Archiv für 6 vor 9

Leistungsschutzrecht, Assad, B.Z.

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Bundesregierung erspart Verlegern Innovation”
(zeit.de, Kai Biermann)
Das Leistungsschutzrecht für Presseverleger konkretisiert sich in der Regierungskoalition. Kai Biermann erklärt in vier Punkten die Folgen eines solchen Gesetzes. Siehe dazu auch Texte von Stefan Niggemeier, Konrad Lischka oder Philipp Otto. Weitere Links sind auf opalkatze.wordpress.com versammelt.

2. “Leistungsschutzrecht: Ich bin reich. Reich!”
(netzfundbuero.de, Tom Hillenbrand)
“Heute ist ein guter Tag. Warum? Weil ich stinkend reich werde. Nicht durch meine Krimis, auch nicht durch meine journalistische Arbeit – beides brotlose Kunst. Sondern wegen diesem neuen Leistungsschutzrecht.”

3. “Verblendung gepaart mit Eitelkeit”
(taz.de, Rafik Schami)
Schriftsteller Rafik Schami greift die “Prominenz-Journalisten” Jürgen Todenhöfer und Peter Scholl-Latour scharf an. “Autoren wie Jürgen Todenhöfer oder Peter Scholl-Latour finden den Absatz ihrer bedenklichen Sympathien für Mörder wie Assad nicht etwa auf den Seiten der Bild-Zeitung. Sie sitzen bei ARD, FAZ, FAS und Die Zeit in der ersten Reihe. Und sind sie einmal da, werden sie von hunderten kleineren Medien zitiert. (…) Die Prominenz-Journalisten spielen eine widerliche Rolle. Sie verleumden Tote und Lebende, um den Diktator zu decken.”

4. “Soll man Neugeborene töten dürfen?”
(aerztezeitung.de, Robert Bublak)
Unter dem Titel “After-birth abortion: why should the baby live?” schreiben Alberto Giubilini und Francesca Minerva über die Möglichkeit postnataler Abtreibungen. “Das Langweilige an den vermeintlich skandalösen Philosophenthesen sind vor allem die Reaktionen darauf. Abzulesen sind sie an den Schlagzeilen.” Siehe dazu auch “An open letter from Giubilini and Minerva”.

5. “Debatte über Frauenquote”
(spiegel.de, Jan Fleischhauer)
“Meinetwegen können sie die Quote sofort einführen, schon damit uns solche Titelgeschichten, wie sie diese Woche der ‘Stern’ präsentiert, in Zukunft erspart bleiben. Drei erfolgreiche Journalistinnen reden mit vier noch erfolgreicheren Frauen darüber, wie toll es ist, als Frau erfolgreich zu sein. Das Ganze ist von so bestürzender Einfalt, dass ich beim Lesen kurzzeitig den Verdacht hatte, es müsse sich um ein besonders perfides Manöver handeln, Frauen lächerlich zu machen. Man stelle sich nur für einen Moment vor, drei Auto-Journalisten würden vier Auto-Manager unter der Überschrift ‘Yes he can’ dazu befragen, wie es ihnen nur gelungen ist, eine so tolle Karriere zu machen.”

6. “Heil Hoffler!”
(blogs.taz.de/hitlerblog, Daniel Erk)
“Hasselhoff schockt im Hitler-Kostüm”, schreibt die “B.Z.” über einen Auftritt von David Hasselhoff in London.

Adressenhandel, Frauenquote, Imperium

6 vor 9

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1. “Die Bild-Zeitung zerstört Europa”
(handelsblatt.com, Marek Dutschke)
Marek Dutschke über “Bild” und Europa: “Hierzulande wird uns ständig gesagt, insbesondere von der Bild-Zeitung, dass die Menschen in Griechenland, Irland, Spanien, Italien und Portugal nicht genug arbeiten, zu viel Geld ausgeben und deshalb selbst an ihrer verzweifelten Lage schuld sind. Die sollen erstmal lernen, richtig zu arbeiten und ordentlich zu sparen. Diese Narrative ist unverantwortlich und schlichtweg falsch. Nebenbei bedient sie gängige Klischees über faule Südeuropäer, die nur in der Sonne liegen.”

2. “Heiopei der Woche: Hartlap und die Ultra-Geiselnehmer”
(publikative.org, Andrej Reisin)
Was Detlef Hartlap, Chefredakteur der 50 Tageszeitungen beiliegenden Fernsehzeitschrift “Prisma”, über Ultras schreibt und wie er Zitate verkürzt.

3. “Ich fordere nichts von Männern. Was ich stattdessen tue.”
(antjeschrupp.com)
Antje Schrupp meldet sich auf die Forderung einer Frauenquote in deutschen Redaktionen: “Ich fordere von Chefredakteuren, Intendanten und Verlegern rein gar nichts. Ich glaube nämlich nicht, dass sie in der Lage sind, gesellschaftliche Probleme zu lösen oder dass sie dazu beitragen können, meinen Wunsch nach einer Welt mit mehr öffentlichem Einfluss von Frauen zu verwirklichen. Ich fordere von ihnen nichts, sondern ich trage mit ihnen einen politischen Konflikt aus. In diesem Konflikt bin ich die Handelnde, nicht die Bittende.” Siehe dazu auch Torsten Haeffner auf medienwoche.ch: “Hätten Frauen das Recht, Quoten im Journalismus oder in anderen Berufen durchzusetzen, dann stünde das gleiche Recht auch beispielsweise Ausländern, Christen, Muslimen etc. zu.”

4. “Adressenhandel in Deutschland: Die Privilegierten”
(gutjahr.biz)
Richard Gutjahr fragt: Warum liest man in deutschen Medien so selten Artikel zum Thema Adresshandel Deutscher Firmen? “Die Antwort ist so primitiv wie einfach: Weil die deutschen Medienhäuser selbst Teil dieses Systems sind. Das Kundenregister des größten Datenhändlers des Landes liest sich wie das Who-is-Who der deutschen Medienszene.”

5. “Christian Kracht: Imperium”
(begleitschreiben.net, Gregor Keuschnig)
Gregor Keuschnig bespricht das neue Buch von Christian Kracht und fasst die Debatte darüber zusammen: “Hyperaktive Zeitgenossen, die mit moralinsaurem Betroffenheitsgeifer Literaturkritik immer mehr zur Literatenkritik verkommen lassen. Und dann diejenigen, die sich im Gegenzug mit der übertriebenen Lobhudelei dieses eher mittelmäßigen Büchleins als Salon-Avantgardisten billig profilieren können. Beide Seiten missbrauchen den Gegenstand ihrer Betrachtung für ihre schnöde Selbstdarstellung. Das Buch wird gut verkauft werden und Christian Kracht vermutlich bis auf alle Zeiten ein Attribut wie ‘umstritten’ oder ‘problematisch’ bekommen. Damit zieht dann die Karawane weiter. Bis zum nächsten Skandal. Es ist zum Kotzen.”

6. “Ich habe lang E-Mails ausgedruckt”
(taz.de, Frédéric Valin)
CSU-Bundestagsabgeordnete Dagmar Wöhrl erklärt, wie und warum sie im Netz zu einem “Spiegel”-Artikel über sie Stellung genommen hat.

Amok-Alarm, Blick-Newsroom, Jens Berger

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1. “Falscher Amok-Alarm in Leipzig: Haben Medien überreagiert?”
(freiepresse.de)
Ein Interview mit Kriminologe Joachim Kersten zu einem angeblichen, zum Beispiel von N24 auf Google+ (Screenshot von l-iz.de) als Tatsache vermeldeten Amoklauf in Leipzig.

2. “Man kann jedem nachweisen, er sei Nazisympathisant”
(zeit.de, Harald Martenstein)
Mit einem gewissen Maß an argumentativer Entschlossenheit könne man jeder in Deutschland lebenden Person nachweisen, er oder sie sei ein Nazi-Sympathisant, glaubt Harald Martenstein. Er versucht sich an Richard von Weizsäcker, Alice Schwarzer und Roberto Blanco.

3. “Innenminister Friedrich gibt den Scharfmacher”
(sueddeutsche.de, Roland Preuß)
Die 762-seitige Studie “Lebenswelten junger Muslime in Deutschland” (PDF-Datei) wird noch vor Erscheinen “Bild” zugänglich gemacht. “Wer eine solch brisante Studie exklusiv an die Bild-Zeitung weiterreicht, damit die ihre tägliche Krawallzeile hat (wie dies offenbar geschehen ist), der setzt nicht auf eine nüchterne Debatte über bessere Integration und Sicherheit.” Siehe dazu auch “Stunde der Angstmacher” (spiegel.de, Anna Reimann und Oliver Trenkamp).

4. “Utopischer Charme”
(freitag.de, Wolfgang Michal)
Wolfgang Michal porträtiert Jens Berger von spiegelfechter.com: “Noch heute ist mir schleierhaft, wie er dieses Arbeitspensum schafft. Berger ersetzt spielend das Politik- und das Wirtschaftsressort einer mittleren Wochen­zeitung, und das, obwohl er nur ‘zehn oder zwölf Stunden täglich’ an seinem Rechner sitzt.”

5. “Eine Woche ohne Netz – so lebt es sich in der Offline-Welt”
(derwesten.de, Dennis Betzholz)
“Ich bin abgeschottet von der Flut an Informationen, suche im zerfledderten Straßenatlas die Wegbeschreibung zum Termin, schreibe erstmals einen Artikel auf der Schreibmaschine und nerve mit dem lauten Klacken der Tasten das gesamte Großraumbüro. Der Computer, ja das Internet, fehlt mir sehr.”

6. “Im Newsroom: Horror und Terror!*”
(workzeitung.ch, Niklaus Ramseyer)
Die Gewerkschaftszeitung “Work” berichtet aus dem Newsroom der “Blick”-Gruppe. “‘Ich höre!’ So schnauzte der Chef seinen Untergebenen grusslos an, ohne ihn auch nur anzusehen. Der Mann, der nur etwas fragen wollte, kam sich vor wie auf einem preussischen Kasernenhof. Kolleginnen des derart Abgeputzten klagen ihrerseits, rüder ‘Kasernenhofton’ verbreite miese Stimmung. Aber der kaltschnäuzige Chef ist kein deutscher General, sondern ein deutscher Chefredaktor in Zürich.”

Rezensionsexemplare, Marietta Slomka, Tango

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1. “‘Tab Two’: Spiegel-Mitarbeiter verkauft Promo-CD”
(swp.de, Dana Hoffmann, 22. Februar 2012)
Ein an den “Spiegel” verschicktes Rezensionsexemplar des Albums “Two Thumbs Up” der Band Tab Two wird noch vor dem offiziellen Erscheinungstermin im Netz verkauft. Verkäufer Frank Mundt, der ein Musik- und Literatur-Antiquariat in Hamburg führt, gibt an, “kistenweise” solche Rezensionsexemplare zu erhalten. “Ein mal pro Woche, vorzugsweise samstags, kämen Journalisten in seinem Geschäft vorbei, um ihre neuesten Errungenschaften feil zu bieten. ‘Ich könnte einige nennen, die sich ein Einfamilienhaus mit Promoexemplaren gebaut haben’, sagt Mundt.” Siehe dazu auch “TAB TWO album leaked!” (tabtwo.eu, englisch) und “Offener Brief an den KulturSPIEGEL” (36music.de).

2. “Verstaubte Klischees statt ‘Geraubte Seelen'”
(queer.de, Christian Scheuß)
Christian Scheuß schreibt an Johannes Pennekamp, Autor des Artikels “Prostitution Minderjähriger – Geraubte Seelen” auf “Spiegel Online”.

3. “Tanze Tango mit mir!”
(klatschkritik.blog.de, Antje Tiefenthal)
Antje Tiefenthal liest die Zeitschrift “Tango” aus dem Promedia Verlag. “Selten habe ich ein so schludrig gemachtes Magazin in den Händen gehalten.”

4. “Das Geheimnis des Gesprächs”
(youtube.com, Video, 6:47 Minuten)
ZDF-Journalistin Marietta Slomka erzählt, wie sie sich auf Kurzinterviews mit Politikern vorbereitet.

5. “Die arme Auto-BILD und das böse Internet”
(auto-geil.de)

6. “TV-Sender sucht mit neuer Castingshow Ideen für neue Castingshows”
(kojote-magazin.de, Satire)

Facebook, E-Mails, Taubstumme

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1. “Warum beschweren sich deutsche Verleger nicht schon längst über Facebook?”
(carta.info, Wolfgang Tischer)
Wolfgang Tischer fragt: Warum beklagen sich deutsche Zeitungsverleger über Google, aber nicht über Facebook?

2. “Taubstumme Rentner können NUR gebärden”
(taubenschlag.de, Bernd)
Taubenschlag, ein Portal für Gehörlose und Schwerhörige, widmet sich der gestrigen “Bild”-Titelschlagzeile “Taubstumme Rentner um 2000 Euro geprellt”.

3. “17 Tipps gegen die Mail-Flut”
(spiegel.de, Sascha Lobo)
Sascha Lobo erklärt, wie man E-Mails so verfasst, “dass die Chance auf eine Rückmail minimiert wird”.

4. “Literaturkritik, rechtsdrehend”
(welt.de, Richard Kämmerlings)
Richard Kämmerlings befasst sich mit dem Nachfolge-Artikel von Georg Diez im “Spiegel”, “eine Art ‘Making-of’ seines versuchten ‘Rufmords’ an Christian Kracht, wie es der Verlag Kiepenheuer & Witsch genannt hat”. “Bezeichnend, dass Diez es in seiner wortreichen Replik nicht für nötig hält, auf das weitverbreitete ‘Unbehagen’ an seiner unseriösen Methode näher einzugehen. Als Freibrief genügt ihm die Erkenntnis, dass ‘Journalismus etwas anderes als Germanistik’ sei. Genaues Lesen, das Erkennen von Zitaten und Anspielungen, kurz all das, was als Handwerkszeug des Kritikers gilt, hält Diez offenbar für spießig, am Ende vielleicht selbst für ein Erbteil dumpfen rechten deutschen Denkens.”

5. “Radiosender muss 200.000 Euro wegen Falschmeldung an FC Barcelona zahlen”
(arena-info.com)
Ein Reporter von “Cadena Cope” hatte Spielern des Fußballclubs FC Barcelona Doping unterstellt. Ein Gericht verurteilte den Radiosender nun zur Sendung einer Gegendarstellung und zur Zahlung von Schadenersatz in der Höhe von 200.000 Euro.

6. “How Science Reporting Works”
(smbc-comics.com, englisch)
(Quelle nachträglich korrigiert.)

Der Bachelor, Porträts, Freizeit Woche

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1. “Die Sendung ‘Der Bachelor’ hat meinen Ruf zerstört”
(madonna.oe24.at)
Katja Runiello, Kandidatin bei “Der Bachelor”, berichtet über die positiven beruflichen und negativen privaten Folgen der RTL-Sendung: “Ich gehe seit Wochen nicht mehr aus dem Haus. Ich gehe nicht einmal mehr ins Fitnessstudio, fahre auch nicht mehr mit der Bahn. Ich kann den Leuten leider nicht begreiflich machen, dass das alles nur eine Show war und ich in Wirklichkeit ganz anders bin.”

2. “Die 7 Irrtümer beim Porträtschreiben”
(journalist.de, Joachim Käppner)
Der Leitende Redakteur im innenpolitischen Ressort der “Süddeutschen Zeitung” gibt Tipps zum Schreiben von Porträts.

3. “Presserat: Weniger streng bei Politikern, aber keine Menschenhatz”
(derstandard.at)
Alexander Warzilek, Geschäftsführer des österreichischen Presserats, stellt sich den Fragen der derstandard.at-Lesern.

4. “Freizeit Woche – die nächste Yellow-Ente”
(meedia.de, swi)
“Königin Beatrix – Rücktritt!”, titelt die “Freizeit Woche”. “Seltsam nur, dass man von dem angekündigten Rücktritt des Staatsoberhauptes in der niederländischen Botschaft in Berlin rein gar nichts weiß. Von einem Rücktritt der Königin sei nichts bekannt, teilte man dort auf Anfrage von MEEDIA mit.”

5. “Vom Unsinn der 4-wöchentlichen TV-Zeitschriften”
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Uwe Mantel wertet die Anzahl der Fehler in Fernsehzeitschriften wie “nur TV”, “TV pur”, “tv!top” oder “TV 4×7” aus.

6. “Geheimdienste bitten Bürger, bestimmte Schlagwörter in E-Mails zu vermeiden”
(eine-zeitung.net, Satire)

Spiegel, Neue Welt, Gottschalk live

6 vor 9

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1. “Die Wildsau im Blätterwald – Meine Gegendarstellung”
(dagmar-woehrl.de)
CSU-Bundestagsabgeordnete Dagmar Wöhrl erklärt sich “zu den mir im Spiegel und in der Leipziger Volkszeitung gemachten Vorwürfen bzgl. meiner Reise mit Bundesminister Niebel nach Myanmar und Laos”. Siehe dazu auch “Spiegelplag: Schuldig im Sinne des Anklägers”.

2. “Der ‘Spiegel’: Das Sturmgeschütz des Shitstorms”
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Christian Jakubetz nimmt den Fall von Wöhrl auf: “Es ist journalistisch ziemlich fragwürdig, wenn man jemanden auf drei Seiten mit Vorwürfen überzieht und ihn dann mit seinen Erwiderungen erstens nur ausgesprochen kurz und zweitens auch noch sinnentstellend wiedergibt.” Weiter zum Thema schreiben auch pottblog.de und hrbruns.de.

3. “Debatte um Christian Kracht”
(zeit.de, Adam Soboczynski)
Schriftsteller Daniel Kehlmann äussert sich zur Kritik von Georg Diez an Christian Kracht im “Spiegel”. “Selbst wenn man ihn für weltanschaulich bedenklich hält, müsste man sehr genau überlegen, ob man einen Angriff an diesem Ort in dieser Größe vorbringen muss. Er handelt sich ja um keine kleine Literaturzeitschrift, sondern um das sogenannte ‘Sturmgeschütz der Demokratie'”.

4. “Ja! Kai Winckler erwartet einen Jungen von Prinzessin Victoria”
(stefan-niggemeier.de)
Die WAZ-Zeitschrift “Neue Welt” titelt zur Geburt der Tochter von Prinzessin Victoria von Schweden, Estelle von Schweden: “VICTORIA – Hurra, ein Junge! Silvia weinte vor Glück”. Dazu berichten auch aftonbladet.se und ekstrabladet.dk.

5. “Erde an Planet ‘Gottschalk live’: Aufwachen, anpacken!”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
“Gottschalk live” sei deutsches Fernsehen, wie wir es eben lange nicht mehr gewöhnt waren, schreibt Thomas Lückerath und gibt zu bedenken, dass es nur noch wenige Experimentierflächen gebe. “Das Problem liegt hinter der Kamera. Ein vergleichsweise großes Team hat also in den Wochen vor dem Sendestart nicht gemerkt, dass man eine Sendung plant, die so nicht zum Protagonisten passt und die so wie es beispielsweise in der ersten Sendewoche zu erleben war, auch nicht in den zeitlichen Rahmen passt.”

6. “Bevormundete Bundesrätin”
(medienspiegel.ch, Christof Moser)
Wie PR-Verantwortliche den Kontakt von Journalisten zum Bundesrat erschweren. “Eine gewählte Politikerin, der Bevölkerung verpflichtet, und ein Journalist, der Öffentlichkeit verpflichtet, können kein Wort miteinander wechseln, weil eine PR-Verantwortliche ohne jede demokratisch legitimierte Rolle und nur der Imagepflege verpflichtet, sie erfolgreich daran hindert.”

Raubritter, Paywalls, Münchhausen

6 vor 9

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1. “Acta oder der Schutz der Raubritter”
(faz.net, Volker Grossmann und Guy Kirsch)
Zwei Ökonomen aus der Schweiz argumentieren, dass das geltende Urheberrecht dem Rechtsempfinden vieler Menschen widerspricht, weil es in Wahrheit gar nicht die Interessen der Urheber selbst schütze, sondern die der Unterhaltungsindustrie: “Urheberrechte manifestieren oftmals eine im vordigitalen Zeitalter erworbene Machtposition, mittels derer die Unterhaltungsindustrie eine Rente, das heißt ein leistungsloses Einkommen, erwirtschaftet. Wie ehedem die Raubritter: Auch diese nahmen die Bauern aus, die ihre Waren in die Stadt bringen wollten, ebenso die Städter, die auf dem Markt einkaufen wollten – und rechtfertigten dies damit, dass sie die Sicherheit der Wege gewährleisteten.”

2. “Syria Correspondent Wanted Her Reporting Read Outside Pay Walls”
(mediadecoder.blogs.nytimes.com, Brian Stelter, englisch)
Kurz vor ihrem Tod in Syrien hat die amerikanische Kriegskorrespondentin Marie Colvin darüber geklagt, dass ihr Auftraggeber, die “Sunday Times”, ihren Bericht über die mörderische Situation in Homs online hinter einer Paywall versteckt und er dadurch nicht die größtmögliche Aufmerksamkeit bekommt.

3. “Talkshow-Leaks”
(V.i.S.d.P.)
“Die interne ARD-Talkkoordinierungs-Webseite zeigt, wie die Redaktionen um Themen und Gäste kämpfen. V.i.S.d.P. veröffentlich exklusiv Screenshots daraus.” So gab “Hart aber fair” an, das Thema “Jetzt sage ich endlich die Wahrheit” u.a. mit Helmut Kohl und den Baronen Guttenberg und Münchhausen besetzen zu wollen.

4. “Pressefreiheit für Baku”
(pressefreiheit-fuer-baku.de)
Mit Interviews, Dokumenten und einer Chronik über Verletzungen der Pressefreiheit (pdf) macht “Reporter ohne Grenzen” vor dem Eurovision Song Contest in Baku auf die “Diskrepanz zwischen der glitzernden PR-Fassade und der bitteren Wirklichkeit Aserbaidschans” aufmerksam. “Juli 2011: FAZ-Journalist Michael Ludwig und sein aserbaidschanischer Kollege Hakimeldostu Mehdijew werden bei Recherchen in der Autonomen Republik Nachitschewan behindert. Mehdijew, der als Korrespondent für das Institut für die Freiheit und Sicherheit von Journalisten arbeitet und Ludwig bei seinen Recherchen begleitete, wird am 27. September 2011 wegen ‘illegalen Gebrauchs von Elektrizität’ zu einer Geldstrafe verurteilt.”

5. “Boulevard Of Breaking News”
(coffeeandtv.de, Lukas Heinser)
“Bei ‘Spiegel Online’ wollen sie auch ganz dringend Boulevard machen, aber sie können es nicht”, schreibt Lukas Heinser und dokumentiert aktuelle Anschauungsstücke wie einen nacherzählten und erklärten Witz von Russell Brand. “Die gute Nachricht: Den vierten Absatz erreichen die wenigsten Leser wach oder lebendig.”

6. “Japan Earthquake: Before and After”
(theatlantic.com, englisch)
20 großformatige Fotos zeigen die Verwüstungen in Japan nach dem Tsunami und wie es heute, fast ein Jahr später, an exakt denselben Stellen aussieht.

Nippel, Viva, Whitney Houston

6 vor 9

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1. “Kiffen ja, Nippel nein”
(spiegel.de, Christian Stöcker)
“Ein geheimes Handbuch für Facebook-Kontrolleure zeigt, was das Netzwerk in seinem Reich duldet. Kiffen, zerquetschte Köpfe, tiefe Fleischwunden – alles kein Problem. Nicht okay sind Sex, weibliche Brustwarzen, Tierquälerei: Solche Bilder werden gelöscht. Subtil setzt der Konzern seine eigenen Werte durch.”

2. “Der Ausschluss der Öffentlichkeit ist keine Lösung”
(vocer.org, Gisela Friedrichsen)
Gisela Friedrichsen, Gerichtsreporterin des “Spiegel”, beschreibt vor dem Hintergrund einer aktuellen Entscheidung des Oberlandesgerichts Köln (s. “6 vor 9” vom 15. Februar), wie sich die Arbeit von Gerichtsreportern geändert hat. Immer neue, teils vage Entscheidungen der Pressekammern sorgten für eine “Schere im Kopf”; Sprecher der Staatsanwaltschaft und Medienanwälte versuchten, die Berichterstattung in ihrem Sinne zu beeinflussen; Medien würden Zeugen noch vor deren Aussagen “einkaufen” und “Neulinge” unter den Berichterstattern erstaunt registrieren, “dass es in der realen Justiz etwas anders zugeht als im Fernsehen bei Alexander Holt oder Barbara Salesch”. Ohne explizite Namensnennung bekommt auch Alice Schwarzer ihr Fett weg, Friedrichsens Kontrahentin in der Berichterstattung über den Prozess gegen Jörg Kachelmann: “Niemand würde einen Laien ein bedeutendes Fußballspiel oder eine Neuinszenierung in der Oper kommentieren lassen. Ins Gericht aber wagen sich selbst ernannte Experten und vor allem Expertinnen, die oft genug eine feste Meinung, aber keine Ahnung haben.”

3. “Bravo, Viva!”
(alexandervonbeyme.net)
Alexander von Beyme lobt die Social-Media-Redakteure des TV-Senders Viva, die bei Facebook gegen homophobe Kommentare unter einem Foto des Tokio-Hotel-Sängers Bill Kaulitz vorgegangen sind. Gleichzeitig kritisiert er eine HSV-Fanseite, die mit homophoben Sprüchen vor dem Nordderby gegen Werder Bremen für Stimmung sorgen wollte.

4. “Der Youssou-Effekt”
(muel.ch, Samuel Burri)
Samuel Burri, als Journalist in Westafrika, wundert sich darüber, dass sich die deutschen Nachrichtenagenturen bei ihrer Berichterstattung über die anstehenden Wahlen im Senegal vor allem auf den auch in Europa bekannten Sänger und Oppositionellen Youssou Ndour konzentrieren, der am Dienstag bei Protesten am Bein verletzt worden sein soll. “Natürlich kann man den Hype um Youssou Ndour auch positiv sehen. Seine Präsenz bei Aktionen der Opposition schafft Medienöffentlichkeit. So geht zumindest nicht vergessen, dass im Senegal am Sonntag gewählt wird. Doch wie viele andere wurden schon verletzt oder getötet im Verlauf der Demonstrationen?”

5. “Schöner Einstieg für Gauck”
(zapp.blog.ndr.de)
Auf der Suche nach dem Fahrer, in dessen Taxi Joachim Gauck von Angela Merkel angerufen und zum Bundespräsidenten-Kandidaten wurde, setzte der “Stern” auf uralte Methoden — und eine Belohnung.

6. “Back in Black – Whitney Houston’s Death”
(thedailyshow.com, Video, englisch)
Lewis Black regt sich über die TV-Berichterstattung zum Tode Whitney Houstons auf.

Kritikkultur, Embed-Codes, Interviewmüller

6 vor 9

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1. “Wie vielfältiger und anspruchsvoller Journalismus künftig besser realisiert werden kann”
(funkkorrespondenz.kim-info.de, Marc Jan Eumann)
Marc Jan Eumann plädiert für eine Bündelung des Programmvermögens von ARD und ZDF und hat den Eindruck, dass aktuell zu viele Ressourcen für More-of-the-same-Journalismus verschwendet werden.

2. “Kritikkultur in Redaktionen: Fehlanzeige”
(de.ejo-online.eu, Susanne Fengler)
Eine Untersuchung in drei niederländischen Redaktionen stellt fest, dass Journalisten große Schwierigkeiten haben, professionell mit Kritik umzugehen. “Weder wagen sie es in Redaktionskonferenzen, die Arbeit von Kollegen in Frage zu stellen – noch sind sie gewillt, Kritik von außen anzunehmen.”

3. “Medien, lernt von YouTube: Artikel brauchen Embed-Codes”
(blogs.tageswoche.ch, David Bauer)
“Medien müssen viel stärker Teil des Inhalte-Ökosystems im Netz werden, das heißt: Inhalte Dritter einbinden, wo immer es sinnvoll ist und die eigenen Inhalte so freigeben, dass sie eingebunden werden können, wo immer es sinnvoll ist. Sie werden selber am allermeisten davon profitieren.”

4. “Warum wir gegen Stadt und Landkreis geklagt haben”
(ankommen.nordbayerischer-kurier.de)
Das Verwaltungsgericht Bayreuth gibt dem “Nordbayerischen Kurier” recht, der Informationen über das Gehalt eines Klinikumschefs einforderte. “Die Probleme sind nämlich überall dieselben: Die Kommunen weigern sich, uns die nach Presserecht zustehenden Informationen zu geben. In der sensiblen Frage des Gehaltes von Klinikum-Geschäftsführer Ranftl entschied das Verwaltungsgericht nach intensiver Prüfung entschieden für die Pressefreiheit.”

5. “Ein Interview mit dem Interviewmüller”
(umblaetterer.de, Marcuccio)
Marcuccio liest ein Interview mit Andre Müller von 1991 nochmals: “Die feinen Unterschiede zwischen einer Müllermutter-Interviewmontage und der ins Interviewformat gegossenen Hollywood-Fanfiction eines Tom Kummer hätte man von der Journalistik und/oder Literaturwissenschaft aber schon noch mal gerne aufgearbeitet.”

6. “Kathrin Passig: Mein Medien-Menü (Folge 2)”
(christoph-koch.net)

(“6 vor 9” hatte heute mit technischen Problemen zu kämpfen. Wir bitten um Entschuldigung.)
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