Archiv für 6 vor 9

Treibjagd auf Veganerin, Sinnloses Factchecking, Apples affige Appshow

1. Wed Feb 15 2017
(blog.fefe.de)
Fefe macht auf seinem Blog auf den Artikel Wie wir die Wahl vor russischem Einfluss schützen können auf “Zeit Online” aufmerksam und äußert in Fefe-typischer Direktheit Kritik an den Inhalten (“Komplett herbeihalluziniert. Ein Hit Piece. Wer schreibt sowas?”). Besonders angetan haben es ihm die Autoren bzw. deren Tätigkeiten: ein politischer Redenschreiber und Vorstandsmitglied eines von Alumni der Atlantik-Brücke gegründeten Vereins und ein Direktor des “German Marshall Fund of the United States”. Fefe lässt im Abschlusssatz einen seiner Leser zu Wort kommen: “Da kann die ZEIT künftig auch Shell-Mitarbeiter über den “Ökologischen Einfluss von Ölbohrungen auf das Ökosystem der Arktis” schreiben lassen.”

2. Medienjagd gegen die Veganerin aus Limburg – Dabei war es ein Scherz
(mimikama.at, Thomas Laschyk)
Vor ein paar Tagen wurde über den Fall einer Veganerin berichtet, die sich angeblich an den tierfeindlichen Inhalten des Lieds „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“ gestört hätte, das im Glockenspiel des Limburger Rathauses gespielt wurde. Sie hätte deshalb den Bürgermeister gebeten, das Lied aus dem Glockenspiel-Repertoire zu entfernen, was dieser auch tat. Die Meldung darüber ging um die ganze Welt, die Kommentarspalten glühten und tausende von Menschen empörten sich. Vor allem über die Frau und teilweise sehr massiv: Sie bekam Gewalt- und Morddrohungen und musste aufgrund des Drucks ärztliche Hilfe aufsuchen. Die traurige Pointe der Geschichte: Das Ganze geht auf ein mehr oder weniger flachshaftes Geplänkel zurück und bekam erst die mediale Wirkung, nachdem es der Bürgermeister bei einer Büttenrede als scherzhafte Anekdote erwähnt hatte.

3. „Ein politischer Begriff“
(taz.de, Peter Weissenburger)
Die “taz” hat mit der BBC-World-Chefin Francesca Unsworth über Fake News gesprochen. Die BBC hat den “Reality Check” gestartet, der mit sechs Mitarbeitern noch eine recht kleine Abteilung sei, aber ausgebaut werden solle. Unsworth ist sich der eingeschränkten Möglichkeiten bewusst, will aber die Kräfte der BBC bündeln: “Wir können nicht das Internet überwachen. Vielmehr müssen wir beobachten, welche Behauptungen diese Zugkraft entwickeln. Dann geht es darum, sie zu überprüfen – wie wir es ohnehin gemacht hätten, aber mit vereinten Kräften. Die BBC ist groß, früher hätten verschiedene Redaktionen möglicherweise verschiedene Schwerpunkte gesetzt. In Zukunft soll das zentralisierter ablaufen.”

4. «Coup Magazin» – ein Mini-Team vor einer Mega-Aufgabe
(tageswoche.ch, Matthias Oppliger)
Im crowdgefundeten “Coup Magazin” erscheint genau eine Geschichte pro Monat. Gerade ist Geschichte Nummer sieben erschienen, eine Reportage über den Wahnsinn, der mit der Kommerzialisierung des Skirennsports in lauschige Wintersportorte wie Adelboden in der Schweiz eingezogen ist. Damit ist das “Coup Magazin” ein halbes Jahr alt geworden. Die “Tageswoche” hat sich mit dem Mitgründer Pascal Sigg unterhalten und ihn um eine Zwischenbilanz gebeten.

5. Klare Sicht dank Factchecking? Wohl nicht!
(meta-magazin.org, Nikolai Promies)
Viele Medien wollen Fake News mit Factchecking und dem öffentlichen Richtigstellen von falschen Behauptungen bekämpfen. Doch sind solche Mittel überhaupt geeignet, um gegen Fake News vorzugehen? Philipp Müller, Medienforscher an der Uni Mainz, ist nicht besonders optimistisch. Widerspruch helfe nicht viel. Aussichtsreicher sei es, das Weltbild, das von Falschmeldungen unterstützt wird, ernst zu nehmen: “Man muss das wachsende Unbehagen mit Globalisierung und Digitalisierung ernst nehmen. Man muss eingestehen, dass die gesellschaftlichen Eliten tatsächlich Fehler gemacht haben im Umgang mit diesen Entwicklungen und so eine wachsende ökonomische Ungleichheit auf der Welt ermöglicht haben. Nur wenn man diese Punkte offen anspricht, kann man Populisten und die aus ihrem Lager gestreuten Falschmeldungen ihrer Wirkungskraft berauben.”

6. Planet der affigen Fernsehshows
(zeit.de, Eike Kühl)
“Planet of the Apps” ist Apples erste eigene TV-Show. Sie erfüllt alle Voraussetzungen, um krachend zu scheitern, findet Eike Kühl auf “Zeit Online”: ein trashiges Format, viel Bullshit und Gwyneth Paltrow.

Störungsorgan, Nackte Tatsachen, Willkommensjournalismus

1. Gericht: „Störungsmelder“ ist ein Organ der Presse
(blog.zeit.de, Christoph Dowe)
Die Staatsanwaltschaft Memmingen wollte eine Routine-Anfrage eines freien Journalisten nicht beantworten und bekam dafür Rückendeckung vom Verwaltungsgericht Augsburg: Die Richter erkannten den “Störungsmelder”-Blog der “Zeit” nicht als “Organ der Presse” an. Vielleicht weil die Juristen schlicht den Unterschied zwischen redaktionellem Teil des Blogs und Kommentarbereich nicht verstanden hatten… Jedenfalls ging der Journalist mit Unterstützung der “Zeit” in die nächste Instanz zum Bayerischen Verwaltungsgerichtshof und beantragte eine Eilentscheidung. Diese Eilentscheidung wurde nun in seinem Sinne und dem der Pressefreiheit gefällt.

2. Willkommensjournalismus – wie Formate wie Marharba, NewsforRefugees und WDRforyou Geflüchteten das Ankommen erleichtern wollen
(get.torial.com, Tobias Lenartz)
Mittlerweile haben die Medien einige Formate entwickelt, die geflüchteten Menschen in ihrer Sprache hiesige Werte, Gewohnheiten und Institutionen erklären wollen. “Marhaba – Ankommen in Deutschland” heißt eine Sendung auf n-tv, der SWR startete im Oktober 2015 “News for Refugees” und der WDR lancierte im Januar 2016 “WDRforyou”. Tobias Lenartz stellt die erfolgreichen Formate vor, deren Fortbestehen jedoch nicht garantiert sei: “Die Zukunft der journalistischen Integrationsangebote ist allerdings noch offen. Denn je länger die Menschen hier sind, desto eher könnte auch die Anfangseuphorie der Intendanten erlahmen.”

3. Make Print great again
(taz.de, Daniel Bouhs)
Es ist in der Tat ein gewagtes Projekt, an das sich Magazinmacher Oliver Wurm gemacht hat: Die Teens sollen ihr Smartphone beiseitelegen, sich sein Panini-Album “Webstars 2017” kaufen und es nach und nach mit mehr als 200 Stars von YouTube, Instagram und Co. befüllen. Trotz hoher Initialkosten ist man ins Risiko gegangen und hat 800.000 Tütchen – also vier Millionen Bildchen – gedruckt, dazu 100.000 Sammelalben. Nun muss sich erweisen, ob die Online-Kids auf das Offlineprojekt anspringen.

4. “In diesem Jahr geht es um harte, klare Fakten”
(horizont.net, Ingo Rentz)
Dem Kampf gegen Fake News bekommt im Bundestagswahljahr eine besondere Bedeutung zu. Das “ZDF” will mit einem neuen Projekt Fake News aufspüren und Propaganda entgegenwirken: dem “#ZDFcheck17”. Der ZDF-Chefredakteur Elmar Theveßen erklärt, was es für eine Bewandtnis mit dem sperrigen Kürzel hat

5. Ich kenn’ da jemanden! Wie internationale Journalistenagenturen die Medienbranche verändern könnten
(fachjournalist.de, Franziska Knupper)
Vielen ist nicht bekannt, dass es Agenten nicht nur für Buchautoren, sondern auch für Journalisten gibt. Internationale Journalistenagenturen wie “Storyhunter”, “Paydesk” oder “ARA” vernetzen Freelancer mit Redaktionen und kassieren dafür Vermittlungsgebühren zwischen 10 und 25 Prozent. Franziska Knupper blickt hinter die Kulissen der Online-Auftragsbörsen.

6. Ein Hauch von nichts
(sueddeutsche.de, David Pfeifer)
Der amerikanische “Playboy” bekam vor einem Jahr viel Aufmerksamkeit für seine Entscheidung, keine nackten Frauen mehr abbilden zu wollen. Nun bekommt er sie für seine Rückkehr zu den nackten Tatsachen. “SZ”-Autor David Pfeifer ordnet die Entscheidung ein, die wahrscheinlich vor allem wirtschaftlicher Verzweiflung geschuldet ist.

Neonazi-Milieu, Interview-Tabus?, Daily (Hate)Mail

1. „Die Schnüffelei hat mir geschadet“
(taz.de, Jean-Philipp Baeck)
Die Journalistin Andrea Röpke recherchiert in Neonazi-Strukturen. Ihre Recherchen wurden mehrfach ausgezeichnet. Doch sie muss dafür viel in Kauf nehmen: Bei ihrer Arbeit wurde sie von Neonazis angespuckt, beworfen, bedrängt und niedergeschlagen. Und sie wurde sechs Jahre lang durch den Verfassungsschutz überwacht. Zu Unrecht, wie später festgestellt wurde. Im Interview mit der “taz” erklärt sie unter anderem, warum sie sich nicht einschüchtern lässt und welche Themen sie sonst noch interessieren.

2. Frauen böse, Flüchtlinge böse, und die EU auch
(spiegel.de, Mark Rice-Oxley)
“Guardian”-Redakteur Mark Rice-Oxley schreibt über die britische Zeitung “Daily Mail”, die wegen Unglaubwürdigkeit unlängst aus der Referenzliste der Wikipedia geflogen ist. Rice-Oxley findet vieles verwerflich an dem, was die “Daily Mail” tagtäglich fabriziert. “Doch besonders beunruhigend ist an der “Mail” vielleicht die Art und Weise, mit der sie die eigentlich normalen, stoischen, fair denkenden Briten radikalisiert. Wenn Menschen in meinem Umfeld anfingen, die Zeitung zu lesen, konnte man bemerken, wie sie wütend über Einwanderung wurden, sogar wenn es kaum Immigranten in der Nähe ihres Wohnortes gab; wie sie oft auf vermeintlichen EU-Irrsinn hinwiesen, wenn die Wahrheit eigentlich vielschichtiger war; und wie sie plötzlich ein negatives Bild vom Leben in Großbritannien und den Menschen, die dort leben, entwickelten.” Leider werde der Wikipedia-“Klassenbucheintrag” nichts daran ändern, dass das Angst und Hass schürende Blatt weiterhin Großbritanniens einflussreichste Zeitung sei.

3. „So jemanden kann man doch nicht interviewen!“
(fair-radio.net, Ann-Kathrin Büüsker)
„So jemanden kann man doch nicht interviewen!“ Solch einen Satz hört die Journalistin Ann-Kathrin Büüsker immer und immer wieder, wenn es um Gespräche mit umstrittenen Personen oder Leuten vom anderen Ende des eigenen Meinungsspektrums geht. Möglicherweise sei an dieser Beurteilung etwas dran. Aber dann sei es ihre Aufgabe als Journalistin, das im Interview herauszuarbeiten. “Wichtig ist dabei, dass ich jeden Interviewpartner mit der gleichen Vehemenz angehe. Ich konfrontiere sie/ihn mit Gegenargumenten, mit Widersprüchen der eigenen Argumentation. Ganz egal, was meine eigene Position ist, meinem Interviewpartner begegne ich als Gegenspieler. Fair, aber konsequent. Mein Schwert ist die Frage – und ich führe es gegen jeden. Unabhängig davon, was ich für richtig halte. Ich befrage politische Akteure kritisch und fair. Denn das ist mein Job.”

4. Pressefoto des Jahres – Blick auf den Hass in unserer Zeit
(sueddeutsche.de, Carolin Gasteiger)
Die Jury des “World Press Photo Award” konnte dieses Jahr unter mehr als 80.000 Einsendungen wählen. Ausgezeichnet wurde der türkische Fotograf Burhan Ozbilici für sein Bild eines Attentats, das den Moment kurz nach dem tödlichen Schuss zeigt.

5. „Frontalangriff auf den Journalismus“ – Großbritannien will Geheimnisverrat härter bestrafen
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Die britische Regierung will die Berichterstattung über geheime Dokumente zukünftig mit drakonischen Strafen belegen. Gefährdet sind nicht nur die Whistleblower selbst, sondern auch Journalisten. Künftig solle neben dem „Teilen“ der Informationen bereits das „Erhalten und Sammeln“ strafbar werden. Außerdem sollen mit der Novelle auch „sensible Informationen“ über die Wirtschaft, welche die nationale Sicherheit gefährden, unter das Gesetz fallen. Die Gesetzeskommission behauptet, Medien wie den “Guardian” und Bürgerrechtsorganisationen am Konsultationsprozess beteiligt zu haben. Diese streiten dies jedoch ab.

6. Der einsamste Mensch an der Ski-WM
(20min.ch, Sebastian Rieder)
SRF-Kameramann Röbi Furrer filmt die WM-Piste in St. Moritz. Er ist zuständig für Bilder vom Gegenhang und steht dazu einsam und in Eiseskälte auf der anderen Bergseite in über 2700 Meter Höhe.

Bosbach-TV, Süßes Geheimnis, Abgespannt

1. #failoftheweek: Wolfgang Bosbach zu Gast bei Verschwörungstheoretikern
(blog.br.de, Christian Schiffer)
Der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach ist in den letzten Jahren zum Star der Talkshowszene geworden. Niemand saß öfter in Talkrunden als der altgediente Innenpolitiker. Nun hat Bosbach einem Verschwörungsportal ein Interview gegeben. Christian Schiffer findet: Dieses eine Mal hätte der CDU-Innenpolitiker nein sagen müssen.

2. “Ich vermisse Bo”
(zeit.de, Eike Kühl)
Pete Souza war seit 2008 Cheffotograf von Barack Obama, einige Zeit davor übte er diese Funktion für Ronald Reagan aus. Seit Donald Trumps Amtsübernahme ist er wieder Freiberufler und hat anscheinend wieder etwas mehr Zeit. Auf jeden Fall hat er Instagram für sich entdeckt – und scheint dort subtil Donald Trump zu trollen. Aufmerksamen Beobachtern sei nicht entgangen, dass einige der von Souza veröffentlichten Bilder auffällig nah an den aktuellen Entwicklungen im Weißen Haus seien. Eike Kühl stellt auf “Zeit Online” einige Beispiele vor und kommentiert den inhaltlichen Hintergrund.

3. Oben ohne
(sueddeutsche.de, Willi Winkler)
Willi Winkler schreibt in der “SZ” über die Schwierigkeit der Humorbranche mit Trump. Der amerikanische Präsident sei schließlich sein eigener bester Parodist. Außerdem: “Die traurige Wahrheit aber ist, dass es den Comedians bei all dem Beifall, den sie mit ihren Trump-Travestien von den aufrechten Trump-Gegnern einheimsen, am wenigsten gelingt, Trump ernsthaft zuzusetzen. Sie verstärken nur die Marke Trump.”

4. Unbefriedigend
(djv.de)
Der Deutsche Journalisten-Verband bedauert die Entscheidung des Landgerichts Hamburg, große Teile des Schmähgedichts von Jan Böhmermann weiterhin zu verbieten. Der DJV-Bundesvorsitzende kritisiert, dass “nur in Hamburg die Justiz Verständnis für die Ehrpusseligkeit des türkischen Präsidenten habe”, während andernorts erst gar keine Klage zugelassen worden sei.

5. Abspänne im TV: Zwischen Kundigen und Knalltüten
(dwdl.de, Hans Hoff)
Senta Berger trat vor kurzem vehement für längere Abspänne von Filmen im deutschen Fernsehen ein, aus Respekt vor den Beteiligten. Das ist eine löbliche Forderung, findet Hans Hoff und überträgt das Bergersche Verlangen auf andere Branchen: “Ich freue mich schon, wenn ich demnächst einen Cheeseburger bestelle, und der freundliche McDonald’s-Mitarbeiter reicht mir den Abspannzettel dazu: Am Grill: Heinz Piontke, Gurkenscheibchenaufleger: Petra Ludwig, Senfeinspritzer: Herbert Kasulske, Küchenreinigung: Ovo Malandrino.”

6. „Bunte“-Vize Tanja May: Da wölbt sich doch was!
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Boris Rosenkranz begegnet auf “Übermedien” dem Boulevard mit den Mittel des Boulevards: “Ist sie oder ist sie nicht? Dieses Foto heizt die Gerüchteküche an. Hat die fesche Färbblondine aus der “Bunte”-Chefredaktion ein süßes Geheimnis?”

Kopfloser Kopfab-Titel, Hoaxmap-Jubiläum, Trump Today

1. Wird Satire kopflos?
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Nach dem “Spiegel” macht nun auch das Satireblatt “Charlie Hebdo” mit einem Kopf-ab-Cover auf. Angeblich aus Solidarität. “Tagesspiegel”-Autor Joachim Huber findet, die Kopf-ab-Solidaritäts-Satire sollte keine Schule machen. Weil es die Satiriker schwach zeige und schwach mache. “Ein zwei Mal erzählter Witz ist einmal zu viel erzählt.”

2. Ein Abschied
(twitter.com, Ismail Küpeli)
Das neue türkische Exil-Medium „Özgürüz“ sieht sich als Plattform für ungefilterte Nachrichten und investigative Berichte aus der Türkei. Das Online-Magazin wurde vom im deutschen Exil lebenden Journalist Can Dündar zusammen mit dem Recherchezentrum “Correctiv” gegründet und erscheint auf Türkisch und Deutsch. Nun hat einer der Mitstreiter, der Politikwissenschaftler & Journalist Ismail Küpeli in einem emotionalen Tweet seinen Rückzug von Twitter bekanntgegeben. Eine Kapitulation vor den Anhängern Erdogans, die ihm dort das Leben schwer machen würden.

3. Ein Jahr Hoaxmap
(blog.hoaxmap.org, Karolin Schwarz)
“Hoaxmap”, die Landkarte für Gerüchte und Fakenews über Asylsuchende feiert ihr einjähriges Jubiläum. Zu Beginn des Projekts versammelte die Karte 176 Gerüchte aus dem deutschsprachigen Raum samt ihren Widerlegungen, sortiert nach Themen, Datum, Ort und Land bzw. Bundesland. Am heutigen Tag sind es 455. Die Karte ist mittlerweile eine anerkannte Anlaufstelle für Interessierte, Wissbegierige und Medien geworden. BILDblog gratuliert!

4. Die Feier der „Journalisten des Jahres“
(rnd-news.de, Ulrike Simon)
Medienkolumnistin Ulrike Simon fand es schön auf der Feier der „Journalisten des Jahres“. Fast schon zu schön und vor allem zu harmonisch: “Mir lag an dem Abend zu viel Einsicht, Demut und Hinnahme in der Luft, dafür zu wenig Mut, Unnachgiebigkeit und Zorn. Ein paar von uns braucht es schon, die sagen, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Wer sich nur noch klein macht, wird übersehen, wer leise ist, überhört.”

5. Nicht mehr als Quelle zugelassen
(taz.de, Dinah Riese)
“taz”-Volontärin Dinah Riese berichtet über einen herben Schlag für die englische Boulevardzeitung “Daily Mail”: Die Community der englischsprachigen Wikipedia hat entschieden, die “Daily Mail” nicht mehr als Quelle für Wikipedia-Artikel zuzulassen. Darüber hinaus sollen die mehreren tausend bereits existierenden Artikel mit “Daily-Mail”-Bezug überprüft und die Quellen durch verlässlichere Nachweise ersetzt werden.

6. “Extra 3” präsentiert erstes Nachrichtenformat für #AlternativeFacts
(horizont.net, Marco Saal)
Die “Extra3”-Macher haben ein neues Fernsehformat vorgestellt: “Trump Today”.

Interview-Lehrstück, Vergessene Nachrichten, Helene Fischer

1. Wie sich Trumps Beraterin um Kopf und Kragen redet
(faz.net, Stefan Tomik)
Bekanntermaßen hat es Donald Trump nicht so mit dem amerikanischen Sender “CNN”, der bei ihm nur unter “Fakenews” rangiert. Nun hat der Sender seine Beraterin Kellyanne Conway interviewt, die sich dabei um Kopf und Kragen redete: Ihr blieb im Verlauf des Gesprächs nichts anderes übrig, als Fehler einzugestehen, um Entschuldigung zu bitten und ihrem Chef zu widersprechen. Stefan Tomik hat das Interview in der “FAZ” gründlich seziert und ausführlich kommentiert. “Dieses Interview ist nicht nur ein Lehrstück in Sachen Fernsehjournalismus. Es offenbart in kondensierter Form, wie wild das Weiße Haus mit Anschuldigungen gegen „die Medien“ um sich schlägt, diese teilweise zurücknimmt und dann wieder anders gemeint haben will. Jeder kann sehen, wie Trumps Beraterin den unangenehmen Fragen immer wieder auszuweichen versucht. Inhaltlich hat sie nichts anzubieten.”

2. Top Ten der vergessenen Nachrichten 2017
(derblindefleck.de)
Welches sind die zehn “Vergessenen Nachrichten 2017”? Welche Themen sind in den Medien untergegangen oder kamen gar nicht vor? Die “Initiative Nachrichtenaufklärung” gibt die Top Ten jedes Jahr heraus – zusammen mit der Nachrichtenredaktion des DLF. Auf der Webseite werden alle zehn Themen mitsamt Begründung präsentiert. Zumindest zu einem der Themen gibt es bereits ein Echo. Der Experte für Verteidigungs- und Sicherheitspolitik Thomas Wiegold hat sich auf seinem Blog geäußert: „Vergessene Nachrichten“ über Bundeswehr-Einsätze: Ein paar Fakten

3. Die AfD kneift…
(blog.wdr.de)
Der “WDR” will mit allen zur Wahl antretenden Parteien sprechen. Doch die Interview-Vorbereitungen gestalten sich als nicht einfach. Für viele kleine Parteien ist es offenbar noch zu früh, sich verbindlich festzulegen. Immerhin hätten alle bislang erreichten Parteien ihr Interesse signalisiert und würden mitmachen. Bis auf die AfD, die unter Angabe reichlich seltsamer Gründe abgesagt hat.

4. Nur eine der 50 größten deutschen Digitalagenturen ist auf Snapchat aktiv
(horizont.net, Marco Saal)
In einer neuen Studie wurden die Social-Media-Aktivitäten der 50 größten deutschen Digitalagenturen untersucht, die viel Geld damit verdienen, Online- und Social-Media-Strategien für andere zu entwerfen. Wie sich herausstellt, bleiben die Spezialdienstleister, was ihre eigenen Auftritte im Social Web anbelangt …nunja… etwas unterhalb ihrer Möglichkeiten.

5. Warum wir #D17 starten
(blog.zeit.de, Jochen Wegner)
“Zeit Online” startet mit “D17” ein neues übergreifendes Ressort, für das die gesamte Redaktion arbeitet. Im Jahr der Bundestagswahl will man darin Deutschland Deutschland erklären. “Zeit-Online”-Chef Jochen Wegner: “Wir werden nicht auf Wahlprognosen starren, sondern uns da aufsuchen, wo wir nun einmal sind, in Bretten etwa, Calw, Oberscheld und Wismar. In mehreren Serien nähern wir uns Deutschland von seinen vielen Seiten und versuchen, es noch einmal ganz von vorne zu verstehen.”

6. Helene Fischer ist gar kein Star – sagt Chefredakteur, der gar kein Journalist ist
(uebermedien.de, Mats Schönauer)
Sven-Christian Güthlein, Chef des Klatschblatt-Verlages SCG, hat Helene Fischer einen „ganz persönlichen Brief“ geschrieben,in dem er ihr den Starstatus aberkennt. Und das ist ein wenig lustig wie der Spezialist für Regenbogenerzeugnisse Mats Schönauer findet.

Weißhaus-Quatsch, Flüchtlingsframing, Prügelknabe Maischberger

1. Unfug mit Absicht
(blog.zeit.de, Yassin Musharbash)
Das Weiße Haus hat eine Liste von 78 Terroranschlägen veröffentlicht, über die die Medien angeblich zu wenig berichtet haben. Das sei Quatsch und diene nur einem Zweck, findet Yassin Musharbash im Blog der “Zeit”. Trump ginge es um nichts weniger als Zersetzung.
Der für die “Welt” arbeitende Kritsanarat Khunkham hat sich die Mühe gemacht und ist das Artikelarchiv der „Welt“ nach den 78 gelisteten Anschlägen durchgegangen. Das Ergebnis: Fast immer wurde berichtet: Wie die „Welt“ über Trumps „under-reported“ Terroranschläge berichtete Und auch Nikolaus Piper greift die Behauptung in seinem lesenswerten “SZ”-Beitrag Die “New York Times”, Donald Trumps Lügendetektor auf.

2. Willkommen oder kriminell? Framing von Einwanderern
(de.ejo-online.eu, Anna Carina Zappe)
In den Medien werden Einwanderer als willkommene Flüchtlinge bis hin zu gefährlichen Kriminellen dargestellt. Eine neue Studie hat 371 Artikel der Tageszeitungen “Welt”, “FAZ”, “Süddeutsche Zeitung” und “taz” aus dem Jahr 2014 untersucht. Politisch eher konservativ orientierte Zeitungen wie “FAZ” und “Welt” würden mehr negative “Frames” verwenden, während Einwanderer in der “SZ” und “taz” eher mit positiven Begriffen “geframet” würden.

3. Wir Prügelknaben
(zeit.de, Thomas Fischer)
Thomas Fischer ist Bundesrichter in Karlsruhe und Urheber der erfolgreichen “Zeit”-Kolumne “Fischer im Recht”. Neulich war er Talkgast in der Sendung “Maischberger”. Die Sendung hatte das Thema “Polizisten: Prügelknaben der Nation?” Fischer hat einen Erlebnisbericht über seinen Besuch in der Fernsehsendung verfasst. Wie immer lässt er es an Deutlichkeit nicht vermissen: “Mir schien: Redaktion und Moderatorin verfügten weder über ein Konzept, noch hatten sie einen Plan oder Grundkenntnisse des Themas Polizei und öffentliche Sicherheit. Der Regie-Einfall bestand darin, irgendwelche Leute zusammenzusetzen in der Hoffnung, dass die sich gegenseitig missverstehen, anschreien und beleidigen.”

4. Veracruz: Journalismus im Staat der Angst
(reporter-ohne-grenzen.de)
In Mexiko wurden in den vergangenen 16 Jahren mindestens 99 Journalisten wegen ihrer Arbeit getötet, so “Reporter ohne Grenzen”. Damit sei Mexiko bis auf das Jahr 2013 stets das gefährlichste Land für Journalisten in Lateinamerika gewesen. Donald Trumps Angriffe gegen die Medien und seine Abschottungspolitik würden nicht nur die Freiheit in den USA gefährden. Gefährlich seien seine Äußerungen auch für Journalisten in Mexiko, die aus Angst um ihr Leben oft in das nördliche Nachbarland fliehen. Gefangen zwischen einem repressiven Staat, gewalttätigen Drogenhändlern und einem korrupten Justizsystem, blieben sie vor allem in der ostmexikanischen Provinz Veracruz auf sich allein gestellt.

5. Alles kann, nichts muss
(sueddeutsche.de, Cornelius Pollmer)
Cornelius Pollmer hat sich Springers neues Jugendportal “Noizz” angeschaut. Große Begeisterung kommt bei ihm nicht auf. Die Internetseite “sediert Millennials mit Klebeband-Bikinis und Rucola-Burgern. Hauptsache, man leiert der Laufkundschaft Klicks aus dem Kreuz. Das politische Weltgeschehen ist der Seite egal, jeglichen Diskurs scheint sie regelrecht zu verachten.”

6. [Rückwärts] – [sträwkcüR]
(mdr.de, Lukas Heinser)
Lukas Heinser (treuen BILDblog-Lesern als langjähriger BILDblog-Autor und Chefredakteur bekannt) schaut in kurzen und unterhaltsamen Videoclips auf die Entstehung von Nachrichtenmeldungen in Print- und Onlinemedien. Wir habens gemocht, aber wir mögen ja auch den Lukas und sind deshalb vielleicht etwas befangen.

Keine rauchenden Colts, Merkelselfie, Linken-Fake-News

1. Keine “Smoking Gun” aus Russland
(tagesschau.de, Georg Mascolo)
Die Kanzlerin persönlich hätte nach der Antwort auf die Frage verlangt, ob die russische Regierung versucht, die öffentliche Meinung in Deutschland zu manipulieren. Und so ermittelten BND und Verfassungsschutz fast ein Jahr bis sie nun einen Bericht vorlegten. Nach Informationen von “NDR”, “WDR” und “Süddeutscher Zeitung” hätten sich keine eindeutigen Beweise für eine russische Desinformationskampagne gefunden. Entwarnung gebe man jedoch nicht, so Georg Mascolo auf “tageschau.de”: “Das Kanzleramt ordnete an, die Sache weiter zu untersuchen. Denn aus der schwierigen Suche nach den Beweisen lassen sich zwei Schlüsse ziehen. Entweder gibt es den vermuteten Angriff durch Russland nicht. Oder die russischen Dienste sind schlau genug, sich nicht erwischen zu lassen. Die deutschen Agenten neigen eindeutig zur zweiten Version.”

2. “Ein mieses Thema”
(sueddeutsche.de, Marc Hairapetian)
Harald Lesch ist Professor für Astrophysik an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Im ZDF moderiert er die Sendereihe “Leschs Kosmos” und bringt dort seit nun 100
Folgen Themen aus Medizin, Gesellschaft oder Ökologie an sein Publikum. Im Gespräch mit der “SZ” verrät er, wie man Wissen im Fernsehen vermittelt. Eine “Rampensau” müsse man sein: “Im Studio ist es gut, wenn der Typ, der da vorne steht, es gern macht und es auch den anderen Vergnügen bereitet, mit ihm zusammenzuarbeiten.”

3. Digital ist besser: Jetzt fangen auch noch die Linken mit den Fake News an
(wired.de, Johnny Haeusler)
“Wired”-Kolumnist Johnny Haeusler war es bislang nur gewohnt, dass sich vornehmlich Rechte an der Verbreitung von Fake News beteiligen. Nun seien aber auch liberaler Denkende dabei und würden damit Geld in die Taschen der Produzenten spülen, denn, so Haeusler: “Die meisten Fake News sind weder News noch Meinung, sondern Werbeformate.”

4. Das Merkel-Selfie und die Wundermaschine
(spiegel.de, Fabian Reinhold)
Der 19 Jahre alte Syrer Anas Modamani erlangte eine gewisse Berühmtheit mit einem Selfie von sich und Bundeskanzlerin Merkel, das er in den ersten Wochen als Flüchtling in Deutschland aufgenommen hatte. Das Bild mit der positiven Message ging um die Welt, wird auf Facebook jedoch auch immer wieder für Hetze und Verleumdungen missbraucht. Dagegen will er nun mit Hilfe seines Anwalts vorgehen und bei Facebook eine Löschung der verleumderischen Fotomontagen bewirken. Kein leichtes Unterfangen, denn die Gegenseite hat Top-Anwälte und die Richter sind nicht auf Facebook…

5. Freiraum statt Formate
(taz.de, Paul Wrusch)
Beim Münchener Ausbildungsradio “M94.5” haben über 2.500 junge Menschen ihr Handwerk gelernt, doch jetzt droht dem Sender der Entzug der UKW-Frequenz. Die “Bayerische Landesanstalt für neue Medien” (BLM) will diese anscheinend gewinnbringend veräußern. Die “94.5”-Macher befürchten nun die Marginalisierung: sie wären dann nur noch digital oder übers Internet zu empfangen.

6. So natürlich: Dresden wie es singt und lacht
(uebermedien.de, Mats Schönauer, Boris Rosenkranz, Video 2:00 Minuten)
Der “MDR” hat live vom Semperopernball in Dresden berichtet. “Übermedien” hat die authentischsten Momente extrahiert, um vorzuführen wie natürliche Lebensfreude und ungezwungene Geselligkeit funktionieren …

Spiegels Trump-Cover, Politisches Framing, Yellow Fakes

1. Trump im SPIEGEL: Wozu ein Kopf-ab-Cover?
(schmalbart.de, Frank Zimmer & Christoph Kappes)
Das aktuelle “Spiegel”-Cover zeigt Donald Trump mit blutigem Schwert und dem abgeschlagenen Kopf von Miss Liberty. Das martialische Bild polarisiert in den sozialen Netzwerken wie selten. Auf “Schmalbart” vertreten Frank Zimmer und Christoph Kappes jeweils die Pro- und Kontra-Position.

2. „Wir gehen Trump immer noch auf den Leim“
(tagesspiegel.de, Thomas Eckert & Joachim Huber)
Der “Tagesspiegel” hat mit der Linguistin Elisabeth Wehling über “politisches Framing” gesprochen. Die Wissenschaftlerin lehrt und forscht an der University of California in Berkeley und hat kürzlich ein Buch zum Thema “Framing” vorgelegt. “Es gibt Gruppen, die tun unserer Gesellschaft nicht gut. Dazu gehören die Neo-Faschisten der AfD. Ich dekonstruiere Sprachbilder solcher Gruppen. Ich werbe dafür, nicht jeden sprachlichen Köder der AfD zu schlucken und breitzutreten. Wenn wir Ideen wiederholen, propagieren wir sie in den Köpfen der Menschen ­– ob wir es wollen oder nicht. Selbst wenn wir „dagegen“ sind. Das Negieren von Ideen stärkt sie – denken Sie nicht an einen rosaroten Elefanten!”

3. Warum wir unsere Kommentarspalte umbauen
(nzz.ch, Oliver Fuchs)
Bei der “Neuen Zürcher Zeitung” können künftig nicht mehr alle Artikel kommentiert werden. Die Gründe für den Wechsel erklärt der Social-Media-Redakteur der NZZ. “Wir glauben nicht, dass es weiterhin Sinn hat, wenn Leser alle Artikel kommentieren können. Gerade bei nachrichtlichen Meldungen entbrennt schnell ein Streit über die darin berichteten Fakten. So ist ein kurzer Agenturtext zu einer Demonstration in Ramallah aus unserer Sicht der falsche Ort, um die Geschichte Israels von Grund auf neu zu verhandeln. Zudem erreichen wir dank Google News, Twitter und Facebook zunehmend Leser, für welche NZZ.ch nicht zur Stammlektüre zählt. Diese treffen dann in der Kommentarspalte auf Leser, die uns seit Jahren kennen und lesen.”

4. Die wahre Heimat der Fake News
(faz.net, Jörg Thomann)
Jörg Thomann erinnert in seinem Kommentar in der “Faz” daran, dass “Fake News” nicht nur auf Facebook, sondern auch am Zeitungskiosk stattfinden. Woche für Woche bringt die Yellow Press seit Jahrzehnten erfundene Nachrichten über Schlagerstars und Königsclans unters Volk. Thomann warnt davor, das boulevardeske Treiben zu unterschätzen: “Man sollte sich aber nicht täuschen: Auch die Fake News der Yellow Press können Menschen verletzen und Ressentiments wecken, und zwar nicht nur gegen eine vermeintlich intrigante Herzogin Camilla.”

5. Überall Kontrollwahn
(taz.de, Johannes Kopp)
Der Zweitligaverein 1860 München gängelt die Medien: Schon drei Zeitungen wurde die Dauerakkreditierung entzogen. Dies sei nur die Spitze des gewöhnlichen Irrsinns im deutschen Profifußball, so Jörg Thomann in der “taz” und habe mit der Verkaufslogik zu tun, nach der die Vereine verfahren würden. Wie bei einem Wirtschaftsunternehmen solle das eigene Markenprodukt vor den kleinsten Kratzern geschützt werden.

6. Die South-Park-Macher verzweifeln an Trump
(ze.tt, Till Eckert)
Die South-Park-Macher sind für ihren derben Humor bekannt und die Vehemenz, mit der sie durch Übertreibungen satirisch zuspitzen. Das Thema Trump hat sie jedoch überfordert, wie sie in einem Interview zugeben: “Wir haben wirklich versucht, irgendwas Witziges aus dem zu machen, was da gerade abgeht. Aber wir konnten einfach nicht Schritt halten.”

Spiegel Daily, Kristallkugel Demoskopie, Martenstoned

1. Erste Details zu „Spiegel Daily“
(horizont.net, Ulrike Simon)
Der “Spiegel” will in den nächsten Monaten die digitale Tageszeitung „Spiegel Daily“ starten. Ulrike Simon liefert erste Einblicke in das redaktionelle Konzept, das mehrstufige Abomodell und das Zusammenspiel mit „Spiegel Online“. Die offizielle Pressemitteilung dazu gibt es hier. Projektbeteiligter Cordt Schnibben schildert auf seiner Facebookseite die Entstehungsgeschichte der Idee vom ersten Prototypen bis heute. Und kann sich einen Seitenhieb auf seinen ehemaligen Chefredakteur nicht verkneifen.

2. “Eine beeindruckende Gestalt”
(sueddeutsche.de, Evelyn Roll)
Der Publizist Jürgen Todenhöfer ist seit kurzem Herausgeber des “Freitag”. Chefredakteur Jakob Augstein erklärt, warum. Die Zuweisung “umstritten” in der Eingangsfrage will er nicht so stehen lassen: “Sie sagen, er sei umstritten. Das ist doch interessant – dem arrivierten Medienbetrieb ist ausgerechnet ein Mann suspekt, der nicht vom Schreibtisch aus urteilt, sondern sich selbst ein Bild macht. Eine sonderbare Umkehrung. Die meisten von uns haben ihre Informationen aus dem Netz oder aus dem Fernsehen und verlassen sich blind darauf. Aber jemand, der es selber wissen will, der sich Mühen und Gefahren der Reise und der Recherche aussetzt, der ist uns verdächtig.”

3. Ist das zu viel des Trump? Nein.
(udostiehl.wordpress.com)
Muss wirklich jeder Schritt des neuen amerikanischen Präsidenten auseinandergenommen werden? Auf jeden Fall und mit aller Konsequenz, findet Udo Stiehl: “Es dauert vielleicht jetzt etwas länger, bis ein ausgewogener und verlässlicher Artikel geschrieben ist, oder ein entsprechender Fernseh- oder Hörfunkbeitrag. Das kostet Zeit und Kraft. Aber das dürfen unsere Zuschauer, Hörer und Leser wohl auch erwarten von uns.”

4. „Regierung ist nicht die Instanz“
(taz.de, René Martens)
Die Bundesregierung plant, gesetzlich gegen sogenannte Fake News vorzugehen. Im Gespräch ist auch ein „Abwehrzentrum gegen Desinformation“. Der Rechtswissenschaftler und emeritierter Professor für öffentliches Recht Karl-Heinz Ladeur warnt vor solchen staatlichen Maßnahmen und regt die Einrichtung privater Schiedsgerichte an.

5. Die Kristallkugel
(de.ejo-online.eu, Thomas Petersen)
Thomas Petersen ist Privatdozent an der TU Dresden und arbeitet als Projektleiter am “Institut für Demoskopie Allensbach”. In seinem Beitrag erklärt er, was Demoskopie leisten kann und was nicht. Umfrageforscher würden viel zu oft als Wahrsager wahrgenommen werden. Für ihn ist das nichts: “Wenn mir das nächste Mal wieder ein Journalist die Kristallkugel entgegenhält mit der Aufforderung, hineinzuschauen, sollte ich sie vielleicht gleich an ihn weiterreichen.”

6. Über Flüchtlinge, Autos, Wohlbefinden und Todesgefahren.
(herrfischer.net, Tin Fischer)
Tin Fischer hat die neueste Martenstein-Kolumne im Zeit-Magazin gelesen (“Opferzahlen und Gewissensfragen”). Darin fragt Martenstein “Würden Sie Ihr Leben opfern, um 20 Flüchtlinge zu retten?” Fischer kam ins Grübeln und hat sich in die offiziellen Zahlen eingearbeitet. Abgesehen davon, dass die Martenstein-Zahl angreifbar ist, kommt Fischer zu dem Schluss, dass die größte Bedrohung für sein Leben, die direkt von anderen Leuten ausgeht, laut “Todesursachen”-Rubrik des Statistischen Bundesamtes Autos und LKWs seien. Also dreht er die Argumentationsrichtung: “Ich will Harald Martenstein nicht unterstellen, dass er mit seinem Auto nur durch Berlin fährt, um an einer Kreuzung mal eben schnell rechts abzubiegen, wenn er mich mit meinem Fahrrad im Rückspiegel sieht. Aber sagen wir es so: er nimmt es zumindest ein klein wenig in Kauf, mich allenfalls umzubringen.”

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