Archiv für 6 vor 9

Bundeswehr, Wagner, Dauerlaberer

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Die große Schweigerin”
(fr-online.de, Antonia Rados)
Fernsehjournalistin Antonia Rados zur Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr: “Wenn ich es dann einmal wage, nach dem Mittagsmenü eine harmlose Frage zu stellen, verfolgen mich die Presse-Offiziere mit misstrauischen Blicken. Als wolle ich den Soldaten zwischen Haupt- und Nachspeise Staatsgeheimnisse entlocken. Ich könnte den Taliban ja verraten, dass deutsche Brötchen keine Wurfgeschosse sind.”

2. “Holpriger Start für den Österreichischen Presserat”
(diepresse.com, Anna-Maria Wallner)
Österreich hat einen neu gegründeten Presserat, der sich allerdings nur um Mitglieder kümmert. “Kritik an dem neu gegründeten Presserat löst in erster Linie die Verfahrensordnung aus, die nicht erlaubt, Entscheidungen gegen Nichtmitglieder zu veröffentlichen. Ebenfalls kritisch gesehen wird der Klagsverzicht: Wer sich an den Presserat wendet, schließt den ordentlichen Gerichtsweg aus.”

3. “Bild-Zeitung schreibt die Leiharbeit schön”
(heise.de/tp, Silvio Duwe)
“Die Fachberatung zum Artikel stammt von einem Lobbyverband.”

4. “Call In infiltriert”
(fernsehkritik.tv, Video, insgesamt 48:14 Minuten)
Fernsehkritik.tv hat Teile des Videos, das ein Team der belgischen Satiresendung “Basta” zeigt, wie sie einen eigenen Moderator in eine Call-In-Sendung einschleusen, mit Untertiteln versehen (ab 10:50 Minuten).

5. “Man erzieht die Leute zu Dauerlaberern”
(zeit.de, Harald Martenstein)
Harald Martenstein kritisiert, dass die sogenannte “mündliche Mitarbeit” in der Notengebung mit 50 Prozent bewertet wird. “Die von unserem System diskriminierten schüchternen, zurückhaltenden oder zur Selbstdarstellung unbegabten Menschen können durchaus etwas leisten, sie sind oft recht intelligent. Sie sind nachdenklich. Bevor sie sprechen, denken sie nach, und wenn sie mit dem Denken fertig sind, ist es zu spät. Das ist ihr Problem.”

6. Interview mit Franz Josef Wagner
(ardmediathek.de, Video, 29:56 Minuten)
“Bild”-Kolumnist Franz Josef Wagner erklärt, was zu seinen Gunsten vorliegt (ab 8:30 Minuten): “Ich kann fantastisch mit der deutschen Sprache umgehen (…) mal, und mal dann wieder nicht. Eine Kolumne ist mal schlecht, dann schäm ich mich auch zu Tode, mal gelingt eine. Ich bin schon froh, wenn eine glitzert und funkelt.” Zu seinen Ungunsten: “Es gibt Geschichten und Schlagzeilen, für die ich mich schämen muss.”

Spiegel Online, Christoph Lütgert, Auswanderer

6 vor 9

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1. “Doch keine ‘Matrix’-Fortsetzung”
(spiegel.de, twi)
“Spiegel Online” gibt zu, ein Gerücht der Website “Ain’t it cool News”, die “Matrix”-Filmreihe würde in zwei Teilen fortgesetzt, weiterverbreitet zu haben: “Die Meldung ging um den Globus – auch SPIEGEL ONLINE berichtete. Bloß: Sie ist eine Ente.”

2. “Alle besoffen bei der Bundeswehr!”
(rockbär.de, Sebastian Pertsch)
Sebastian Pertsch fragt sich, warum “Spiegel Online” einen Artikel über Mutproben in der Bundeswehr zur Topmeldung macht: “Die zahl­rei­chen ‘Mut­pro­ben’, die der Spie­gel in seinem Ar­ti­kel auf­führt, sind al­le­samt keine Neu­ig­kei­ten, auch wenn dies der Ar­tikel auf der me­dia­len Nr. 1 sug­ge­rierte. Es sind schlimme Ein­zel­fälle, die re­gel­mä­ßig in den Wehr­be­richten auf­tau­chen.”

3. “Pietät ist, wenn….”
(lastknightnik.wordpress.com, Nik)
Nik kommentiert die Meldung von sueddeutsche.de, Carolin Wosnitza sei “während ihrer Brust-OP an Hirnlähmung” gestorben.

4. Interview mit Christoph Lütgert
(meedia.de, Christine Lübbers)
Christoph Lütgert hält die rechtlichen Aktivitäten von Carsten Maschmeyer für Einschüchterungsversuche und findet, dass er sich “nicht unbotmäßig verhalten habe”. “Maschmeyer ist eine Person der Zeitgeschichte. Da geht es nicht an, dass man das nicht darstellen kann, nur weil er sagt, dass er uns nicht antwortet. Ich finde, er ist der Öffentlichkeit Rechenschaft schuldig.”

5. “Die Lust am Lager”
(katrinschuster.de)
“Die zweifellos erfolgreichste räumliche Ordnung des aktuellen Fernsehens” sei das Lager, schreibt Katrin Schuster, ganz gleich, ob man den jeweiligen Raum nun als “Bandhouse”, “Dschungelcamp” oder “Model-WG” tituliere. Dieses “‘Ist schon okay, wenn ihr das guckt, das tue ich doch auch’ der Journalisten, das sich mittlerweile als Umgang mit solchen Sendungen durchgesetzt” habe, kann sie nicht mehr hören. “Denn gerade Zynismus scheint mir in diesen Fällen keine angemessene Haltung, und ein Journalist, der solche Äußerungen ernst meint, hat imho seinen Beruf komplett verfehlt.”

6. “Schade, Deutschland, ich bin weg”
(taz.de, Cigdem Akyol)
“Deutschland ist längst kein Einwanderungsland mehr, sondern Auswanderungsland. Vor allem die Qualifizierten gehen – Deutsche wie andernorts Geborene -, die weniger Qualifizierten bleiben.”

Guttenberg, E-Paper, Prinz Poldi

6 vor 9

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1. “Der BILD-Minister”
(sprengsatz.de, Michael Spreng)
Die Nähe von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg zu “Bild” könnte zu einem Karriereknick führen, glaubt Michael Spreng. “Am vergangenen Freitag warnte zu Guttenberg in der ‘Gorch-Fock’-Affäre noch vor Vorverurteilung, um dann am selben Tag kurz vor Mitternacht nach dem Anruf eines BILD-Redakteurs den Kommandanten zu suspendieren. Die Zeitung mit dem Bericht über weitere Missstände auf dem Segelschulschiff war noch gar nicht erschienen, als der bis dahin angesehene Offizier schon abberufen war. So viel zum Thema Vorverurteilung und darüber, wie bei der Bundeswehr eine objektive Untersuchung aussieht.”

2. “Guttenberg: Was er sagt, was er macht”
(heute.de, Dominik Rzepka)
Dominik Rzepka blickt zurück auf die Themen Kundus, Wehrpflicht und Opel und vergleicht, was zu Guttenberg gesagt hat und wie er gehandelt hat.

3. “Springer meldet ernüchternde ePaper-Zahlen”
(meedia.de, Jens Schröder)
Im vierten Quartal 2010 verfügte die E-Paper-Ausgabe von “Bild” über 785 Abonnenten. “Zwar liegen die Gesamtverkäufe der elektronischen Bild bei 18.786, doch 17.983 dieser Exemplare stammen aus der Kategorie Sonstiger Verkauf, sind also stark rabattierte Angebote.”

5. “150 Tonnen Zeitungen gestohlen”
(presseportal.de/polizeipresse)
Ein 52-jähriger Kurierfahrer erlöst beim Altpapierhändler rund 12.500 Euro mit gestohlenen, meist druckfrischen Zeitungen.

5. “Neonazis zum Anklicken”
(taz.de, Astrid Geisler und Christoph Schultheis)
“Heile Welten” verspricht neue Einblicke “in das rechte Alltagsleben in Deutschland”. Mitautor ist BILDblog-Mitbegründer Christoph Schultheis.

6. “Der falsche Prinz Poldi und die ‘Bild’-Schlagzeile”
(tagesanzeiger.ch, Christian Andiel)

Guttenberg, Maschmeyer, Call-In-Shows

6 vor 9

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1. “Der Guttenberg-‘Bild’-Komplex”
(taz.de, Stefan Reinecke)
Stefan Reinecke zur Rolle von “Bild” bei der Suspendierung des Kapitäns der Gorch Fock durch Verteidigungsminister zu Guttenberg: “Die Entscheidung, den Kapitän zu feuern, hat Guttenberg am Freitagabend getroffen. Direkt nachdem das Blatt ihn informiert hatte, dass es die Geschichte noch mal groß herausbringt. Im Gegenzug lobt das Boulevardblatt zwei Tage später die Entschlusskraft des Ministers über den grünen Klee und denunziert Kritiker von FDP bis Linkspartei als Nörgler und Kleingeister, die bloß neidisch auf dessen Popularität sind.” Zu zu Guttenberg siehe auch: “Kosten der Sat.1 Guttenberg-Talkshow in Mazar-E-Sharif” (blog.die-linke.de, 13. Januar).

2. “Ein Großangriff auf die Pressefreiheit”
(faz.net, Michael Hanfeld)
Michael Hanfeld schreibt auf, was Carsten Maschmeyer gegen den “Panorama”-Film “Der Drückerkönig und die Politik” (ndr.de, Video, 28:17 Minuten) unternimmt. Siehe dazu auch “Wie sich Maschmeyer in den Medien inszeniert” (ndr.de, Video, 8:49 Minuten).

3. “Maulwurf-Moderator fuhr TV-Quiz gegen die Wand”
(grenzecho.net, Boris Cremer)
Ein Magazin des flämischen TV-Senders VRT deckt mit einem Undercover-Moderator Praktiken von Call-In-Shows auf: “De Winne stand ein halbes Jahr lang für die Call-in-Show ‘Quizzit’, die von den Privatsendern VTM und 2BE ausgestrahlt wird, vor der Kamera und köderte Zuschauer, die mit kostenpflichtigen Anrufen versuchten, ein fast unlösbares Rätsel zu lösen.” Das Video dazu gibt es hier: “Undercover bei den Fernseh-Anrufquizzen” (wortfeld.de, Video, 38:36 Minuten)

4. “Warum Medien Themen tagelang durchkauen und was das Internet damit zu tun hat”
(griess.wordpress.com, Andreas Grieß)
Andreas Grieß zeigt auf, warum Online-Medien und Zeitungen banale Themen immer noch ein Stück weiterdrehen.

5. “Warum diese Verachtung?”
(taz.de, Jutta Winkelmann)
“Zum Kotzen” findet Jutta Winkelmann “die ganze Scheinheiligkeit, Bedenkenträgerei und dieses gehässige Vornehmgetue und die Gefühllosigkeit” der Kritik an den Kandidaten der RTL-Sendung “Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!”. “Mehr als jeder Rattenschwanz – und Schlangenbackenhodendrink ist diese herrschende Selbstgerechtigkeit- und Selbstgefälligkeit eklig! Und damit sind auch die Medien gemeint, die absahnen und verächtlich lästern. Sie und die ganze Nation mit, heult wegen jämmerlichen 50.000 Scheißeuros auf, die die Dschungelbewohner bekommen.”

6. “Fast ein Jahr”
(fragmente.twoday.net)
Frau Fragmente sucht und findet einen Job.

RTL, Vögel, Hademar Bankhofer

6 vor 9

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1. “Der Anti-Menschenwürde-Sender”
(sprengsatz.de, Michael Spreng)
Michael Spreng, langjähriger Chefredakteur von “Bild am Sonntag”, appelliert an “die gesellschaftliche Verantwortung” von RTL. “Nicht alles, was Menschen scheinbar freiwillig mit sich geschehen lassen, ist auch verantwortbar. Wenn Landesmedienanstalten überhaupt einen Sinn haben, dann den, über den Schutz der Menschenwürde zu wachen.”

2. “Letztlich etwas sehr Rührendes”
(lawblog.de, Udo Vetter)
Udo Vetter dokumentiert eine Antwort der Niedersächsischen Landesmedienanstalt (NLM) auf eine Beschwerde eines Zuschauers zur RTL-Sendung “Schwiegertochter gesucht”. “Nach deren Lektüre kann man sich durchaus fragen, wie ernst die NLM ihren Job nimmt. Jedenfalls hat man offensichtlich großen Spaß bei der Bearbeitung (und dem Abbügeln) solcher Beschwerden.”

3. “Wie viel Dschungelcamp soll in die taz?”
(blogs.taz.de/hausblog, Sebastian Heiser)
“taz”-Leser möchten nichts über die RTL-Sendung “Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!” lesen: “Hören Sie auf! Sofort! Es interessiert nicht!”

4. “Die Aufklärung des ‘mysteriösen’ Vogelsterbens”
(scienceblogs.de/astrodicticum-simplex, Florian Freistetter)
Die Anhäufung von verstorbenen Vögeln, ausgehend von einem am Neujahrstag in den USA tot aufgefundenen Vogelschwarm, wurde von einigen Medien zum Mysterium hochgeschrieben: “An den Vorfällen, die Anfang des Jahres stattgefunden haben ist nichts, was die ausführliche und hysterische Behandlung in den Medien rechtfertigen würde. Und an diesen Vorfällen war auch nichts ‘mysteriös’, wie oft immer wieder behauptet wird.”

5. “Bankhofer-Sendung: ‘… gegen das Schleichwerbeverbot verstoßen'”
(scienceblogs.de/plazeboalarm, Marcus Anhäuser)
Die Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) rügt die Sendung “Der gesunde Weg” mit Hademar Bankhofer auf Bibel TV: “In dem Gesundheitsmagazin kamen u.a. Experten zu Wort, die über den Nutzen von bestimmten Produkten bzw. Wirkstoffen sprachen, von deren Verkauf sie wirtschaftlich profitieren.”

6. “Was weiß der Geier?”
(blogs.taz.de/reptilienfonds, Heiko Werning)
Arabische Medien spekulieren, dass ein eingefangener Geier, der mit einer auffälligen Flügelmarkierung und einem technischen Gerät mit hebräischen Schriftzeichen versehen war, im Auftrag von Israel Spionage betreiben sollte.

Kachelmann, Mandela, Giffords

6 vor 9

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1. “Im Namen der Öffentlichkeit”
(dradio.de, Brigitte Baetz)
Brigitte Baetz fasst nochmals die bisherigen Entwicklungen im Prozess gegen Jörg Kachelmann zusammen, befasst sich mit der parteiischen Berichterstattung vieler Medien und erinnert daran, wie Zeuginnen in den Medien zu sehen waren: “Alle drei Frauen gestylt wie Fotomodelle, versehen mit Exklusivverträgen über jeweils mehrere Tausend Euro. Ihre Aussagen vor Gericht machten sie dagegen unter Ausschluss der Öffentlichkeit – um ihr Privatleben zu schützen.”

2. “Wie das ‘Dschungelcamp’ hoffähig wurde”
(ndr.de, Tina Schober, Video, 5:44 Minuten)
“Was hier gesendet wird, hat mit Fernsehen nichts mehr zu tun”, sagte die damalige Bundesministerin Renate Künast 2004 über die RTL-Sendung “Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!”. Inzwischen sind die Proteste dagegen fast verstummt.

3. “18.000 Euro ‘Kopfgeld’ für Promi-Fotos”
(meedia.de, ax)
“Verdiene Geld als Leser-Paparazzo!”, fordert viply.de ihre Leser auf. Die “Website für Hollywood-News” (hgm press) verspricht: “Für Deine Bilder beteiligen wir Dich am gesamten mit ihnen erzielten Gewinn und speisen Dich nicht einfach mit 100 oder 500 Euro ab!”

4. “Nelson Mandela und das Todesgerücht”
(badische-zeitung.de, Johannes Dieterich)
“Alle paar Wochen meldet irgendein Organ, dass der inzwischen 92-jährige Vater der Regenbogennation verstorben sei – und Ehefrau Grace, Ex-Frau Winnie, Tochter Zindzi oder Enkel Mandla haben das Gerücht dann wieder aus der Welt zu schaffen.” Dabei sei jedes Mal Eile geboten, “denn in internationalen Rundfunkanstalten wird bei solchen Gelegenheiten gleich Großalarm geschlagen und eine Mega-Maschinerie angeworfen”.

5. “How NPR’s Giffords Mistake Hurt The Families”
(npr.org/blogs/ombudsman, Alicia Shepard, englisch)
Alicia Shepard beschreibt, was die falsche Vermeldung des Tods von Gabrielle Giffords ausgelöst hat. “Simon, who first believed NPR’s report, also faced the emotional task of telling his two young daughters, who know Giffords well, that the congresswoman was dead, and later explaining that she wasn’t.”

6. “Ein kategorischer Imperativ und sieben Strategien für freie Journalisten”
(carta.info, Bernhard Pörksen)
Bernhard Pörksen stellt freien Journalisten sieben Strategien bereit. Ebenfalls lesenswert: “A manifesto for the simple scribe – my 25 commandments for journalists” (guardian.co.uk, Tim Radford, englisch).

Vergessen, Ringier, Unterschichtenfernsehen

6 vor 9

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1. “Vergessen und vergessen machen”
(stefan-niggemeier.de)
Stefan Niggemeier denkt über das Vergessen im Web nach. Soll jenen, die ihre dort dokumentierten Taten vergessen lassen möchten, mit einer nachträglichen Löschung geholfen werden? “Es geht nicht darum, dass Menschen keine Fehler machen dürfen oder ihr Leben lang unter Jugendsünden leiden sollen. Es geht auch nicht um einen allumfassenden Pranger. Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen für das eigene Tun — ganz besonders, wenn dieses Tun, wie bei Journalisten, in der Öffentlichkeit und genau genommen sogar für die Öffentlichkeit geschieht.”

2. “Die großen Zyklen des Himmels”
(wahrheitueberwahrheit.blogspot.com, Thomas)
Nicht nur “Bild”, auch sueddeutsche.de schreibt über den “Astro-Schock”, der keiner ist.

3. “Die Kunst der Vernetzung”
(nzz.ch, Rainer Stadler und Beat Gygi)
Ein Interview mit Ringier-CEO Christian Unger. Er sieht keine Probleme darin, wenn Ringier-Publikationen über Personen, die von Ringier vermarktet werden, unabhängig berichten sollen: “Wenn der ‘Blick’ einen gedopten Sportler nicht mehr als solchen darstellt, weil dieser von Ringier vermarktet wird, dann würden als Erstes die andern Medien draufspringen, den Sportler an den Pranger stellen und gleichzeitig die Ringier-Journalisten abstrafen. So würden wir unsere Titel schwächen. Unsere Redaktionen sind stark genug, zu erkennen, dass sie das aus ureigenem Interesse thematisieren müssten. Deshalb auch unsere dezentrale Struktur. Es sind ja unterschiedliche Firmen, unterschiedliche Partner, die alle für ihr eigenes Interesse kämpfen.”

4. “Der Dschungel und die Mär vom Unterschichtenfernsehen”
(dwdl.de, Alexander Krei)
Alexander Krei kann bei den Zuschauerzahlen der RTL-Sendung “Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!” keine Bevorzugung durch eine Unterschicht erkennen. Auch das Einkommen scheine keinen Einfluss zu haben: “Die Marktanteile sind in sämtlichen Zuschauergruppen exorbitant hoch – bei Zuschauern mit Abitur sah am Montagabend fast jeder Dritte zu, bei Zuschauern mit Uni-Abschluss immerhin noch fast jeder Vierte, der zu diesem Zeitpunkt vor dem Fernseher saß.”

5. The Time Hack
(thetimehack.com, Matt Danzico, englisch)
Matt Danzico versucht seit Neujahr, jeden Tag eine neue und ungewöhnliche Erfahrung zu machen. Er will herauszufinden, ob das seine Wahrnehmung der Zeit verändert.

6. “Bug in Facedetection-Software”
(volkerstruebing.wordpress.com)
“Eine meiner unangenehmsten Macken oder besser gesagt: Eins meiner peinlichsten Defizite ist es, dass ich oft Leute nicht wiedererkenne.”

Dioxin, Boulevard, RSS

6 vor 9

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1. “Die Sau ist ein Huhn. Skandalöse Berichterstattung”
(epd.de, Ellen Nebel)
Eine unaufgeregtere Berichterstattung würde “sogenannten Lebensmittelskandalen” gut tun, “zumal dioxinbelastete Futtermittel keineswegs eine neue Erscheinung” sind, findet Ellen Nebel. “Die Verbraucher reagieren seltsam abgestumpft: In einer Umfrage für den ARD-DeutschlandTrend erklärten nur vier Prozent der Befragten, dass sie wegen des sogenannten Dioxin-Skandals keine Eier mehr essen wollen.”

2. “Dem Boulevard mehr Ehre”
(ad-sinistram.blogspot.com, Roberto J. De Lapuente)
Roberto J. De Lapuente glaubt, der Boulevard sei “ausschlaggebender als der seriöse Journalismus”: “Berichte über Florida-Rolfs polarisieren mehr als Statistiken zur Altersarmut – der reißerische Text zu einem Mann, der im Ausland Sozialhilfe bezieht, kann Gesetzeslagen ändern; Statistiken ändern bestenfalls ihre Erhebungsmodifikationen.”

3. “Reeder wagt den Tabubruch”
(netzwertig.com, Martin Weigert)
Der RSSFeedreader Reeder integriert eine Funktion, die es erlaubt, gekürzte RSS-Feeds vollständig zu lesen: “Reeders Readability-Implementation ist ein zweischneidiges Schwert. Sie verdeutlicht jedoch, wie leicht sich für digitalen Content definierte Nutzungseinschränkungen mit technischen Maßnahmen aushebeln lassen – eine Erkenntnis, die durchaus zu Überlegungen anregen sollte, wie sinnvoll und nachhaltig das Streben nach künstlicher Knappheit (z.B. ein beschnittener RSS-Feed) letztlich ist – egal ob man die Entwicklung nun gutheißt oder nicht.”

4. “Manchmal sind wir unbequem – auch für Kollegen”
(medienkritik-schweiz.ch, Fabienne Huber)
Patrik Müller, Chefredakteur von “Der Sonntag”, begreift nicht, warum fast keine Schweizer Zeitung eine Medienseite hat, denn die Medien seien “bei den Leuten sehr wohl ein Gesprächsthema”. “Viele Medienhäuser sind sich nicht gewohnt, kritisiert zu werden. Das merken wir an den teils heftigen Reaktionen.”

5. “What would a Twitter correction function look like?”
(regrettheerror.com, Craig Silverman, englisch)
Twitter könnte eine Korrekturfunktion vertragen, findet Craig Silverman und liefert gleich ein Konzept dazu: “In my vision, the Twitter correction function would let the owner of an account notify all retweeters that a corrected tweet has been issued.”

6. “Bundesregierung richtet Krisenstab ein, um ‘Stars’ aus dem Dschungel zu holen”
(der-postillon.com)
“Ersten Ermittlungen zufolge befinden sich die Bundesbürger in der Hand einer militanten Gruppe namens ‘RTL’, die schon in der Vergangenheit durch die Entführung semiprominenter Bürger in den australischen Dschungel Schlagzeilen machte.”

Christoph Lütgert, Horoskope, Dioxin

6 vor 9

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1. “Wieder mal … alle Horoskope falsch”
(blog.gwup.net, Bernd Harder)
Bernd Hader schreibt zum “Astro-Schock” auf der Titelseite von “Bild”: “Natürlich sind “alle Horoskope falsch”. (…) Denn bekanntermaßen betrachten Astronomen die realen Sternbilder am Himmel, während Astrologen ihre Horoskope am Schreibtisch erstellen und dafür nur die Tierkreiszeichen ins Kalkül ziehen.”

2. “Der deutsche Michael Moore”
(begleitschreiben.twoday.net, Gregor Keuschnig)
Gregor Keuschnig kritisiert die ARD-Dokumentationen “Der Drückerkönig und die Politik” und “Die kik-Story” von Christoph Lütgert: “Sie klären nicht auf, sondern wedeln immer schon mit ihrem Urteil, welches von Anfang an feststeht. Sie installieren eine saubere Unterteilung der Welt und Gut und Böse. In diesem offenen Meinungsjournalismus liegt mir zu viel Entmündigung des Zuschauers.”

3. “Populistisch, nicht einmal selbstkritisch”
(dradio.de, Helmut Böttiger)
Helmut Böttiger findet, die Literaturkritik müsse sich um den einzelnen Leser kümmern, nicht um das große Lesepublikum: “Die selbsternannten ‘Medienexperten’ sind das eigentliche Unheil, wenn über Literatur und Kunst verhandelt wird. Sie gehen allen Ernstes davon aus, dass ein trendiger Lifestyle- und Magazin-Journalismus alles abdecken könnte.”

4. “Mit Bildern Effekte erzielen”
(blogs.taz.de/hausblog, Sebastian Heiser)
Die “taz” zeigt zu den aktuellen Konflikten in Tunesien das Bild eines Toten auf der Titelseite. Ausgehend von einer empörten Zuschrift einer Leserin und einer Antwort aus der taz-Fotoredaktion wird die Angemessenheit der Aktion im hauseigenen Blog kontrovers diskutiert.

5. “Udo Pollmer über das Sevesogift Dioxin”
(youtube.com, Video, 13:54 Minuten)
Lebensmittelchemiker Udo Pollmer vom Europäischen Institut für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften (das-eule.de) versucht, Dioxin zu erklären und die davon ausgehenden Gefahren einzuordnen (Teil 2 hier).

6. “Wikipedia:Kuriositätenkabinett”
(de.wikipedia.org)
Am Samstag wurde die Wikipedia zehn Jahre alt. Ein unterhaltsamer Einstieg ist das Kuriositätenkabinett. Wer einen Fehler findet, kann ihn korrigieren.

Anonymisierung, Schubladen, Gratisarbeit

6 vor 9

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1. “Liebe Journalisten, wir müssen reden”
(haltungsturnen.de, Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach)
Das radikale Umdenken, das Miriam Meckel im Artikel “Journalisten an der Crowdsourcing-Front” von den Journalisten fordert, betreffe auch die Anonymisierung, die wegen der umfangreichen Recherchemöglichkeiten im Web schnell mal zur Farce werde, schreibt Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach anlässlich eines Artikels im “Hamburger Abendblatt”.

2. “‘Ich hasse Blogs!’, bloggt der Redakteur”
(novo-argumente.com, Matthias Heitmann)
Matthias Heitmann kann nicht recht verstehen, warum sich Journalisten so aggressiv von Werbeschreibern, Lobbyisten und Hobbybloggern abgrenzen. Ein Journalist, der seine Fähigkeiten richtig einsetze, müsse sich “nicht davor fürchten, dass seine Informanten eine eigene Agenda verfolgen könnten”. “Warum unterlegene ‘Konkurrenten’ dafür kritisieren, dass sie unterlegen sind? Und vor allem: Warum sich von ihnen bedroht fühlen? Das wäre ungefähr so, als wenn der FC Bayern München in der zahlenmäßigen Überlegenheit unterklassiger Dorfvereine eine Gefahr für seine Einschaltquote wittern würde.”

3. “Striptease im Dunkeln”
(fernsehkritik.tv, Fernsehkritiker)
Eine Casting-Agentur sucht für die RTL-Sendung “Dating im Dunkeln” neue Kandidatinnen und Kandidaten. “Neben der Angabe von Körpermaßen und natürlich der Abgabe eines Fotos” müssen insgesamt 47 Fragen beantwortet werden.

4. “Catalogue of legal pay-outs that shames Express Newspapers”
(guardian.co.uk, Roy Greenslade, englisch)
Roy Greenslade listet Geldbeträge auf, zu denen die englischen Zeitungen “Daily Express” and “Daily Star” seit März 2008 (£550.000 an die Familie der verschwundenen Madeleine McCann) aufgrund ihrer Berichterstattung zu bezahlen gezwungen wurden: “Even I was surprised by the number of occasions on which EN has been forced to pay damages and issue apologies. It is, quite simply, scandalous.”

5. “Schubladen langweilen mich, da stecke ich schon ewig drin…”
(derteilzeitblogger.wordpress.com)
Den Teilzeitblogger langweilen die Schubladen, in die er von anderen immer wieder gesteckt wird. “Diese Diskussion, wie Schwule sein müssen oder wie sie nicht sein sollten, weil sie dann zu sehr heteronormativ sind, kotzt mich an. Lasst die Leute doch so leben wie sie wollen!”

6. “Should I work for free?—a flowchart”
(jessicahische.com, Flowchart, englisch)
Jessica Hische beantwortet die Frage “Soll ich kostenlos arbeiten?” mit einem Flussdiagramm (“start in the middle”).

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