Archiv für 6 vor 9

Obdachlos im Medienzirkus, Witzbildmaler Ruthe, Migrationspakt

1. Nicht ohne meinen Vater: Wie ein Obdachloser im Medienzirkus untergeht
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Vor einem Jahr machte das “Twitter-Märchen” vom Sohn die Runde, der seinen obdachlosen Vater via Netzwerk suchte … und fand. Die emotionale Geschichte sorgte für große Aufmerksamkeit: Der Account @deinTherapeut wurde “meist genannter deutscher Twitter-Nutzer” im Jahr 2018. Nächstes Jahr soll die Geschichte als Buch bei einem großen Publikumsverlag erscheinen. Eine Geschichte, zu der es schon jetzt einige kritische Fragen gibt.
Weiterer Lesehinweis: Darf der das? (faz.net, Sebastian Eder). “Mit einer Geschichte über seinen Vater wurde @deinTherapeut zum meistgenannten deutschen Twitter-Account 2018. Doch Kritiker werfen ihm “grobe Fahrlässigkeit” im Umgang mit psychisch beeinträchtigten Jugendlichen vor. Was sagt er dazu?”

2. Wie wir arbeiten
(deutschlandfunk.de, Ann-Kathrin Büüsker, Audio, 27:09 Minuten)
Seit über einem Jahr gibt es den (empfehlenswerten) “Deutschlandfunk”-Podcast “Der Tag”. In einer Sonderausgabe spricht Ann-Kathrin Büüsker mit ihren Kollegen über die tägliche redaktionelle Arbeit, das Moderatorenprinzip, die Kunst, kontroverse Interviews zu führen, und erklärt, warum es keine perfekte Sendung gibt.

3. Ich äußere mich nicht politisch, sondern menschlich
(viertausendhertz.de, Christian Möller, Audio, 82:09 Minuten)
Ralph Ruthe ist nicht nur für seine Cartoons, sondern auch für seine klare Haltung bekannt. “Viertausendhertz”-Podcaster Christian Möller hat sich mit Witzbildmaler Ruthe zum Spaziergang durch Bielefeld verabredet.

4. Alberne Panikattacken
(spiegel.de, Thomas Fischer)
“Spiegel Online”-Kolumnist und Ex-BGH-Richter Thomas Fischer kommentiert die Debatte um den Migrationspakt: “Warum so furchtsam? Was soll die absurde Behauptung, man unterzeichne einen “Pakt”, der gar nichts bedeutet und keinerlei Folgen haben kann? Der Pakt ist, nach meiner Ansicht, im Grundsatz vollkommen in Ordnung; er beeinträchtigt staatliche Souveränität nicht, formuliert aber gemeinsame Ziele; und selbstverständlich wird erwartet, dass sich die Vereinbarungsparteien daran halten, auch wenn das nicht erzwungen werden kann. Warum fürchtet man sich davor, das klar zu sagen?”

5. Ex-Bild-Chef Kai Diekmann im Gespräch – #118
(falter.at, Florian Klenk, Audio, 62:59 Minuten)
Beim Europäischen Mediengipfel Ende November haben sich Ex-“Bild”-Chef Kai Diekmann und “Falter”-Chefredakteur Florian Klenk zum Branchentalk getroffen. Nun gibt es das Gespräch zum Nachhören. Es geht um Medienwelt und Medienwandel, Donald Trump und Fake News, die verkaufte “Hörzu” und Diekmanns angebliche Penisverlängerung.

6. Clickbait-Knüppel aus dem Sack! Wie Medien ein harmloses Knecht-Ruprecht-Zitat ausnutzen
(meedia.de)
Grünen-Politikerin Josefine Paul findet, wie viele andere auch, dass die angstbesetzte Figur des Knecht Ruprecht nicht mehr in das heutige Bild der Kindererziehung passe. Das wurde in einigen Medien und von der AfD sofort mit überdrehten Überschriften sinnentstellend und klickträchtig verarbeitet und zur Skandalmeldung hochgejazzt.

Nazi-Schufa, Relevanzkriterien, Rechte “Alternativmedien” wachsen

1. Das Zentrum für politische Schönheit spielt Nazi-Schufa
(t3n.de, Enno Park)
Die Website “SOKO Chemnitz” des Zentrums für politische Schönheit (ZPS) löste eine heftige Kontroverse aus. Nun wird behauptet, bei dem Online-Pranger habe es sich um einen “Honeypot” gehandelt, um an die Daten von Neonazis zu gelangen. Enno Park hat begründete Zweifel: “Wahrscheinlicher ist beim derzeitigen Stand aber, dass die ganze Aktion ein Fake war, nicht nur der ursprüngliche “Online-Pranger”, sondern auch das darauffolgende Statement, das Ganze sei nur ein Honeypot gewesen. Das würde bedeuten, dass das ZPS nicht nur Rechtsradikale verarscht hat, sondern alle. Man könnte das dann noch als subversive Guerilla-Aktion feiern, wenn es nicht so große Schäden hinterließe — etwa weil Antifaschisten dabei zusehen müssen, wie ihre Arbeit durch solcherlei “Aktionskunst” diskreditiert wird, ohne dass sie viel dagegen tun könnten. Oder weil Rechtsradikale einmal mehr Gelegenheit bekommen, sich als Opfer aufzuspielen.”

2. Eine Frage der Relevanz
(taz.de, Aron Boks)
Als in Sankt Augustin eine 17-Jährige ermordet wurde, berichtete vielen Medien ausführlich darüber. Eine entscheidende Rolle spielte dabei die Nationalität des mutmaßlichen Täters. Aron Boks fragt: “Welche Relevanzkriterien sind erfüllt, die die umfangreiche Berichterstattung rechtfertigen? Bei Straftaten wie in Sankt Augustin in der Regel keine. Deswegen hört und liest man so selten von ihnen in der überregio­nalen Presse, obwohl Gewalt, Mord und Totschlag täglich in Deutschland passieren.”

3. So wollen Giovanni di Lorenzo und Jochen Wegner die Zeit digitaler machen
(horizont.net, Roland Pimpl)
Die “Zeit” strukturiert um. “Horizont” hat mit den beiden Chefredakteuren Giovanni di Lorenzo und Jochen Wegner über deren neue Zuständigkeiten, neue Ressorts und das Zusammenspiel von Print und Online gesprochen. Eine Enttäuschung für Bahnfahrer, die im Zug mit dem großen Format der Zeitung kämpfen müssen: Die von vielen unterstützte Umstellung auf das kleinere Tabloid-Format wird es nicht geben. Zu groß war die Sorge vor höheren Produktionskosten und möglichen negativen Auswirkungen auf das Anzeigengeschäft.

4. “Journalisten sind schützenswert”
(deutschlandfunk.de, Henning Hübert)
Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) klagt in einer Resolution die zunehmende Gewalt gegen Journalistinnen und Journalisten an und fordert besseren Polizeischutz. Es gebe eine “massive Zunahme von persönlichen Anfeindungen, ehrverletzenden Beschimpfungen und auch körperlichen Angriffen auf Bildberichterstatter und Reporter der Agentur insbesondere in Ostdeutschland, aber auch in Regionen Westdeutschlands”.

5. Crowdfunding nach europäischem Vorbild soll auch in den USA den Journalismus retten
(medienwoche.ch, Adrian Lobe)
Noch vor den crowdgefundeten Journalismus-Projekten wie “Kautreporter” oder “Republik” gab es in den Niederlanden “De Correspondent”. Dort plant man nun die Expansion: Aus der niederländischen Website soll in den USA im nächsten Jahr “The Correspondent” werden. Adrian Lobe wirft einen Blick auf den amerikanischen Medien-Markt und schätzt die Aussichten des ehrgeizigen Projekts ein.

6. Facebook-Medien-Report, Teil 4: “Alternativ-” und Verschwörungsmedien leiden nicht unter Facebooks Algorithmus-Änderungen
(meedia.de, Jens Schröder)
Der “Facebook-Medien-Report” von “Meedia” zeigt, dass die meisten deutschsprachigen Medienseiten seit Facebooks Algorithmus-Änderung massiv an Likes und Shares verloren haben. Dies gilt jedoch nicht für die rechten bis rechtsextremen “Alternativmedien”, die stabil blieben oder ein rasantes Wachstum aufweisen.

Strunzdummes Frühstücksfernsehen, Plattmacher, Tils Wurzelbehandlung

1. Zöpfe, Lederhosen, Stasi-Ossis: Bei Sat.1 wird im Duett desinformiert
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Beim vom berühmt-berüchtigten Claus Strunz geleiteten Sat.1-Frühstücksfernsehen ging es um die zum Skandal hochgejazzte Kita-Broschüre der Amadeu Antonio Stiftung. Stefan Niggemeier hat die “sechseinhalb Minuten Idiotie und Desinformation” fachgerecht seziert und kommt zum Schluss: “Sat.1 kämpft mit Verleumdungen gegen Pädagogen, die sich Gedanken machen, wie sie Kinder vor Menschenfeindlichkeit und rechtsextremer Ideologie schützen können. Und ist auch noch stolz darauf.”

2. Tagesspiegel gewinnt gegen BfV
(taz.de)
Ein “Tagesspiegel”-Redakteur verlangte vom Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) Auskünfte zu den Treffen des ehemaligen Verfassungsschutz-Chefs Maaßen mit AfD-Politikern. Nachdem das Amt ihm diese Auskünfte verweigerte, wandte sich der Journalist an das Verwaltungsgericht Köln und — bekam Recht. Das Bundesamt müsse seine Fragen beantworten.

3. Die Portfolio-Bereinigung
(kontextwochenzeitung.de, Josef-Otto Freudenreich)
Die Zeitungskrise ist eine Zeit für Schnäppchenjäger und Krisengewinnler. Josef-Otto Freudenreich berichtet über den Stuttgarter Medienkonzern SWMH, der systematisch kleinere Verlage aufkaufe und sie Stück für Stück “plattmache”. Verlierer seien die Medienvielfalt und die Beschäftigten.

4. Faktencheck: Die Macht der Lüge
(ndr.de, Sabine Schaper, Video, 5:10 Minuten)
“Zapp” hat zwei prominente Faktenchecker besucht: Den “Faktenfinder” der ARD, Patrick Gensing, und “Buzzfeed News”-Redakteur Karsten Schmehl. Beide bekommen viel Zuspruch, werden aber auch stark angefeindet.

5. Der üblichste Verdächtige
(zeit.de, Frida Thurm)
“Zeit”-Kolumnistin Frida Thurm denkt über die Berichterstattung im Fall der getöteten 17-Jährigen in Sankt Augustin nach. Es sei grundsätzlich richtig, über Flüchtlingskriminalität zu berichten, es gebe jedoch ein Problem: “Wenn wir Medien über Kriminalität durch Flüchtlinge berichten, weil die gesellschaftlich diskutiert wird, trägt das dazu bei, dass sie noch stärker wahrgenommen und diskutiert wird, was wiederum ihre Relevanz erhöht und damit die Wahrscheinlichkeit, dass wir mehr darüber berichten werden. Ein Effekt, der sich selbst verstärkt. Wir erzeugen den Wind, von dem wir uns dann getrieben fühlen.” Der mutmaßliche Täter ist übrigens gar kein Flüchtling.

6. “So lustig wie eine Wurzelbehandlung ohne Betäubung”
(sueddeutsche.de)
Til Schweiger hat ein englischsprachiges Remake seines Erfolgsfilms “Honig im Kopf” in die US-Kinos gebracht und die dortigen Medien überschlagen sich vor … nun ja … Reaktionen. Beispiel gefällig? Hier ein “Observer”-Zitat: “Es gibt keinen überzeugenden Moment in diesem Fiasko. Am Ende hat die Hauptfigur ihren Verstand völlig verloren. Gut möglich, dass die Zuschauer sich genauso fühlen.”

Bedingungsloser Grundirrtum, Klima, Brüste nur noch mit Baby dran

1. Rheinau? Rheingau? Schnurzegau!
(tagesanzeiger.ch, Marius Huber)
Als der “Spiegel” über eine missglückte Initiative zum bedingungslosen Grundeinkommen in einem Schweizer Dorf berichtet, greift er gleich zweimal daneben: Die Redaktion bebildert nicht nur falsch, sondern benennt auch falsch. Dies sorgt nun für allerlei Spott aus der Schweiz.

2. Presserat sieht in Verwendung von Civey-Umfragen keinen Verstoß gegen den Pressekodex
(stefan-fries.com)
Im Netz gibt es ein Überangebot an Umfragen, auch befeuert durch die inflationär eingesetzten und oft sehr flach ansetzenden Fragen von Civey, die unter vielen Beiträgen von Nachrichtenseiten erscheinen. Klassische Meinungsforscher halten die Methoden der Online-Umfrageinstitute für unseriös und gefährlich (siehe dazu auch: Methodenstreit der Meinungsforschung: Was ist repräsentativ? (deutschlandfunk.de, Stefan Fries)).
Nun haben Forsa, Infas und die Forschungsgruppe Wahlen eine Beschwerde beim Presserat angestrengt, sich aber eine Abfuhr eingehandelt.

3. Floskel des Monats: freiwillige Ausreise
(journalist-magazin.de)
Floskel des Monats beim Medienmagazin “journalist” ist die von der “freiwilligen Ausreise”. Aus der Begründung: “Kaum einer hinterfragt, was an der freiwilligen Ausreise denn freiwillig sein soll, wenn abgelehnte Asylbewerber ihrer Abschiebung zuvorkommen und Deutschland verlassen.”

4. 10 Fakten zum Klimawandel, die wirklich stimmen
(zeit.de, Michael Lindner & Antonia Schuster)
Aufklärung zum Thema Klimawandel hat seine Tücken: Je öfter Klimaforscher auf Klima-Mythen eingehen, desto mehr verfestigen sie sich in den Köpfen und desto mehr merken sich Leute Falschinformationen. In einem Gastbeitrag zweier Klimawandel-Experten gibt es deshalb “10 Fakten zum Klimawandel, die wirklich stimmen”.

5. Brüste nur noch mit Baby dran
(faz.net, Andrea Diener)
Ab dem 17. Dezember soll auf der Mikroblogging-Plattform tumblr keine Pornographie mehr zu sehen sein. Der Hintergrund: Apple hatte die tumblr-App aus dem App-Store geschmissen, da kinderpornografische Darstellungen durch den Filter gerutscht seien. Dies sorgt nun für einen Umbau der Plattform in Richtung “familienfreundlich”. Sexuell explizite Inhalte soll es nur noch in Textform geben dürfen.

6. Ein Siebenjähriger ist der am besten verdienende Youtube-Star
(haz.de)
Die Top Ten der Youtube-Großverdiener wird von einem Siebenjährigen angeführt, der dort Spielzeug testet. Der Kanal “Ryan ToysReview” soll aufgrund seiner Youtube-Werbeeinnahmen und anderer Einkünfte auf Einnahmen von jährlich 22 Millionen US-Dollar kommen.

Soko Chemnitz, Schal mit schalem Beigeschmack, Non Paper

1. Provokation gelungen: #SokoChemnitz nimmt Ermittlungen auf
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Markus Reuter beschäftigt sich mit der neuesten Aktion des Künstler- und Politkollektivs “Zentrum für politische Schönheit”, dem Online-Pranger auf soko-chemnitz.de. Reuter kommentiert: “Wer sich heute das laue mediale Lüftchen anschaut, das die Hannibal-Enthüllungen auslösten — und den Sturm der Entrüstung, der auf diese grenzwertige und umstrittene Kunstaktion folgt, der sieht eben auch gesellschaftliche Konfliktlinien und Defizite. Diese sichtbar zu machen, ist dann wieder Kunst, auch wenn es wehtut und möglicherweise justiziabel ist.”

2. Alles für den guten Zweck?
(taz.de, Anne Fromm)
Käuferinnen und Käufer des “Spendenschals” der “Brigitte”, glauben, dass sie damit in allererster Linie syrische Kinder unterstützen. Die größten Profiteure des Charityverkaufs könnten jedoch die “Brigitte” selbst und ein an der Aktion beteiligtes Unternehmen sein. Anne Fromm hat für die “taz” den Taschenrechner angeworfen, die Materialpreise addiert und ist auf merkwürdige Kalkulationsdifferenzen gestoßen. Auffällig sei zudem, dass seit einiger Zeit nur noch die Rede davon ist, dass alle Beteiligten die Aktion unterstützten. Das bei früheren Schalverkäufen verwendete Wort “unentgeltlich” sei unauffällig eliminiert worden.

3. Wie ein virtueller Mitarbeiter die t-online.de-Redaktion unterstützt
(t-online.de, Björn Schumacher)
t-online.de hat sich einen Bot programmieren lassen, der die Redaktion bei ihrer täglichen Arbeit unterstützt. “Buddy”, so der Name des virtuellen Kollegen, klinkt sich in die Chat-Software Slack ein und informiert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort über Seitenaufrufe, meldet Rechtschreibfehler und Floskeln und schlägt Alarm, wenn besonders viele Leser aus einem Artikel abspringen.

4. Non Paper: Dokumente, die offiziell nicht existieren
(investigativ.welt.de, Manuel Bewarder)
In der Politik existieren Geisterpapiere, die zwar von Beamten in Ministerien geschrieben werden, aber offiziell nicht existieren. Derartige “Non Papers” kommen ohne Stempel, Unterschrift oder Aktenzeichen aus, was bedeutet, dass sie nicht zugeordnet werden können, und sich niemand für sie rechtfertigen muss. Manuel Bewarder vom Investigativressort der “Welt” erklärt, was es damit auf sich hat.

5. Für Leugner ist kein Platz mehr
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz & Michael Borgers, Audio, 5:15 Minuten)
Muss man für eine ausgewogene Berichterstattung über den Klimawandel auch Klimawandelleugner einbeziehen? Bei der BBC gibt es dazu eine interne Richtlinie, die vor einem “falschen Gleichgewicht” warnt. Doch wie verfahren die deutschen Medien? Der “Deutschlandfunk” hat mit dem Wissenschaftsjournalisten Christopher Schrader über das Thema gesprochen.
Weiterer Lesehinweis: Neutralität mit Nebenwirkungen (riffreporter.de, Christopher Schrader): “Wer in der Debatte über die Klimakrise partout keinem Lager angehören will, gerät womöglich gerade damit auf eine Seite.”

6. Warum der Influencer-Hype bald vorbei sein könnte
(spiegel.de, Florian Gontek)
Ist der Hype um die Influencer bald vorbei? Nun, es könnte zumindest schwerer für sie werden, wie eine Studie der Werbeagentur Werbeagentur Jung von Matt/Sports besagt. Der Markt stoße an seine Grenzen, ein Verdrängungswettbewerb setze ein. Facebook spiele für Personen- und Influencer-Marketing kaum noch eine Rolle. Außerdem gebe es ein Glaubwürdigkeitsproblem. “Die Follower und vor allem die Unternehmen lassen sich immer seltener für dumm verkaufen”, so der Jung-von-Matt-Werber Toan Nguyen.

Radfahren in Berlin, Bedrohte Stiftung, Erfundene Guillotine

1. So gefährlich werden Radfahrer in Berlin überholt
(tagesspiegel.de)
Der Berliner “Tagesspiegel” hat ein spektakuläres und in vielfacher Hinsicht äußerst bemerkenswertes Stück Datenjournalismus abgeliefert: Mittels ausgegebener Abstandssensoren hat die Redaktion erfasst, wie nah sich Rad- und Autofahrer auf Berlins Straßen wirklich kommen. Die Ergebnisse sind besorgniserregend und erklären, warum es auf Berlins Straßen teilweise so aggressiv zugeht. Alle Ergebnisse des Versuchs samt interaktiver Grafiken, Umfragen und Interviews gibt es auf der besuchenswerten und preisverdächtig gut aufbereiteten Seite radmesser.de.
Weiterer Lesehinweis: Auf Facebook erzählt “Tagesspiegel”-Redakteur Hendrik Lehmann vom Zustandekommen des Projekts, an dem so viele Menschen über einen langen Zeitraum mitgewirkt haben.

2. “In Österreich geht es verrohter zu”
(sueddeutsche.de, Oliver Das Gupta)
Die Wiener Grünen-Politikerin Sigi Maurer hat sich öffentlich gegen obszöne und beleidigende Verbalattacken gewehrt und ist dafür vom Gericht verurteilt worden (noch nicht rechtskräftig). Im Interview mit der “Süddeutschen Zeitung” erklärt Maurer, wieso sie im Internet belästigten Frauen davon abrät, Täter offen anzuprangern, warum eine Klarnamenpflicht nicht die Lösung sei und was man als Opfer dennoch tun könne.

3. Massive Drohungen gegen Stiftung
(faktenfinder.tagesschau.de, Wolfgang Wichmann)
Verschiedene Boulevardmedien wie “Bild” und “B.Z.” prangerten eine Kita-Informationsbroschüre der Amadeu Antonio Stiftung als “Schnüffel-Fibel” an (“Übermedien” berichtete). Nun sieht sich die Stiftung massiven Drohungen und Hassbotschaften ausgesetzt und musste die Polizei einschalten.

4. Pressedistribution: Deutsche Post plant starke Preiserhöhung für niedrige Gewichtsklassen
(dnv-online.net, Wolfgang Rakel)
Die Deutsche Post plant deutliche Preiserhöhungen für den Versand wenig wiegender Postvertriebsstücke. Davon stark betroffen sind Zeitungen wie die “junge Welt”, die aufgrund der erhöhten Portokosten ihre Existenz bedroht sieht.

5. Die erfundene Guillotine der “Gelbwesten”
(faz.net, Michaela Wiegel)
In der Auseinandersetzung zwischen “Gelbwesten” und französischer Regierung bleibt auch die Wahrheit auf der Strecke. Das liegt daran, dass der Streit nicht nur auf der Straße, sondern auch in den sozialen Medien ausgetragen wird. Nicht immer mit fairen Mitteln, wie ein als Fotomontage entlarvtes Bild einer Guillotine beweist. Journalisten, die über die Demonstrationen berichten wollen, werden teilweise beschimpft und angegriffen, was auf unangenehme Art an die deutschen “Pegida”-Umzüge erinnert. Aber auch die französische Regierung nimmt es nicht so genau mit der Wahrheit.

6. Zusammenarbeit von Familienministerium und Inlandsgeheimdienst: Wir klagen für Transparenz
(fragdenstaat.de, Arne Semsrott)
Das Familienministerium lässt Demokratieprojekte vom Inlandsgeheimdienst auf ihre Demokratietauglichkeit überprüfen, ohne dass diese davon erfahren. Ein juristisches Gutachten habe ergeben, dass diese Überprüfung rechtswidrig sei, das Familienministerium habe seine Praxis jedoch fortgesetzt. Nun wehren sich die Informationsfreiheits-Kämpfer von “Frag den Staat” mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht.

Leiter-Lüge, Schnüffel-Fibel-Lüge, Palmer-Bashing-Lüge

1. “Es gibt keine Leiter”
(taz.de, Irina Angerer)
Anlässlich der Online-Kampagne #unten hinterfragt Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch im Interview die Denkweise, die hinter den Begriffen “oben” und “unten” steht: “Es ist eine komplexe Situation in einer gesellschaftlichen Struktur. Und es schwingt natürlich mit, dass die Leute die “oben” sind, schon etwas dafür getan haben, um oben zu sein. So als ob sie einen Berg erklommen hätten und eine Leistung erbracht hätten. Und diese Metaphorik sollte man immer bedenken.”

2. Die Lüge von der “Schnüffel-Fibel”
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Gibt es tatsächlich eine staatlich geförderte “Schnüffel-Fibel”, die erklärt, dass man an Zopf und Kleid beim Mädchen ein völkisches Elternhaus erkennt? “Bild” und “B.Z.” behaupten das jedenfalls, und AfD-Seiten, ein Redakteur der “Neuen Zürcher Zeitung” und Leute wie die Rechts-Influencerin Erika Steinbach springen sofort mit auf den Zug. Stefan Niggemeier räumt mit dem Unsinn auf.

Dazu auch: Gegendarstellung: Die Amadeu Antonio Stiftung ruft nicht zum Beschnüffeln von Eltern auf (belltower.news, Simone Rafael).

3. Florian Klenk: Fake? Fakt? Was darf man glauben?
(youtube.com, Video, 1:08 Stunden)
Wie hat sich der Journalismus und die politische Kommunikation in den vergangenen 25 Jahren verändert? Wer manipuliert uns? Wer informiert uns? Und wieso sind die Rechten so erfolgreich im Netz? Florian Klenk ist nicht nur Chefredakteur des österreichischen Wochenblatts “Falter”, sondern auch ein unterhaltsamer Erzähler, wie er bei der Generalversammlung des Sozialdemokratischen Lehrervereins Oberösterreich beweist. In seinem Vortrag vor den versammelten Pädagogen geht es um “Fake News, Freunderlwirtschaft und Demokratie”.

4. “Tagblatt”-Chefredakteur Gernot Stegert über die Vorwürfe des Palmer-Bashings
(tagblatt.de, Gernot Stegert)
Das “Schwäbische Tagblatt” hat sich in den letzten Tagen mit dem Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer und dessen öffentlich ausgetragenem Streit mit einem Studenten beschäftigt und sieht sich nun Vorwürfen des “Palmer-Bashings” ausgesetzt. Chefredakteur Gernot Stegert bezieht dazu Stellung und bietet den Leserinnen und Lesern Austausch und Diskussion an. (Höflicherweise erwähnt er nicht, dass das wirksamste Palmer-Bashing immer noch von Boris Palmer selbst vollzogen wird.)

5. Wie berichtet man vom Krieg, Frau Ramsauer?
(derstandard.at, Olivera Stajic)
Petra Ramsauer arbeitet seit fast zwanzig Jahren als Krisenberichterstatterin. In den vergangenen Jahren war sie unter anderem in Afghanistan, im Irak, im Tschad, in Mauretanien und der Elfenbeinküste. Im Gespräch mit dem “Standard” geht es um ihren Antrieb, ihre Haltung und Objektivität. Letztere hält sie übrigens für “Blödsinn”. Ihr Job sei es nicht zu schreiben: “der sagt, es ist blau, und der sagt, das ist grün. Mein Job ist es hinzufahren und zu schauen, ist es jetzt blau oder grün.”

6. Die beschränkte Weltsicht von Journalisten
(deutschlandfunk.de, Matthias Dell, Audio, 4:03 Minuten)
Im preisgekrönten Dokumentarfilm “Aggregat” von Regisseurin Marie Wilke werden Aufnahmen der vergangenen Jahre zusammenmontiert, in denen es unter anderem um die Themen Migration und Rechtspopulismus geht (lesenswert dazu auch die Rezension von Severin Weiland bei “Spiegel Online”). Matthias Dell erzählt in seiner “Deutschlandfunk”-Kolumne: “Meine liebste Stelle in dem Film ist die über ein Kamerateam vom ZDF, das den SPD-Bundestagsabgeordneten Karamba Diaby portraitieren will — weil man daran sehen kann, wie beschränkt Journalisten mitunter auf die Welt schauen, ohne es zu merken.”

Mafia-Berichterstattung, Sprache der Politik, “Partnerprogramm” für Hass

1. Unter Verdacht – Gericht verbietet MDR-Ausstrahlung
(ndr.de, Timo Robben)
Wer zum Thema organisierte Kriminalität und Mafia recherchiert, hat zu den normalen Schwierigkeiten noch eine weitere, juristische: Die Beweislage muss für eine Verdachtsberichterstattung ausreichen, und das ist oft Auslegungssache. Das mussten gerade zwei MDR-Journalisten auf schmerzliche Weise erfahren, deren Film “Paten in Deutschland — die armenische Mafia und Diebe im Gesetz” aus eben diesen juristischen Gründen nicht ausgestrahlt werden konnte.

Siehe dazu auch den “Zapp”-Beitrag: “Recherche über Mafia schwierig”, in dem der MDR-Journalist Ludwig Kendzia die Schwierigkeiten bei der Mafia-Berichterstattung erklärt. (ndr.de, Video, 14:02 Minuten).

2. Russlands linke Offensive
(faktenfinder.tagesschau.de, Patrick Gensing & Silvia Stöber)
Von Berlin aus operieren Onlinemedien mit politischen Inhalten, berichten über “das ausbeuterische globale System”, das die Menschheit “versklavt und unseren Planeten zerstört”, und rufen die Menschen dazu auf, “ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen”. Finanziert werden die durchaus erfolgreichen Seiten aus Russland. Der ARD-“Faktenfinder” hat sich auf Spurensuche begeben.

3. Rechte Verlage zahlten wohl Geld an Betreiber von Hetzseiten
(sueddeutsche.de, Katja Riedel & Sebastian Pittelkow)
Mario R. betrieb Hassportale im Netz und steht wegen unerlaubten Waffenhandels vor Gericht. Nun hat sich herausgestellt, dass Hintermänner des Kopp Verlags und des rechten Magazins “Compact” ihm offenbar mehr als 100.000 Euro überwiesen haben und zwar im Rahmen eines “Partnerprogramms”.

4. Die Sprache der Politik
(wdr.de, Achim Schmitz-Forte, Audio, 27:44 Minuten)
Der Grünen-Politiker Robert Habeck war bei der WDR-“Redezeit” zu Besuch und hat dort erzählt, dass gute Politik vor allem eine Frage der richtigen Sprache sei: “Wie in der Politik etwas gesagt wird, entscheidet, was in der Politik gedacht und was gemacht wird”.
Weiterer Lesehinweis zum Thema Sprache: Welche Strategien verwenden die Rechten mit ihrer Sprache? Zur Rhetorik der AfD: Der rechte Redner befiehlt, die Zuhörer folgen (fr.de, Heinrich Detering).

5. “Zehn Morde. Sind ihnen völlig egal”
(spiegel.de, Arno Frank)
Die Journalistin Annette Ramelsberger hat volle fünf Jahre den NSU-Prozess begleitet. In einem Gemeinschaftsprojekt mit drei weiteren Journalistinnen und Journalisten entstand das 2000-seitige Werk “Der NSU-Prozess. Das Protokoll”. Im Interview erzählt Rammelsberger von den Merkwürdigkeiten des Prozesses, ihren schwersten Momenten aber auch über den bewegenden Moment, als es stehenden Applaus für die Aussage einer Frau mit iranischen Eltern gab. Diese habe sich trotz eines Bombenanschlags nicht unterkriegen lassen und arbeite mittlerweile als Chirurgin an einer Kölner Klinik.

6. Regulierung von Social Media und Suchmaschinen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen (ROG) hat einen Bericht mit Empfehlungen für die öffentliche Kontrolle von Diensten wie Facebook, Google und Twitter veröffentlicht. Der Bericht geht davon aus, dass diese Dienste heute keine rein privaten Unternehmen mehr seien, sondern essenzieller Bestandteil moderner Öffentlichkeit, und daher in besonderer Weise kontrolliert werden müssten. Er richte sich an die Bundesregierung und Vertreter des Bundestages und sei diesen bereits zugestellt worden. Wer sich dazu weiter einlesen will: Es gibt eine Kurzfassung (PDF) wie auch den vollständigen Bericht (PDF).
Weiterer Lesehinweis: Der große Facebook-Medien-Report: So extrem schaden die Algorithmus-Änderungen deutschen Medien-Seiten (meedia.de, Jens Schröder).

Brutale Spätfolgen, Journalismus für Entscheidungen, Berühmtes Hochhaus

1. “Jede Minute, die Facebook verzögern kann, ist extrem viel Wert”
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz, Audio, 5:44)
Das britische Parlament hat interne Mails und andere Dokumente von Facebook beschlagnahmen lassen, die aus einem kalifornischen Gerichtsprozess stammen. Der “Deutschlandfunk” hat sich mit dem Ökonomen und Publizisten Hannes Grassegger über den Fall unterhalten. Grassegger kritisiert Facebooks Umgang mit Skandalen und Kritikern: “Da hat sich Facebook Taktiken angeeignet, die wir eigentlich nur aus dem total rechten Spektrum kennen”.

2. Schweizer Medien spüren die brutalen Spätfolgen der «goldenen Jahre»
(medienwoche.ch, Karl Lüönd)
Karl Lüönd blickt in einem längeren Lesestück auf die letzten Jahrzehnte der Schweizer Medien zurück, die in der Vergangenheit regelrecht im Geld geschwommen seien. Die schmerzhaften Restrukturierungen, wie sie nun bei den Unternehmen Tamedia oder CH Media stattfinden, seien auch die Spätfolgen des sorglosen Umgangs mit finanziellen und personellen Ressourcen der Vergangenheit. “An Wettbewerb war der typische Schweizer Verleger nicht gewöhnt. Die meisten verwalteten ihre Fürstentümer und passten auf, dass kein Fremder eindrang.” Einige seiner Feststellungen weisen Parallelen zur Entwicklung der deutschen Medienlandschaft auf.

3. Das Springer-Hochhaus
(mediathek.rbb-online.de, Video, 43 Minuten)
In den frühen 60er-Jahren entstand im Berliner Stadtteil Kreuzberg das 19-geschossige und 78 Meter hohe Axel-Springer-Hochhaus. In einer rbb-Doku wird die Geschichte des berühmten Hauses mit Hilfe von historischen Aufnahmen und Zeitzeugenberichten nachgezeichnet.

4. 80 Journalistinnen haben BuzzFeed News in einer Umfrage von Belästigungen bei der Arbeit berichtet
(buzzfeed.com, Pascale Mueller)
In einer nicht-repräsentativen Umfrage von “BuzzFeed News Deutschland” haben über 80 deutsche Journalistinnen und Medienmacherinnen angegeben, während ihrer Arbeit schon einmal sexuell belästigt worden zu sein. Pascale Mueller fasst die Ergebnisse der Umfrage zusammen und lässt einige der Betroffenen zu Wort kommen.

5. Verbraucherjournalismus: Basis für mündige Entscheidungen
(netzwerkrecherche.org, Renate Daum & Lena Sington & Christine Throl & Franziska Senkel)
Auf der Fachtagung “Wissen ist Macht” bei der Stiftung Warentest haben sich rund 100 Journalisten und Wissenschaftler zusammengefunden, um über Verbraucherjournalismus zu reden. Die Erkenntnisse aus dieser Veranstaltung sind in einem Bericht nachlesbar. Schon der Untertitel weist auf mögliche Schwierigkeiten dieser Form des Journalismus hin: “Verbraucherjournalismus zwischen Lebenshilfe und PR-Geflüster”.

6. “1 Thema, 2 Farben”
(twitter.com/BR_quer)
Der FDP-Politiker Christian Lindner bewirbt sich und seinen Podcast mit den Worten: “der erste Politiker mit eigenem Podcast”. Die Redaktion von “quer” (BR) hat dazu eine Anmerkung.

“Implant Files”-Recherche, BAMF-Nichtskandal, “Anti-Fa”-Duschgel

1. So lief die Recherche
(sueddeutsche.de, Katrin Langhans & Frederik Obermaier)
Hinter dem etwas sperrig wirkenden Begriff “Implant Files” steckt ein internationales Rechercheprojekt, bei dem es um unzureichend geprüfte Implantate und fehlerhafte Medizinprodukte geht. Katrin Langhans und Frederik Obermaier erzählen, wie es zu dem Projekt kam, warum die Informationen daraus so wichtig sind, wie die Behörden auf die Vorwürfe reagiert haben, und was man als Betroffener machen kann.
Weiterer Lesehinweis: Georg Mascolo leitet den Rechercheverbund von NDR, WDR und “Süddeutscher Zeitung”. Im Gespräch mit dem “Deutschlandfunk” erläutert er, warum internationale Kooperationen und gemeinsame Recherchen sinnvoll sind: “Wir haben festgestellt, dass es bestimmte globale Missstände gibt, wo es Sinn hat, eben auch einen globalen Journalismus entgegenzusetzen”.

2. Distanzierung von der Distanzierung
(djv.de, Hendrik Zörner)
Bei der “FAZ” erschien am Wochenende online ein Beitrag über das Saudi-Arabien-Lobbying der Berliner PR-Agentur WMP EuroCom AG, der sich auf die vorhergehende Berichterstattung der “Bild am Sonntag” berief. Wenige Zeit später löschte die “FAZ” den Artikel und veröffentlichte einen aktualisierten Bericht. Ein Verwirrspiel, bei dem auch die “BamS”-Chefin und (indirekt) Friedrich Merz vorkommen und bei dem man sich, wie Hendrik Zörner vom Deutschen Journalisten-Verband ausführt, ein paar erläuternde Worte gewünscht hätte.

3. Der Skandal, der keiner war: Mit diesem Erlass nahm die BAMF-Affäre ihren Anfang
(fragdenstaat.de, Arne Semsrott)
Im Frühjahr erschütterte ein vermeintlicher Skandal die Republik: Die Bremer Außenstelle des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) wurde von Medien und der eigenen Revisionsabteilung beschuldigt, ab 2015 tausendfach falsche Asylbescheide ausgestellt zu haben und dies auch noch in Verfahren, für die sie mehrheitlich nicht zuständig gewesen sei. Mit ihren Vorwürfen handelten die Medien wie auch die interne Revision äußerst fahrlässig, wie Arne Semsrott berichtet. Das schlecht ausgestattete Revisions-Referat des BAMF habe offenbar nicht den Erlass der eigenen Behörde gekannt, nach der die Bremer Außenstelle tatsächlich für die Fälle zuständig war.

4. “Stille Orbánisierung”
(taz.de, Markus Nowak)
Markus Nowak berichtet in der “taz” über die zunehmend bedrohte Pressefreiheit in Litauen. Vor allem der öffentlich-rechtliche Sender LRT sehe sich durch das litauische Parlament in seiner Freiheit bedroht. Noch liegt Litauen in der Rangliste der Pressefreiheit auf Platz 36 von 180 Ländern. Das kann sich jedoch 2019 ändern, wenn in dem baltischen Land neben EU-Parlament und Kommunalwahlen auch ein neues Staatsoberhaupt bestimmt wird.

5. Sorgenkind Fairness
(spiegelkritik.de)
Wenn einem Onlinemedium gerichtlich eine Gegendarstellung auferlegt wird, drängte es sich geradezu auf, den Originalbeitrag im Onlinearchiv um diese Gegendarstellung zu ergänzen. Doch damit tun sich manche Medien schwer, wie “Spiegelkritik” am Beispiel von “Spiegel Online” erklärt. Das Portal habe sich dazu nach neun Jahren erneut an den “Spiegel” gewandt, aber keine Antwort bekommen und fragt nun: “Unfähigkeit oder Trotz?”

6. So geht es weiter mit dem “Anti-Fa”-Duschgel
(horizont.net, Ingo Rentz)
In einer frechen Werbekampagne preist der FC St. Pauli sein “Anti-Fa”-Duschgel (“Die wilde Frische auf der Straße”) an. Das hat die Firma Henkel auf den Plan gerufen, die sich um ihre Marke Fa sorgt. Nun hat man sich friedlich geeinigt: Das Produkt werde in den Filialen der Drogeriekette Budni “nur sehr eingeschränkt vermarktet”, den Verkauf über die eigene Website darf der Fußballklub jedoch uneingeschränkt fortführen.

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