meistens irgendwelche Pressetanten mit kaputtgefärbten Haaren sind. Hinzu kommt, dass ich es schon oft genug erlebt habe, dass dann auch noch der Journalist die einzige Pointe rausstreicht.”

3. “Anhand konkreter Zahlen: Führende deutsche Online-Redaktionen haben eine miserable Frauenquote”
(nilsole.net, Nils Glück)
Nils Glück analysiert das Verhältnis zwischen Männern und Frauen bei einigen ausgewählten Online-Medien: “Bei aller Vorsicht, mit der die Ergebnisse zu genießen sind, das Erschreckende vorab: Unter den zwölf ausgewählten Nachrichtenportalen, darunter überregional, regional sowie primär lokal ausgerichtete, findet sich nirgends eine einigermaßen ausgeglichene Geschlechterquote.”

4. “Es lebe die Subjektivität!”
(de.ejo-online.eu, Marlis Prinzing)
Der Medienwandel helfe, “die sinnlose Jagd auf das Einhorn ‘Objektivität’ zu beenden”, findet Marlis Prinzing: “Die Blogosphäre gab uns die Erzählfreude zurück, das Internet zwingt uns, unser Publikum vor dem Ertrinken in Informationsfluten aus professionellen und nicht-professionellen Quellen zu retten, Leuchttürme sind gefragt: Journalisten, die aufmerken lassen, indem sie Orientierung anbieten, Verortung.”

5. “Ich sehe was, was du nicht siehst”
(sz-online.de, Marcus Krämer)
Marcus Krämer glaubt, der Zeitpunkt des Anschlags auf die Twin Towers sei mit List gewählt worden: “Um 8.46Uhr nach amerikanischer Zeit flog das erste Flugzeug in den Nordturm. Um diese Stunde beginnen viele Journalisten, sich erste Gedanken über die Themen für die Abendnachrichten und die Zeitung am nächsten Tag zu machen. Die Vormittagszeit war auch deshalb schlau ausgesucht, weil nun bis zur Dämmerung viele Stunden blieben, in denen bei strahlendem Sonnenschein perfekte Fernseh- und Zeitungsbilder gemacht werden konnten.”

6. “Julian Assange und wie er die Welt sieht”
(blogs.sueddeutsche.de/feuilletonist, Andrian Kreye)
Ein Interview mit Julian Assange: “Die wichtigste Rolle der Medien war, dass sie deutlich machten, dass die Depeschen interessant und wichtig sind. Es funktioniert jedenfalls nicht, wenn man Material einfach so ins Netz kippt.”

Straßenkämpfe, Trinkkonzepte, Konfetti

6 vor 9

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1. “Empören wir uns nicht genug, Herr Harpprecht?”
(mediummagazin.de, Annette Milz)
Vom “Einstein” in der Kurfürstenstrasse bis zum “Borchardt” in der Französischen Straße sei das Vertrauen und die Vertraulichkeit das gängigste Korruptionsmittel zwischen Medien, Politik und Wirtschaft in Berlin, sagt Klaus Harpprecht: “In Wahrheit sind die vermeintlich exklusiven Informationen meist nur Bestechungsmittel, um Journalisten zu bauchpinseln.”

2. “Pöbler, Drängler, Straßenkämpfer”
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
“Der Straßenkampf – Rüpel-Republik Deutschland” heißt die Titelgeschichte des aktuellen “Spiegel”. Unter den Linden in Berlin spiele sich das so ab: “Der Wagen sei in Sekundenschnelle ‘umzingelt’, links und rechts schießen die Radler vorbei, um danach an der Ampel die ‘Poleposition’ zu suchen und schließlich fahren sie dann demonstrativ nebeneinander und kümmern sich nicht drum, dass sie den Verkehr aufhalten. Muss man nur mal nach Berlin für fahren, um diesen unerträglichen Straßenkampf zu erleben!”

3. “Nachhaltige Vollverblödung”
(wahrheitueberwahrheit.blogspot.com, Thomas)
Auf “Zeit Online” entdeckt Thomas eine Reklame für Flaschen aus Borosilikatglas, die in umweltfreundlichem, skandinavischen Design daherkommen und ein nachhaltiges Trinkkonzept verfolgen.

4. “Kommentar zur Berichterstattung über den Hirschmannprozess”
(feldstecher.wordpress.com)
Mehrere Schweizer Medien konsultieren in der Berichterstattung über den Prozess gegen Carl W. Hirschmann jun. den gleichen Experten, den Zürcher Anwalt Valentin Landmann: “Seine Konkurrenten im Zürcher Anwaltsverband haben nicht einmal im Ansatz eine vergleichbare Werbefläche.”

5. “Alles kostet Geld, und auch mein Service kostet”
(welt.de, Benjamin von Stuckrad-Barre)
Benjamin von Stuckrad-Barre besucht den ehemaligen ARD-Talker Jürgen Fliege.

6. “9/11”
(blog.bassena.org, H​a​n​s K​i​r​c​h​m​e​y​r)
H​a​n​s K​i​r​c​h​m​e​y​r war am 11. September 2001 in New York: “09:04 – Dichter Qualm: Minuten später wurden mir die glitzernden ‘Konfetti’ zu dutzenden vor die Füße geweht. Es waren die Akten, Briefe und Notizen jener Menschen, die da oben gearbeitet hatten.” Zu 9/11 siehe auch die Erinnerungen von Ulrich Wickert (“So, und wer ist das? Ich habe keine Ahnung”) und diese neue Verschwörungstheorie (“Stecken Verschwörungstheoretiker hinter den Anschlägen vom 11. September?”).

Michael Anti, Süddeutsche Zeitung, Wired

6 vor 9

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1. “Gaby Köster und der ‘seltsame Beigeschmack'”
(stefan-niggemeier.de)
Stefan Niggemeier erinnert daran, dass es für Medien keine Pflicht gibt, Teil von Gaby Kösters Vermarktungsstrategie zu werden. “So unvorstellbar das insbesondere für die meisten Online-Redaktionen zu sein scheint: Es gäbe die Möglichkeit, darüber nicht zu berichten.”

2. “Macht 9/11 nicht so wichtig”
(visdp.de, Hajo Schumacher)
“Wer hysterisch oder aggressiv auf Terror reagiert, wer Attentate überhöht und mystifiziert, der folgt dem eiskalten Kalkül der Täter. Der norwegische Regierungschef Jens Stoltenberg hat geradezu idealtypisch vorgelebt, wie der Tragik des Terrors zu begegnen ist: zuallererst mit Ruhe und Besonnenheit, mit dem festen Willen, sich nicht in die Spirale des Hasses hineinziehen zu lassen.”

3. “Ich blogge, also bin ich”
(welt.de, Andrea Seibel, Richard Herzinger und Frank Schmiechen)
Ein Interview mit dem chinesischen Journalist und Blogger Michael Anti: “Mit dem Aufkommen des Internets explodierte ich, entdeckte die wahre Welt, die ich ganz unironisch ‘schöne neue Welt’ nannte. (…) Alles, was im Web 2.0 hier in China geschieht, ist kein Freizeitspaß, kein sozialer Event, kein Nachtisch, wie bei Ihnen. Wir lernen, wachsen und bilden uns durch Information und Kommunikation und nutzen dies medial. Das ist unser Hauptgericht! Wir bloggen, also werden wir demokratisch!”

4. “Jetzt schwächelt auch Die Seite Drei”
(wp.ujf.biz, Ulf J. Froitzheim)
Die Story “Lagerkoller” auf Seite 3 der gestrigen “Süddeutschen Zeitung” wird von Ulf J. Froitzheim in sieben Punkten kritisiert.

5. “Das Rhein-Neckar-Fernsehen zeigt ungeschnitte Opferbilder und diskreditiert sich damit zum Trash-TV”
(heddesheimblog.de, Hardy Prothmann)
Fast zwei Minuten lang zeigt das Rhein Neckar Fernsehen eine Szene, “wie Bestatter einen Sarg bereitstellen, die Leiche des Opfers hineinwuchten, den Sarg schließen und Rausstehendes reinstopfen”, schreibt Hardy Prothmann. Er glaubt, der Sender zeige damit “eine Verantwortungslosigkeit, die die zuständige Lizenzbehörde auf den Plan rufen muss.”

6. “WIRED – Die interaktive Blattkritik”
(netzfeuilleton.de, Video, 7:18 Minuten)
Jannis Kucharz bespricht die erstmalig auf deutsch erscheinende “Wired”. Siehe dazu auch die Rezensionen von Felix Schwenzel (“versteht jemand das cover?”), Don Alphonso (“Schluss damit, wir machen das, was sich verkauft. Sex. Drogen, Autos”) oder Ole Reißmann (“Natürlich sind diese Anzeigen als solche gekennzeichnet”).

Spielejournalismus, Speechgate, Sinnlosigkeit

6 vor 9

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1. “Zum Zustand der deutschen Spielekritik”
(kaliban.de)
Christian Schmidt, Gunnar Lott und viele mehr diskutieren über die journalistische Herangehensweise an Computerspiele: “Die Diagnose ist richtig, der deutsche Spielejournalismus (einst der kommerziell erfolgreichste der Welt!) ist belanglos geworden, produziert trotz positiver Gegenbeispiele viele schlechte Texte und wenig wirklich gelungene Formate. Und er ist kommerziell im Sinkflug –ob das durch bessere Qualität oder mehr Relevanz vermeidbar wäre, sei dahingestellt.”

2. “ARD-Talk: Zerredetes Programmschema”
(ndr.de, Video, 5:41 Minuten)
Auf ARD sind nun fünf Talksendungen pro Woche zu sehen: “Der vielgepriesene politische Diskurs verkommt immer häufiger zum ‘Wer darf wie viel reden.'”

3. “Die Auseinandersetzung mit 9/11 ist noch immer mit Denkverboten behaftet”
(heise.de/tp, Sabine Schiffer)
Sabine Schiffer erhält eine Absage “einer großen deutschen Wochenzeitung”: “Ich habe noch einmal mit meinen Kollegen über den Text gesprochen. Gemeinsam sind wir zu dem Beschluss gekommen, dass Sie sich in dem Artikel nicht deutlich genug von den Verschwörungstheorien distanzieren, für die Sie eine höhere Beachtung in den Medien fordern.”

4. “Tales of Manufactured Conflict – Speechgate”
(thedailyshow.com, Video, englisch)
US-Fernsehsender machen einen Terminkonflikt zu einem “Speechgate”. In der Pressekonferenz im Weißen Haus geht es weiter: “There were 23 questions about the scheduling of the speech.”

5. “Retusche des Homosexuellen-Bildes”
(matthias-schumacher.com)
Matthias Schumacher macht sich Gedanken über Homosexuelle in den Medien: “Indes Heteros mit aller Selbstverständlichkeit Mörder, Anwälte, Bauarbeiter, alles und jeden darstellen (selbst Schwule und Lesben werden von ihnen dargestellt), spielen Schwule und Lesben selbst oft Schwule und Lesben, gefangen in der Sexualität und auf sie reduziert.”

6. “Hurra Sinnlosigkeit!”
(spiegel.de, Sascha Lobo)
Der Satz “Das braucht niemand” werde zu häufig geäußert, findet Sascha Lobo: “Für diesen Satz gilt im Netz, was in der Politik für den Hitlervergleich gilt: unter allen Umständen vermeiden.”

Hokusai, Ürümqi, Women’s Health

6 vor 9

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1. “Hokusai und die Linguistik”
(schnellinterkulturell.de, Marco Damm)
“Im Land der aufgehenden Sonne” (Japan) gebe es “kein Wort für die mörderische Wucht meterhoher Wellenwände, überhaupt kaum Begriffe für Katastrophen”, schreibt Roland Mischke auf mainpost.de. Schnellinterkulturell.de setzt eine Grafik mit den Entsprechungen von Wörtern wie Taifun, Erdbeben, Hochwasser, Erdrutsch, Vulkanausbruch, Hitzewelle und Kältewelle im Japanischen dagegen.

2. “Women’s Health – Zeitlos langweilig”
(kioskforscher.posterous.com)
Der Kioskforscher liest die “Women’s Health”: “Austauschbarkeit Zeitlosigkeit scheint bei den Health-Zeitschriften zum Markenkern zu gehören.”

3. “Richter fördern Presse-Monopol”
(taz.de, Jean-Philipp Baeck)
“Nur eine einzige Journalistin des marktbeherrschenden Weser-Kuriers war geladen, als sich fünf Bremer GerichtspräsidentInnen gemeinsam mit der Generalstaatsanwältin und dem Leiter der Justizvollzugsanstalt zu Sparplänen des Bremer Senats äußerten.”

4. “Hausrecht oder Pressefreiheit?”
(journalist.de, René Martens)
Bundesliga-Vereine machen in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen Vorschriften darüber, wer von wo aus dem Stadion berichtet. “De facto wird damit die Pressefreiheit beschnitten, denn selbstverständlich muss ein Journalist das Recht haben, sich privat – bei einem Stadionbesuch ja sogar als zahlender Kunde – an jedem beliebigen Ort aufzuhalten und darüber zu schreiben.”

5. “Entwicklung Leichtathletik-Weltrekorde: Datenjournalismus”
(danieldrepper.de)
Datenjournalismus im Sport: “Im Gegensatz zu brisanten Daten bei harten Recherchen sind Zahlen und Fakten im Sport sehr leicht zugänglich.”

6. “Internetzensur in China – ein Selbstversuch”
(klartext-magazin.de, Friedrich Leist)
Friedrich Leist testet das Web in Ürümqi: “Als Suchmaschine kann man nur baidu.cn aufrufen, Google ist nicht erreichbar. Dafür kommt man auf Spiegel.de oder die Seite der Bildzeitung, bei letzterer sind aber alle Bilder gesperrt.”

Günter Grass, Fahrradfahrer, Charles Moore

6 vor 9

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1. “Israelischer Historiker verteidigt Günter Grass”
(spiegel.de, Stefan Kuzmany)
Eine falsche Aussage von Günter Grass in einem Interview mit der Zeitung “Ha’aretz” wird von verschiedenen Medien skandalisiert. Der Historiker und Holocaust-Forscher Tom Segev erklärt, wie es dazu kam: “Er hat eben eine falsche Zahl genannt. Hätte ich es bemerkt, hätte ich ihn darauf hingewiesen, dann hätte er sich sofort korrigiert.”

2. “Was dürfen Autofahrer sich alles erlauben?”
(criticalmass-hamburg.de, Malte)
“Auto Bild” stellt sich die Aufgabe, darüber aufzuklären, was Fahrradfahrern im Straßenverkehr erlaubt ist – “und scheitert wie erwartet”.

3. “Der ORF verabschiedet sich”
(kobuk.at, Hans Kirchmeyr)
Der ORF strahlt den Film “9/11 Mysteries” aus, “distanziert sich jedoch von anfälligen [sic!] Aussagen, die dem ORF-Gesetz, insbesondere dessen Objektivitätsgebot, widersprechen”. ORF-Sprecher Martin Biedermann sagt dazu auf diepresse.com: “Verschwörungstheorien ziehen sich durch den gesamten Themenkomplex des 11. September. Deswegen hat eine solche Doku in einem breit angelegten Programmschwerpunkt ihren Platz.”

4. “‘Twitter terrorists’ face 30 years after being charged in Mexico”
(guardian.co.uk, Jo Adetunji and agencies, englisch)
Wegen Verbreitung der Falschmeldung, eine Schule werde von Bewaffneten angegriffen, drohen einem Lehrer und einer Radiomoderatorin 30 Jahre Haft. “The resulting panic caused dozens of car crashes after parents rushed to save their children from schools across the city and jammed emergency telephone lines, which ‘totally collapsed’ under the pressure.”

5. “Warum der Streit zwischen Assange und Domscheit-Berg kein Zickenkrieg ist”
(wolfgangmichal.de)
Wolfgang Michal fragt, warum sich gerade jetzt so viele Journalisten und Kommentatoren gegen Wikileaks wenden. “Die Reduktion der Enthüllungsplattform WikiLeaks auf ein ‘neutrales’, vermittelndes Medium, das seine journalistischen Sorgfaltspflichten verletzt, blendet die Tatsache aus, dass WikiLeaks von Anfang an darauf aus war, geheimes Material zu publizieren, um bestimmte politische, militärische und finanzielle Machenschaften nicht nur aufzudecken, sondern zu bekämpfen.”

6. Interview mit Charles Moore
(welt.de, Thomas Kielinger)
Aufbauend auf einer Kolumne von Charles Moore wurde im August in deutschsprachigen Medien eine ausführliche Debatte geführt: “Ich habe Ende Juli gerade einmal zwei Kolumnen geschrieben, die eine bis heute andauernde Debatte auslösten, aber man hat immer nur die erste zitiert: ‘Ich fange an zu glauben, dass die Linke tatsächlich Recht haben könnte.'”

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