Archiv für 6 vor 9

Selbsttötung, Solarbäume, Bauer sucht Frau

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Loblied des Links”
(spiegel.de, Sascha Lobo)
Sascha Lobo lobt den Link: “Der Link verheisst Vernetzung, Zugänglichkeit, Offenheit. Ein Link gibt dem Nutzer auch die Möglichkeit, die Seite zu verlassen; im Link steckt deshalb die Freiheit des Netzes. (…) Verlinkung ist digitales Leben, der Rest ist Konsum.”

2. “Dreifach-Suizid: Fragwürdige Details”
(ndr.de, Video, 4:32 Minuten)
“Die Berichterstattung über Selbsttötung gebietet Zurückhaltung. Dies gilt insbesondere für die Nennung von Namen und die Schilderung näherer Begleitumstände”, heisst es in Richtlinie 8.5 des Pressekodex. “Zapp” berichtet über einen aktuellen Fall aus Niedersachsen: “Selbsttötungen haben als solche in der Presse nichts verloren. Das sollten Journalisten wissen, spätestens seit Robert Enke. Von daher war es unverantwortlich, was sich letzte Woche in vielen Medien abspielte.”

3. “Bauernopfer”
(sueddeutsche.de, Frederik Obermaier)
Frederik Obermaier berichtet aus dem oberbayerischen Aiglsham, dem Wohnort des durch die Doku-Soap “Bauer sucht Frau” bekannt gewordenen Bauers Josef und seiner Frau Narumol. “An einem einzigen Wochenende, so erzählen einige Dorfbewohner hier, fahren so viele Autos durch den 60-Einwohner-Weiler wie vor Bauer sucht Frau nicht mal in einem Monat.”

4. “Von Solarbäumen, Fibonacci-Folgen und unbelehrbaren Schreiberlingen”
(intern.de)
“13-Jährigem gelingt Durchbruch in Solarenergiegewinnung”, meldete beispielsweise Gizmodo.de vor wenigen Tagen. Intern.de schreibt auf, was sich ereignete, nachdem ein Blogger daran öffentlich zweifelte.

5. “Wenn Gerüchte Fakten schaffen”
(dw-world.de, Video, 4:09 Minuten)
Detlef Saitner liest keine Zeitungen mehr: “Er liest lieber im Netz, bei den Crash-Propheten. Deren Klickraten haben sich seit 2008 fast verdreifacht.”

6. “Der Lottogewinner Erwin Lindemann”
(youtube.com, Video, 3:41 Minuten)
“Wie kann man einen ‘Brennpunkt’ zum WM-Aus für Michael Ballack machen aber keinen zum Abschied von einer Legende, die so lustig war wie sonst kein Deutscher und so deutsch wie sonst kein Lustiger?”, fragt Imre Grimm auf haz.de.

RTL, Die Alm, Jörg Thadeusz

6 vor 9

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1. “Zu schön, um wahr zu sein”
(golem.de, Jörg Thoma)
Wie mehrere Medienberichte, zum Beispiel dieser RTL-Beitrag, nahelegen, soll ein 18-jähriger Berufsschüler ein neues Betriebssystem entwickelt haben, das Mac und Windows vereint. Jörg Thoma besucht ihn in der Küche eines Reihenhauses in Lünen, in dem er mit seinen Eltern wohnt.

2. “RTL-Beitrag macht sich über gamescom-Besucher lustig”
(de.ign.com)
Ein RTL-“Explosiv”-Beitrag berichtet über Besucher der Spielemesse Gamescom und zementiert Vorurteile: “Die Tatsache, dass inzwischen bereits jeder dritte Deutsche spielt (und somit mehr Bundesbürger spielen als RTL schauen), scheint sich noch nicht in die Redaktionsräume herumgesprochen zu haben.”

3. “Satiren sind langweilig”
(planet-interview.de, Maren Schuster und Martin Paul)
In Deutschland gebe es “einen starken, linken Mainstream”, ausserdem gelte “Streit als etwas Schlechtes”, sagt Jörg Thadeusz im Gespräch mit Maren Schuster und Martin Paul. “Immer dann wenn Journalisten keine Fragen mehr stellen, weil sie meinen alles zu wissen, können Sie den Journalismus scheitern sehen.”

4. “Pro Sieben und der Pannenstadl”
(faz-community.faz.net, Peer Schader)
Ein Brand bei ProSiebenSat.1 legt “Die Alm” flach. “Pro Sieben scheint es darauf anzulegen, sich mit der ‘Alm’ möglichst umfassend zu blamieren. Einerseits, indem man Tag für Tag eine billige Kopie des RTL-Dschungelcamps ins Programm hebt anstatt sich eine eigene Herangehensweise für seine Trash-Adaption zu überlegen. Und andererseits, indem nicht mal das einwandfrei klappt.”

5. “TV-Journalist bezweifelt Aussagekraft vieler Filme und Bilder aus Libyen”
(dradio.de, Britta Bürger)
Britta Bürger spricht mit dem Berliner Büroleiter von Al Jazeera, Akhsam Suliman: “Wenn man in einer Situation ist wie in Tripolis – historisches Ereignis, kleine Kämpfe, Panzer marschieren oder irgendwelche anderen Fahrzeuge marschieren in die Stadt und man stellt sich davor und macht einen Aufsager und erzählt Informationen -, denkt man gar nicht darüber nach in dem Moment, was für einen Quatsch man erzählt hatte. Weil es reicht schon, dass der Panzer im Hintergrund läuft, dass ein paar Schüsse zu hören sind, und schon ist der Zuschauer wirklich gefesselt an das Fernsehen und schon ist der Nachrichtenchef, ist der Intendant, ist der Chefredakteur begeistert von dem einen Journalisten und beklagt sich nicht mehr, warum man solche Bilder und solche Situationen nicht hat.”

6. “Higgs mit Schluckauf”
(wahrheitueberwahrheit.blogspot.com, Thomas)
“Spiegel Online” schreibt seit über zehn Jahren über das “Teilchen Gottes”. “Und ich freue mich schon darauf, 2063 im Altersheim zu lesen: Forscher sind jetzt aber wirklich sowas von unglaublich dicht vor der Entdeckung des Higgs-Bosons!”

YouTube, Weltverbesserer, Alkohol

6 vor 9

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1. “Quelle: YouTube”
(videopunks.de, Markus Huendgen)
Es wäre doch auch für TV-Sender gar nicht so schwierig, die Quelle von YouTube-Videos korrekt anzugeben, findet Markus Huendgen.

2. “Die Deutschen sind eine Nation von Panikmachern”
(zeit.de, Sami Skalli)
Wirtschafts- und Sozialstatistiker Walter Krämer wünscht sich mehr nüchterne Berichterstattung: “Die Medien sollten sich auf ihre Rolle als Berichterstatter und Chronist konzentrieren. Zu viele Journalisten verstehen sich jedoch als Prediger und Weltverbesserer.”

3. “Den Opfern eine Stimme geben”
(medienheft.ch, Nicole Tepasse)
“Bei der Berichterstattung über Opfer spielt auch die emotionale Nähe zu dem Ereignis eine Rolle. Oder, um mit den Nachrichtenfaktoren nach Johan Galtung und Mari Holmboe Ruge zu sprechen, je mehr ein Ereignis mit vorhandenen Vorstellungen und Erwartungen übereinstimmt, desto eher wird es zur Nachricht – die Konsonanz ist entscheidend: Menschen müssen sich hineinversetzen, Bilder, Ereignisse auf sich übertragen können.”

4. Interview mit Detlef Vetten
(swr.de, Audio, Stefan Siller, 32:48 Minuten)
Sportjournalist Detlef Vetten wird nach 20 Jahren Alkoholabstinenz rückfällig und gerät in die Psychiatrie. “Ich war eine zu verwaltende Nummer, Person. Wenn es hoch kam: Person.”

5. “Scheitern als Chance”
(taz.de, Jannis Papadimitriou)
Staatliche Medien in Griechenland: “In Griechenland ist es ist ein offenes Geheimnis, dass viele Jobs in staatlichen Medien nicht nach Qualifikation, sondern nach Parteibuch oder durch persönliche Beziehungen vergeben werden. In den vergangenen Jahren schien sich niemand darüber zu wundern, dass der Presseminister einen Günstling ohne TV-Erfahrung zum Nachrichtenchef beförderte.”

6. Interview mit Dorothea Misch
(meedia.de, Alexander Becker)
Dorothea Misch von “Bild kämpft” gibt an, “knallhart in der Sache und weich in den Worten” zu sein. “Über den Löwenanteil unserer Arbeit reden oder schreiben wir nicht. Wir helfen einfach unseren Lesern.”

Michael Kessler, Hans Zippert, Sportwerbung

6 vor 9

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1. “Mit leisen Sohlen zum Quotenrekord”
(rockbär.de, Sebastian Pertsch)
Sebastian Pertsch spricht mit Michael Kessler über seine Deutschland-Expeditionen: “Das nervt mich schon lange, dass die meisten sogenannten Reportagen und Dokumentation inzwischen nur noch ein Bild vom arbeitslosen Hartz-IV-Empfänger – rechtsradikal, frustriert, doof, hässlich – zeigen. Ich kannte den Osten Deutschlands überhaupt nicht und lernte ihn erst durch die Expeditionen richtig kennen. Vor Ort zeigt sich ein völlig anderes Bild.”

2. “Der Zeilenwüstling”
(tagesspiegel.de, Torsten Körner)
Hans Zippert im Porträt: “Kein Dauerredner. Kein Selbstverherrlichungskünstler. Lebt in Oberursel. In einer Doppelhaushälfte.”

3. “Sommerinterviews à la Lindenstraße”
(cicero.de, Alexander Kissler)
Die Sommerinterviews im öffentlich-rechtlichen Fernsehen: “Mehr Phrasen und Parolen passen in keine Sendung. Sprache ist hier Graubrot weit jenseits des Haltbarkeitsdatums. Wo ein Mensch erscheinen soll, lauert das Klischee. Adorno hätte seine helle Freude an diesen Entstellungen der Wirklichkeit.”

4. “Warum wir Sportwerbung dauerhaft verpixeln”
(blogs.taz.de/hausblog, Andreas Rüttenauer und Markus Völker)
Andreas Rüttenauer und Markus Völker erklären, warum die “taz” in Zukunft alle Bilder, auf denen Sportwerbung zu sehen ist, verpixelt publizieren will. Ole Reißmann hält die Aktion für völligen Blödsinn.

5. “The RidicuList: Case of the giggles”
(ac360.blogs.cnn.com, Video, 4:02 Minuten)
Anderson Cooper gerät ins Kichern, während er eine Meldung über Gérard Depardieu nacherzählt (Originalvideo vom 17. August).

6. “Crazy: 90 Percent of People Don’t Know How to Use CTRL+F”
(theatlantic.com, Alexis Madrigal, englisch)

Solarium, Integrationsdebatte, DAB+

6 vor 9

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1. “Von Gottschalks Arbeitsgehalt ohne Wahrheitsgehalt”
(dwdl.de, Alexander Krei)
Ein Bericht des “Manager Magazins” über das Gehalt von Thomas Gottschalk wird von seinem Anwalt dementiert (“Die Aussagen des Manager Magazins stimmen nicht im Ansatz, entbehren also jeglicher Grundlage”). Die Spekulationen werden von mehreren Nachrichtenportalen weiterverbreitet.

2. “Der alltägliche Spannerwahnsinn powered by BILD.de”
(mediensalat.info, Ralf Marder)
Bild.de schreibt 2010 und 2011 über Solarien in Tschechien. “Neben der stagnierenden Zahl an sonnenbankhungrigen und zeigefreudigen Frauen ist auch bemerkenswert, dass Herr Kuhlicke seit Februar 2010 offenbar nicht gealtert ist. Denn war er damals 44 Jahre alt, so ist er heute (18 Monate später) immer noch 44 Jahre.”

3. “Rekordansturm auf die Dokumente der EU-Verwaltung”
(oeffentlichkeitsgesetz.ch)
Europäische Bürger beantragen vermehrt Zugang zu Dokumenten der EU-Kommission: “2010 gingen bei der Kommission insgesamt 6 361 Anträge auf Zugang zu Dokumenten ein. Im Vorjahr waren es 5 401– und gerade mal 450 vor zehn Jahren.”

4. “Viel Lärm um nichts”
(welt.de, Hamed Abdel-Samad)
Das Buch “Deutschland schafft sich ab” von Thilo Sarrazin habe der Integrationsdebatte nichts gebracht und vor allem die Fronten verhärtet, schreibt Hamed Abdel-Samad. “Warum beherrscht er das Thema Integration im Alleingang, obwohl er nicht zu den klügsten Köpfen der Nation gehört und obwohl er keine Lösungsansätze anbietet?”

5. “Beherrsche dich, Nutzer!”
(spiegel.de, Frank Patalong)
Frank Patalong stellt fragwürdige Leserreaktionen in den Fokus und mahnt: “Benimm dich im Web. Trage mit dafür Sorge, dass die Unkultur nicht überhand nimmt. Das Web braucht Selbstkontrolle, und zwar unsere.”

6. “Schubi dubi DAB DAB+”
(freitag.de/community/blogs/hadie)
Das neue Digitalradio DAB+ im Test eines Nutzers in Halle (Saale).

Daily Mail, Wikileaks, Geisteswissenschaftler

6 vor 9

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1. “Sherlock Holmes und die Mormonen von Virginia”
(scilogs.de, Anatol Stefanowitsch)
Verschiedene Medien berichten aufgeregt von “Zensur” und “Leseverbot”, weil in Albemarle County, Virginia, ein Buch von der Lektüreliste der sechsten Klasse gestrichen wird und “erst ab der zehnten Klasse zur Lektüre empfohlen” wird. “Die Anti-PC-Hysterie ist weit fortgeschritten, wenn man das ernsthaft als ‘Verbot’ des Buches, oder auch nur als ‘Verbannung vom Lehrplan’ bezeichnet.”

2. “#Journalist 2.0”
(nzz.ch, Stephan Weichert)
Stephan Weichert fragt, was die “Social-Media-Revolution” dem Journalismus bisher wirklich gebracht hat – “ausser zusätzliche Vernetzung, massive Eigenwerbung und die ‘Veredelung’ journalistischer Beiträge durch Gefällt-mir-Knöpfe und Re-Tweets? War das, wenn es irgendwann vielleicht vorbei sein sollte, nicht ein Medien-Hype, ohne den richtigen Kick, der uns handwerklich und intellektuell weitergebracht hätte?”

3. “Das Verdienst von Wikileaks”
(notes.computernotizen.de, Torsten Kleinz)
Wikileaks habe “allerhand Gutes bewirkt”, schreibt Torsten Kleinz: “Verlage und Sender, die sich immer mehr damit begnügten Sprechblasen von widerstreitenden Parteien in einem ewig währenden Sommerloch aufeinander treffen zu lassen, wurden daran erinnert, wie wichtig es doch ist, Themen an die Öffentlichkeit zu bringen.”

4. “AP zog manipuliertes PR-Foto von Vilniuser Bürgermeister zurück”
(derstandard.at)
Santiago Lyon, Fotochef der Nachrichtenagentur AP, beklagt sich über “ein als PR-Gag aufgenommenes Foto mit dem Bürgermeister von Vilnius” (BILDblog berichtete): “Ein manipuliertes Foto zur Verfügung zu stellen ohne darüber zu informieren, dass es manipuliert ist, sei nicht akzeptabel. Es sei ‘völlig daneben’, Agenturen mit Bildbearbeitungsprogrammen bearbeitetes Material anzubieten da es irreführend sei und die Glaubwürdigkeit der Medien untergrabe.”

5. “The Daily Mail knowingly and commercially used my photos despite my denying them permission”
(wonderlandblog.com, Alice, englisch)
Eine Mitarbeiterin von “Daily Mail” fragt per E-Mail nach den kommerziellen Nutzungsrechten für ein Foto. Diese werden ihr verwehrt, nachdem 250 Pfund für wohltätige Zwecke als zu hoch eingeschätzt werden (“your listed price far exceeds our budget”). Das Foto erscheint trotzdem.

6. “Liebe Geisteswissenschaftler”
(mspr0.de)
“Ich habe ein Problem mit Euch, dem denkfaulen, behäbigen und selbstgerechten Personal, das bräsig in der Uni sitzt, Paper über über Themen schreibt, die keinen interessieren und die keiner liest, während die Welt sich rasant verändert.”

Robert Enke, Ron Paul, Drohnen

6 vor 9

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1. “Nichts worauf man stolz sein muss”
(taz.de, Anna Stommel)
Anna Stommel fragt sich, warum “Bild” sich genau jetzt mit der Vergangenheit des Chefredakteurs der “Märkischen Oderzeitung” auseinandersetzt und liefert Hintergründe dazu. “Pünktlich zum 50. Jahrestag der Mauer? Oder weil sich im Land Brandenburg gerade ohnehin eine Enquete-Kommission mit der Geschichte der DDR auseinandersetzt?”

2. “Absturz ins Sommerloch”
(czyslansky.net, Tim Cole)
Mitarbeiter der “Daily Mail” halten die fiktive Serie “Terminus pour l’euro” (“la fiction de l’été”) der Zeitung “Le Monde”, in der man sich eine Schieflage der Bank “Société Générale” ausmalt, für echt und verbreiten sie weiter. “Dann setzte der normale Automatismus der Branche ein: Ein ums andere Blatt druckte die Meldung nach und bezog sich wiederum auf die Daily Mail.”

3. “Haben sich die Medien nach Robert Enkes Tod verändert?”
(11freunde.de, Alex Raack)
André Beem untersucht in seiner Magisterarbeit Artikel vor und nach dem Tod von Robert Enke. “Haben vor Enkes Tod noch acht Prozent aller Zeitungen negativ über Fußballer berichtet, waren es danach neun Prozent. Die Durchschnittsnote in der Spielerbewertung hat sich von 3,5 auf 3,6 verschlechtert, in einer Tageszeitung aus Hannover sogar von vorher 3,2 auf 4,1. Das hatte allerdings auch mit dem sportlichen Absturz von Hannover 96 zu tun.”

4. “Journalismus von oben”
(faz.net, Harald Staun)
Mini-Drohnen seien wie geschaffen für die Recherchemethoden des Boulevardjournalismus, schreibt Harald Staun: “Mikrokopter müssen nicht angemeldet werden, sie sind so leicht zu fliegen wie ein Modellflugzeug, leise und sensationell günstig. Nur eine Modellflughaftpflicht ist Pflicht, wegen der Absturzgefahr. Schon für 300 Euro bekommt man bei Amazon den Quadrokopter Parrot AR.Drone mit zwei Kameras an Bord, steuerbar mit jedem iPhone.”

5. “Ron Paul & the Top Tier”
(thedailyshow.com, Video, 4:20 Minuten)
Wie US-Fernsehsender beim Iowa Straw Poll 2011 den möglichen Präsidentschaftskandidaten Ron Paul ignorieren: “How did libertarian Ron Paul become the 13th floor in a hotel?” Siehe dazu auch diese Diskussionen bei CNN (Video, 1:46 Minuten, englisch).

6. “How Journalists See Each Other”
(blog.digidave.org, englisch)

Kai Pflaume, Tessin, Leserkommentare

6 vor 9

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1. “Das ‘Raumschiff Berlin’ lockt Journalisten”
(meedia.de, Christian Meier)
Christian Meier sucht Gründe, warum so viele Politikjournalisten in die Politik wechseln. “Zum einen rühmen Journalisten sich mit ihrer Stellung als unabhängige Beobachter. Zum anderen suchen sie oft instinktiv die Nähe zu den Objekten ihrer Berichterstattung. Man muss nur auf ein paar Medienparties gewesen sein, bei denen auch Politiker eingeladen waren, und wird verstehen, was gemeint ist.”

2. “Die Gänsehaut-Umleitung”
(faz-community.faz.net, Peer Schader)
Kai Pflaume spricht über 18 Jahre “Nur die Liebe zählt”: “Die Scripted-Reality-Formate waren am Ende ein großes Problem für ‘Nur die Liebe zählt’, weil wir öfter gefragt wurden: Ist das auch nicht echt, was ihr da zeigt? Auch wenn das echte Leben die schönsten Geschichten schreibt, erscheint es gegen die mittlerweile vom Zuschauer gelernte Verdichtung einer geskripteten Wirklichkeiten oft langweilig.”

3. “Einfluss von PR auf Tageszeitungen im Tessin”
(de.ejo-online.eu, Gerardo Bramati)
Eine Masterarbeit von Gerardo Bramati untersucht 1144 Artikel mit Regionalbezug der Tageszeitungen “Corriere del Ticino” und “La Regione Ticino”. 74 Prozent der Artikel sind “zweifelsfrei von PR-Aktivitäten induziert”. Siehe zum Thema auch “Im Körper des Feindes” (taz.de, Frank Brunner).

4. “Verachtung am Morgen”
(dradio.de, Mely Kiyak)
Mely Kiyak stellt fest, dass “sobald ein Artikel das Thema Integrationspolitik oder Islam streift”, sich innerhalb kürzester Zeit 100, 200 manchmal bis zu 500 Leserkommentare sammeln. “Notfalls müssen sich Zeitungen mit der Idee vertraut machen, ihren Lesern kein Forum für Islamfeindlichkeit zu bieten und damit möglicherweise auf Teile ihrer Leserschaft verzichten. Zeitungen können sich nicht gleichzeitig über Islamhetze in rechten Blogs und Foren empören und ihren Lesern Möglichkeiten zur Verbreitung ihrer anti-muslimischen Gesinnung bieten.”

5. “Hebräerkritisches vom Gasmann”
(boess.welt.de, Gideon Böss)
Gideon Böss sammelt Kommentare, die er nach einem Hinweis auf eine Meldung, in der steht, dass ein 13-jähriger Junge in Berlin Prenzlauer Berg “von einem Unbekannten antisemitisch beschimpft und geschlagen worden” ist, erhält.

6. “Er denkt, was sonst viele nur sagen”
(ahoipolloi.blogger.de)

Talkshow, Klappentext, Integrationstest

6 vor 9

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1. “Todesfalle, Sexfalle, Hirnfalle”
(sueddeutsche.de, Stefan Plöchinger)
Stefan Plöchinger schreibt über die “Bild”-Titelgeschichte “Sex-Falle Facebook”: “Das Niveau der deutschen Debatte über Chancen und Risiken des Internets ist ohnehin niedrig. Die Bild-Zeitung hat in den vergangenen Monaten einiges dazu beigetragen, diesen Zustand zu erhalten.”

2. “Die zehn Gebote”
(tagesspiegel.de, Bernd Gäbler)
Handlungsempfehlungen für Polit-Talkshows: “Mehr Mut zu zugespitzten Kontroversen ist gefragt: Geert Wilders vs. Cem Özdemir: Wer wagt das im deutschen Fernsehen?”

3. “Quelle YouTube?”
(robvegas.de)
Rob Vegas will in den Nachrichten keine YouTube-Videos sehen, bei denen nicht klar ist, ob sie echt sind. “Quellen müssen geprüft werden. Ansonsten zeigt man es halt nicht.”

4. “Was das Fernsehen nicht zeigt, das gibt es nicht”
(journal21.ch, Heiner Hug)
Der langjährige Redaktionsleiter der Schweizer “Tagesschau”, Heiner Hug, thematisiert “mediatisiertes Elend zum Wohl der Elenden”: “Ist eine der grossen TV-Stationen vor Ort, kommt eine zweite. Berichten aber zwei der Grossen, kommen fast alle. (…) Je mehr die einen berichten, desto mehr berichten die andern. Kriege, Konflikte und Elend werden von den grossen Medien hochgeschaukelt.”

5. “Großartig! Verstörend!! Ja!!!”
(zeit.de, Christoph Schröder)
Christoph Schröder studiert Klappentexte von neuen Büchern: “In der Gier nach allgemeiner Verkäuflichkeit, in der Hoffnung auf einen Bestseller, in der Angst, bloß keinen einzigen potenziellen Käufer zu verschrecken, greift der Großteil der Verlage ausgerechnet auf dem Gebiet der Literatur, wo sprachlicher Eigensinn, Individualität, Randständigkeit gefragt und gewünscht sind, nach Versatzstücken von blubberndem Heiapopeia.”

6. “Was labersch du?”
(faz.net, Michael Ohnewald)
Die “Umfrage zum Integrationstest (was nicht gesendet wurde)” (youtube.com, 6:16 Minuten) wurde schon über neun Millionen mal angesehen. Ein Porträt von Tedros Teclebrhan.

Elends-Scouts, Krisenticker, Plünderer

6 vor 9

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1. “Öffnen Sie dieser Frau nie die Tür!”
(spiegel.de, Christian Buß und Daniela Zinser)
Christian Buß und Daniela Zinser warnen vor sieben Frauen, den “skrupellosesten Voyeurismusmaschinen”, den “Elends-Scouts des deutschen Fernsehens”: Vera Int-Veen, Sabina Hankel-Hirtz, Britt Hagedorn, Helena Fürst, Tine Wittler, Julia Leischik und Frauke Ludowig.

2. “+++ Panik bleibt aus +++”
(freitag.de, Katrin Schuster)
Der Krisenticker bei “Spiegel Online”: “Bereits am Sonntagabend raunte die Seite von der Angst vor einem schwarzen Montag – um dann von morgens 8 Uhr bis abends 19 Uhr live dabei zu sein. Prophezeiungen wollen schließlich erfüllt werden, im Notfall von den Journalisten selbst, die eifrig weiter tickerten, obwohl die große Katastrophe einfach nicht stattfinden wollte.”

3. “Medienhype und selektive Wahrnehmung: Was wurde aus dem ‘mysteriösen’ Vogelsterben?”
(scienceblogs.de/astrodicticum-simplex, Florian Freistetter)
Medien greifen völlig normale Einzelereignisse aus einer ganzen Reihe ebenso normaler Ereignisse heraus und hypen sie zu einem dramatischen und geheimnisvollen Sonderfall. “Haben die Medien sich dafür entschieden, dass tote Vögel ‘mysteriös’ zu sein haben, dann ist für eine gewisse Zeit jedes tote Tier eine Nachricht wert. Keine objektive Einschätzung sondern selektive Wahrnehmung bestimmt dann die Themenauswahl.”

4. “n-tv bedient sich in England wie die Plünderer”
(weblog.wanhoff.de, Thomas Wanhoff)
Thomas Wanhoff fragt sich, ob n-tv.de für die in eine Bildergalerie aufgenommenen, auf (bezahlten?) Fotografien beruhenden Kunstwerke von photoshoplooter.tumblr.com etwas bezahlt.

5. “Das Überschriften-Dilemma”
(netzwertig.com, Martin Weigert)
Ein Blogbeitrag von Falk Hedemann bringt Martin Weigert dazu, über Twitterer nachzudenken, die gar nicht lesen, was sie weiterempfehlen: “Sein überspitztes Fazit: Twitter ist tot, zerstört von Usern, welche nicht (mehr) in der Lage sind, Texte mit mehr als 140 Zeichen zu lesen, und welche die Qualität eines Artikels anhand dessen bei Twitter herumgeschickter Überschrift beurteilen.”

6. “Medienberufe: Der Redakteur”
(youtube.com, Video, 1:40 Minuten, 2. August 2011)

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