Archiv für 6 vor 9

Kinderlied, Symbolfotos, Lyrics

1. Warum macht Herr Enzinger das? Warum macht die „Krone“ das?
(diepresse.com, Sibylle Hamann)
Sibylle Hamann berichtet von einem Vorgang, der eigentlich ein Happy End verdient gehabt hätte: In der ersten Klasse einer Salzburger Volksschule gibt es ein neues Kind. Aref heißt es und es stammt aus Syrien. Die Lehrer thematisieren das im Unterricht und führen beim Schulschlussfest mit den Kindern einen syrischen Tanz und ein einstudiertes syrisches Lied auf. Alles klappt vorzüglich und und alle sind zufrieden, bis Politik und Presse davon Wind bekommen. Fremdenfeindliche Äußerungen und Artikel, die das Geschehen bösartig verdrehen, folgen. Schließlich fällt auch noch der entfesselte Online-Mob über die Salzburger Kinder und Lehrer her. Sibylle Hamann in ihrem Kommentar: “Rational verstehe ich, was FPÖ und „Kronen Zeitung“ antreibt: Wählerstimmen maximieren, Leserzahlen maximieren, Aufmerksamkeit maximieren, man hofft halt, dass das mit Hetze funktioniert, und häufig funktioniert es ja leider auch. Aber manchmal möchte ich in die Köpfe dieser Menschen hineinschauen, möchte wissen, wie sich das anfühlt: immer nur Böses zu sehen, selbst dort, wo gar nichts Böses ist. Immer wütend zu werden, wenn anderen etwas gelingt. Immer alles sofort kaputtschlagen, zündeln wollen, und sich erst freuen, wenn es rundherum brennt.”

2. Bildsprache der Verblödung
(bilanz.de, Bernd Ziesemer)
In den letzten Tagen beherrschten Bilder von Hamstern die Berichterstattung: Anlass: Die politische Diskussion über ein neues Zivilschutzprogramm. Bernd Ziesemer ist genervt von den ewig gleichen platten Fotos aus den Bilddatenbanken (“stock photos”) und spricht in seiner Kolumne von einer “Bildsprache der Verblödung”.

3. WikiLeaks bringt Unschuldige in Gefahr
(zeit.de, Patrick Beuth)
Die Enthüllungsplattform Wikileaks hätte zu ihren besten Zeiten die Mächtigen genervt und bloßgestellt, doch mittlerweile würden sich die Kollateralschäden summieren, so Patrick Beuth in der “Zeit”. Die Plattform habe zahlreiche medizinische Unterlagen von normalen Bürgern sowie private, finanzielle und andere Informationen Hunderter anderer veröffentlicht, heiße es in einem Bericht der Nachrichtenagentur “AP”. Zudem seien Hunderte der Dateien aus dem Türkei-Leak mit Malware verseucht. Wikileaks habe den AP-Bericht auf Twitter als “lächerlich” abgetan und auf Fragen der “Zeit” bislang nicht reagiert.

4. Schnapp den Teenie
(sueddeutsche.de, Sebastian Jannasch)
Den klassischen Medien laufen die jungen Leser davon. Also geht man dorthin, wo man die jungen Zielgruppe vermutet und das ist z.B. die quietschige Knips-App “Snapchat”, die in Deutschland 2,5 Millionen Nutzer haben soll. Doch lassen sich mit bunt verzierten Videoschnipseln wirklich Nachrichten vermitteln? Das ist nicht einfach. Außerdem fehlen Kontrolle und Monetarisierungsmöglichkeiten, so Sebastian Jannasch auf “sueddeutsche.de”. Zudem sei es möglich, dass die umworbenen Teenies eh bald weiterziehen: Instagram und Facebook würden versuchen, die jungen Nutzer mit neuen Funktionen zu sich rüberzulocken.

5. Geringe Hemmschwelle – “Vice” und die Drogen
(ndr.de, Sabine Schaper)
“Zapp” hat sich mit dem Lifestyle- und Jugendmagazin “Vice” beschäftigt. Dort würden regelmäßig Tipps für den Drogenkonsum erscheinen, von Mischkonsum-Rezepten bis hin zu Tricks für den Drogenschmuggel. Der Leiter des Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am Uniklinikum Eppendorf in Hamburg bezeichne derlei Artikel als einen “Schlag ins Gesicht” all derer, die täglich mühsam Suchtprävention betreiben: Eine seriöse Berichterstattung im Sinn von “Safer Use” habe nüchtern und sachlich zu sein. Ob und inwiefern das Angebot von “Vice” den Richtlinien des Jugendmedienschutzes entspricht, werde nun ein Prüfverfahren zeigen.

6. Songlyrics-Seiten im Web: Einmal Goldrausch und wieder zurück
(onlinemarketingrockstars.de, Roland Eisenbrand)
Spannender Hintergrundbericht, wie findige Website-Macher und teilweise blutjunge Kids seit Jahren Songtexte auf ihren Lyrics-Seiten ausbeuten.

Morgenwerbemagazin, Hamsterkäufe, Rabaukenjäger

1. Werber-Werbung im „Morgenmagazin“
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Eine Woche lang gab es im ARD-“Morgenmagazin” in Anlehnung an die großen Sommerinterviews Gespräche mit „ganz normalen Wählern“, die „sonst kaum zu Wort kommen“. In einer der Sendungen plaudert die Reporterin mit drei dieser vermeintlich ganz normalen Gäste, die ihr jedoch bestens bekannt sein müssten. Sie gehören nämlich zu der Film- und Videofirma “gretchen”, die sie mitgegründet hat und an der sie beteiligt ist (Werbeclaim: “gretchen ist zu allem bereit”). Boris Rosenkranz berichtet auf “Uebermedien.de” über einen ganz besonderen Fall von Schleichwerbung.

2. Wie durch das Bohei um die Hamsterkäufe Panik entsteht
(wiwo.de, Niklas Dummer)
Seit 2004 existiert das “Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe”. Katastrophenschutzpläne gibt es jedoch schon viel länger. Seit nun bekanntgeworden ist, dass das neue Zivilschutzkonzept Empfehlungen zur Bevorratung enthält, hyperventilieren Netz und Medien. Die “Wirtschaftswoche” hat mit dem Medienwissenschaftler Hans-Bernd Brosius über das Phänomen gesprochen: “Die intensive Thematisierung des Zivilschutzkonzepts schürt Ängste. Die sozialen Netzwerke verstärken solche Tendenzen. Auf einmal können alle etwas zum Thema sagen, so entsteht noch stärker der Eindruck von Panik. Zudem werden in den sozialen Netzwerken vor allem kurze Artikel weitergeleitet, in denen keine Beurteilung über die Relevanz des Themas stattfindet – in dem Fall des Zivilschutzkonzepts.”

3. Innovationen: Sechs Lektionen für Redaktionen
(de.ejo-online.eu, Ville Seuri)
Ville Seuri hat mit Redakteuren von mehreren Nachrichtenredaktionen in Großbritannien darüber gesprochen, wie es gelingen kann, im journalistischen Alltag Innovationen umzusetzen. Die Ergebnisse hat er in einem Paper festgehalten, das nun auch verkürzt und in deutscher Sprache vorliegt.

4. „Lügenpresse – auf die Fresse“
(taz.de, Michelle Sensel)
Für Journalisten wird die Arbeit in Zeiten der “Lügenpresse-Rufer nicht einfacher. Auf rechten Demonstrationen müssen sie Anfeindungen und teilweise körperliche Attacken fürchten. Michelle Sensel berichtet vom seit Januar existierenden Blog “augenzeugen.info”, das derartige Vorgänge dokumentiert und für das Thema sensibilisieren will.

5. Hoher TV-Konsum kann Blick auf die Realität verstellen
(derstandard.at)
Für eine Medienstudie an der Wiener Universität haben Sozialmediziner 322 Personen nach ihrem TV-Konsum befragt und sich bei ihnen erkundigt, ob sie glauben würden, dass es in Österreich noch immer die Todesstrafe gebe. Je höher der TV-Konsum, umso höher sei die Wahrscheinlichkeit, dass die Studienteilnehmer das glaubten. Hoher TV-Konsum könne den Blick auf die Realität verstellen, so das Ergebnis der Studie.

6. Angriff auf die Pressefreiheit: Deutscher Generalstaatsanwalt will Berichterstattung lenken
(kress.de, Jochen Zenthöfer)
Die mittlerweile zwei Jahre alte Geschichte um den “Rabaukenjäger” mag man anfangs als lokales Bauerntheater abgetan haben. (Ein “Nordkurier”-Journalist hatte einen Jagdpächter mit diesem Wort belegt, weil dieser ein totes Reh an sein Auto gebunden und hinter sich her geschleift hatte. Der so Benannte hatte daraufhin Strafanzeige wegen Beleidigung erstattet.) Doch was als Beleidigungsposse in Mecklenburg-Vorpommern begonnen hätte, entwickle sich zum Generalangriff der Generalstaatsanwaltschaft gegen die Pressefreiheit. Jochen Zenthöfer sieht nun die Justizministerin in der Pflicht.

Facebook, Offenbarung, Anti-Paparazzi-Schal

1. Was heißt hier Hass?
(sueddeutsche.de, Johannes Boie)
Facebooks Lösch- und Sperrpraxis ist ein beständiges Ärgernis. Schlimmste Inhalte lässt man im Netz, eher harmlose Postings werden gelöscht und deren Verfasser mit Bannstrafen belegt. Und der Konzern verweigert jede Stellungnahme. Johannes Boie über das Verhalten des Social-Media-Riesen: “Facebooks Produkt ist Öffentlichkeit. Niemals in der gesamten Geschichte der Menschheit haben mehr Menschen direkt miteinander kommuniziert als auf Facebook. Für Millionen in Deutschland und Hunderte Millionen in der ganzen Welt ist Facebook die primäre Nachrichtenquelle. Mit dieser Verantwortung geht der Konzern um, als stelle er Kugelschreiber her.”

2. Der Fünfkampf der Journalisten
(zeit.de, Christian Spiller)
Christian Spiller hat die wahren Helden der Olympischen Spiele ausgemacht: Journalisten. Deren Fünfkampf bestünde aus Warten, Drängeln, Frieren, Hungern und der Aufgabe, ein schlechtes Bild abzugeben: “Auch sonst überzeugen Journalisten nicht durch Stilsicherheit. Tennissocken und Stachelbeerbeine allerorten. Wo die Medienmeute allerdings besonders doof aussieht: am Strand. In seiner spärlichen Freizeit macht der Journalist dort so viel falsch, dass viele Cariocas ihn schon erkennen, wenn er noch nicht einmal die Hoteltür zugezogen hat. Der Gringo am Strand ist weiß wie eine Bäckermütze, trägt seinen Rucksack ängstlich auf der Brust und macht ganz allgemein den Eindruck eines Rehkitzes in der Großraumdisko. Weil er keine Ahnung von den lokalen Ritualen des Strandbesuchs hat.”

3. Wer will schon die „Rolling Beatles“
(taz.de, Andreas Hartmann)
Die goldenen Zeiten der Stadtmagazine sind vorbei. Nun werden auch die bekannten Berliner Veranstaltungsblätter und ehemaligen Konkurrenten “Zitty” und “Tip” unter einem Dach produziert. Das Konzept habe sich überlebt, so Andreas Hartmann in der “taz”. Wer heute frisch nach Berlin komme, kaufe sich nicht zuallererst eines der genannten Blätter, sondern fahre den Rechner hoch und folge den Empfehlungen in seinen sozialen Netzwerken. Konkurrenz komme zudem von den ortsansässigen Zeitungen, die in den letzten Jahren ihre Veranstaltungsbeilagen ausgebaut hätten.

4. Egal ist egal: Ohne Olympia durch den Sommer
(dwdl.de, Hans Hoff)
“dwdl”-Kolumnist Hans Hoff hat in Bezug auf die Olympischen Spiele eine Form televisionärer Totalverweigerung praktiziert: Er hat es geschafft, nichts von Olympia zu sehen! Zum Ende der Spiele hat er seine Kumpels gefragt, ob ihm etwas entgangen sei. Diese hätten nach langem Nachdenken die Frage verneint: “Ich habe also nichts verpasst bei den Olympischen Spielen, deren Bedeutung mir aus der externen Perspektive ein wenig vorkam wie ein auf Wochenlänge gestreckter ZDF-Fernsehgarten. Nur dass man versehentlich statt Andrea Kiewel Katrin Müller-Hohenstein aufgezogen hatte.”

5. Was ist hier eigentlich offenbar?
(udostiehl.wordpress.com)
Udo Stiehl, Journalist und Co-Betreiber der sprach- und medienkritischen “Floskelwolke”, schreibt über ein Wort, das für die Glaubwürdigkeit von Nachrichten gefährlich sei: “offenbar”. Stiehl zeigt anhand von Beispielen aus der Praxis, worin die Tücken des Wortes liegen und stellt fest: “Wilde Spekulationen zu verschleiern oder persönliche Zweifel zu verpacken – dafür lässt sich „offenbar“ gut benutzen. Nur mit Journalismus hat es dann nichts mehr zu tun.”

6. Der Anti-Paparazzi-Schal
(faz.net, Maria Wiesner)
Es ist kein Hoax, es gibt ihn wirklich: den Anti-Paparazzi-Schal des niederländischen Labels “Ishu”. Der “Privacy Scarf” ist von Reflektoren durchsetzt, die das Handyblitzlicht zurückwerfen und den Träger bzw. die Trägerin nur als undeutlich erkennbare, verschwommene Gestalt erscheinen lassen.

Kommentarmoderation, Doping-Berichterstattung, Trump

1. Moderation bleibt Handarbeit: Wie große Online-Medien Leserkommentare moderieren
(netzpolitik.org, Markus Reuter & Ingo Dachwitz)
“Netzpolitik.org” hat zehn große deutsche Tageszeitungen und Onlinemedien gefragt, wie sie intern ihre Moderation organisieren. Vier von ihnen haben geantwortet: “Sueddeutsche.de”, “taz.de”, “Zeit Online” und “Spiegel Online”. Das Ergebnis: Die Moderation beruhe auf individuellen Entscheidungen, Facebook sei herausfordernder als die eigenen Seiten und Lösch-Statistiken gäbe es wenige. Algorithmen und feste Moderationsregeln – außer der Netiquette – würden keine Rolle spielen.

2. Sportjournalismus: Dopingberichterstattung im Abseits
(fachjournalist.de, Michael Schaffrath)
Die Sportfakultät der TU München hat eine Onlinebefragung durchgeführt, an der sich 850 Sportjournalisten beteiligt haben. Die Daten flossen in die Studie „Wissen und Einstellung von Sportjournalisten in Deutschland zum Thema Doping“ ein. Das Fazit in Sachen Dopingberichterstattung: “Die Befragung zeigt, dass eine gegenüber dem Einzelsportler kritische und trotzdem Strukturen reflektierende Dopingberichterstattung nicht am Wollen der Sportjournalisten scheitert, sondern – neben defizitären Ressourcen – auch am Nicht-Können der Medienmitarbeiter liegt.”

3. Gerichtsberichterstattung: Grottenschlecht? Thomas Fischer antwortet auf kress.de seinen Kritikern
(kress.de, Thomas Fischer)
Das Deutschlandfunkinterview mit dem meinungsstarken und für seinen kraftvollen, gelegentlich beißenden, Ton bekannten “Zeit”-Kolumnist und BGH-Richter Thomas Fischer löste bei einigen Journalisten Proteste aus. Sie fühlten ihren Berufsstand zu Unrecht angegriffen und veröffentlichten entsprechende Antwortartikel. Nun meldet sich Thomas Fischer erneut zu Wort. Wie nicht anders zu erwarten in ungeschönter Direktheit.

4. Der Hashtag #CoverTheAthlete prangert sexistische Berichterstattung über Athletinnen an.
(jetzt.de, Christina Waechter)
Die Kampagne “Cover The Athlete” will ein Bewusstsein für Sexismus in der Sportberichterstattung schaffen und Journalisten für das Thema sensibilisieren. Schließlich würden weibliche Athleten, wie Christina Waechter berichtet, überdurchschnittlich oft von Reportern zu Dingen befragt, die mit ihrer sportlichen Leistung nichts zu tun haben: zu ihrem Privatleben oder ihrer Erscheinung. Waechter berichtet über die Kampagne, erzählt von einer Studie, die belegt, wie unterschiedlich über Sportler und Sportlerinnen berichtet wird und stellt einige Beispielfälle vor.

5. Das wichtigste Medium des US-Wutbürgertums
(sueddeutsche.de, Hubert Wetzel)
Das Propaganda-Organ “Breitbart News” sei Donald Trumps Wahlkampf-Helfer. Nun werde der Chef der Website sein Wahlkampfleiter. Eine explosive Mischung, wie Hubert Wetzel auf “sueddeutsche.de” findet: “Krawall und Provokation sind Teil der Strategie, mit politischen Konzepten oder Ideen setzt sich Breitbart News nicht auseinander. Die Seite ist weitaus amateurhafter und ruppiger als etwa Fox News, der konservative Fernsehsender. Auch Ironie ist Breitbart News fremd, Selbstironie sowieso. Die Autoren sind ernste Eiferer, auch wenn ihre Artikel manchmal wie Satire klingen.”

6. Heuchelei 24/7?
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Am letzten Tag der Olympischen Spiele in Rio will das IOC einen eigenen globalen Fernsehkanal starten. 443 Millionen Euro hat man dafür bereitgestellt. Joachim Huber fragt im “Tagesspiegel”, was das Ganze soll: “Was wird da laufen, was soll erreicht werden? Propaganda Tag und Nacht, die Weißwaschung des Sports, der längst in der Grauzone agiert? Oder der Spagat, wie ihn ARD und ZDF Tag für Tag zelebrieren – Jubel und Jammer?”

Amadeu-Antonio-Stiftung, PR-Maschine Amaq, TV-Verjüngung

1. Klarstellung: Was sagt die Amadeu Antonio Stiftung?
(netz-gegen-nazis.de, Simone Rafael)
Die Amadeu Antonio Stiftung ist unter anderem für die Kampagnen “Kein Ort für Neonazis” und “Mut gegen rechte Gewalt” verantwortlich. Von ihr stammt auch die Broschüre zum Umgang mit “Hate Speech” im Internet, die in Zusammenhang mit einer vom Justizminister einberufenen Taskforce gegen Hasskommentare steht. Die Stiftung sieht sich in der letzten Zeit verschiedenen Vorwürfen und Unterstellungen ausgesetzt und hat nun mit einer Stellungnahme reagiert.

2. Spinnen wir eigentlich alle?
(infosperber.ch, Christian Müller)
“Infosperber”-Autor Christian Müller ist aufgefallen, dass immer mehr Zeitungen und Magazine mit Psychologie-Themen aufmachen würden. Bei der von ihm abonnierten “Zeit” ist er besonders fassungslos: “Ich habe doch eine Wochenzeitung abonniert, weil ich mich für Politik, für Wirtschaft, für Gesellschaft und Kultur interessiere. Und vor allem damit ich auch an Informationen und an Meinungen komme, die in meiner Tageszeitung keinen Platz finden. Damit ich nicht einäugig werde. Aber jetzt immer diese Psychologie. Will ich das wirklich? Spinne ich vielleicht?”

3. „Behutsam vorgehen“ – Wie britische Zeitungen über den Brexit berichteten
(de.ejo-online.eu, Caroline Lees)
Auswertungen beweisen, dass britische Medienhäuser wie “Daily Mail” und “Telegraph” vor dem Brexit-Referendum massiv für den Ausstieg getrommelt haben. Eine neue Analyse zeigt nun, dass die genannten Medien nach der Entscheidung der Wähler die Sache keineswegs mehr so positiv sehen. Caroline Lees vom “European Journalism Observatory” berichtet ausführlich über die Analyse und die wichtigsten Erkenntnisse daraus.

4. “Amaq”: Seriöse Quelle oder geschickte PR?
(ndr.de, Melanie Stein & Daniel Schmidthäussler, Video, 05:03 Min.)
Die sogenannte Nachrichtenagentur “Amaq” reklamiert Anschläge oft als Werk der Terrormiliz “Islamischer Staat” (IS), so auch bei den Anschlägen in Würzburg und Ansbach. Doch können sich Journalisten auf diese Quelle beziehen? Oder machen sie sich damit zum Spielball der “IS”-Propaganda? Melanie Stein und Daniel Schmidthäussler haben mit einem Vertreter einer Nachrichtenagentur, einem Terrorismus-Experten und einem Journalisten darüber gesprochen.

5. Schrecklich jung
(sueddeutsche.de, Benedikt Frank)
Die ARD nennt ihren Spartensender Eins Festival künftig One und macht ihn zu ihrem jugendlichen Aushängeschild, so Benedikt Frank in seinem Beitrag über das Bemühen der Öffentlich-Rechtlichen um mehr Jugendlichkeit. Dies geschehe nur einen Monat, bevor das lange erwartete gemeinsame Internet-Jugendangebot mit dem ebenfalls gebührenfinanzierten ZDF online gehe.

6. Reden bringt Silber, Plappern bringt Gold
(zeit.de, Mely Kiyak)
Mely Kiyak über die Berichterstattung in Zeiten der Olympischen Spiele: “Schweigende Athleten passen nicht ins Olympia-Fernsehen. Große Brüste und Hirnaussetzer hingegen schon.”

Pressedilemma, Wassermangel, Rio-Grafiken

1. Kriminologen wollen Medien auf Terror-Entzug setzen
(welt.de, Christian Meier)
Christian Meier beschäftigt sich in der “Welt” mit der Frage, wie konkret und anschaulich Medien über Attentate von Amokläufern und Terroristen berichten sollen bzw. dürfen. In einem gerade erschienenen Buch über “Die mediale Inszenierung von Amok und Terrorismus” hätten sich Wissenschaftler für Zurückhaltung der Medien als das beste Rezept gegen weitere Gewalttaten ausgesprochen. Doch es gäbe auch ein “berechtigtes Erkenntnisinteresse der Gesellschaft”. Ein Dilemma, das sich nicht auflösen lässt, konstatiert Meier in seinem die verschiedenen Positionen abwägenden Beitrag.

2. «Wir müssen Kritik einstecken, weil wir nur Wahrheiten verbreiten»
(persoenlich.com, Michèle Widmer)
Vor einigen Tagen kam es in der Schweiz zu einem Amoklauf. Die Kantonspolizei St. Gallen musste sich danach einige Vorwürfe anhören: Zu spärliche Information, ein fehlender Twitter-Account und mangelnde Englischkenntnisse des Medienchefs. Im Interview bezieht Mediensprecher Hanspeter Krüsi Stellung zu den Vorwürfen. Angesprochen auf die vielgelobte Medienarbeit der Münchner Polizei sagt Krüsi: “Die Münchner Polizei hat einen guten Job gemacht. Allerdings haben die deutschen Kollegen über Twitter auch falsche Informationen verbreitetet. Während sie für diese Fehlleistung gelobt werden, müssen wir Kritik einstecken, weil wir nur Wahrheiten verbreiten. Meiner Ansicht nach eine verkehrte Welt.”

3. Skandalberichterstattung: Überschreitung von Normen?
(de.ejo-online.eu, Anna Carina Zappe)
„Mediated Scandals – Gründe, Genese und Folgeeffekte von medialer Skandalberichterstattung“ heißt der Sammelband, in dem grundlegende Aspekte der Thematik sowie aktuelle Studien und Sichtweisen aus kommunikationswissenschaftlicher Perspektive vorgestellt werden. Der Band biete nicht nur für Medienwissenschaftler und -schaffende spannende Ansätze, sondern sei auch für Mediennutzer allgemein interessant, so Anna Carina Zappe in ihrer Buchvorstellung.

4. Wie wäre es mit Pokémon Go für Journalisten?
(faz.net, Adrian Lobe)
Adrian Lobe hat sich einen neuen Dienst angeschaut, der lokale Berichterstattung mit Echtzeitelementen kombiniert. “Bloom” heißt das Ganze und wird als Plugin für Verlage angeboten. Dabei ist nicht mehr die Titelseite einer gedruckten Zeitung der Ausgangspunkt, sondern eine Karte mit Verknüpfungen. Daher auch die Umschreibung der Anwendung als “Pokémon Go für Journalismus“.

5. Stellungnahme zur Kritik am Tagesthemen-Beitrag vom 14.08.2016
(blog.br.de, Susanne Glass & Markus Rosch)
In der Tagesschau und den Tagesthemen vom 14.8.2016 wurde ein Beitrag zum Thema Wassermangel im Westjordanland ausgestrahlt. Die Wasserversorgung in den palästinensischen Gebieten ist ein umstrittenes Thema und so erntete der Beitrag viel Kritik. Das ARD-Studio Tel Aviv greift die Vorwürfe auf und bezieht Stellung.

6. Das sind die 6 großartigsten Grafiken zu #Rio2016
(medium.com, Frederic Huwendiek)
Mit Datenvisualisierung lassen sich tolle Dinge umsetzen. Frederic Huwendiek hat die nationalen und internationalen Medien durchgescannt und stellt einige gelungene Grafiken zum Thema Olympische Spiele vor.

Springerbeschwerde, Olympia-Peinlichkeiten, AfD-Hass-Klima

1. Fall Kachelmann: Springer streitet weiter
(evangelisch.de)
Der Rechtsstreit zwischen dem Wettermoderator Jörg Kachelmann und dem Medienkonzern Axel Springer geht weiter. Nach Informationen des Evangelischen Pressediensts (epd) legte der Konzern gegen das Urteil des OLG Köln Nichtzulassungsbeschwerde beim Bundesgerichtshof ein. Der Springer-Sprecher begründet dies mit der schädlichen Wirkung von Strafzahlungen: “Dies würde eine einschüchternde Wirkung auf die freie Presse haben.”

2. Can Dündar tritt zurück
(faz.net)
Der Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung “Cumhuriyet”, Can Dündar, ist von seinem Posten zurückgetreten und bleibt vorerst in Europa. Vertrauen in die türkische Justiz hat er nicht mehr. Wer kann es ihm verdenken: Dündar und der Hauptstadtbüroleiter der “Cumhuriyet”, Erdem Gül, waren im Mai zu fünf Jahren und zehn Monaten beziehungsweise fünf Jahren Haft verurteilt worden. Drei Monate saß er in Untersuchungshaft.

3. Stimmungslos
(begleitschreiben.net, Gregor Keuschnig)
Bei Gregor Keuschnig mag keine rechte Olympia-Stimmung aufkommen, was an den Fernsehmoderatoren und der medialen Inszenierung liege: “Wie man sich bei ARD und ZDF den medienkompatiblen Sportler vorstellt, konnte man am Sonntag bei einer Schaltung zum »Deutschen Haus« sehen. Elf Medaillengewinner saßen da nebeneinander und nun wollte der Reporter von jedem wissen, wie sie gefeiert haben, was es zu trinken gab, wie die Nachtruhe war, usw. Die Szenerie war an Peinlichkeit kaum zu überbieten; die Sportler, noch gezeichnet von den Feiern, als Pönitenten. Und dann wundert man sich, wenn keine Olympia-Stimmung vor dem Fernseher aufkommt.”

4. “Unterschichtenorientierte Medienberichterstattung über Straftaten”
(deutschlandfunk.de, Karin Beindorff)
“Zeit”-Kolumnist und Vorsitzender BGH-Richter Thomas Fischer im Interview mit dem “Deutschlandfunk”. Es geht unter anderem um Vorurteile und Vorverurteilungen in Strafrechtsprozessen. Diese seien darauf zurückzuführen, dass in den Medien oft sehr unwissend über solche Themen berichtet werde. Aber auch die Justiz tue das ihre dazu, weil sie sich abschotte. Frank Überall, Vorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbands, wehrt sich im Gespräch mit “kress.de” gegen die Kritik des Karlsruher Richters.

5. Stellungnahme der DW zu Anschuldigungen gegen Korrespondent Juri Rescheto
(dw.com)
Der Moskau-Korrespondent der “Deutschen Welle” Juri Rescheto hat auf Einladung des Verbands der Auslandspresse in Moskau eine Reise auf die Krim unternommen. Nachdem in den sozialen Medien Kritik aufkam, bei der es auch um ein von Rescheto gegebenes Interview für “Russia Today” und die Verwendung von Hashtags geht, hat die “Deutsche Welle” nun eine Stellungnahme veröffentlicht.

6. “Sehr hässliche Hassmails”
(sueddeutsche.de, Martina Scherf)
Der Physiker Harald Lesch hat sich mit den Aussagen des AfD-Programms zum Klimawandel beschäftigt und in einem zehnminütigen Video die Dinge richtiggestellt. Darauf folgten wütende Kommentare von Klimawandelleugnern und AfD-Anhängern, aber auch von der Gegenseite. Nun ließ er ein “Terra X”-Video über die “Psychologie hinter Hass” folgen.

Sensationsgier, Trickbücher, van der Horst

1. Warum lassen wir Anschläge viral gehen?
(blog.br.de, Michael Bartlewski, Video, 8:22 Min.)
“Puls” geht der Frage nach, warum wir Anschlägen derart viel Aufmerksamkeit schenken, dass sie “viral” gehen: “Anschläge oder Amokläufe: Wenn etwas passiert, haben wir das Handy in der Hand. Livestream auf Periscope oder Facebook, Rätselraten auf Twitter, Gerüchte über Whatsapp. Meistens wenig sachlich, manchmal sogar falsch – trotzdem geraten wir in den krassen Sog von Gewalt und Voyeurismus. Was macht das mit uns? Und warum können wir nicht anders, als doch draufzuhalten und draufzuklicken?”

2. “Die Zeitung Abwab ist eine Hilfe für den Alltag der Flüchtlinge”
(wuv.de, Petra Schwegler)
Seit Ende 2015 gibt es “Abwab”, die erste bundesweite monatlich erscheinende Zeitung in arabischer Sprache für Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und dem Nahen Osten. Die Auflage ist auf mittlerweile 70.000 Exemplare angewachsen. “Abwab” wird an über 600 Stellen bundesweit verteilt. Mitentwickler Necati H. Dutar gibt Auskunft darüber, wie es um das ambitionierte Projekt steht und an welchen Stellen man sich Unterstützung wünsche.

3. Reich werden mit Amazon
(heise.de, Martin Stett)
Amazons “Kindle Direct Publishing” lädt Betrüger geradezu dazu ein, mit lieblos zusammenkopierten Texten Kasse zu machen. Seit der Einführung des Leihsystems “Kindle Unlimited” hätten die Betrügereien jedoch eine Dimension angenommen, die alles Vorangegangene sprenge. Martin Stett erklärt, wie die Abzocker Amazon mit Trickbüchern fluten.

4. Ein Blatt wendet sich
(brandeins.de, Lars Jensen)
Seit Amazon-Gründer Jeff Bezos die “Washington Post” übernommen hat, tut sich viel bei dem altehrwürdigen Traditionsblatt: Hunderte von Journalisten und Software-Ingenieure wurden angestellt und neue futuristische Büroräume bezogen. Lars Jensen schreibt über die neue Digitalstrategie der “Post”, die Parallelen zu Amazons Vorgehen aufweise, und fragt, ob das im Journalismus funktionieren kann.

5. Wie ich einen „Sprachpapst“ zum Staatsfeind machte
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
“Übermedien”-Macher Stefan Niggemeier kritisierte Anfang August die Pegidahaftigkeit des Vereins Deutsche Sprache. Nun wird er dafür im Newsletter des für seinen Wut-, Weltuntergangs- und Verschwörungsduktus bekannten Kopp Verlags angegangen.

6. Lutz van der Horst im kress.de-Interview: “Natürlich hätte ich gerne eine eigene Fernsehshow”
(kress.de, Armin Fuhrer )
Der Satiriker Lutz van der Horst ist vor allem durch seine Rolle als Außenreporter der “heute-show” bekannt. Im Interview plaudert er über Humor im Allgemeinen und seine Begegnungen mit Politikern im Besonderen, z.B. die mit Ex-Außenminister Klaus Kinkel: “Ich habe ihn im April interviewt und es war ganz offensichtlich, dass er mich nicht kannte. Bald wunderte er sich über die absurden Fragen und verbot mir schließlich unter Drohungen, seine Antworten zu senden. Daran habe ich mich gehalten: Ich habe die Antworten in meinem Beitrag nicht gebracht, wohl aber die Drohungen. Die hatte er mir ja nicht verboten.”

Kampfhunde, Kioskmisere, Kronenzeitung

1. Britische Medien in der winzigen Blase von Westminster
(Peter Stäuber, medienwoche.ch)
Der in London arbeitende Korrespondent Peter Stäuber über den Einfluss der britischen Medien auf Politik und einzelne Politiker: “Journalisten in England treten im Umgang mit Labour-Chef Jeremy Corbyn nicht als Wachhunde der Demokratie auf, sondern als Kampfhunde. Selbst der als links geltende «Guardian» übt sich nicht eben in fairer Kritik am polarisierenden Parteichef.”

2. Ausbildung statt Ausbeutung
(buchreport.de)
Kurzes Interview mit der Vorsitzenden des Vereins “Junge Verlagsmenschen” Lena Augustin, in dem es vor allem um die Rechte und die Entlohnung von Volontären in Verlagen geht: “Der Mindestlohn ist, wie es der Name schon sagt, das Mindeste. Verlage, die darunter bleiben, rechtfertigen sich mit dem Argument, Volontariate seien Ausbildungsverhältnisse. Nach unserer Ansicht ist das Volontariat aber eine Einstiegsstelle, weil wir wissen, dass viele Volontäre schon sehr schnell dieselbe Arbeit wie festangestellte Kollegen verrichten. Unser Vorschlag: Verlage könnten mit einem Gütesiegel zeigen, dass sie fair ausbilden. Das Volontariat dauert nicht länger als 2 Jahre, es gibt klar definierte Ziele und feste Ansprechpartner im Verlag – das wären zentrale Kriterien für ein solches Siegel.”

3. Verwirrung um Sky-News-Bericht über Waffenschmuggel
(derwesten.de, Christine Holthoff)
Wer sagt die Wahrheit: Der britische Sender “Sky News” mit seiner Behauptung, Mafiagangs in Rumänien würden für 1.700 Euro Sturmgewehre an jedermann verkaufen? Oder die rumänische Anti-Korruptions-Behörde “Diicot”, die von einer gefakten Inszenierung spricht? Christine Holthoff berichtet über das rumänische Waffen-Verwirrspiel.

4. Aus dem Alltag eines Zeitungshändlers
(rnd-news.de, Ulrike Simon)
Immer weniger Menschen kaufen gedruckte Zeitungen. Das hat meist etwas mit Medienwandel, manchmal aber auch mit Schludrigkeit und kaufmännischem Unvermögen zu tun. Auf diesen Gedanken kann man jedenfalls kommen, wenn man Ulrike Simons Kolumne liest. Der Kioskhändler ihres Vertrauens hat ihr die Misere anhand seiner Kassenzettel erläutert. Daraufhin hat sich Simon ans Telefon gehängt und den zuständigen Geschäftsführer des Pressevertriebs ins Gebet genommen.

5. Slightly More Than 100 Exceptional Works of Journalism
(theatlantic.com, Conor Friedersdorf)
Conor Friedersdorf kuratiert den wöchentlich erscheinenden Newsletter “The Best of Journalism”. Für “The Atlantic” hat er die, seiner Ansicht nach, lesenswertesten 100 Stücke Journalismus zusammengestellt. Eine sensationelle (wenn auch englischsprachige) Fundgrube, die über verregnete Sommer hinweghelfen kann. Mehrere…

6. Liebe @krone_at , eure Grafik war ein wenig abgeschnitten, ich hab sie mal korrigiert
(twitter.com, @sonstwer)
Die österreichische “Kronenzeitung” hat ein Diagramm der “Mindestsicherungsbezieher in Wien nach Land” veröffentlicht, das grob verfälschend ist. @sonstwer hat die Verhältnisse auf Twitter optisch geradegerückt. (zum Vergrößern auf die Vorschaubilder klicken, die von der mittigen dünnen weißen Linie getrennt werden)

Berichterstattung aus dem Krieg, Gegenrede, Trump-Verarbeitung

1. Warum wir Männer wie Fadi brauchen
(tagesschau.de, Volker Schwenck)
Die unabhängige Berichterstattung aus Orten wie dem belagerten Ostteil von Aleppo in Syrien ist nur mit Menschen möglich, die Schleichwege und Rebellen-Kommandanten kennen, so Volker Schwenck, Leiter des ARD-Studios in Kairo. Das ARD-Studio arbeite daher mit Männern wie dem Kameramann Fadi zusammen, der im Ostteil der Stadt lebt und über Umwege Bilder aus der Kriegszone schmuggelt. Warum setzt man auf Männer wie Fadi? “Weil die Alternative wäre: gar keine Berichterstattung oder nur noch fremdes Material, das wir nicht beeinflussen können und dessen Autoren wir nicht kennen. Selber hingehen, mit eigenen Augen sehen – das ist leider, weltfremden Aufforderungen erboster Kommentatoren im Internet zum Trotz, nur unter extremen Risiken möglich, die ich nicht einzugehen gewillt bin und die ich auch keinem Kollegen zumuten kann.”

2. Im digitalen Höhenflug
(de.ejo-online.eu, Stephan Russ-Mohl)
Seit dem Einstieg von Amazon-Gründer Jeff Bezos wurde die Redaktion der “Washington Post” um 140 Mitarbeiter erweitert und 35 IT-Spezialisten wurden eingestellt. Das Engagement zahle sich zumindest in Ansehens- und Reichweiten-Zugewinn aus. Stephan Russ-Mohl fragt in seinem Artikel über den digitalen Höhenflug der “WaPo”, welche Strategie Bezos verfolgt und ob die Zeitung wirklich unabhängig ist.

3. Mehr öffentlich-rechtliches Fernsehen!
(wdr.de, Georg Restle)
“Monitor”-Chef Georg Restle antwortet “Spiegel”-Kolumnist Georg Diez auf dessen jüngste Kolumne, in der dieser das öffentlich-rechtliche Fernsehen als “Simplifizierungsmaschine” bezeichnete. Restle zu Diez: “Also ja: Reform tut Not. Die Frage ist nur: Welche? Leider hat es Ihnen hier wohl die Sprache verschlagen, so simpel klingt Ihr Plädoyer am Ende. „Was wir brauchen, ist ein grundsätzlich anderes öffentlich-rechtliches Fernsehen, anders strukturiert, anders organisiert, anders ausgerichtet“, schreiben Sie. Ja, um Himmels Willen, was wollen Sie uns damit nur sagen? Mehr oder weniger Unterhaltung? Mehr oder weniger Pluralismus? Mehr oder weniger Unabhängigkeit?”

4. Nach Medienreform: Polen beanstanden Zensur im TV
(digitalfernsehen.de, Natalie Skrzypczak)
Seit Anfang des Jahres wirkt in Polen die sogenannte “Medienreform”. Von diesem Zeitpunkt an sehen sich die Zuschauer im öffentlich-rechtlichen Fernsehen Zensur und Propanda ausgesetzt. Vor allem bei der Sendung “Wiadomosci” (Nachrichten) sei der Einfluss der nationalkonservativen Warschauer Regierung nicht zu übersehen, berichtet Natalie Skrzypczak. Die Folge sei eine dramatische Zuschauerabwanderung. Im letzten halben Jahr seien die Werte des öffentlich-rechtlichen Senders TVP auf ein historisches Tief gefallen, die Nachrichtensendung “Wiadomosci” hätte 1,5 Millionen Zuschauer verloren.

5. ZEIT-Appell: Demokraten, kauft Zeitungen!
(jensrehlaender.com)
Jens Rehländer setzt sich mit einem der zehn Gebote auseinander, die in der “Zeit” unter der Überschrift “Was ich tun kann, um die Demokratie zu stärken, in der ich lebe” aufgelistet wurden. Dort heiße es unter Ziffer 4: „Ich informiere mich. Ich höre, lese oder sehe Nachrichten, kaufe gute Zeitungen (zahle für sie auch im Internet), damit erhalte ich die selbstbewusste und kritische Presse, die unsere Demokratie vor autoritären Einflüssen schützt (…)“. Rehländer tut sich in mehrfacher Hinsicht schwer mit dieser Aussage und konstatiert: “Der gutgemeinte Appell wird also jene, die sich der Zeitung (und dem öffentlich-rechtlichen System) verweigern, nicht auf den Pfad der Tugend zurückführen – weil der Appell sie nicht erreicht, so lange er nur in der ZEIT gedruckt wird. Denn ZEIT-Leser müssen nicht bekehrt werden. Die haben ja schon eine „gute Zeitung“ gekauft.”

6. Truth or Trump – Wie ernst nehmen ihn US-Medien?
(dwdl.de, Christian Fahrenbach)
Christian Fahrenbach hat sich für “dwdl.de” mit der US-amerikanischen Berichterstattung über Präsidentschaftsbewerber Trump beschäftigt. Sein Fazit: “US-Medien bringen sich mit neuen Formaten zwar in Stellung, nehmen den Kandidaten aber insgesamt ernster als es häufig in Deutschland ankommt.”

Blättern:  1 ... 244 245 246 ... 500